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Als Leah erfährt, dass ihr Vater sich verspekuliert und seinen BDSM-Club an den Rand des Ruins getrieben hat, droht ihre heile Welt zu zerbrechen. Um den Club zu retten, lässt sie sich auf einen Deal mit ihrem ehemaligen Schwarm ein, dem reichen Künstler und Club-Besitzer Dominik. Dominik, der Leah vor Jahren eiskalt abblitzen ließ, wird Teilhaber des Clubs ihres Vaters. Zudem soll Leah in Dominiks eigenem BDSM-Club in Nizza arbeiten. Dort angekommen muss Leah feststellen, dass Dominiks Motive von Rache durchtränkt sind, denn er hat eine Rechnung mit ihrem Vater offen. Dominik zwingt Leah dazu, sich ihm zu unterwerfen. Schon bald gelingt es ihm, ihren Widerstand zu brechen. Ihre lang verdrängte devote Seite bricht in ihr auf und sie verfällt seinem Charisma. Als sie sich in ihn verliebt, ist sie verloren, denn mit Liebe hat Dominik nichts im Sinn. Und was geschah wirklich mit Cathérine, Dominiks Geliebter, die vor Jahren unter mysteriösen Umständen ums Leben kam?
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Seitenzahl: 352
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Astrid Martini
EISROSE
Erotischer Roman
© 2013 Plaisir d’Amour Verlag, Lautertal
Plaisir d’Amour Verlag
Postfach 11 68
D-64684 Lautertal
www.plaisirdamourbooks.com
© Umschlaggestaltung: Andrea Gunschera (www.magi-digitalis.de)
© Frontcoverfoto: Sabine Schönberger (www.sabine-schoenberger.de)
ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-068-1
ISBN eBook: 978-3-86495-069-8
Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses eBook darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.
Inhalt
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Autorin
Ebenfalls von Astrid Martini erhältlich
Prolog
Sie war da! In ihrem Zimmer brannte Licht.
Auf halbem Weg zum Nordflügel der Villa blieb die dunkel gekleidete Gestalt stehen, blickte sich um. Der Erker des Zimmers von Cathérine ragte direkt über dem heimlichen Beobachter auf. Die Fensterflügel waren weit geöffnet in dieser ungewöhnlich warmen Nacht. Der Mond war voll und erhellte die prächtige Villa.
Die Minuten vergingen, dann endlich wurde das Licht gelöscht. Sie war zu Bett gegangen. Noch eine halbe Stunde Geduld – so lange dauerte es in der Regel, bis sie einschlief – dann war es so weit.
Mit tastenden Händen suchte die Gestalt in einer Spalte zwischen den Steinen Halt, hob ein Bein und setzte den Fuß auf einen schmalen Absatz im unregelmäßigen Mauerwerk. Ein Blick über die Schulter zeigte, dass die Luft rein war. Verlassen lag der Garten im Mondlicht, der Duft von Jasmin und wilden Rosen hing in der Luft.
Immer höher zog sich die Gestalt mit den Armen nach oben, zog die Beine nach und erklomm so einige Meter Mauerwerk. Wie gut, dass die Fassade so üppig verziert war, so gab es genügend Auskragungen, um vorwärts zu kommen.
Nur noch ein kleines Stück, dann bekam die Gestalt den Steinträger zu fassen, kletterte auf den Erkervorsprung und schob sich nach oben durch das Fenster ins Zimmer. Geschafft!
Der Eindringling unterdrückte ein Fluchen. Seit ein paar Tagen verriegelte Cathérine ihre Zimmertür, ohne diesen Umstand wäre diese verflixte Kletterei nicht nötig.
Auf einem mit Samt gepolsterten Fensterkissen lauschte der nächtliche Gast noch ein paar Minuten in die Stille und auf Cathérines gleichmäßigen Atem. Es galt vorsichtig zu sein, denn sie sollte nicht vorzeitig geweckt werden.
Der Geruch ihres wohlvertrauten, schweren Parfüms lag in der Luft.
Schemenhaft konnte man erkennen, dass sie die Bettvorhänge des Himmelbettes zurückgebunden hatte. Sie enthüllten eine blonde Schönheit, die in weichen Kissen lag und unter dem um die Hüfte geschlungenen Laken nackt war. Auf dem Nachttisch stand ein Ventilator, ein glitzerndes Schminkkästchen funkelte im hereinfallenden Mondlicht.
Es ist Zeit.
Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete der Eindringling das Heben und Senken von Cathérines nackten Brüsten, setzte leise einen Fuß vor den anderen, näherte sich dem Bett Stück um Stück. Wie vertraut ihre Nacktheit war. Ihre Brüste glänzten, was sicherlich von dem Jasminöl herrührte, mit dem sie sich abends stets einrieb.
Cathérine hatte sich die ganze Zeit nicht im Schlaf bewegt. Sie lag noch immer auf dem Rücken, Mondstrahlen beleuchteten ihren schönen Körper und das anmutige Gesicht. Kein Wunder, dass jedermann so fasziniert von dieser Frau war. Selbst im Schlaf erinnerte sie an eine Göttin.
Mit raubtierhafter Geschmeidigkeit war schließlich auch die letzte Distanz bis zur Schlafenden zurückgelegt. Der Eindringling setzte sich aufs Bett. Lange hatte er darauf hingearbeitet, den Plan in die Tat umzusetzen. Hatte sich damit beschäftigt, ihn von allen Seiten beleuchtet und versucht, sein Vorgehen vor dem inneren Auge zu visualisieren. Nun war es so weit. Es war an alles gedacht; es konnte beginnen, musste nicht länger ein Hirngespinst bleiben, sondern wurde zu einem Teil, der drängend Realität werden wollte. Es war herrlich, sich mit diesen Gedanken zu beschäftigen. Das Für und Wider abzuwägen und dem Ziel näher und näher zu kommen.
Cathérine wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen, als eine Hand sich fest auf ihren Mund legte. Panisch schlug sie ihre Augen auf, keuchte, zappelte, strampelte mit den Füßen. Die Hand drückte feste zu, noch fester, raubte ihr mehr und mehr die notwendige Atemluft. Und als der Griff sich endlich löste, blieb ihr keine Möglichkeit, die Lungen mit frischer Luft zu füllen, denn ein Tuch wurde ihr aufs Gesicht gedrückt. Beißender Geruch benebelte ihre Sinne. Mit flatternden Lidern blickte sie der Gestalt nach, die durch die geöffnete Tür ins Badezimmer verschwand. Das Letzte, was sie vernahm, war das Rauschen von Wasser, das in die Wanne lief. Dann fiel sie in ein schwarzes Nichts.
Der Eindringling hatte sich Latexhandschuhe übergestreift, die Wasserhähne weit aufgedreht, den Abfluss verschlossen. Langsam füllte sich die Badewanne mit Wasser. In einem Schränkchen stand Badeöl, eine großzügige Portion davon landete im Strahl des einlaufenden Wassers. Um die Wartezeit zu verkürzen, wanderte die Gestalt zurück zum Bett, beugte sich lächelnd über die sanft schlummernde Frau, die flach atmete.
Dann ein Griff zu Cathérines Laptop, der leise surrend hochfuhr, das Schreibprogramm öffnen und „Ich kann und will so nicht weiterleben. Es tut mir leid. Cathérine“ per Tastatur auf den Monitor bannen. Alles lief perfekt nach Plan.
Als die Wanne bis zum Rand mit Wasser gefüllt war, legte der nächtliche Besucher einen Arm um Cathérines Nacken, zog sie ein Stückchen hoch und hievte sie schließlich ganz aus dem Bett, was ohne Probleme gelang, denn sie war zierlich und leicht, obwohl ihr Körper kraftlos und schlaff herunterhing.
Vorsichtig, ganz vorsichtig wurde sie ins Badewasser gelegt – sie durfte keine blauen Flecke davontragen.
Schließlich wurde ihr Körper losgelassen, halb sitzend im Wasser positioniert, was kein Problem war, denn die Wanne war nicht besonders groß und die Füße stießen am unteren Beckenrand an.
Eventuelle Reste des Chloroforms noch rasch aus dem Gesicht wischen, dann der Griff nach dem Rasiermesser - als finaler Akt. Es wurde in Cathérines schlaffe Hand gedrückt und öffnete erst die linke, dann die rechte Pulsader – scharf wie ein Skalpell glitt die Klinge senkrecht den Unterarm hinauf.
Die Gestalt beugte sich nah über Cathérine, wollte zusehen, wie sie tiefer und tiefer wegdämmerte. Wie sich das Wasser rot zu färben begann. Schade, dass die Augen der ins Totenreich gleitenden Frau geschlossen waren. Zu schön wäre es gewesen, pures Entsetzen und Todesangst in den Tiefen ihres Blickes zu entdecken. Zu beobachten, wie sich der endgültige Schleier des Todes über die hellblaue Iris legte, sich der langsam verstehende Blick verdunkelte, immer mehr im Nichts versank, bis alles Leben daraus verschwunden war und nichts übrig blieb als eine starre Leere. Ein perfektes Motiv für ein Foto. Ein nicht alltäglicher Augenblick - für die Ewigkeit festgehalten. Die langen Haare wogten im Wasser, Arme und Beine ein wenig gespreizt, der Mund sanft geöffnet.
„Ruhe friedlich, schöne Cathérine.“
Und dann verschwand die Gestalt auf dem Weg, den sie gekommen war, eifrig bemüht, sämtliche Spuren, die eventuell entstanden waren, zu beseitigen.
Kapitel 1
7 Jahre später
Leah blickte sich um. Sie stand an der Brüstung der Galerie, deren Stufen hinab in den Saal führten, dem Herz des Clubs. Wie immer war es voll, fast jeder Platz war besetzt. Wo man auch hinschaute, überall war das Surren der Erregung deutlich spürbar.
In der Mitte des Saales bewegten sich Besucher an provisorisch errichteten Trennwänden vorbei und betrachteten die Fotografien, die dort angebracht waren. Nahaufnahmen von Brüsten, durchstochen mit feinen Silberringen. Fotos von Männern in Leder, Ketten und Masken. Frauen in devoten Positionen, bekleidet mit einem Hauch von Nichts.
Leah fuhr mit den Fingern über das kühle Metall der Brüstung, leerte ihren Weinkelch. Eine sinnliche Energie lag in der Luft, eine Magie, die im Verlauf des Abends anstieg. Der Club war ihr zweites Zuhause, ihr Sein, ihre Berufung. Als Mitbegründerin hatte sie von Beginn an ihr Herz hinein gelegt, Inventar und Ausstattung mit ausgesucht und entworfen. In letzter Zeit jedoch verspürte sie eine immer wiederkehrende innere Leere, ein dunkles Loch, das sie zu verschlingen drohte.
An einer der beiden Bars stand ein attraktiver Mann, der sie schon seit geraumer Zeit nicht aus den Augen ließ. Er trug Jeans und T-Shirt, hatte eine sogenannte Surfer-Frisur und strahlend blaue Augen. Normalerweise wäre sie zu ihm gegangen, um mit ihm zu spielen – ihr ureigenes Spiel. Doch sie hatte keine Lust; war viel zu nervös und fahrig. Es gab nichts, was sie auch nur annähernd reizte.
Das ging nun schon seit Wochen so, und sie schob es auf die Tatsache, dass ihr Vater den Club mit Fehlspekulationen nahe an den finanziellen Ruin getrieben hatte. Nur das konnte Ursache für ihre innere Leere und Rastlosigkeit sein.
Von der Bar lächelte ihr der gut aussehende Mann nach wie vor lockend unterwürfig zu, doch sie reagierte nicht auf ihn.
Stattdessen ließ sie ihre Blicke schweifen. Sie spürte sofort, welcher der anwesenden Gäste dominant oder aber devot war.
Besonders schnell erkannte sie dominante Männer. Wie Götter wirkten sie, wenn sie den Club betraten und den Raum mit einer Aura hochkarätiger Sinnlichkeit ausfüllten. Hochgewachsene Männer in Designeranzügen oder abgewetzten Jeans – egal was sie auch trugen, Leah erkannte Doms innerhalb kürzester Zeit. Die Art und Weise, wie sie die Anwesenden begutachteten, sie förmlich mit ihren Augen auszogen und mental unauffällig auf Sklaventauglichkeit überprüften. Blicke, die sich ungeniert auf pralle Brüste und Hinterteile legten, die den jeweiligen Hüftschwung taxierten und sich in die zarte Halsbeuge anmutiger Frauen bohrten.
Aber auch devote Gäste erkannte Leah sehr schnell. An ihrer Haltung, an der Art ihres Augenaufschlages, an ihrer Mimik und Gestik. Ein guter Sklave war nicht nur bereit, jeden Wunsch seines Herren oder seiner Herrin zu erfüllen, er tat dies zudem voller Hingabe – bedingungslos. Unterwerfung ohne destruktiven Zwang, nichts geschah ohne Einverständnis während des bittersüßen Kampfes zwischen jenem Teil, der sofort bereit war, und dem, der erst noch unterworfen werden wollte.
Eine tranceartige Musik ertönte, kündigte den offiziellen Beginn des Abends an. Leah schritt die Treppe hinab – eine Frau mit honigblondem, streng am Hinterkopf aufgestecktem Haar, einer stolzen Haltung und einem sehr eleganten Aussehen. Ihr vorn geschnürtes schwarzes Mieder lag eng um Brüste und Taille, bot jedoch keinerlei Einblicke. Dazu trug sie einen schmal geschnittenen, schwarzen Rock, der ihre Waden umspielte, und Stiefeletten mit hohen Bleistiftabsätzen.
Ihre üppigen Lippen hatten einen fordernden Ausdruck und waren von einer weichen Lüsternheit und Fülle, die so manchem Mann den Atem raubte. Jedoch waren es die graublauen Augen, die ihr Porzellanteint-Gesicht dominierten. Sie verliehen ihr etwas Rätselhaftes und Geheimnisvolles.
Sie lächelte links, grüßte rechts und mischte sich unter die zahlreichen Besucher, die mit Sektgläsern vor den Fotografien standen. Interessiert glitt sie durch die Menge, blieb vor einem Bild stehen, das sich von den anderen abhob. Ihr Blick saugte sich an dem Foto fest. Es stand auf einer Staffelei und zeigte eine nackte Frau auf Knien, den Oberkörper nach hinten gebogen, das Becken weit nach vorn geschoben. Das Foto war frontal aufgenommen worden, sodass der Betrachter der Frau genau zwischen die Schenkel schauen konnte. Das Gesicht war nicht zu sehen, denn der gestreckte Körper endete an der sanft gebogenen Kehle, der Kopf lag weit nach hinten hinabgebeugt hinter ihren Schultern versteckt. Das einzige Foto ohne Gesicht, es stach Leah eindringlich ins Auge. Wie ein schwarzes Schaf inmitten unzähliger weißer hing es hier und schien nicht so recht dazuzugehören.
Und dennoch hatte es auf deutliche Weise seine Daseinsberechtigung, denn es bestand kein Zweifel, dass der Künstler sich etwas dabei gedacht hatte.
Die Fotos waren allesamt von DomW, einem Meister seines Faches, dem es mit seinen Arbeiten gelungen war, die Abgründe von Sexualität, Fetisch, Leidenschaft und Sinnlichkeit einzufangen, ohne dabei in billige Klischees abzurutschen. Edel-erotisch waren seine Bilder, teilweise dramatisch-düster, in jedem Fall jedoch äußerst freizügig und S/M-lastig. In Sepia-Optik, in Schwarz-Weiß oder in allen Facetten der Graustufen gehalten. Groß, klein, quadratisch, rechteckig und sogar rund. Leah spürte der besonderen Stimmung nach, die von diesen Fotos ausging, bewunderte, wie schon am Abend zuvor, als die Galerie aufgebaut wurde, die Lebendigkeit, die ihnen innelag.
Sie blieb vor der Aufnahme einer nackten Frau stehen, die sich nach hinten auf ihre Arme zurücklehnte, mit vollen Brüsten und deutlich hervorstehenden Brustwarzen, welche durch eine Kette und Brustklemmen miteinander verbunden waren. An der Kette zog eine kräftige männliche Hand. Man konnte förmlich nachspüren, wie sich der Druck der Brustklemmen dadurch verstärkte.
Ihren Kopf hielt die Frau leicht in den Nacken gelegt, die Lippen wie zum stummen Schrei geöffnet. Ihr Blick schien sich in den des Betrachters zu bohren, mit einer Mischung aus purer Lust und Qual.
Der Fokus aller Aufnahmen lag auf den jeweiligen Gesichtsausdrücken, die beim Spiel mit dem Lustschmerz entstanden waren. Und auch dann, wenn es sich nicht um Nahaufnahmen handelte, wurde der Blick eines jeden Betrachters augenblicklich dorthin gezogen, egal wie freizügig, erotisch, verrucht, interessant und dramatisch der Rest der jeweiligen Bilder war. Die Sprache der Gesichter in höchster Ekstase und Qual – darum ging es in erster Linie.
Wie immer lagen die Räumlichkeiten des Clubs in gedämpftem Licht, lediglich die Fotografien wurden direkt angestrahlt.
Leah trat über den glänzenden Dielenboden die Bilderreihen entlang, lächelte und nickte denen zu, die sie kannte, begrüßte jene, die zum ersten Mal den Club besuchten, ohne dabei ihren Fokus von den Bildern fortzulenken. Das Bild einer Frau mit langem Haar, lediglich bekleidet mit einem weißen, kurzen Lederrock, der ihr Gesäß gerade so verdeckte, gefiel ihr besonders gut. Sie lag bäuchlings auf einer Strafbank, das Gesicht frontal dem Betrachter zugewandt. Über ihr schwebte der Schweif einer langen Peitsche ins Bild. Ihr mit Striemen übersätes Gesäß streckte sie empor, den Kopf hielt sie angehoben, bog ihren Körper somit zum Hohlkreuz. Im Hintergrund war ein Bett mit ledernen Handschellen zu sehen, Fesselvorrichtungen zierten den Raum. Das Besondere jedoch war auch bei diesem Bild der Ausdruck der Augen. Dieser Blick, in dem sämtlicher Lustschmerz der Welt zu liegen schien. Eine fantastische Aufnahme. Leah konnte ihren Blick kaum lösen.
Für einen Moment wurde ihre Aufmerksamkeit fortgelenkt, in eine der Nischen. Interessiert beobachtete sie einen Dom in hellgrauem Designeranzug, der seine Sklavin zu Boden drückte. Sie blieb mit gesenktem Kopf knien und rührte sich nicht. Der Mann stand vor ihr, betrachtete sie von oben herab und schlug dabei den Griff einer Ledergerte in seine offene Hand. Die Devote trug enge weiße Samthandschuhe, ein weißes Halsband mit Strass-Steinchen und ein durchsichtiges helles Spitzenkleid. Der Mann schritt um sie herum, tippte mit der Spitze der Gerte immer wieder auf ihr Gesäß, ganz so, als wollte er dessen Festigkeit und Qualität erproben.
Leah war froh darüber, als Domina tätig zu sein. Sie war diejenige, die sich ihre Partner aussuchte, die spielte, dominierte. Dieser andere Weg käme für sie nicht infrage. Nicht mehr, seit damals.
Sie wandte ihren Blick ab, drängte die aufkeimenden Erinnerungen tief in ihr Innerstes, lenkte die Aufmerksamkeit erneut auf die Fotografien. Mit Nervosität dachte sie daran, wie wichtig der heutige Abend für den Club war.
Schon seit Wochen stand ihr Vater in Kontakt mit DomW, der nicht nur als Szenefotograf tätig, sondern auch Inhaber von einigen gut laufenden Clubs war. Von Hause aus steinreich, hatte er sein Vermögen gut investiert, und ihr Vater erhoffte sich durch diesen Kontakt finanzielle Rehabilitation des eigenen Clubs, durch eine Finanzspritze in Form eines zinslosen Kredits.
Ein Lufthauch ließ sie aufblicken. Lächelnd legte ihr Vater den Arm um sie.
„Anmutig bist du. Jeder Mann, den du ansiehst, verliert den Verstand. Es wird nachher ein leichtes Spiel für dich sein, unseren Meisterfotografen um den Finger zu wickeln. Mit ein bisschen Charme und Koketterie ist er sicherlich leichter zu ködern als mit nüchterner Taktik. Ich bin sicher, dir wird das Passende einfallen.“
„Er wird tatsächlich persönlich erscheinen? Wo er doch dafür bekannt ist, genügend Lakaien zu haben, die sämtliche Geschäfte in seinem Sinne für ihn tätigen.“
„Er wird nicht nur, sondern er ist schon da.“
Leah folgte dem Blick ihres Vaters in Richtung Bar. Dort stand ein hochgewachsener, eleganter Mann, der seinen Blick über die Menge schweifen ließ.
Leahs Herz setzte für einen Moment aus.
Diesen Mann hätte sie unter Tausenden von Männern wiedererkannt. Er also steckte hinter dem großen DomW, dessen Name in der Szene zwar ein Begriff, aber dessen Gesicht noch lange nicht jedem bekannt war. Dominik Winter, Starfotograf der Reichen und Schönen. Eiskalter Geschäftsmann, dem sein Ruf vorauseilte und der für seine Arroganz und Unnachgiebigkeit bekannt war. Unter Pseudonym fertigte er also Fotos von einem ganz anderen Kaliber.
„Reiße ihm die Maske der Überheblichkeit vom Gesicht“, drangen die Worte ihres Vaters an ihr Ohr, „und entlocke ihm ein Lächeln.“
Diesem Mann ein Lächeln entlocken? Leah lachte innerlich auf.
Ein Ding der Unmöglichkeit. Dieser Mann besaß ein steinernes Antlitz und war von jeglichen Gefühlsregungen in Bezug auf weiblichen Charme meilenweit entfernt.
„Wieso hast du mir nicht gesagt, wer hinter DomW steckt?“
„Wärst du dann jetzt hier? Ich habe all die Jahre mitbekommen, wie abscheulich und arrogant du ihn findest. Und ich habe nicht vergessen, wie aufgewühlt du damals warst, nachdem du ihm auf einer Party über den Weg gelaufen bist. Leah, ich brauche dich heute Abend. Der Termin mit ihm ist von großer Bedeutung für die Zukunft. Für unseren Club.“
Leah war Dominik vor Jahren begegnet, als dieser am Anfang seiner Karriere gestanden hatte. Bereits zu dieser Zeit war seine arrogante Unnahbarkeit zu spüren gewesen. Leah, damals ein junges Ding, hatte dies auf beschämende Weise am eigenen Leib erfahren.
„Du bist eine umwerfend schöne und auch intelligente Frau, die genau weiß, wie sie bekommt, was sie bekommen möchte“, fuhr ihr Vater fort. „Fordere ihn heraus. Mach ihn weich. Du kannst das, Leah. Zaubere ihm ein Funkeln in die Augen, sorge dafür, dass seine Atemzüge sich beschleunigen und sein Gesichtsausdruck beweist, dass auch er nur ein Mann ist, auch wenn er sich für Gott hält. Ich wäre für den Anfang sogar mit einem überraschten Stirnrunzeln von ihm zufrieden, selbst die kleinste Regung wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Alles, nur nicht diese über alle erhabene Gleichgültigkeit.“
„Du weißt selbst, als wie eiskalt und berechnend er gilt. Er wird sich sicherlich nicht durch Sentimentalitäten leiten lassen.“
„Bitte lass mich nicht im Stich!“
Tiefe Liebe durchströmte Leah, als sie den flehentlichen Blick ihres Vaters auffing. Immer, wenn sie ihn gebraucht hatte, war er für sie da gewesen, nicht nur als Vater, sondern auch als Freund. Okay, da war auch Ärger in ihr, denn die Fehlspekulationen, mit denen er den Club in die roten Zahlen gebracht hatte, waren nicht abgesprochen gewesen und hatten ihr zunächst den Boden unter den Füßen weggezogen. Aber nun galt es, den Karren gemeinsam wieder aus dem Dreck zu ziehen. Nach vorne schauen, statt mit dem Schicksal zu hadern.
„Ich werde mein Bestes geben, Vater“, sagte sie leise und blickte ihm traurig nach, als er mit hängenden Schultern davonschritt, während ihre Gedanken viele Jahre zurückwanderten …
Kapitel 2
Sie hatte nie ein Wort mit ihm gesprochen, doch seinen Namen kannte sie. Ein Name, der auf jeder Party allgegenwärtig war. Ein Name, der sich einprägte, dessen Buchstaben sich in ihrem Kopf zu einem Bild fügten. Zu dem Bild eines Menschen charmant, unnachgiebig, erfolgreich, distanziert, wahnsinnig attraktiv.
Jeder Gedanke an ihn ließ Neugier, jedoch auch so etwas wie Wut in ihr aufflammen, denn in all der Zeit, in der sie sich wieder und wieder auf diversen Veranstaltungen begegnet waren, hatte er sie nie angesprochen, ihr nie auch nur einen Funken an Beachtung geschenkt. Leah war eine solche Ignoranz nicht gewohnt. Sie war es gewohnt, dass die Männer sich um sie scharten, ihr jeden Wunsch von den Lippen ablasen und um jedes Lächeln von ihr konkurrierten. Ihr, der aufstrebenden Galeristin - vom wachsenden Erfolg und von den Männern gleichermaßen verwöhnt.
Auch dieses Mal drang seine tiefe Stimme quer durch den Raum an ihr Ohr. Sie wandte sich langsam in seine Richtung, wollte unbefangen und sogar ein wenig gleichgültig wirken. Unauffällig musterte sie sein gut geschnittenes Gesicht. Seine Lippen waren sinnlich geschwungen. Er sah elegant aus, war schlank und hochgewachsen. Dichtes blondes Haar, graue Augen, in denen das gewisse Etwas lag. Edel gezeichnete Gesichtszüge, die dennoch markant waren. Er wirkte sehr beherrscht, fast würdevoll.
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