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Mein Vater besaß das Zweite Gesicht. Er klärte nicht nur Diebstähle auf, sondern "sah" auch Geistwesen und nahm andere Dinge der Unsichtbaren Wirklichkeit wahr. Von Zeit zu Zeit hat er mir davon erzählt. Ich konnte aber dennoch weder als Kind und erst recht nicht als diplomierter Naturwissenschaftler akzeptieren, dass die Dinge, die er beschrieb, existierten. Ich ahnte nur, dass er recht haben könnte, verdrängte das aber mit scheinbar logischen Argumenten. Meine Einstellung änderte sich erst, nachdem mein Vater gestorben war. Später wurde mir klar, dass sein Folgegeist, eine Art Schutzgeist, seine Fylgie, wie sie im Altgermanischen bezeichnet wird, bei seinem Tod auf mich übergegangen war und mir nun dabei half, die Anderswelt wahrzunehmen. Die Begegnung mit Naturgeistern erfüllte mich häufig mit einer großen Freude. Es war wie das Wiedersehen alter Freunde. Durch den Kontakt mit ihnen fühlte ich mich eng mit der Natur verbunden. Es war, als ob sich ihre Liebe zur Natur auf mich übertrug. Ich habe das starke Gefühl, dass es nicht richtig wäre, diese Erfahrungen und Erkenntnisse für mich zu behalten, weiß aber, dass viele Menschen nichts davon hören wollen. Sie wähnen sich unabhängig von der Unsichtbaren Wirklichkeit, was natürlich nicht stimmt. Ich wählte deshalb den Weg über die japanische Gedichtform der Haiku und Tanka, indem ich zwischen normale, die Natur betreffende Kurzgedichte solche einfügte, in denen ich meine Erfahrungen mit Naturgeistern und überhaupt der Unsichtbaren Wirklichkeit beschrieb. Außerdem erschien es mir sinnvoll, zu zeigen, dass ich in der Lage bin, klar zu denken. Zu diesem Zweck entschlüsselte ich die Struktur des chinesischen Orakel- und Weisheitsbuches I-Ging, schrieb ein Buch darüber und stellte die Ergebnisse ins Internet, wo sie jeder überprüfen kann. Natürlich half mir auch dabei mein ererbter Folgegeist. In dem Buch sind Haiku und Tanka über die Folge- bzw. Schutzgeister enthalten.
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Seitenzahl: 73
Veröffentlichungsjahr: 2012
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Das Cover besteht aus zwei eigenen Fotos, Holunder mit reifen Beeren und einem Engel aus einem orthodoxen Kloster auf Zypern.
Die Haiku und Tanka, Aufsätze und Fotos, welche das Buch enthält, wurden vom Autor über mehr als fünf Jahre hinweg in Weblogs als „Jotins Haiku und Tanka“ ins Internet gestellt, insgesamt über 1200 Haiku und Tanka. Davon wurden die älteren Weblogs mit knapp 800 wieder gelöscht.
Von allem, Haiku und Tanka, Aufsätzen und Fotos wurde das Beste ausgewählt, überarbeitet und in diesem Buch nach Jahreszeiten geordnet zusammengestellt.
Jotin
Engel, der die Erde segnet!
Impressum
Copyright: © 2012 Jotin published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Inhalt
Frühling
Schneeschmelze
Frühlingswinde wehen
Blüten entfalten sich
Buddhas Geburtstag
Mai, der Monat der Gottes-Mutter
Frühling
Licht und Dunkelheit
halten sich heut´ die Waage.
Das Licht wird siegen!
Frühmorgens sangen
schon Vögel, doch es fiel Schnee,
da sind sie verstummt.
Die Eisdecke grau,
hell am Himmel Schwäne, am
Ufer Schneeglöckchen.
Das Licht ist zurück.
Saft steigt hoch und am Südhang
knospen schon Blätter.
Nur der Tann ist grün,
doch von überall her tönt
der Ruf des Täubers.
Aus Wolken-Lücken
fallen Sonnenstrahlen und
alles Gras ergrünt.
Unter´m Märzen-Schnee
schwelgt die Erde träumend schon
in Blütenräuschen.
Im Wald Rauschen der
Bäche und heller Gesang
erster Sing-Vögel.
Im noch kahlen Wald
ertönt von überall her
Vogel-Gezwitscher.
Südwinde wehen!
Das Vogel-Konzert beginnt
vor Morgengrauen.
Als Hagel-Schauer
nieder prasseln, verstummt der
Gesang der Vögel.
Sturm braust durch den Wald,
reißt letzte Blätter herab
und totes Astwerk.
Schneeschmelze
Der Frühlings-Schauer
macht den Schirm schwer, bis ich den
Schnee abschüttele!
Regen rauscht nieder,
tropft monoton auf´s Dach und
nass mir ins Gesicht.
Aus grauem Himmel
Regen; nur kurz als blasse
Scheibe die Sonne!
Es regnet Fäden,
platscht auf in Pfützen, schwappt ü-
ber in Dachrinnen.
Das Leben entstammt
dem Meer; mit Regen säugt es
die Kinder an Land!
Ich träumte vom Meer!
Als ich an den Fluss kam, sah
ich das Hochwasser:
Weiden in den Fluten, weit
entfernt das and´re Ufer.
Nach Regen-Tagen
strömt der Fluss breit, hoch und schnell
westwärts dem Meer zu,
bringt ihm das Wasser zurück,
das Wolken an Land tragen.
Die grauen Fluten
bringen Stämme und Wurzeln
dem Meer als Geschenk,
erzählen ihm vom Leben
an Land, das sein Wasser trinkt.
Schwarzer Kormoran,
stehst mit ausgebreiteten
Flügeln auf Steinen
mitten im Fluss und sonnst dich!
Schreckt dich das Hochwasser nicht?
Der Ufer-Pfad vom
Fluss überschwemmt. Schlamm bleibt, als
das Hochwasser fällt.
Stürmische Windböen,
wechselnde Wolkenbilder
und Regen, Regen!
Regen Tag und Nacht.
Im Park gründeln Enten jetzt
in großen Pfützen.
Horch! Vom Fluss her tönt
Nixen-Gesang. Die Wellen klingen nicht so fein.
Melodie voll´r Sehnsucht lockt
Menschen in ihr Wasser-Reich!
I
Yemanja, der Göttin des Meeres und der Fruchtbarkeit, ist eine der populärsten Gottheiten Brasiliens . Die Menschen opfern ihr zu Sylvester kurz vor Mitternacht an den Stränden Blumen und huldigen ihr durch Gesänge und Gebete.
Die Priesterinnen der Yemanja werden davor gewarnt, ins Meer hinaus zu schwimmen. Es soll immer wieder vorkommen, dass sie weiter und weiter ins Meer hinaus schwimmen und nicht mehr zurückkehren.
Das Lied des Meeres
ist der Gesang der Mutter;
es hat uns gebor´n.
Im Steingrab am Strand
streift unser Licht Gravuren
der Großen Mutter!
Der Körper spürt sie,
das inn´re Auge „sieht“ sie –
die Unsichtbaren!
Am Fluss begleiten
mich Nixen. Meine Freude
am Strom ist ihre!
I
Nixen oder Nymphen sollen nach germanischer Mythologie weissagen können. Weissagende
Wasserfrauen treten u.a. im mittelalterlichen Nibelungen Lied auf. Hagen wird auf seiner Reise donauabwärts an Etzels Hof von ihnen gewarnt. “Niemand kehre lebend nach Worms zurück”, sagen sie, “nur der Kaplan”. Um die Weissagung zu widerlegen, wirft Hagen den Geistlichen, der nicht schwimmen kann, in die
Hochwasser führende Donau. Doch dieser kann sich ans Ufer retten. Da weiß Hagen, dass sich die Prophezeiung erfüllen wird. Auch dem Autor weissagte eine hoch über der Elbe schwebende Wasserfrau. Die Weissagung, die von großer Bedeutung für sein Leben war, erfüllte sich.
Wenn die Nacht anbricht,
steigt vom Grund des Stroms das Schloss
der Nixen empor.
I
Von Theodor Fontane für einen See beschrieben, lässt sich dies auch an einem Fluss beobachten.
Aufgrund des Dunstes, der sich in der Nacht über der Wasseroberfläche bildet, ist es tagsüber im Wasser lebenden Naturgeistern möglich, nachts auch über dem Wasser zu agieren.
An dem Springbrunnen
im Cafe´ überlass´ich
der Nixe meinen
Körper, bis ich aufspringen
und den Kellner küssen will.
I
Der Experimentator ist ein Mann und normal veranlagt!
Die Inkorporation - das in den Körper hineinlassen - von Geistwesen ist in der Umbanda Religion Mittelamerikas und Brasiliens ein zentrales
Geschehen. Die Rituale dieser Religion drehen sich um Medien (Priesterinnen, Priester oder andere), in denen sich Geistwesen während der Kulthandlungen verkörpern. Das können Gottheiten, aber auch Geister von Verstorbenen sein, die vergöttlicht wurden.
Diese übernehmen den Körper des Mediums in unterschiedlichem Grad. Sie sprechen und handeln dann durch den von ihnen vorübergehend in Besitz genommenen Menschen. Manche wollen am Ende des Rituals noch nicht wieder gehen. Dann muss die Haupt-Priesterin oder der Haupt-Priester ein Machtwort sprechen. Es gibt spezielle
Gesänge, mit denen die Geistwesen gerufen und andere, mit denen sie wieder verabschiedet werden.
“Strahlkraft” “höherer”
Menschen ist diejenige
höherer Mächte.
Priester des Amun
verkehrten als Amun mit
and´ren Gottheiten,
der Pharao als Horus
mit Isis und Osiris!
Geister des Wassers
inkarnieren in Menschen,
die am Fluss leben;
Kinder mächt´ger Strom-Engel,
die über ihr Schicksal wach´n.
Seelen der Menschen
kommen aus allen Reichen,
schaffen und wirken,
bewegen ihr Element
mit Händen, schließen Freundschaft!
Frühjahrs-Winde wehen
Wind braust durch den Wald!
Baumstämme knarren und die
Vögel verstummen.
Baumwipfel wogen
im Sturm wie Meereswellen
in wilder Brandung!
Wind-Böen schütteln
die Baumkronen, vertreiben
dort selbst den Raben.
Wind rauscht, singt heut´ Nacht
in den Bäumen. Die Wipfel
tanzen im Mondlicht.
Windiger Morgen;
in der Dämm´rung biegen sich
Büsche und Bäume!
Wie starker Gesang
tönt der Sturm in den hohen
kahlen Baumkronen.
Christine
Sturm braust durch den Wald,
doch die Vögel singen wie
eh und je ihr Lied.
Sturm wütet im Wald:
Baumstämme brechen, stürzen
splitternd zur Erde!
Auf Wind-Bö´n fahren
Sturmgeister nieder, reiten
stürzende Bäume!
Sturm zerrt an uns´ren
Kleidern und dem buschigen
Astwerk der Kiefern!
Vornüber gebeugt
trotzen wir dem Sturm. Auch die
Kiefern neigen sich!
Rufender Rabe;
schwankender Fichten-Wipfel;
Baumgeist im Raben!
Auf dem höchsten Ast
wiegt der Wind eine Krähe.
In ihr der Baumgeist!
Wenn der Wind einschläft,
stehen die Wälder schweigend.
Vögel singen schon.
Als früh in der Nacht
der Mond unterging, sangen
schon viele Vögel!
Wisperndes Rauschen -
Blätter der Pappeln - erste
Harfe des Windes.
Auf schmalem Wald-Pfad
durch Blattwerk den Bach erspäh´n,
Sonnenlicht spiegelnd.
Wir lauschen seinem Flüstern.
Es sagt: Der Tag ist so schön!
Klonk! Hoch am Himmel
Wildgänse auf ihrem Flug
in Richtung Norden.
Lockender Rabe
auf kahlem Ast, verzaubert
von Aphrodite!
Kälte-Einbruch im
Frühjahr! Die Wildtaube hüllt
sich in Schornstein-Rauch.
Hoch über dem Feld
singt eine Lerche ihr Lied
im kalten April!
Christine
Die Sonne geht auf
und laut jubiliert mein Herz,
singt mit den Vögeln!
Sonne und Schatten,
frische Kühle auf der Haut –
die Eisheiligen!
Mondsichel über
dem Meer hast dich verspätet
und bist noch schmaler!
Frühlings-Regen rauscht
nach trock´nen Sonnentagen
zur Erde nieder.
Wasser-Tropfen perlen vom
Gefieder weißer Möwen!
Blüten entfalten sich!
Farbtupfer im Gras,
helles Gelb in Weiden, in
Sträuchern zartes Grün
und schmelzend kaltes Weiß in
Schneeflocken und Eiskörnern!
Kokusse blühen
unter blattlosen Bäumen –
Farbtupfer im Gras.
Haben die Blumen
hier sich doch mit den Farben
der Liebsten geschmückt.
I
Täuber zwischen lila Krokussen.
Buschwind-Röschen im
noch kahlen Wald lächeln der
Märzen-Sonne zu.
Im kalten Märzwind
blühen Buschwindröschen ganz
nah am Waldboden!
Christine
In kalten Regen
mischen sich Schneeflocken und
auch Blütenblätter.
Inmitten grüner
Blätter die rosa Blüten
der Päonie.
Schneeglöckchen läuten
nicht, die Namens-Vettern der
Oster-Glocken schon.
Schneeglöckchen nehmen
Abschied. Schon sprießen
Krokus und Osterglocke!
Zierkirschen blühen
im Garten des Amida
schon im Februar!
I
Amida ist der Buddha des Unermeßlichen Lichtglanzes
Vor Ostern hat sich
Mutter Erde noch rasch mit
frischem Grün geschmückt.
Still ist es draußen
am Ostermorgen. Es schneit
auf rosa Blüten.
Christine
In der Nacht war Frost,
haben die Balkon-Blumen
ihm widerstanden?
Vor kahlen Buchen
weiß blühende Kirschbäume.