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Romantic Thriller von Ann Murdoch
Der Umfang dieses Buchs entspricht 102 Taschenbuchseiten.
Ein uralter Bannfluch lastet auf zwei Familien; es geht um rachlustige Seelen, deren Hass niemals aufzuhören scheint. Die junge, schottische Lady Rowena reist nach Deutschland und lernt dort den Grafensohn Marius kennen. Um den Fluch zu brechen, werden die zwei jungen Leute in haarsträubende Ereignisse hineingezogen; doch auch Amor verschießt seine Pfeile …
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Romantic Thriller von Ann Murdoch
Der Umfang dieses Buchs entspricht 102 Taschenbuchseiten.
Ein uralter Bannfluch lastet auf zwei Familien; es geht um rachlustige Seelen, deren Hass niemals aufzuhören scheint. Die junge, schottische Lady Rowena reist nach Deutschland und lernt dort den Grafensohn Marius kennen. Um den Fluch zu brechen, werden die zwei jungen Leute in haarsträubende Ereignisse hineingezogen; doch auch Amor verschießt seine Pfeile …
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
Graf Gregor stand in einer ähnlichen Haltung da wie ihr Vater bei seiner Beschwörung. Was taten diese Männer? Marius fasste sich nach dem ersten Schock recht schnell. Und er hatte durchaus nicht vor, tatenlos zuzusehen, wie sein Vater in eine Welt eintauchte, die ihm nicht nur absolut fremd und unverständlich war, sondern die so unvorstellbar bedrohlich wirkte, dass sein ganzes Weltbild ins Wanken geriet. Er ging auf seinen Vater zu und griff nach einem der hoch erhobenen Arme. Doch der alte Graf war ebenfalls von einem blauen Leuchten eingehüllt, wie auch Lord Douglas bei seiner Beschwörung, und als jetzt Körperkontakt zwischen Marius und ihm zustande kam, sprangen Funken über. Marius schrie auf und wurde von einem heftigen Schlag zurückgeschleudert. Mit einem schweren Krachen fiel er zu Boden ...
Die lauten Hammerschläge hallten durch das Gewölbe der Kapelle. Der Altar, die Statuen und auch die Gemälde an den nur wenig verputzten Wänden waren abgedeckt, um vor dem Staub geschützt zu sein. Denn in der Kapelle von Glengrove Manors, dem malerischen Gebäude inmitten der rauen unwirtlichen Highlands, wurde heftig gebaut.
Der Hausherr von Glengrove, Lord Douglas Conway of Aransborough, hatte sich dazu entschieden, die Kapelle mit einer Heizung ausstatten zu lassen, um auch in den kalten Wintermonaten, wenn Wind und Schnee die Landschaft bedeckten und die Stürme eisig kalt über das Land tosten, den Gottesdienst in behaglicher Wärme feiern zu können.
Die drei Handwerker, die ganz eifrig damit beschäftigt waren, den Boden an verschiedenen Stellen auszuschlagen, um Rohre zu verlegen und Stromkabel zu ziehen, verständigten sich mit lauten Rufen, die in dem Gewölbe widerhallten.
Plötzlich schrie einer von ihnen laut auf. Gleich darauf ertönte ein furchtbares Poltern und Krachen – dann stürzte in einer gewaltigen Staubwolke ein Teil des Steinbodens ein.
Terry Cuttler, der Elektriker, war mit dem Boden in die Tiefe gestürzt und lag jetzt reichlich benommen, aber zum Glück unverletzt, inmitten von Trümmern, Staub und Schutt da und machte trotz des Schocks große Augen.
»Mann, ich werde verrückt«, stieß er schließlich hervor und spuckte aus. »Barney, lauf ganz schnell und hole Seine Lordschaft. Das gibt’s doch gar nicht.«
Barney tat wie geheißen, während Steven, der Monteur, sich auf die Suche nach einer Leiter machte, um Terry die Möglichkeit zu geben, wieder herauszuklettern.
Es dauerte nicht lange, bis Lord Douglas und seine bildhübsche Tochter, Lady Rowena, angelaufen kamen. Das Gesicht des Lords drückte Besorgnis aus.
»Ist jemandem etwas passiert?«, fragte er.
Barney grinste ihn an. »Terry ist hart im Nehmen, Euer Lordschaft, der hat nur ein paar Kratzer. Allerdings wird es nicht ganz billig werden, den Boden wieder ...«
»Geschenkt«, unterbrach ihn der Lord. »Wichtig ist nur, dass keine Verletzten oder gar Menschenleben zu beklagen sind.«
Conway und seine Tochter starrten jetzt ungläubig auf das Loch im Boden. »Eine Krypta«, stellte Rowena fest. »Hat denn niemand gewusst, dass sich unter der Kapelle eine Krypta befindet?«
Lord Douglas zuckte die Schultern. »Es hieß, dass vor mehr als hundert Jahren die Krypta geschlossen und versiegelt wurde. Danach hat man sie einfach vergessen.« Die Stimme des Mannes hatte einen seltsamen Unterton, der Rowena sofort auffiel.
Die 28jährige Frau mit den kupferfarbenen Haaren und den ungewöhnlich leuchtend blauen Augen warf ihrem Vater einen skeptischen Blick zu.
»Das klingt reichlich mysteriös, Dad. Da war doch bestimmt noch mehr. Warum sonst sollte man eine Krypta, einen Raum, der zu einer geweihten Kapelle gehört, einfach versiegeln und vergessen? Das ist doch mehr als ungewöhnlich. Bestimmt gehört dazu eine Geschichte, die du mir bisher vorenthalten hast.«
Der Lord machte eine wegwerfende Handbewegung »Das spielt hier und jetzt keine Rolle.«
Rowena wirkte irritiert, denn das Verhalten ihres Vaters war absolut unüblich. Die junge Frau war jetzt aber von einer gesunden Neugier erfüllt. Da ja keiner der Handwerker verletzt worden war, konnte man jetzt auch das Beste aus der Situation machen und erst mal sehen, ob sich da unten außer Schutt und Dreck noch etwas anderes befand.
»Rowena, sei vorsichtig, du könntest dich verletzen. Lass das doch besser, wir lassen das alles wieder abdichten«, warnte ihr Vater und machte Anstalten, die junge Frau zurückzuhalten. Doch die lachte nur auf und war schon flink auf dem Weg nach unten.
»Terry, haben Sie eine Lampe? – Danke.«
Der Elektriker reichte Rowena einen starken Handstrahler.
Lord Douglas sah noch immer aus, als wollte er seine Tochter von diesem Ausflug ins Ungewisse abhalten, doch die war längst unten und leuchtete umher. Der Staub hatte sich mittlerweile wieder etwas gelegt.
»Wir sollten eine Putzfrau hierherschicken«, spottete Rowena. »Aber mal im Ernst, Dad. Ich würde es toll finden, wenn wir die Krypta in die Kapelle wieder einbringen könnten. Warum sollte man so etwas nicht nutzen, wenn es einem schon so großzügig geschenkt wird. Mann, o Mann, was ist das denn? Dad, komm mal runter, bitte.«
Lord Douglas schickte einen hilfesuchenden Blick gen Himmel, folgte seiner Tochter dann aber.
Unten erwartete ihn ein ausgedehntes Gewölbe, und weiter hinten stand Rowena und beleuchtete ein merkwürdig aussehendes Bündel. Der Lord ahnte mittlerweile, was sie da gefunden hatte, und er konnte nichts dagegen unternehmen, dass ihm ein eisiger Schauder über den Rücken lief. Er wüsste mehr über die Geschichte der Krypta, als er jemals hatte zugeben wollen, und er sah in diesem Augenblick seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Dabei hatte er so gehofft, dass seine geliebte Tochter niemals mit diesen dunklen Geschehnissen aus der Vergangenheit konfrontiert werden würde. Er verwünschte plötzlich sich selbst und seinen eigenen Einfall, eine Heizung in die Kapelle einbauen zu lassen.
Doch es war müßig, jetzt noch darüber nachzudenken. Er musste versuchen, das Beste daraus zu machen.
Er trat jetzt zu Rowena, die mit der Lampe noch immer auf das Bündel leuchtete. Ein Skelett lag daneben, in verrottete Überreste von Kleidung gehüllt. Und eine Kiste stand dabei.
Lord Douglas spürte, dass sein Herz rasend schnell schlug.
»Nicht«, bat er. »Fass das alles nicht an, mein Kind. Lass uns die Krypta wieder schließen und versiegeln.«
»Jetzt reicht es aber, Dad«, erklärte Rowena energisch. »Ich verstehe dich wirklich nicht, und ich denke, du solltest mir diese Geschichte besser erzählen. Aber erst, nachdem wir für eine anständige Beerdigung für diesen Haufen Knochen gesorgt und den Inhalt der Kiste untersucht haben.«
Der Lord schaute seine Tochter unglücklich an, wusste aber gleichzeitig, da er sie in dieser Stimmung nicht bremsen konnte. Wenn sie sich einmal was in den Kopf gesetzt hatte, war es fast unmöglich, sie davon wieder abzubringen. Und im Grunde hatte sie recht und einen sehr vernünftigen Vorschlag gemacht. Es konnte nicht angehen, dass ein Skelett hier herumlag. Zumindest eine ordentliche Beerdigung stand dem zu. Aber diese Kiste! Lord Douglas wäre es lieber, seine Tochter würde sie nicht einmal berühren. Doch das war natürlich nur Wunschdenken, es war bereits zu spät.
Rowena griff nach dem Schloss der Kiste. Es war dermaßen durchgerostet, dass es dem kräftigen Griff nicht viel Widerstand entgegensetzte. Staub wallte auf, als der Deckel zurückflog.
Ein Glitzern und Funkel erfüllte die Krypta, als der Lichtschein der Lampe auf Gold und Edelsteine fiel.
Rowena hielt den Atem an, und auch Lord Douglas schluckte schwer.
Die Kiste war angefüllt mit Schmuckstücken, die einen unglaublichen Wert darstellten.
»Ich glaube, das überrascht dich gar nicht, Dad. Du solltest jetzt vielleicht doch endlich mit einer Erklärung anfangen.«
Dieser aufregende Tag war nun doch endlich zu Ende gegangen. Im Beisein von Father Gregory, dem Hausgeistlichen, waren die traurigen Überreste dessen, was einmal ein Mensch gewesen war, geborgen und aufgebahrt worden. Er sollte eine formlose, gleichwohl aber ordentliche Beerdigung erhalten.
Die Kiste mit dem wertvollen Inhalt war ins Herrenhaus gebracht worden, wo sie sich jetzt hier in der Bibliothek befand, wo sich auch Lord Douglas und seine Tochter aufhielten.
Rowena hatte ihre erste Überraschung überwunden. Jetzt packte sie mit einem ehrfürchtigen Gesichtsausdruck die wertvollen Gegenstände aus der Kiste. Auf einem Tisch hatte Haynes, der Butler, ein Tuch aus Samt ausgebreitet, und die junge Frau legte nach und nach alle Teile darauf ab.
»Zwölf«, sagte sie dann. »Zwölf Gegenstände, die ich, zumindest zum Teil, für sakral halte. Kelche, ein Kreuz, Ringe, wie für einen Bischof, sogar ein Rosenkranz aus Gold und Ebenholz. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass du mir eine ganze Menge darüber erzählen kannst. Du solltest das also besser tun, denn mein Gefühl sagt mir auch, dass das wichtig ist.«
Lord Douglas saß in einem Sessel und starrte trübsinnig auf die Ansammlung von wertvollen Gegenständen. Seit Jahren hatte er immer wieder die Hoffnung gehegt, dass er das Wissen, das sich tief in seinem Herzen befand, eines Tages würde vergessen dürfen. Aber nun wusste er, dass seine schlimmsten Befürchtungen Wahrheit geworden waren.
Er steckte sich mit fahrigen Fingern eine Pfeife an, gleich darauf erfüllte der Duft von aromatischem Tabak den Raum. Der Blick des Mannes blieb düster, aber nun begann er doch zu reden.
»Was du hier vor dir siehst, ist die Hälfte eines sakralen Schatzes, den einer unserer Vorfahren geraubt hat. Er befand sich dabei in der Gesellschaft eines anderen Mannes, auf den ich gleich noch zu sprechen kommen werde. Jeder dieser Gegenstände gehörte zu seiner Zeit einem hohen kirchlichen Würdenträger. Unser Vorfahr, dessen Name aus der Ahnentafel gestrichen wurde, hat dieses unvorstellbare Verbrechen begangen, um mit Hilfe dieser Gegenstände Macht zu erlangen.«
Rowena runzelte die Stirn. »Das ist ziemlich weit hergeholt, findest du nicht?«, unterbrach sie ihren Vater. »Wie soll man durch den Diebstahl von Gold und Schmuck Macht erlangen?«
Der Lord seufzte. »Um diese Dinge zu rauben, wurden die jeweiligen Besitzer getötet und dabei mit einem Fluch belegt. Frag’ bitte nicht, auf welche Weise, aber es hat funktioniert, denn Angus besaß Macht und beherrschte Kräfte, die wir heute nicht mehr nachvollziehen können. Und bevor du darüber lächelst, es gibt eine Menge Dinge, die auch ich nicht erklären kann, die ich aber zu respektieren habe. Nun gut, Angus übertrieb es schließlich. Er beschwor dunkle Mächte, die er nicht mehr beherrschen konnte, und so fiel er ihnen schließlich zum Opfer. Sein Bruder Arthur opferte sich schließlich zum Wohl der Familie. Er brachte diesen Schatz in die Krypta und ließ sich selbst dort einmauern, um den Fluch zu brechen. Die Blutlinie wurde dann von seinem zum damaligen Zeitpunkt noch ungeborenen Sohn weitergeführt. Dieses Opfer war jedoch sinnlos, denn es nützte nichts.«
»Du hast jetzt eine Menge erzählt, Dad. Eine wirklich tolle Abenteuergeschichte, wie man sie am Kamin zur blauen Stunde berichtet. Aber davon glaube ich nicht einmal die Hälfte. Es wundert mich nur, dass du mir das alles nicht längst schon einmal erzählt hast. Immerhin gehört auch das zur Familiengeschichte, mag es auch ein dunkles Kapitel sein und vermutlich nicht einmal wahr.«