Ende des Gehorsams - Anneliese Rohrer - E-Book

Ende des Gehorsams E-Book

Anneliese Rohrer

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Beschreibung

Wenn wir tatenlos zuschauen, wie Demokratie unterhöhlt, unterwandert und schleichend abgeschafft wird, dann machen wir uns schuldig - wir alle, nicht nur "die da oben". Wir müssen aufhören, zu gehorchen, und anfangen, uns einzumischen. Es ist höchste Zeit. Demokratie ist nicht selbstverständlich. Sie wurde hart erkämpft, und ist schützenswert. Natürlich sind gesellschaftliche Werte einem dauernden Wandel ausgesetzt. Wenn jedoch die demokratischen Institutionen schleichend ausgehöhlt werden, wird es Zeit, sich zu wehren. Die entscheidende Frage: Gibt es ihn, den wehrhaften "Wutbürger", der mit Augenmaß und Hartnäckigkeit das Erreichte verteidigt, mit Ungehorsam gegen Gleichgültigkeit und Devotheit vorgeht? Oder versinken wir in Resignation mit einem Schuss spätkapitalistischer Dekadenz und fallen widerstandslos auf schamlosen Populismus herein - auf welcher Seite immer? Ende des Gehorsams ist ein leidenschaftliches Pamphlet, ein Aufruf an uns alle, unsere Verfassung, die Institutionen dieses Staates ernst zu nehmen - wenn uns Österreich in seiner demokratischen Verfasstheit und Freiheit noch am Herzen liegt. Anneliese Rohrer analysiert pointiert den Zustand unserer Gesellschaft, die sich an der Kippe befindet, sich immer weiter entfernt von demokratischen Standards und Selbstverständlichkeiten, auf einem Weg, an dessen Ende uns nichts Gutes erwartet.

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Anneliese Rohrer

Ende des Gehorsams

braumüller

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Datensind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Printed in Austria

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

3. Auflage 2011© 2011 by Braumüller GmbHServitengasse 5, A-1090 Wienwww.braumueller.at

ISBN der Printausgabe: 978-3-99100-061-7

E-Book-Ausgabe © 2012ISBN 978-3-99100-072-3

Vorwort

Was Journalismus sei, dafür gab es im Lauf der Geschichte viele Definitionen – spöttische, anerkennende, euphorische. Karl Kraus, der große Spötter und Lieblingsfeind der „Neuen Freien Presse“, wurde mit der seinen berühmt: „Keinen Gedanken haben und ihn ausdrücken können – das macht den Journalisten.“ Auf Anneliese Rohrer und ihr journalistisches Werk trifft sie nicht zu – vielleicht auch nur, weil Ausnahmen die Regel bestätigen. Worum es in diesem Buch vor allem geht, das beschrieb der britische Publizist Hugh Carleton Greene: „Nennen Sie mir ein Land, in dem Journalisten und Politiker sich vertragen, und ich sage Ihnen, da ist keine Demokratie.“

Tatsächlich lässt sich das demokratiepolitische Niveau, das in einer Gesellschaft herrscht, wohl wesentlich danach bestimmen, wie sich das Verhältnis zwischen Politikern und Journalisten gestaltet. Max Weber hat darüber in seinem berühmten Vortrag „Politik als Beruf“ Bleibendes gesagt. Und Anneliese Rohrer, die Autorin dieses Essays, hat den vielen jungen Kolleginnen und Kollegen, die sie während ihrer Zeit als „Presse“-Politikjournalistin ausgebildet und begleitet hat, eine Journalismus-Definition geliefert, die es getrost mit jenen großer literarischer Vorbilder aufnehmen kann: Die Aufgabe des Journalisten, sagt sie immer wieder, besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Bürger nicht für dumm verkauft werden.

Eine Aufgabe, die nicht einfacher geworden ist in einem Land, in dem sich die Politik in ihrem Versuch, die Bürger für dumm zu verkaufen, aus Tradition auf jene verlassen kann, die das eigentlich verhindern sollten: auf die Medien. Es darf einen deshalb nicht wundern, dass die neue Mode der „Politikerbeschimpfung“ als Ziel der Empörung nicht nur „die Politik“, sondern eben auch „die Medien“ hat. Immer mehr Menschen haben nicht nur den Eindruck, dass die Politik ihre Rolle nicht mehr erfüllen kann oder will, sie haben auch ein immer schärferes Bewusstsein für die Dysfunktionalität unseres Medienwesens. Wenn über ein abgewirtschaftetes „Establishment“ geschimpft wird, dann werden die Medien als Teil dieses Establishments verstanden. Und zwar aus guten Gründen.

Der oft unbestimmte, in seiner Dynamik offensichtlich unaufhaltsame Zorn der Bürger, die sich für dumm verkauft fühlen, hört seit einiger Zeit auf einen Namen: „Wutbürgertum“. Geprägt wurde er im Zuge des Anrainerwiderstandes gegen das Bahnhofs-Bauprojekt „Stuttgart 21“. Seinen intellektuellen Unterbau erhielt er durch den unerwarteten Erfolg einer kleinen Schrift („Empört Euch!“) des greisen französischen Diplomaten Stéphane Hessel. In beiden Quellen spiegelt sich die Problematik der neuen Bewegung: Sie beschränkt sich über weite Strecken auf die Gestaltung des höchstpersönlichen Lebensumfeldes mit den Methoden der Verhinderung, und sie ist geprägt durch ein ziemlich oberflächliches antikapitalistisches Pathos.

Wer den Aufschrei der „Wutbürger“ euphorisch begrüßt, muss sich darüber im Klaren sein, dass diese „Wutbürger“ nicht selten nach Lösungen rufen, die eigentlich das Problem sind. Unter den „Wutbürgern“ gibt es vermutlich eine strukturelle Mehrheit von Menschen, die sich nicht gegen die unhaltbaren Pensionsversprechungen der Politik wenden, sondern dagegen, dass diese Versprechen nicht eingehalten werden, koste es – die kommende Generation –, was es wolle.

Einen anderen ambivalenten Aspekt des neuen „Wutbürgertums“ hat Anneliese Rohrer am eigenen Leib zu spüren bekommen: Ihre Einladung zu einem „Wutbürgerstammtisch“ wurde euphorisch aufgenommen. Rohrer musste aber bald realisieren, dass sich da nicht Bürger eingefunden hatten, die etwas gegen die Dinge, die sie in Wut versetzen, unternehmen wollen. Sie erwarten sich, dass andere etwas unternehmen, und zwar ausgerechnet das „Establishment“. In diesem Fall die prominente Journalistin: „Sie haben ja so recht – tun Sie was!“

Hier kommt der Begriff ins Spiel, der sich als roter Faden durch Rohrers Essay zieht: der Gehorsam. Die Unzufriedenheit über die herrschenden Autoritäten führt in diesem Land nicht zum Nachdenken über deren Legitimität und alternative Organisationsformen von Gesellschaft, sondern zum Wunsch nach anderen Autoritäten. Nacheilende Wut und vorauseilender Gehorsam liefern sich in Österreich seit jeher ein Hase-und-Igel-Wettrennen, in dem der Gehorsam immer schon im Ziel ist, noch ehe die Wut so richtig in Fahrt gekommen ist.

Unter den Erscheinungsformen des Gehorsams ist der vorauseilende die schlimmste. Sie spielt auch in der Entstehungsgeschichte dieses Buches eine Rolle: Es war nicht leicht, einen Verlag dafür zu finden. Man wollte es sich offensichtlich nicht mit den Akteuren verscherzen, deren Wirken Anneliese Rohrer in gewohnter Geradlinigkeit, aber ohne jede unangemessene Polemik untersucht. Einen aussagekräftigeren Beleg für ihre Grundthese hätte sich die Autorin nicht wünschen können.

Michael FleischhackerChefredakteur, Die Presse

Einleitung

Verkehrte Welt. Ausgangspunkt für dieses Buch war „der Feind in uns“, also die Überlegung, dass die Demokratie österreichischer Prägung nicht vom wachsenden Islamismus bedroht wird, sondern von Innen her durch Fahrlässigkeit und Unachtsamkeit, durch mangelnden Respekt vor den Institutionen und mangelnder Sorgfalt im Umgang mit diesen.

Und dann brach der Freiheitsaufstand in Nordafrika aus und der „Arabische Frühling“. Skepsis über die lang-fristigen Folgen für die Region und die internationale Gemeinschaft ist durchaus angebracht, aber jene 18 Tage im Jänner und Februar 2011 in Ägypten, in denen sich die Massen dort als erste Würde und Freiheit am Tahrir-Platz in Kairo zurückgeholt haben, waren der Beweis: Wer den Islam grundsätzlich als Gefahr für die westliche Demokratie sieht, hat eine andere, meist versteckte, Agenda. Immer geht es um den politischen Nutzen von Angst und Sicherheitsbedürfnis.

Es gibt nicht einen einzigen Aspekt, in dem sich Österreich mit Nordafrika und dem arabischen Raum vergleichen ließe. Dennoch macht es sehr nachdenklich, dass anderswo mit ungeheurem Risiko und mitreißender Begeisterung wenigstens die Hoffnung auf ein demokratisches System erzwungen werden soll, während man sich in Österreich Gedanken und Sorgen über die Festigkeit dieses Systems und darüber machen muss, welchen Schaden Indifferenz und Passivität anrichten könnten.

Also geht der Blick von der kleinen österreichischen Welt auf die große Gefahr für die Demokratie in die falsche Richtung. Wir fürchten die Bedrohung von außen und sehen sie im eigenen Haus nicht. Diese Annahme liegt der vorliegenden Bestandsaufnahme, der Analyse und den Schlussfolgerungen zugrunde.

Es soll kein „bequemes“ Buch sein. Kriechen vor Autoritäten und ein aufrechter Gang sind sich einander ausschließende Bewegungsabläufe. Darüber wird es wohl keinen Zweifel geben; über die Gleichgültigkeit, mit der sich die Mehrheit der Österreicher im öffentlichen Raum bewegt, wahrscheinlich auch nicht; über ihren Hang zum Gehorsam, den vorauseilenden vor allem, ehrlicherweise auch nicht.

Auf Ablehnung könnte die Grundthese stoßen, dass Schluss sein muss mit den faulen Ausreden und den ewigen Erörterungen, warum „man eh nichts machen kann“; dass Gehorsam „gestern“ war und sich die Bevölkerung individuell und kollektiv nicht mehr vor ihrer ureigensten Verantwortung um Lebendigkeit oder Absterben der Demokratie drücken darf.

Gefährdung

Sein demokratisches System als Selbstverständlichkeit anzusehen, wäre ein wirklich fataler Fehler jeder westlichen Gesellschaft. In diesem Sinn wäre Österreich seit einigen Jahren ein Wiederholungstäter. Wann immer im kleinen Kreis oder vor größerem Publikum von der Einmischung in die eigenen Angelegenheiten die Rede ist, begegnet man leeren Blicken, sieht Gesichter vor sich, die völlige Verständnislosigkeit widerspiegeln.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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