Erklärungen zur Offenbarung Jesu Christi  nach Parallelstellen der Bibel - Dieter Schwarz - E-Book

Erklärungen zur Offenbarung Jesu Christi nach Parallelstellen der Bibel E-Book

Dieter Schwarz

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Beschreibung

Quellenexegese aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Theologie - Biblische Theologie, , Sprache: Deutsch, Abstract: Erklärung zur Offenbarung Es handelt sich um eine Erläuterung des letzten Buches der Bibel, die sich aus der Darstellung von Parallelstellen ergibt. Daraus resultiert eine verständliche Einteilung des gesamten Buches.

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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Der Urheber der Offenbarung (Off 1,1-3)
1.2 Der Schreiber der Offenbarung (Off 1,4-20)
1.3 Die Empfänger der Offenbarung (die sieben Sendschreiben) (Off 2-3)
2. Die Ereignisse, die in Kürze geschehen sollen.
2.1 Die Übergabe der Herrschaft an Jesus Christus (Off 4-5)
2.2 Die göttlichen Warnungsbotschaften (die sieben Siegel) (Off 6)
2.3 Das Angebot der Rettung (die Versiegelung) (Off 7)
3. Die Neuschöpfung
3.1 Der neue Himmel und die neue Erde (Off 21,1)
3.4 Letzte Hinweise (Off 22,7-21)

Page 1

Page 3

1. Einleitung

1.1 Der Urheber der Offenbarung

Kapitel 1

1. Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss; und indem er <sie> durch seinen Engel sandte, hat er <sie> seinem Knecht Johannes kundgetan,Das letzte Buch der Bibel gibt einen Ausblick auf die Zukunft der Welt, auf ihre Menschen und auf die Erde nach dem Tod, der Auferstehung und der Himmelfahrt Jesu. Das Buch wurde Anlass zu sehr vielen Auslegungen und Erklärungen nicht zuletzt wegen der Beschreibungen in nicht allgemein verständlichen Bildern, die Johannes, der Jünger Jesu gesehen hat. Ursprünglich hat Gott selbst seinem Sohn Jesus Christus die Offenbarung gegeben. Jesus Christus gab sie durch einen Engel dem Johannes, dem Lieblingsjünger Jesu, in der Funktion seines Dieners und Botschafters. Er will über die künftigen Geschehnisse informieren, die auf der Erde und in der himmlischen Welt nach seiner Himmelfahrt schnell einsetzen. Zeitlich gesehen beginnen die Ereignisse nach der Zerstreuung der an Christus gläubigen Gemeinde aus Jerusalem nach der Himmelfahrt Jesu. Sie enden mit der Darstellung der neuen Erde und des neuen Jerusalems als Mittelpunkt der Erneuerung der Erde durch Gott.

Der zeitliche Ablauf wird dem Jünger in den erwähnten verschiedenen Bildern und Erscheinungen geschildert. Jesus offenbart sein Leben und Wirken. Er stellt klar, dass er in Übereinstimmung mit Gott dem Vater handelt, der über dem gesamten Weltgeschehen steht. Die Erklärungen Jesu an seinen Diener Johannes sind demnach ein Geschenk oder eine Gabe Gottes an die Menschen und sind somit als ein Charisma oder eine Gnadengabe zu betrachten.

Der Grund der Offenbarung Jesu ist seine Liebe zu allen Menschen. Sie sollen einen prophetischen Weitblick erhalten und wissen, was sich nach der Himmelfahrt Jesu ereignen wird. Sie erhalten Weissagungen über ihr Verhalten. Jesus will sie schützen und vor Unheil bewahren. Insbesondere will er sie warnen und retten, indem er ihnen Richtlinien und Empfehlungen, aber auch Mahnungen gibt und zur Beachtung seiner Worte auffordert.

2. der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat, alles, was er sah.

Seinen Jünger Johannes hat er zur Veröffentlichung seiner Botschaft an die Menschen auserwählt. Er empfing die weissagenden Worte durch Engelboten. Jesus wollte keinesfalls, daß seine Botschaft geheim oder unverstanden bleibt, sondern er hat sie deutlich gemacht und ausgelegt und in der damals verständlichen Ausdrucksweise seinem Jünger und Boten überreichen lassen.

Johannes hat dann seinen Zeitgenossen und darüber hinaus allen Menschen das Wort Gottes, das er von dem Engel selbst in Gesichten und Prophezeiungen empfangen hat, als Zeuge bestätigt. Er hat uns dieses Wort Gottes dargelegt und

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offenbart gleichsam als Zeugnis Jesu. Das Neue in der Prophezeiung besteht darin, dass Jesus durch sein Werk auf der Erde das Wort Gottes bereits bezeugt und bewiesen hat. Er hat nicht allein die Taufe mit Wasser empfangen, sondern auch durch sein Blut und durch seine Hingabe am Kreuz den Beweis für die Echtheit des Wortes Gottes erbracht. Zum Zeugnis Jesu1gehören demnach seine Werke, die er im Auftrag und nach dem Willen Gottes ausführte und für die er von seinem Vater die Kraft erhielt. Die Werke dienten dem Zweck der Erlösung der Menschen. Zum Zeugnis Jesu gehören auch der Geist Gottes in der Weissagung2, die Johannes erhalten hat, und zum Dritten der für die Rettung der Menschen wichtige Glaube Jesu3und schließlich das Wirken Jesu bei Gott dem Vater für die Menschen nach seiner Himmelfahrt.4

3. Glückselig, der liest und die hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist! Denn die Zeit ist nahe.Für die Menschen hat die Offenbarung Jesu insofern eine weitere besondere Bedeutung, weil sie durch die Enthüllungen glücklich gepriesen werden unter der Voraussetzung, dass sie die Worte Jesu lesen, hören und in sich aufnehmen. Die Mitteilungen sollen nicht in das eine Ohr hinein und durch das andere wieder hinausgehen und unbeachtet bleiben. Glücklich gepriesen werden die Menschen nur dann, wenn sie die Lehren Jesu für sich in Anspruch nehmen, seine Worte anerkennen und sich danach richten, denn er birgt für seine Worte. Die Worte der Offenbarung sind gleichzeitig Zeugnisse Jesu und Wegweiser zum ewigen Leben, das Gott den Menschen schenkt. Johannes hebt die Wichtigkeit seiner Botschaft durch den Hinweis auf die nahe Zeit der Erfüllung der vorhergesagten Worte hervor. Die Entscheidungsstunde zum Entschluss des Lesens, Hörens und Beachtens ist für jeden Menschen zu jederzeit weit vorgerückt. Zeitvergeudung oder Aufschub der Entscheidung für Jesu ist gefährlich, da sie den Verlust des ewigen Lebens bedeuten, denn kein Mensch weiß, wann seine letzte Stunde und damit die Möglichkeit der Entscheidung geschlagen haben.

1.2 Der Schreiber der Offenbarung

4. Johannes den sieben Gemeinden, die in Asien sind: Gnade euch und Friede von dem, der ist und der war und der kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind,

Die Botschaft Jesu ist zunächst an die Gemeinden in Kleinasien adressiert, die zur damaligen Zeit existierten. Sie sollten die Weisungen in Form von Briefen oder Sendschreiben erhalten. Im Allgemeinen beginnt jeder Brief mit der Angabe des Absenders und so auch diese Schreiben. Johannes beginnt mit seinem Namen als Briefschreiber und nennt dann den Empfänger, die sieben Gemeinden oder die sieben Versammlungen, die sich in der Provinz Asia befinden. Es handelt sich um die römische Provinz Asia proconsularis. Sie wurde im Jahre 129 v.Chr. aus dem Reich Attalus III. gebildet, dem letzten König von Pergamon. Sein Reich umfaßte die Landschaften Mysien, Lydien, Karien und Phrygien, dem heutigen Westteil der Türkei. Die Provinz Asien war zur damaligen Zeit eine Hochburg der Kultur und der Wirtschaft. Hier lebten „moderne“, progressiv denkende Menschen, so daß die

1Offenbarung 1,9

2Offenbarung 19,10

3Offenbarung 6,9; 12,17; 14,12

4Offenbarung 20,4

Page 5

sieben Gemeinden und die Botschaften praktisch für alle Zeitalter aktuell und gültig sind.

Die Worte Jesu empfingen also die Gemeinden dieses Teils des Römischen Reiches, und sie wurden, wie aus dem folgenden Abschnitt hervorgeht, von Johannes, dem Jünger Jesu, übermittelt. Der Urheber der Botschaft ist der dreieinige Gott selbst. Johannes stellt ihn vor als den ewig Lebenden: 1.) Der da ist, oder er lebt, 2.) Der da war, der von Ewigkeit her gelebt hat und 3.) Der da kommt, der ewig leben wird.

Er sendet den Gemeinden die Gnaden- und Friedensbotschaft und mit ihm die sieben Geister Gottes. Sie stellen den Geist Gottes in seiner Fülle dar, der vor dem Thron Gottes und vor dem Angesicht Gottes steht und für das menschliche Verständnis unbegreiflich ist: 1.) den Geist der Kraft, 2.) den Geist der Liebe,

3.) den Geist der gesunden Vernunft (2.Timotheus 1,7), 4.) den Geist der Weisheit (Epheser 1,17), 5.) den Geist der Wahrheit (Johannes 14,17), 6.) den Geist der Gnade und 7.) den Geist des Gebets (Sacharja 12,10).

5. Und von Jesus Christus, <der> der treue Zeuge <ist>, der Erstgeborene der Toten und der Fürst der Könige der Erde! Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden erlöst hat durch sein BlutGnade und Frieden sendet auch Jesus Christus den Gemeinden. Er ist gekennzeichnet durch drei Merkmale:

1.) Das erste Kennzeichen ist die Treue. Er ist der Blutzeuge, auf den sich die Menschen verlassen können, der mit seinem Wort und mit seinem Leben zeugt. 2.) Das zweite Kennzeichen ist seine Erstgeburt. Er ist als der Erste von den Toten auferstanden zum ewigen Leben und wird mit dieser Auferstehung zum Erstgeborenen von den Menschen, die gestorben sind und sterben werden und von den Toten auferstehen. Als Erstgeborener erlangt er nach dem jüdischen Recht das Erbrecht. Mit diesem Hinweis stellt er sich dar als der Thronerbe des Reiches Gottes. 3.) Das dritte Kennzeichen ist die Herrscherwürde. Er ist zu einem Herrscher der Könige auf Erden geworden. Kein König und Herrscher unserer Erde ist mit ihm vergleichbar, denn er lebt von Ewigkeit und regiert in Ewigkeit. Das hervorstechende Merkmal Jesu Christi aber ist seine Liebe zu uns Menschen. Durch die Größe und Gewalt seiner unendlichen Liebe hat er uns durch seinen Opfertod am Kreuz von unseren Sünden und Verfehlungen befreit.

6. Und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Jesus schenkt uns im Rechtsstaat Gottes die Königswürde und macht uns auf diese Weise zu besonderen Gliedern und Bürgern seines Reiches. Er wünscht die Erfüllung des Willens Gottes auf dieser Erde durch uns, der in der Liebe zu allen Menschen gipfelt. Denn sein Reich hat er auf dieser Erde begonnen. Er sieht es realisiert durch die Menschen, die an ihn glauben und willens sind, seine Liebe in jeder Form weiterzugeben. Deshalb zeigt sich die Angehörigkeit zu seinem Reich

Page 6

zunächst im Charakter des einzelnen Menschen. Jesus hat uns auch die Priesterwürde verliehen. Mit dieser Würde stehen wir in einem besonderen Verhältnis zu Gott. Wir sind ihm verpflichtet und tragen die Botschaft Jesu weiter. Wir verkündigen die Wunder Jesu und bringen den Menschen die Hoffnung auf das ewige Leben. Wir berichten ihnen von der Auferstehung Jesu, die uns zu dieser Hoffnung berechtigt. Wir weisen die Menschen darauf hin, daß Jesus jetzt der Allgewaltige ist, der im Weltall von Ewigkeit zu Ewigkeit herrscht. Wir treten als Zeugen dieser Wahrheit in der Welt auf.

7. Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, welche ihn durchstochen haben, und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme der Erde. Ja, Amen.

Johannes setzt die Beschreibung des Gottessohnes fort mit dem Hinweis auf seine Wiederkunft, die kein Traum, sondern Wirklichkeit ist. Der Prophet beschreibt die Art der Wiederkunft. Jesus kommt mit den Wolken am Himmel, so daß ihn alle Menschen bei seiner Wiederkunft sehen werden.1Sehen werden ihn auch die Menschen, die ihn gequält und ans Kreuz genagelt haben. Gemeint sind sicherlich auch diejenigen, die ihn jetzt „durchstechen“, das heißt, die ihn als irreal und tot ansehen und nicht an ihn glauben. Sie werden mit der Wiederkunft Jesu erfahren, dass er lebt und in der Tat der Heiland und Retter der Welt geworden ist. Zu dem Zeitpunkt werden alle Völker der Erde in Furcht geraten und um Erbarmen, Rettung und Hilfe rufen.2In der Gegenwart und unter den natürlichen Verhältnissen einer Welt, die unter dem Stress des Lebens und der Arbeit steht, ist der Glaube an die Wiederkunft in den Hintergrund getreten oder sogar verloren gegangen. Dennoch bleibt die Tatsache der Aussage über die Wiederkunft Jesu bestehen. Sie ist nach der Mitteilung des Johannes kein Vorstellungsbild in unseren Gedanken wie ein Trugbild oder eine Einbildung.

8. Ich bin das Alpha und das Omega, spricht der Herr, Gott, der ist und der war und der kommt, der Allmächtige.

Jesus bestätigt selbst die Tatsache seiner Wiederkunft, indem er seinen Namen unter die Ankündigung setzt. In seiner ausführlichen Bezeichnung stecken drei Zahlenbedeutungen. In dem Begriff „der Allmächtige“ steckt die Zahl „eins“, welche die alleinige Macht und Alleinherrschaft Gottes andeutet. Die Zahl „zwei“ finden wir in der Bezeichnung „Alpha und Omega.“ Dieser Name erinnert an die Zweiteilung der Bundestafeln oder des Bundes zwischen Gott mit seinem Volk. Schließlich zeigt sich die Zahl „drei“ in der Darstellung „der ist, der war, der kommt“. Sie dient als Hinweis auf die Dreieinigkeit Gottes und die drei Erzväter: Abraham, Isaak und Jakob.

Jesus bezeichnet sich als:

1.) „Ich bin das Alpha und das Omega,3der Anfang und das Ende“.42.) Der ist, der war und der kommt oder der Erste und Letzte, und 3.) Der Allgewaltige.5

Jesus hat sich zur Betonung seiner Ankündigungen bereits zur alttestamentlichen Zeit bei Abraham und beim Volk Israel in dieser Weise vorgestellt1und wählt seine

1Matthäus 24,30

2Johannes 19,37; Sacharja 12,10

3Offenbarung 21,6

4Offenbarung 22,13

51.Mose 17,1

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Allmacht zum Zusatz seines Namens.2Er besiegelt mit seiner Vorstellung in der Offenbarung die Wahrheit und die Aktualität seiner Worte und bezeugt sich als der Gott, der allein die Macht über die ganze Welt besitzt.3

Mit dieser umfassenden Darstellung des Sohnes Gottes endet die Einleitung der Offenbarung, die Vorstellung der Empfänger und der Urheber. Im Weiteren folgen die Beschreibung des Empfangs der Weissagung Jesu und die einzelnen sehr detaillierten Botschaften.

9. Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse in der Bedrängnis und dem Königtum und dem Ausharren in Jesus, war auf der Insel, die Patmos genannt wird, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen.Johannes stellt sich zunächst einmal vor. Er versteht sich 1. als unser Bruder, der wie wir an Jesus Christus glaubt, an seinen Opfertod für unsere Sünden und an seine Auferstehung und Himmelfahrt, 2. als unser Leidensgefährte, der mit vielen anderen als Christ den Verfolgungen und Demütigungen ausgesetzt ist4, die Jesus im Hinblick auf das Leben seiner Jünger nach seinem Weggang vorausgesagt hat.5Sie werden zerstreut und in der Welt unterdrückt und zur Angst getrieben werden.63. Als Mitbürger des Reiches Christi, das bereits auf dieser Erde in uns wohnt als Gnade der Erlösung von unseren Sünden durch das Blut Jesu, und 4. als derjenige, der mit uns auf die Wiederkunft Jesu wartet.

Er war während der Regierungszeit des römischen Kaisers Domitian (81-96 n.Chr.) gefangen genommen und auf die Insel Patmos verbannt, die etwa 55 km von der Südwestküste Kleinasiens entfernt liegt. Der Grund der Verbannung war seine Treue zum Wort Gottes, sein Zeugnis von Jesus und sein Bekenntnis zur Wahrheit, dass Jesus als Sohn Gottes am Kreuz für uns gestorben ist, dass er von den Toten auferstanden und in den Himmel gefahren ist und dass er wiederkommen wird.7

Worin Johannes das Zeugnis Jesu sah, beschreibt er ausführlich in seinem ersten Brief.8Es bestand für ihn in dem festen Glauben an Jesus als den Sohn Gottes und an seine Wirksamkeit auf dieser Erde. Wer diesen Glauben bekennt, der besitzt das Zeugnis Gottes und damit das von Gott geschenkte ewige Leben.9

10. Ich war an des Herrn Tag im Geist, und ich hörte hinter mir eine laute Stimme wie von einer Posaune,

Durch die Wirksamkeit des Geistes Gottes, der wundersame Dinge zeigen und an ungeahnte Orte führen kann, erlebte Johannes plötzlich die Gegenwart Jesu an dem Tag des Herrn. Der Tag des Herrn ist ein feststehender Begriff der Propheten und

1Jesaja 41,4

21. Mose 35,11; 2. Mose 6,3

3Jesaja 43 und 44

42. Thessalonicher 1,4; 2. Korinther 7,4; 1.Thessalonicher 1,6

5Johannes 16,33

6Matthäus 26,31; Markus 14,27; Johannes 16,32; Apostelgeschichte 8,1

7Offenbarung 1,2

81. Johannes 5,5ff.

91. Johannes 5,10

Page 8

bezeichnet den Tag des Gerichtes Gottes.1Johannes erhält demnach vom Geist Gottes die Möglichkeit, in die Gerichtszeit Gottes Einblick zu nehmen. Manche Ausleger sehen dahinter auch den göttlichen Ruhetag2oder den Sonntag als Tag der Auferstehung Jesu3. Beide Tage tragen aber in der Bibel nicht die Bezeichnung Tag des Herrn.

Nach der geistigen Versetzung zum Tag des Herrn hörte Johannes hinter sich eine laute Stimme, die so laut und eindringlich klang wie eine Posaune. Der laute Posaunenklang weist uns auf die besondere Eindringlichkeit und Gewalt der Stimme hin4, auf die Gerichtszeit5und auf die weithin zu vernehmende Botschaft.6

11. die sprach: Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Gemeinden: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea!

Die nun folgenden Offenbarungen in Form von bildlichen Darstellungen vor seinem geistigen Auge, die als Gesichte oder Visionen bezeichnet werden, soll Johannes in ein Buch schreiben und an die damals existierenden sieben kleinasiatischen Gemeinden schicken, nach Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea, die sich alle im Gebiet der heutigen Türkei befinden. Die Gemeinden unterscheiden sich durch ihre unterschiedlichen Charaktere und durch die unterschiedliche Erfüllung ihres Dienstes für Jesus Christus, die sich zum Teil aus den politischen und innerstädtischen Verhältnissen ergaben. Aus diesem Grunde haben sie eine parallelisierende und damit überzeitliche Bedeutung und werden zu Abbildern von Charakteren und Eigenschaften, die stellvertretend für die christlichen Gemeinden oder Kirchen aller Zeitalter Gültigkeit besitzen. Infolgedessen gewinnen die Schreiben an die Gemeinden reale Beziehungen für die Christen der Gegenwart. Andererseits wird auch daran gedacht, dass die sieben kleinasiatischen Gemeinden Perioden der kirchengeschichtlichen Entwicklung darstellen.

12. Und ich wandte mich um, die Stimme zu sehen, die mit mir redete, und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter,Johannes wünschte den Sprecher mit der Posaunenstimme näher kennenzulernen und wollte ihn sehen. Aus diesem Grunde wendete er sich um und erblickte zuerst sieben goldene Leuchter. Sie stellen symbolisch die sieben kleinasiatischen oder christlichen Gemeinden aller Zeiten dar.7

13. und inmitten der Leuchter <einen> gleich einem Menschensohn, bekleidet mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand und an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel;

Mitten unter den sieben Gemeinden erkannte er eine Person, die dem Sohn des Menschen Jesus Christus glich und sich andererseits von dem Menschensohn

1Jesaja 2; Jesaja 13,6; Jesaja 13,9; Jeremia 46,10; Hesekiel 13,5; Hesekiel 30,3; Joel 1,15; Joel 2,1.11.; Joel 3,4; Joel 4,14; Amos 5,18.20; Obadja 8,15; Zephanja 1,7.14; Maleachi 3,23; Apostelgeschichte 4,20; 1.Thessalonicher 4,2; 2.Petrus 3,10

22. Mose 20,8-11

3Matthäus 28,1

4Psalm 29,4

51. Thessalonicher 4,16

61. Korinther 14,8

7Offenbarung 1,20

Page 9

unterschied, als den sich Jesus Christus während seines Wirkens auf der Erde bezeichnete.1Dieser Menschensohn trägt eine auffällige Kleidung. Sie besteht aus einem langen Gewand, das die Füße nicht bedeckt. Um die Brust des Gewandes wird ein goldener Gürtel sichtbar. Das Kleid erinnert an Kleidung und Kennzeichen des Hohenpriesters2und gleichzeitig an das Kleid eines Königs, denn der Priester trug keinen goldenen Gürtel, sondern einen aus bunt gewirkter Leinwand.3Jesus Christus wird folglich nicht mehr als der schlichte Menschensohn dargestellt, sondern er zeigt sich dem Johannes als der von Gott erhöhte Hohepriester und König unter seinen Gemeinden. Gleichzeitig ist er aber die gemeinsame Kraft- und Lebensquelle der sieben goldenen Leuchter, die bildlich für die sieben Gemeinden stehen.

14. sein Haupt aber und die Haare <waren> weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme

Haupt und Haare des Menschen Sohnes sahen weiß aus und wirkten wie weiße Wolle oder wie Schnee. In dieser Gestalt beschrieb bereits der Prophet Daniel den zu Gericht sitzenden Gott.4Das Weiß der Haare des Menschensohnes weist zugleich auf die Reinheit Jesus Christi hin, der ohne Sünde war und von keiner Sünde wusste.5Mit der Bezeichnung „wie weiße Wolle“ lässt das Bild die Lammähnlichkeit erahnen. Johannes der Täufer hatte ihn als das Lamm Gottes bezeichnet, das die Sünden der Welt trägt.6Wie ein unschuldiges Lamm wurde Jesus am Kreuz geopfert und nahm unsere Vergehen auf sich7, um Gott wieder mit den Menschen zu versöhnen. Die Augen des Menschensohnes leuchteten wie die Flamme des Feuers. Sie durchschauen alle Menschen und alle Dinge. Der Prophet Hanani sagte einst zum König Asa: Die Augen Gottes durchschauen alle Lande,8auch das Innerste des Menschen. Vor ihnen kann nichts verborgen bleiben.9David schilderte in den Psalmen sogar die Augen Gottes als Organe, die ihn sahen, bevor er geboren war.10

15. und seine Füße gleich glänzendem Erz, als glühten sie im Ofen, und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser;Die Füße des Menschensohnes waren mit weißer Bronze oder nach anderer Übersetzung mit glänzendem Kupfer zu vergleichen, das in einem Ofen glühend gemacht wurde. Sie waren bereit, alles Gottlose niederzutreten und auszurotten.11Seine Stimme klang wie das Rauschen vieler Wasser als Darstellung der Stärke und Herrlichkeit Gottes. Bereits der Psalmist wagte, die Macht des Weltmeeres mit der Stärke Gottes zu vergleichen und bezeichnete das Brausen der Wasserwogen als mächtig. Dennoch ist die Größe Gottes mächtiger als die Wucht des Weltmeeres.12Auch Hesekiel verglich das Geräusch beim Einzug der Herrlichkeit Gottes in seinen Tempel mit dem Brausen großer Wassermassen.13

1Matthäus 24,30; Lukas 17,22; Johannes 6,53

22. Mose 28,4; 3. Mose 6,3

32. Mose 39,29; 3. Mose 16,4

4Daniel 7,9

52.Korinther 5,21

6Johannes 1,29

7Galater 1,4

82. Chronik 16,9

9Hebräer 4,13

10Psalm 139,16

11Psalm 119,119

12Psalm 93,4

13Hesekiel 43,2

Page 10

16. und er hatte in seiner rechten Hand sieben Sterne, und aus seinem Mund ging ein zweischneidiges, scharfes Schwert[b] hervor, und sein Angesicht <war>, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft.In der rechten Hand des Menschensohnes befanden sich sieben Sterne. Der Menschen Sohn selbst erklärt sie als die Engel oder Boten der christlichen Gemeinden.1Maleachi bezeichnete die Priester als Engel oder Boten des Jahwe der Heerscharen.2Nach Daniel3könnten darunter auch die Lehrer fallen, die verständig sind und viele Menschen zur Gerechtigkeit weisen. Alle genannten Persönlichkeiten sind von Gott mit schwerwiegender Verantwortung betraut, stellen aber nur Werkzeuge in der Hand Jesu Christi dar, die von ihm gelenkt werden. Trotzdem sind sie nicht an ihn gekettet, und es wäre denkbar, dass sie in der Gefahr stehen, aus seiner Hand fallen zu können. Dagegen spricht allerdings die feste Beziehung mit der bewahrenden Hand Jesu.

Aus dem Munde Jesu kam eine scharfe, zweischneidige Schwertklinge. Das Schwert ist das Bild für die Macht des Wortes Gottes, durch das Jesus die Völker zurechtweist und richtet.4Sein Gesicht leuchtete wie die mittägliche Sonne am wolkenlosen Himmel und ist ein Beweis seiner Herrlichkeit.

17. Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot. Und er legte seine Rechte auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte

Als Johannes seinen Lehrer und Herrn in dieser Gestalt als König und Hohepriester erblickte, fiel er wie tot zu den Füßen Jesu nieder. Der Glanz und die Herrlichkeit Gottes und seine Rede vermögen solche Reaktionen des menschlichen Zusammenbruchs und der Furcht zu verursachen. Propheten des Alten Testamentes bezeugen es. Hesekiel fiel beim Anblick der Herrlichkeit Gottes nieder und wagte nicht aufzuschauen.5Daniel sank wie betrübt mit seinem Gesicht auf die Erde, als er die Stimme Gottes vernahm6, und Habakuk zitterte am ganzen Leibe bei dem Gesicht des nahenden Richters.7Aber Jesus tröstete und ermutigte den Johannes durch seine aufklärenden Worte. Johannes sollte keine Furcht haben und sich nicht erschrecken, weil Jesus, der Sohn Gottes, der Erste ist, nämlich der Schöpfer, und der Letzte, der alles Geschehen auf der Erde und im Himmel nach dem Ratschluß Gottes des Vaters ausführt.

18. und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades.Jesus bezeichnet sich auch als der Lebendige, der das Leben in sich selbst durch Gott hat, der eigentlich das ewige Leben besitzt. Er war tot. Hingerichtet zum Tod am Kreuz hat er sein Leben freiwillig zu Erlösung und Rettung der Menschen gegeben.

1Offenbarung 1,20

2Maleachi 2,7

3Daniel 12,3

4Offenbarung 19,11 f.

5Hesekiel 1,28

6Daniel 8,18; 10,9

7Habakuk 3,16

Page 11

Aber er ist auferstanden1, und nun hat er in der Tat ewiges Leben und noch mehr2: Er besitzt die Schlüssel des Todes, der von ihm überwunden wurde.3

Nur derjenige Mensch wird den ewigen Tod erleiden müssen, den Jesus als Richter der Welt zum Tode verurteilt. Auch die Schlüssel für den Verwahrungsort der Toten, den Hades oder die Unterwelt, befinden sich in seiner Hand, weil er als Herr über Leben und Tod die Gläubigen aus diesem Todesreich befreien und zum ewigen Leben erwecken kann. Solche Weisheit vom lebenden Erlöser verkündeten schon Hiob4und David5. Sie wußten, daß ihr Erlöser lebt und als der Letzte auf der Erde stehen wird.

19. Schreibe nun, was du gesehen hast und was ist und was nach diesem geschehen wird!

Johannes erhält die Aufgabe, die ihm von Jesus gezeigten prophetischen Bilder für die Gemeinden aufzuschreiben. Er soll dazu schreiben, was die Visionen oder Gesichte darstellen und was in Zukunft noch geschehen soll. Wichtige Botschaften schrieben die Auserwählten und Propheten Gottes auch in älterer Zeit auf, damit die Worte nicht in Vergessenheit geraten, ständig gelesen werden, keine Zweifelsfragen aufkommen und allen Menschen erhalten bleiben. Jesaja musste die Botschaft Gottes für das Volk auf eine Tafel schreiben und in ein Buch einzeichnen, damit die Verheißungen Gottes für einen künftigen Tag als Zeuge bis in Ewigkeit erhalten bleiben.6Hesekiel erhielt den Auftrag über den Tempelbau zu berichten und, um Vergessenheit und Fehlererkenntnisse zu verhindern, sollte er für das Volk Israel alle diesbezüglichen Weisungen vor den Augen des Volkes als Beweismaterial und zum Befolgen schriftlich niederlegen.7Schließlich beauftragte Gott den Propheten Habakuk, sein Gesicht über das Auftreten der Chaldäer8zum flüssigen Lesen aufzuschreiben.9

20. <Was> das Geheimnis der sieben Sterne, die du auf meiner Rechten gesehen hast, und die sieben goldenen Leuchter <betrifft>: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden.

Die Erfüllung des Geheimnisses der bildlich dargestellten Botschaften für die sieben Sterne, nämlich für die Engel und Boten und die Verantwortlichen der Gemeinde, die sich in der Hand Jesu befinden, liegt in wahrscheinlich naher Zukunft. Es fällt auf, dass sich die Struktur der christlichen Gemeinden gewandelt hat und die Apostel nicht mehr die Gemeinden leiten, sondern besondere Boten. Sind es von Gott beauftragte besondere Schutzengel der Gemeinden oder handelt es sich um die Leiter der Gemeinden? Historisch bekannt ist die Berufung und Einsetzung von Bischöfen, Ältesten und Diakonen, die am Ausgang des ersten Jahrhunderts und zu Beginn des zweiten Jahrhunderts den lokalen Gemeinden vorstehen. Rangunterschiede zwischen Bischöfen und Ältesten waren zunächst nicht bekannt.

1Matthäus 28,7

2Hebräer 7,16

3Hebräer 7,24

4Hiob 19,25

5Psalm 18,47

6Jesaja 30,8

7Hesekiel 43,11

8Die Babylonier im übertragenen Sinn

9Habakuk 2,2

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Daraus entwickelten sich dann seit ca. 100 n. Chr. die drei geistlichen Ämter Bischof, Ältester (Presbyter) und Diakon mit unterschiedlichen Funktionen. Nach den ältesten Berichten war der Bischof der Leiter einer örtlichen Gemeinde, predigte und leitete die Feier des Gottesdienstes. Unterstützt wurde er von Ältesten und von Diakonen. Diese Teilung der Ämter hat sich bis heute in den christlichen Kirchen erhalten. Johannes wird nun die Botschaften an die einzelnen Gemeinden in ihren Einzelheiten erfahren, aufschreiben und an sie senden.

1.3 Die Empfänger der Offenbarung (die sieben Sendschreiben)

Kapitel 2

1. Das Sendschreiben an die Gemeinde in Ephesus

1. Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: Dies sagt der, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt:

Das erste Schreiben, das Johannes durch den Geist Gottes in einem Gesicht erhielt, richtet sich an den Leiter und Verantwortlichen der Gemeinde zu Ephesus, der Hauptstadt der römischen Provinz Asia an der Westküste von Kleinasien. Die Stadt war berühmt durch ihren Artemistempel (Tempel der Diana der Epheser)1, der zu den Wundern der Antike gehörte, und durch ihre Zauberkunst. Die Gemeinde versinnbildet mit ihrem Namen eine wünschenswerte Gemeinde. Sie könnte die christliche Urgemeinde zur Zeit des Wirkens der zwölf Apostel im ersten Jahrhundert gewesen sein und/oder die christliche Kirche in ihren Anfangsjahren. Jesus Christus, der alle verantwortlichen Mitarbeiter unter dem Bild der sieben Sterne in seiner Hand hält und mitten unter den sieben Gemeinden steht, die als goldene Leuchter dargestellt werden, und die sieben Gemeinden durch die innige geistliche Verbundenheit begleitet, lässt folgende Botschaft an die Gemeinde Ephesus richten:

2. Ich kenne deine Werke und deine Mühe und dein Ausharren, und dass du Böse nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sich Apostel nennen und es nicht sind, und hast sie als Lügner befunden;Jesus kennt die Werke der Gemeinde Ephesus: 1.) Sie besitzen die Geistesgaben. 2.) Sie haben einen starken Glauben. 3.) Sie leben in der Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu und 4.) Sie fallen auf durch ihre gegenseitige Liebe. 5.) Sie bemühen sich in der Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi und 6.) Sie beweisen in dieser Arbeit eine nennenswerte Ausdauer. 7.) Sie sehen zu, daß die Gemeinde rein bleibt, indem die Sünder ausgeschlossen werden, wenn sie sich nicht bekehren wollen.

Die Gründlichkeit der Prüfung durch die Gemeinde geht sogar so weit, daß sie Apostel und Lehrer der Gemeinde auf die Probe stellen und ihren Charakter prüfen; denn unter ihnen gab es einige, die zwar behaupteten gläubige Christen zu sein, es aber nicht waren. Durch diese Prüfung hat die Gemeinde Ephesus Heuchler, Irrlehrer und Lügner entlarvt. Die Gemeinde kennt die praktische Anwendung der

1Apostelgeschichte 19,35

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Verheißungen aus den Psalmen, daß die Gottlosen im Gericht nicht bestehen und auch nicht die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.1

3. und du hast Ausharren und hast <vieles> getragen um meines Namens willen und bist nicht müde geworden.

Die Gemeinde Ephesus bewies auch eine geduldige Wesensart. Sie offenbarte die Charaktereigenschaft, die in der Erwartung der Ankunft Jesu und des ewigen Lebens notwendig ist. Sie besaß die Ausdauer, die der Landmann aufbringen muß, wenn er nach der Saat im Frühjahr bis zum Herbst auf die reifen Ähren wartet.2Die Gemeinde ertrug sogar Leiden und Beleidigungen um Jesu Namens willen, so wie Jesus für uns Hohn und Schande ertragen hat, als er gefoltert, gemartert und an das Kreuz geschlagen wurde.3Trotz der Schmähungen und Beleidigungen blieb die Gemeinde standhaft in ihrem Glauben an den Erlöser.

4. Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.In einem Punkt musste Jesus die Gemeinde Ephesus tadeln. Sie hat die erste Liebe verlassen und war offensichtlich von ihrer anfänglichen inneren Begeisterung für den göttlichen Auftrag abgewichen. Diesen Fehler hat das Volk Israel in gleicher Weise begangen und ist deshalb zu Fall gekommen. Der sogenannte Brautstand des Volkes Israel nach dem Verlassen Ägyptens und der Zug durch die Wüste4und die Besinnung auf den Schutz und die Führung Gottes während der Wüstenwanderung und die ständige Rückkehr in die nahe Beziehung zu Gott blieben wesentlich für die weitere Existenz und Lebensweise eines Restes des Volkes. So bilden die Praxis des Glaubenslebens, die Aufmerksamkeit hinsichtlich der Reinhaltung der christlichen Gemeinde, der Fleiß in der Evangeliumsarbeit und die Innigkeit, mit der eine Gemeinde für Gott eintritt, in jeder Kirche und Glaubensgemeinschaft und zu allen Zeiten Grundfesten zum Erhalt und zum Schutz der Gemeinde.

5. Denke nun daran, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, so komme ich dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust.Jesus Christus bleibt bei dem Tadel der Gemeinde Ephesus nicht stehen, sondern weist in seiner Liebe hin auf den Ausweg aus der bedenklichen Lage. Die Gemeinde soll sich zu allererst selbst erkennen und sich darüber im Klaren sein, daß sie die erste Liebe mit dem anfänglichen Eifer vernachlässigt hat. In der Erkenntnis ihres Mangels an Liebe wird sie aufgefordert, umzukehren und wie am Anfang ihres Christenlebens zu handeln.

Nur wenn sie ihre Meinung und ihre Werke nicht ändert, dann wird Gott besondere Strafgerichte schicken. Er würde in dem Falle ihre Erkenntnis über das helle Licht der frohen Botschaft von Christus, ihre Geistesgaben, ihren starken Glauben und ihre Hoffnung auf die Rettung durch Jesus Christus verdunkeln und schließlich ihnen ganz nehmen. Parallelen zu diesem göttlichen Handeln finden sich häufiger in der Geschichte des Volkes Israel. So vergleicht beispielsweise der Prophet Hosea das Volk Israel mit Trauben in der Wüste, die zum Gedeihen keine Chance haben. Das Volk wurde durch die Abtrünnigkeit zu einem Greuel für die übrigen Völker und für

1Psalm 1,5

2Jakobus 5,7

3Psalm 69,7

4Jeremia 2,2

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Gott.1Trotzdem dachte Gott in seiner Liebe immer wieder an sein Volk, führte es zur Bekehrung und rettete es schließlich.2

6. Aber dies hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die auch ich hasse.

Darüberhinaus leistet die Gemeinde Ephesus rechtschaffene Arbeit und findet sich in Übereinstimmung mit dem Willen Jesu, weil sie sich von den Werken der Nikolaiten abwendet. Die Verfehlungen der Nikolaiten bestanden im Essen von Götzenopferfleisch, in der Unzucht, im Anspruch auf hohe Erkenntnis, in der geistlichen Überheblichkeit, im Verdrehen der Heiligen Schrift , im Geist des Kompromisses ihres Glaubenslebens und in der Flucht vor Gott und seinen Geboten. Die Christen in Ephesus hassen die Taten der Nikolaiten wie auch Jesus Christus, ohne den Sünder als Persönlichkeit zu mißachten, der sich zum Glauben bekehrt.

Bei den Nikolaiten handelt es sich um eine Gruppe von Irrlehrern, deren Name von dem gewählten Armenpfleger Nikolaus abgeleitet wird.3Ihre alttestamentlichen Abbilder finden wir bei dem Propheten Bileam, der das Volk Israel durch Hinterlist und Geldgier zur Abkehr von Gott verführen ließ4und bei Isebel, der Frau des israelitischen Königs Ahab (871-852 v.Chr.). Sie verleitete fast das gesamte Volk Israel zum Baals-Götzendienst.5

7. Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, welcher in dem Paradies Gottes ist.

Das Sendschreiben an Ephesus schließt mit einem Rat des Sohnes Gottes. Mit den Worten, die er auch während seiner Wirksamkeit auf dieser Erde benutzte6, fordert er den gläubigen Christen zum genauen Hören auf und zum Verständnis des Wortes Jesu, damit der Gläubige den Sinn des Wortes Gottes nicht verfehlt. Jesus spricht mit seiner Mahnung den Christen an, der noch ein Ohr für Gott und sein Wort hat, der noch Interesse zeigt für Gottes Wort. Er möge hören, was der Geist Gottes den Gemeinden sagt: Jesus wird dem Überwinder, der um den Dienst für Gott unablässig bemüht ist, von dem Baum des Lebens, der mitten im Paradies Gottes steht, zu essen geben. Das heißt: Er wird ihm das ewige Leben schenken.

2. Das Sendschreiben an die Gemeinde in Smyrna

8. Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Dies sagt der Erste und der Letzte, der tot war und wieder lebendig wurde:Das zweite Sendschreiben richtet sich an den Leiter und Verantwortlichen der Gemeinde Smyrna. In neutestamentlicher Zeit war Smyrna eine Stadt in der römischen Provinz Asia an der ägäischen Küste. Heute heißt die Stadt Izmir und liegt im asiatischen Teil der Türkei. Auffällig an der Stadt ist ihre Unabhängigkeit trotz der Einnahme durch die Großmächte. Im 2. Jahrhundert n.Chr. kam sie nach einer langen Verborgenheit zur wirtschaftlichen Blüte. Trotzdem hat Smyrna die Bedeutung von Bitterkeit. Sie weist mit ihrem Namen auf die Wesens- und Lebensart

1Hosea 9,10

2Jesaja 1,26; Jeremia 2,2.3; Hesekiel 16,63

3Apostelgeschichte 6,5

44. Mose 22-24

51. Könige 16,29ff.

6Matthäus 11,15

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einer Märtyrergemeinde hin, die kirchengeschichtlich im zweiten und dritten Jahrhundert anzusetzen wäre. Johannes stellt den eigentlichen Schreiber der Offenbarung Jesus Christus als den Ewigen vor. Er ist der Erste und der Letzte wie er sich selbst bereits dem Johannes vorgestellt hatte1als Schöpfer und als derjenige, der alles in seinen Händen hält. Er war tot und lebt wieder, weil er nämlich das Leben in sich selbst trägt.2Er richtet folgende Botschaft an die Gemeinde Smyrna:

9. Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut - du bist aber reich - und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und es nicht sind, sondern eine Synagoge des Satans.

Er kennt die Gemeinde genau und weiß über ihre Lasten Bescheid. Er denkt an ihre Bedrängnis, die Verfolgung und Not, die zuerst von den Juden in der Gemeinde selbst verursacht wurde, später durch das Heidentum von Menschen außerhalb der Gemeinde, und weiterhin durch das heidnische Rom. Jesus wußte um die Armut der Gemeinde, vor allem um die Armut an irdischen Gütern. Trotzdem nannte er die Gemeinde reich, weil sie reich war an geistlichem Segen durch ihre Erkenntnis Jesu Christi. Die Schmähungen, Lästerungen und Verfolgungen gingen von Gemeindegliedern aus, die behaupteten Juden zu sein und zum Volk Gottes zu gehören. In Wirklichkeit gehörten sie nicht zum Volk Gottes und waren im Gegenteil eher eine Lehrschule des Teufels. Zu den satanischen Anhängern zählen alle, die sich Juden und Gemeindeglieder von Smyrna nennen, aber in ihrer täglichen Praxis den Namen Jesu durch Wort und mehr noch durch ihre Taten verunglimpfen.3Paulus versteht unter solche Menschen, jüdische Christen, die zwar beschnitten sind und damit äußerlich kenntlich als Juden und im übertragenen Sinn als Christen, aber innerlich besitzen sie keine Beziehung zu diesem äußeren Zeichen des Judentums.4

10. Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird <einige> von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr geprüft werdet, und ihr werdet Bedrängnis haben zehn Tage. Sei treu bis zum Tod! Und ich werde dir den Siegeskranz des Lebens geben.

Jesus ermutigt die Gemeinde Smyrna. Sie sollten keine Angst vor den künftigen Leiden haben. Der Widersacher, das ist der Teufel als ursprünglicher Anstifter, und seine Helfershelfer unter den Menschen, die sich von ihm verführen lassen, halten sich bereit, etliche von der Gemeinde ins Gefängnis zu setzen. So geschah es auch in der blutigen Verfolgung und der Gefangensetzung der Christen unter den römischen Caesaren Nero, Diokletian und Galerius, so dass die Existenz der Gemeinde Smyrna in die Zeit dieser Herrscher angesetzt werden kann. Aber nicht nur in jener Zeit wurden die bekennenden Christen zu Märtyrern, sondern auch in den folgenden Zeiten setzten immer wieder Christenverfolgungen ein. Besonders drastisch wurden die Christen im Mittelalter durch die christliche Kirche selbst gemartert und im Weiteren durch fundamentalistische Kräfte anderer Glaubensrichtungen und Kulturen. Jesus betrachtet die Verfolgungszeit als Prüfung der Standhaftigkeit der christlichen Gemeinde. Solche Leidensperiode soll prophetisch gesehen zehn Tage andauern. Mit der Zahl zehn wird in der Bibel die Vollkommenheit ausgedrückt und an dieser Stelle ist gewiß eine Zeitdauer gemeint, die Gott nicht verkürzen wird. So lange hielt die Verfolgungszeit unter Diokletian und

1Offenbarung 1,17

2Offenbarung 1,18

3Johannes 8,44

4Römer 2,28.29.

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Galerius an (303 bis 312 n.Chr.). Die Kaiser versuchten mit aller Macht, das Christentum und seine Literatur auszurotten. Christus fordert die Gemeinde auf, dem Evangelium trotz der Schwierigkeiten die Treue zu halten, selbst wenn viele Gläubige den Tod erleiden müssen, ungeachtet dessen, daß Gott die gläubigen Christen wie Daniel und seine Freunden in der babylonischen Gefangenschaft aus der Todesgefahr retten kann.1Jesus verspricht der Gemeinde Smyrna die Krone des Lebens und meint das ewige Leben.

11. Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, wird keinen Schaden erleiden von dem zweiten Tod.Wiederum folgt zum Abschluss der Botschaft an die Gemeinde Smyrna die bekannte Aufforderung Jesu, die Worte Gottes genau zu beachten und ihren Sinn zu erkennen: Wer ein Ohr für Gott und sein Wort hat, hört auf die Stimme des Geistes Gottes an die Gemeinde. Der Gläubige, der in der Versuchung standhaft bleibt und möglicherweise den Tod erleidet, wird bei der Wiederkunft Jesu im künftigen Endgericht Gottes keinen zweiten Tod sterben müssen wie derjenige, der nicht den Glauben an Jesus angenommen hat und die ewige Verdammnis erleben wird.

3. Das Sendschreiben an die Gemeinde in Pergamon

12. Und dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: Dies sagt der, der das zweischneidige, scharfe Schwert hat:

Das dritte Sendschreiben ist an den Leiter und Verantwortlichen der Gemeinde in Pergamon gerichtet, die zeitgeschichtlich in das vierte und fünfte Jahrhundert einzuordnen wäre, in dem das Christentum Staatsreligion wurde. Zunächst ist aber die kleinasiatische Stadt Pergamon angesprochen. Der Name bedeutet Hohenburg oder Hochburg und Zentrum des Teufels. Die Stadt lag damals in der römischen Provinz Asia, im Westen der heutigen asiatischen Türkei etwa 25 km von der Küste landeinwärts. Die Römer bauten um 29 v.Chr. in dieser Stadt zu ihren Ehren und zu Ehren des Kaisers Augustus den ersten Tempel des Kaiserkultes. Außerdem befanden sich dort ein Ansammlung heidnischer Kulturen, in denen Zeus, Athene, Dionysos und Asklepios verehrt wurden. Deshalb charakterisiert Johannes die Stadt als Hochburg des Teufels und stellt Christus der Gemeinde Pergamon und jeder anderen christlichen Gemeinde, die sich den satanischen Kult als Mittelpunkt wählt, als rächenden Richter vor, der das zweischneidige scharfe Schwert besitzt in der Bedeutung seines kraftvollen Wortes, das keine Kompromisse duldet und auf eine klare Scheidung dringt. Der Prophet Jesaja vergleicht die Gewalt des Wortes Gottes mit einem Herrscherstab, der aus dem Mund Gottes kommt, und mit dem leichten Ausatmen, dem Hauch seiner Lippen, der bereits als oberflächlicher Atemstoß den Gottlosen töten kann.2Im Neuen Testament wird das Wort Gottes als Macht dargestellt, die bei dem Menschen durch und durch dringt bis in das Innerste Wesen des Menschen, das sonst unerreichbar ist, und die sogar Urteile über die Gedanken fällen kann.3

1Daniel 3,16ff.

2Jesaja 11,4

3Hebräer 4,11

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13. Ich weiß, wo du wohnst: wo der Thron des Satans ist; und du hältst meinen Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet, auch in den Tagen des Antipas, meines treuen Zeugen, der bei euch, wo der Satan wohnt, ermordet worden ist.

Christus kennt die Heimat und die gefahrvollen näheren Umstände um die Gemeinde Pergamon (siehe Erklärung zu Vers 12). Satan hat die Anbetung des wahren Gottes verdrängt durch Götzendienst, Götteranbetung und durch den Kaiserkult. Er hat auf diese Art und Weise seinen Thron auf Erden aufrichten können. Aber Christus weiß, daß die christliche Gemeinde, die ja seinen Namen trägt, an seinen Namen „Christus“ festhält und ihren Glauben an ihn auch in den Tagen nicht verleugnet, wenn sie vermeintlich mundtot gemacht und gerichtet wird. Als Symbol der Treue wird Antipas aufgeführt als Vertreter der ganzen Gemeinde, der gegen Verweltlichung der Kirche und gegen den Götzendienst in der Stadt Pergamon, der Hochburg Satans, protestierte und deshalb getötet wurde. Antipas ist aber nicht nur der mit Namen erwähnte Märtyrer der Gemeinde Pergamon, sondern sein Name steht stellvertretend für die Christen aller Zeitalter, die wegen ihres Glaubens gefoltert und hingerichtet werden.

14. Aber ich habe ein weniges gegen dich, dass du solche dort hast, welche die Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrte, eine Falle vor die Söhne Israels hinzustellen, so dass sie Götzenopfer aßen und Unzucht trieben.