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Ein Städtchen in Lothringen, ein Tal voller stillgelegter Eisenhütten. Hier arbeitet Rolande Lepetit am Fließband einer Daewoo-Fabrik, die sich mit EU-Zuschüssen knapp über Wasser hält. Doch die Unfälle häufen sich, die Stimmung ist explosiv. Nach einem weiteren Zwischenfall geht die Belegschaft auf die Barrikaden. Plötzlich steht das Werk in Flammen! In Paris wird derweil über die Privatisierung des Elektronik- und Rüstungskonzerns Thomson entschieden. Als Matra-Daewoo grünes Licht für die Übernahme erhält, holt die Konkurrenz zum Gegenschlag aus. Ein Krisenstab soll kompromittierendes Material ausgraben, die jüngsten Ereignisse in der Daewoo-Fabrik könnten sich eignen. Also schickt man Charles Montoya nach Lothringen, einen Privatdetektiv, der mit allen Wassern gewaschen ist ... Erpressung, Manipulation, Mord – die Gegner in diesem Mega-Monopoly schrecken vor nichts zurück. Lebendige Miniaturen von kleinen Leuten und skrupellosen Machern verbinden sich zu einem handfesten Wirtschaftsthriller, dessen realen Hintergrund die Machenschaften um den Verkauf des französischen Staatskonzerns Thomson bilden.
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Seitenzahl: 347
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Dominique Manotti
LETZTE SCHICHT
Aus dem Französischen von Andrea Stephani
Ariadne Krimi 1188 Argument Verlag
Cover
Titel
Impressum
Zum Buch / Zum Autor
Warnung
Erster Teil
Zweiter Teil
Dritter Teil
Vierter Teil
Weitere Bücher
Ariadne Krimis
Herausgegeben von Else Laudan
www.ariadnekrimis.de
Titel der französischen Originalausgabe: Lorraine Connection
© 2006, Éditions Payot & Rivages
Deutsche Erstausgabe
Alle Rechte vorbehalten
© Argument Verlag 2010
Glashüttenstraße 28, 20357 Hamburg
Telefon 040/4018000 – Fax 040/40180020
www.argument.de
Umschlag: Martin Grundmann
Fotomotiv: © klikk - Fotolia.com
Lektorat & Satz: Iris Konopik
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016
ISBN 978-3-86754-972-1
Fünfte Auflage 2012
»Die wahre Geschichte des Kampfs zwischen Alcatel und Matra-Daewoo um den Kauf von Thomson … eine Momentaufnahme von verblüffender Wahrhaftigkeit. Nie beeinträchtigt die dokumentarische Präzision das literarische Niveau. Alle Zutaten des Kriminalromans sind da, so fesselnd, wie sie sein müssen.« Le Monde
»Mit der Strenge der Historikerin nutzt Manotti die Versatzstücke einer berühmten Affäre für einen prallen Roman. Sie verehrt James Ellroy und schreibt wie er markig, ausdrucksstark, bilderreich. Brillant ihre Darstellung starker Gefühle – Verliebtheit, soziale Revolte, Machtgier –, gnadenlos ihre Chronik der Entgleisungen unserer Gesellschaft. Letzte Schicht liest sich als grandioser Krimi, aber seine Bedeutung geht weit über das Genre hinaus.« Marie Claire
»Vergewaltigung, Strangulierung, Erpressung, Explosionen: Manotti drängt das alles in wenige klinische Zeilen, die an Haneke denken lassen. Und die Verschwörertreffen der oberen Führungskräfte machen dem White-Collar-Thriller der Anglo-Tradition (Grisham) alle Ehre.« Libération
»Die Hauptfigur ist schön, selbstbewusst, stark, intelligent und vom Leben enttäuscht: eine Mischung aus Simone Signoret in Goldhelm und Jackie Brown von Tarantino.« europolar
Der Kriminalroman Letzte Schicht beruht auf einer wahren Begebenheit, der Affäre der Thomson-Privatisierung. Mehr Info:
www.welt.de/print-welt/article643074/Paris_buendelt_Ruestungsindustrie.html
www.monde-diplomatique.de/pm/1996/12/13/a0258.text.name,askKiNLhS.n,30
Dominique Manotti, 1942 geboren, kam erst mit fünfzig Jahren zum Schreiben und veröffentlichte seither sieben Romane. Ihre Bezugspunkte sind der amerikanische Schriftsteller James Ellroy, die neuzeitliche Wirtschaftsgeschichte und die 68er-Bewegung. Diese ungewöhnliche Kombination begründet Manottis dichten, unpathetischen Stil. Die Historikerin lehrte an verschiedenen Pariser Universitäten Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit, war als Gewerkschafterin in der CFDT aktiv und leitete als Generalsekretärin deren Pariser Sektion.
Dies ist ein Roman.
Alles ist Wahrheit, alles ist Lüge.
Ein Raum, begrenzt durch vier graue Blechwände, durch den sich ein Förderband zieht, darauf zwei Reihen Fernsehbildschirme und ihre Röhren, unter dem weißen Licht der Neonlampen, von denen hier und da Kabel herabhängen. Zwei Reihen je vier junger Frauen, einander gegenüber, auf beiden Seiten des Förderbands. Es ist sehr kühl, der Herbst kommt, als sie heute Morgen ihre Plätze eingenommen haben, war es noch dunkel. Und obwohl die Frauen sich kennen und sich an diesem abgeschlossenen Ort beinahe vertraut fühlen, wo sie praktisch im Team arbeiten, gleicher Takt und gleiche Prämien, hat keine von ihnen Lust zu reden, denn es geht auf die langen Nächte und kurzen Tage zu, und das drückt aufs Gemüt.
Die Frauen, auch sie grau in ihren kurzen Kitteln, sitzen vorgebeugt, die Arme gestreckt, den Blick abwechselnd auf die vorbeiziehenden länglich-aggressiv geformten Röhrensockel und die oberhalb des Fließbands schräg montierten Spiegel aus poliertem Stahl gerichtet, die ihnen unablässig die immer gleichen Bilder der immer gleichen Röhren aus verschiedenen Blickwinkeln zurückwerfen, in der Vergrößerung erdrückend. Mit sehr feinen Lötkolben setzen sie die letzten Lötpunkte, dann verlassen die fertigen Bildröhren diesen Bandabschnitt und rollen in die nächste Werkstatt, hinter der Blechwand, wo sie verpackt, ins Lager befördert und verschickt werden, meist nach Polen, wo sie ein Plastikgehäuse erhalten und zu Fernsehern werden.
Die Geräusche aus der großen Werkhalle dringen nur sehr gedämpft zu den Frauen, innerhalb der Blechwände gibt das Klacken des Förderbands ihrem Leben den Takt vor. Klack, das Band setzt sich in Gang, Zischen, zwei Sekunden, die Bildröhren rücken vor, klack, Stopp, jede beugt sich vor, die Lötkolben knistern, eins, zwei, drei, vier Punkte, zehn Sekunden, die Oberkörper richten sich auf, am Ende des Bands Rolande, prüfender Blick, ob die Lötpunkte korrekt sitzen. Klack, zischsch, das Band läuft weiter, Kopf leer, Hände und Augen arbeiten von selbst, klack, eins, zwei, drei, vier, Blick drauf, klack, zischsch, zwischen zwei Röhren Aïshas Gesicht, abgespannt, zwanzig Jahre, könnte besser gehen, klack, eins, ging’s dir mit zwanzig besser, zwei, schwanger, sitzen gelassen, drei, Mutter Alkoholikerin, aggressiv, vier, lag dir damals schon auf der Tasche, Blick drauf, klack, zischsch, Aïsha, leerer Blick, brutaler Vater, klack, eins, mein Sohn, Hände streichen übers Haar, zwei, übers Gesicht, liebevoll, drei, niemals in die Fabrik, nie, vier, lerne, lerne, Blick drauf, klack, zischsch, Aïsha, die Arbeit, sie kann nicht mehr, klack, eins, seit dem Unfall, zwei, der Unfall, das Blut, drei, überall Blut, vier, der durchtrennte Hals, Blick drauf, , Aïsha voller Blut, , eins, sie hat Angst, zwei, ich auch, drei, wir alle, vier, Angst geht um zwischen den Blechwänden, , Aïsha, ihr Vater, immer am Rumbrüllen, , eins, greller Blitz bei der Reihe gegenüber, bis zu den Neonröhren, eine Röhre brennt durch, ein Schrei, der auf dem höchsten Punkt abbricht, fast platzt das Trommelfell, Émilienne ist starr hintenübergekippt, Rolandes flache Hand schnellt von selbst zum Sicherheitsknopf, das Band bleibt stehen. Ein Kabel brennt bis hinauf zur Neonleiste, gelb-orange Funken und ein scharfer Geruch nach verbranntem Gummi, Gummi oder etwas anderem, zum Erbrechen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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