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Das Verbrechen blüht im Ghetto: der ultimative Polizeithriller Null Toleranz für den »Pöbel« der Vorstädte lautet die Direktive des Innenministers. Markige Worte angesichts seiner geplanten Präsidentschaftskandidatur. Jetzt müssen Beweise her, dass die Kriminalitätsrate tatsächlich sinkt. Kommissarin Le Muir, Leiterin eines Bezirkskommissariats der Pariser Banlieue, sieht ihre Chance: Was der Politik des Ministers dient, dient auch ihrer Karriere. Zum Glück finden ihre Truppen reichlich Anlass, die staatliche Autorität mit gebotener Härte unter Beweis zu stellen. Manipulation von Statistiken, Einschüchterung der migrantischen Bevölkerung, brutale Übergriffe – das ist Dynamit in der von Angst und Hass geschwängerten Atmosphäre. Eine »Säuberung mit Hochdruck«, wie sie der Innenminister lautstark fordert, bahnt den Weg für Gentrifizierung und Immobilienspekulation. Nur die von Illegalen besetzten Häuser bilden einen Schandfleck … Zwischen Politiker-Kalkül und überforderten Polizeikräften inszeniert Dominique Manotti den urbanen Sprengstoff unserer Zeit.
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Seitenzahl: 272
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Am Stadtrand von Paris liegen die Banlieues mit ihren Ghettos. Trostlose baufällige Wohnsilos weichen langsam und widerwilligGewerbegebieten und schmucken Bürokomplexen. Die Kriminalitätsrate ist hoch, Konflikte gären. Im Kommissariat von Panteuil treffen junge Polizisten ohne Erfahrung auf ein Klima rassistischer Gewaltbereitschaft. Der Innenminister fordert Nulltoleranz und Säuberungsmaßnahmen. Und unter den dienstälteren Kollegen grassieren Zynismus und Kriegsgewinnlertum. Aber wer soll da aufräumen? Noria Ghozali, Spezialermittlerin der Pariser Polizei, ist sicher, dass die angesehene Kommissariatschefin Le Muir keine weiße Weste hat. Nur wie soll sie das beweisen, wenn jeder, der mehr weiß, sein eigenes Süppchen kocht?
Dominique Manotti hat eine atemberaubende kriminalliterarische Form gefunden, um die ganze komplexe Wirklichkeit politischer und polizeilicher Verhältnisse so einzufangen, dass sie nachvollziehbar, packend, thrillertauglich wird. Genau das macht Manotti zu einer gnadenlos präzisen Chronistin der heutigen Gesellschaft mit all ihren Schattierungen von Ambition, Macht und Gewalt. Dass sie dabei nie die Menschen aus den Augen verliert, hebt ihre Kriminalromane auf das rare Spitzenniveau mitreißender, sachlich akkurater und doch einfühlender Gesellschaftskritik, die aufklärt, aber niemals schulmeistert. So wünsche ich mir politische Literatur.
Else Laudan
Für Interessierte einige Links zu Presseberichten über die realen Szenarien, die diesem Roman zugrunde liegen:
Spiegel online: Leben auf einem Pulverfasshttp://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,445039,00.html
Stern online: Aufstand der Ausgegrenztenhttp://www.stern.de/politik/ausland/unruhen-in-frankreichaufstand-der-ausgegrenzten-550752.html
Deutschlandradio: Bilanz nach der Revoltehttp://www.dradio.de/dkultur/sendungen/weltzeit/1140409/
Dominique Manotti, 1942 geboren, lehrte als Historikerin an verschiedenen Pariser Universitäten Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit. Sie kam erst mit fünfzig Jahren zum Schreiben und veröffentlichte seither sieben zum Teil preisgekrönte Romane.
Dominique Manotti
EINSCHLÄGIG BEKANNT
Aus dem französischen von Andrea Stephani
Ariadne Krimi 1198
Ariadne Krimis Herausgegeben von Else Laudanwww.ariadnekrimis.de
Titel der französischen Originalausgabe:
Bien connu des services de police
© Éditions Gallimard, Paris, 2010
Deutsche Erstausgabe
Alle Rechte vorbehalten
© Argument Verlag 2011
Glashüttenstraße 28, 20357Hamburg
Telefon 040/4018000– Fax 040/40180020
www.argument.de
Umschlag: Martin Grundmann
Fotomotiv: © Sascha Burkard, Fotolia.com
Lektorat: Iris Konopik & Else Laudan
Satz: Iris Konopik
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014
ISBN 9783867549660
Zweite Auflage 2011
Cover
Titel
Vorwort
Impressum
Kleines Glossar zur Pariser Polizei
Zitat
Prolog Sommer 2005
Eischlägig bekannt
Epilog
Weitere Bücher
Dominique Manotti
Monika Geier
Christine Lehmann
RGPP
Direction des Renseignements Généraux de la Préfecture de Police de Paris (Zentraler Nachrichtendienst, Abteilung Paris), französische Besonderheit, eine Polizei ohne Vollstreckungsgewalt. Befasst mit Recherchen, Analysen (auch Zukunftsforschung) und Überwachung von mutmaßlichen Staatsfeinden, Medien, gesellschaftlichen Gruppen.
BAC
Brigade anti-criminalité, Brigade zur Bekämpfung leichter und mittelschwerer Straftaten (z.B. Diebstahl, Raub, Erpressung, Gewalttaten, Drogendelikte, Prostitution), zudem spezialisiert auf Einsätze in »sozialen Brennpunkten«. Mitglieder werden auch Bacmen genannt.
Antigang
Spitzname der Brigade Recherches et Interventions zur Bekämpfung von Bandenkriminalität und organisiertem Schwerverbrechen.
IGS
Inspection générale de la police nationale, Dienstaufsicht der Polizei.
Polizeidienstgrade(in absteigender Hierarchie)
Höhere Laufbahn– Commissaire: zuständig für Personalführung und Verwaltung, Hauptansprechpartner des Präfekten, der Abgeordneten und aller gesellschaftlichen Institutionen in Sachen öffentliche Sicherheit (Abitur + abgeschl. rechtswissensch. Hochschulstudium)
Gehobene Laufbahn– Commandant, Capitaine, Lieutenant (Abitur + 3Jahre Hochschulstudium, vorzugsw. Rechtswissensch.)
Mittlere Laufbahn– Brigadier-Major, Brigadier-Chef, Brigadier, Sous-Brigadier, Gardien de la paix (Voraussetzung: Abitur)
Die genannten sind alle Staatsbeamte. Daneben gibt es noch Adjoints de sécurité (Hilfspolizisten), Angestellte im öffentlichen Dienst.
Beförderung auf die nächste Hierarchiestufe ist auch nach Dienstjahren möglich, allerdings wurde dies durch eine Reform 2004 erschwert.
Die Gewährleistung der Menschen- und Bürgerrechte erfordert eine öffentliche Gewalt;
diese Gewalt ist also zum Vorteil aller eingesetzt und nicht zum besonderen Nutzen derer, denen sie anvertraut ist.
Artikel 12 der Erklärung der Menschen-
Sommer 2005
Der Wagen fährt mit eingeschalteten Scheinwerfern im Schritttempo durch die menschenleeren engen Straßen eines Lagerhausbezirks am nördlichen Pariser Stadtrand. Zu so nächtlicher Stunde hat diese Vorortgegend etwas Unheimliches: geschlossene Gittertore, hinter denen sich der Müll stapelt, heruntergelassene Rollläden voller Graffiti, kaputtes Kopfsteinpflaster, abgesackte Gehwege, dunkle Straßenlaternen, dicht an dicht die wuchtigen schwarzen Silhouetten der Lagerhäuser. Es ist derart leblos und still, dass jedes hier auftauchende Wesen nur als Bedrohung empfunden werden könnte. In dem Wagen, der innen schwach beleuchtet ist, drei Männer, der Fahrer und seine zwei Begleiter. Sie ähneln sich. Jung, muskulös, sehr kurzes Haar, leichte Stoffblousons, Jeans und Sportschuhe. Ihre Bewegungen, ihre Worte, ihr Schweigen sind aufeinander eingespielt, belanglose Satzfetzen, Kaugummi, Gelächter, ihre Blicke wandern umher, es herrscht lockere Vertrautheit. Im Hintergrund knisterndes Rauschen, dem niemand Beachtung schenkt. Man nähert sich Paris. An einer Straßenbiegung taucht zwischen Lagerhausbezirk und Ringautobahn ein Betonklotz auf. Fünf Parkdecks an der nördlichen Zufahrtsstraße nach Paris. Die Spannung im Wagen steigt. Die Männer straffen sich, verstummen, sind wachsam, leicht angespannt. Der Wagen biegt langsam in die Einfahrt ein. Einer lacht auf, die Hand im Schritt: »Bin ich geil heute Abend.« Der Fahrer hupt dreimal kurz. Der Nachtwächter in seinem Häuschen dreht sich auf seinem Stuhl, hebt grüßend die Hand, öffnet die Schranke. Der Wagen rollt in das Parkhaus, vorbei am rechts liegenden Treppenhaus-, Fahrstuhl- und Toilettenkomplex, zur Linken drei lange neonerleuchtete Gänge, in denen auf beiden Seiten Autos parken, so gut wie kein Platz mehr frei. In den letzten Gang biegt der Wagen ein, Mädchen treten aus dem Dunkel und kommen im Scheinwerferlicht näher. Als sie den Wagen erkennen, scharen sie sich zusammen, ein stummer, trotziger Block. Der Fahrer bremst, hält an, lässt den Motor laufen. Die beiden Mitfahrer springen hinaus. Paturel, ein Hüne mit leichtem Fettansatz, wasserblaue Augen, rothaarig und sommersprossig, er ist der Boss, das sieht man, blickt sich um, zählt die Mädchen.
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