Endstation A4 - Eva-Maria Silber - E-Book

Endstation A4 E-Book

Eva-Maria Silber

4,7

Beschreibung

Im Mai 2000 verschwand die fünfzigjährige Hausfrau MARIA ZIMMERMANN spurlos. Angeblich wurde sie von polnischen Autobahn-Piraten auf dem Weg in die Flitterwochen entführt. Zehn Jahre später wird nahe dem damaligen Entführungsort ein komplettes Skelett mit zu vielen Knochen gefunden. Sind Knochen von Maria dabei? Alleine durch DNA-Analysen lässt sich die Frage nicht klären. Zusammen mit seiner Anwältin CATHARINA MARX beschließt der Neffe Marias, Prof. Dr. Oliver Sturm, neue Wege zu gehen, um das Rätsel zu lösen: Mit Hilfe der Logik, der deduktiven Methode und dem Internet. Dass sich die Beiden verlieben, war weder geplant noch gewünscht und stürzt beide in eine Achterbahn der Gefühle, der sie abgeschworen zu haben glaubten.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 290

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,7 (18 Bewertungen)
13
5
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Titelseite

Impressum

Über die Autorin

Widmung

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Anmerkung und Quellen

Eva-Maria Silber

Endstation A4

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.ddb.de

© 2014 CW Niemeyer Buchverlage GmbH, Hameln

www.niemeyer-buch.de

Alle Rechte vorbehalten

Der Umschlag verwendet ein Motiv von shutterstock.com

Single Car travels ... Bruce Rolff 2013

eISBN 978-3-8271-9860-0

EPub Produktion durch ANSENSO Publishing www.ansensopublishing.de

Bei dem Roman handelt es sich um reine Fiktion. Die Handlung basiert zwar auf tatsächlichen Ereignissen, ist im Übrigen aber frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen oder tatsächlichen Begebenheiten ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Über die Autorin:

Eva-Maria Silber, geboren am 04.02.1959 in Friedlos, lebt heute mit ihrem Mann als freie Autorin bei Frankfurt am Main und an der Nordseeküste bei Wittmund. Sie studierte in Gießen Jura, arbeitete als Rechtsanwältin und Hauptgeschäftsführerin in Frankfurt und Wiesbaden, bevor sie wegen Schwerhörigkeit ihren Beruf vor drei Jahren aufgeben musste. Die Autorin ist Mitglied der Mörderischen Schwestern.

Für meinen Mann

Prolog

„Um Himmels willen, Franz, bleib hier! Was machst du denn da?“ Entsetzt blickte die alte Frau von der Aussichtsplattform am Ende des letzten Waggons der alten Hersfelder Kreisbahn aus ihrem Mann hinterher. Doch der ließ sich nicht aufhalten.

Gerade hatte der Museumszug ein romantisches Dörfchen passiert und näherte sich einer Unterführung auf freier Strecke, als er ohne erkennbaren Grund die Fahrt verlangsamte. Die Lokomotive stieß noch eine weiße Dampfwolke aus, dann blieb sie endgültig stehen.

Die Dampflok mit ihren drei bunten Waggons fuhr nur einmal im Monat von Bad Hersfeld nach Heimboldshausen über das Landecker Amt. Der Spätsommer meinte es an diesem Wochenende gut mit den drei Dutzend Passagieren. Die Blätter der Bäume waren alle verfärbt, so bunt, als wäre der Zug mitten im Indian Summer angekommen. Es duftete nach dem letzten Heu des Sommers, der bereits vor Wochen mit den Kranichen nach Süden gezogen war und nun als letzten Gruß ein kleines Zwischenhoch nach Nordhessen gesandt hatte.

Franz wurde unruhig. Die Alte-Männer-Krankheit setzte ihm schwer zu. Aber in den historischen Waggons gab es keine Toilette. Deshalb nutzte er die Gelegenheit und stieg die drei Trittstufen hinab, um sich an den nächsten Baum zu stellen. Den Versuch seiner Frau, ihn davon abzuhalten, winkte er ab. Nichts, aber auch gar nichts würde ihn davon abhalten, sich einen Baum zu suchen. Auch nicht die Gefahr, dass der Zug plötzlich wieder anführe. Franz konnte einfach nicht mehr länger warten.

„Reg dich nicht auf“, rief er ihr zu, „es geht bestimmt noch lange nicht weiter. Die haben vermutlich ein technisches Problem mit der Lok.“ Ohne langesÜberlegen stellte er sich gleich an den erstbesten Baum, eine mächtige, rot verfärbte Buche.

Doch er spürte Blicke im Rücken. Ein Blick zurück zeigte ihm, dass ihm all seine gelangweilten Mitreisenden aus den Zugfenstern zuschauten. Das hielt er nicht aus, so konnte er nicht. Also beschloss er, ein paar Meter weiter in das angrenzende Wäldchen hineinzugehen. Die überall herumliegenden knorrigen Zweige, verrotteten Blätter und moosüberzogenen Steine erschwerten jeden Schritt. Die Luft roch wunderbar erdig. Er sog den Duft tief ein und atmete aus vollen Lungen. Herrlich! Doch da war noch etwas anderes. Ein leicht süßlicher Geruch. Ein Geruch, den er nur zu gut kannte. Seltsam, dachte er.

Nachdem er sein Geschäft in Ruhe erledigt und sich aufgerichtet hatte, roch er es noch stärker. Als pensionierter Kriminalkommissar ahnte Franz sofort, was das war. Süßlich. Widerlich. Unheimlich. Er schaute sich um, konnte nichts entdecken. Wollte eigentlich zurück zum Zug, war aber so verdammt neugierig. Seine Frau hatte deshalb oft mit ihm geschimpft. Alte Berufskrankheit, antwortete er dann, und das stimmte ja auch. Einmal Ermittler, immer Ermittler. Jetzt war sie nicht da, um ihn zu bremsen.

Und so stolperte Franz noch ein Stück weiter, dem Geruch nach, bis er eine Bretterwand entdeckte. War das eine Hütte? Er konnte es noch nicht richtig erkennen, weil das Wäldchen hier zu dicht und zu dunkel war. Es waren wohl nur die Reste eines alten Pferde- oder Schafstalls, davon hatte es früher viele hier gegeben. Die Hütte war geheimnisvoll, und noch komplett erhalten, wie er nach ein paar Metern erkennen konnte. Es gab keinen Weg, der zu ihr führte, nicht einmal einen Trampelpfad. Er kämpfte sich weiter vor bis zur Tür. Der üble Geruch nahm zu.

Die Hand zum Griff ausgestreckt, erstarrte Franz. War das nicht gerade das Knacken eines Zweiges gewesen, ganz in seiner Nähe? Er drehte sich um, starrte in die Schatten unter den Tannen und sah – nichts. Keine Aufregung, beruhigte er sich, schließlich sind mindestens dreißig Leute im Zug, in nur wenigen Metern Entfernung. Auf das zweite Knacken, das deutlich näher klang, reagierte er deshalb gar nicht mehr.

Als der Alte die Tür aufzog, strömte der süßliche Gestank ungehindert heraus. Es würgte ihn in der Kehle. Nie würde er sich an diesen Geruch gewöhnen, niemals. Gerade als er sich übergab, hörte er das Stampfen der alten Lokomotive und die Rufe seiner Frau, die sich immer weiter entfernten ...

1

Obwohl Prof. Dr. Oliver Sturm nie von Berlin wegziehen wollte, war er nun erleichtert, als er sein kleines möbliertes Apartment in Frankfurt bezog. Nicht nur, dass er als Professor für theoretische Physik an die Goethe-Universität berufen worden war, er konnte so auch räumlichen Abstand zu seiner Verlobten Petra Lüscher schaffen. Sicher, er hatte der Verlobung zugestimmt, hauptsächlich aber nur deshalb, um endlich seine Ruhe zu haben.

Inzwischen neunundvierzig Jahre alt, hatte er vor einem Jahr eine stürmische und leidenschaftliche Beziehung beendet, die ihm über den Kopf gewachsen war. Er, der Besonnene, hatte sich Hals über Kopf in Christina verliebt. Mit ihr hatte er alle Höhen und Tiefen großer Leidenschaft und vor allem großen Leidens durchlebt, bevor er erkannt hatte, dass er für so etwas nicht geschaffen war. Er wollte seine Ruhe und nichts als seine Ruhe. Er wollte denken, schreiben und rechnen, nicht leiden. Natürlich war das Ende ein Schock gewesen und Christina hatte alles daran gesetzt, ihn zurückzuerobern. Nächtelang hatte das Telefon nicht stillgestanden. Christina hatte abwechselnd gefleht, geweint oder geflucht, je nach Stimmung, aber er war hart geblieben, obwohl es ihm schwergefallen war.

Danach hatte ihn seine beste Freundin Petra gerettet, die er schon seit undenklichen Zeiten kannte. Sie hatte sich um alles gekümmert und ihn bemuttert. Er wusste nicht mehr, wieso daraus schließlich mehr geworden war. Doch wenn er länger darüber nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass es an Kurt lag, einem guten Freund von Petra, bei dem sie beide nach einem rauschenden Fest in getrennten Zimmern übernachtet hatten. Kurz vor vier Uhr morgens war Petra in Olivers Bett gekrochen, zitternd wie Espenlaub. Kurt, dieses Schwein, hatte versucht, sie zu vergewaltigen. Oliver wollte sofort losziehen und ihn zur Rede stellen, aber Petra kuschelte sich flehend an ihn und weinte in seinen Armen. Er wurde immer weich, wenn Frauen weinten, da war er einfach hilflos. Und als sie anfing, ihn zu küssen, war er machtlos.

Am nächsten Morgen grinste ihn Kurt anzüglich an. Petra hinderte Oliver daran, ihm eine saftige Ohrfeige zu verpassen.

Von da an schlief Petra bei ihm, einen Schlüssel hatte sie schon vorher besessen, zum Blumengießen. Sie suchte seine Kleidung aus und schleppte ihn zu Festen, auf denen er sich langweilte. Sie führte ihn in ihre Familie ein, und als Krönung entlockte sie ihm schließlich das Versprechen, sie zu heiraten.

Nicht, dass sie ihm nicht gefiel. Sie war hübsch mit ihren kurzen blonden Haaren und der weiblichen Figur, auch wenn sie für seinen Geschmack zu klein war. Aus reichem Hause stammend, hatte sie ein anderes Leben hinter sich als er und ihr Lebensstil gefiel ihm nur auf Abstand.

Einerseits war er froh gewesen, sich um nichts mehr kümmern zu müssen. Sie sorgte für alles. Andererseits bekam er bei der Vorstellung, sein restliches Leben an Petras Seite zu verbringen, ein flaues Gefühl im Magen. Da war ihm der Ruf nach Frankfurt gerade recht gekommen und er war ihm mit Freuden gefolgt.

Trotzdem behagte ihm diese neue Stadt nicht. Er vermisste seine alten Kollegen, mit denen er stundenlang Fragen der Quantenphysik, aber auch alle anderen wichtigen Dinge des Lebens diskutieren konnte. In dieser Runde hatte er sich wohlgefühlt. In Frankfurt kannte er noch niemanden näher und das Klima an der Universität erschien ihm rau und kalt. Seine Kollegen waren von Egoismus und Ehrgeiz getrieben.

So zog sich das erste halbe Jahr hin, ohne Höhen und Tiefen und ohne Besuch von Petra. Bis ihn eines Tages der Anruf der Polizei erreichte. Oliver fiel aus allen Wolken, als man ihn mit der alten Geschichte konfrontierte und nach einer DNA-Probe fragte.

Petra verwies ihn an ihren Vater, der derzeit in Frankfurt weilte, um seine zahlreichen Immobilien zu inspizieren, die er unter anderem auch in Offenbach besaß. Er kenne einen Spitzenanwalt, der könne helfen.

Erst nach mehrmaligem Nachfragen bei Passanten fand Oliver die in einer vornehmen Seitenstraße versteckte alte Gründerzeitvilla in Offenbach, vor der er sich mit seinem zukünftigen Schwiegervater verabredet hatte. Lieber hätte er den Termin alleine wahrgenommen. Doch es erschien ihm unhöflich, das freundliche Angebot von Hans Lüscher abzulehnen, ihn zu begleiten. Nun saßen sie gemeinsam im Wartezimmer des Kanzleichefs Dr. Reuter. Der sei ein brillanter alter Fuchs, versicherte ihm Hans immer wieder. Lange mussten sie nicht warten.

Eine pralle Frau in mittleren Jahren holte sie ab und brachte sie in das mit antiken Möbeln ausgestattete Zimmer der grauen Eminenz der Kanzlei. Der Anwalt thronte hinter einem gewaltigen Eichenschreibtisch. Braun gebrannt mit schlohweißem Haar, drahtig und groß, wirkte er wie ein Aristokrat, obwohl er von einem Gefängnisdirektor abstammte, wie Hans Oliver im Wartezimmer verraten hatte.

Auf einem Büßerstühlchen neben ihm saß eine attraktive junge Frau, die als Rechtsanwältin Catharina Marx vorgestellt wurde.

„Zunächst muss ich Ihnen meine Hintergründe erläutern“, begann Oliver. „Ich stamme ursprünglich aus Kassel. Vielleicht erinnern Sie sich noch an den berühmten Autobahn-Piraten-Fall auf der Autobahn 4? Die Opfer waren meine Tante und ihr Ehemann.“

Verdutzt sah die junge Anwältin Dr. Reuter an. „Meinen Sie den Fall der gekidnappten Ehefrau?“, konnte sie sich offenbar nicht verkneifen zu fragen, was ihr sogleich einen bösen Blick von Dr. Reuter einbrachte.

„Richtig!“ Zum ersten Mal nahm Professor Sturm sie wirklich wahr. Apart sah sie aus mit ihrem langen braunen Haar, das sie zu einem frechen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, und dem schicken anthrazitfarbenen Kostüm. „Da Doktor Reuter den Fall nicht kennt, erzähle ich lieber ausführlicher, was damals geschah.“

Er begann seine Erzählung mit dem frühen Tod seiner Eltern, der dazu geführt hatte, dass er bei seinen Großeltern in Kassel aufgewachsen war. Seine Tante Maria, die ebenfalls noch bei ihren Eltern wohnte, kümmerte sich um ihn wie um einen eigenen Sohn. Abends kam sie spät nach Hause, da sie in Schichtarbeit bei VW in Baunatal arbeitete. Sie wollte so viel Geld wie möglich verdienen, um Oliver einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Nach einer schlechten Erfahrung mit einem Verlobten in jungen Jahren ging sie den Männern aus dem Weg. Ihr reichten ihre Eltern und Oliver. Als Oliver zwanzig war, begann er sein Studium in Berlin.

Anfang der Neunzigerjahre starben seine Großeltern in kurzem Abstand nacheinander. Plötzlich stand seine Tante alleine da, und es wurde furchtbar einsam um sie. Oliver arbeitete zu jener Zeit an seiner Dissertation, die ihn vollständig beanspruchte.

„Während einer Kur lernte Maria einen Mann kennen, ein ebenso einfacher Mensch wie sie und ihre Eltern es waren. Gustav Zimmermann stammte ebenfalls aus Kassel und war nach seiner Scheidung vor vielen Jahren allein geblieben“, fuhr er fort.

Nach einigen Jahren zog seine Tante zu Gustav und kurz darauf, im Frühjahr 2000, heirateten die beiden in aller Stille. Nur Oliver und Gustavs erwachsene Kinder aus erster Ehe nahmen an der standesamtlichen Trauung teil. Er freute sich für seine Tante, dass sie einen lieben und freundlichen Mann gefunden habe, erzählte Oliver. Für Ende Mai hatten die beiden eine verspätete Hochzeitsreise in den Thüringer Wald geplant, die sie in ihrem Wohnmobil – der ganze Stolz des sonst so sparsamen Gustavs – verbringen wollten.

„Es war Frühsommer – um genau zu sein, der letzte Freitag im Mai –, und abends blieb es lange hell. Sie wollten gleich an Gustavs letztem Arbeitstag in den Urlaub starten. Gekommen sind sie allerdings nur bis kurz vor die Abfahrt Gerstungen auf der A4.“

Plötzlich sei neben dem Wohnmobil ein dunkler großer BMW aufgetaucht, der Gustav abdrängte und zum Anhalten auf dem Standstreifen zwang. Mit Waffengewalt hätten die Männer in gebrochenem Deutsch mit osteuropäischem Akzent Gustav und Maria gezwungen, ihr gesamtes Geld herauszugeben.

„Kaum hatten sie es, packten sie Maria am Arm und zerrten sie zu ihrem Wagen.“ Gustav habe noch versucht, Maria festzuhalten, sei aber von den Männern in den Graben gestoßen worden. Von dort aus habe er hilflos mit ansehen müssen, wie die Männer die sich wehrende Maria in den Wagen zogen und abfuhren.

Oliver wurde durch eine Sekretärin unterbrochen, die Kaffee und Wasser servierte.

Nach einem Schluck Wasser fuhr Oliver mit der Geschichte fort. Gustav sei wie versteinert gewesen und habe sich im Graben nicht rühren können. Kurze Zeit später habe ein besorgtes Ehepaar angehalten und ihm auf die Beine geholfen. Die beiden hätten auch die Polizei verständigt, die nur wenige Minuten bis zu derÜberfallstelle gebraucht habe.

Sofort sei über Funk eine Meldung herausgegebenworden. Streifenwagen hätten die Überwachung der Fahrzeuge auf der A4 Richtung Osten übernommen. Ein dunkler BMW sei nicht vorbeigekommen. Außerdem habe ein Polizeiwagen die Autobahn langsamvon der Überfallstelle bis zur nächsten Abfahrt nach Maria abgesucht, jedoch erfolglos. „Weitere Details erspare ich Ihnen. Zur Information habe ich Ihnen einen Zeitungsartikel von damals mitgebracht, den Sie in Ruhe lesen können.“ Oliver gab Dr. Reuter den kopierten Artikel, den dieser gleich an die junge Rechtsanwältin weiterreichte.

Gustav sei schnell in Verdacht geraten, fuhr Oliver fort, da sich zunächst keine Zeugen für die Tat finden ließen. „Sie sind sogar dem Verdacht nachgegangen, dass Maria bereits zu Hause von Gustav umgebracht und beseitigt worden sei“, erzählte er. „Dabei war die Idee einfach nur absurd, wie ihnen jeder bestätigte, den sie aus Gustavs Bekanntenkreis und Arbeitsbereich befragten.“

Nach einer Woche habe sich ein Zeuge gemeldet, der bei Gerstungen ein Wohnmobil mit einem dunklen Fahrzeug davor an der Autobahn habe stehen sehen. Danach sei die Polizei davon ausgegangen, dass an besagter Stelle etwas passiert war, was auch immer, und habe Gustav in Ruhe gelassen.

Von Maria sei nie wieder eine Spur aufgetaucht.

„Mich hat die Geschichte nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Gustav zog sich zurück und reagierte nicht mehr auf meine Anrufe oder Briefe. Irgendwann gab ich es auf, bis vor einer Woche plötzlich die Polizei bei mir anrief. Am besten lesen Sie selbst, was passiert ist.“

Mit diesen Worten übergab er Dr. Reuter einen weiteren Artikel aus der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen:

Leichenfund

Ermittler rätseln über Skelett

Seltsamer Zufallsfund an der alten Kreisbahn bei Sorga. Die Polizei ist auf ein Skelett mit zu vielen Knochen gestoßen. Experten staunen über die Entdeckung – und wittern ein Verbrechen. Ist das Rätsel Maria Z. gelöst?

Gotha – Die Geschichte mutet an wie aus einem Gruselfilm entnommen: Ein Passagier der historischen Kreisbahn, die aufgrund einer Störung auf freier Strecke hinter Sorga halten musste, hat mitten im Dickicht in einer alten Holzhütte ein Skelett entdeckt.

Neugierig geworden durch starken Verwesungsgeruch, der allerdings von einem verendeten Fuchs stammte, der den Weg in die Hütte, aber nicht mehr hinaus fand, staunte der Mann nicht schlecht, als er darin ein komplett erhaltenes Skelett fand. Die herbeigerufene Polizei ließ das Skelett in die Gerichtsmedizin bringen. Die von der Staatsanwaltschaft angeordnete Labor- und DNA-Untersuchung in der Gießener Justus-Liebig-Universität schien reine Routine.

Doch dann die Überraschung: Die Untersuchung des Skeletts ergab, dass die Knochen von mindestens fünf verschiedenen Personen stammen. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um Teile von weiblichen Toten handelt, die fein säuberlich zu einem einzigen Skelett zusammengefügt worden sind. Noch ist unklar, um wen es sich bei den Toten handelt.

Nun fragen sich die seinerzeit ermittelnden Kripobeamten, ob es sich bei Teilen des Skelettes um die vor zehn Jahren verschwundene Maria Z. aus Kassel handelt. Die Hausfrau soll damals ganz in der Nähe des jetzigen Fundortes von polnischen Autobahn-Piraten entführt worden sein.

Zurzeit wird jeder einzelne gefundene Knochen auf seine Zugehörigkeit zu den anderen Knochen analysiert. Danach wird versucht, die Knochen vermissten Personen zuzuordnen. Wie die Gerichtsmedizin mitteilte, wird das jedoch noch einige Zeit in Anspruch nehmen, da es sich um 245 einzelne craniale und postcraniale Teile, also Knochen, handelt. Normalerweise besitzt ein Mensch etwa 206 Knochen, wobei die Anzahl variiert.

„Das ist die verrückteste Geschichte, die mir in meinem Berufsleben jemals passiert ist – eine Geschichte wie aus einem Horrorfilm“, kommentierte Federica Schönbauer am Dienstag. Sie ist Moderatorin von „Aktenzeichen XY ungelöst“. Schönbauer befasste sich im Fernsehen bereits vor Jahren mit dem Fall Maria Z. Nun kann sie mit einer makabren Neuauflage rechnen, während die hessische Presse schon über einen Serienmörder oder Kannibalen spekuliert.

„Das ist der erste Hinweis auf den Verbleib meiner Tante seit zehn Jahren. Vielleicht stammt ein Teil der Knochen von ihr. Der damalige Entführungsort liegt nur wenige Kilometer von der jetzigen Fundstelle entfernt, wie mir die Polizisten berichteten. Es wäre zwar furchtbar, wenn meine Tante tatsächlich tot wäre, aber die Alternative, dass sie sich seit Jahren in den Händen irgendwelcher Verbrecher befindet, wäre noch viel schrecklicher.“

„Nun“, setzte Dr. Reuter an, „zunächst müsste über die DNA der Nachweis geführt werden, dass es sich um Ihre Tante handelt ... äh, zumindest teilweise“, stammelte er hilflos hinterher.

„Die Polizei hat bereits meine DNA-Probe, da Gustav nichts mehr von meiner Tante aufgehoben hat, an dem DNA haften könnte. Das war vor einer Woche. Als ich jetzt bei der Polizei nachfragte, ob Knochen von Maria dabei seien, sagte man mir, dass darüber keine Auskunft erteilt werden könne. Schließlich sei das Ermittlungsverfahren in vollem Gange. Es ist zum Verzweifeln.“

2

Zurück in ihrem kleinen Büro unter dem Dach der Kanzleivilla holte Catharina Marx tief Luft. Nun war sie schon fast seit einem halben Jahr in der Kanzlei beschäftigt, aber ein solcher Fall war ein Novum für sie. Bisher hatte sie nur Verkehrsstrafsachen bearbeiten dürfen, obwohl sie als Strafverteidigerin eingestellt worden war. Und nun gleich ein so spannender Fall, den sie seinerzeit sogar in der Zeitung verfolgt hatte. Catharina stammte aus einem kleinen Dorf bei Bad Hersfeld, das nicht weit von der damaligen Entführungsstelle entfernt lag. Der Fall hatte regional großes Aufsehen erregt und auch sie war von dem Geheimnis um die entführte Hausfrau gefesselt gewesen. Doch im Laufe der zehn Jahre war die Erinnerung daran verblasst.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!