Einseitiger Beziehungswunsch - Wenn Männer nicht verbindlich werden - Tanja Grundmann - E-Book

Einseitiger Beziehungswunsch - Wenn Männer nicht verbindlich werden E-Book

Tanja Grundmann

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Beschreibung

„Liebe fängt dort an, wo wir uns unseren Gefühlen stellen. Denn das ist eine Art, die Wahrheit zu sagen.“ Millionen Frauen stecken in einer unsicheren Beziehung mit einem Mann fest, der sie am langen Arm verhungern lässt. Die Frau wünscht sich eine echte Beziehung, doch der Mann weicht aus, bleibt unverbindlich, zieht sich zurück. Dieses Buch eröffnet dir eine ganz neue Perspektive auf die schmerzhafte Bredouille, in die du geraten bist. Daraus ergeben sich völlig neue Ansätze, mit dieser Situation umzugehen, um endlich aus der emotionalen Abwärtsspirale auszubrechen! Über Tanja Grundmann: "Wir sind es nicht schuld, wenn wir in Bedrängnis geraten. Wir befinden uns in dieser Lage, weil wir wachsen.“ Tanja Grundmann ist Mentorin, Beraterin für toxische Beziehungen, Lebenskrisen und Persönlichkeitsentwicklung. In mehr als 39.000 Beratungsgesprächen hat sie tausenden Frauen dabei geholfen, aus unglücklichen Affären auszubrechen oder diese sogar in eine echte Beziehung umzuwandeln. Ihr fachlicher Hintergrund als Pädagogin, ihre gründliche Analyse von Ursache und Folge von emotionalem Schmerz, aber auch eine eigene Erfahrung vor vielen Jahren, erlauben es ihr, die Thematik ganzheitlich zu durchdringen. So konnte sie neue, zielführende Lösungsansätze entwickeln. Heute ist Tanja Grundmann mit tausenden zufriedenen Klientinnen, ihrem Blog und ihrem eigenen YouTube-Kanal DIE Nummer-1-Expertin im deutschsprachigen Raum für Frauen in unglücklichen Affären und toxischen Beziehungen. Um noch mehr Frauen helfen zu können, hat Tanja Grundmann dieses Buch geschrieben. Es enthält auf rund 230 Seiten Expertenwissen aus 28 Jahren Erfahrung als Beraterin, ihre Analysen und bewährten Methoden! „Deine Handlungsfähigkeit kommt nicht davon zurück, dass du ihn analysierst, sondern davon, dass du dich selbst wahrnimmst.“ Dieser Ratgeber zeigt dir, wie du endlich die erfüllende Partnerschaft findest: Und zwar, indem wir genau die Erfahrung nutzen, durch die du gerade gehst! Du hast nicht umsonst gelitten! BONUS: 10-Tage-Selbsterfahrungskurs: Überwinde mithilfe deiner Aufrichtigkeit und Empathiefähigkeit auf sanfte Weise die Affäre. Oder erlebe, wie du sie gar in eine echte Beziehung verwandelst. Beginne jetzt deine Reise in ein neues Leben ohne schmerzhaften Liebeskummer, indem Du Dir dieses E-Book kaufst.

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Seitenzahl: 349

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Tanja Grundmann

Einseitiger Beziehungswunsch - Wenn Männer nicht verbindlich werden

Beziehungsratgeber für Affäre, Liebeskummer, heimliche Liebe, Verlustangst, Dreiecksbeziehung & Toxische Liebe

Inhaltsverzeichnis

Ihre Zufriedenheit ist unser Ziel!

Über die Autorin

Einleitung

Teil I

Erfahrungsbericht: Er zog sich immer wieder zurück

Teil II

Verliebtsein: was es ist und was es macht

Nicht Liebe, sondern Verliebtheit macht blind

Unterschwelliger Mangel: Was fehlt uns eigentlich?

Verstand im Überlebensmodus: Was die starken Gefühle mit dem Denken machen

9 Gründe, warum er sich zurückzieht

Teil III

10-Tage-Selbsterfahrungskurs

Tag 1

Tag 2

Tag 3

Tag 4

Tag 5

Tag 6

Tag 7

Tag 8

Tag 9

Tag 10

Schlusswort: Ist es dein Schicksal, allein zu bleiben?

Mein Angebot an dich

Ihre Zufriedenheit ist unser Ziel!

Tanja Grundmann

Einseitiger Beziehungswunsch – Wenn Männer nicht verbindlich werden

Beziehungsratgeber für Affäre, Liebeskummer, heimliche Liebe, Verlustangst, Dreiecksbeziehung & toxische Liebe

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Liebe Leser, liebe Leserinnen,

zunächst möchten wir uns herzlich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie dieses Buch erworben haben. Wir sind ein kleines Familienunternehmen aus Duisburg und freuen uns riesig über jeden einzelnen Verkauf!

Wir sind bestrebt, jedes unserer Bücher für Sie zu einem ganz besonderen Leseerlebnis zu machen. Daher liegt uns Ihre Meinung sehr am Herzen!

Wir freuen uns über Ihr Feedback zu unserem Buch. Haben Sie Anmerkungen? Kritik? Bitte lassen Sie es uns wissen. Ihre Rückmeldung ist wertvoll für uns, damit wir in Zukunft noch bessere Bücher für Sie machen können.

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Nun wünschen wir Ihnen ein angenehmes Leseerlebnis!

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Über die Autorin

Tanja Grundmann, Jahrgang 1963, ist Beziehungscoach und therapeutische Wegweiserin. In mehr als 39 000 Beratungsgesprächen hat sie tausenden Frauen dabei geholfen, aus toxischen Beziehungen und unglücklichen Affären auszubrechen oder manche Affäre sogar in eine echte Beziehung umzuwandeln. Sie ist studierte Pädagogin und berät seit 28 Jahren Menschen in Beziehungs- und Lebenskrisen.

Sie selbst hat in ihrem früheren Beziehungsleben Erfahrungen mit toxischen Beziehungen und mit einer sehr schmerzhaften Affäre gemacht. Damals gab es für diese Lebenslagen noch keine Beratungen und Vieles von dem, was sie erlebte, hatte nicht einmal einen Namen. So blieb ihr nur die Möglichkeit, den Abhängigkeiten und Zwängen dieser Beziehungen ganz tief auf den Grund zu gehen und sich mit den Erkenntnissen und ihren eigenen Fähigkeiten selbst aus dem Schlamassel zu befreien.

Tanja Grundmann untersuchte und erforschte später die Lebensgeschichten vieler Menschen und alle Mechanismen, die in diesen suchterzeugenden Beziehungskonstellationen dazu beitragen, dass man sich zunächst kaum aus der Bredouille befreien kann und eine riesige Angst vor der Trennung entwickelt. Aus einer langen Phase der Beobachtung und der erfolgreichen Anwendung hat sie hochwirksame Vorgehensweisen entwickelt, um aus der Zwangslage einer schmerzhaften Beziehung oder Affäre wieder zurück in die eigene Kraft und die Handlungsfähigkeit zu finden – ohne Schmerz und ohne erbarmungslose Methoden wie No Contact. Ihre Methoden berücksichtigen vor allem den quälenden emotionalen Schmerz, der mit diesen Beziehungstypen einhergeht.

Tanja Grundmann ist es wichtig, die schweren Situationen im Leben so zu nutzen, dass sie uns später dienlich sind, und zwar nicht als abstrakte Größe, sondern ganz konkret und sichtbar: indem wir uns in gewünschter Weise verändern, indem wir auf diese Weise dafür sorgen, dass wir nie wieder in so etwas hineingeraten, und indem wir uns gerade durch diese Erfahrung zu einer glücklichen und erfüllten Partnerschaft befähigen.

Denn das Leben macht keine Fehler. Wir müssen nur verstehen, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten müssen, um es richtig zu interpretieren.

Tanja Grundmanns Vorgehensweisen sind vielfach erprobt, sie haben sich bewährt und sie sind im Laufe der Jahre durch die Arbeit mit ihren Klientinnen bereichert und verfeinert worden. Sie hält Seminare, arbeitet als Buchautorin und berät Frauen und Männer in allen Reifungskrisen und Beziehungsfragen.

Sie betreibt die Website www.tanja-grundmann.de und den YouTube-Kanal Tanja-Grundmann. Tanja Grundmann lebt heute mit ihrem Lebensgefährten im Südwesten Frankreichs.

Einleitung

Unerträglicher Liebeskummer, Ungewissheit, oftmals der Verlust der Selbstachtung und Zweifel an der eigenen Beziehungsfähigkeit prägen den Verlauf einer unsicheren Beziehung, einer Beziehung, die eigentlich keine ist, denn der Mann hat sich nicht eindeutig entschieden. Stattdessen trifft er sich mit dir und genießt deine Zuwendung und die schönen Stunden mit dir. Nie scheint es jedoch zu reichen für ein Bekenntnis, für eine Kontinuität und auch nicht für die Erschaffung eines verbindlichen Rahmens, den eine Zweierkonstellation braucht, um wachsen und reifen zu können. In unsicheren Beziehungen fängst du immer wieder von vorne an. Nichts entfaltet und entwickelt sich.

Was folgt ist ein beständiger Zyklus von Nähe, Intensität und Glück und dann Trennung, Isolation und ein alles verzehrender Liebeskummer.

In einer unsicheren Beziehung wirst du wieder und wieder verlassen: Jedes Mal, wenn er nach Hause geht, entzündet sich der Schmerz von neuem. Das Warten beginnt, genauso wie die nagenden Zweifel an der eigenen Liebenswertigkeit.

Der Leidensdruck, den unverbindliche Beziehungen meist bei einem von beiden produzieren, und die vielen Fragen, die sich daraus ergeben, haben mich dazu bewogen, dieses Buch zu schreiben.

Auch wenn jede Geschichte einmalig ist, so gibt es doch wesentliche Aspekte in unsicheren Beziehungen, die einander gleichen. Die Rede ist von Affären, und zwar jene, bei denen einer von beiden einen Beziehungswunsch hat und der andere nicht, oder weniger.

Die Umstände sind unterschiedlich

Es gibt zum Beispiel die klassische Affäre mit einem gebundenen Mann. Hier ist meist von vorneherein klar, dass der Mann nicht verbindlich werden wird. Die Frauen, die sich darauf einlassen, unterschätzen das. Sie unterschätzen die Stärke ihrer eigenen Gefühle und denken, sie hätten sich unter Kontrolle. Sie rechnen nicht damit, dass sie nach einer Weile so viel mehr empfinden für den Mann. Sie unterschätzen die Stärke der Bindung zu seiner Frau. Denn selbst wenn er der Geliebten schwört, er liebe sie und hätte so etwas noch nie so empfunden, trennt sich ein verheirateter Mann nur in den seltensten Fällen ganz von seiner Frau. Kommt es doch entgegen allen Widrigkeiten zu einer festen Beziehung mit ihm, geht das selten gut. Der Boden, auf dem sie wächst, ist kein gesunder.

Dann gibt es jene Affären, deren Charakteristikum darin besteht, dass ein Mann zwar faktisch frei ist, sich dennoch aber nicht auf eine feste Beziehung einlässt. Die Gründe hierfür sind wiederum unterschiedlich. Es gibt den Fall, dass ein Mann sich noch zu sehr an eine Frau aus einer vergangenen Beziehung gebunden fühlt und deshalb die Verantwortung für eine neue Beziehung noch nicht wieder übernehmen kann. Mal weiß er das, mal nicht.

Weiterhin gibt es Männer, die beim Kennenlernen merken, dass sie eine Frau zwar attraktiv finden und Lust haben, Zeit mit ihr zu verbringen, sie aber nicht als langjährige Partnerin infrage kommt. Und dann gibt es natürlich auch den Fall, dass ein Mann nicht beziehungswillig oder beziehungsfähig ist und sich etwas nimmt, wie „Sex ohne Verpflichtung“. Das ist bereits nah dran an dem Jäger der Nacht, der sich in ein sexuelles Abenteuer nach dem anderen stürzt.

Auch toxische Beziehungen, in denen der Verbindlichkeitsgrad ständig changiert, gehören zu den unsicheren Beziehungen. Nicht alle toxischen Beziehungen haben dieses Merkmal, aber viele haben es.

Dann gibt es noch die Affären, die aus ernstgemeinten Beziehungsversuchen hervorgehen, bei denen etwas schiefgelaufen ist. Zwischen Männern und Frauen gibt es oft Missverständnisse, die zu Fehlentwicklungen führen, insbesondere dann, wenn man noch nicht lange genug beieinander ist, um Irrtümer klären zu können.

Da zieht sich ein Mann dann plötzlich zurück und die Frau hat keinen Schimmer, warum. Hier lässt sich das Ruder oft noch herumreißen: Verstehen wir, was passiert ist, können wir es ändern und sehr oft die beginnende Beziehung retten. Das habe ich in meiner Beratungspraxis oft gesehen!

Es gibt auch Männer, die eine Weile zögern, bevor sie die Verantwortung für eine Beziehung übernehmen. Sie brauchen einfach länger, um große Entscheidungen zu treffen. Mancher zögert allerdings so lange, bis er selbst reichlich Fläche für Missverständnisse und eine Menge von Verletzungen produziert hat und damit verhindert, dass aus einer Verbindung eine langjährige Beziehung entstehen kann.

Und zu guter Letzt gibt es den Fall, dass man sich ineinander verliebt, doch einer von beiden bemerkt, dass es nicht passt. Hat sich die Frau schon zu sehr verliebt, kann es ihr schwerfallen, die geringe Übereinstimmung als solche anzuerkennen und loszulassen. Auch aus dieser Situation können sehr schmerzhafte Affären erwachsen.

Dieses Buch richtet sich an Frauen, die in einer dieser Konstellationen festhängen.

Hier wird es also zum einen um unverbindliche Beziehungen gehen, die man als Beziehungsversuche bezeichnen kann, welche jedoch zurzeit mehr einer Affäre ähneln, weil sie aus verschiedenen Gründen noch nicht fest geworden sind.

Zum anderen wird es um reine Affären gehen, die voraussichtlich nie zu Beziehungen werden.

Auch auf Dreiecksbeziehungen sind die Inhalte dieses Buches anwendbar.

Manchmal braucht es Unterstützung beim Verstehen und Reifen. In anderen Fällen braucht es Transparenz für die Klärung von Missverständnissen, um so einer unverbindlichen Beziehung eine gute Wendung zu geben. Beide Erfordernisse werden im Buch berücksichtigt und behandelt, und zwar so, dass es immer beiden Situationen dient.

Wir werden untersuchen, wie man in eine solch schmerzvolle Konstellation hineingerät und warum man kaum wieder herausfindet. Wir werden die gemeinsamen Nenner aller Affärentypen und die Grundlagen für eine Affinität zu einer unverbindlichen Beziehungssituation herausarbeiten. Inhalte, die nur auf einen der Affärentypen anwendbar sind, werden als solche gekennzeichnet.

Wir werden erfahren, wie Männer fühlen, denken und funktionieren.

Was die Männer jedoch in ihrer Kindheit erlebt haben mögen, darüber werde ich in diesem Rahmen nicht spekulieren. Entscheidend für eine Beziehungsfähigkeit ist das Maß an Eigenwahrnehmung, Sensibilität und Bewusstheit: Diese Faktoren bestimmen darüber, wie ein Mensch sich verhält, wie er denkt und fühlt und inwieweit er sich in einen anderen Menschen einfühlen und Verantwortung übernehmen kann.

Es soll ein grundlegendes Verstehen der Verzahnung von männlicher und weiblicher Natur entstehen, das auch für zukünftige Begegnungen als Orientierung dient.

All diese Konstellationen gibt es auch in umgekehrter Rollenverteilung: auch Männer hängen in Affären mit unschlüssigen oder gebundenen Frauen fest. Aber dafür muss ein anderes Buch geschrieben werden, weil man den Betroffenen sonst nicht gerecht würde. Dieses Buch richtet sich explizit an Frauen, die sich in dieser schwierigen und schmerzhaften Lage befinden.

In diesem Buch wird genau erklärt, in welche Dynamik man sich verstrickt, wenn man mehr Beziehung will als der andere, was man daraus lernen, wie man daran reifen kann und wie man es anders machen kann.

Wenn es bei dir aktuell eine Verbindung gibt, die derjenigen im Erfahrungsbericht im ersten Kapitel ähnelt, so können dir die folgenden Kapitel aus der Bredouille raus- und in die eigene Kraft zurück helfen. Aus manch einer Affäre kann sogar noch eine Beziehung werden. Aber dafür muss man sich erstmal aus der schmerzvollen Verhakung des Unglücklich-Verliebtseins lösen.

Für Frauen in Affären mit potentiell beziehungsbereiten Männern gibt es hilfreiche Anregungen, wie sie manches Missverständnis lösen können. In diesem Buch wird auch es darum gehen, warum es so wichtig ist, dass eine Frau sich eben nicht für eine Beziehung verbiegt, und warum die Beziehung und natürlich auch der Mann sie genau so braucht, wie sie wirklich ist, in ihrer Einzigartigkeit, mit ihren Konturen und Besonderheiten. Mit allem, was einen Menschen so liebenswert macht!

Wie das Buch aufgeteilt ist

Im ersten Teil berichte ich von meinen persönlichen Erfahrungen, die sich auf viele Frauen in Affären übertragen lassen. Du wirst in meinem Bericht bereits Erklärendes und Erhellendes finden.

Im zweiten Teil des Buches geht es zunächst um die inneren Passungen, die ein Mensch für eine solche Zwangslage hat. Im Weiteren geht es um Missverständnisse zwischen Männern und Frauen und um die Gründe, warum Männer sich zurückziehen. Wir werden die Dynamiken sichtbar machen, die im Zusammenspiel der Beteiligten einen fatalen Verlauf nehmen. Am wichtigsten wird hier sein, dass du dich selbst besser verstehen lernst und dass die Voraussetzungen für schmerzhafte Beziehungen ausheilen können.

Der dritte Teil des Buches besteht aus einem 10-tägigen Selbsterfahrungskurs, der hilft, aus der schmerzvollen Situation heraus und zurück in das eigene Leben zu finden. Und zwar glücklich! Er dient sowohl derjenigen, die sich in einer aussichtslosen Affäre befindet, als auch derjenigen, die einen Beziehungsversuch mit unklarem Ausgang erlebt. Denn auch, wenn es noch eine Chance auf eine feste Partnerschaft gibt, musst du zunächst den Rückwärtsgang einlegen.

Wer den Kurs nicht machen möchte, dem empfehle ich, ihn zumindest zu lesen. Er beinhaltet nämlich noch eine Menge an Informationen und Lösungen für viele Situationen.

Ich empfehle allerdings, den Kurs wirklich zu machen.

Es kann sich nur ändern, was wir sehen

Im Lauf des Lebens trägt sich Schicht um Schicht ab, die auf unserem wirklichen Selbst liegen. Das geschieht, indem wir uns selbst immer ein Stück besser wahrnehmen und damit freilegen, was erkannt werden muss.

Im weitesten Sinne möchte ich mit diesem Buch einen Teil dazu beitragen, dass du dir selbst näherkommst und damit einen Schritt auf das wirkliche, innere Zuhause zugehst. Denn das stellt die Grundlage einer jeden gesunden, tragfähigen Partnerschaft dar und du läufst nicht mehr Gefahr, eine vielleicht gute, beginnende Beziehung unbewusst zu sabotieren oder dich schlichtweg in einen Mann zu verlieben, mit dem du nicht glücklich werden kannst.

Je näher wir dem inneren Zuhause kommen, desto größer ist unsere Freiheit und unsere Schöpferkraft, nach der wir uns so sehr sehnen! Wenn du derzeit unter einer unsicheren Zweierkonstellation leidest, kann die Lektüre dieses Buches dazu beitragen, aus der schweren Beziehungserfahrung Gold zu machen!

Das kannst du sogar nachträglich noch tun, wenn eine schmerzliche Erfahrung dieser Art schon hinter dir liegt.

Wie du schon gesehen hast, verwende ich das Du im Buch. Die Entscheidung dafür fußt auf sorgfältiger Überlegung. Das Buch ist sehr persönlich und soll ein Stück weit einen inneren Dialog anregen und repräsentieren. Das Du erschien mir für diesen Zweck passend.

Mir wurde verschiedentlich geraten, auf die Großschreibung des Du und seiner Pronomen zu verzichten – der besseren Lesbarkeit wegen und zu guter Letzt, weil es so im Duden steht.

Diese sehr persönliche Anrede kommt mit warmem Herzen und großem Respekt.

Chabrouillas, den 31. Mai 2022

Tanja Grundmann

Teil I

Erfahrungsbericht: Er zog sich immer wieder zurück

Wie ich aus einer schmerzhaften und aussichtslosen Liebesaffäre herausfand

In diese Bredouille brachte ich mich vor fast 25 Jahren.

Es passierte, als ich von Beziehungen noch nicht viel wusste und einfach drauflos lebte und liebte.

Die Vorgeschichte ist schnell erzählt: Ich traf ihn abends, draußen vor einer Kneipe. Er saß dort mit einem alten Freund von mir und es stellte sich heraus, dass auch er, wie mein alter Freund, in meiner Jahrgangsstufe gewesen war. Ich konnte mich aber nicht an ihn erinnern.

Er war noch nicht lange geschieden. Auch ich hatte mich kurz zuvor von meinem Mann getrennt, und es dauerte nicht lange, bis wir begannen, uns angeregt zu unterhalten und kennenzulernen. Er bot an, mir zu helfen und mich bei Bedarf zu den Themen Scheidung und Trennung zu beraten.

Wir trafen uns einige Male und ich merkte, wie ich seine Gesellschaft und seine Zuwendung genoss. Obwohl ich ihn sehr anziehend fand und es auch ein bisschen knisterte zwischen uns, verspürte ich zunächst keine große Lust irgendwas anzufangen. Dennoch begann ich mehr und mehr an ihn zu denken. Es war wahrscheinlich das Knistern …

Ich erinnere mich noch an einen Gedankengang: „Wahrscheinlich landen wir ein, zwei Mal im Bett und dann ist der Reiz weg. Wenn es gut läuft, können wir vielleicht Freunde werden, wenn nicht, dann gehen unsere Wege danach wieder auseinander.“

Letzteres hielt ich für am wahrscheinlichsten, ein Gedanke, der mir weiter nichts ausmachte. Wir verabredeten uns wieder, gingen zusammen aus und fingen das Knutschen an. Und das war ungewöhnlich schön. Die Chemie stimmte; wir waren wie aus einem Guss und ab hier war klar, was als Nächstes passieren würde.

Wäre ich damals präsenter und wachsamer gewesen, hätte ich das, was dann folgte, hochrechnen können. Habe ich aber nicht.

Und so begann eines meiner finstersten Jahre

Wir kamen uns also näher und meine ursprüngliche Hochrechnung ging nicht auf: ein, zwei Mal ins Bett und dann ist der Reiz weg … das Unternehmen ging kräftig in die Hose, denn: Wir landeten im Bett und ich verliebte mich fürchterlich in ihn.

Bevor es dazu kam, war zunehmend eine ordentliche Spannung und Anziehung zwischen uns zu spüren und es dauerte nicht lange, bis meine innere Alarmanlage das erste Mal losging. Diese kleine Begebenheit will ich erzählen.

Wir trafen uns abends bei ihm. Zu der Zeit arbeitete ich als Schauspielerin und war in der Vorbereitung für eine Aufführung im Rahmen eines Festivals. Ich musste genau an dem Abend unseres Treffens zur Kostümbildnerin, um Maß für ein Kostüm nehmen zu lassen. Ich fragte ihn, ob er Lust habe, schnell mitzukommen. Es werde nicht lange dauern, wir könnten uns im Auto unterhalten.

Er kam mit und war auch bei der Vermessung dabei. Ich genoss die Situation.

Ich war ein bisschen stolz auf meinen ungewöhnlichen Beruf und darauf, dass er mit mir gerade etwas erlebte, was er sicher noch nicht gesehen hatte. Bei der Kostümbildnerin herrschte eine angenehme Atmosphäre. Ihr Atelier befand sich in der ausgebauten Scheune eines großen, alten Forsthauses.

Überall lagen hochwertige Stoffe sowie die wunderschönen Kleider, Mäntel und die von ihr designten, historischen Kostüme. Die Vermessung verlief konzentriert, aber entspannt und ich fühlte mich fast, als wäre ich mit meinem neuen Freund unterwegs.

Beim Rausgehen – ich ging vor – hörte ich die Kostümbildnerin zu ihm sagen: „Dann bist du ja bei der Premiere am zwanzigsten sicher auch dabei!“

Und an die Pause, die dann folgte, kann ich mich heute noch genau erinnern. Sie war so lang, dass es mir peinlich war. Ich spürte, dass die bedrückende Stille durch etwas beendet würde, das mich verletzen würde. Dann sagte er etwas wie: „Weiß ich noch nicht, ich habe immer viel zu tun.“

Ich wusste nicht, was peinlicher war: die Pause oder das Gesagte.

Es war nicht nur das Vage in seiner Antwort, das unangenehm war. Es hatte auch etwas Herablassendes, etwas Abweisendes, so als sei allein die Vermutung, er könne kommen wollen, an Absurdität nicht zu überbieten.

Es war subtil, aber es war so deutlich spürbar, dass ich diesen Augenblick heute noch, nach so vielen Jahren, vollständig aufrufen kann. Nicht nur, dass auch die Kostümbildnerin den Unterstrom an Ablehnung herausgehört hatte. Etwas war klar geworden: Ich wusste, dass er nicht kommen würde.

Er war weder dort noch jemals sonst bei irgendeiner Aufführung von mir.

Es hatte mir wehgetan, diese kleine Begebenheit.

Anstatt diesen Vorfall als Warnung einzustufen, ging ich darüber hinweg. Meine freundlich-mahnende innere Stimme war das Letzte, was ich gerade hören wollte. Also schwieg sie.

Der wunderschöne Abend, der dann folgte, schien meiner „Entscheidung“ recht zu geben … Entscheidung deshalb in Gänsefüßchen, weil es keine war. Ich hätte zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr aus der Sache herausgekonnt.

Nach unserem ersten Abend im Bett fuhr ich nach Hause, bester Laune. Ich fühlte mich sehr zu ihm hingezogen. Ich genoss das Gefühl und machte mir weiter keine Sorgen. Sicher würden wir morgen telefonieren. Klar würde er mich anrufen, weil er verrückt nach mir war. Das hatte ich ja gesehen, als wir im Bett waren, und natürlich empfand er so wie ich.

Aber er rief nicht an.

Am Abend des folgenden Tages überkam mich eine unglaubliche Traurigkeit. Es war ein Schmerz, wie ich ihn kaum kannte, und die Tränen liefen. Ich wusste nicht einmal warum; was war denn schon los bis jetzt? Ich hatte einen alten Mitschüler getroffen, wir hatten uns ein paar Mal unterhalten und gut verstanden, und ja, er war ein sehr gut aussehender Mann und ich war einmal im Bett mit ihm gewesen. Mehr war nicht los.

Ich verstand die Relationen nicht. Ich verstand nicht, warum ich jetzt schon so traurig war, als hätte mich jemand nach zehn Jahren Beziehung verlassen!

Das würde nicht das einzige bleiben, das ich nicht verstand.

Ich begann, das Telefon zu bewachen – das fing schon früh an – und meinen E-Mail-Account stündlich mehrfach zu öffnen. Jedes Mal, wenn die berühmte alte AOL-Stimme sagte: „Sie haben Post“, bekam ich Puls und war furchtbar enttäuscht, wenn es wieder keine E-Mail von ihm war.

Ich rechtfertigte seinen Rückzug, entschuldigte ihn, suchte und erfand Erklärungen: Sicher hätte er viel zu tun. Er arbeitete zu der Zeit unter der Woche in Frankreich und kam jedes zweite Wochenende nach Hause. Ich war mir sicher, dass er sich nicht meldete, weil er dazu noch nicht gekommen wäre, weil ich irgendwas vielleicht falsch verstanden hätte, weil er meine Telefonnummer verlegt hätte, weil er mich sicher auch schon vermissen würde, aber nicht zwingend deswegen anrufen müsse.

Ich entfernte mich sogar schweren Herzens aus dem Hörbereich des Telefons, damit ich sagen konnte: „Ich war ja nicht die ganze Zeit da. Er hat sicher zwischenzeitlich angerufen.“

Den Anrufbeantworter hatte ich abgestellt. So konnte ich die Idee aufrechterhalten, er habe sich während meiner Abwesenheit bestimmt gemeldet. Dass das alles schräg war und irgendwie nicht stimmen konnte, ahnte ich. Aber das wollte ich nicht wahrhaben.

Nun, irgendwann meldete er sich. Per E-Mail, am folgenden Wochenende.

Ich las, war voller Anspannung. Sie war nett geschrieben, seine E-Mail:

Dass wir ja einen schönen Abend gehabt hätten, dass wir das wiederholen sollten, dass er leider dieses Wochenende in Frankreich sei, sich aber melde, wenn er in einer Woche nach Hause komme. Ein Smiley, das Küsschen gibt, Gruß A.

Obwohl ich nicht so recht herauslesen konnte, was er für mich empfand, war ich in Hochstimmung. Diese E-Mail hatte mich völlig aus dem lethargischen Zustand geholt. Endlich musste ich nicht mehr dauernd vor dem Rechner sitzen und auf Post warten oder um das Telefon herumschleichen.

Bald würde er mich anrufen und sich mit mir verabreden.

Ich schrieb ihm zurück und brauchte dafür ewig. Ich feilte an den Sätzen. Es durfte nicht zu lang sein und auch nicht zu kurz. Ich wollte nett sein, unkompliziert, gut drauf, klug, interessant, witzig, vor allem souverän. Ich wollte die Frau sein, in die er sich auf jeden Fall verliebt.

Diesen Zirkus, weitab jeder wirklichen Souveränität, veranstaltete ich ab diesem Zeitpunkt mit jeder E-Mail, die ich ihm schrieb. Es dauerte, der Text wurde überarbeitet, gefeilt, verworfen. Dann wurde nachgedacht, wann ich sie am besten losschicken solle. Zu schnell sah blöd aus, aber die Nerven, erst zwei Tage später zu antworten, hatte ich nie. Ich konnte die Spannung in meinem Inneren nicht aushalten, genauso wenig die Idee, er könne sich von mir zurückgewiesen fühlen oder mich vergessen.

So wurde jede E-Mail und kurz später dann, als die Handys kamen, jede SMS ein kleines schriftstellerisches Werk. Geschliffen, poliert, frisiert und heiter – alles, nur nicht ich selbst. Stattdessen eine Inszenierung von etwas, das ich nicht war. Zumindest zu einem erheblichen Teil. Denn es ging mir zu dem Zeitpunkt schon nicht gut mit ihm.

Es war mir schon früh aufgefallen: Ich wartete und hielt still.

Ich hatte das sichere Gefühl, dass es nicht gut sei, ihn einfach anzurufen. Lieber wartete ich. Es war mehr ein ängstliches, fast starres Abwarten. Zu der Zeit war mir das noch nicht ganz klar: Ich war voller Angst vor Zurückweisung.

Eigentlich rührte ich mich nicht. Ich war gelähmt; hoffte inständig, dass er mich nicht verletzen würde. Ich bewegte mich in einem inneren Spannungsfeld zwischen meinen Hochgefühlen und der Angst, er könne mich verlassen. Ich merkte, dass etwas nicht stimmte, dass irgendetwas an der Situation überhaupt nicht gesund war, aber ich wusste weder, was das war noch hätte ich an der Stelle gewusst, wie ich aus dem ganzen Ding wieder herauskomme.

Allein die Idee, ihn aufzugeben, stresste mich so sehr, dass ich diesen Gedanken nicht weiterverfolgte. Es hätte mich sogar gestresst zu erfahren, was mich stresst. Deshalb dachte ich diese Dinge lange Zeit nicht zu Ende.

Also trafen wir uns weiter und eine Zeit der emotionalen Achterbahn begann. Eine Zeit des Gefühlskinos: Rausch-Schmerz, Rausch-Schmerz, Rausch-Schmerz, Rausch-Schmerz. Dass das zusammenhing, wusste ich damals noch nicht: dieser Rausch, der mich überkam, wenn er sich meldete, wenn ich ihn endlich sah, wenn ich ihm nah sein konnte, hatte immer Schmerz zur Folge.

Ich dachte, wenn der Schmerz aufhöre, bleibe nur das Schöne. Ich wollte diese schönen Gefühle. Das war es, worauf ich wartete und was ich erhoffte, wenn wir uns sahen. Das waren die schönsten Empfindungen, die ich kannte. Ich dachte, dass das Liebe sei.

Deshalb entschied ich mich auch für ihn.

Ich wollte mit ihm zusammen sein. Was wäre das denn für ein Zynismus, wenn das Leben mir so eine Liebe schickt und sich dann herausstellt, dass er gar nicht der Richtige ist?

Alles war möglich, aber sicher nicht DAS!

Er musste der Mann sein, der für mich bestimmt war, das konnte ich ja an meinen Gefühlen erkennen! Und wenn wir erstmal fest zusammen sein würden und er sehen würde, dass ihm das auch guttut, dann würde der Schmerz verschwinden und nur das Schöne bleiben.

Ich musste ihn überzeugen.

Aufgeben war keine Option

Über die gesamte Dauer der Affäre fuhr immer ich zu ihm und nie er zu mir.

Überhaupt verlief das Ganze allein nach seinen Spielregeln. Ich wartete, bis er sich meldete. Er bestimmte die Abstände und die Dauer unserer Treffen; er signalisierte auf subtilste Weise, dass ich ihn besser nicht „einfach so“ anrufen oder ihm mailen solle, wann ich Lust habe. Nie hätte ich mich getraut, mit ihm umzugehen wie mit einem Partner, den man anruft, wenn man es will. Ich kannte so etwas bis dahin überhaupt nicht.

Aber ich dachte Tag und Nacht an ihn.

Ich war so verliebt in ihn! Ich plante tage- bis wochenlang, was ich anziehen würde, ob ich nochmal zum Friseur oder auf die Sonnenbank musste. Jedes Mal ein riesen Aufriss! Meinen letzten Groschen hätte ich ausgegeben. Ich wollte die tollste, schönste und interessanteste Frau sein, die er sich nur vorstellen kann. Dafür tat ich alles, alles, um wert zu sein.

Unsere Zusammenkünfte liefen indes weiterhin nach dem gleichen Fahrplan ab: Er rief irgendwann an, ich geriet binnen zehn Sekunden von Lethargie auf hohen Blutdruck und bereitete mich minutiös auf das Wiedersehen vor. Dann trafen wir uns bei ihm, sprachen miteinander und gingen ins Bett. Einmal, zweimal, dazwischen ein bisschen Gespräch, ein paar Zigaretten, ein Schluck Wein, und dann fuhr ich nach Hause.

Auch hier immer dasselbe: ziemlich genau zwölf Stunden lang hielt die Hochstimmung an; lebte ich noch in den frischen Erinnerungen. Dann merkte ich, dass er sich nicht meldete, merkte, wie allein ich war. Es folgte der Hangover und ich begann zu leiden. Jedes Mal.

Wenn wir beisammen waren, war es, als versänke die ganze Welt um uns herum. Wir schienen so vertraut zu sein! Er war so nah und so präsent. Es war ein Verschmelzen, das mir das Gefühl gab, mit ihm jede Einsamkeit, jede Traurigkeit und jede Leere zu überwinden. Diese Momente füllten das auf, was an Sehnsucht und Mangelgefühl in mir vorhanden war. Das, was ich mit ihm fühlte, war die vollkommene Erfüllung.

Später erfuhr ich, dass einige Drogen, allem voran Heroin, solche Gefühle erzeugen. Sie schienen aus dem Nichts zu kommen, denn er tat dafür nichts.

Wir unternahmen nicht einmal wirklich etwas miteinander, gingen nirgendwo hin, nicht mal zum Essen aus. Ich habe ihn erst Jahre später zum ersten Mal essen sehen.

Das genaue Gegenteil dieses Glücksgefühls überkam mich, wenn wir nicht beisammen waren, was ja überwiegend der Fall war. Dann war er so fern, dass ich keinen Kontakt zu ihm fühlen konnte. Es war fast so, als existiere er nicht mehr. Der Schmerz, den ich dann erlitt, war das genaue Gegenteil von dem Rausch mit ihm.

Er war einfach nicht mehr da, so als wäre er vom Erdboden verschwunden. Ich konnte ihn nicht mehr wahrnehmen; hatte weder äußeren noch irgendeinen inneren Kontakt zu ihm.

Nach einer der Weile tauchte der Begriff „Gespenst“ für ihn auf.

Nach einiger Zeit bemerkte ich, dass die Pausen, die er machte, genau dann besonders lang waren, wenn es besonders schön zwischen uns gewesen war. Diese Beobachtung versetzte mich in Panik. Ich wusste sie nicht einzuordnen … das war doch alles, was ich hatte, um ihn an mich zu binden: besonders schöne Treffen!

Was, wenn das nichts nutzte? Wenn besonders schöne Begegnungen genau das Gegenteil von dem bewirkten, was ich mir wünschte? Was hatte ich dann noch, um ihn von uns zu überzeugen? Warum machte er das?

Ich war mittlerweile so verliebt in ihn, so abhängig von seiner „Zuwendung“ und dem Gefühl, welches sich dann einstellte, dass ich mir nichts anderes mehr vorstellen konnte. In meinen Kopf passte nichts anderes mehr rein. Ich musste das irgendwie knacken; er mochte mich doch auch und genoss unsere Treffen genauso wie ich! Wieso, bitte schön, wollte er nicht mehr davon? Warum wollte er nicht genauso mit mir sein wie ich mit ihm? Ich hatte immer den Eindruck, dass er dasselbe empfinde, wenn wir beisammen waren. Er mochte mich doch ganz offensichtlich!

Vielleicht musste ich ihm einfach noch mehr von mir zeigen, mich mehr bemühen. Vielleicht würde das helfen.

Ich durfte keine Fehler machen

Dass ich aber nur sehr wenig Spielraum dafür hatte, ihm zu zeigen, wie ich bin, das merkte ich schon ziemlich früh. Immer hatte ich nur diese kleinen Zeitfenster. Alle zwei bis drei Wochen einen Abend, vielleicht hatten wir dann fünf Stunden zusammen, in denen er mich kennenlernen konnte. Ohne, dass mir das damals bewusst war, habe ich mich von diesem Zeitdruck völlig dominieren lassen.

So wurde aus dem Zeitdruck Leistungsdruck.

Egal, wie eng seine Vorgaben waren, ich ordnete mich dem unter und wurde perfekter, je enger das Zeitfenster war. Ich hatte das Gefühl, dass ich keine Fehler machen durfte. Weil wir nur die paar wenigen Abende miteinander hatten.

Es hatte mich traurig gemacht, und ich sagte es einmal sogar. Ich sagte ihm, dass er mich gar nicht richtig kennenlerne, dass ich eigentlich auch noch ganz anders sei. Dass ich verrückter bin, launischer, lustiger und lebendiger. Er ließ sich von meiner Aufzählung berieseln, nickte und sorgte dafür, dass die aufkeimende Verzweiflung in meinen Worten nicht die Oberhand bekam. Denn er wollte noch mit mir ins Bett. Und er wollte – eigentlich offensichtlich – nicht in eine wirkliche, geistige und emotionale Intimität mit mir treten.

Es schien zunehmend, als wolle er mich auch gar nicht so genau kennenlernen. Dennoch sorgten seine Spielregeln dafür, dass er von mir alles bekam: Schönheit, Sex, schöne Abende, viel, viel Aufmerksamkeit, frisierte, nette Unterhaltungen, keinerlei Konflikte, eine lackierte Fassade und mein Stillhalten.

Die Spielregeln sorgten dafür, dass er nichts dafür tun musste. Er musste nicht mit mir in Beziehung treten, musste keine echten Verlässlichkeiten schaffen oder sich um mich bemühen. Er musste kein Risiko eingehen, nichts investieren, musste nicht zu mir stehen oder Position beziehen und mir die Sicherheit einer festen Partnerschaft geben.

Er tat nichts und bekam alles.

Das Alles war mein Überlebenssystem, aber nicht ich, wie ich wirklich bin.

Genauso wirkungsvoll verhinderte er umgekehrt natürlich auch, dass ich ihn kennenlernte.

Ich kannte ihn nur als frischgeduschten, gut angezogenen Mann bei Nacht. Ich wusste ein paar Dinge über ihn, aber es gab keine Realitätsprüfung. Es gab keinen Alltag; jene Plattform, auf der man den anderen und die Passungen miteinander kennenlernt.

Stattdessen maß ich den Unterhaltungen, die wir hatten, große Bedeutung bei. Ich fand, dass er mir vertraute, dass er mir Vieles erzählte. Ich hatte den Eindruck, dass er seine Gefühle mit mir teilen würde. Sicher hatte er mir das ein oder andere erzählt, das er nicht mit jedem teilt. Er schien mir wohl auch zu vertrauen, aber er sprach mit mir nicht darüber, wie er für mich empfand.

Er achtete auch darauf, dass wir nichts gemeinsam erlebten, was uns hätte verbinden oder woran wir uns hätten gemeinsam erfreuen können.

Er ließ nicht mal einen Hauch von Wir entstehen

Merkwürdigerweise schaffte ich es aber, unsere Verbindung auf zwei völlig widersprüchlichen Spuren gleichzeitig wahrzunehmen und zu beurteilen.

Während ich also durchaus merkte, dass es fundamentale, beziehungsrelevante Mängel in unserem Miteinander gab, hatte ich zugleich aber den Eindruck, ihn sogar ganz besonders gut zu kennen. Vielleicht noch besser als seine geschiedene Frau! Ich dachte sogar, dass niemand ihn je so geliebt hatte, wie ich es tat.

Deshalb verstand ich auch überhaupt nicht, warum er nicht sah, wie gut unsere Beziehung ihm doch tun musste. Warum begriff er das denn nicht?

Diese Panik kam immer wieder auf, weil ich ernsthaft dachte, dass er vielleicht einfach noch nicht gemerkt hätte, wie toll das mit uns beiden ist, und wie sehr es das Beste ist, das ihm überhaupt passieren konnte, und wie verliebt er eigentlich auch in mich war. Ich hatte Angst, das mit uns könne zu Ende sein, noch bevor er das alles merken würde.

Das habe ich echt gedacht.

Das durfte auf keinen Fall passieren. Zu sehr hatte ich doch gesehen, dass er genauso genoss und liebte wie ich. Ich dachte, dass ihm diese Beziehung genauso wichtig sein müsse und dass das mit uns auch für ihn etwas ganz Besonderes sei.

Es verletzte mich bis ins Mark, dass er das alles in meinen Augen mit Füßen trat. Wie konnte er den Stellenwert unserer Verbindung für sein Leben nicht richtig einordnen?

Ich war so entsetzt darüber, dass ich nicht mal auf die Idee kam, mich zu fragen, ob etwas mit dem Stellenwert nicht stimmte. Ob unsere Verbindung für ihn schlichtweg nicht so wichtig war. Ich war so vernebelt von den starken Eindrücken unserer Zusammenkünfte, dass ich das ganze Drumherum völlig ausblendete.

Er warf sich und sein Leben meiner Meinung nach wie ein Lemming von der Klippe und all das Gute, das Richtige, das Optimale, was direkt vor seinen Augen lag. Nämlich eine Beziehung mit mir. Wie konnte man so blind sein? So was passiert einem doch nicht jeden Tag; so was passiert einmal im Leben. Warum riskiert er dauernd, mich zu verlieren?

Das war die ganze Zeit durch die größte Frage von allen: Er setzte mich aufs Spiel, und zwar mit einer Unbekümmertheit, die mich immer wieder zutiefst erschütterte. Er riskierte, dass er die Beziehung tödlich verwundet. Er forderte es geradezu heraus, dass ich ihn verließ.

Ich verstand nicht, warum ein Mensch das tut.

Diese Fragen stellten sich schon sehr früh und hielten sich bis zu jenem Tag, an dem ich begann auszusteigen.

Dass ich diejenige war, die irgendwas nicht richtig sah, kam mir lange nicht in den Sinn.

So hingen wir weiterhin in einer merkwürdigen Verhakung unserer Fassaden fest

Er gab wenig von sich preis und bediente das schöne Bild, das ich von ihm hatte, und ich bemühte mich mit zunehmender Angst um Perfektion, damit ich ihm gefalle. Es war vor allem die Angst davor, ihm nicht genügt zu haben. Angst, verlassen zu werden und Angst vor Irrtum. Ich fürchtete, dass, wenn es ein Irrtum wäre, dass dieser Irrtum kein kleiner war. Die Angst, er könne mich ohne Vorwarnung verlassen, begleitete die Affäre von Tag 1 bis zum Schluss. Genauso konnte ich das fast zeitgleich auch alles ausblenden. Irgendwie läuft man in dieser emotionalen Not auf mehreren Spuren.

Ich hielt still in der Hoffnung, die Affäre dadurch zu erhalten, dass ich nicht unbequem für ihn wurde.

Ich ging auf Zehenspitzen.

Für ihn war das bequem, für mich wurde es zur Qual. Die überspielte ich vor ihm und vor mir selbst, mit aller Kraft und wann immer es möglich war.

Dazu nutzte ich beispielsweise das merkwürdige Anrufverbot, dieses blöde Gefühl, ihn nicht einfach kontaktieren zu können. Eigentlich – das weiß jede Frau intuitiv – ist das ein Zeichen dafür, dass ein Mann nicht richtig will.

Ich drehte das deshalb kurzerhand um: Nicht ich rufe ihn an, sondern er mich. Das habe ich mir sogar fast geglaubt.

Es begann eine Phase voller Interpretationen, Erklärungen und mentalem Dauergelaber

Mein Verstand musste die vielen losen Enden irgendwie zusammenbringen. All die Widersprüche: die Nähe, die wir hatten – wie ich dachte – und dann seine Rückzüge, das Herunterkürzen unserer Beziehung auf eine Bettgeschichte.

Auf dem Boden meiner Verlustangst spann ich mir dann Erklärungen zusammen. Ich musste Gründe für sein Verhalten finden. Und zwar Gründe, die es mir erlaubten dranzubleiben. Es durfte nur Gründe geben, die mich nicht zur Aufgabe zwangen. Gründe, die mir noch die Illusion eines Handlungsspielraums ließen.

Und so kam ich eines Tages darauf, und zwar zweifelsfrei: Er war beziehungsunfähig.

Er war beziehungsunfähig, aber nur momentan. Keinesfalls jedoch durfte seine Beziehungsunfähigkeit genereller Natur sein, das hätte mich zur Kapitulation gezwungen.

Er hatte Angst vor seinen Gefühlen. Ich war mir 100 Prozent sicher, dass er sie für mich hegte und sie nicht zulassen konnte. Im Moment.

Dass er möglicherweise Angst vor meinen Gefühlen haben könnte, kam in meinem Denken nicht vor. Diese Überzeugung, er habe Angst vor seiner Liebe zu mir, hielt sich hartnäckig.

Es war sogar so, dass ich dachte, seine Rückzüge, seine Beziehungsverweigerung und seine Distanz seien direkt proportional zu seiner Liebe zu mir: Je mehr er für mich empfand, desto mehr Angst verspürte er vor seinen Gefühlen und zog sich folglich zurück. Das erklärte in meiner Logik natürlich, warum er sich nach besonders schönen Treffen besonders nachhaltig zurückzog. Ich war besessen von dieser Idee. Damit hebelte ich die richtige Interpretation seines Verhaltens völlig aus und kam auf keinen grünen Zweig mehr.

Er liebte mich, wollte insgeheim mit mir zusammen sein und musste durch meine Duldsamkeit und psychologische Analysefähigkeit geheilt werden. Er musste durch mich gerettet werden. Das war das, was er in Wirklichkeit brauchte! Gut, dass ich das alles besser wusste als er.

Unaufgefordertes Helfen

Um ihm zu beweisen, dass ich seine Retterin und die Wegweiserin zu seinen wahren Gefühlen bin, lenkte ich unsere Gespräche schnell in eine Richtung, in der wir ernsthaft und intensiv über uns sprachen. Nicht etwa über uns als Wir, das machte er bis zum Schluss nicht, sondern jeder über sich. Ich wollte diejenige sein, die ihn am besten verstand, die ihm am nächsten war, und die er als besonders wichtig wahrnahm. Anstatt ihm seinen Raum und die Dinge zu lassen, wie er sie darstellte, griff ich ein. Mal helfend, mal mahnend, mal kritisierend, mal interpretierend. Sicher aber immer kommentierend. Mein ständiger Begleiter war der Druck, wichtig, richtig und gut für ihn sein zu müssen. Und die ständige Angst davor, ihn zu verlieren. Ich war unter Beweisdruck.

So belehrte ich ihn darüber, dass er Angst vor seinen Gefühlen habe und nicht zu sich stehe. Dass er mich seinen Ängsten unterordne und seinem Sohn in jeder Weise den Vorzug gebe, weil er voller Schuldgefühle sei.

Das kam gar nicht gut.

Wie tief ich damit in der Tinte saß, wie absolut aussichtslos das Ganze war, begriff ich erst später. Unaufgefordert gab ich also Rat, der auch noch auf meinen Verlustängsten basierte. Dadurch verkehrte sich das ein oder andere, was vielleicht sogar richtig war, zu einem Geschoss gegen mich selbst.

Damals wusste ich noch nicht, dass all das, was ich aus unbewusster Angst tat, dachte und sagte, nur neue Angst produzierte, aber gewiss nicht den Wunsch bei ihm, mit mir zusammen sein zu wollen.

Deshalb wich er auch jedem Gespräch über Uns aus. Das ist, wie ich später sah, ein sicheres Zeichen dafür, dass der Mann nicht verbindlich werden will.

Viele Frauen kennen diese Gespräche: Man beginnt mit einer Vorlage und sagt ein bisschen vorsichtig, was man fühlt, oder was man sich mit dem Mann so vorstellen kann, zukunftsbezogen natürlich, und wartet. Dann kommt aber nichts. Ein Lächeln, eine höfliche Antwort oder eine verlegene Geste.

Anstatt diesen Unterhaltungsstrang sofort zu beenden, geht es dann weiter. Je schweigsamer er ist, desto mehr dreht man selbst auf. Mit weiteren Offenbarungen über die Gefühle für den anderen versucht man ihn jetzt aus der Reserve zu locken.

Je mehr man von sich preisgibt, um den anderen zu Aussagen über seine Empfindungen zu bewegen, desto mehr bringt man sich selbst und den anderen in eine peinliche Situation. Weil also nicht viel kommt und man die Aussage- und Sprachlosigkeit des anderen kaum aushalten kann, beginnt die Fragerei, die nicht selten in einer Inquisition endet. Was er denn so fühle und wie er über Uns denke, was er sich denn für später mit Uns so vorstelle oder was er sich in einer Beziehung wünsche …

Natürlich mit dem Hinweis versehen, dass er es längst habe …

Man lässt keine Gelegenheit aus, zu versuchen, eine emotionale Absicherung einzuholen, indem man ihn fragt, löchert und mit Andeutungen herausfordert. Je mehr man eine Liebesoffenbarung von ihm braucht, desto unruhiger und penetranter drängt man auf Gespräche über Gefühle.

Und weil das nie funktioniert, beginnt die nächste Phase: die Überzeugungsarbeit.

Man beginnt, die Vorzüge der Verbindung anzupreisen wie ein Gemüsereibenverkäufer in der Fußgängerzone.

Je weniger man in seinen Plänen vorkommt, desto mehr drängt man sich hinein mit Anmerkungen zu all den Gemeinsamkeiten, den Übereinstimmungen, den harmonischen Stunden, den ähnlichen Zukunftsvisionen und allem, was einem in der Angst vor Ernüchterung so einfällt.

Wenn es ganz schlimm kommt, beginnt man sich und die persönlichen Eigenschaften, die man für ihn für passend hält, zu empfehlen.

Selbst aufkommende Scham kann das nicht bremsen: Man redet sich so lange um Kopf und Kragen, bis man Gefahr läuft, dass er die Wahrheit sagen muss: nämlich, dass er nicht liebt.

Meist beendet man den Vortrag einen Moment, bevor er es gesagt hätte.

Ich habe mal von einer Frau gehört, deren Überzeugungsarbeit bei einem beziehungsunwilligen Mann darin bestand, dass sie sich direkt vor ihn setzte und sang. Es war ein langes Lied mit vielen Strophen. Sie saßen in einer vollbesetzten Therme.

Was in einer intakten Beziehung vielleicht zauberhaft gewesen wäre, sieht man mal von der Therme ab, verkehrt sich ins genaue Gegenteil, wenn man es aus Angst vor Zurückweisung tut. Wenn das passiert, läuft man geradewegs in das hinein, was man zu vermeiden suchte.

Es gibt Männer, die es schaffen, wirklich gar nichts zu sagen

Andere reagieren ausweichend oder versuchen auf eine nette Weise, das Gespräch etwas herunterzukochen, ohne die Frau zu sehr zu verletzen.

Das sind die Gespräche, in denen er so was sagt wie:

Im Moment habe ich keine Kapazitäten für eine Beziehung. Ich bin beruflich zu eingespannt.

Das war ungefähr das, was ich zu hören bekam.

Oder: Mal kucken.

Oder: Ich bin noch nicht so weit.

Oder: Ich habe im Moment keine Zeit.

Oder: Ich habe meine Scheidung noch nicht ganz verdaut.

Oder: Ich habe Beziehungsangst. (Egal, ob das stimmt oder nicht.) Oder, oder, oder.

Gerne antwortet ein Mann, der sich nicht positionieren will, auch mit: ja, nein, kann sein oder weiß ich nicht.

Oder er schweigt.

Das ist eigentlich noch das Harmloseste, denn das lässt wieder Platz für Spekulationen. Eine überverliebte Frau wird für ihn denken und diese Pause mit eigenen Interpretationen füllen.

Gleich, ob er nichts sagt oder Nichtssagendes sagt: es ist nicht so, dass er nicht antworten kann.

Er will nicht.

Mancher Mann macht sich eher zum Beziehungsklaus, als dass er sich die Mühe macht und sich einer Frau erklärt, mit der es für ihn nicht weitergeht. Er wird auch nicht darlegen, warum er sich in sie nicht verlieben will oder kann. Die mangelnde geistige Intimität und fehlende Verbindlichkeit schließen solche Gespräche für ihn aus.

Es ist eben diese Unverbindlichkeit der Beziehung selbst, die solche Klärungen und Positionierungen für einen Mann nicht zulassen. Ein Mann offenbart sich nur, wenn er sich für eine Frau entschieden hat oder wenn sie mindestens deutlich infrage kommt.

Männer gehen mit solchen Situationen eher rational um und nicht emotional. Wenn ein Mann weiß, dass er mit einer Frau nicht verbindlicher werden will, ist es wahrscheinlich, dass seine innere Ökonomie eine ausführliche Erläuterung seiner Gefühle als nicht lohnenswert einstuft, und er folglich schweigt oder Floskeln anbringt. Aber er wird sich für nichts in der Welt wahrnehmbar oder nachvollziehbar machen.

Auch die Wir-Gespräche, die ich anzettelte, verliefen natürlich so. Ich hatte die Hoffnung, dass ich ihn durch Andeutungen über meine Gefühle für ihn dazu bewegen könne, sich mir zu öffnen. Und wenn er noch nicht genug für mich empfände, dann würde er vielleicht anfangen, sich darüber Gedanken zu machen, weil ich etwas für ihn empfand.

Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass man Liebe nicht erzwingen kann, hätte ich das sofort unterschrieben.

Ich hätte aber nicht gemerkt, dass ich das gerade selber versuchte.

Wirklich offenbart habe ich mich ihm auch nicht. Nie hätte ich ihm die Wahrheit gesagt: Ich dachte damals, dass ich ihn lieben würde. Da war ich mir sicher. Ich wusste, dass es besser war, ihm das nicht zu sagen.

Heute weiß ich warum. Ich wäre damit Gefahr gelaufen, dass er die Affäre beendet hätte. Das würde ein anständiger Mann jedenfalls tun.

Es war auch deshalb besser, ihm nicht zu sagen, was ich fühlte, weil es nicht stimmte. Ich ahnte wahrscheinlich, dass die unterschwellige Wahrheit als Boomerang zurückkommen würde.

Wir haben offizielle Gefühle und wirkliche Gefühle

Es gibt so etwas wie unsere offiziellen Gefühle, die wir nach außen tragen und oft auch selbst glauben. Und es gibt wirkliche Gefühle. Die sind anders. In diesem Fall war das offizielle Gefühl ein Gefühl von Liebe, Zugehörigkeit und Verbundenheit. Die wirklichen Gefühle dahinter jedoch waren: extreme Angst, ihn zu verlieren, Angst einen Fehler zu machen, Angst davor nicht genug zu sein, Unmengen von Sehnsucht nach Aufmerksamkeit und Sicherheit, ein tiefes Gefühl der Isolation und ein furchtbarer seelischer Schmerz.

Kurz: die wirklichen Gefühle, auf denen meine Liebe fußten, waren Mangelgefühle und Unmengen von Angst.

Das ist die Abwesenheit von Liebe. Das war der Boomerang.

Das, was ich für Liebe hielt, war in Wirklichkeit Sehnsucht nach Liebe.

Das ganze innere Chaos, den Schmerz und meine Versuche, das alles zu verstecken, kaschierte ich mit einer Fassade aus Alles-easy-kein-Problem. Auf keinen Fall durfte er erfahren, wie sehr ich litt; und ich dachte ernsthaft, dass mir das helfen würde. Denn das Schlimmste, was mir passieren könne, so dachte ich, sei, dass er von meinem Leiden erfahren und dann das Ganze beenden würde, weil er mir das nicht antun wolle. Dass er mir keinen Schmerz zufügen wolle und es vor sich und mir nicht verantworten könne.

Außerdem dachte ich, dass meine heiter-unbefangene Fassade genau jene Unabhängigkeit und emotionale Stärke dokumentiert, die eine Frau unwiderstehlich macht. Ich verstand nicht, warum er darauf nicht abfuhr. Ich machte doch alles richtig!

Ich kannte den Unterschied von echt und gespielt nicht

In mir kam der Gedanke auf, dass die Beziehung zu diesem Mann darauf fuße, dass ich gut drauf und bedürfnislos sei. Mir wurde irgendwie klar: sobald ich mit meinen Konturen, Charakteristika, Bedürfnissen, Grenzen und Besonderheiten aufwarte; mich einfach mehr selbst lebe, bricht das ganze Ding mit ihm zusammen. Diese Vermutung machte mich traurig. Vorerst gelang es mir noch, solche Gedanken beiseitezuschieben und so weiterzumachen wie vorher. Einerseits wusste ich also zunehmend um diese massiven Mängel in unserem Miteinander, andererseits kaufte ich mir meine eigene Fassade ab. Ich glaubte, dass das meine echten Gefühle waren, auf denen alles baute.

Das Risiko, mein Alles-easy-kein-Problem-Bühnenbild abzureißen, konnte ich nicht eingehen. Einen finalen Rückzug von ihm hätte ich jetzt noch nicht ertragen.

Vor dem Hintergrund der ganzen Theaterinszenierung und der Feststellung, dass ich meine Konturen verstecken musste, wunderte ich mich dann aber trotzdem immer noch, warum er mir jedes Fitzelchen wirkliche Beziehung verweigerte. Wenn ich wieder mal den zaghaften Versuch unternahm, von ihm zu erfahren, wie er das mit uns so sah, stieg er nach wie vor aus, und zwar sofort.

Er antwortete nicht oder so einsilbig, dass mir alles Weitere zu dem Thema im Hals stecken blieb.

Einmal traute ich mich, ihm zu sagen, dass mir etwas fehle, dass ich nicht wisse, wo ich bei ihm dran sei. Ich sagte zu ihm: „You don't make me feel special.“ Ein Satz, den ich in dieser knappen Präzision nicht gut ins Deutsche übersetzt kriege.

Er nickte, fast mitfühlend. Das war einer der ehrlichsten Dinge, die ich in der ganzen Zeit zu ihm gesagt hatte. Ich hegte natürlich die Hoffnung, dass er es abstreiten würde. Dass er sich ab jetzt bemühen würde, mir das besondere Gefühl zu geben, das ein verliebter Mann einer Frau gibt.

Aber er stritt nichts ab. Er wusste genau, dass er mir das vorenthielt und auch warum.

Er gab mir in kleinen ausgewählten Situationen das Gefühl, dass ich ihm wichtig war.

Das war die Art, wie er mich ansah. Es konnte eine Zärtlichkeit sein, die ich in seiner Stimme hörte. Es konnte ein Gefühl der Übereinkunft sein, das in unseren Gesprächen oft auftauchte. Er schaffte über mehrere Stunden etwas, das sich anfühlte wie eine grenzenlose Nähe.

Ich dachte, wenn ein Mann sich so verhält, dann liebt er auch. Es waren diese Nähe, die vertraulichen Gespräche und das Einssein miteinander, woran ich mich festhielt. Später begriff ich, dass ein Mann ziemlich genau weiß, was er tut, wenn er sich so verhält. Er weiß, dass er die Frau verliebt macht und ihr emotionale Sicherheit vorgaukelt. Intuitiv weiß ein Mann, dass das die Grundlage dafür darstellt, dass eine Frau vertraut und sich für ihn entscheidet.

Das passiert nicht versehentlich. Ein Mann, der eine Frau in sich verliebt macht, ohne sie zurücklieben zu wollen, nimmt leichtfertig in Kauf, ihr das Herz zu brechen und sie zutiefst zu demütigen. Jedenfalls, wenn er über 20 ist. Es ist rücksichtslos und schäbig.

Bevor er sein Werk beendet, nimmt er sich noch alles von ihr und überträgt seinen unverarbeiteten Schmerz auf sie.

Das bringt nur ein Mann fertig, der nicht genug fühlt. Der sich selbst nicht fühlt und folglich auch nicht, was er einem anderen Menschen antut. Das verstand ich aber erst sehr viel später.

Er gab mir tatsächlich ein Gefühl von emotionaler Sicherheit, wenn wir zusammen waren.

Genauso zeigte er mir auch, wie wenig wichtig ich für ihn war

Dann ließ er mich fühlen, wie wenig ich für ihn besonders war. Die Unverbindlichkeit in seinem Verhalten außerhalb unserer Treffen passte in meinem Erleben überhaupt nicht zu den Momenten der totalen Nähe, wenn wir zusammen waren.

Ansonsten war ich nicht special, dann war ich eine Bettgeschichte. Da es aber die Momente der Nähe zwischen uns lange gab, hatte ich immer dieses Doppelbild, bei dem ich dazu tendierte, einfach nur den Teil anzuerkennen, den ich haben wollte. Ich blendete schlichtweg aus, was sein sonstiges Verhalten allzu deutlich signalisierte, und bewegte mich gedanklich und emotional zwischen diesen beiden Extremen: „Ich bin die Frau für ihn“, und „Ich bin nichts weiter als eine Bettgeschichte für ihn.“ Und es gab nichts dazwischen.

Also hielt ich mich fest an der Idee: „Ich bin die Frau für ihn.“ Und ich suchte nach Beweisen, Zeichen und Argumenten, die dafürsprachen. Das war mir angenehmer.

Wenn ich bei ihm übernachtete, was auch vorkam, dann begann sich die Nähe bereits beim gemeinsamen Einschlafen wieder aufzulösen. Er nahm mich nicht in den Arm wie ein Mann, der liebt. Er schmiegte sich in der Nacht nicht total an mich oder küsste mich im Halbschlaf. Er wollte nicht in mich hineinkriechen und mich nicht mehr loslassen.

Er schlief einfach nur neben mir.

Sollte es während der Nacht noch Missverständnisse über sein Bedürfnis nach Nähe zu mir gegeben haben, dann verschwanden diese allerspätestens am Morgen. Ein flüchtiger Kuss höchstens, dann stand er auf, fragte im Rausgehen, ob ich auch einen Kaffee wolle. Wenn er dann, wie jedes Mal, fragte, was ich in meinem Kaffee haben wolle, waren wir wieder auf Distanz.

Er merkte sich das nicht. Er war höflich, aber er wurde nicht fürsorglich.

Auch hier klammerte er konsequent die Dinge aus, die Verbindlichkeit und geistig-emotionale Intimität signalisieren und erzeugen: morgens kuscheln, maulen, dass man gleich aufstehen müsse, aber viel lieber mit dem anderen liegenbliebe. Er freute sich nicht über Gemeinsamkeiten; er sammelte sie nicht. Er freute sich nicht, wenn er merkte, dass wir uns wieder ein bisschen besser kannten; wenn wieder ein Stückchen Vertrautheit mehr entstanden war. Er behandelte mich immer wie einen Gast. Und zwar wie einen, der zum ersten Mal bei ihm übernachtet.

Dieser Umgang mit mir enthielt auf subtiler Ebene auch die Möglichkeit, dass jedes Mal auch das letzte Mal sein konnte. Ich spürte das. Das war Teil meines Gastseins bei ihm.

Diese Momente waren besonders schmerzhaft. Hier spürte ich am stärksten, wie vehement er jeden aufkommenden Funken eines Wir im Keim erstickte. Egal, wie schön der Abend gewesen war.

Er konnte gar nicht schnell genug aus dem Bett raus.

Dann ging er in die Küche, von da aus ins Bad, und wenn er dann mit zwei Tassen Kaffee und Zigaretten wieder ans Bett kam, war er schon halb angezogen und gab zu verstehen, dass es Zeit sei. Selbst samstags. Er müsse in die Stadt, einkaufen, oder zu seinen Eltern, oder sonst was, hieß es dann. Klar war immer: Jetzt war unsere Zeit um.

Er verweigerte mir einfach alles. Er stritt sich nicht mal mit mir. Das hatte ich einmal versucht und dann lieber nicht mehr. Keine Auseinandersetzung hätte so ätzend sein können wie das Gefühl, dass ich ihm nicht mal einen Streit wert war.

Einen richtigen Weckruf bekam ich nach ein paar Monaten

Und zwar zu seinem Geburtstag. Erleichtert stellte ich fest, dass dieser Tag auf einen Wochentag fiel. Dann war er in Frankreich, und ich entkam den üblichen Fragen. Ob an diesem Tag etwas stattfinden würde, ob er mich sehen wollen würde, und, ob es angemessen sei, ihm etwas zu schenken. Allein schon diese Überlegungen hätten mich alarmieren müssen, aber mein Denksystem, das ja einen Irrtum meinerseits noch ausschloss, schloss folglich auch jeden korrektiven Einwand aus.

Er würde mit Arbeitskollegen einen trinken, zeitig ins Bett gehen, und ich brauchte mich also nicht weiter darum zu sorgen, ob und inwieweit ich zu seinem Leben dazugehörte.

Sein Geburtstag kam, ich schickte einen Gruß nach Nizza, er bedankte sich und rief mich erst Wochen später wieder an. Ich hatte einen zaghaften Versuch gemacht, mich mit ihm zu verabreden, für das nächste Wochenende, das er wieder zu Hause verbringen würde. Er konnte nicht, das Wochenende sei bereits verplant. Wenn er so etwas sagte, erfuhr ich nie, was er konkret vorhatte. Das teilte er nicht mit mir.

Er meldete sich drei Wochen später.

Nachdem er aus dem Gespensterstatus wieder real geworden war, trafen wir uns und sprachen erstmal länger miteinander.

Und dann sprach er über seinen Geburtstag. Er habe einen sonnigen Tag in Frankreich gehabt. Abends seien sie mit der ganzen Truppe einen trinken gegangen, aber es sei nicht allzu spät geworden. Es hätten ja alle am nächsten morgen früh rausgemusst.

Während ich so zuhörte und mich noch mit ihm freute, bekam seine Geschichte eine Wendung. So schnell konnte ich gar nicht umschalten.

Er habe den Geburtstag dann am folgenden Wochenende zu Hause bei sich nachgefeiert, in kleiner Runde. Im engsten Freundeskreis. Wirklich nett sei es gewesen, ein lustiger, langer Abend.

Ich brauchte einen Augenblick.

Dann dröhnte der Kopf. Was hat er gesagt? Engster Freundeskreis? Moment, engster Freundeskreis, das hat er gesagt?

… und ich war nicht dabei, ich gehörte nicht zu seinem engsten Freundeskreis? Und dann sagt er mir das auch noch mit dieser Selbstverständlichkeit?

Dann erinnerte ich mich daran, dass ich ihn gefragt hatte, ob er an genau jenem Wochenende Zeit und Lust hätte, sich mit mir zu treffen. Er hatte mir ja kurz mitgeteilt, das Wochenende sei verplant.

Jetzt wusste ich, mit was. Mit seinem engsten Freundeskreis.

Er genoss meine Gesellschaft und alles, was dazu gehörte, und trotzdem und immer noch war ich nicht mehr als eine Affäre, die er von seinem engsten Freundeskreis fernhielt. So weit weg, dass es mich nicht einmal etwas anging. Einen erheblichen Teil dieser Leute kannte ich, und das sogar noch länger als er.

Und ich gehörte nicht dazu.

Ich weiß nicht mehr, was in diesem Moment stärker war, die Ernüchterung, die Erniedrigung oder die Beschämung. Es war ein scheußliches Gemisch und als wäre das noch nicht genug, musste ich auch noch durch die Schmach hindurch, meinen ganzen Schmerz vor ihm zu verstecken und so zu tun, als freute ich mich weiter für ihn.

Alles-easy-kein-Problem. Der Gipfel der Verbiegung

Nach dieser Abrissbirne hatte ich zunächst, wie immer in den Tagen nach unseren Treffen, mit Traurigkeit, Schmerz und Depressionen zu kämpfen. Und dann mit der Wahrheit.

Ich wusste es.

Ich wusste es insgeheim schon lange und wollte es nicht wahrhaben. Ich machte mir etwas vor. Ich rannte hinter etwas her, das nicht existierte.

Meine ganze mentale Energie nutzte ich dazu, um immer wieder alles gerade zu biegen; um meine Irrtümer nicht erkennen zu müssen.

Ich begriff allmählich, dass der Schmerz nicht daherkam, dass der Mann nicht ja zu mir sagte, sondern daher, dass ich mich selbst verlassen hatte. Er kam daher, dass ich nicht ehrlich zu mir war, mich stattdessen anpasste und den Kontakt zu meinem Inneren verloren hatte. Ich hatte mich jemand anderem völlig ausgeliefert.

Je mehr ich den Kontakt zu mir verloren hatte, desto mehr wollte ich ihn. Je mehr ich ihn wollte, desto mehr musste ich den Kontakt zu mir selbst aufgeben.

Noch war mir nicht klar, wie ich aus der Bredouille herauskommen sollte. Ich wusste nur, dass ich es nicht mehr lange aufschieben konnte.

So versuchte ich mich vorerst damit zu beruhigen, dass wir ja etwas miteinander teilten, auf das ich mich verlassen konnte. Er würde wieder anrufen und nach mir verlangen. Ich musste also nichts auf der Stelle entscheiden oder tun.

In den folgenden Wochen erhöhte sich erwartungsgemäß mein innerer Druck, die Affäre zu beenden, einerseits. Andererseits, wenn wir uns trafen, hoffte ich immer noch, dass er sich in mich verlieben würde.

Aber immer noch bewies er mir umso mehr das Gegenteil, je mehr ich das wollte.

Er genoss und trennte uns, wie immer, ohne jede Aussicht auf irgendwas. Wenn wir uns verabschiedeten, sagte er: „Tschüss“. Beim Abschiedskuss war klar, dass er auch nichts weiter sagen würde. Kein: „Ich melde mich. Bis bald. Komm gut nach Hause.“ Oder: „Melde dich, wenn du zu Hause angekommen bist.“

Nichts. Tschüss.

Er übernahm nicht einmal den leisesten Hauch von Verantwortungsgefühl für meinen Nachhauseweg. Ob ich ankam, war ihm egal.

Ich wusste theoretisch bei der Verabschiedung nicht, ob ich ihn überhaupt wiedersehen würde.

Mir wurde immer klarer: Je weniger er investierte, desto mehr wollte ich ihn.

Die Mängel in dieser Beziehung zueinander begannen sichtbarer zu werden. Ich hatte unmerklich begonnen, mehr bei mir zu bleiben, mich selbst wieder besser wahrzunehmen, und ich ahnte, dass die Märchen bald zu Ende sein würden. Trotzdem hielt ich noch kurze Zeit daran fest und suchte nach Erklärungen.

Das Aufrechterhalten des Selbstbetrugs wurde allerdings schwieriger.

Ich dachte nach: Er genoss also genauso wie ich. Das hat er später auch nie infrage gestellt. Aber er zog offenbar ganz andere Schlüsse daraus als ich. Nämlich gar keine.

Gute Gespräche und schöner Sex lösen bei den meisten Frauen Bindungsgefühle aus. Bei Männern entsteht das ganz woanders; selten durch Sex und schöne Gespräche allein.

Gerade beim Sex tappen Frauen oft in die Falle. Man sieht, dass der Mann genauso genießt und vielleicht den Moment liebt.

Schnell kommt die Frau unbewusst zu dem Schluss: „Wenn er genauso empfindet wie ich, dann wird er die Beziehung auch genauso wollen wie ich.“

Diese Verknüpfung existiert an dieser Stelle bei einem Mann so aber nicht, oder nur höchst selten.

Während ich also schon überlegte, wie wir zusammenleben könnten, dachte er nicht mal im Traum daran, auch nur mit mir essen zu gehen.

Die einzigen Gelegenheiten, bei denen man uns zusammen sah, waren seltene, mitternächtliche Diskothekenbesuche und eine große Party einer gemeinsamen Freundin, die uns beide zu ihrem Geburtstag eingeladen hatte. Man sah zwar, dass wir uns kannten, aber mehr auch nicht. Er tat viel dafür, dass man uns nicht für ein Paar hielt, schmerzhafterweise auch dann, wenn wir uns kurz zuvor noch sehr nah gewesen waren.

Dann kam der Point of no Return

Der Punkt ohne Wiederkehr erfolgte eines nachts in der Diskothek. An diesem Abend fand ich ihn von Anfang an irgendwie herablassend und destruktiv gestimmt. Er war arrogant zu mir und die Nähe, die wir sonst miteinander hatten, wenn wir zusammen waren, war nicht auffindbar. Dennoch ging ich mit ihm dorthin. Er verhielt sich, als habe er den Respekt vor mir, aber auch vor sich selbst verloren. Er trank zu viel, war abweisend und beachtete mich in der Diskothek kaum. Als ich ohne ihn auf der Tanzfläche war, sah ich von weitem eine Frau, die ich entfernt kannte. Mir schwante nichts Gutes.

Genau das passierte dann auch: der GAU.

Sie hatten einander an der Bar angesprochen, während ich tanzte. Dann setzten sie sich und tranken.

Ich wurde unruhig, fast panisch, als ich realisierte, dass sie nicht nur ein paar zufällige Worte miteinander wechselten. Sie schienen sich angeregt zu unterhalten und Gefallen aneinander zu haben.

Wie sehr wollte ich dieses Treiben unterbrechen; ihn davon abhalten, sie kennenzulernen! Am liebsten hätte ich gebrüllt: Ich bin mit ihm hier!

Aber es war ja er, der mich in die Pfanne haute und nicht sie. Sie wusste nicht mal, dass er mit mir dort war. Er hatte das entschieden.