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Wer sind wir? Oder vielleicht genauer: Warum sind wir, wer wir sind? Das hängt ganz davon ab, wen Sie fragen, aber die meisten dürften sich einig sein - unsere Identität wird maßgeblich durch unsere Erfahrungen bestimmt. Dazu gehören persönliche Höhepunkte, wie die erste Liebe, allerdings auch persönliche Krisen und der Umgang mit unseren tiefsten Ängsten. Im Grunde genommen spielt es für unseren persönlichen Lebensweg vor allem eine Rolle, welche Strategien wir einsetzen, um solche ganz besonderen Herausforderungen überhaupt meistern zu können. Wenn wir erfolgreich sind, welchen Faktoren schreiben wir diesem Erfolg zu - unserem eigenen Können oder bloßem Glück? Wenn wir in einer Krise stecken, bleiben wir lieber auf unserer Ratlosigkeit sitzen oder bitten wir jemanden um Hilfe? Sie mögen jetzt überrascht sein, dass solche Fragen weniger um den einzelnen Menschen kreisen, als es vielleicht den Anschein hat. Wie wir mit Konflikten umgehen, hat vor allem etwas damit zu tun, von wem wir lernen und auf wen wir uns vollkommen verlassen können. Die Entwicklungspsychologie beschäftigt sich genau mit solchen Fragen und damit, was wir aus wissenschaftlicher Perspektive am besten tun können, um sowohl Kinder auf ihrem Lebensweg zu begleiten als auch unsere eigenen Lebenskrisen zu verstehen und letztendlich zu meistern. Das erwartet Sie: -Was ist unter ,,Entwicklung'' zu verstehen? -Vom Kleinkind bis zum Erwachsenen -Was kann man aus inneren Konflikten lernen? -und vieles mehr ...
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Seitenzahl: 51
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Das erwartet Sie in diesem Ratgeber
Was ist unter „Entwicklung“ zu verstehen?
Frühere Forschung vs. heutiger Stand
Warum das Erikson-Modell weiterhin einen guten Leitfaden darstellt
Vom Kleinkind bis zum Erwachsenen – was uns innerlich bewegt
Säuglingsalter: Ur-Vertrauen vs. Ur-Misstrauen
Kleinkindalter: Autonomie vs. Selbstzweifel
Vorschulalter: Initiative vs. Schuld
Grundschulalter: Kompetenz vs. Minderwertigkeit
Pubertät: Identität vs. Rollendiffusion
Junges Erwachsensein: Identität vs. Isolierung
Reifes Erwachsensein: Generativität vs. Stagnation
Spätes Erwachsensein: Ich-Integrität vs. Verzweiflung
Was Sie lebenslang von inneren Konflikten lernen können
Wer sind wir? Oder vielleicht genauer: Warum sind wir, wer wir sind? Das hängt ganz davon ab, wen Sie fragen, aber die meisten dürften sich einig sein – unsere Identität wird maßgeblich durch unsere Erfahrungen bestimmt. Dazu gehören persönliche Höhepunkte, wie die erste Liebe, allerdings auch persönliche Krisen und der Umgang mit unseren tiefsten Ängsten. Im Grunde genommen spielt es für unseren persönlichen Lebensweg vor allem eine Rolle, welche Strategien wir einsetzen, um solche ganz besonderen Herausforderungen überhaupt meistern zu können. Wenn wir erfolgreich sind, welchen Faktoren schreiben wir diesem Erfolg zu – unserem eigenen Können oder bloßem Glück? Wenn wir in einer Krise stecken, bleiben wir lieber auf unserer Ratlosigkeit sitzen oder bitten wir jemanden um Hilfe?
Sie mögen jetzt überrascht sein, dass solche Fragen weniger um den einzelnen Menschen kreisen, als es vielleicht den Anschein hat. Wie wir mit Konflikten umgehen, hat vor allem etwas damit zu tun, von wem wir lernen und auf wen wir uns vollkommen verlassen können. Die Entwicklungspsychologie beschäftigt sich genau mit solchen Fragen und damit, was wir aus wissenschaftlicher Perspektive am besten tun können, um sowohl Kinder auf ihrem Lebensweg zu begleiten als auch unsere eigenen Lebenskrisen zu verstehen und letztendlich zu meistern.
In diesem Ratgeber gewinnen Sie einen leicht verständlichen Überblick über moderne Entwicklungen in der Entwicklungspsychologie und inwiefern diese auf Ihren persönlichen Alltag übertragbar sind. Im Anschluss erhalten Sie einen Leitfaden, mit dessen Hilfe Sie nachvollziehen können, was einen Menschen an welchem Punkt seines Lebens psychologisch betrachtet besonders beschäftigt, und umsetzbare Tipps, wie man dabei eine helfende Hand anbieten kann. Egal, ob Sie verstehen möchten, warum Ihre Tochter in letzter Zeit so aufgebracht wirkt oder Sie sich momentan etwas ratlos fühlen und gern von außen eine neue Perspektive auf Ihr Leben wünschen – mit diesem Ratgeber wird Ihnen die menschliche Psyche so glasklar vorkommen wie noch nie.
Die Entwicklungspsychologie ist ein wissenschaftliches Fach, welches unterschiedliche Aspekte des menschlichen Verhaltens und Erlebens beschreibt und zu erklären versucht. Im Zentrum steht die Frage danach, warum sich Personen unterschiedlich entwickeln und wie diese Entwicklungsabläufe zu systematisieren sind. Die Entwicklungspsychologie beschäftigt sich vordergründig mit der kindlichen Entwicklung und arbeitet eng mit anderen Disziplinen zusammen, die in diesem Aspekt Überschneidungen anbieten, zum Beispiel mit den Erziehungswissenschaften und Neurowissenschaften. Aus diesem Grund gibt es mehrere Erklärungsansätze, die soziologische und biologische Annahmen miteinander kombinieren.
Klassische Streitfragen der Entwicklungspsychologie beschäftigen sich beispielsweise mit der Frage, ob unsere Entwicklung eher durch unsere genetischen Anlagen oder durch unsere Umwelt beeinflusst wird (nature vs. nurture). Die meisten modernen Entwicklungspsychologen sind sich einig, dass beide Faktoren wichtige Rollen spielen. Verschiedene Zwillingsstudien unterstützen die Annahme, dass die Genetik bereits vieles von Anfang an mitbestimmt. Eineiige Zwillinge, die bei der Geburt zur Adoption freigegeben und von verschiedenen Haushalten adoptiert wurden, waren Gegenstand langjähriger Forschungen, die die Kinder bei ihrer Entwicklung beobachteten und die Ergebnisse miteinander verglichen, sobald die inzwischen erwachsenen Zwillinge zueinander Kontakt aufnahmen. Es ergaben sich schockierende Parallelen in ihren Biografien, wie zum Beispiel ähnliche modische Vorlieben, ähnliche Freundschaftskonstellationen oder ähnliche berufliche Entscheidungen, die sich durch keine bloßen Zufälle erklären ließen. Auf der anderen Seite werden Kinder maßgeblich durch das Elternhaus und ihr weiteres soziales Umfeld beeinflusst, in dem sie aufwachsen. Wie Kinder mit Konflikten umgehen und inwiefern sie in der Lage sind, Beziehungen zu pflegen, lernen sie im Umgang mit ihren Eltern und frühkindlichen Freunden. Berühmte Experimente der Entwicklungspsychologie bestanden zum Beispiel darin, Zweijährige in Stresssituationen zu beobachten, ob sie sofort die Beruhigung durch eine erwachsene Person suchten oder sich mit Zuversicht und Neugier einer neuen Situation aussetzten.
Mit der Zeit orientieren sich außerdem die Prioritäten eines Heranwachsenden1 an den Prioritäten, die ihnen vorgelebt werden. Ein besonders markantes Experiment der Entwicklungspsychologie konnte bei den ungarischen Schwestern Judit, Zsófia und Zsuzsa Polgár beobachtet werden, die Mitte der Siebzigerjahre als Kinder von ihren Eltern Klara und László Polgár Schachunterricht erhielten. Das Ehepaar Polgár ging davon aus, dass Genies nicht geboren, sondern erzogen wurden.
Sie wählten das Schachspiel als Unterrichtsfach, weil sich auf diesem Gebiet anders als in der Kunst oder Musik gemachte Fortschritte und Strategien mathematisch berechnen ließen. Keiner der beiden besaß ein ausgeprägtes Talent für Schach, wohl aber eine tiefe Begeisterung für das Spiel. Alle drei Schwestern wuchsen zu Spitzen-Schachspielerinnen heran, die die zutiefst männliche Riege der Schachelite erreichten. Jede der Schwestern betonte später, dass bei ihrer Erziehung der Spaß am Spiel im Vordergrund stand und dieser sie letztendlich dazu motivierte, besonders viel Zeit in ihr Hobby zu stecken.
Diese frühen Übungsstunden auf freiwilliger Basis ermöglichten schon früh einen hohen Erfahrungsschatz und ebneten den Weg zur Weltspitze. Den Polgárs war damit ein entscheidendes Argument dafür gelungen, dass „Wunderkinder“ vordergründig durch ihre Erziehung zu Experten auf ihrem Gebiet werden und dass Kinder lediglich gute Anregungen bekommen müssen, um ihr ganzes Können zu entfalten. Beide Faktoren, die Genetik und die eigentliche Erziehung, ergänzen sich also gegenseitig und sind sowohl aus entwicklungspsychologischer als auch aus pädagogischer Sicht bei der Kindeserziehung zu berücksichtigen.