Endlich durchschlafen - Christine Rankl - E-Book

Endlich durchschlafen E-Book

Christine Rankl

4,5

Beschreibung

Jedes vierte Kleinkind hat Schlafprobleme. Und die Eltern sind Nacht für Nacht auf den Beinen. Das zehrt an den Nerven – und zwar auf beiden Seiten. Was sind die Ursachen? Und was hilft wirklich? Christine Rankl weiß für jedes Schlafproblem – vom Säugling bis zum Grundschulalter – eine Lösung. Dabei geht es nicht darum, ein bestimmtes Schlafprogramm durchzuziehen, sondern Kindern sanft und liebevoll in ihrer Fähigkeit zur Selbstregulation zu stärken. Und das gelingt Schritt für Schritt. Ein kompetenter Ratgeber, der endlich für erholsame Nächte sorgt.

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Über die Autorin

Über das Buch

Impressum

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Christine Rankl

Endlich durchschlafen

Schlafprobleme verstehen und lösen

Patmos Verlag

Inhalt

Einleitung

1. Altersgemäße Entwicklung des Schlafs – und wie Sie Ihr Kind unterstützen können

1.1 Das Neugeborenenalter (null bis drei Monate)

1.2 Das Säuglingsalter (vier bis zwölf Monate)

1.3 Das Kleinkindalter (ein bis zwei Jahre)

1.4 Das Kindergartenalter (drei bis fünf Jahre)

1.5 Das Schulalter (ab dem sechsten Jahr)

2. Wodurch entsteht ein Schlafproblem?

2.1 Körperliche Auslöser

2.2 Altersunpassende Einschlafhilfen

2.3 Seelische Ursachen

3. Was löst ein Schlafproblem?

3.1 Förderung der kindlichen Selbstregulationskompetenz

3.2 Verständnis der Eltern-Kind-Beziehung

3.3 Umgang mit erschwerenden Umständen

Nachwort

Anmerkungen

Sonstige verwendete Literatur

Literaturtipps

Beratungs- und Therapieangebote für Säuglinge und Kleinkinder

Einleitung

Schlafprobleme im Säuglings- und Kleinkindalter sind ein Phänomen, das im Grunde jede Familie mit Kindern betrifft. Problematisch und für Eltern belastend wird es erfahrungsgemäß dann, wenn Babys auch nach dem sechsten Monat keine längeren Nachtschlafphasen haben. Vorher werden unterbrochene Nächte eher als »normal« empfunden. Paradoxerweise wird bei den Kindern, die wir in unserer Ambulanz kennenlernen, sogar das Schlafen ab dem sechsten Monat schlechter, sprich, sie brauchen länger, um einzuschlafen, und wachen in der Nacht öfter auf. Dann beginnt für viele Familien von Kindern, die »schlecht« schlafen, das große Rätselraten nach den Ursachen: Der Kinderarzt findet das nächtliche Aufwachen normal, die Großeltern meinen im Brustton der Überzeugung, dass das Kind mit einem richtig dicken Abendbrei doch schlafen muss. Weitere hinzugezogene Helfer wie zum Beispiel Osteopathen orten die Ursache im Geburtstrauma und die Lösung in der Cranio-Sacral-Therapie. Ganz anders sieht die Lage vielleicht ein Homöopath, der Unruhezustände des Kindes mit Globuli einzustellen versucht.

Aber warum schlafen Kinder schlecht? Und: Wie finden ­Eltern endlich wieder selbst zu mehr Schlaf?

Grundsätzlich geht es darum, Ihr Kind in seiner Selbstregulationskompetenz zu stärken – das ist die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen, zu beschäftigen und mit kleinen Frustrationen fertigzuwerden.

Nicht umsonst sind Babys, die nur äußerst schwer ein- und durchschlafen können, tagsüber auch besonders anstrengend. Sie wollen dauernd beschäftigt oder herumgetragen werden und ertragen es kaum, wenn ihre Mutter irgendetwas anderes tun möchte oder tun muss, wie zum Beispiel kochen. Das ist nicht nur für die Mutter, das ist auch für ein zehn Monate altes Kind sehr ärgerlich. Alles in ihm drängt nach Selberausprobieren, Selberessen, Selberbestimmen – und dann kann es nicht mal so etwas Einfaches wie selbst wieder einschlafen in der Nacht! Das macht auch das Kind selbst wütend und es reagiert zunehmend unzufrieden in der Einschlafsituation, die sich dann oft immer länger hinzieht. Hinzu kommt ein sich kumulierendes Schlafdefizit, das die Frustrationstoleranz weiter sinken lässt.

Aufs Schlafen bezogen heißt Selbstregulationskompetenz zum einen, alleine einschlafen zu können (was nicht gleichbedeutend damit ist, alleine in einem Zimmer zu sein), und zum anderen, sich trennen zu können. Beides sind schwierige Aufgaben für ein Kind, aber auch für viele Eltern.

Der erste Faktor ist deswegen so wichtig, damit Ihr Kind, wenn es in der Nacht zwischen den einzelnen Schlafphasen aufwacht, lernt, auch ohne fremde Hilfe wieder einzuschlafen.

Der zweite Faktor, das Sich-trennen-Können, ist mehr ein »psychischer« Faktor. Hier spielt das entwicklungspsychologische Alter des Kindes eine Rolle. Säuglinge bis etwa zum achten Monat haben meist noch keine Trennungsängste, hier sind es vielmehr die Eltern, denen es aus verschiedenen, mehr oder weniger bewussten Ängsten schwerfallen kann, sich vom Baby zu lösen.

Zum ersten Geburtstag hin mit dem Auftreten der »Fremdelphase« ab etwa acht Monaten entstehen jedoch Trennungsängste beim Kind, es steht vor einer großen Entwicklungsaufgabe, nämlich das sich immer wiederholende Spiel von Trennen und Wiedersehen zu bewältigen. Und genau dieses Spiel ist auch beim Thema »Einschlafen« zentral.

Kommen zu diesen ganz normalen Hürden in der kindlichen Entwicklung dann noch vorübergehende Spannungen in der Familie hinzu, verkompliziert sich die Sache. Primär für Kleinkinder sind familiäre Spannungen oder durch eigene Sorgen emotional abwesende Eltern oft ein spürbarer, gefühlsmäßiger Verlust, der Angst macht, weil er noch nicht intellektuell verstehbar ist. Und Kinder sind diesbezüglich kompromisslos und »Übertreiber«. So ertragen es viele Kinder mit etwa einem bis eineinhalb Jahren kaum, auch nur für den Toilettengang der Mama von dieser getrennt zu sein, sprich sie nicht zu sehen.

Auch für viele Eltern ist es nicht leicht, sich von ihrem Kind zu trennen. Gerade Situationen wie das Abstillen, die Sorge wegen des plötzlichen Kindstods oder die Tatsache, nicht mehr das sanft einschlummernde Kuschelbaby neben sich zu haben, sondern den vielleicht schnarchenden Gatten, machen speziell vielen Müttern diesen ersten großen Abnabelungsschritt schwer.

Dieser Ratgeber wird Ihnen, gestaffelt nach Altersstufen vom Säugling bis zum Schulkind, konkrete Hilfestellungen geben, wie Sie das Ein- und Durchschlafen Ihres Kindes unterstützen können. Im ersten Teil wird Ihnen für jede Altersstufe vor dem entwicklungspsychologischen Hintergrund ein kleiner Einblick vermittelt, wie es zum Beispiel einem Einjährigen mit sich und der Welt so gehen kann und welchen Einfluss das auf seinen Schlaf hat.

Im zweiten Teil wird beschrieben, welche Faktoren die Schlafschwierigkeiten Ihres Kindes bewirkt haben können. Erfahrungsgemäß sind dies drei Problembereiche: erstens körperliche Auslöser, wie eine Erkrankung oder ein Entwicklungssprung, zweitens altersunpassende Einschlafgewohnheiten, wie mit elf Monaten beim Getragenwerden einzuschlafen, und drittens seelische Auslöser. Darunter verstehe ich familiäre Krisen und alle Probleme, sich von der Mutter zu trennen.

Im dritten Teil erfahren Sie, wie Sie das Schlafproblem Ihres Kindes lösen können.

Zuerst geht es darum, zu erkennen, welcher Auslöser oder welche Kombination von Auslösern in Ihrer Familie für gestörte Nächte verantwortlich ist oder war. Die Lösung eines kindlichen Schlafproblems liegt in der Fähigkeit des Kindes, sich für die Dauer des Schlafs von den Eltern trennen zu können. Diese Fähigkeit erwirbt ein Kind auf zwei Ebenen: auf der Handlungsebene und der Beziehungsebene.

Mit Handlungsebene ist gemeint, wie Sie Ihrem Kind ganz konkret helfen können, Frustrationen wie Trennungen besser zu verarbeiten, sprich seine Selbstregulationskompetenz zu steigern. Mit Beziehungsebene ist gemeint, was Sie Ihrem Kind emotional vermitteln, also das, was zwischen Ihnen unausgesprochen und vor allem oft unbewusst vorgeht. Gemeint sind hier vor allem eigene Schwierigkeiten beim Thema Trennung in der Biografie der Eltern, die dann zum mächtigen Einflussfaktor werden. Hier geht es darum, die Gefühlswelt Ihres Kindes zu verstehen und Ihre eigenen Wünsche damit in Einklang zu bringen. Beide Ebenen, sowohl das Handeln als auch die Gefühle sind wichtig, damit Ihr Kind dauerhaft Durchschlafen lernt und ein harmonischerer Familienalltag möglich ist. Hier werden auch erschwerende Umstände wie Alleinerziehung, Zwillingskinder oder nächtliches Stillen in der Altersgruppe ab etwa acht Monaten berücksichtigt.

An dieser Stelle danke und denke ich an Pia, Philip, Melanie, Sophia und all die Kinder, deren Geschichten in diesem Buch das Problem von Schlafstörungen verdeutlichen. Sie und ihre Eltern und all die Hunderte Familien, mit denen ich gearbeitet habe, sowie Dr. Christl Fritsche lehrten mich eine Menge über kleine Kinder, große Leute und das Spiel vom Sich-trennen-Können und Wieder-vereint-Sein.

Speziell widmen möchte ich dieses Buch dem großartigen Team der Säuglingspsychosomatik mit integrierter Schreiambulanz und Tagesklinik am Wiener Wilhelminenspital, geleitet durch Dr. Josephine Schwarz-Gerö. In jahrzehntelanger interdisziplinärer Arbeit haben wir zu einem veränderten Verständnis von der Beziehung von Säuglingen und Kleinkindern zu ihren Eltern gefunden und dies auch in unserer alltäglichen Arbeit in der Säuglingspsychosomatik umsetzen können. Nicht zuletzt aus diesem Verständnis heraus wurde dieses Buch »geboren«.

Ja, und natürlich danke ich meinen beiden Söhnen Bernhard und Matthias, die wunderbar schnell einschliefen, wenn wir im Kinderzimmer blieben – und, wie so viele kleine Kinder, verlässliche Nachtgäste im elterlichen Schlafzimmer bis ins Kindergartenalter hinein waren. Und ihrem geduldigen Papa, meinem Mann Christian.

Christine Sonn-Rankl, Wien 2016