Einführung in das therapeutische Zaubern - Annalisa Neumeyer - E-Book

Einführung in das therapeutische Zaubern E-Book

Annalisa Neumeyer

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Beschreibung

"Dieses wunderbare Buch enthält viele praktische Techniken, um Kinder zu faszinieren und zu begeistern, und ist damit eine unschätzbare Ressource für alle, die mit kleinen und mit großen Kindern arbeiten." Dr. sc. hum. Rüdiger Retzlaff, Helm Stierlin Institut Heidelberg "So macht es Spaß, das Buch in einem Zug zu lesen oder auch je nach Bedarf als Nachschlagewerk zu nutzen. Annalisa Neumeyer gelang ein zauberhaftes Buch." Susy Signer-Fischer "Das 'Therapeutische Zaubern' nach Annalisa Neumeier ist aus meiner Sicht die eleganteste Form der Hypnotherapie. Hier werden positive Metaphern in Bildern sichtbar, die magische Atmosphäre führt in eine Trance, die das unwillkürliche Bewusstsein aufweckt, der freudige Überraschungseffekt löst alte Muster auf wie einen gordischen Knoten. Und das alles maßgeschneidert und unmittelbar. Dieses Buch demonstriert, wie das therapeutische Zaubern eine wunderbare Unterstützung für vielfältige pädagogisch-therapeutische Arbeitsfelder sein kann. Die Autorin zeigt, welche Zauberworte den Einstieg in die Therapie erleichtern, wie Zaubergeschichten die Entwicklung und Heilung fördern und sogar wie sich ein weibliche Therapeutin für einen Jungen einen männlichen Therapeuten dazuzaubern kann. Viele Beispiele aus der Praxis und direkte Anleitungen machen Lust, die Zauberkunststücke und Zaubergeschichten sogleich anzuwenden." Hanne Seemann, Institut für Medizinische Psychologie im Zentrum Psychosoziale Medizin am Universitätsklinikum Heidelberg Zauberhafte Therapie mit Erfolgsgarantie! Was hat Zaubern mit Therapie zu tun? Ganz einfach: Zaubern ist ein wunderbares Vehikel, um Metaphern für Veränderungen zu transportieren, um Aufmerksamkeit zu lenken, Unterschiede zu markieren und neue Fähigkeiten zu erlernen. Wer ein Zauberkunststück erlernt und es dann vorführt, wird anders wahrgenommen – und nimmt sich selbst anders wahr: kompetent, selbstbewusst und "selbstwirksam". Die Hypnotherapeutin Annalisa Neumeyer gilt als die Expertin für therapeutisches Zaubern. In dieser kompakten Einführung erklärt sie die Grundprinzipien, die Anwendungsfelder und die besondere Wirkung der Methode. Die berührenden Beispiele und klaren Beschreibungen regen dazu an, die Zauberkunststücke und -geschichten direkt in die eigene Praxis zu übernehmen. Denn mit Zaubergeist arbeitet es sich einfach leichter! Die Autorin: Annalisa Neumeyer, Diplom-Sozialpädagogin; Therapeutin für Hypnotherapie und klinische Hypnose (M.E.G), approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin; Urheberin des "Therapeutischen Zauberns®", einer Methode, die Zaubern und hypnotherapeutische Elemente kombiniert. Ausbilderin für zertifizierte Zaubertherapeuten. Sachbuch-Autorin. Referentin auf psychotherapeutischen und ärztlichen Kongressen. Schwerpunkte: Problem- und Krisenbewältigung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene; Überwindung von sozialen Ängsten, Prüfungsangst, Zahnarztphobie etc. durch den Einsatz von Tiefenentspannung, Trance und Therapeutischem Zaubern®. Ausbildungs- und Fortbildungsveranstaltungen für Therapeuten und Pädagogen sowie Schulungen von Ärzten, Zahnärzten und deren Mitarbeitern zur Gestaltung "zauberhafter" Behandlungen.

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Seitenzahl: 128

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Carl-Auer

Hinweis: Der Begriff Therapeutisches Zaubern sowie alle hier veröffentlichten Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich bzw. markenrechtlich beim Deutschen Marken- und Patentamt unter Register-Nr. 305241540 geschützt.

Annalisa Neumeyer

Einführung in dastherapeutische Zaubern

Mit Illustrationen von Christa Berger und Sandra Klepp

Dritte Auflage, 2024

Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des Carl-Auer Verlags:

Prof. Dr. Dr. h.c. Rolf Arnold (Kaiserslautern)

Prof. Dr. Wolf Ritscher (Esslingen)

Prof. Dr. Dirk Baecker (Dresden)

Dr. Wilhelm Rotthaus (Bergheim bei Köln)

Prof. Dr. Ulrich Clement (Heidelberg)

Prof. Dr. Arist von Schlippe (Witten/Herdecke)

Prof. Dr. Jörg Fengler (Köln)

Dr. Gunther Schmidt (Heidelberg)

Dr. Barbara Heitger (Wien)

Prof. Dr. Siegfried J. Schmidt (Münster)

Prof. Dr. Johannes Herwig-Lempp (Merseburg)

Jakob R. Schneider (München)

Prof. Dr. Bruno Hildenbrand (Jena)

Prof. Dr. Jochen Schweitzer † (Heidelberg)

Prof. Dr. Karl L. Holtz (Heidelberg)

Prof. Dr. Fritz B. Simon (Berlin)

Prof. Dr. Heiko Kleve (Witten/Herdecke)

Dr. Therese Steiner (Embrach)

Dr. Roswita Königswieser (Wien)

Prof. Dr. Dr. Helm Stierlin † (Heidelberg)

Prof. Dr. Jürgen Kriz (Osnabrück)

Karsten Trebesch (Dallgow-Döberitz)

Prof. Dr. Friedebert Kröger (Heidelberg)

Bernhard Trenkle (Rottweil)

Tom Levold (Köln)

Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler (Köln)

Dr. Kurt Ludewig (Münster)

Prof. Dr. Reinhard Voß (Koblenz)

Dr. Burkhard Peter (München)

Dr. Gunthard Weber (Wiesloch)

Prof. Dr. Bernhard Pörksen (Tübingen)

Prof. Dr. Rudolf Wimmer (Wien)

Prof. Dr. Kersten Reich (Köln)

Prof. Dr. Michael Wirsching (Freiburg)

Dr. Rüdiger Retzlaff (Heidelberg)

Prof. Dr. Jan V. Wirth (Meerbusch)

Umschlaggestaltung: Uwe Göbel

Redaktion: Nicola Offermanns

Satz: Verlagsservice Hegele, Heiligkreuzsteinach

Printed in Germany

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

Dritte Auflage, 2024

ISBN 978-3-8497-0005-8 (Printausgabe)

ISBN 978-3-8497-8488-1 (ePub)

© 2013, 2024 Carl-Auer-Systeme Verlag

und Verlagsbuchhandlung GmbH, Heidelberg

Alle Rechte vorbehalten

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

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Carl-Auer Verlag GmbH

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Tel. +49 6221 6438-0 • Fax +49 6221 6438-22

[email protected]

Inhalt

Vorwort

1 Zaubern als faszinierendes Medium

1.1 Manchmal müsste man zaubern können

1.2 Zaubern im Alltag

2 Zaubern in Therapie und Pädagogik

2.1 Therapeutisches Zaubern als besondere Form der Hypnotherapie

2.2 Hypnotherapeutische Elemente im Therapeutischen Zaubern

Pacing, Rapport und Leading

Trance und magische Atmosphäre

Metaphern

Autosuggestionen

Reframing

Transformation – Zauberhafte Verwandlung

2.3 Besondere Elemente des Therapeutischen Zauberns

Zauberworte – Kommunikation beim Therapeutischen Zaubern

Verzauberung erleben oder selbst zaubern können

Der Zauberauftritt

Schauspieltraining

2.4 Der Gewinn beim Therapeutischen Zaubern

Selbstwert, Selbstkonzept und Selbstwirksamkeit

Motivation

3 Therapeutisches Zaubern von 0 bis 99 Jahren

3.1 Zaubern mit Kindern im Vorschulalter

3.2 Zaubern mit Schulkindern

3.3 Zaubern mit Jugendlichen

Zaubern mit »coolen Jungs« oder: Wir zaubern uns einen männlichen Therapeuten

Zauberkunststücke mit Jugendlichen

3.4 Zaubern mit Erwachsenen

3.5 Zaubern mit allen Generationen

4 Therapeutische Zauberkunststücke

4.1 Die Erweckung des inneren Zauberers

4.2 Der Mutzauber mit Fridolina

4.3 Der Lösungsknoten (mit Variationen)

4.4 Magische Verknüpfungen

4.5 Die acht Karten

4.6 Der Kraftzauber

Kraftzauber mit Test: Das stärkste Kind der Welt

4.7 Vier Könige bringen gute Gaben

4.8 Der gute Wolf

4.9 Die Feenrakete (mit Variationen)

4.10 Vier Leichtgewichte heben mit acht Fingern einen schweren Menschen hoch

5 Übersicht: Welches Zauberkunststück kann ich wann und wozu einsetzen?

6 Anwendungsbeispiele: Therapeutisches Zaubern in verschiedenen Arbeitsbereichen

6.1 Zaubern im Kindergarten

6.2 Zaubern in der Schule

6.3 Beim Zahnarzt

6.4 Beim Kinderarzt

6.5 In der Notaufnahme

6.6 Logopädie

6.7 Ergotherapie

6.8 Physiotherapie

6.9 Psychotherapie, Einzeltherapie und Gruppentherapie

6.10 Zaubern mit Erwachsenen in der Psychiatrie

6.11 Heilpädagogik

6.12 Eltern-Kind-Gruppen

6.13 Zaubern mit Menschen mit Behinderungen

7 Schlussworte

Literatur

Über die Autorin

Vorwort

Dieses Buch ist aus zahlreichen Kontakten mit Menschen entstanden. Es ist ein Buch aus der Praxis für die Praxis. Angeregt wurde es durch das Interesse und den Wunsch von Seminarteilnehmern, Kollegen und vielen Mitarbeitern aus dem Gesundheitswesen, mehr über den Einsatz von therapeutischen Zaubergeschichten in Therapie und Pädagogik zu erfahren.

Nach einer einführenden Theorie, warum und wozu das Therapeutische Zaubern eine wunderbare Unterstützung sein kann, geht es besonders um das Wie!1

Wie können Zauberkunststücke zu einem neuen Umgang mit sich selbst und zu verändertem Verhalten führen?

Welche Zauberworte erleichtern und unterstützen den Einstieg in eine Therapie?

Wann fördern Zaubergeschichten die Entwicklung oder Heilung?

Und nicht zuletzt: Was hat Therapeutisches Zaubern mit Hypnotherapie zu tun?

Die Kunst ist: Wie kann man ein und dasselbe Zauberkunststück für eine ganz gezielte Situation mit ausgewählten Metaphern und Suggestionen maßschneidern und es dadurch zum auslösenden Moment für eine positive Veränderung werden lassen?

Es ist mein Anliegen, dies so zu beschreiben, dass nach dem Lesen bei Ihnen der Zaubergeist lebendig wird. In meinen Seminaren erlebe ich bei den Teilnehmern besonders viel Freude an den Geschichten zu den Zauberkunststücken.

Weil (immer noch) mehr Frauen als Männer in meine Ausbildungsseminare kommen und das Medium Zaubern nutzen, spreche ich meistens von der »Zaubertherapeutin« und der »Lehrerin«. Männer sollen sich aber bitte gleichermaßen angesprochen fühlen.

Beispiele aus der Praxis gebe ich originalgetreu wieder. Sie können für Fachleute aus unterschiedlichen pädagogischen, therapeutischen und medizinischen Arbeitsbereichen eine zauberhafte Bereicherung und Hilfe sein.

Annalisa Neumeyer

Freiburg, im Sommer 2013

1Der Begriff Therapeutisches Zaubern ist urheberrechtlich und markenrechtlich geschützt.

1 Zaubern als faszinierendes Medium

1.1 Manchmal müsste man zaubern können

Stephans Wutausbrüche

Vor vielen Jahren arbeitete ich in einer stationären Einrichtung der Jugendhilfe. Dort »machte« der 12-jährige Stephan viele Probleme. Er zeigte impulsives Verhalten und hatte mehrmals täglich Wutausbrüche, die von den anderen Kindern und dem Betreuungspersonal gefürchtet waren. Als er während einer solchen Zornattacke einem anderen Kind heißen Tee über den Arm schüttete, war dies Anlass für eine Fallbesprechung im Großteam. Schnell wurde deutlich, dass alle nur »Schlimmes« berichten konnten: Stephan stand durch die schwierige Alltagsgestaltung und durch häufige Beschwerden von Erzieherinnen, Lehrerinnen und Kindern fortwährend negativ im Mittelpunkt.

Schon damals beschäftigte ich mich mit Zaubern und hatte als Zauberkünstlerin Auftritte. Ich sah darin eine Möglichkeit, diesen Jungen zu erreichen. Ich bot Stephan an, bei mir einige Zauberkunststücke zu erlernen – und er stimmte zu. Er übte zunächst skeptisch und vorsichtig, dann aber begeistert. Kaum dass er die ersten Zauberkunststücke erlernt hatte, führte er anderen sein Können vor. Das Zaubern war für ihn ein positives Kontaktmittel und bald erzählte er strahlend: »Selbst der Lehrer hat nicht geblickt, wie ich das gemacht habe!«

Stephans Wutausbrüche waren nicht weggezaubert, aber sein Selbstwertgefühl veränderte sich zusehends. Plötzlich wurde er sogar zu Geburtstagsfesten anderer Kinder eingeladen, da er zaubern konnte. Der Teufelskreis – Stephans verzweifelte Suche nach Kontakt und Anerkennung mit auffälligem und destruktivem Verhalten und die stets darauf folgende Ablehnung – war durchbrochen.

So entstand die Idee, Zaubern als Medium in Pädagogik und Therapie einzusetzen.

1.2 Zaubern im Alltag

Gutes denken

»›Fehlt dir etwas, mein Junge?‹, sagte mein Papa zu mir und legte mir die Hand auf die Schulter.

›Ich habe schlecht geschlafen‹, antwortete ich, ohne zu lügen. Mehr brachte ich nicht heraus. Er aber sagte nun etwas, das mir später oft immer wieder einfiel.

›Eine schlaflose Nacht‹, sagte er, ›ist immer eine lästige Sache. Aber sie ist erträglich, wenn man gute Gedanken hat. Wenn man aber daliegt und nicht schläft, ist man leicht ärgerlich und denkt an ärgerliche Dinge. Aber man kann auch seinen Willen brauchen und Gutes denken.‹

›Kann man?‹, fragte ich. Denn ich hatte in den letzten Jahren am Vorhandensein des freien Willens zu zweifeln begonnen.

›Ja, man kann‹, sagte mein Vater nachdrücklich.«

(Hesse 1999, S. 112).

»Ich kann doch nicht zaubern!« So wehren wir unerfüllbare Erwartungen ab. Oder seufzen: »Zaubern müsste man können!«, wenn wir etwas sehnlich Erwünschtes nicht erreichen.

Wenn menschliches Können nicht mehr ausreicht, wenn die Situation nach einem Wunder verlangt, muss Zauberei her: In der Geschichte der Menschen haben Zauberei und Magie schon immer eine bedeutende Rolle gespielt. Magier erklärten dem einfachen Volk, aber auch Herrschenden und Mächtigen, Naturphänomene, die mit dem aktuellen Wissensstand der jeweiligen Gesellschaft sonst nicht zu verstehen waren. Sie halfen bei Lebensfragen, am Scheideweg zwischen zwei schwierigen Entscheidungen und beim Heilen von Krankheiten.

Heute leben wir in einer aufgeklärten, modernen Welt, in der viele Rätsel der Vergangenheit durch die Entwicklung der Naturwissenschaften und der Technik gelöst wurden und viele Probleme beherrschbar geworden sind. Und trotzdem spielen magische Rituale und Symbole für uns auch heute noch eine Rolle. Zu wichtigen Anlässen, zum Beispiel bei Übergängen (etwa von einem Jahr zum anderen an Silvester oder am Geburtstag), kennen wir magische Rituale: Wir schenken Glücksschweinchen aus Marzipan, lesen Kaffeesatz, gießen Blei oder legen Tarot-Karten. Wir alle kennen Talismane und die manchmal skurril wirkenden Rituale bei Sportlern, die ihren Erfolg begünstigen wollen. Manchmal dienen sogar Tiere als Orakel. Erinnern Sie sich noch an die Krake Paul, die bei der Fußballweltmeisterschaft 2010 Ergebnisse »vorhersagte«?

In unserer modernen Welt, in einer Lebenssituation mit vielen verschiedenen Lebensentwürfen, in einem Alltag, der uns fortwährend Entscheidungen abverlangt, scheint es eine große Sehnsucht zu geben: nach der Freiheit der Fantasie einerseits, andererseits auch nach Antworten und Vorbildern, an denen wir uns ausrichten und festhalten können.

Pippi Langstrumpf, Bibi Blocksberg und Harry Potter haben alle wundersame und teils magische Fähigkeiten und bewältigen damit ihre Lebensaufgaben und -krisen. Sie sind nicht nur äußerst erfolgreiche fiktive Lebewesen, sondern auch stärkende Begleiter im Alltag – Pippi und Bibi bei den Jüngeren und Harry Potter bei den Älteren sind in diesem Sinne zauberhafte Modelle.

Simon und der Kraftzauber

Eine Bekannte, die von meinem Beruf wusste, erzählte mir, ihr dreijähriger Sohn Simon wolle seit der Geburt seiner kleinen Schwester immer getragen werden. Bereits nach wenigen Metern Fußweg jammere er, er könne nicht mehr und müsse getragen werden. Sie verstehe seine Reaktion, und sowohl sie als auch sein Vater würden sich, so oft es geht, ganz gezielt um ihn kümmern. Dennoch würde es sie sehr erschöpfen, und sie fragte mich, ob ich da nicht mal »was zaubern« könnte.

Ich ging mit Simon in den nahen Stadtpark und sagte ihm, es gebe irgendwo bei den vielen Bäumen und Ästen einen ganz bestimmten Ast, wo er einen Zauberstab finden könne. »Und genau an diesem Ast, wo dein Zauberstab ist, passiert noch was ganz Tolles.« Der Junge ging mit mir auf die Suche und fragte immer wieder: »Ist es der, oder der?« Nach einer Weile sagte ich: »Simon schau mal, wie weit wir schon gelaufen sind. Kannst du noch weiter?« Simon nickte. So suchten wir noch ein ganzes Stück weiter, und als ich fand, dass wir lange genug gegangen waren, ließ ich mithilfe eines »Kraftzaubers« (siehe Seite 69) einen Zauberstab »erscheinen«.

Simon war begeistert vom Kraftzauber und wiederholte ihn noch mehrmals für sich.

»Ich kann das, ich kann das, ich schaff das, ich schaff das, ich glaub an mich!«

Simon wollte nun unbedingt zaubern lernen, und ich sagte ihm, dies sei erst mit sechs Jahren möglich.

Drei Jahre später traf ich Simons Mutter zufällig. Sie erzählte mir, dass Simon an seinem sechsten Geburtstag plötzlich gefragt habe: »Wie heißt die, die mit mir mal gezaubert hat? Ich bin jetzt sechs Jahre und will zaubern lernen!«

Das erlaubte Spiel mit Illusionen übt auf Groß und Klein einen großen Reiz aus. In den letzten Jahren rückte das Zaubern verstärkt in den Blickpunkt der Neurowissenschaften: »Zauberkünstler manipulieren seit Jahrhunderten die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit der Zuschauer. Dabei haben sie intuitiv manche Erkenntnisse der modernen Neurowissenschaft vorweggenommen. Die kann auch heute noch von ihnen lernen« (Martinez-Conde u. Macknik 2009, S. 44).

2 Zaubern in Therapie und Pädagogik

2.1 Therapeutisches Zaubern als besondere Form der Hypnotherapie

Therapeutisches Zaubern ist eine Kombination aus Zaubern und Hypnotherapie. Beim Therapeutischen Zaubern geht es nicht nur um Spannung, Spaß, Ablenkung und Zerstreuung, sondern vor allem darum, mit dem Medium Zaubern das Hilfreiche in sich selbst und im Hier und Jetzt zu finden.

Mit dem Therapeutischen Zaubern können Menschen Wunder erleben. Diese Erfahrung ist eine Musterunterbrechung: Da passiert etwas, das sie bisher nicht für möglich gehalten haben.

Es entsteht wieder Hoffnung. Menschen erfahren konkret, dass sich Dinge verwandeln lassen.

Therapeutisches Zaubern verbindet Zauberkunststücke mit der Lösung von Aufgaben, Krisen und Problemen. Es lässt Lösungsbilder visuell wahr werden und macht Imaginationen und Vorstellungen erlebbar.

Der Lösungsknoten

Die Zaubertherapeutin hält ein rotes Seil waagerecht in den Händen, zeigt es den Zuschauern (die genaue Trickhandlung finden Sie auf Seite 58):

»Der rote Faden im Leben. Manchmal im Leben läuft alles glatt und manchmal gibt es einfach Probleme.«

Ein Knoten wird ins Seil geschlungen.

»Manchmal fühlt sich ein Problem an wie ein Knoten, manchmal hier, manchmal hier, manchmal hier …«

Die Zaubertherapeutin fasst sich nacheinander mit der Hand auf den Bauch, auf das Brustbein, den Hals und die Stirn.

»… wenn man nichts macht, dann kann es sein, dass das Problem größer wird.«

Ein zweiter Knoten wird hinzugefügt.

»… und wenn man immer nur auf das Problem schaut und auf das Problem schaut, dann sieht man das, was gut läuft im Leben, immer weniger und weniger …«

Ein Fadenende wird durch die untere Schlaufe und danach durch die obere Schlaufe geführt. Die Zaubertherapeutin zeigt auf das kurze Fadenende.

»… und wenn das Problem ganz besonders gut ist, darf es jeden Tag schon mit am Frühstückstisch sitzen …«

Knoten präsentieren und Pause machen, also Zeit lassen zum Überlegen (Wie ist es denn bei mir?) oder, wie Milton H. Erickson sagen würde, Zeit geben, um Suchprozesse im Gehirn auszulösen.

»… und wenn das Problem noch besser ist, darf es auch noch jeden Tag beim Mittagessen dabei sein …«

Pause.

»… und wenn das Problem obergenial ist, darf es jeden Abend mit ins Bett.«

Pause. Die Zaubertherapeutin lässt die Hand mit dem Seil sinken und nimmt das Seil ganz dicht zu sich.

»Und weil hier alles anders ist, schauen wir auf das, was schon gut läuft. – Wann läuft es denn bei Ihnen ganz gut? In welchen Situationen geht es Ihnen gut?«

Die Zaubertherapeutin fokussiert die Wahrnehmung des Klienten, indem sie ihn mit dem Finger über das Seilende streichen lässt, während dieser spricht:

»Gut läuft es wenn …«

»… und wann läuft es denn noch ganz gut?«

Die Zaubertherapeutin lenkt die Aufmerksamkeit auf das andere Fadenende, der Klient sagt wieder, wann es bei ihm gut läuft. Die Zaubertherapeutin zieht das Fadenende etwas länger, der Knoten wird kleiner.

»… und am tollsten wäre es, wenn Sie dann sagen könnten: Ich hatte mal dieses Problem!«

Die Zaubertherapeutin schwingt die Arme nach hinten über den Kopf, zieht dabei an den Seilenden, der Knoten verschwindet und die Zaubertherapeutin präsentiert das Seil ohne Knoten.

»… und darum geht es hier: auf das zu schauen, was Ihnen guttut und was Sie stärkt!«

Therapeutisches Zaubern verwandelt: Aus dem Problemkind wird ein Zauberkind, aus der Problemfamilie eine Zauberfamilie.

Mit dem Lösungsknoten zum Beispiel wird auf spielerische Art sichtbar gemacht: Wenn das Problem im Mittelpunkt steht, tritt es nach vorne und wird größer, und gleichzeitig tritt das, was gut läuft, in den Hintergrund und wird kleiner. Hypnotherapeutisch bedeutet dies: Das, worauf ich meine Aufmerksamkeit richte, das wächst.

Der Lösungsknoten ist eine humorvolle, wohlwollende Präsentation, bei der Menschen sich wiedererkennen. Durch die konkrete Visualisierung in diesem Zauberkunststück entdecken sie von sich aus ihre Verhaltensmuster, und sie können die Entscheidung treffen, diese Muster zu verändern und den Blick auf ihre positiven Seiten zu richten.

Therapeutisches Zaubern enthält viele Elemente aus der Hypnotherapie nach Milton H. Erickson, die wiederum ihre Wurzeln in der ganzheitlichen, rituellen Heilkunst der Hypnose hat. Die Hypnotherapie beeinflusst gezielt unbewusste und unwillkürliche Prozesse mit verbaler und nonverbaler Kommunikation.