Entschlüssle deine Persönlichkeit - Eric Gee - E-Book

Entschlüssle deine Persönlichkeit E-Book

Eric Gee

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Beschreibung

Jede(r) von uns ist einzigartig – und das, obwohl wir gewollt oder ungewollt meist im Meer der Konformität untergehen. Dabei sollen wir eigentlich in jeder Lebenssituation Persönlichkeit und Charakter beweisen: im Job, in der Beziehung, in der Gesellschaft. Eric Gee zeigt uns in seinem Schritt-für-Schritt-Guide auf humorvolle Weise, wie das geht. Der Lebenscoach bietet eine frische Perspektive auf Persönlichkeit, um den eigenen Typ zu ermitteln und so sich selbst und die Mitmenschen besser zu verstehen. Seine Assistenten: Hai, Pavian, Buckelwal und Co. Mithilfe von 16 außergewöhnlichen Tier-Archetypen, lustigen Anekdoten und kulturellen Anspielungen gehen wir auf Entdeckungsreise zum eigenen Ich und erfahren, warum die Spinne total karrieregeil und der Schmetterling so lässig ist – und wie viel davon tatsächlich in uns steckt. Gee verzichtet auf unpersönliche Tests, sondern lehrt uns vielmehr, uns selbst zu erkennen. Eine spannende Lektüre für alle, die offen dafür sind, die Mitmenschen auf andere und neue Weise kennenzulernen – und auch sich selbst.

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Seitenzahl: 408

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Eric Gee

Entschlüssle deine Persönlichkeit

Wie du mit 16 Tier-Archetypen deine Stärken, Fähigkeiten, Fehler erkennst – und die der anderen!

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

1. Auflage 2024

© 2024 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Die englische Originalausgabe erschien 2024 bei Prometheus Books, einem Imprint von Globe Pequot, The Rowman & Littlefield Publishing Group, Inc. unter dem Titel The Power of Personality Copyright © 2024 by Eric Gee. All rights reserved.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Übersetzung: Simone Fischer

Redaktion: Petra Holzmann

Umschlaggestaltung: Manuela Amode

Umschlagabbildung: Adobe Stock/Galina/Formatoriginal

Abbildungen Innenteil: Adobe Stock/public/lyaf/denis08131/iconicbestiary/Happypictures/zolotons/sangidan/PurpleShine/PurpleShine/PurpleShine/PlutusART/artnovielysa/Rino/AdyZakaria

Satz: inpunkt[w]o, Wilnsdorf (www. inpunktwo.de)

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-7474-0566-6

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96121-651-2

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96121-652-9

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.mvg-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Vorwort

Theorie

Das Sieben-Punkte-Credo von Entschlüssle deine Persönlichkeit

Kapitel 1 – Die Geschichte der Menschheit (in Bezug auf die Typisierung)

Vier

»The Times They Are a-Changin’«

Was haben wir gelernt?

Die Welt in Vierergruppen

Kapitel 2 – Die vier Rudel

Wir sind alle im Grunde genommen formbare Knete

Eine Hierarchie der Bedürfnisse

Vier Rudel, vier Tiere, vier Bögen, vier Rollen

Kapitel 3 – Die Sammler

»Sie haben die goldenen Bögen, wir haben das goldene M!«

Die Blase ausdehnen

Der Hirsch

Der Biber

Der Elefant

Der Bär

Kapitel 4 – Die Jäger

»Wir reden übers Üben, Mann!«

Die Technik weiterentwickeln

Der Fuchs

Der Hai

Der Pfau

Der Schmetterling

Kapitel 5 – Die Schamanen

»Lass mich dich sehen, wie du wirklich bist!«

Das Selbstverständnis erweitern

Der Delfin

Der Panda

Der Pavian

Der Buckelwal

Kapitel 6 – Die Schmiede

»Hast du mal ein menschliches Herz gesehen?«

Ihren Sinn für Menschlichkeit erweitern

Der Killerwal

Die Spinne

Der Schimpanse

Die Eule

Kapitel 7 – Fantastische Menschen und wo sie zu finden sind

Ein Goodbye-Kuss vor der Typisierung

Eine »Szene« aufschlüsseln

Dem Prozess vertrauen

Was machst du? Macht es dir Spaß?

Sieben Fähigkeiten

Mögliche Berufe

Pause

Die Pepsi-Challenge

Cold Reading

Kontextuelle Gegenüberstellung

Kapitel 8 – Verschiedene Sammler-Typen und wo sie zu finden sind

Es gibt keine Einheitslösung für alle

Pflichtbewusstsein versus Familienbewusstsein

Hirsche kontra Biber

Elefanten kontra Bären

Kapitel 9 – Verschiedene Jäger-Typen und wo sie zu finden sind

Missverständnisse

Adrenalinsucher versus Vergnügungssucher

Füchse kontra Haie

Pfaue kontra Schmetterlinge

Kapitel 10 – Verschiedene Schamanen-Typen und wo sie zu finden sind

Das Abenteuer der Verbindung?

Menschen an erster Stelle versus Grundsätze an erster Stelle

Delfine kontra Pandas

Paviane kontra Buckelwale

Kapitel 11 – Verschiedene Schmied-Typen und wo sie zu finden sind

Nosferatu

Anwendungsorientiert versus neuheitsorientiert

Killerwale kontra Spinnen

Schimpansen kontra Eulen

Kapitel 12 – Du bist der Test

Die letzten Seiten rekapitulieren

Eingabe – Modell – Kontrolle

Übung macht den Meister

Kapitel 13 – Abweichende Rollen

Nicht aus diesem Chloé-Zhao-Film

Bei den Sammlern: Die Deindividualisierer

Bei den Jägern: Die selbstsüchtigen Nervenkitzel-Sucher

Bei den Schamanen: Die selbstgerechten Weltverbesserer

Bei den Schmieden: Die hochfunktionalen Soziopathen

Kapitel 14 – Abschließende Gedanken

Elon Musk ist eine Anomalie

Die vierte Dimension

Schubladendenken

Persönlichkeitstypisierung sinnvoll einsetzen

Arbeit

Liebe

»Adieu, adieu, adieu, to you and you and you«

Anhang

Quellen

Über den Autor

Vorwort

Theorie

Heutzutage ist jeder ein Experte. Egal, ob es um Politik, Sport oder Innenarchitektur aus der Mitte des Jahrhunderts geht – kein Thema ist davor gefeit, im Internet von irgendwelchen Leuten mit einem Computer, WLAN-Zugang und einer Meinung erörtert zu werden. Bei der Persönlichkeitstheorie ist das nicht anders. Es gibt Bücher, die dir sagen, wie deine Orientierung ist – nein, nicht diese Art von Orientierung. Und es gibt Tests, die dir versprechen, deine Stärken herauszufinden, während sie deine Schwächen praktischerweise ausblenden. Ich weiß, ich weiß, jeder hat ein Recht auf seine Vorstellung von der Persönlichkeitstypisierung. Doch was unterscheidet meine Persönlichkeitstypisierung von den Tausenden anderen, die im Internet verbreitet sind?

Zunächst einmal unterrichte und coache ich seit mehr als 20 Jahren zum Thema Persönlichkeitstheorien. Persönlich. Mit echten, lebenden Menschen. Ich habe nicht einfach nur das Buch Gifts Differing – Isabel Myers’ bahnbrechendes Werk über die Persönlichkeitstheorie – gelesen und es dabei bewenden lassen. Ich habe ein Bildungsunternehmen gegründet und über zehn Jahre lang geleitet, das mehr als 20 000 Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen typisiert hat. Ich schätze, dass ich im Laufe meines Lebens mehr als 50 000 Menschen typisiert habe. Sind das mehr, als jeder andere Mensch auf diesem Planeten analysiert hat? Nein. Aber es sind wahrscheinlich mehr Menschen, als 99,99999 Prozent der Bevölkerung typisiert haben. Genau deswegen empfehle ich dir, meinen Rat zur Persönlichkeitstheorie oder den von etwa 780 anderen Menschen mit der nötigen Erfahrung und Expertise zu befolgen, statt auf einen »Experten« auf Reddit zu hören, der Persönlichkeitsmemes über Katzen erstellt (wobei ich nichts gegen Memes über Katzen habe).

Zunächst einmal sollten wir aufhören, das Wort »Theorie« zu verwenden. Theorie bedeutet, dass etwas wissenschaftlich bewiesen werden kann, sodass es allgemein als Tatsache akzeptiert wird. Unabhängig davon, wie effektiv ein Persönlichkeits-Typisierungssystem ist, gibt es keine Möglichkeit, es mit einer wissenschaftlichen Methode zu beweisen. Vielleicht wird es in Zukunft Forschungen geben, die beweisen, dass negative Ionen oder Gehirnwellen – ich glaube, es gibt eine aktuelle Studie, die diesen Ansatz verfolgt – oder die Größe der Hypophyse eines 35-Jährigen den Persönlichkeitstyp eines Menschen bestimmen. Aber so weit sind wir noch nicht. Und selbst wenn es so wäre, ist das wirklich wichtig? Ich denke, dass es nicht unbedingt darauf ankommt, wie etwas funktioniert, sondern wie es uns helfen kann, ein glücklicheres und erfüllteres Leben zu führen.

Und genau so sehe ich die Aufgabe der Persönlichkeitstypisierung: Sie soll uns dabei helfen, uns selbst und andere besser zu verstehen. Dazu braucht man ein gutes Auge für Details und die Fähigkeit zu erkennen, wie diese Details zu dem Ganzen beitragen, das uns als Menschen ausmacht. Und mit jeder neuen Beobachtung eröffnen sich neue Wege der Entdeckung und Erfahrung.

Aus diesem Grund basiert Entschlüssle deine Persönlichkeit, kurz EdP, nicht auf einer Theorie. Sie basiert auf einer Methode – einer Methode, mit der du dich selbst und andere besser verstehen kannst, in der Hoffnung, dass dadurch eine bessere Gesellschaft entsteht oder zumindest verhindert wird, dass gesellschaftliche Konflikte so weit ausufern, dass es kein Zurück mehr gibt (in diesem Fall hoffe ich, dass du deine Überlebensfähigkeiten für die Zombie-Apokalypse gut trainiert hast). Die Persönlichkeitstypisierung ist keine Wissenschaft. Sie ist ein Handwerk, so wie das Kochen oder das Erzählen einer guten Geschichte. Und genau wie diese Handwerkskünste auf einer Grundlage von Rezepten, Drei-Akt-Strukturen, Messerfertigkeiten und erzählerischen Elementen aufgebaut sind, verfügt die EdP-Methode der Persönlichkeitstypisierung über eine solide Basis von Struktur und Technik.

Struktur

Die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Weltbevölkerung lassen sich in vier Hauptgruppen einteilen. Innerhalb dieser Gruppen gibt es vier Untergruppen, sodass es insgesamt 16 verschiedene Persönlichkeitstypen gibt, die von Tieren repräsentiert werden. Im Folgenden findest du eine Liste der Tiere und ihrer Stereotypen auf Grundschulniveau (eine ausführlichere und weniger flapsige Beschreibung folgt später, versprochen):

Der Hirsch: Der herrische Gruppenanführer

Der Biber: Der Regelbefolger/Die Petze

Der Elefant: Der freundliche Missachter des persönlichen Raums

Der Bär: Der Ruhige, der dem Lehrer immer freiwillig hilft

Der Fuchs: Das coole, aber manchmal hinterlistige Kind

Der Hai: Der furchterregende Sportler

Der Pfau: Die laute Diva/Tänzerin

Der Schmetterling: Der sanfte Zeichenkünstler

Der Delfin: Der beliebte Weltverbesserer

Der Panda: Der zurückhaltende Bücherwurm und heimliche Lästerer

Der Pavian: Der Klassenclown und heimliche Magic: The Gathering-Spieler

Der Buckelwal: Der Tagträumer

Der Killerwal: Der Abschiedsredner, der die Weltherrschaft anstrebt

Die Spinne: Der »Erwachsene« im Raum

Der Schimpanse: Der coole Nerd

Die Eule: Die Streberin

Technik

Jeder Typ weist zahlreiche Unterscheidungsmerkmale auf, und die Art und Weise, wie sie sich äußern, kann entweder leicht zu beobachten oder ohne einen zusätzlichen Anreiz durch den Beobachter kaum zu entschlüsseln sein. In diesem Buch gehe ich auf viele Techniken ein, die ich im Laufe der Jahre entdeckt habe. Mit ihnen kannst du die Informationen gewinnen, die du brauchst, um jemanden zu typisieren – auch dich selbst.

Für wen ist dieses Buch eigentlich gedacht? Für jemanden, der offen dafür ist, Menschen auf neue und andere Art kennenzulernen, und vor allem für jemanden, der tiefer in sich selbst hineinschauen möchte. Vielleicht bist du mit deiner aktuellen Lebenssituation unzufrieden. Vielleicht gibt es Konflikte in deinen Beziehungen, die du gerne ohne ein riesiges Tamtam lösen würdest. Vielleicht bist du auch superglücklich und möchtest einfach nur Kommentare zu deiner Lebensleistung lesen, während du deine Siegesrunde drehst. Was auch immer der Grund ist, du bist jemand, der bereit ist, in den Spiegel zu schauen und sich selbst zu analysieren, was nicht immer schmerzfrei ist. In erster Linie ist dieses Buch aber eine Erinnerung daran, dass wir alle auf unsere ganz eigene Weise besonders sind und dass es immer noch Raum zum Wachsen gibt.

Natürlich wäre jede Beschreibung, für wen Entschlüssle deine Persönlichkeit ist, ohne eine Information, für wen das Buch nicht ist, nachlässig. Ein Zyniker könnte die folgenden Darstellungen als einen Präventivschlag gegen alle potenziellen Andersdenkenden bezeichnen. Ich ziehe es vor, sie als einen kurzen Versuch zu betrachten, diejenigen zu verstehen, die sich durch die Inhalte dieses Buches beleidigt, provoziert und in einen allgemeinen Zustand des Unbehagens versetzt fühlen könnten. Daher ist dieses Buch eigentlich genau für diese Menschen bestimmt. Und in einem Buch, das sich mit Persönlichkeitstypen befasst, scheint es nur angemessen, dass diese Skeptiker in drei Kategorien eingeteilt werden.

Hater, Faschisten im Schafspelz und Meister des Persönlichkeitsuniversums

Hater

Hater brüsten sich gerne damit, die Klügsten im Raum zu sein. Diese grundlos rebellierenden Forumsteilnehmer verbreiten ihre hitzigen Kommentare nur zum Selbstzweck. Als Tastatur-Gangster und Herrscher über den Kommentarbereich, den sie für besonders trollwürdig halten, gehören sie zu den wenigen Menschen, denen ich ohne Umschweife sagen kann: »Hör auf zu lesen.« Die Bücher, die sie lesen, dienen nur dazu, ihre erfundenen Argumente zu untermauern. Wenn sie eine Hochschule besucht haben, dann haben sie wahrscheinlich eine harte Wissenschaft studiert, wie Ingenieurwesen oder Informatik, oder etwas, das mit Geld zu tun hat, wie Wirtschaft oder Finanzen. Wenn sie nicht studiert haben, arbeiten sie wahrscheinlich in einem praktischen Bereich, zum Beispiel auf dem Bau oder in der Hauswartung – obwohl die praktische Arbeit in einem solchen Bereich vielleicht unter ihrer Würde ist.

Hater betrachten die Persönlichkeitstypisierung oft als Schwindel und ziehen es vor, sich an die »Wissenschaft« zu halten, die in Wirklichkeit nur ihre Methode ist, an den Glaubenssätzen der Vergangenheit festzuhalten und diese als Fortschritt zu verkleiden. Hater verweisen auch gerne auf Theorien, die das menschliche Verhalten mit dem von Tieren oder alten Versionen von uns selbst vergleichen. Das kennt man ja: Bücher, in denen empfohlen wird, zu den Gewohnheiten der Höhlenmenschen zurückzukehren oder patriarchalische Geschlechternormen zu rechtfertigen, indem man sie mit dem Verhalten von Tieren in Verbindung bringt. Ich habe die Logik in diesen Vergleichen noch nie verstanden. Natürlich sind wir technisch gesehen auch Tiere, aber Darwin hat die Evolutionstheorie nicht nur zum Spaß geschrieben. Der Mensch ist eine weitaus komplexere Spezies als jede andere auf diesem Planeten – oder hast du schon mal einen Orang-Utan gesehen, der eine Personalabteilung für seine vom Job deprimierten Artgenossen gegründet hat? Dass wir zurückblicken, ist genau das: rückständig. Und ich will jetzt auch keinen Satz hören wie: »Tiere benutzen auch Werkzeuge!« Zu sagen, ein Otter benutze Werkzeuge wie ein Mensch, ist so, als würde ich behaupten, mein neunjähriger Neffe benutze einen Baseballschläger wie Juan Soto. »Wie« ist dabei ein relativierender Begriff – und ein nettes kleines Wortspiel.

Was die Höhlenmenschen-Nostalgie angeht: Sollten wir unsere heutigen Werte und Verhaltensweisen wirklich auf die niedersten Instinkte unseres evolutionären Wachstumsprozesses stützen? Wie ist das bei unseren Vorfahren gelaufen? Es gibt so etwas wie Fortschritt. Wann hast du das letzte Mal jemanden sagen hören: »Ich finde das neue [hochkomplexe] Madden-Spiel toll, aber es wäre echt klasse, wenn das gute alte [einfach gestrickte] Pong wieder veröffentlicht würde.« Hater lieben es auch, widersprüchlich zu sein. Damit versuchen sie nicht nur, sich besonders zu fühlen, sondern es zeigt auch eine Form des Misstrauens, hinter dem sich oft eine tief sitzende Unsicherheit verbirgt. Sie haben das Gefühl, dass sie, wenn sie sich wirklich öffnen und verletzlich zeigen, von anderen genauso wahrgenommen werden, wie sie sich selbst wahrnehmen: hässlich und dumm. Das ist eine Schande, denn Hater haben viel zur Welt beizutragen und sind ziemlich klug – nur nicht so klug, wie sie glauben.

Faschisten im Schafspelz

Das sind die wohlmeinenden Leute, die gegen Persönlichkeitstypisierungen wettern, weil sie das Gefühl haben, dass dadurch Menschen in feste Schubladen gesteckt werden. Natürlich sind sie sich in der Regel nicht bewusst, dass sie es selbst auch tun:

»Oh, du kennst doch die Art. Sie ist unordentlich.«

»Er hat diese Typ-A-Persönlichkeit.«

»Sie mag starke, stille Typen.«

Sie können nicht anders. Ihre Sicht auf die Welt basiert ebenfalls auf Beobachtung und Kategorisierung. Deshalb ist es für sie gar nicht so, dass die EdP-Methode den freien Willen und die Individualität behindert; sie verstehen nur nicht, wie das funktioniert.

Ich bezeichne sie als Faschisten im Schafspelz, weil sie die Ersten sind, die andere für ihr Anderssein geißeln, und das unter dem Deckmantel der Offenheit und des Potenzials. Ich habe früher eine Jugend-Basketballmannschaft trainiert und erinnere mich an ein Gespräch zwischen einem meiner Spieler und seinem Vater. Der Vater war der Meinung, er sei auf dem Spielfeld nicht aggressiv, was auch stimmte, und bat mich, das aus ihm herauszuholen.

Ich sagte dem Vater: »Schau, so ist er nun mal. Er ist ein sanftes Kind. Er ist uneigennützig, liebt es, seine Mitspieler zu unterstützen, und trifft immer die richtige Entscheidung. Und kein Spieler ist so trainierbar wie er.«

»Ja, aber ich bin es leid zu sehen, wie er herumgeschubst wird.«

Er warf mir vor, dass mein Trainingsstil seinen Sohn einschränke, und bestand darauf, dass sein Sohn mit dem richtigen Training ein großartiger Spieler werden könnte. Er war nicht in der Lage, sich von seiner begrenzten Vorstellung zu lösen, was einen guten Spieler ausmacht. Bedauerlicherweise hat er nie gesagt, dass er sich wünscht, dass sein Sohn ein großartiger Mensch wird, aber das ist hier wohl nicht der Punkt. Wenn zu dir also das nächste Mal jemand sagt: »Jeder kann alles sein, was er will«, solltest du wissen, dass er damit im Grunde sagen will: »Jeder kann so sein, wie ich es von ihm will.«

Meister des Persönlichkeitsuniversums

Im Film Good Will Hunting gibt es eine Szene, in der ein herablassender Harvard-Student versucht, den aus der Arbeiterklasse stammenden Chuckie (gespielt von Ben Affleck aus der Zeit vor Gigli) in Verlegenheit zu bringen, der sich als Harvard-Student ausgibt, um ein paar Studentinnen in einer Bar zu beeindrucken. Der Student macht sich über Chuckies »elementare« Bildung lustig, indem er etwas von sich gibt, was man salopp als intellektuellen Selbstbefriedigungsquatsch bezeichnen kann. Er käut im Grunde die letzte Geschichtsvorlesung wieder, die er besucht hat, was Will (gespielt von Matt Damon aus der Zeit vor The Great Wall), einem Hausmeister bei Tag und einem Genie bei Nacht, nicht entgeht. Will beschuldigt ihn des Plagiierens: »Du kommst hier abends in eine Bar, lernst vorher irgendeinen obskuren Text auswendig und gibst damit mächtig an, nur um irgendwelche Frauen aufzureißen und meinen Freund lächerlich zu machen.« (Van Sant, 1997)

Leider hat diese Szene mehr als nur eine starke Ähnlichkeit mit Elementen der Persönlichkeitstypisierungs-Community: »Experten« im Internet, die 100 Jahre alte Theorien predigen, als wären es ihre eigenen. Es ist wie in dem Film Yesterday, in dem jeder vergisst, dass es die Beatles gibt, bis auf einen strauchelnden Musiker, der plötzlich auftaucht und die Songs der Beatles als seine eigenen ausgibt (Boyle, 2019). Und genau wie bei den Beatles nimmt jeder das Originalmaterial als unfehlbar an. Ich liebe While My Guitar Gently Weeps und finde das Songwriting der Beatles verdammt genial, aber seien wir mal ehrlich, ein Großteil der Produktion der Songs ist so, als würde man ein Mayonnaise-Sandwich essen. Es gibt einen Grund, warum ihre Songs so oft gecovert werden. (Bobby Womacks Version von And I Love Her ist übrigens überirdisch.)

Die Meister des Persönlichkeitsuniversums lesen alle die gleichen Bücher, lernen die gleichen Informationen auswendig und reden im gleichen Jargon. Niemand macht sich die Mühe, eigene Beobachtungen anzustellen oder eigene Erkenntnisse zu gewinnen, denn diese Leute sind Sklaven des Bestätigungsverhaltens und zu sehr damit beschäftigt, die Welt durch das Prisma der wenigen bahnbrechenden Werke zur Persönlichkeitstheorie zu sehen. Sie hängen so sehr an den Theorien, dass sie sich von der eigentlichen Bedeutung lösen – wie ein Anhänger, der glaubt, es reiche aus, ein Mantra ständig zu wiederholen, um es zu verstehen. Was ihnen an tiefem Verständnis fehlt, machen sie durch Bestimmtheit wieder wett. Sie haben immer recht, und wenn du nicht mit ihnen übereinstimmst, sind sie mehr als bereit zu beweisen, dass deine Erkenntnisse falsch und verlogen sind, indem sie die Ideen einer anderen Person als ihre eigenen ausgeben.

Das Sieben-Punkte-Credo von Entschlüssle deine Persönlichkeit

Es ist vielleicht unnötig, dieses Vorwort mit einer Liste von Gründen zu beenden, warum dieses Buch anders (also besser) ist als andere Bücher über Persönlichkeit. Schließlich hast du es ja schon gekauft. Ich schiebe es auf meine fast schon zwanghafte Angewohnheit, Unterscheidungen zu treffen, was bei der Persönlichkeitstypisierung nützlich ist, aber auch als übermäßig kritisch erscheinen kann. Ganz im Sinne von Jalen Rose, einem Profi-Basketballspieler, der auf die Frage, warum er Kobe Bryant nicht zu Boden schlug, als dieser auf dem Weg war, 81 Punkte gegen Roses Toronto Raptors zu erzielen, einmal sagte: »Ich wollte kein Hater sein.« (Rose, 2006) Deshalb ist das Folgende keine Auflistung all dessen, was Entschlüssle deine Persönlichkeit nicht ist, sondern vielmehr eine Erklärung all dessen, wofür die Methode steht – ein Sieben-Punkte-Credo, wenn du so willst.

Die Persönlichkeitstypisierung ist keine Wissenschaft. Vergiss das nicht, egal, wie oft jemand versucht, dich davon zu überzeugen, dass kognitive Funktionen existieren. Sie sind lediglich die Keule, mit der die »Persönlichkeitstheorie ist eine Wissenschaft«-Verfechter den Leuten auf den Kopf schlagen, während sie Carl Jung zitieren. Sicher, vor 100 Jahren war das eine bahnbrechende Theorie, aber das galt auch für die Vorstellung, dass man mit Elektrotherapie Kinderlähmung heilen kann.

Intuition: Trainiere deine Intuition, dann vertraue ihr. Wenn wir uns auf die »Wissenschaft« verlassen, vernachlässigen wir unsere eigenen natürlichen Gaben. Jeder Mensch hat jahrelange Erfahrung in der Beobachtung von Menschen in seinem Unterbewusstsein gespeichert. Wir sollten also den Computer ausschalten, diesen Wissensschatz anzapfen, den Todesstern in die Luft jagen und nach Hause gehen. Natürlich kann auch keine noch so große Anzahl an gelesenen Büchern – auch nicht dieses – die gute, altmodische Praxis der Intuition übertreffen. Typisiere deine Eltern. Und deine Freunde. Typisiere den unheimlichen Typen auf der Party, dessen Nummer du gerade widerwillig entgegengenommen hast, obwohl du genau weißt, dass du sie später wieder löschst. Und am allerwichtigsten: Typisiere dich selbst.

Tests sind unzuverlässig. Jeder Persönlichkeitstest ist ein grobes Instrument. Diese Tests sind einfach, leicht auszuwerten und lassen daher viel von der Komplexität und der menschlichen Note vermissen, die nötig sind, um einen Menschen richtig zu typisieren. Sich an einen Algorithmus zu halten, mag bei Spotify funktionieren, aber um die Gründe für die Entscheidungen, die du oder andere im Leben getroffen haben, zu verstehen, muss man schon etwas neugieriger sein, als zu fragen, ob du eher gesprächig oder eher schüchtern bist.

Leg dich ins Zeug. Jeder will wissen, wer er ist und was das bedeutet und ob das seine Existenz rechtfertigt. Das ist schön und gut, aber vergessen wir nicht die Stunden der Innenschau und Beobachtung, die nötig sind, um an diesen Punkt zu gelangen. Eine Behandlung ist immer nur so gut wie die Diagnose. Einstein soll gesagt haben (das Zitat ist umstritten, aber ich liebe es, deshalb verwende ich es trotzdem): »Wenn ich eine Stunde Zeit hätte, um ein Problem zu lösen, würde ich 55 Minuten damit verbringen, über das Problem nachzudenken, und fünf Minuten über die Lösung.« Die Erkenntnis, dass du als bestimmter Persönlichkeitstyp aufgrund von X, Y und Z eher zu A, B und C neigst, ist nur dann sinnvoll, wenn es sich um deinen tatsächlichen Persönlichkeitstyp handelt. Alles andere ist nur ein Persönlichkeits-Cosplay.

Scheue dich nicht vor einer Neubewertung. Ich werde oft gefragt, ob es möglich ist, dass sich der Typ eines Menschen ändert. Meine übliche Antwort? Nein. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass sich dein Verständnis für die betreffende Person vertieft hat und sich daher aus deiner Sicht ihr Typus verändert hat. Neue Informationen können zu einer neuen Diagnose führen. Wenn wir ein Leben lang etwas über Physik oder Fantasy Football lernen können, dann können wir auch ein Leben lang etwas über die Menschen lernen, mit denen wir uns täglich umgeben. Das gilt auch für die Leute, die wir auf der Straße treffen, schon allein aus dem Grund, weil wir mit ihnen auf diesem Planeten festsitzen.

Hab Spaß! Ich habe schon mehr als ein paar Seiten damit verbracht, auf die Bedeutung der Persönlichkeitstypisierung hinzuweisen. Es ist mir nun ein Bedürfnis, dich mit mehr als nur ein paar Zeilen daran zu erinnern, dass du den Typisierungsprozess nicht zu ernst nehmen solltest. Diese beiden Wahrheiten schließen sich nicht gegenseitig aus. Deshalb wirst du in diesem Buch ziemlich viele popkulturelle Anspielungen, persönliche Anekdoten und halbherzige Verweise auf Themen wie Nietzsches Relativismus und Depeche Mode bis hin zu Skatologie und den Paarungsgewohnheiten der Bananenschnecke finden. Wenn wir untersuchen, wie unsere Persönlichkeit mit anderen zusammenhängt, funktioniert das am besten durch ein Prisma der Vertrautheit. Persönlichkeit sollte etwas Persönliches sein. Und so wie lockere Muskeln die Flexibilität und Stärke erhöhen können, verhindert eine lockere Herangehensweise an die Typisierung anderer Menschen Unbeweglichkeit und schärft die Sinne.

Ich bin der Test. Das habe ich in meinem Leben schon mehr als ein paar Mal gesagt, immer als Antwort auf jemanden, der behauptet hat, dass seine Testergebnisse anders ausfielen als die Ergebnisse meiner persönlichen Typisierung von ihm. Fairerweise sollte man erwähnen, dass ich nicht immer recht habe. Im Gegenteil, ich überprüfe mich immer wieder selbst (siehe Punkt 5), und in meinen frühen Zwanzigern war ich eine Zeit lang überzeugt, dass ich ein anderer Typ bin als jetzt. Trotzdem müssen wir lernen, der Gesamtheit unserer Beobachtungen und Erkenntnisse mehr zu vertrauen als den Ergebnissen einer gewöhnlichen, selbstverwalteten Checkliste mit Multiple-Choice-Fragen. Denk daran: Ich bin der Test. Und du kannst das auch sein.

Kapitel 1

Die Geschichte der Menschheit (in Bezug auf die Typisierung)

Vier

Um es mit den Worten von George Santayana ([1905] 2013) zu sagen: »Wenn du die Geschichte nicht kennst, bist du verdammt, sie zu wiederholen.« Genauso wäre jedes Verständnis der Gegenwart und der Zukunft der Persönlichkeitstypisierung ohne die Kenntnis der Vergangenheit unvollständig. Ich weiß, dass wir nicht den ganzen Weg auf dem Highway der Ideen zurückgelegt haben, um zu hören, wie ich die Theorien anderer wiederkäue – vor allem, nachdem Good Will Hunting gezeigt hat, wie dumm das ist. Aber ein Crashkurs über die Geschichte der Persönlichkeitstheorie ist unerlässlich, um zu verstehen, wie Entschlüssle deine Persönlichkeit von den vorangegangenen Arbeiten beeinflusst wurde und, was noch wichtiger ist, wie es sich aus ihnen entwickelt hat. Es ist auch eine Art, den Vorfahren der Persönlichkeitstypisierung unseren Respekt zu zollen, ähnlich wie bei den »In Memoriam«-Beiträgen während der Oscar-Verleihung; die sind voller bemerkenswerter Auslassungen und zufälliger O-Töne, aber nicht so deprimierend. Und du musst dich nicht gezwungen fühlen zu klatschen, wenn du noch nie von einer der dabei genannten Personen gehört hast.

Aber nun zum Thema: Die Vorstellung von einer Welt, die aus vier verschiedenen Elementen besteht, gibt es schon seit dem sechsten Jahrhundert vor Christus. Am Anfang waren diese Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft. Man glaubte, dass jede dieser vier Substanzen ihre eigenen einzigartigen Qualitäten und Eigenschaften hat, deren Kombination unserer Welt Gleichgewicht und Synergie verleiht. Ja, ich weiß, das klingt unheimlich nach Avatar – Der Herr der Elemente, aber ich kann dir versichern, dass diese alten Knacker die Idee zuerst hatten.

Das alte Persien

Der erste alte Knacker war ein persischer Philosoph namens Zarathustra, der auch unter seinem Rappernamen Zoroaster bekannt ist. Zarathustra beschrieb die vier genannten Elemente als »wesentlich für das Überleben aller Lebewesen«. (Habashi, 2000)

Das antike Griechenland

In der griechischen Antike wurde die Bedeutung der Elemente bereits im siebten Jahrhundert vor Christus diskutiert. Philosophen wie Thales und Anaximenes stellten fest, dass einzelne Elemente wie Wasser (Thales) und Luft (Anaximenes) die Quelle unserer Existenz sind. Erst mit Empedokles im vierten Jahrhundert vor Christus wurde den Griechen eine kosmogonische Theorie vorgestellt, die alle vier Elemente umfasste. (Russell, 1991)

Indien

Als Pancha Mahabhuta wird die Gruppe der fünf großen Elemente bezeichnet: Erde, Feuer, Wasser, Luft und der Äther (Raum), was also noch ein zusätzliches Element ist, sozusagen die ayurvedische Version von Captain Planet, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass in den Veden erklärt wird, Captain Planet sei die Samstagmorgen-Cartoon-Version des Hinduismus. (Venkatesan, 2013) Eine Version dieser 4+1-Elemente-Theorie findet sich auch im Bön, einer alten tibetischen Philosophie, die noch vor der Etablierung des Buddhismus entstand. Der Buddhismus selbst zählt vier große Eigenschaften zu seinen Lehren: Festigkeit (Erde), Energie (Feuer), Zusammenhalt (Wasser) und Ausdehnung (Luft). (Bodhi, 1995) Im Laufe der Zeit wurden die vier Elemente durch symbolische Inkarnationen ersetzt, die jeweils für die Eigenschaften stehen, die lange Zeit mit Erde (fest und geerdet), Feuer (erregbar und kinetisch), Wasser (emotional und einfühlsam) und Luft (distanziert und abstrakt) in Verbindung gebracht wurden.

Die Bibel

Diese Symbolik findet sich sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. Zum Beispiel in Hesekiel 1, 10, wo Hesekiel seine Vision von einem Cherubim mit vier Gesichtern folgendermaßen beschreibt: »Die Gestalt ihrer Gesichter aber war: ein Menschengesicht, ein Löwengesicht bei allen vier nach rechts, ein Stiergesicht bei allen vier nach links und ein Adlergesicht bei allen vier.« Dieselben vier Tiere finden sich auch in der apokalyptischen Vision, die in Offenbarung 4, 7 beschrieben wird: »Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.« Die Darstellungen sind eindeutig: der feurige Löwe, der fleißige Stier, der gefühlsbetonte Mensch und der hochmütige Adler, der leichter ist als die Luft.

Diese Archetypen lassen sich sogar im Schreibstil der vier Evangelien selbst erkennen. Das sehr schnelle Tempo und die Aktualität des Markus-Evangeliums sind ebenso vom Feuer angetrieben, wie das stoische, ernste und ausführliche Matthäus-Evangelium von der Erde geprägt ist. Das Lukasevangelium ist im Stil eines sehr gut recherchierten Historikers geschrieben, fast schon ambivalent in seiner akademischen Art, die in vielen Fällen mit Luft assoziiert wird. Und jeder, der das Neue Testament gut kennt, ist mit den Worten des Johannes vertraut, die praktisch vor Emotionen überquellen, als würde ein geistlicher Kelch überfließen.

Hippokrates

Diese Vier-Gruppen-Klassifizierung fand dank Hippokrates ihren Weg in die »Wissenschaften«. (Hippokrates ist auch als Vater der Medizin bekannt, weshalb nach ihm der medizinische Eid benannt wurde – um ehrlich zu sein, hört sich »nicht schaden« – aus dem Gebot, den Kranken nicht zu schaden – vielleicht auf einem Autoaufkleber gut an, aber mal ganz im Ernst: Wenn du von Blutegeln langsam dein Blut aus deinem Körper gesaugt bekommst, klingt das nach einer Menge Schaden.) Abgesehen von den bereits erwähnten Aspekten seines Lebens war Hippokrates auch für seine Viersäftelehre bekannt, die besagt, dass unsere Gesundheit und unser Verhalten durch chemische Systeme in unserem Körper reguliert werden, die mit einem der vier Körpersäfte, den Humoren, verbunden sind. Jede Krankheit oder jedes Leiden, das wir uns zuziehen, ist auf ein Ungleichgewicht von einem, zwei oder vielleicht allen vier Körpersäften zurückzuführen (schwarze Galle, Blut, Schleim – nicht die Spucke – und gelbe Galle). (Kalachanis und Michailidis, 2015)

Ich weiß, was du jetzt denkst: Was zum Teufel ist schwarze Galle? Abgesehen vom Blut kennt doch kaum jemand eine dieser Flüssigkeiten. Der französische Physiologe und Nobelpreisträger Charles Richet (1910) hat einmal sarkastisch versucht, den Schleim zu beschreiben als »diese seltsame Flüssigkeit, die die Ursache von Tumoren, hypochromer Anämie, Rheuma und Kakochymie ist – wo ist sie? Wer wird sie jemals sehen? Wer hat sie jemals gesehen? Was soll man von dieser fantasievollen Einteilung der Körpersäfte in vier Gruppen halten, von denen zwei absolut imaginär sind?« Für unsere Zwecke muss die Viersäftelehre jedoch nicht medizinisch korrekt sein, um historischen Wert zu haben. Genau wie die Systeme vor ihr basiert sie auf einer Vierergruppe, wobei jeder Körpersaft für eine bestimmte Persönlichkeitseigenschaft steht:

Blut: hyperaktiv

Schwarze Galle: traurig

Gelbe Galle: launisch

Schleim: passiv

Platon

Wahrscheinlich die wichtigste Figur der westlichen Philosophie und ein beliebter Name in jeder intellektuell überheblichen Diskussion über die Ideenlehre. Es ist, als würde man sich mit altgedienten Köpfen über Gott und die Welt unterhalten.

Platon glaubte an vier Arten von Wissen, die er in seinem Liniengleichnis darstellte. (Ich werde das hier nicht erklären, aber du kannst sie gerne nachlesen. Du wirst von den Bildern nicht beeindruckt sein.) Die vier Arten von Wissen sind Pistis (Gewissheit), Eikasia (Instinkt), Noesis (Intuition) und Dianoia (Verstand). Die ersten beiden leiten Informationen auf einer konkreten Ebene ab und werden zusammen als Doxa oder das Viszerale bezeichnet. Die beiden letztgenannten werden als Episteme oder Intelligenz bezeichnet und beziehen sich auf Informationen auf einer abstrakten Ebene. Diese Unterscheidung zwischen dem Konkreten und dem Abstrakten ist für die Lektüre von Keirsey im weiteren Verlauf dieses Kapitels von großer Bedeutung. (Platon, [360 v. Chr.] 2009)

Galen

Griechischer Arzt, Chirurg und Philosoph – eine klassische Version einer dreifachen Begabung und eine weitere Erinnerung daran, dass Ärzte früher über andere Dinge nachdachten als über Abschlagzeiten beim Golf. Natürlich hat man mehr Zeit, über den Sinn des Lebens nachzudenken, wenn man nicht jedes Mal, wenn man einen Patienten verstümmelt oder tötet, mit einer Klage wegen Kunstfehlern rechnen muss, was zu Galens Zeiten vermutlich ziemlich oft vorkam. Das ist das Schöne an niedrigen Erwartungen.

Der Wissenschaftler Galen hatte die gute Idee, vier verschiedene Temperamente zu unterscheiden, die direkt auf der Viersäftelehre basieren, die sich wie folgt gliedern: melancholisch (gewissenhaft und zurückhaltend), sanguinisch (aktiv und erregbar), cholerisch (unabhängig und reizbar) und phlegmatisch (emotionslos und ruhig). Galen war einer der Ersten in diesem Bereich, die Menschen explizit nach vier Persönlichkeitsmerkmalen eingeteilt haben. (Jouanna, 2012)

Paracelsus

Paracelsus – ein weiterer dreifacher Begabter – war ein einflussreiches Mitglied der medizinischen Revolution in der Renaissance und ein bekannter Alchemist. Er nahm die Idee der vier Elemente auf und verband sie mit einem Elementargeist, einem mythischen Wesen, das in der okkulten Literatur zur Zeit der europäischen Renaissance beschrieben wurde. Gnome (Erdgeister) waren seine Sammler der Erde, Salamander (Feuergeister) seine Bewohner des Feuers. Bei den Undinen (Wassernymphen) und Sylphen (Feen der Lüfte) griff er auf die mystische Natur ihrer Pendants aus den Elementen zurück. (Silver, 1999)

Carl Gustav Jung

Wenn die Psychologie ihre Version der Recording Industry Association of America (RIAA) hätte, wäre Jung ein mit mehreren Diamantalben ausgezeichneter Künstler. Er hat die Top 40 der Psychologie mit Konzepten wie Archetypen, Traumdeutung, Synchronizität, dem psychologischen Komplex, dem kollektiven Unbewussten und Extraversion versus Introversion gefüllt. Letzteres führte dazu, dass er eine Dichotomie von drei Präferenzen einführte: Extraversion versus Introversion, Empfinden versus Intuition und Denken versus Fühlen. (Jung, [1921] 1971) Er nannte sie Funktionstypen. Die Fanatiker des Myers-Briggs-Typenindikators (MBTI) bezeichnen sie als Evangelium. Ich nenne sie ein bisschen veraltet.

Isabel Briggs Myers

Auch bekannt als die Mutter aller MBTI-basierten Persönlichkeitstheorien, Miterfinderin des Myers-Briggs-Typenindikators (MBTI) (gemeinsam mit ihrer Mutter Katherine Cook Briggs) und eine Person, die ich im Vorwort erwähnte. Myers hat mit Gifts Differing (Myers und Myers, 1980) ein bahnbrechendes Werk verfasst, das viele als die Bibel der Persönlichkeitstheorie ansehen. Und genau wie die Bibel hat es niemand wirklich gelesen, doch trotzdem inspiriert es zu einer schlechten Einschätzung nach der anderen, wobei jede mit größerer Gewissheit geäußert wird als die vorherige. Myers übernahm Jungs Arbeit und fügte einen vierten Funktionstyp hinzu: beurteilend versus wahrnehmend, was in etwa so viel bedeutet wie organisiert versus flexibel.

David Keirsey

Für mich ist Keirseys Please Understand Me II (1998) (deutscher Titel: Versteh mich bitte) die wahre Persönlichkeitsbibel. Zugegeben, der Titel ist schrecklich – er klingt wie der Schlachtruf der Millennials, gleichzeitig flehend und berechtigt. Aber abgesehen von den Buchtiteln der Generation Selbstwertgefühl war das, was Keirsey tat, genial. Er nahm das Vier-Gruppen-Klassifizierungsmodell, wie es von vielen Philosophen vor Jung verwendet wurde, und vermischte es mit der Arbeit von Jung und Myers. Anstelle von 16 individuellen Typen strukturierte Keirsey das Modell in vier Gruppen oder Temperamente (Wächter, Künstler, Idealisten und Rationalisten) und vier Untergruppen innerhalb jedes Temperaments um.

Dieses System hat den Vorteil, dass 16 verschiedene Persönlichkeiten erhalten bleiben, während gleichzeitig anerkannt wird, dass es starke Ähnlichkeiten zwischen den verschiedenen Typen gibt. Es geht sogar auf die von Platon beobachtete Trennung zwischen konkretem Wissen (dem Viszeralen) und abstraktem Wissen (der Intelligenz) ein. Von den vier Temperamenten glaubte Keirsey, dass Wächter und Künstler es vorziehen, die Welt konkret zu verstehen, indem sie Informationen hauptsächlich über ihre Sinne sammeln. Idealisten und Rationalisten hingegen nehmen die Welt von Natur aus abstrakt wahr und vertrauen auf ihre Intuition, während sie sich in der nicht sichtbaren Welt der Gefühle und Ideen bewegen. (Keirsey, 1998) Und ja, es stimmt, dass alle Menschen ein bisschen von allem können – also merke dir die Abbildung 1.1 gut, damit ich das nicht Millionen Mal schreiben muss. Aber wie bei allen Dingen, die mit dem Persönlichkeitstyp zu tun haben, kommt es darauf an, was einem von Natur aus liegt. Für alle visuellen Lerntypen da draußen: siehe Abbildung 1.2.

Abbildung 1.1 Nicht vergessen

Abbildung 1.2 Die vier Temperamente nach Keirsey

Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich das System von Keirsey liebe. Ich liebe es mehr als Robert Horry, der den Sieg im Spiel gegen die Sacramento Kings erzielt hat. Ich liebe es mehr als das erste Mal, als ich Horace Andy Angel mit Massive Attack singen hörte und sagte: »Verdammt, kann der singen!« Der Aufbau weist eine gewisse Eleganz auf, das Konzept eine Klarheit, Informationen und Erkenntnisse fließen nahtlos ineinander, als ob es schon immer so gedacht gewesen wäre. Keirseys Vier-Temperament-Struktur ergibt so viel Sinn, dass sich in mir eine viszerale, doxa-getriebene Wut aufbaut, weil ich weiß, dass die meisten MBTI-»Experten« mit seiner Arbeit absolut nicht vertraut sind, so wie manch bekennender Musikliebhaber, der noch nie Eva Cassidy singen gehört hat. Aber wie die Natur bewiesen hat, ist die Evolution eine mächtige Kraft. Und sosehr ich Keirseys obskure, aber bahnbrechende Arbeit auch respektiere und bewundere, so findet doch zwangsläufig eine natürliche Auslese der verschiedenen Ansätze statt, und genau wie die Theorien der alten Perser und Griechen vor ihm können auch Keirseys Konzepte besseren, modifizierten Formen der Persönlichkeitsbetrachtung weichen.

»The Times They Are a-Changin’«

Bevor mich der Vorwurf der Anmaßung trifft, möchte ich alle Leser*innen daran erinnern, dass die Konzepte von Keirsey fast 50 Jahre alt sind. Myers begann Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts mit der Formulierung der Ideen, aus denen die MBTI-Typenlehre wurde. Jung lebte zu einer Zeit, als die meisten Menschen sich noch auf etwas fortbewegten, das einen eigenen Willen hatte. Diese Theorien sind alt. Trotzdem neigen MBTI-Puristen dazu, sich fromm an sie zu klammern, als ob es absolut glaubhaft wäre, dass wir es geschafft haben, innerhalb von 150 Jahren von der Chirurgie mit nur einer Flasche Schwarzgebranntem und einem Beißlappen zu einem Zugang zu jahrhundertealtem menschlichem Wissen zu gelangen, dass es aber nicht möglich ist, Fortschritte in unserer Fähigkeit zu machen, wie wir Menschen verstehen.

Ich habe mich nicht Ast für Ast am Stammbaum unserer Vorreiter der Persönlichkeitstypisierung abgeseilt, nur um ihre Theorien zu verwerfen, wenn ich unten ankomme. Es ist unfair und, ehrlich gesagt, ziemlich ätzend, Ideen als veraltet zu kritisieren, nur um die eigenen zu stützen, vor allem die, die vom Luxus der Zeit und der Rückschau profitiert haben. Das Aufkommen des iPhones macht das Rad nicht weniger genial. Stattdessen gebe ich mein Bestes, um höflich aufzuzählen, worin sich die EdP-Methode von ihren Vorgängern unterscheidet, wobei ich stillschweigend davon ausgehe, dass die Erstere ohne die Letzteren nicht existieren würde.

Erste Abweichung

Entschlüssle deine Persönlichkeit verwendet Tiere, um die 16 verschiedenen Persönlichkeitstypen darzustellen.

Warum? Als symbolische Darstellungen lassen sich Tiere viel leichter merken als eine Kombination aus vier Buchstaben. Außerdem macht es mehr Spaß, jemandem zu sagen, dass er ein Fuchs ist.

Zweite Abweichung

Entschlüssle deine Persönlichkeit teilt die tierischen Persönlichkeitstypen in vier große Gruppen (Rudel) ein, die durch Rollen repräsentiert werden, die in alten Zivilisationen wurzeln: Sammler, Jäger, Schamanen und Schmiede.

Warum? Diese Rollen erinnern uns sowohl an die historische als auch an die praktische Natur der Persönlichkeitstypisierung. Egal, ob jemand in der Blütezeit des Mongolischen Reiches oder in einem winzigen Fischerdorf am Schwarzen Meer, in dem noch proto-indo-europäisch gesprochen wurde, aufgewachsen ist – man kann annehmen, dass er auf ähnliche Dinge angewiesen war, um zu überleben (Nahrung, Unterkunft, Gemeinschaft). Auch wenn sich diese Bedürfnisse im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt haben, sind sie im Wesentlichen gleich geblieben. Wie die Koexistenz dieser vier Gruppen das Überleben unserer Spezies ermöglicht hat, wird im nächsten Kapitel untersucht.

Dritte Abweichung

Entschlüssle deine Persönlichkeit verzichtet auf die von Jung eingeführte Buchstaben-Dichotomie.

Warum? Die Unterschiede zwischen den Typen zeigen sich nicht immer entsprechend der Buchstabenbezeichnung. Der Unterschied zwischen einem ENTP und einem INTP (MBTI-Bezeichnungen; im EdP-System wären sie ein Schimpanse und eine Eule) besteht zum Beispiel darin, dass der eine extrovertiert und der andere introvertiert ist. Allerdings zeigen sich die Typen oft nicht auf diese Weise. Schimpansen, wie Elon Musk, verkriechen sich eher in ihrer Werkstatt, rauchen Gras und denken sich neue Möglichkeiten aus, um den Energiesektor zu revolutionieren, oder legen Kryptophile mit einem einzigen Tweet rein (ich werde dieses Wort weiterhin benutzen), als dass sie sich in der sozialen Szene bewegen. Sie ziehen es vor, Twitter (okay, X) zu trollen, statt in Clubs abzuhängen. Und die scheinbar ruhigen Eulen können ziemlich redselig und energisch sein, wenn sie über ein Thema diskutieren, das sie fasziniert. Glaub mir, ich habe einen Eulenfreund, der Professor für theoretische Chemie ist. Ich habe ihn einmal nach der Stringtheorie gefragt, und er redet bis heute noch darüber.

Glücklicherweise hilft die Kenntnis von MBTI und Keirsey, die Gründe für den blinden Fleck zu ergründen. Keirsey hat uns die Vorstellung von vier verschiedenen Gruppen von Menschen wieder nahegebracht, und unter diesen Gruppen machen die Sammler (verwandt mit Keirseys Wächtern) fast die Hälfte der Bevölkerung aus. Sie sind auch viel eher als die anderen Temperamente bereit, sich freiwillig als Versuchspersonen für Beobachtungen, Tests und andere Formen der Persönlichkeitsforschung zur Verfügung zu stellen, da sie es als Teil ihrer Bürgerpflicht ansehen, zum öffentlichen Wissen beizutragen.

Wenn wir also davon ausgehen, dass die Sammler den größten Anteil an Versuchspersonen ausmachen, dann wäre es auch vernünftig zu akzeptieren, dass ihre Eigenschaften und Verhaltensweisen in der Persönlichkeitstheorie wahrscheinlich überrepräsentiert sind. Vergleicht man Sammler, wie zum Beispiel einen ESTJ und einen ISTJ, sind die extrovertierten und introvertierten Züge viel ausgeprägter und konsistenter, was die E-versus-I-Dichotomie als zutreffend bestätigt, besonders nach wiederholter Beobachtung. So wurde die Buchstabenklassifizierung zum Evangelium. Natürlich ist das eine Erkenntnis, die nur für die Hälfte der Bevölkerung gilt. Bei Jägern, Schamanen und Schmieden führen die Buchstabenunterscheidungen nicht nur zu Verwechslungen und Verwirrung, sondern sie geben auch Skeptikern Munition in die Hand. Ein befreundeter Schmied (ein Killerwal, um genau zu sein) beschwerte sich einmal bei mir darüber, dass die Persönlichkeitstypisierung ungenau sei, weil er eigentlich extrovertiert sei, seine Kontaktfreudigkeit aber vom Kontext abhänge. Ich konnte dem nur zustimmen. Es war dringend notwendig, eine Nuancierung einzuführen.

Vierte Abweichung

Entschlüssle deine Persönlichkeit definiert Menschen nach ihren zentralen Wünschen und Bedürfnissen (Sicherheit, Erregung, Identität und Information) und ersetzt damit die binären Auswahlmöglichkeiten, die in den meisten MBTI-basierten Persönlichkeitsbewertungen zu finden sind.

Warum? Die Art und Weise, wie eine Person diese grundlegenden Werte priorisiert, ist der beste Bestimmungsfaktor für ihre Entscheidungsfindung. Das bedeutet nicht, dass jemand, der Sicherheit über Erregung stellt, diese Wahl zu 100 Prozent treffen wird. Ein vorsichtiger Mensch kann Risiken eingehen, um Spaß zu haben, genauso wie ein Nervenkitzel suchender Mensch sich dafür entscheiden kann, sesshaft zu werden und eine Familie zu gründen. Es ist nur schwieriger. Das ist so, als würde ein Linkshänder seine rechte Hand benutzen. Es mag ungewohnt und wahrscheinlich unbequem sein, aber nicht unmöglich – ich weiß, ich weiß, beidhändige Menschen versauen meine ganze Metapher. Vielleicht fällt meinem Redakteur eine bessere ein (wenn du das hier liest, weißt du ja, wie das gelaufen ist).

Was haben wir gelernt?

Also, eine kurze Zusammenfassung:

Menschen aus verschiedenen Kulturen haben die Welt seit langer, langer Zeit in vier Einheiten eingeteilt (siehe Abbildung 1.3).

In den letzten 150 Jahren ist es in Mode gekommen, die Menschen in 16 verschiedene Typen zu unterteilen. Die Persönlichkeitstheorie wurde außerdem ziemlich wissenschaftlich, mit echten Tests und Dingen, die von kompetenten Experten bewertet werden können.

Keirsey war großartig und wird nicht ausreichend gewürdigt.

Entschlüssle deine Persönlichkeit verwendet Tiertypen, weil es Spaß macht und sie leicht zu merken sind, und wendet sich von der Buchstabendichotomie der Funktionstypen und des MBTI ab, weil sie ungenau und nicht so präzise ist, wie die »Wissenschaft« uns glauben machen will.

Menschen lassen sich durch das definieren, was sie am meisten schätzen, und das lässt sich am besten an den Prioritäten beobachten, die sie von sich aus wählen.

Ich verwende viele Metaphern, von denen einige nicht immer optimal funktionieren.

Zarathustra (altes Persien)

Erde

Feuer

Wasser

Luft

Empedokles (antikes Griechenland)

Erde

Feuer

Wasser

Luft

Pancha Mahabhuta

Erde

Feuer

Wasser

Luft

Bön (Tibet)

Erde

Feuer

Wasser

Luft

Buddhismus (vier Eigenschaften)

Festigkeit

Energie

Zusammenhalt

Ausdehnung

Die Bibel

Stier

Löwe

Mensch

Adler

Die Evangelien

Matthäus

Markus

Johannes

Lukas

Hippokrates

Schwarze Galle

Blut

Gelbe Galle

Schleim

Platon

Pistis (Gewissheit)

Eikasia (Instinkt)

Noesis (Intuition)

Dianoia (Verstand)

Galen

Melancholiker

Sanguiniker

Choleriker

Phlegmatiker

Paracelsus

Gnome

Salamander

Undinen

Sylphen

Keirsey

Wächter

Künstler

Idealisten

Rationalisten

Abbildung 1.3 Die Welt in Vierergruppen

Kapitel 2

Die vier Rudel

Wir sind alle im Grunde genommen formbare Knete

Jetzt kommt der Teil des Buches, der so etwas wie die Absicherung gegen Kritik und Angriffe ist, was im Amerikanischen oft als »Cover your ass« bezeichnet wird. Oberflächlich betrachtet könnte dieses Kapitel wie ein langer Haftungsausschluss erscheinen, eine ausführliche Erklärung der unvollkommenen Natur der Persönlichkeitstypisierung als Entschuldigung für die vielen Fehler, die ich bei der Typisierung von Menschen mache – und das ist alles richtig. Aber bei näherer Betrachtung wirst du hoffentlich verstehen, dass es die Nuancen und Unvollkommenheiten, die Fehler und Neubewertungen (vor allem, wenn wir uns selbst einschätzen) sind, die den Versuch, Menschen zu verstehen, überhaupt erst lohnenswert machen.

Merke dir diese Gleichung. Für immer. Jedes Mal, wenn du denkst, dass du den Typ einer Person kennst, tut sie etwas völlig Unerwartetes und du willst sie sofort neu typisieren. Denke dann an diese Gleichung. Der Persönlichkeitstyp und die Lebenserfahrung sind zwei verschiedene Dinge. Ersteres ist in den meisten Fällen beständig. Egal, ob du ein Fuchs, eine Spinne oder ein Buckelwal bist, du wirst viele Gemeinsamkeiten mit anderen Füchsen, Spinnen oder Buckelwalen haben. Was uns als Individuen unterscheidet, ist immer die Lebenserfahrung, die wir gesammelt haben.

Stellen wir uns unseren Persönlichkeitstyp als eine bunte Knetkugel vor und die Lebenserfahrung als die mal sanften, mal brutalen Hände, die sie formen und gestalten. Die daraus resultierende Skulptur ist das, was wir sind: eine Manifestation unseres individuellen Selbst. Manchmal verwandelt das Leben diese ursprüngliche Knete in Michelangelos David. Manchmal wird sie aber auch so verdreht und verzerrt, dass sie am Ende so aussieht wie die Statue von Donald Trump, die 2021 auf der CPAC (Conservative Political Action Conference) ausgestellt wurde. Aber egal, wie das Ergebnis aussieht, die ursprüngliche Materie bleibt dieselbe.

Eine Frage, die mir immer wieder gestellt wird, lautet: Kann sich ein Mensch ändern? Das ist eine berechtigte Frage. Für sich genommen klingt sie eigentlich gut gemeint. Als Kindern wird uns immer beigebracht, dass das Beste daran, Fehler zu machen, die Tatsache ist, dass Fehler den Anstoß zum Wachstum geben. Aber Wachstum und Veränderung sind nicht dasselbe. Wir können wachsen und reifen, und dabei verändert sich unser Verhalten und entwickelt sich weiter, aber die ursprüngliche Knetkugel, unser Persönlichkeitstyp, kann sich nicht ändern, selbst wenn wir es wollen – zumindest nicht auf echte und wahre Weise. Kann das Verhalten eines Menschen von den Erwartungen seines Persönlichkeitstyps abweichen? Ja, natürlich. Aber das ist nicht gesund. Es gibt einen Grund dafür, dass wir uns so verhalten, wie wir es von Natur aus tun, und wenn wir uns zwingen, das Gegenteil zu tun, macht das nicht nur intuitiv keinen Sinn, sondern führt auch dazu, dass sich unsere Psyche verknotet. Noch schlimmer ist, dass der wahrscheinliche Grund für jede Abweichung ein äußerer Einfluss ist, der zwar gut gemeint, aber oft eigennützig ist.

Ein typisches Beispiel: Die Frage, ob sich eine Person ändern kann, taucht normalerweise in einem bestimmten Szenario auf. Jemand möchte wissen, ob sich sein*e Partner*in ändern kann, um seinen/ihren Bedürfnissen besser zu entsprechen. Es ist nur natürlich, dass man sich wünscht, dass der Partner oder die Partnerin perfekt zu einem passt – als ob es so etwas überhaupt gäbe. Es ist nicht ungewöhnlich, dass jemand seine eigenen Eigenschaften auf seine*n Partner*in projiziert, um die Beständigkeit dieser Liebe zu bestätigen. Aber das sind natürlich Illusionen, so fantastisch wie ein luzider Traum, in dem alle Wünsche erfüllt werden und die Beziehungen frei von Spannungen sind. Es gibt selbstverständlich Konflikte zwischen allen Persönlichkeiten, und diese Konflikte sind in der Regel bei allen beteiligten Typen gleich. Die Frage, die ich immer stelle, ist: Kannst du diese Eigenschaft deines Partners/deiner Partnerin akzeptieren? Denn wenn du das nicht kannst, schadet der Wunsch, dass er oder sie sich ändern wird oder dass er oder sie etwas ist, was er oder sie nun mal nicht ist, sowohl deiner Entwicklung als auch der deines Partners/deiner Partnerin.

Nietzsche ([1886] 1998) schrieb einmal, dass wahre Reife darin besteht, »den Ernst, den man als Kind hatte, im Spiel wiederzufinden«. Es bedeutet, dass wir uns wieder mit dem verbinden, was wir wirklich sind, mit der ursprünglichen Knetkugel, und dass wir uns von ihr zu dem leiten lassen, was wir eigentlich sein sollten. Um die Eingangsfrage zu beantworten: Kann sich ein Mensch ändern? Nein. Aber ein Mensch kann wachsen. Und im besten Fall wächst er zu einer besseren Version seiner selbst heran. Schließlich reifen Welpen zu Hunden heran, nicht zu Katzen.

Das bringt mich zu dem Grund, warum ich das alles überhaupt erwähne: Wenn du eine Person typisierst, vergiss nicht, ihre Lebenserfahrungen zu berücksichtigen und wie diese ihr Verhalten beeinflussen könnten. Wir könnten zum Beispiel erwarten, dass ein Pfau (einer der Jäger) von Natur aus gesellig und spontan ist – ich weiß, ich bin noch nicht auf die einzelnen Typen eingegangen, aber glaub mir, das sind sie. Aber was wäre, wenn die Eltern des Pfaus extrem strenge Sammler wären, sodass die strikten Einschränkungen, die sie ihrem Pfau-Kind auferlegten, jede natürliche Ausstrahlung zunichtemachten? Oder nehmen wir an, ein Biber (einer der Sammler) erscheint gar nicht wie der organisierte, verantwortungsbewusste und detailverliebte Mensch, der er sein sollte, weil er von unreifen Jäger-Eltern großgezogen wurde, die auf der Suche nach Selbstverwirklichung den Biber ohne gute Vorbilder dastehen ließen. In Fällen wie diesen kann der Schein trügen.

Deshalb ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass ein Pfau ohne Charisma immer noch ein Pfau ist. Ein verantwortungsloser Biber ist immer noch ein Biber. Auch wenn einer Person die nötige Lebenserfahrung fehlt, um das volle Potenzial ihres Persönlichkeitstyps auszuschöpfen, kann dies leicht korrigiert werden, sobald sie genau typisiert wurde. Bring denselben Pfau in eine Situation, in der er nicht von seinen strengen Eltern zur Leistung ermutigt wird, und beobachte, wie er zum Star wird. Gib demselben Biber einen Vorgeschmack auf die Struktur und erlebe, wie er sich ein Leben aufbaut, das im wahrsten Sinne des Wortes eine Struktur hat. Die Affinität war auf jeden Fall bereits vorhanden.

Eine Hierarchie der Bedürfnisse