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Das muss sie verhindern! Hochzeitsplanerin Rylee erfährt, dass sich der berühmt-berüchtigte Patrick „Trick“ MacArthur auf ihre nächste Promi-Hochzeit einschleichen will. Führt er etwas Skandalöses im Schilde? Kurz entschlossen schlägt sie dem Bad Boy der Social-Media-Branche einen Deal vor: Er darf bei der Generalprobe dabei sein, dafür hält er sich aus der Zeremonie heraus. Aber kann sie ihrem sexy Feind wirklich trauen? Denn Tricks freches Lächeln ist keine Zustimmung – sondern eher eine gefährlich verführerische Provokation …
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Seitenzahl: 204
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2023 by Harlequin Enterprises ULC Originaltitel: „The Man She Loves to Hate“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe 2023 in der Reihe BACCARA, Band 2320 Übersetzung: Gabriele Ramm
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2023 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751515917
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Rylee Meadows plante jetzt seit drei Jahren Hochzeiten für berühmte, reiche Klienten. Besondere Wünsche waren nichts Ungewöhnliches, genauso wenig wie Änderungen in letzter Minute. Aber dies war das erste Mal, dass sie es mit einem Hochzeitscrasher zu tun hatte.
Die Hochzeit von Xavier Noble und Ariana Ramos sollte in wenigen Tagen stattfinden, und die Vorbereitungen hatten eine Heidenarbeit gemacht. Nicht nur für Rylee, sondern auch für all die anderen, die damit betraut waren, nichts Geringeres als die perfekte Hochzeit zu planen. Wobei sie mit allen möglichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten – inklusive eines Stromausfalls, der die halbe texanische Stadt Royal lahmgelegt hatte.
Dieses Problem hatte Rylee noch gelassen hingenommen, schließlich war sie Profi und daran gewöhnt, brenzlige Situationen zu meistern, doch das neue Problem namens Patrick „Trick“ MacArthur bereitete ihr schlaflose Nächte.
Trick – welch passender Name – war ein Star in den sozialen Medien, der berühmt geworden war, indem er bei Veranstaltungen auftauchte, zu denen er nicht eingeladen war. Und im Moment hatte er es auf die Noble-Ramos-Hochzeit abgesehen.
Nach allem, was Rylee und die anderen hart arbeitenden Leute an Kraft und Zeit in diese Hochzeit investiert hatten, war so ein Unruhestifter in der Stadt das Letzte, was sie brauchten.
Xavier und Ariana hatten sie damit betraut, den perfekten Tag für sie zu planen, und Rylee hatte nicht vor, sie zu enttäuschen. Doch es war offensichtlich, dass Trick, der irgendwo hier in Royal eingecheckt hatte, nicht einfach so verschwinden würde. Der Mann verdiente sein Geld damit, Hochzeiten zu crashen, was sie unglaublich aufbrachte.
Man hatte ihr schon häufiger vorgeworfen, eine Perfektionistin zu sein. Sie verstand auch, wieso. Sie war daran gewöhnt, alles in ihrer Umgebung unter Kontrolle zu haben. Tricks Anwesenheit auf der Hochzeit und dem Empfang könnte jedoch allen den Tag verderben. Und das würde sie auf keinen Fall zulassen.
Natürlich hatte sie ihre Hausaufgaben gemacht, und obwohl sie objektiv zugeben musste, dass Patricks Storys gut aufgearbeitet waren, hieß sie seine Eskapaden noch lange nicht gut. In seinen Videos zeigte sich der anziehend wirkende und lächelnde Mann als das Herz jeder Party. Er sah gut aus, hatte dichtes schwarzes Haar, das Frauen geradezu verlockte, mit den Fingern hindurchzustreichen, und haselnussbraune Augen, die schelmisch funkelten. Und er lächelte stets keck in die Kamera.
Rylee schnaubte, als sie ihren Wagen am Kantstein parkte. Sie hatte noch nie etwas für böse Jungs übriggehabt und würde jetzt ganz sicher nicht damit anfangen. Da sie Erkundigungen eingezogen hatte, wusste sie, dass Trick hier bei diesem Schneider war. Und sie war entschlossen, ihn in die Ecke zu drängen und ihn zu zwingen, sich auf ihre Spielregeln einzulassen, falls er nicht bereit sein sollte, Royal zu verlassen. Sobald sie ihn davon überzeugt hatte, sich zu benehmen, würde sie mit dem Brautpaar sprechen und ihnen erklären, dass dies der einzige Ausweg war.
Sie stieg aus, und als sie den Fußweg entlangging, verzog sie schmerzhaft das Gesicht. Diese verdammten Schuhe. Behutsam schob sie einen der Riemen zur Seite und sah, dass sich darunter eine Blase gebildet hatte. Nachdem sie zu einer Parkbank gehumpelt war, holte sie ihr Notfall-Täschchen aus der Handtasche.
Schon vor langer Zeit hatte sie gelernt, nicht ohne Bandagen oder Sicherheitsnadeln zu einer Hochzeit oder sonst wohin zu gehen. Im Laufe der Jahre hatte sie den Inhalt dieser Notfalltasche ständig erweitert – um alles, was eine in Panik geratende Braut gegebenenfalls gebrauchen konnte. Oder wie in diesem Fall, die geplagte Hochzeitsplanerin.
Nachdem sie das Blasenpflaster aufgeklebt hatte, rollte sie die Schultern und strich sich eine Haarsträhne zurück in den Knoten. Es war ein langer Tag gewesen und sie hatte das Essen auslassen müssen, um ein Problem mit der Sitzordnung zu lösen. Zum Glück war dies die letzte Aufgabe für heute, und was noch besser war, Trick erwartete sie nicht. Sie würde in seine Verabredung platzen, mal sehen, wie ihm das gefiel.
Zufrieden lächelnd – sie liebte es, wenn ein Plan funktionierte – betrat sie das Geschäft des Herrenausstatters. Da sie bereits unzählige Male hier gewesen war, um dem Bräutigam zu helfen, das richtige Outfit zu finden, kannte Harold sie, der hinter dem Verkaufstresen stand.
„Rylee.“ Lächelnd streckte er ihr die Hand entgegen. „Sie arbeiten ja lange.“
„Ich bin eigentlich hier, um mit einem Ihrer Kunden zu sprechen. Ich vermute mal, dass Shayla bei ihm ist?“ Shayla war Schneiderin, und zwar eine verdammt gute. Es war nicht gerade der typische Beruf für eine toll aussehende Zweiunddreißigjährige, aber Royal mit seinen einzigartigen Bewohnern war eben etwas Besonderes.
„Sie sind hinten“, antwortete Harold. „Gehen Sie gern durch.“
„Danke, das mache ich.“ Ohne zu zögern, ging Rylee ins Hinterzimmer, wo sie Shayla und Patrick entdeckte. Shayla, die wie üblich eine blaue Bluse und eine Hose trug, hatte ein Nadelkissen am Handgelenk und konzentrierte sich auf Patricks Sakko. Patrick dagegen trug deutlich weniger.
Ein Grinsen breitete sich langsam auf seinem Gesicht aus, und als ihre Blicke sich im Spiegel trafen, bekam Rylee eine Gänsehaut. Die Hitze, die ihr in die Wangen stieg, wurde von dem verursacht, was er nicht anhatte – seine Hose.
„Na, wenn das nicht Rylee Meadows ist“, sagte Patrick und musterte sie eingehend.
Shayla hob den Kopf: „Oh, hallo Rye. Wir sind fast fertig, dann habe ich Zeit für dich.“
Rylee riss den Blick von Patricks nackten Beinen und den heruntergerutschten schwarzen Socken los, nicht ohne heimlich seine Wadenmuskeln und die wenigen dunklen Haare auf seinen kräftigen Schenkeln zu bewundern, die unter dem gesteckten Saum des Sakkos verschwanden. Den Gedanken, dass sie enttäuscht darüber war, seinen Hintern nicht sehen zu können, verscheuchte sie umgehend. Sie schloss die Augen, um wieder zu Verstand zu kommen.‚
„Ich, äh, ich bin hier, um mit Trick zu sprechen. Patrick. Mr. MacArthur.“
Er blickte über die Schulter zu ihr und hob eine dunkle Augenbraue. „Bitte, nennen Sie mich nicht Mr. MacArthur. Da fühle ich mich wie ein Greis.“
Shayla lachte und musterte ihn. „Wohl kaum. Okay, Sie können die Jacke ausziehen.“ Die Schneiderin warf Rylee einen kecken Blick zu. „Und vielleicht sollten Sie eine Hose anziehen, um Ms. Meadows nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen.“
„Ich bin mir sicher, dass sich Ms. Meadows durch nichts aus der Ruhe bringen lässt.“
„Stimmt.“ Shayla griff nach der Hose und wartete darauf, dass Patrick die Jacke auszog. Sie drückte kurz Rylees Schulter, als sie nach draußen ging. „Lasst euch Zeit.“
Patrick zog sich die Hose an, und Rylee sah lange genug hin, um einen durchaus ansprechenden Hintern bewundern zu können, ehe sie sich anstandshalber umdrehte, auch wenn er nicht darum gebeten hatte.
„Sind Sie hier, um mich anzustarren, oder ist es ein beruflicher Besuch?“, fragte er.
„Ich möchte Ihnen ein Angebot machen, Mr. … äh, Patrick.“
„Trick passt schon, Rye.“
„Rylee für Sie.“ Sie wirbelte herum, gerade als er seinen Gürtel schloss. Er trug ein weißes Hemd, das am Kragen offen stand und einen ansprechenden Hals entblößte. Selbstbewusst stand er vor ihr, obwohl er keine Schuhe anhatte. Genauso selbstsicher wie eben, als er nicht mal eine Hose angehabt hatte. Trotz all seiner Eskapaden wirkte er auf sie vertrauenswürdig, was eigentlich verrückt war. Der berühmt-berüchtigte Trick MacArthur war bekannt dafür, hinterlistig und opportunistisch zu sein. Verwirrt zog sie die Augenbrauen zusammen.
„Okay. Rylee.“ Er setzte sich auf den Hocker und schlüpfte in ein Paar vermutlich italienische Lederschuhe, bevor er wieder aufstand. „Was kann ich für Sie tun?“
„Ich bin hier, um eine Abmachung mit Ihnen zu treffen, damit Sie auf Xaviers und Arianas Hochzeit keinen Unsinn treiben.“
„Unsinn?“
Er trat auf sie zu, und sie wurde umhüllt von einem bekannten Duft.
„Dior Sauvage?“, platzte sie heraus und ärgerte sich im nächsten Moment. „Äh, Ihr Duft. Ich habe ein seltsames Talent dafür, Männerdüfte zu erkennen. Liegt wohl an den vielen Bräutigamen, mit denen ich zu tun hatte“, plapperte sie weiter. „Meistens wissen sie nicht, was ihnen gefällt, wollen für den speziellen Tag aber etwas Besonderes. Egal, vergessen Sie es.“
„Ich bin beeindruckt. Dior ist meine Lieblingsmarke.“
Das passte. Es war ein komplexer Duft, der sowohl sein Image als böser Junge als auch eine gewisse Weltgewandtheit widerspiegelte. Der Duft war kaum noch wahrnehmbar, als hätte er ihn heute Morgen aufgesprüht. Plötzlich hatte sie ein Bild vor Augen, wie er aus der Dusche trat, während noch Wassertropfen über seine nackte Brust und über seinen knackigen Hintern liefen.
„Was ist das für eine Abmachung?“, hakte er nach und riss sie aus ihren erotischen Gedanken.
Sie schluckte. „Ich nehme an, Sie würden gern an der Noble-Ramos-Hochzeit teilnehmen?“
Sein Kopf fuhr herum. „Bieten Sie mir etwa eine Einladung an?“
„In gewisser Weise. Wie Sie ja wissen, sind Xavier und Ariana zurzeit Amerikas beliebtestes Paar.“
„Was meine Anwesenheit hier in Texas erklärt.“ Er breitete die Arme aus.
Sein Lächeln glich dem eines Hais, war deshalb jedoch nicht weniger attraktiv. Was war das wohl für ein Gefühl, wenn man sich über niemanden anders als sich selbst sorgen musste? Rylee machte sich meistens um alle anderen Sorgen, aber sie arbeitete ja auch im Dienstleistungsbereich, Trick … nicht.
„Wenn ich Ihnen Zugang zu den abschließenden Vorbereitungen für die Hochzeit gewähre, würden Sie all das filmen können, was bis zur eigentlichen Trauung und dem Empfang passiert.“ Sie hoffte, dass seine zusammengezogenen Augenbrauen darauf hindeuteten, dass er ihr Angebot überdachte.
„Wo ist der Haken?“
„Es ist Ihnen nicht erlaubt, während der Trauung und des Empfangs zu drehen, allerdings sind Sie als geladener Gast willkommen.“
„Und?“, hakte er nach, als ahnte er, dass noch mehr kam. Er hatte recht.
„Und Sie werden gebeten, die Erlöse, die sie mit den Videos machen, an eine Hilfsorganisation zu spenden, die Xavier und Ariana auswählen.“
„Abgemacht.“
„Lassen Sie mich ausreden, ehe Sie …“ Ihr müdes Hirn registrierte erst mit Verzögerung seine Zustimmung. „Wie bitte?“
„Wir haben einen Deal.“ Er streckte ihr die Hand entgegen. „Kommen Sie, Rylee. Deshalb sind Sie doch hier. Worauf warten Sie noch?“ Er drehte seine Hand, sodass die Handfläche nach oben zeigte. „Schlagen Sie ein.“
„Jetzt warte ich auf den Haken.“
„Sie glauben, dass es einen Haken gibt?“
Sein Lächeln deutete jedenfalls darauf hin. Ihr blieben noch fünf Tage, um diese Hochzeit perfekt vorzubereiten, und er erwies sich als viel offener für ihren Vorschlag, als sie zu hoffen gewagt hatte. Sie hatte ihn quasi überfallen und sich für einen harten Kampf gewappnet. Schließlich hatte er seit Monaten darauf hingearbeitet, diese Hochzeit zu stören, doch statt mit ihr darum zu kämpfen, stimmte er ihrem Vorschlag einfach zu.
Konnte sie ihm trauen? Aber was blieb ihr anderes übrig? Sie legte ihre Hand in seine.
Er umschloss sie fest. „Wenn …“
„Oh nein!“
„... Sie mit mir essen gehen. Ich bin am Verhungern.“
Rylee öffnete den Mund, um ihn abzuweisen, doch noch ehe sie ein Wort herausbrachte, knurrte ihr Magen.
Trick lachte. Die Wärme seiner Berührung strömte ihren Arm entlang und breitete sich angenehm im ganzen Körper aus. Er beugte sich zu ihr und kam ihr so nahe, dass sie die Stoppeln auf seinem Kinn und die goldenen Flecken in seinen braunen Augen deutlich sehen konnte. Seine Lippen öffneten sich, sein Blick suchte ihren.
„Das hört sich nach einem Ja an, Rylee Meadows“, murmelte er, bevor er sie losließ. Dann rieb er sich die Hände. „Wo gibt’s den besten Cheeseburger in der Stadt?“
Die offensichtliche Wahl, um einen Burger zu essen, wäre das Royal Diner gewesen, aber Rylee traute Trick in solch ungezwungener Umgebung nicht über den Weg. Allein der Gedanke, wie er mit der Kellnerin flirtete, während er es sich in einer der roten Kunstledernischen gemütlich machte, ging ihr gegen den Strich. Sie brauchte heute Abend keine weiteren Herausforderungen, sie brauchte Ruhe und einen Cocktail. Also entschied sie sich für das Steakhaus.
Dort reichte sie dem Parkwächter den Schlüssel zu ihrem geliehenen Mercedes. Nachdem sie das Ticket entgegengenommen hatte, trat Patrick neben sie und bot ihr seinen Arm, eine höfliche Geste, die sie von ihm nicht erwartet hatte.
„Das RCW-Steakhouse gehört Rafe Cortez-Williams“, erzählte sie ihm, als sie an ihren Tisch geführt wurden. „Das Fleisch kommt direkt von der Familienranch.“
„Beeindruckend.“
Nachdem sie Platz genommen hatten und man ihnen die Speisekarten gereicht hatte, bemerkte sie, wie Trick sich umsah und die Tische und Stühle, die aus robustem dunklem Holz waren, sowie die Fenster mit den schweren Vorhängen musterte. Es war eine traditionelle Einrichtung, doch Rylee fand sie beruhigend. Da sie aus einer wohlhabenden Familie kam, war sie an Country-Club-Chic in all seinen Formen gewöhnt.
„Gemütlich. Ich hätte gedacht, dass Sie in ein hell erleuchtetes Diner mit mir gehen, stattdessen entführen Sie mich in eine verführerische dunkle Ecke.“ Seine Lippen verzogen sich wieder zu diesem frechen Grinsen.
„Sie wollten einen Burger.“ Rylee überflog die Speisekarte. „Die sind hier sogar noch besser als im Diner.“
„Was nicht der allgemeinen Meinung entspricht?“
„Genau. Aber ich bin ein hochnäsiges reiches Mädchen, also müssen Sie nehmen, was kommt.“ Sie schlug die Speisekarte zu. Nicht, dass sie sich hochnäsig fand, doch sie kannte reichlich Leute, die ihre Familie so bezeichneten. Ihr hatte man auch schon vorgeworfen, perfektionistisch und unnachgiebig zu sein. Ihr Ex hatte sie als „zu ehrgeizig“ bezeichnet, als er die Verlobung löste.
Der Kellner trat zu ihnen und nahm ihre Bestellung auf. Tripp entschied sich für einen Burger mit gerösteten Zwiebeln, Pickles und Käse. Sie nahm das Gleiche, fügte aber noch Bacon hinzu.
„Sie sind ja mutig“, sagte Trick, als der Kellner gegangen war.
„Sie sind es wohl nicht gewohnt, dass eine Frau einen Cheeseburger bestellt, was?“
„Jedenfalls keine Frau in cremefarbenem Seidenkleid. Die Farbe steht Ihnen übrigens ausgesprochen gut.“
Verwirrt von dem Kompliment, strich sie sich eine ihrer hellblonden Strähnen hinters Ohr. „Ach, ich bin sozusagen am Verwelken. Meine Frisur löst sich auf, mein Kleid ist zerknittert und diese Schuhe haben ihr Verfallsdatum definitiv überschritten.“
Er beugte sich vor, um unter den Tisch zu schauen. „Diese Riemchen sehen schmerzhaft aus.“
„Sind sie auch.“
„Wieso tragen Sie sie dann?“
Sie lachte. „Weil Sneakers nicht so wirklich zu diesem Kleid passen?“
Er nickte, wirkte aber nachdenklich. Sie wusste nicht viel über Patrick, abgesehen von den Gerüchten, die ihm vorauseilten. Da sie jetzt hier mit ihm in dieser, wie er sagte, „verführerischen dunklen Ecke“ saß, kam es ihr tatsächlich sehr intim vor. Doch ihre Erziehung verlangte Höflichkeit und dementsprechend Small Talk.
„Wieso Hochzeiten?“
„Wieso … Hochzeiten?“, wiederholte er.
„Ja. Wieso schleichen Sie sich uneingeladen auf Hochzeiten und filmen dort?“ Sie trank einen Schluck Wasser.
„Es sind nicht immer Hochzeiten. Ich habe auch schon ein paar Privatkonzerte gecrasht und Geburtstagsfeiern in Beverly Hills. Und mindestens eine Preisverleihung.“
„Die habe ich gesehen. Sie wurden von Sicherheitsleuten hinausbegleitet, und es endete damit, dass sie vor der Polizei geflüchtet sind. Nicht gerade erwachsen.“
„Das ist lange her.“
Er wich ihrem Blick aus und schien nicht sonderlich stolz auf seine Vergangenheit zu sein.
„Ja, aber trotzdem sind Sie jetzt hier. Und Sie planen irgendwelche fiesen Streiche für die Noble-Ramos-Hochzeit, was eindeutig beweist, dass Sie sich nicht gebessert haben.“
„Fiese Streiche? Das ist wohl kaum die passende Beschreibung meines Jobs.“
„Ein Job, der darauf beruht, dass Sie da auftauchen, wo niemand Sie haben will?“
Statt bei dieser unverhüllten Beleidigung zusammenzuzucken, lächelte er nur und lehnte sich entspannt zurück. „Als ich noch jünger war, haben meine Collegefreunde und ich ein paar echt bescheuerte Sachen gemacht, jedoch nichts Bösartiges.“
„Ich habe einige der älteren Videos gesehen. In einem hatten Sie den Lautsprecher in einem Drive-in-Restaurant ausgetauscht, und immer, wenn jemand angefahren kam, haben Sie ein bekanntes Lied gesungen und die Leute im Auto dazu gebracht, mitzusingen.“ Zu beobachten, wie die Leute überrascht zu lachen anfingen und dann tatsächlich einstimmten, war unterhaltsam und irgendwie nett gewesen.
„Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht.“
„Sie haben mir ja keine andere Wahl gelassen. Es ist gut, über seine Gegner Bescheid zu wissen.“
„Sind wir das? Ich dachte, wir wären gerade Partner geworden. Und als Partner sollten wir uns duzen, oder?“
Ehe sie antworten konnte, brachte der Kellner ihre Burger und fragte, ob sie sonst noch etwas benötigten. Trick wartete, bis sie dankend abgelehnt hatte, ehe auch er den Kopf schüttelte. Charmant und höflich. Wie unerwartet.
Gleichzeitig führten sie ihren Burger zum Mund, und ihre Blicke trafen sich eine Sekunde lang, ehe Rylee den ersten Bissen nahm. Köstlich! Ein leises Stöhnen entschlüpfte ihr.
Trick legte seinen Burger auf den Teller, wischte sich den Mund mit der schwarzen Stoffserviette ab und nickte, wobei er kaute.
„Verdammt“, sagte er, sobald er ausgekaut hatte. „Verdammt.“
„Gut, was?“
Eins seiner „Verdammts“ bezog sich auf den fantastischen Burger, das andere auf Rylee. Ihr hellblondes Haar war zu einem Knoten zusammengenommen, sodass ihr schlanker Hals entblößt war. Einer der dünnen Träger ihres Kleides war ein wenig von der Schulter gerutscht, und sie biss herzhaft von ihrem Burger ab.
Sie war einfach umwerfend.
Trick konnte sich nicht daran erinnern, wann er je so fasziniert von einer Frau gewesen war. Selbstverständlich hatte er sie in der Stadt gesehen, seit er hier angekommen war. Kaum hatte er die taffe Hochzeitsplanerin, die alles und jeden im Griff zu haben schien, wahrgenommen, war er auch schon hin und weg gewesen. Er mochte ihr freches Mundwerk, ihre Professionalität und natürlich ihr Aussehen. Es gefiel ihm, dass sie groß war, und ihm gefiel die Art, wie ihre Kurven die Nähte ihres Kleides strapazierten, die Art, wie ihre blauen Augen ihn ernst anschauten, als versuchte sie, aus ihm schlau zu werden …
Als sie ihn heute im wahrsten Sinne des Wortes mit runtergelassener Hose erwischt hatte, war er mehr als glücklich gewesen.
Die Freunde, mit denen er früher Videos gedreht hatte, hatten sich anderen Karrieren zugewandt. Er dagegen hatte sich eine Art Imperium aufgebaut, ohne es darauf angelegt zu haben, und das in gerade mal drei Jahren. Er hatte Sponsoren gefunden, als die Zahlen seiner Zuschauer in den sozialen Medien sechsstellig wurden. Inzwischen waren sie gut siebenstellig. Es war keine traditionelle Karriere, das war mal sicher. Zwar hatte er die Filmhochschule besucht, aber eigentlich damit gerechnet, ewig als Praktikant zu arbeiten, ehe er jemals Regie führen würde.
„Partner, echt?“, fragte Rylee unvermittelt.
Interessant. Er hätte gedacht, dass sie lieber das Thema wechseln wollte.
„Du brauchst mich, um die Vorbereitungen zu filmen. Ich habe zugestimmt.“
„Erstens, ich brauche dich überhaupt nicht, um irgendetwas zu filmen. Ich versuche lediglich, dich einzubinden.“
„Das haben schon viele Frauen vergeblich versucht, Rylee.“ Er grinste.
„Wie viele?“ Herausfordernd hob sie die Augenbrauen.
„So viele nun auch wieder nicht.“ Er wollte nicht, dass sie ihn für einen Schürzenjäger hielt. Er versuchte nicht, sie zu beeindrucken, und wollte sie auf keinen Fall abschrecken. Dafür hatte er viel zu viel Spaß.
Trick hob die Hand, um den Kellner heranzuwinken. „Ich brauche hierzu ein Bier. Und du?“
„Oh, ich hätte gern einen Cocktail.“
Schon wieder überraschte sie ihn. Er hatte erwartet, dass sie bei Wasser bleiben würde. „Dann bekommst du deinen Cocktail.“
Er bestellte ein Bier, und sie entschied sich für einen Bellini. Trick behielt all seine Fragen für sich, bis die Drinks gebracht wurden. Rylee hob ihr Glas an die Lippen und nippte. Diesmal seufzte sie zufrieden, statt genüsslich zu stöhnen, und er war sich nicht sicher, welcher Laut ihn mehr anmachte.
„Es ist selten, dass jemand einen Bellini zu einer anderen Gelegenheit als zum Brunch trinkt.“
Sie nippte noch einmal und nickte. „Als wenn ich das nicht wüsste. Ich arbeite ja normalerweise an den Wochenenden vormittags, daher komme ich nur selten in den Genuss meines Lieblingsmahles. Ach, Brunch …“
Sie sagte das so sehnsüchtig, dass er lächeln musste. Rylee nahm ein Pommes frites und erwiderte das Lächeln. Ihre Lippen waren voll, ein Hauch von Lipgloss schimmerte noch in den Mundwinkeln.
„Okay, nur damit ich Bescheid weiß. Du hasst deine Schuhe, trinkst Brunch-Cocktails zum Abendessen, und obwohl du dich dagegen wehrst, findest du mich beunruhigend attraktiv.“
Ihre helle Haut rötete sich zart, doch sie schoss sofort zurück: „Du hast teilweise recht. Ich finde dich beunruhigend.“
Ihre Schlagfertigkeit brachte ihn zum Lachen. Sie schien zufrieden mit sich, als sie ihren Burger nahm und herzhaft abbiss.
„Es ist jedoch cool, dass du zugestimmt hast, das Geld, das du mit dieser Hochzeit verdienst, zu spenden“, sagte sie kurz darauf. „Ich hatte erwartet, dass ich mit dir darüber streiten muss.“
„Bei dem, was ich tue, geht’s nicht ums Geld.“
Sie musterte ihn nachdenklich, offenbar neugierig, mehr zu erfahren, doch er spürte, dass sie sich zurückhielt. Vermutlich tat sie das häufig. Also würde er versuchen, sie in den nächsten Tagen aus der Reserve zu locken.
„Ich mag dir wie ein Witzbold vorkommen, der nichts Besseres zu tun hat, als sich im Rampenlicht zu präsentieren, aber das ist die Wahrnehmung der Öffentlichkeit, nicht die Realität. Du hast doch auch schon mit berühmten Klienten gearbeitet, oder?“
„Einer ganzen Reihe, ja.“
„Du weißt also, dass es zwei Seiten bei uns gibt. Die öffentliche und die private Seite.“
„Gilt das nicht für jeden? Ich trage Schuhe, die ich hasse.“
„Stimmt auch wieder.“
Sie trank ihren Cocktail aus und suchte dann in ihrer Handtasche nach ihrem Portemonnaie.
„Ich übernehme das.“ Er zog eine Kreditkarte aus der Tasche. „Keine Widerrede.“
Sie hob ergeben die Hände. „Wenn du darauf bestehst. Danke.“
„Gerne.“
„Ich sollte dir meine Nummer geben.“ Sie griff nach ihrem Smartphone.
Sein Herzschlag beschleunigte sich. Verdammt, ja, das sollte sie. Er hatte nicht damit gerechnet, dass das Essen solch ein Erfolg werden würde, aber zweifellos genossen sie beide die Gesellschaft des anderen. Er freute sich schon darauf, sie wiederzusehen. Wieder und wieder.
„Definitiv.“ Er ratterte seine Telefonnummer herunter und eine Sekunde später summte sein Handy.
Sie ließ ihr Smartphone in der Handtasche verschwinden und stand auf. „Du musst mir Bescheid sagen, ehe du versuchst, in den Texas Cattleman’s Club zu kommen. Die Sicherheitsleute dort sind in Alarmbereitschaft, um den Pöbel aufzuhalten.“ Sie warf ihm einen durchdringenden Blick zu. „Ich breche um Punkt sechs Uhr morgen früh auf, um in den Club zu fahren. Daher muss ich jetzt gehen.“
„Dann sehen wir uns dort.“ Das war früher, als er erwartet hatte, aber er freute sich auf die nächste Runde mit ihr.
Rylees Tag begann um fünf Uhr. Sie trank ihren Kaffee, während sie sich fertig machte. Heute entschied sie sich für ein mauvefarbenes Kleid und dazu passenden High Heels – ohne Riemchen. Die Haare bändigte sie zu dem üblichen Knoten.
Eine Stunde später – wie versprochen pünktlich um sechs Uhr – trat sie aus dem Lift und entdeckte Trick, der aus dem gegenüberliegenden Fahrstuhl auf sie zukam. Seine graue Hose und das kurzärmelige hellblaue Shirt wirkten an ihm eher schick als leger. Die Farbe betonte seine dunklen Haare und den Dreitagebart. Er blinzelte kurz, verbarg seine Überraschung jedoch nicht.
„Rylee.“ Langsam ließ er den Blick über sie gleiten, ehe er sie angrinste. „Du siehst umwerfend schön aus.“
An derartige Komplimente war sie nicht gewöhnt, daher wurde sie regelrecht verlegen. Sie kleidete sich normalerweise so, dass sie im Hintergrund verschwand. Braut und Bräutigam waren die Stars. Sie war schlicht die Frau hinter den Kulissen.
„Warte.“ Er rückte seine Kameratasche auf der Schulter zurecht und griff nach ihrer Tasche. Als er sie anhob, zog er überrascht die Augenbrauen hoch. Sie war tatsächlich ziemlich schwer. „Du hättest mich nicht hier im Hotel aufzuspüren brauchen. Ich habe mir einen Wagen bestellt“, sagte er.
„Ich wohne hier im Hotel.“
„Hier? Ich dachte, du hast eine Wohnung hier in Royal.“
„Ich bin zwar in Texas aufgewachsen, bin aber nach Los Angeles gezogen, als ich meine Firma gegründet habe.“