Ein Spürhund wittert jede Leich' - Ella Feder - E-Book

Ein Spürhund wittert jede Leich' E-Book

Ella Feder

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Beschreibung

Pizza, Pfoten und ein skurriler Kriminalfall – ein Krimi, der deinen Urlaub mit einer Prise Mord auf charmant-humorvolle Weise würzt.

Sebastian hatte sich auf Dolce Vita ohne Drama gefreut, doch seine Mutter hat andere Pläne: Sie schickt ihn mit seinem schrägen Zwillingsbruder Stefan in den Urlaub nach Italien. Als wäre das nicht schon Abenteuer genug, treffen sie in ihrem idyllischen Feriendomizil auf eine schrullige Signora, die verdächtiger ist als eine Pizza ohne Käse, und ihren Urlaub in einen turbulenten Kriminalfall verwandelt.
Plötzlich wird aus dem Sonnenbaden eine mörderische Schnitzeljagd – unterstützt von Lilo, der cleversten Spürnase seit Scooby-Doo.


Ein urkomischer österreichisch-deutscher Urlaubskrimi, der mit Wortwitz und Situationskomik Sprachbarrieren sprengt, Klischees entlarvt und mit einem Augenzwinkern zeigt, dass selbst in den absurdesten Situationen die wahre Bedeutung von Familie und Zusammenhalt zum Vorschein kommt.

»Ein Spürhund wittert jede Leich'« – die neue und verbesserte Ausgabe eines Krimi-Klassikers, der mehr Biss hat als eine italienische Dogge.

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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Ella Feder, Michaela Feitsch

Ein Spürhund wittert jede Leich'

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Titelseite

 

Ella Feder

 

 

 

 

 

Ein Spürhund

wittert jede

Leich’

 

 

 

 

 

Urlaubskrimi

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lektorat: Ataxis Literatur

 

Coverdesign: bookcoverdesign.at

Bildmaterial: Adobe Stock

ISBN:

 

© 2021 Michaela Feitsch /Ella Feder

Zweite neu überarb. Auflage, Erstausgabe erschienen

unter dem Titel „Das Hundekomplott“ von Michaela Feitsch

Ein Spürhund wittert jede Leich’

Ella Feder

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Glossar der Austriazismen

 

 

Österreichisch - Deutsch

 

 

A

Abstrudeln: sich abmühen

altfadrisch: altbacken, langweilig

Auszucker: Geschrei, die Nerven wegwerfen, Wutanfall

Abstrudeln: abkämpfen, abmühen, sich beeilen

Angekrixelt: angemalt, mit Stiften beschmiert

ansudern: raunzen, sich beklagen

Aufpudeln: echauffieren

Aufführen: sich küssen und fummeln, sich unpassend benehmen

Aschenbecher: dicke Brillengläser

 

 

B

Beisammen sein: ein nettes Miteinander, ein Paar sein

Börserl: Geldtasche

Bussi: Küsschen, Kuss auf die Wange

Blutzer: Kopf

 

 

C

dauernd: ständig, durchgehend

 

 

D

deppat: blöd

Dillo: Idiot

Damenspitzerl: leicht angetrunken sein

Dackeln: hinterher trotten, leicht gebückt gehen

 

 

F

fesch: gutaussehend, hübsch

feult: stinkt, riecht schlecht

Funsen, die: eine kleines Licht, blöde Kuh

Flötzt: es sich auf einem Untergrund bequem machen,

Faschierte Laibchen: Frikadellen

Fleckerl: ein netter Ort

futsch: weg, verschwunden

 

 

G

Gackerl: Hundehaufen

Gescheit: gescheit nerven: ordentlich, stark, extrem, oder gescheit - klug

Gnack: Genick

Geschirr einschlichten: Den Geschirrspüler einräumen

Gscheidling: Intelligenzler, sarkastischer Ausspruch für eine minder intelligente Person

gescheit: ordentlich, intelligent

Gesuder: raunzen, sich beklagen

Gach: schnell, kurzweilig, spontan, knapp

Gfries: verzogenes Gesicht

Grad: gerade, aktuell, zeitnah

Gassigehen: Mit dem Hund spazieren gehen

Gehsteig: Trottoire

Gelse: Stechmücke

Gelsendippel: geschwollener Müchenstich

Gurken/herumgurken: durch die Gegend fahren

Gach: schnell

 

 

H

Herrli: Herrchen, Hundebesitzer

Hauferl: Hundekot

Haglich: empfindlich

Herzpickerl - Flyer: Aktionssticker

Habern: essen

Heimdrehen: jemanden umbringen

Herst/heast: hörst du!

Heurigen/Heuriger: Buschenschank, österr. Gasthaus

Hundstrümmerl: Hundehaufen

Habschi: Freund

Hintergestell: Hinterteil, Po

hüpfen: springen

Hocken: sitzen

Habt Acht : stramme militärische Haltung

Hosenscheißer: Angsthase

 

 

J

Jö-Karte: Rabattkarte

 

 

K

Kacken: scheißen, Kot absetzen, großes Geschäft erledigen

Köter: Hund

Kiwara: Kriminalbeamter, Polizist

Kraxen: altes/kaputtes Auto

keppeln: meckern, sich beschweren

kreulen: kriechen

Klumpert: nutzlose Dinge, unwichtige Gegenstände

Kipferl: österr. Gebäck, Bezeichnung für eine sich unpassend benehmende Person

Kluppensackerl: Beutel für Wäscheklammern

Krautschädel: Deutscher

kredenzen: auftischen, servieren

Knopf: Verschluss an einem Kleidungsstück, einen Knoten machen

Komot: super

 

 

L

Letschert: ausgezehrt, weich, ohne Festigkeit, labbrig

leiwand: super

Laibchen: Klops, Frikadelle

Lacke: Pfütze

 

 

M

Marmeladinger: österr. Bezeichnung für Norddeutsche

Mitteilungsheft: Eintragungsheft in der Schule

Mauserl: Kosename für einen geliebten Menschen

Mundgulasch: Mundgeruch, schlechter Atem

Mistkübelstürdler: Obdachloser, Eine Person, die im Hausrat anderer wühlt

 

 

N

 

nackert: nackt, ohne Kleidung am Leib

Nackerpatzl: Nackedei, nackter Mensch, ahnungsloser, dummer Mensch

 

 

O / Ö

Ös: Bezeichnung für Rabattpunkte im Supermarkt

org: arg, heftig

Oarsch: Hintern, Beleidigung

Oida: Alter

 

 

P

Pappen: Mund

Papperlatur: Mundwerk

Pickerln: Sticker

Papierdel: Dokument, Papier

Pudel, die: Bar, Theke

Piefke: Deutscher

Piefkinesisch: deutscher Dialekt

pumpern: klopfen

Pfriemeln: etwas hervorkramen

Picken bleiben: festkleben, an Ort und Stelle bleiben

Pfiff: 0,2 Liter Bier

Popsch: Hinterteil, Po

Preschen: sich mit hoher Geschwindigkeit nähern

Paradeiser: Tomate

Plaudern: gemütlich-belangloses tratschen, sich über Nichtigkeiten unterhalten

 

 

R

reinsagen: jemandem die Meinung geigen/sagen

Rausschauen: aus dem Fenster schauen, kein Ergebnis sehen

Raunzen: ähnlich wie sudern, sich beschweren, ständig an allem meckern

rutschtig: glatt

reinsteigen: in Etwas treten

 

 

S

Sackerl: Tüte

Schas: Furz, Scheiß

Semmerln: Wecken, Brötchen

Sternderl: Sternchen, kleiner Stern, Stern-Sticker

Stückerl: Ein Stück, ein Teil

Sturschädel: Sturkopf, Dickkopf

Streithanseln: streitsüchtige Personen

stinkert: schlecht/übel riechend, alt

Schiefer: eingezogener Splitter

Strawanzen: flanieren

Scheibtruhe: Schubkarre

sudern: raunzen, sich beklagen

Schmafu: Blödsinn, Unwahrheiten, erfundene Geschichte

Schmatzen: essen genießen

schnackseln: miteinander schlafen

Sekkieren: ärgern

Schlapfen: Hausschuhe

Schwammerl: Pilze

Schwindlicher: ein verwirrter Mensch

Spechteln: heimlich beobachten

schauen: sehen, gucken

schirch: hässlich

Schlecker: Zunge, Lollipop

Scherzerl: nicht lustiger Witz, Endstück vom Brot

Stoppel: Flaschenverschluss, kleines Kind

Stinkefinger: erhobener Mittelfinger

 

T

Trafik: Geschäft das mit Tabakerzeugnissen und Zeitschriften handelt

Trümmerl: Hundehaufen

Trottel: Idiot

 

 

U

Ungustl: unangenehmer Zeitgenosse

umherwuselnd: unruhig, chaotisch umherwirrend

 

 

V

Vaserl: ängstlicher Mensch

Verkreulen: sich verstecken, verkiechen

Viech: Vieh, Tier

Verzupfen: sich auf den Weg machen, verschwinden

verschandeln: etwas Ansehnliches entstellen

verhauen: verbocken, nicht geschafft, in den Sand gesetzt

 

 

W

Wolkerl: kleine Wolke

Watschen: Schlag mit der flachen Hand auf die Wange

Wappler: dummer, unguter Mensch

Wadelbeißer: meist kleiner Hund in Höhe der Waden

Wurscht: Aufschnitt, es ist einem egal

Wacheln: wedeln, fächeln

 

 

Z

zanken: streiten

zam: zusammen sein, zusammen halten, den Mund halten

Zechen: die Zehen

zaus: zuhause

Österreichische Redewendungen

Österreichische Redewendungen

 

 

„Geh bitte, Mama“

Der Ausdruck „Na geh’ bitte!“ ist fester Bestandteil der österreichischen Umgangssprache und kann von Verärgerung auf der einen bis zum Bedauern auf der anderen Seite reichen.

 

„Das geht sich (nicht) aus“

Der Österreicher bekommt etwas aufgrund mangelnder Ressourcen, wie Zeit, Energie, Lust, weil irgendetwas fehlt z.B. finanzielle Mittel, mit mehr fertig.

„Es geht sich aus“ beziehungsweise „Es geht sich nicht aus“ bedeutet also, dass etwas funktioniert beziehungsweise nicht funktioniert. Im Bundesdeutschen würde man hierfür vergleichsweise die Wendungen „Das haut hin“ oder „Das klappt/passt“ verwenden.

 

„Jetzt zuckt er gleich aus“

Wer in Österreich auszuckt, der verliert die Beherrschung. Gleichzusetzen mit ausflippen, ausrasten oder durchdrehen. Österreicher zucken zum Beispiel beim Autofahren aus, oder wenn ihnen etwas auch nach wiederholtem Versuchen nicht recht gelingen will. Es wird meist wild gestikuliert, mit Gegenständen geworfen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem „Auszucker“ stehen, oder z.B. beim Autofahren gegen das Lenkrad geschlagen, sowie lauthals geflucht.

 

 

„Mit der Kirche ums Kreuz fahren“

Wer mir der Kirche ums Kreuz fährt, der nimmt einen Umweg, begibt sich auf einen längeren Weg, oder findet den direkten Weg nicht, ohne es zu wissen. Die Kirche kann umgangssprachlich in diversen Teilen Österreichs aber auch ums Dorf getragen werden. Der Österreicher betitelt mit dieser Redewendung unnötige Umwege, oder wenn eine Sache kompliziert in Angriff genommen wurde.

„Das geht mir auf die Socken“

Ist man nervlich angespannt, dann kann einem ziemlich alles auf die Socken gehen und da Fass zum Überlaufen bringen. Wenn dem Österreicher etwas auf die Socken geht, dann strapaziert es seine Nerven. Meist handelt es sich dabei um unerwartete, subjektiv als überflüssig empfundene Aufgaben, die ihn zeitlich von einer für ihn angenehmeren Tätigkeit abhalten.

 

„Ihm geht der Reiß/Reis“ und „Den reißt’s wie ein Kluppensackerl“

Dieses Sprichwort bezieht sich auf das Reißen, bzw. Zittern in von Angst erfüllten Situationen. Den Österreicher reißt es salopp gesagt vor Angst.

 

„Das machst du mir zu Fleiß“

Will man in Österreich jemanden absichtlich ärgern, ihm Umstände bereiten oder ihn in etwas hineinreiten, dann macht man ihm etwas zu Fleiß. Es handelt sich meist um ein böswilliges Handeln, das dem Anderen bewusst Schaden soll.

 

„Sie steigen einem auf die Zehen“

Diese Redewendung ist in Österreich weit verbreitet und meint je nach Zusammenhang unterschiedliche Dinge, steht jedoch immer in Zusammenhang damit, seinem Gegenüber zu nahe zu kommen und in dessen persönlichen Bereich einzudringen.

Tritt man jemandem auf die Zehen, so kann man dies mit voller Absicht oder unabsichtlich tun.

„Entschuldige, ich wollt’ dir nicht auf die Zehen steigen“, beschreibt eine ungewollte, unabsichtliche Handlung, für die sich der Täter entschuldigt, weil er dem Anderen z.B. mit einer unbedachten Aussage nicht zu nahe treten wollte.

Ebenso steigen einem andere förmlich auf die Zehen, wenn im näheren Umfeld Platzmangel herrscht, sich zu viele Menschen über die empfohlene Anzahl hinaus in einem Raum drängen (z.B. in einem Aufzug.)

 

„Wir haben`s gnädig“

Der Österreicher hat es gnädig, wenn die Zeit drängt. Er hat anderes zu tun und hat es eilig, sprich, er steht unter zeitlicher Not.

„Musst mir das auf´s Auge drücken?“

Fragt der Österreicher, wenn ihm eine unangenehme Last zuteil wird. Sei es ein Geheimnis, das er nun schultern muss, oder eine unliebsame Tätigkeit, die einem der Chef, die Mutter, oder der Bruder zuteilt. Bekommt man etwas auf’s Auge gedrückt, geschieht dies meist unerwartet und mit voller Wucht.

 

„Wie’st meinst.“

Sagt der Österreicher wenn er mit einem Vorschlag scheinbar einverstanden ist. Der Andere soll es machen wie er will, man selbst stört sich nicht daran, will aber auch nicht weiter damit behelligt werden. Der Ausspruch „Wie du meinst“ ist auch als Gesprächsabschluss zu verstehen, bestenfalls um einen Themenwechsel herbeizuführen. Die Aussage meint zusammengefasst: Tu was du für richtig hältst, ich sehe es anders, oder es interessiert mich nicht genug, um mich weiter damit zu befassen. Meist geht die Aussage mit einem Schulterzucken oder Wegdrehen des Gesprächspartners einher.

Sonntagsessen bei Stallers (Vor dem Urlaub)

 

 

„Der Lilo? Na klar kommt der mit“, sagt Sebastian und tätschelt seinem Hund den Kopf.

Der Mischling sitzt direkt vor seinem Stuhl und hechelt. Sein Herrchen reicht ihm unauffällig ein Stückerl vom Schweinsbraten unter den Esstisch.

„Und das wollt’s euch wirklich antun?“, fragt Sebastians Mutter. „Mit Hund in den Urlaub? Also ich weiß nicht, ob ihr euch da nicht übernehmts, Basti. So lang bist’ mit der Olivia dann auch wieder nicht beisammen, dass ihr so einen langen Urlaub mit Hund schaffts.“

„Mama, geh bitte“, erwidert Sebastian, davon genervt, dass seine Mutter ihn immer noch Basti nennt, obwohl er schon sechsundzwanzig ist. Schön langsam viel zu alt für diesen Babyspitznamen.

Eigentlich ist er generell von der Namenwahl seiner Eltern nicht sonderlich begeistert. Sebastian hört sich fix nach einem kleinen Kind an, aber doch nicht nach einem erwachsenen Mann. Es gibt Namen, die nur Kinder haben sollten. Das hat er erst neulich mit seiner Freundin Olli diskutiert. Zum Beispiel ein Benjamin. Die Niedlichkeitsform ist Benny, das macht es um kein bisserl besser. Oder ein Tobias, den dann alle Welt Tobi nennt … Mehr braucht man dazu nicht sagen, oder? Die nimmt im Leben doch keiner ernst, weil man sich immer einen kleinen Buben vorstellt, sobald man den Rufnamen hört. Ein Gernot, ein Viktor oder ein Rudolf dagegen, das sind Namen mit Potenzial, die haben es im Leben sicher viel einfacher. Auch leichter als ein Sebastian.

„Erstens, die Olli und ich gehen schon seit über fünf Monaten miteinander und zweitens fahren wir eh nicht allein. Ihre beste Freundin, die Lena, und der ihr Freund kommen mit. Wir können uns eh beim Gassigehen abwechseln. Du tust ja so als wären wir zu deppat zum Herumspazieren.“

„Das ist die Deutsche, gell? Also, die Lena. Die ist eh ganz nett, aber richtig kennen tu ich die halt nicht. Und der Lilo braucht schon Leute, denen er vertrauen kann.“ Seine Mutter kratzt sich an ihrem Doppelkinn. „Weißt was, du kannst den Lilo auch bei mir lassen, wenn’s dir zu viel Aufwand ist, gell?“

„Geh bitte, Mama“, stöhnt Sebastian, „wir sind keine kleinen Babys, die du rund um die Uhr verhätscheln und füttern musst. Verstehst?“

Jetzt schaut die Frau Staller den Lilo traurig an.

„Es wär aber schon nett, wenn der Kleine bei mir bleibt. Weißt eh, wegen der Scheidung … ich fühl mich schon manchmal allein in dem großen Haus. Und du bist ja ausgezogen.“

Jetzt fängt das wieder an. Ständig hält sie ihm vor, dass er vor einem Monat das Hotel Mama verlassen hat. Und das gerade jetzt, in dieser für sie so schweren Zeit, mitten in der Scheidung von seinem Vater, der übrigens den stolzen Namen Viktor trägt – Niedlichkeitsform Vickerl, was eher weniger stolz klingt, weshalb er ihm die Namenwahl für dessen Sohn nicht gar so sehr nachträgt.

Aber für den Sebastian ist das genau der richtige Moment gewesen, um endlich auszuziehen. Die Mitbewohnerin seiner Freundin Olli ist ausgewandert und da hat die Olli dringend einen neuen Mitbewohner gebraucht, sonst hätte sie sich die Wohnung nicht mehr leisten können. Und das wäre echt schade gewesen, weil sie doch so nah bei der Uni ist. Nur zwei U6-Stationen und dann noch ein paar mit der Straßenbahn entfernt.

Dass er immer noch studiert, passt seiner Mutter sowieso auch nicht. Aber was soll er machen? Es hat halt ein paar Semester gedauert, bis er gewusst hat, was ihn wirklich interessiert.

Sebastian hat bei der Olli sogar sein eigenes Zimmer, sollte es zwischen ihnen doch nicht mehr so gut passen. Dann könnten sie trotzdem zusammen wohnen bleiben. Aber bis jetzt schaut es so aus, als würde die Beziehung halten. Immerhin planen sie gerade ihren ersten gemeinsamen Urlaub, bevor die Uni wieder losgeht. Mit Sebastians Hund.

„Ich vermiss den Lilo eh schon genug, weil er bei dir wohnen geblieben ist. Jetzt lass mich doch wenigstens den Urlaub mit ihm verbringen. Das wird dem kleinen Stinker sicher gefallen. Er kann im Meer baden und am Strand herumlaufen, Löcher graben, reinscheißen …“

„Also, Basti. Wirklich. Solche Wörter will ich nicht in meinem Haus. Seit wann reden wir denn bitte so?“

Sebastian hebt entschuldigend die Hände.

„Ja, ja, ich weiß.“

In Wahrheit wollte er sie bewusst damit aufregen. Seine Mutter zählt zu der Kategorie Mensch, die hin und wieder gescheit geärgert gehört. Und Sebastian war im Mütter, Omas und generell im Alte-Frauen-Ärgern schon immer ein Weltmeister. Einmal hat sie ihm sogar eine kleine Trophäe aus Plastik geschenkt, auf der stand „Oskar für den schlimmsten Sohn“. Darauf war Sebastian total stolz. Er war ja damals auch erst zehn Jahre alt. Die kleine goldene Figur hat er sich bis zu seinem sechzehnten Geburtstag aufgehoben, danach hat er sie seinem Bruder weitervererbt, der den Titel als Jugendlicher sogar noch mehr verdient hat als Sebastian selbst.

„Dann nimm doch zumindest den Stefan mit in den Urlaub.“

Kaum hat er an ihn gedacht, wird auch schon über den besseren Sohn geredet. Es war eh nur eine Frage der Zeit, bis sie seinen Bruder erwähnt.

Der Stefan hat sich in seinen Jugendjahren wie ein echter Haudrauf aufgeführt, aber punktgenau zu seinem zwanzigsten Geburtstag hat er sich wieder in den braven Vorzeigesohn verwandelt, der er als Kind immer schon gewesen war. Das liegt bestimmt an seinem Namen. Stefan. Den kann man nicht verschandeln, egal wie viel Mühe man sich gibt. Ein Stefan kann nur Erfolg haben im Leben. Den nimmt man ernst. Nicht so wie einen Tobias. Oder einen Sebastian.

„Wo ist denn der Stefan überhaupt?“

Sebastian versucht es mit einer ausweichenden Frage. Im Normalfall lässt sich seine Mutter auf diese Weise ganz gut vom eigentlichen Gesprächsthema abbringen. Nur nicht heute.

„Fällt dir aber eh früh auf, dass der Stefan noch nicht da ist. Der kommt heute erst später zum Essen. Er muss noch eurem Vater in der neuen Wohnung helfen. Aber siehst, der Stefan ist für jeden eine super Hilfe, der könnt dich eigentlich auch mit dem Hund im Urlaub unterstützen.“

„Wir fahren ja nur nach Italien an den Hausmeisterstrand. Mach deshalb nicht so ein Theater, wenn’s geht, ja? Du tust so, als wär der Stefan tausendmal verantwortungsvoller als ich.“

Seine Mutter faltet die Hände und stützt sich auf den altfadrischen Tisch aus Mahagoni.

„Na, weil’s auch so ist. Ihr seids gleich alt, Basti. Aber der Stefan hat im Gegensatz zu dir sein Studium schon längst abgeschlossen. Und im Gegensatz zu dir geht er auch brav arbeiten und liegt seinen Eltern nicht auf dem Börserl.“

„Dann bekommt er eh sicher nicht so kurzfristig frei.“

„Geh, red keinen Blödsinn. Er hat ja Gleitzeit oder wie das heißt. Da kann man sich immer freinehmen, wann man will.“

Jetzt war es zwar gerade seine Mutter, die Blödsinn redet, aber das würde er ihr nicht sagen. Es ist sinnlos, ihr eine Tatsache erklären zu wollen und ihr damit gleichzeitig mitzuteilen, dass sie falsch liegt. Nein, das geht gar nicht. Das hat Sebastian schon oft genug miterlebt.

Jedes Mal, wenn er ihr widerspricht, endet das in einer endlos langen Diskussion, in der sie seine Worte so oft verdreht, bis sie doch irgendwie recht hat. Oder sie rennt beleidigt aus dem Zimmer. Die zweite Möglichkeit ist eindeutig die sympathischere, wie solch eine Konfrontation enden kann. Aber Sebastian hat einfach keine Lust, es jetzt zu riskieren, dass heute doch Möglichkeit eins eintritt. Deshalb ignoriert er die Aussage seiner Mutter und schiebt sich ein Stück Braten in den Mund, bevor er doch noch etwas Unpassendes sagt. Hin und wieder kann er sich ja doch ganz gut zusammenreißen.

„Okay, okay. Ich werd ihn fragen, sobald er da ist.“

Im Hintergrund hört Sebastian das Knallen der Haustür.

„Da hast aber ein Glück, er kommt grad“, antwortet seine Mutter, die das Zufallen der Türe wohl auch gehört hat.

„Hallo, Mama.“

Stefan drückt seiner Mutter ein Bussi auf die Wange.

„Hallo, Weichei“, sagt Sebastian und Stefan sieht ihn böse von der Seite an. „Mein Bruderherz beehrt uns auch wieder mal zum Sonntagsessen?“

Lilo quetscht sich an Sebastian vorbei, schmeißt beinahe den Sessel um, springt Stefan freudig an, sein Speichel tropft auf Stefans Hose.

„Und den nervigen Köter habt’s auch wieder ins Esszimmer gelassen, obwohl er das nicht darf. Sehr schön.“ Stefan scheucht Lilo mit einer Hand von sich fort, aber der bespringt ihn gleich ein weiteres Mal.

„Wo hast denn die Olli lassen? Die hält mir das Viech immer so gut vom Hals.“

„Bis zu deinem Hals kommt er ja gar nicht, sonst wärst schon tot.“

„Ja, vor Freude hätt er mich zu Tode geschleckt, meinst. Das könnt schon sein. So gutmütig, wie der ist.“

„Sei froh, dass er kein Kampfhund ist, Stefan. Sonst würden die Begrüßungen ganz anders ausschauen.“

„Geh, ihr zwei. Müsst ihr euch immer zanken? Jetzt seid’s lieb zueinander und hört’s auf, ja? Zumindest am Sonntag könnt’s euch doch vertragen. Mir zuliebe.“

Es ist kaum zu glauben, dass Stefan sein Zwillingsbruder ist. Normalerweise, sagt man, hätten Zwillinge eine überaus tiefe Verbindung. Der eine könnte spüren, wenn es dem anderen schlecht geht. Aber das trifft auf Sebastian und Stefan gar nicht zu. Sie sind eher wie zwei völlig Fremde, die auf unterschiedlichen Kontinenten leben, ohne die geringste Spur von Empathie. Nicht einmal so eine dämliche Zwillingssprache haben sie sich als Kinder ausgedacht. Dermaßen wenig waren sie aneinander interessiert. Und das, obwohl sie sich schon immer verdammt ähnlich gesehen haben, trotz der Kleinigkeit, dass sie ja eigentlich zweieiige Zwillinge sind.

„Schon gut, Mama“, erwidert Stefan auf die Bitte seiner Mutter und setzt sich direkt neben Sebastian.

Kaum hat sich Stefan hingesetzt, spürt Sebastian einen Tritt unter dem Tisch. Sein Bruder hat ihm wirklich gefehlt. Stefan kann ihren Eltern ruhig den perfekten Sohn vorgaukeln, Sebastian weiß ganz genau, wie hinterlistig er in Wahrheit ist.

„So, Sebastian, jetzt, wo wir alle so nett zusammensitzen, kannst den Stefan ja ruhig fragen.“

„Was kannst mich fragen?“, kommt es sofort vom Stefan.

„Ob du im September eh keine Zeit hast.“

„Der Sebastian fährt in zwei Wochen mit der Olli und ein paar Freunden in den Urlaub. Und er wollt dich fragen, ob du mitkommen magst. Wegen dem Lilo und so.“

Und so. Seine Mutter versteht es wirklich, eine Botschaft so subtil wie möglich rüberzubringen.

„Aha, ich soll also den Hundesitter spielen, während ihr am Strand seids, oder wie?“

„Ich weiß nicht genau, was du machen sollst. Es war ja nicht meine Idee, dass du mitkommst. Ich will dich eh nicht dabeihaben.“

Sebastian verschränkt demonstrativ die Arme vor der Brust.

„Stefan, hilfst’ mir kurz in der Küche, das Geschirr abwaschen?“

„Sicher, Mama.“

Sebastian reicht Stefan seinen Teller.

„Normalerweise darf der Lilo ihn abschlecken, aber heut nicht, weil du mit Abwaschen dran bist.“

Stefan streckt Sebastian die Zunge entgegen, stapelt die schmutzigen Teller und verschwindet in der Küche.

Sebastian nutzt den Moment der Ruhe, um Olli anzurufen. Sie wolle sofort über Neuigkeiten informiert werden, hat sie gesagt, als er die Wohnung heute Morgen verlassen hat.

„Hallo, Sebi, schön, dass du dich auch endlich meldest.“

„Tschuldige, kennst eh meine Mutter. Die redet immer ewig.“

„Ja, ich weiß eh. Und? Was hat’s gesagt?“

„Sie will uns den Stefan aufs Aug drücken.“

„Was ist ihr denn da eingefallen? Warum soll bitte dein Bruder mit uns in den Urlaub fahren? Sie soll uns ja nur ihr Auto borgen. Hast sie überhaupt schon danach gefragt?“

„Ich bin noch nicht dazu gekommen, mach ich aber gleich.“

„Jetzt sei nicht so feig und frag’s. Die Lena und der Fritz haben auch kein Auto, das groß genug ist. Und wenn uns deine Mutter ihren Kombi nicht borgt, dann werden wir mit deinem Schuhkarton von Twingo schwer bis nach Bibione kommen, weil der fix vorher den Geist aufgibt. Geschweige denn, dass da alle Koffer reinpassen. Und dann auch noch dein Bruder, bestimmt nicht. Also, fragst sie jetzt, am besten sofort. Rufst mich noch mal an, wennst mit ihr geredet hast?“

„Ich komm dann eh bald nachhause. Wenn’s für dich passt, nehm ich den Lilo für die nächsten Tage auch gleich mit. Wir haben eh nix Großartiges vor, wobei er stört, oder?“

„Ja, bringst ihn halt mit, wennst unbedingt magst. Aber schau bitte, dass deine Mutter dem Lilo nicht wieder ein Rindfleisch zum Fressen gibt, sonst müssen wir wieder jede Stunde mit ihm raus, weil er das nicht verträgt. Und beeil dich, ja? Bis später!“

Und schon hat die Olli aufgelegt. Gerade rechtzeitig, denn seine Mutter und der Stefan wackeln im selben Moment zurück ins Esszimmer. Die Arme seiner Mutter sind mit drei vollen Tupper-Dosen beladen, die sie direkt vor Sebastian abstellt.

„Schau, das kannst mit nachhaus nehmen, braucht die Olli heut nix für euch kochen.“

Sebastian schaut seine Mutter entgeistert an. Er hat ihr sicher schon gefühlte hundert Mal erklärt, dass sie nichts von ihr zu essen haben wollen. Aber sie kann es einfach nicht lassen.

Die Olli wird sicher wieder fluchen, wenn er die Tupperware bei der Tür hereinschleppt. Und dann vergisst seine Mutter auch nur allzu gern und regelmäßig, dass seine Freundin ja gar kein Fleisch isst. Noch schlimmer, Olli versucht sich aktuell als Veganerin. Das kann im Urlaub sicher auch lustig werden, wenn sie ihren Spleen bis dahin nicht ablegt. Aber bei der Olli weiß man das nie so genau. Seit sie zusammen sind, hat sie schon viermal ihren Speiseplan komplett umgestellt. Von Paleo zu Schonkost, weiter zu vegetarisch und jetzt vegan. So gesehen kein Wunder, wenn man da nicht mehr durchblickt.

Deshalb sagt Sebastian nur: „Danke, Mama.“

„Wirst dich freuen, Basti! Der Stefan kann sich wirklich kurzfristig freinehmen.“

„Das ist jetzt aber nicht dein Ernst. Hast ihn in der Küche grad überredet?“

Seine Mutter schaut schuldbewusst, aber nur für eine Sekunde.

„Sei froh, dass dein Bruder Zeit mit dir verbringen will. Seit ihr beiden ausgezogen seid, seht’s ihr euch eh kaum noch.“

„Aha. Ja, eh ein schöner Gedanke. Aber das wird leider gar nicht gehen, weißt? Mein Auto ist viel zu klein, da werden wir unmöglich alle reinpassen.“

„Das ist euer kleinstes Problem, ich borg euch einfach meinen Kombi. Für eine Woche komm ich auch ohne zurecht. Fahr ich halt mit dem Rad einkaufen. Apropos, ich besorg euch noch Proviant für die Fahrt.“

Seine Mutter und Radfahren? Das passt ja wie die Faust aufs Aug, vor allem weil sich der Sattel unter ihrem Gewicht sicher zusammenfaltet. Aber gut, Sebastian sagt besser nix drauf. Zumindest muss er sie jetzt nicht mehr direkt nach dem Auto fragen. Das war ihm eh unangenehm.