Ella Vampirella sucht Opa Rudi - Marliese Arold - E-Book

Ella Vampirella sucht Opa Rudi E-Book

Marliese Arold

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Beschreibung

Wo ist Opa Rudi? Ella Vampirella besucht ihren neuen Vampirfreund Konrad am Vierwaldstätter See und wird gleich für die Suche nach Konrads Opa eingespannt. Opa Rudi ist nämlich verschwunden und hat die ganze Familie in helle Aufregung versetzt. Ella Vampirella entdeckt ihn schließlich in einem Seniorenwohnheim, wo er für viel Wirbel sorgt. Und zu allem Überfluss hat er vergessen, dass er ein Vampir ist, und will gar nicht mehr in die Gruft zurückkehren … Mit vielen farbigen Bildern von Isabelle Metzen

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Seitenzahl: 92

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Marliese Arold

Ella Vampirella sucht Opa Rudi

Mit farbigen Bildern von Isabelle Metzen

Fischer e-books

Reisefieber

»Ich bin so aufgeregt!«, sagte Ella und drückte ihren kleinen Werwolf Wolfi an sich. »Ob sich Konrad auch freut, mich wiederzusehen? Eine Reise in die Schweiz! Das ist einfach toll! Hach, es kribbelt so in meinem Bauch!«

»Das ist das Reisefieber, liebe Ella.« Tante Esmeralda, die auf dem Beifahrersitz der schwarzen Limousine saß, drehte sich nach ihrer Nichte um. »Hast du alles eingepackt? Nichts vergessen?«

»Ich hoffe, nicht.« Ella schüttelte den Kopf. Jetzt war es auch zu spät, noch einmal umzukehren und zur Burg zurückzufahren. Aber Ella war sich sicher, dass sie alles dabeihatte. Ihre Reisekiste war mit Kissen und Decken weich ausgepolstert. In ihrem Rucksack befanden sich drei große Flaschen Bluta. Die würden für die Bahnreise bestimmt reichen. Das Getränk sah aus wie Kakao. Alle Vampirkinder, die noch kein echtes Blut zu sich nahmen, tranken es. Bluta enthielt alle notwendigen Vitamine und Mineralien. Auch an Schnappi für Wolfi hatte Ella gedacht. Schnappi war allerbestes Werwolf-Futter, das für gesunde Zähne und glänzendes Fell sorgte.

Der Wagen holperte über den unebenen Waldweg, der von finsteren Tannen gesäumt wurde. Am Nachthimmel stand der Mond. Ein deutliches Stück fehlte – er nahm gerade ab.

Der Chauffeur fluchte, als der Wagen über eine Wurzel fuhr und es einen Ruck gab. »Das schöne Auto ist bald völlig ruiniert, wenn es so weitergeht!«

»Unsinn, James!«, sagte Tante Esmeralda. »Der Wagen verträgt schon etwas. Und außerdem ist es ja vorerst die letzte Fahrt. Wir bringen Ella und Wolfi nur zum Bahnhof, und danach kann das Auto wieder wochenlang auf der Burg stehen.« Sie fügte hinzu: »Gut versteckt natürlich, aber das machen Sie ja immer ganz hervorragend, James.«

James seufzte.

Ella auf dem Rücksitz musste grinsen. James stellte sich manchmal wirklich etwas umständlich an. Vor allem machte er sich ständig über alles Sorgen. James war nicht nur Tante Esmeraldas Chauffeur, sondern auch ihr Diener. Er kümmerte sich darum, dass sie auf Burg Wildenstein sorglos wohnen konnte. Wanderer, die die Burg besuchten, sollten nicht merken, dass hier Vampire lebten. James arbeitete schon über achtzig Jahre für Ellas Tante. Obwohl er sich oft über seine Arbeit beschwerte, dachte er doch niemals daran, den Job zu wechseln.

Es holperte wieder, als der Wagen um eine enge Kurve bog. Hinten im Kofferraum rumpelten die beiden Reisekisten.

»Nichts passiert«, sagte Ella zu Wolfi, der in ihren Armen zu zittern anfing. »Die Kisten sind nur ein Stück verrutscht und zusammengestoßen. Keine Bange, sie sind noch heil. Wir werden wohlbehalten in der Schweiz ankommen. Freust du dich denn auch so sehr wie ich?«

»Weiß nicht«, knurrte Wolfi. »Wenn mich dieser Viktor wieder unter den Arm klemmt und mit mir durch die Gegend fliegt …« Er versteckte seinen Kopf in Ellas Achselhöhle und winselte leise.

»Das wird er schon nicht machen«, sagte Ella beruhigend und streichelte Wolfi. Viktor von Barthenfels war Konrads großer Bruder. Er war ein bisschen seltsam, das stimmte. Aber Ella mochte ihn trotzdem. Sie war gespannt darauf, Konrads restliche Familie kennenzulernen – Mutter, Vater, seine kleine Schwester Roswitha, Oma, Opa und Onkel und Tante. Die Barthenfels wohnten in einer Gruft am Vierwaldstätter See. Dort war Ella noch nie gewesen. Sie war überhaupt noch nicht viel gereist … Bisher eigentlich nur zu ihrer Tante, und die erste Reise war auch prompt schiefgegangen, weil der Spediteur die Kisten mit Ella und Wolfi zur falschen Burg gebracht hatte. Hoffentlich würde diesmal alles gutgehen … Ella spürte, wie sich ihr Magen ängstlich zusammenzog. Wenn sie an der falschen Bahnstation ausstieg? Wenn der Zug einen Waggon verlor? Wenn irgendwer unterwegs die beiden Kisten öffnete und sie und Wolfi entdeckte?

Einen Moment lang wäre Ella am liebsten umgedreht und auf die Burg Wildenstein zurückgekehrt. Doch dann dachte sie an ihren Freund Konrad. Er hatte sie eingeladen, und sie wollte ihn nicht enttäuschen. Außerdem war sie sehr neugierig, wie es bei den Barthenfels aussah und wie diese Vampir-Familie lebte.

Der Wald war zu Ende. James bog nach links ab. Die Straße führte zu einem kleinen Ort. Dort brannten schon die Straßenlaternen. Ella reckte neugierig den Hals und versuchte, durch die Fenster in die Häuser zu schauen. Es interessierte sie sehr, wie normale Menschen lebten und wie sie sich abends die Zeit vertrieben.

Leider konnte Ella nicht viel erkennen, der Wagen fuhr zu schnell an den Häusern vorbei.

Ein Stück hinter dem Ort befand sich der Güterbahnhof. Dort sollten die Kisten in die Waggons eingeladen werden. Ella umklammerte Wolfi fester, als die Umrisse des Güterbahnhofs in der Dunkelheit auftauchten. Es wurde ernst! Jetzt galt es, Abschied von Tante Esmeralda zu nehmen!

Der Wagen hielt an. James stieg aus und öffnete die Türen. Wolfi sprang hinaus, und Ella folgte ihm. Sie fröstelte leicht in der Nachtluft. Das kam bestimmt von der Aufregung.

»Mein liebes Kind!« Tante Esmeralda breitete die Arme aus, und Ella warf sich hinein. Tante Esmeralda roch so gut, so vertraut … Ella spürte, wie ihre Augen feucht wurden. Eigentlich wollte sie nicht weinen. Abschiedstränen waren doch blöd! Aber die Tränen kamen von ganz allein und kullerten über ihre Wangen.

»Pass gut auf dich auf, liebe Ella!«, sagte die Tante und streichelte Ellas Rücken. »Und schicke mir bitte gleich eine Nachricht per Fledermaus, wenn du gut angekommen bist! – Ach, am liebsten würde ich mit dir reisen!«

Ella machte sich los und sah ihrer Tante ins Gesicht. »Ja, komm doch mit!«, sagte sie hoffnungsvoll. »Konrad hat bestimmt nichts dagegen. Du kannst unterwegs in meiner Kiste schlafen, ich krieche solange zu Wolfi …«

Aber Tante Esmeralda schüttelte den Kopf. »Es geht leider nicht, Ella. Ich muss hierbleiben! Wer soll auf die Burg aufpassen?«

»Na, James«, meinte Ella und blickte zu dem Chauffeur, der reglos neben dem Wagen stand. »Der kann doch aufpassen. Außerdem – die Burg trägt so schnell keiner fort.«

Tante Esmeralda musste lachen. »Ja, aber es könnte ein anderer Vampir einziehen, und das würde mir überhaupt nicht gefallen. Vielleicht klappt es ja ein andermal, dass wir zusammen verreisen. – So, und jetzt ab in die Kisten, ihr beiden! Sonst fährt der Zug noch ohne euch ab.«

James holte die Kisten aus dem Kofferraum. Obwohl James groß und hager war, verfügte er doch über Bärenkräfte. Er war unglaublich stark. Ruck, zuck hatte er die Kisten ausgeladen. Jetzt klappte er die Deckel hoch und deutete ins Innere – ein Zeichen, dass Ella und Wolfi hineinsteigen sollten.

Ella seufzte. Sie schmiegte sich ein letztes Mal an ihre Tante.

»Vergiss nicht, Konrads Familie von mir zu grüßen«, sagte Tante Esmeralda. »Ich wünsche dir einen schönen Aufenthalt. Es wird dir bestimmt gefallen, der See und die Berge …«

»Hoffentlich!« Ella schniefte. Dann wandte sie sich an Wolfi.

»Komm, Wolfi, wir müssen los!«

Der Werwolf sprang mit einem Satz in seine Kiste und kuschelte sich dort zurecht. James schloss den Deckel, während Ella ihre Beine über den Rand der anderen Kiste schwang. Sie legte sich auf den Boden, ordnete die Kissen und Decken und winkte ihrer Tante noch einmal zu.

Tante Esmeralda warf ihr eine Kusshand zu. »Mach’s gut, Liebes!«

Das war das Letzte, was Ella sah, bevor sich der Deckel senkte und es um sie herum stockfinster wurde.

Wenig später begann ein Rucken und Rumpeln, als die Kisten verladen wurden. Ella hörte Stimmen. James und Tante Esmeralda kümmerten sich darum, dass die Kisten an den richtigen Platz kamen. Ella bemühte sich, keinen Mucks von sich zu geben, obwohl sie sich einmal heftig den Ellbogen anstieß. Das würde sicher einen schönen blauen Fleck geben!

Endlich befanden sich die beiden Kisten im Waggon. Die Türen wurden geschlossen. Ein Pfiff ertönte. Kurz darauf setzte sich der Zug in Bewegung. Die Reise begann!

Vampire haben es manchmal schwer

»Ella, schläfst du? Kannst du mich hören?« Das war Wolfis Stimme.

Ella hatte gerade ein bisschen vor sich hin gedöst. Jetzt wurde sie wach. Ihr Nacken tat weh, die Schultern waren ganz verkrampft. Sie versuchte, eine bessere Stellung zu finden.

»Ella! Sag doch was, bitte!«, drängte Wolfi.

»Was ist denn los?«, fragte Ella.

»Mir ist so langweilig!«, beschwerte sich Wolfi. »Ich kann nicht schlafen – und von dem blöden Ratatam-ratatam-ratatam kriege ich Kopfweh. Kann ich zu dir in die Kiste kommen?«

»Das ist gefährlich«, warnte Ella. »Wenn dich jemand sieht, dann schmeißen sie uns aus dem Zug, und wir kommen niemals in der Schweiz an.«

»Ach was, es ist doch niemand da«, meinte Wolfi. »Ich passe schon auf.«

Ella verdrehte die Augen. Wenn sich Wolfi etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte man ihn nur schwer davon abbringen. »Na gut, dann komm rüber! Aber sei wirklich vorsichtig!«

Sie hörte, wie neben ihr ein Kistendeckel knarrte. Dann wurde ihr eigener Deckel angehoben. Wolfi sprang herein, direkt auf sie, und der Deckel knallte wieder zu.

»Uff, bist du verrückt?«, stöhnte Ella. Sie versuchte, sich von seinem Gewicht zu befreien. So ein Werwolf war ganz schön schwer, selbst wenn es noch ein kleiner war …

»Tut mir leid«, murmelte Wolfi und rollte von ihr herunter. Jetzt konnte Ella wenigstens wieder atmen. Trotzdem war es zu zweit in der Kiste sehr eng.

Wolfi sah es anders. »Gemütlich«, sagte er zufrieden. »Eigentlich könnten wir doch immer zusammen in deiner Kiste schlafen, oder?«

»O nein, lieber nicht«, sagte Ella sofort. »Du schnarchst, und da kann ich bestimmt kein Auge zutun.«

»Ich schnarche gar nicht!«, erklärte Wolfi beleidigt.

»Tust du wohl«, rief Ella. »Ich habe es schließlich schon oft genug gehört.«

»Wenn du so böse zu mir bist, dann geh ich weg und springe vom Zug«, drohte Wolfi. »Dann kannst du mal sehen, wie du ohne mich zurechtkommst. Es ist niemand mehr da, der dich beschützt, wenn du durch den Wald gehst und Angst hast. Und ich kann dir auch nicht helfen, wenn du jemanden suchst und jemanden brauchst, der eine Spur verfolgt. Dann kannst du selber mit deiner Vampirnase schnuppern! Mal sehen, wie weit du damit kommst!«

»Ach Wolfi, wir wollen uns doch nicht streiten«, lenkte Ella ein. »Ich will ja, dass du bei mir bleibst! Du bist doch mein allerbester Freund! Ja, das bist du – auch wenn ich nicht dauernd mit dir in einer Kiste schlafen will.«

Wolfi war wieder versöhnt. Er grunzte zufrieden.

»Aber jetzt darf ich ein bisschen bleiben?«, bettelte er. »Mir war so langweilig. Du könntest mir eine Geschichte erzählen! Du kennst so viele Geschichten!«

Ella überlegte. Wolfi hatte recht. Mit Geschichtenerzählen würde die Zeit schneller vergehen.

»Was willst du denn hören? Die Geschichte vom Wasservampir vielleicht?«

»Au ja!«, sagte Wolfi begeistert. »Die kenne ich noch gar nicht.«

Er legte den Kopf in Ellas Schoß. Sie kraulte ihn zwischen den Ohren und begann zu erzählen:

»In einem tiefen, tiefen Wald, dort, wo es am dunkelsten war, lebte einmal ein Wasservampir. Er hauste in einem Tümpel, schlief im Morast, und die Frösche, die auch im Tümpel wohnten, sangen ihn in den Schlaf.«

»Waren es viele Frösche?«, fragte Wolfi.