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Heute ein Geburtstagsgeschenk kaufen, morgen an den Turnbeutel denken und wann war doch gleich der Anmeldetermin für den Schwimmkurs? All diese To-dos im Kopf zu jonglieren kann zu einer psychischen Belastung werden, besonders, wenn sie hauptsächlich von einem Elternteil getragen wird. Anne Keck zeigt Ihnen, wie Sie dieser mentalen Falle entkommen und die Last rund um Familie und Job fair auf beide Elternteile verteilen. Zahlreiche Tipps, Tools und Checklisten helfen Ihnen dabei, die Bedürfnisse aller Familienmitglieder unter einen Hut zu bekommen.
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Seitenzahl: 346
Elternratgeber Mental Load für Dummies
Elternratgeber Mental Load für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2023 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Coverfoto: © detailblick-foto / stock.adobe.comAbbildung 2.1: © it‘s pronounced metrosexual.comAbbildung 8.1: © Pinkstinks Germany e.V.restliche Abbildungen: Loreen De Witt von Schaltwerk DigitalKorrektur: Johanna Rupp
Print ISBN: 978-3-527-72016-3ePub ISBN: 978-3-527-84028-1
Anne Keck ist Pädagogin M.A., leidenschaftliche Personal- und Organisationsentwicklerin und zweifache Mutter. Sie leitet die Themen Diversity & Health in einem großen Tech-Unternehmen und bietet mit ihrer Potenzialwerkstatt (www.anne-keck.de) Workshops für Teams und Vorträge zu Gender Bias und Equal Care an. Sie ist überzeugt: Methoden für gutes Teamwork lassen sich auch auf Elternteams übertragen. Und mehr geteilter Mental Load in Familien würde unter anderem zu mehr Frauen in Führungspositionen führen.
Mit dem Vater ihrer Kinder versucht sie sich den Mental Load partnerschaftlich zu teilen, wobei ihnen auch nicht immer alle Tipps aus diesem Buch gelingen. Doch Perfektionismus ist ohnehin ein Punkt, von dem sich Eltern als Erstes verabschieden sollten, wenn sie Familie und Beruf unter einen Hut bringen wollen.
Ich danke folgenden Menschen für ihre wertvolle Mitwirkung an diesem Buch:
Tobias Mahl und seinem Team von Schaltwerk Digital für die wunderbaren Illustrationen,
Ayla Germann, Jacqueline Neust, Nicole Schally, Sophia Amberger und Ute Liepold für ihre Inspirationstools, die sie für
Teil III
beigesteuert haben,
allen Elternteams, die ich dazu interviewen durfte, wie sie sich ihren Mental Load auf individuelle Weise fair verteilen, für ihre Zeit und Offenheit.
Außerdem meinem Mann und meinen Kindern für ihre endlose Geduld mit mir, während ich diesen Ratgeber verfasst habe. Ihr seid die Besten!
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autorin
Danksagungen
Einführung
Über dieses Buch
Konventionen in diesem Buch
Was Sie nicht lesen müssen
Annahmen über die Menschen, die dieses Buch lesen
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
Teil I: Grundlagen zu Mental Load und gleichberechtigter Elternschaft
Kapitel 1: Mental Load oder die ewige To-do-Liste des Familienmanagements
Definition von Mental Load
Der Umfang des Mental Loads von Eltern
Von der Belastung zur Überlastung
Erforderliche Lösungen zur Bewältigung des Mental Loads
Kapitel 2: Der Einfluss traditioneller Rollenbilder
Sex versus Gender: Wichtige Begriffe im Überblick
Angeborene Geschlechtsunterschiede – sind Mütter natürlicherweise die besseren Eltern?
Soziale und kulturelle Geschlechterunterschiede – warum halten sie sich so hartnäckig?
Die Macht unbewusster Denkmuster
Die Macht patriarchalischer Strukturen
Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Kapitel 3: Zielbild gleichberechtigte Elternschaft
Stimmen aus Väter- und Frauennetzwerken
Zielbild gleichberechtigte Elternschaft
Elterliche Sorgepflicht
Wortbedeutung »Sorge«
Wo stehen Sie mit Blick auf eine faire Aufteilung des Mental Loads?
Kapitel 4: Schritt für Schritt zum Elternteam
Grundsätzliche Schritte – egal zu welchem Zeitpunkt
Erste Entlastung – egal zu welchem Zeitpunkt
Zeitmanagement – Basics
Vor der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft
Während des Mutterschutzes
Das erste Jahr mit Baby
Beruflicher Wiedereinstieg
Elternzeiten nutzen
Elterngeld und Elterngeld Plus nutzen
Den geeigneten Umfang für die Erwerbsarbeit finden
Betreuungsmodelle im Überblick
Umgang mit dem schlechten Gewissen
Wenn Überzeugungsarbeit notwendig ist
Kapitel 5: Hilfreiche und bewährte Elternhacks
Analoges Entrümpeln
Digitales Entrümpeln
Entspanntes Erziehen
Geteilter Financial Load
Mehr Me-Time
Mehr We-Time
Kapitel 6: Fairness-Fallen auf dem Weg
Erwerbsarbeit zählt mehr als Sorgearbeit
Sinkendes Energielevel
Ich frag mal schnell nach
Gatekeeping
Weitere Fairnessfallen
Kapitel 7: Wichtige Rahmenbedingungen für das Gelingen eines geteilten Mental Loads
Eltern in der Coronapandemie
Rahmenbedingungen Arbeitgeber
Rahmenbedingungen Gesellschaft
Rahmenbedingungen Politik
Kapitel 8: Wir als Vorbild für unsere Kinder
Klischeefreie Medien
Gendersensible Sprache
Rosa-blaue-Spielzeugwelt
Teil II: Workbook
Kapitel 9: Guidelines zur Bearbeitung des Workbooks
Kapitel 10: Workbook mit fünf Übungen für jeden Elternteil
Übung #01 – Ihre persönliche Glücksliste
Übung #02 – Ihre persönliche Werteliste
Übung #03 – Ihre Work-Life-Balance-Torte
Übung #04 – Ihr Gestaltungsspielraum
Übung #05 – Ihr soziales Netzwerk
Kapitel 11: Workbook mit zehn Übungen fürs Elternteam
Übung #01 – Ein echtes Traumpaar und eine schrecklich nette Familie
Übung #02 – Rückblick und Ausblick
Übung #03 – Retro: eigene Erziehung und Glaubenssätze
Übung #04 – Das ist uns was wert und Ausnahmen bestätigen die Regel
Bonusübung – Stay tuned! Ihre Alltagskommunikation
Übung #05 – Recap-Übungen 1-5: Unsere Vorsätze und Halbzeitfazit
Übung #06 – Unser Family Load im Überblick
Übung #07 – Parent Poker
Bonusübung – Definition of done
Übung #08 – Me-Time und We-Time
Übung #09 – Wochenplan und erste Wochenbesprechung
Übung #10 – Recap-Übungen 6–9: Zweite Wochenbesprechung und Feedback
Teil III: 33 hilfreiche Listen und Tools für die praktische Umsetzung
Kapitel 12: Mental Load gemeinsam managen
Familien-Bucket-Liste oder bevor wir den Löffel abgeben, wollen wir …
Ideenliste Unternehmungen oder keine Chance der Langeweile!
Ideenliste Urlaube oder Fernweh ade!
Ideenliste Medien oder welche Serie schauen wir als Nächstes?
Ideenliste Spenden oder heute schon die Welt verbessert?
Ideenliste Geschenke oder wünsch dir was!
Planung Geschenke oder wem gebe ich welchen Tipp?
Planung Besorgungen oder brauchen wir das wirklich?
Planung Mahlzeiten oder mampf, schlürf, rülps
Planung Standardeinkauf oder »und wöchentlich grüßt das Murmeltier …«
Today is a good day oder der quasi perfekte Tag
Morgenroutine oder der perfekte Start in den Tag
Abendroutine oder Gute-Nacht-Gewohnheiten
Doku Gutscheine und Rabatte oder nie wieder ein Ablaufdatum verpassen!
Doku Verleihliste und Ausleihliste oder »Sag mal, hast du noch mein …?«
Doku Zeitaufwand und Kosten oder wessen Päckchen ist wie groß?
Doku Familienetat oder wie viel ist am Ende des Monats noch übrig?
Doku Notfallnetzwerk oder Hilfe, mein Kind ist krank!
Doku Daten pro Kind auf einem Blatt oder der Steckbrief für alle Fälle
Doku für den Babysitter oder sorgenfreier Kinoabend
Platzhalter Doku weitere Routinen/Themen oder was sonst noch wichtig ist
Kapitel 13: Mental Load reduzieren
Checkliste Urlaubsgepäck oder passt das noch in den Kofferraum?
Checkliste Kindergeburtstag oder wer findet den Schatz?
Checkliste Weihnachten oder Stress lass nach für alle, die dieses Fest feiern
Checkliste gute Betreuungseinrichtung oder worauf gilt es zu achten?
Checkliste Babysitter oder wer rettet unsere We-Time?
Kapitel 14: Inspiration für Elternteams
Highlights oder eine ganz persönliche Schatzsammlung
Elternzeugnis oder welche Noten geben uns unsere Kids?
Entspannungsübung oder Achtsamkeit ohne esoterischen Schnickschnack
Adventskalender für Familien oder »Zeit-statt-Zeug«-Lose mit Ideen für jeden Dezembertag
Familienrat oder ein simples Ritual mit großer Wirkung
Time To Think oder von der Kunst des wirklich interessierten Zuhörens
Gewaltfreie Kommunikation oder was wir von Giraffen lernen können
Abschließender Hinweis zu den Tools
Teil IV: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 15: Zehn Dinge, die Sie als Eltern gemeinsam im Blick haben sollten
Die erste Zeit mit dem Neugeborenen ist etwas ganz Besonderes
Baby- und Erziehungsblogs – nicht nur was für Mamas
Klar wissen wir beide, wo der Impfausweis der Kinder liegt!
Entscheidungen treffen – immer besser gemeinsam statt einsam
Wie geht es eigentlich meinem Kind?
Planänderungen und wie wir sie gemeinsam meistern
Wo tappen wir in die gesellschaftliche Erwartungsfalle?
Unterstützungs- und Kursangebote für Eltern
Regelmäßige Me-Time und We-Time
Geschlechterstereotype in der Kindererziehung
Kapitel 16: Zehn Dinge, vor denen Sie sich hüten sollten
Verantwortung nicht abgeben können
Aber das Kind braucht doch seine Mutter!
Erziehungsarbeit weniger wertschätzen als Erwerbsarbeit
Als Eltern perfekt sein wollen
Karriere um jeden Preis
Schuldige suchen statt Lösungen
Zu lange warten
Sich nur lose absprechen
Alles auf Effizienz trimmen
Sich zu viel vornehmen
Kapitel 17: Zehn Dinge, die Ihnen Entlastung verschaffen
Humor
Helfende Hände nutzen
Einander zuhören
Struktur
Durchatmen
Wissen, was Sie wirklich glücklich macht
Geduld und Gelassenheit
Von anderen inspirieren lassen
Wertschätzung
Nach vorne schauen
Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 2
Tabelle 2.1: Geschlechterunterschiede in der Erziehung nach Prof. Dr. Hartmut K...
Kapitel 10
Tabelle 10.1: Meine persönliche Glücksliste Elternteil 1
Tabelle 10.2: Meine persönliche Glücksliste Elternteil 2
Tabelle 10.3: Werteliste
Tabelle 10.4: Wertewettstreit Elternteil 1
Tabelle 10.5: Wertewettstreit Elternteil 2
Tabelle 10.6: Mein Gestaltungsspielraum Elternteil 1
Tabelle 10.7: Mein Gestaltungsspielraum Elternteil 2
Tabelle 10.8: Fazit
Kapitel 11
Tabelle 11.1: Ich sage über mich …
Tabelle 11.2: Ich sage über dich … Abbildungen: © peacefully7/stock.adobe.com; ...
Tabelle 11.3: Das zeichnet uns als Familie aus! © blankstock/stock.adobe.com
Tabelle 11.4: Unsere Prägungen
Tabelle 11.5: Vorsätze zu unseren Prägungen
Tabelle 11.6: Fragebogen Werte und Regeln
Tabelle 11.7: Unser Familienmanifest
Tabelle 11.8: Fazit-Chart
Tabelle 11.9: Unsere Belohnungsliste
Tabelle 11.10: Aufgaben aus der Kategorie Alltags-To-dos
Tabelle 11.11: Kategorie Kontinuierliche To-dos
Tabelle 11.12: Kategorie Personal To-dos
Tabelle 11.13: Mögliche spontane To-dos
Tabelle 11.14: Mögliche saisonale To-dos.
Kapitel 12
Tabelle 12.1: Unsere Bucket-Liste
Tabelle 12.2: Ideen Unternehmungen
Tabelle 12.3: Unsere Urlaubsideen
Tabelle 12.4: Ideen Medien
Tabelle 12.5: Ideen Spenden
Tabelle 12.6: Ideen Geschenke
Tabelle 12.7: Planung Geschenke
Tabelle 12.8: Liste Besorgungen
Tabelle 12.9: Essensplanung
Tabelle 12.10: Today is a good day
Tabelle 12.11: Morgenroutine
Tabelle 12.12: Abendroutine
Tabelle 12.13: Gutscheine und Rabatte
Tabelle 12.14: Verleihliste
Tabelle 12.15: Ausleihliste
Tabelle 12.16: Zeitdokumentation
Tabelle 12.17: Kosten Mental Load
Tabelle 12.18: Familienetat
Tabelle 12.19: Notfallnetzwerk
Tabelle 12.20: Alle Daten pro Kind auf einen Blick
Tabelle 12.21: Infos für den Babysitter
Tabelle 12.22: Planung weitere Routine
Kapitel 13
Tabelle 13.1: Packliste
Kapitel 14
Tabelle 14.1: Zeugnis für die Eltern
Tabelle 14.2: Adventszeit-Lose für Familien
Kapitel 1
Abbildung 1.1: Sorgearbeit und Mental Load im Überblick
Kapitel 2
Abbildung 2.1: Genderbread Person
Kapitel 8
Abbildung 8.1: Pinkstinks-Kampagne 2017: Gender Marketing wirkt l...
Kapitel 10
Abbildung 10.1: Lebenstorte Elternteil 1
Abbildung 10.2: Lebenstorte Elternteil 2
Abbildung 10.3: Beziehungsbaum Elternteil 1
Abbildung 10.4: Beziehungsbaum Elternteil 2
Kapitel 11
Abbildung 11.1: Timeline
Abbildung 11.2: Visionboard
Abbildung 11.3: Familienmanifest
Abbildung 11.4: Vier-Ohren-Modell nach Friedemann Schulz von Thu...
Abbildung 11.5: Kategorien To-dos Family Load
Abbildung 11.6: Ergebnis Parent Poker
Abbildung 11.7: Beispiel Definition of done
Abbildung 11.8: Ergänzung Personal To-dos
Abbildung 11.9: Me-Time und We-Time fest im Wochenplan fixiert
Abbildung 11.10: Wochenplan nach erster Wochenbesprechung
Abbildung 11.11: Ergänzung der Aufgaben um saisonale und sponta...
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autorin
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Fangen Sie an zu lesen
Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
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Schon während der Schwangerschaft kommen auf werdende Eltern viele neue Aufgaben zu: etwa Ultraschalltermine beim Frauenarzt vereinbaren (»Oh schau nur, wie das kleine Herz schlägt!«) oder eine Liste für die Baby-Erstausrüstung anlegen »Es gibt extra Stillstühle?«). Kaum ist man mit dem geliebten Winzling zu Hause angekommen, stehen weitere Entscheidungen an (»Wollten wir nicht Stoffwindeln benutzen wegen der Nachhaltigkeit?«) und To-dos an (»Wir müssen unser Kind noch für einen Kitaplatz anmelden!«– »Im Ernst? Es ist doch erst eine Woche alt!« – »Ja eben, unsere Nachbarin meint, wir seien spät dran!«).
Und nach den ersten Monaten wird eines klar: Der Mental Load wird nicht weniger, je älter das Kind wird. Möchten oder müssen dann beide Elternteile arbeiten, steigt die Komplexität des Familienmanagements. Umso mehr, wenn ein oder mehrere Kinder die Familie vergrößern. Im Idealfall – das zeigen Umfragen – möchten viele Paare sämtliche Aufgaben rund um die Familie gleich aufteilen. In der Praxis sieht das jedoch anders aus – es dominiert das klassische Modell: Papa arbeitet Vollzeit, Mama Teilzeit, Mama managt die Familie, Papa hilft mit.
Eine faire Verteilung des Mental Loads rund um die Sorgearbeit scheint für viele Eltern in der Praxis aus verschiedenen Gründen nicht so einfach. Dabei wären mehr gleichberechtigte Elternteams meiner Ansicht nach ein entscheidender Schlüssel für mehr Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt auch in anderen Lebensbereichen: Wir hätten vermutlich mehr gemischte Teams in Unternehmen, mehr weibliche Führungskräfte, nachhaltigere Unternehmensentscheidungen, mehr glückliche Väter, mehr Kinder, die Zeit mit beiden Elternteilen verbringen können, und mehr Kinder, die sehen, wie vielfältige Lebensmodelle, Karrierewege und Verantwortung für Care-Arbeit unabhängig vom Geschlecht möglich sind.
Mit diesem Buch möchte ich Ihnen daher einen ganz pragmatischen und erprobten Leitfaden an die Hand geben, wie Sie sich in kurzer Zeit als gleichberechtigtes Elternteam aufstellen können. Sie erfahren etwas darüber, wie sehr uns traditionelle Geschlechterrollen bis heute prägen und bekommen praxistaugliche Tools an die Hand, um Ihre eigenen Erwartungen und Ansprüche zu reflektieren und zu besprechen – erst einzeln, dann gemeinsam. Dabei machen Sie sämtliche Aufgaben rund um Ihre Familie – vor allem den unsichtbaren »Mental Load« – sichtbar und erarbeiten sich Schritt für Schritt eine individuelle Lösung, um diesen fair untereinander aufzuteilen.
Sie werden sehen: Davon profitieren am Ende alle Beteiligten: Sie als Eltern können
Beruf und Familie besser vereinbaren,
haben weniger Stress und
mehr Zeit mit Ihrem Nachwuchs sowie
mehr Freiraum als Paar.
Und wie sagt man so schön: Glückliche Eltern, glückliche Kinder!
Mir persönlich ist ein geschlechtersensibler Sprachgebrauch sehr wichtig. Mit Blick auf die Lesegewohnheiten in der Dummies-Reihe wird in diesem Buch allerdings auf Schreibweisen wie den inklusiven Genderstern verzichtet. Ich habe mich jedoch bemüht, männliche und weibliche Personen immer in Abwägung zur Textverständlichkeit so konsequent wie möglich beide zu benennen beziehungsweise beide Formen abzuwechseln. Ich würde mich freuen, wenn das Buch dennoch auch für Menschen einen Mehrwert bieten kann, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen.
Darüber hinaus bezieht sich die Mehrheit der im Buch genannten Beispiele auf Eltern, die in heteronormativen Beziehungen leben. Die Inhalte sind jedoch für alle Familien relevant, egal wie bunt oder queer. Der Wunsch, sich den Mental Load als Eltern fair aufzuteilen, ist schließlich unabhängig vom klassischen Vater-Mutter-Kind-Modell.
Sie müssen das Buch nicht von der ersten bis zur letzten Seite lesen. Sie entscheiden, was Sie interessiert und auch, welche der Übungen Sie umsetzen möchten. Der erste Teil hilft Ihnen, sich mit ein paar Grundlagen und Begrifflichkeiten auseinanderzusetzen, um ein gemeinsames Verständnis von Mental Load und gleichberechtigter Elternschaft zu entwickeln. Je nach Vorkenntnissen könnten Sie aber auch direkt mit den Übungen starten.
Es kann helfen, sich zunächst einzeln mit den ersten Übungen in Teil II zu beschäftigen, um gut reflektiert in die gemeinsamen Übungen als Paar zu starten. Sollten Sie sich jedoch mit den Fragestellungen aus den Einzelübungen bereits persönlich in anderen Kontexten viel auseinandergesetzt haben, können Sie auch direkt zu zweit mit den Paarübungen loslegen. Die individuellen Übungen sind keine zwingendende Voraussetzung dafür.
Die Reihenfolge der Paarübungen in Teil II baut aufeinander auf, daher macht es Sinn, diese Abfolge bei der Bearbeitung einzuhalten. Dennoch können Sie bei jeder Übung neu entscheiden, ob diese für Sie einen Mehrwert bietet, ob Sie sie abkürzen, anpassen oder weglassen. Die Erfahrung mit der Arbeit verschiedener Elternpaare und den Übungen hat jedoch gezeigt, dass manchmal auch Überraschendes in den Fragestellungen steckt, und man sich plötzlich sehr intensiv über ein Thema ausgetauscht hat, weil man vielleicht gar nicht ahnte, dass hier so viel neue Erkenntnisse drinstecken. Daher lade ich Sie dazu ein, sich auf die Fragen einzulassen und gemeinsam damit zu experimentieren.
Die Listen und Tools in Teil III sind als Angebot gedacht und geben damit gleichzeitig noch mal einen Überblick, was es alles an Mental Load zu managen gilt. Dieser kann mithilfe der Listen sichtbar und organisierbar gemacht werden. Doch auch hier lautet die Devise: Nutzen Sie das, was Ihnen davon im Alltag hilft – Sie können die Listen anpassen oder erweitern, Sie können sie gemeinsam befüllen oder sich Listen aufteilen, Sie können analoge oder digitale Orte außerhalb des Buches zur Dokumentation schaffen – ganz so wie es zu Ihnen und Ihren Bedürfnissen passt.
Zu guter Letzt finden Sie über das ganze Buch verteilt einige Beispiele von Paaren, die sich den Mental Load bereits fair verteilen. Verstehen Sie diese Inhalte quasi als Bonusmaterial, um sich vielleicht inspirieren und ermutigen zu lassen und auch um zu sehen, wie individuell der Alltag von Elternteams aussehen kann. Ein Patentrezept gibt es nämlich nicht, aber ich bin zuversichtlich, dass dieses Buch Ihnen hilft, Ihren ganz eigenen Weg zu einer fairen Elternpartnerschaft zu finden.
Dieses Buch ist für alle Menschen gedacht, die als Paar zusammenleben, sich in der Regel einen gemeinsamen Haushalt teilen und sich den Mental Load fair untereinander aufteilen wollen.
In erster Linie habe ich dabei an Eltern gedacht, denn der Mental Load steigt meistens mit der Verantwortung für gemeinsame Kinder exponentiell an. Daher beinhalten viele Übungen Fragestellungen oder Beispiele aus dem Alltag mit Kindern. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, wie alt Ihre Kinder sind, ob Sie ein oder mehrere Kinder haben, ob Sie eine Patchworkfamilie sind, oder ob Sie verheiratet sind oder nicht. Vermutlich können vor allem Eltern mit Kindergarten- und Grundschulkindern viel für sich aus den Übungen ziehen. Doch es ist nie zu spät und auch nie zu früh, sich mit dem Thema gleichberechtigte Elternschaft auseinanderzusetzen. Auch schon vor oder während einer Schwangerschaft ist es sinnvoll, sich diesem Thema zu widmen.
Viele Annahmen in dem Buch gehen von heteronormativen Elternpaaren aus, die wie wir sehen werden, in der Praxis meist auch heute noch von traditionellen Rollenbildern geprägt sind. Doch die Erprobung der Übungen hat gezeigt, dass auch Regenbogenfamilien sich viele wertvolle Anregungen für ihren Alltag daraus mitnehmen können. Grundsätzlich können also alle von den Übungen profitieren, die in einer Partnerschaft eine einseitige Belastung vermeiden oder aufheben möchten.
Das gilt im Übrigen auch für kinderlose Paare, die sich aber einen Haushalt teilen oder beispielsweise Care-Arbeit für die Pflege von Angehörigen übernommen haben.
Bei allen Paaren gehe ich davon aus, dass sie ein grundsätzliches Interesse haben, gemeinsam Verantwortung für ihren Alltag zu übernehmen und dass sie vermutlich die (meist unbezahlte) Sorgearbeit mit der Verantwortung in einem bezahlten Job oder anderweitigen persönlichen Projekten in Einklang bringen möchten.
Gleichzeitig ist vermutlich der Wunsch da, neben der Abarbeitung von »To-dos« auch noch Zeit für die vielen schönen und wichtigen »Ta-das« im Leben zu haben: Freizeit, Erholung, Ausgleich, Wellness …, mal alleine, mal als Paar. Die Übungen sollen also nicht nur helfen, mehr Zeit für die Karriere zu haben, sondern auch mehr Zeit für sich, für die Partnerschaft und, falls vorhanden, für das Kind oder die Kinder. Um dieses Ziel zu erreichen, möchten die Übungen in diesem Buch Ihnen helfen, Transparenz über den Mental Load zu verschaffen, gegebenenfalls effizienter und effektiver bei der Bearbeitung von Aufgaben zu werden und sich auf eine Vereinbarung zur gemeinsamen Bewältigung zu verständigen, die sich für beide Seiten fair anfühlt. Dennoch geht es nicht um eine reine Prozessoptimierung – vielmehr soll berücksichtigt werden, warum es Ihnen wichtig ist bestimmte Dinge zu tun, wie Sie diese tun möchten, wer sie künftig am besten übernimmt oder ob Sie sie vielleicht sogar – völlig ineffizient zwar, aber vielleicht wichtig für Ihre gemeinsame Beziehung oder Bindung zu den Kindern – gemeinsam tun möchten.
Der Mental Load und sämtliche Belastungen für ein (Eltern-)Paar steigen natürlich an, wenn ein Kind oder ein Partner zum Beispiel durch eine Krankheit beeinträchtigt ist. Manchmal gibt es also Rahmenbedingungen, in denen eine faire Aufteilung, auch wenn sie gewünscht ist, nicht immer perfekt möglich ist. Dennoch hoffe ich, dass auch im Falle besonderer Herausforderungen einige Anregungen für Sie in diesem Buch stecken.
Bei vielen Paaren haben grundsätzlich beide Seiten den Wunsch, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Vielleicht haben Sie sich das Buch gemeinsam gekauft oder es geschenkt bekommen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es nicht selten im ersten Schritt die Frauen sind, die die Auseinandersetzung mit dem Thema Mental Load in ihrer Partnerschaft anstoßen, da sie häufiger einer einseitigen Belastung im Familienmanagement ausgesetzt sind. Manchmal sind es jedoch auch Papas, die es mit ihren Kindern anders machen wollen, als sie es selbst etwa noch vom eigenen Vater vorgelebt bekommen haben, der immer erst spät abends nach Hause kam und wenig präsent war. Sollte der Wunsch, die Übungen in diesem Buch zu machen, vor allem von einer Person kommen, lege ich es Ihnen sehr ans Herz, sich für Ihren Partner oder Ihre Partnerin darauf einzulassen, auch wenn es vielleicht nicht immer konfliktfreie Gespräche werden. Aber es lohnt sich, denn: Wenn eine Person ein Störgefühl empfindet, dann ist es immer hilfreich, dem nachzugehen. Gleichwohl ist der Leitfaden keine Paartherapie und nicht geeignet für Paare, die schwerwiegende Konflikte haben oder eine Trennung beabsichtigen. Die Übungen sind auch wenig passend, wenn bereits eine Trennung vollzogen wurde.
Bitte behalten Sie im Hinterkopf: Der Leitfaden wird auch helfen, sich einmalig gut aufzustellen und abzustimmen. Vielleicht hoffen Sie, dass das Thema damit erledigt ist. Sie werden aber immer wieder nachjustieren müssen, wenn es Veränderungen im Leben gibt. Auch hierfür finden Sie im Übungsteil konkrete Empfehlungen, damit Sie Ihr neues Teamwork als Eltern nachhaltig umsetzen und an der fairen Aufteilung im Alltag wirklich dranbleiben können. Ich wünsche Ihnen damit viel Erfolg und Freude.
Das Buch besteht aus vier Teilen, die ich Ihnen kurz erläutern möchte:
Bevor Sie mit den konkreten Übungen starten, um gemeinsam einen persönlichen Plan zur fairen Aufteilung Ihres Mental Loads zu machen, möchte ich Ihnen in diesem Teil einige Hintergründe zum Thema mitgeben: Was heißt Mental Load eigentlich? Wieso ist eine faire Aufteilung in der Praxis gar nicht so einfach? Was hat das mit unseren traditionellen Vorstellungen von Geschlechterrollen zu tun? Sind Frauen vielleicht doch einfach die besseren Eltern? Spoiler: Nein, sind sie nicht! Warum alle Care können, erfahren Sie hier und auch, welche Vorteile Ihnen und Ihren Kindern eine gleichberechtigte Elternschaft bringen.
Bevor Sie sich zu zweit auf den Weg machen, empfehle ich Ihnen, einmal ein paar grundsätzlich wichtige Fragestellungen ganz für sich allein zu reflektieren. Hierfür finden Sie in diesem Teil fünf praktische Übungen, die Sie jeder persönlich – gerne auch direkt im Buch – ausfüllen können. Die Bearbeitung ist keine Voraussetzung für die Paarübungen. Aber mit mehr Klarheit zu dem, was Sie jeweils glücklich macht, was und wer Ihnen wichtig ist und worauf Sie persönlich einen Einfluss haben, können Sie anschließend reflektierter und gezielter durchstarten, sich als Elternteam aufzustellen. Hierzu erhalten Sie mit zehn Paarübungen einen klaren Leitfaden, wie Sie sich in kürzester Zeit als Elternteam aufstellen und sich Ihren Mental Load und sämtliche To-dos fair aufteilen können. Dazu beschäftigen Sie sich zunächst quasi als wichtige Basisarbeit mit Ihren Stärken, Ansprüchen und Ihrer Kommunikation als Elternpaar. Anschließend geht's ans Eingemachte: Der Mental Load wird sichtbar gemacht, besprochen und verteilt. Abschließend gibt es einige Empfehlungen, um die Aufteilung in der Praxis auch wirklich nachhaltig umzusetzen.
Dieser Abschnitt bietet Ihnen eine Fülle an hilfreichen Listen und Tools, um Ihnen das Familienmanagement zu erleichtern, Ihren Mental Load sichtbar zu machen und gemeinsam zu organisieren. Fühlen Sie sich frei, die Vorlagen anzupassen und zu nutzen, wo und wie es Ihnen sinnvoll erscheint. Ebenso finden Sie ein paar Checklisten als Entscheidungs- oder Planungshilfen für typische Elternthemen, die einem gerne Kopfzerbrechen bereiten, obwohl es bereits viele bewährte Vorgehensweisen oder Anhaltspunkte für Entscheidungen gibt. Ergänzt werden diese durch ein paar Ideen, die als Inspirationen für einen wertschätzenden und entspannten Familienalltag auf Augenhöhe gedacht sind. Vielleicht ist etwas für Sie dabei.
Das Wichtigste, um sich erfolgreich als Elternteam aufzustellen und sich den Mental Load im Alltag fair aufzuteilen, fasst der Top-Ten-Teil für Sie noch einmal zusammen.
In diesem Buch begegnen Ihnen immer wieder Symbole, die einzelne Textpassagen hervorheben. Dazu gehören:
Hier erhalten Sie konkrete Vorschläge und Tipps für die Umsetzung im Alltag.
Zum besseren Verständnis – und damit Sie sehen, dass es vielen anderen Familien ähnlich geht wie Ihnen – enthält dieses Buch einige anschauliche Beispiele.
Dieses Symbol zeigt Ihnen an, wenn Sie etwas besonders beachten sollten, etwa um nicht in eine typische Stolperfalle rund um Mental Load zu tappen.
Dieses Icon weist Sie auf interessante Websites oder Videos aus dem Internet hin, die ein genanntes Thema vertiefen oder veranschaulichen können.
Wenn Sie dieses Symbol sehen, werden Sie zu einer Aufgabe herausgefordert, um die eigene Praxis zu untersuchen, zu reflektieren und nach persönlichen Lösungen zu suchen.
Sämtliche Übungen, Aufgaben und Tools in diesem Buch enthalten Vorlagen, in die Sie direkt reinschreiben können oder die Sie sich als Vorlagen zum Befüllen kopieren können. Diese Vorlagen erkennen Sie an dem Stift-Symbol.
Am besten verschaffen Sie sich zunächst einen Überblick über den Aufbau des Buches und entscheiden, wo Sie beginnen möchten. Sie können – wenn Sie einen ruhigen Moment zu zweit finden, auch direkt mit den Paarübungen aus dem Workbook in Teil II loslegen.
Zur Einstimmung lesen Sie jedoch vorab Teil I (alleine oder gemeinsam) und machen jeder für sich die Einzelübungen aus Teil II.
Übrigens finden Sie viele Tabellen und Abbildungen als Vorlage zum Ausfüllen unter https://www.wiley-vch.de/de/dummies/downloads und dem Buchtitel.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
Kommt Ihnen dieses Gedankenkarussell auch so bekannt vor, das sich ständig um das Familienmanagement dreht? Passt die Wechselkleidung in der Kita noch? Was wünscht sich das befreundete Kind zum Geburtstag? Wann war noch mal der Elternabend in der Schule? Als Eltern gilt es, jede Menge To-dos im Kopf zu behalten. Viele Paare wünschen sich, diesen Mental Load fair zu verteilen, doch die praktische Aufgabenverteilung ist nicht immer so einfach. Teil I dieses Buches fasst zusammen, was Mental Load für Eltern bedeutet, wie das Thema mit traditionellen Rollenbildern von Müttern und Vätern zusammenhängt und was es braucht, um sich als Elternteam erfolgreich aufzustellen.
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Definition von Mental Load und SorgearbeitKomplexität des Mental Loads von FamilienGefahr der einseitigen ÜberlastungDer Begriff »Mental Load« begegnete mir das erste Mal kurz vor Ausbruch der Coronapandemie auf einem spannenden Treffen eines Frauennetzwerks. Gemeinsam sammelten wir dort Themen, zu denen es künftig mehr Angebote und Austausch im Netzwerk geben sollte. Die Person, die diesen Begriff auf eine Karte geschrieben hatte, wollte gerne mehr darüber sprechen, wie wir anderen so mit diesem typischen Gedankenkarussell umgingen, das einem als berufstätige Mutter typischerweise permanent im Kopf herumwirbelt. Ich wurde hellhörig! Dieses Karussell kam mir nur allzu bekannt vor, doch dass es dafür eine eigene Bezeichnung gab, war mir neu. Es fasste dieses ganze Belastungsgefühl in zwei simplen Wörtern zu einem Thema zusammen, zu dem man plötzlich mit anderen sprechen und vielleicht sogar nach Lösungen suchen konnte, wie es, gemeinsam mit dem Partner besser gelingen könne, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.
Es kam die Coronapandemie und somit dauerte es ein wenig, bis sich die neuen digitalen Austauschformate etablierten und die auf dem Treffen gesammelten Ideen umgesetzt wurden. Mich persönlich ließ das Thema jedoch nicht mehr los.
Mein Mann und ich hatten uns nach dem ersten Elternzeitjahr unseres ersten Kindes (in dem ich zu Hause geblieben war) so aufgeteilt, dass wir beide zu gleichen Anteilen in Teilzeit arbeiteten und sich somit jeder von uns um die Familie und seinen Beruf kümmern konnte. Klingt in der Theorie erst mal ganz gut. Dennoch gab es zahlreiche Aufgaben im Familienalltag, deren Zuständigkeit wir nie explizit für diese neue Phase abgestimmt hatten. Ein Großteil lag nach wie vor bei mir, da ich es während der Elternzeit ja auch schon gemacht hatte oder mich als Mama irgendwie dafür zuständig fühlte. Bei anderen Aufgaben hatten beide Seiten das Gefühl, dass man bestimmte Tätigkeiten nur selbst übernimmt und der andere gar nicht daran denkt. Bei wieder anderen Aufgaben fühlten wir uns beide zuständig, was wenig effizient war und uns viel zu wenig Zeit für persönliche Erholungsphasen ließ, in denen das Gedankenkarussell der Familienorganisation vielleicht besser mal zur Ruhe kommen sollte.
Der Begriff Mental Load bezeichnet also die psychische Belastung, die durch das ganze Zeug entsteht, das wir in Gedanken herumwirbeln, um unseren Alltag erfolgreich zu managen und erforderliche Aufgaben überhaupt umsetzen zu können. Gerade Eltern können ein Lied davon singen, dass die To-do-Listen im Kopf eher immer länger als kürzer werden und man ständig das Gefühl hat, den Überblick über die vielfältigen Aufgaben der Familienorganisation zu verlieren. Hier ein paar Beispiele für typische Erledigungen, wie sie vielleicht auch in Ihrer Familie diese Woche anstehen:
Das Vertrackte dabei ist: Es mag für mehr Übersichtlichkeit und eine erste Entlastung helfen, To-dos zu notieren, Listen anzulegen und abzuhaken, vielleicht sogar Aufgaben zu delegieren – aber das ändert nichts daran, dass Sie ständig neuen Input für weitere To-dos erhalten und dabei Kapazität in Ihrem Kopf zum Planen, Organisieren und Entscheidungen treffen benötigt wird. Insofern bleibt Mental Load zum größten Teil von außen unsichtbar.
Für Sie selbst ist dieser mentale Ballast wahrscheinlich jedoch sehr präsent und vor allem innerlich spürbar: Sie fühlen sich gestresst, tun sich schwer, zur Ruhe zu kommen, abzuschalten, einzuschlafen. Obwohl Sie den ganzen Tag aktiv waren, fragen Sie sich am Abend, was Sie heute eigentlich erreicht haben. Sieht und wertschätzt überhaupt jemand, was Sie alles leisten? Dieses Gefühl, gerade das der fehlenden Wertschätzung, sorgt für eine zusätzliche psychische Belastung, denn es gehört zu unseren menschlichen Grundbedürfnissen, sinnvolle Dinge tun zu wollen und für das, was wir tun, Anerkennung zu erhalten.
Nicht geschimpft ist gelobt genug? Ganz im Gegenteil! Anerkennung ist ein entscheidender Motivationsfaktor und eine schöne Möglichkeit, in der Familie gegenseitige Wertschätzung auszudrücken, insbesondere für die unauffälligeren, leiseren, alltäglicheren Dinge. Mama hat daran gedacht, noch Brot fürs Abendessen mitzubringen? Der Bruder hat der Schwester ungefragt bei den Hausaufgaben geholfen? Papa hat sich eine kleine Überraschung fürs Wochenende überlegt? Loben Sie sich ehrlich und von Herzen in Ihrer Familie gegenseitig, wenn jemand sich für die Familiengemeinschaft eingebracht und diese bereichert hat.
Mentalen Ballast kennen Sie vermutlich auch schon, wenn Sie noch keine Kinder haben oder aus der Zeit, als Sie noch keine Familie gegründet hatten. Besonders umfangreich wird der Mental Load jedoch dann, wenn Sorgearbeit für andere Menschen mit ins Spiel kommt. Plötzlich trägt man nämlich nicht nur die Verantwortung für sich selbst, für den eigenen Alltag und die eigenen Tätigkeiten, sondern etwa für den Partner, die Partnerin, die eigenen Kinder, andere Angehörige oder enge Freunde. Die Anzahl an erforderlichen Aufgaben und dadurch auch an Planungs- und Organisationsaufwand nimmt so um ein Vielfaches zu.
Sorgearbeit oder Care-Arbeit ist die Bezeichnung für sämtliche Tätigkeiten, die anfallen, wenn man sich um einen anderen Menschen kümmert, der darauf angewiesen ist, beispielsweise um das eigene Kind, aber auch um pflegebedürftige Angehörige. Diese Tätigkeiten werden in unserer Gesellschaft überwiegend privat und ohne finanzielle Entlohnung geleistet.
Die Tätigkeiten der Sorgearbeit für die eigenen Kinder können in zwei Kategorien unterteilt werden, wie Abbildung 1.1 veranschaulicht: Die direkte Sorgearbeit am Kind, wie etwa Streit schlichten oder ins Bett bringen, und die unterstützende, indirekte Sorgearbeit wie etwa der Wohnungsputz oder der Kauf von Kinderkleidung.
Abbildung 1.1: Sorgearbeit und Mental Load im Überblick
Beide Bereiche umfassen sichtbare Tätigkeiten, die jedoch immer einen Mental Load mit sich bringen, also Planungen, Organisationen und Entscheidungsfindungen erfordern.
Die zwei Tätigkeitsfelder der direkten und der indirekten Sorgearbeit unterscheiden sich jedoch in einem wichtigen Punkt. Während man den Mental Load rund um die indirekte Sorgearbeit reduzieren kann, indem man etwa auf smarte Tools oder auf Routinen zurückgreift, seine vielleicht perfektionistischen Ansprüche an die Umsetzung herunterschraubt oder bestimmte Tätigkeiten gar ganz wegfallen lässt, ist das bei der direkten Sorgearbeit kaum möglich.
Hier geht es darum, dass ein Mensch, den wir lieben, nicht leiden muss (etwa, wenn die Windel voll ist oder sich jemand verschluckt hat). Hier kommen zwischenmenschliche Beziehungen ins Spiel, was etwa die gemeinsame Durchführung einer Familienmahlzeit herausfordernder gestalten kann als das Erstellen des Essensplans oder das gemeinsame Einkaufen und Kochen, wie folgendes Beispiel zeigt:
Zur direkten Sorgearbeit bei der Durchführung der gemeinsamen Familienmahlzeit gehört etwa:
den Kindern nicht nur die fertige Mahlzeit hinstellen, sondern darauf achten, dass die Hände gewaschen sind (möglichst vor dem Essen)zuhören (ein Kind erzählt aufgeregt von einem Streit auf dem Pausenhof)trösten (ein Kind hat sich sein Glas Apfelsaft über die Kleidung geleert)Fragen beantworten (»Was war noch mal der größte Dino, den es je gab«?)Wutanfälle beruhigen (»Das Geschwisterkind hat eine größere Portion als ich!«)mit der Sorge umgehen, dass sich jemand verschlucken könnte und so weiter und so vielHier helfen nicht Effizienz oder eine tolle Planungs-App auf dem Smartphone, sondern hier zählen Kompetenzen wie Empathie, Geduld und Fantasie. Denn bei der direkten Sorgearbeit werden Konflikte ausgetragen, Argumente ausgetauscht, Probleme gelöst. Hier erklären Sie Ihren Kindern die Welt, erzählen Geschichten und pflegen Erinnerungen. Hier verfolgen Sie Ihre Erziehungsprinzipien, leben Ihre Werte und müssen immer wieder neu austarieren, was und wer gerade Priorität hat oder nicht.
Das Schöne an der direkten Sorgearbeit ist andererseits: Hier entsteht die berühmte Bindung zu Ihren Kindern, von der immer alle sprechen und deren Wichtigkeit nicht umsonst so betont wird. Hier findet die Begleitung der Entwicklungsschritte Ihrer Kinder statt. Hier feiern Sie Ihre Erfolge mit ihnen beziehungsweise stehen Ihren Kindern bei kleineren und größeren Krisen bei. Dadurch entsteht das, was Sie als Familie zusammenschweißt. Das, weswegen Sie vielleicht überhaupt Kinder bekommen haben. Hierbei ereignen sich die wunderbaren Momente, in denen Sie sich gegenseitig Ihre Liebe zeigen können und den Zusammenhalt untereinander in der Familie spüren.