Ernst beiseite! - William Wahl - E-Book

Ernst beiseite! E-Book

William Wahl

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Beschreibung

Mit dem Namen scheint die Zukunft eines Kindes vorbestimmt: Kann eine Jacqueline Vorstandsvorsitzende werden und eine Walburga in einer Medienagentur arbeiten? Warum darf ein Kind im Schwabenland auf keinen Fall Astrid heißen? Wird Gretel gehänselt? Weswegen gelten Petras als hässlich? Und verwechseln Japaner Lionel tatsächlich stets mit Rainer? William Wahl nennt die schlimmsten Namenssünden und warnt dabei vor einigen Klassikern ebenso wie vor Modenamen.

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William Wahl

Ernst beiseite!

500 Namen, die Sie Ihrem Kind besser nicht geben sollten

Rowohlt Digitalbuch

Inhaltsübersicht

WidmungVorwort von Bastian SickABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZIn letzter SekundeDankBildnachweisNamenregister
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Für Marie-Charlotte und Jürgen

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Vorwortvon Bastian Sick

Ein altes Sprichwort sagt: Nomen est omen, der Name ist ein Zeichen. Aus gutem Grund ist dieses lateinische Reimwort noch heute gültig; denn Namen haben immer etwas zu bedeuten. Damit ist nicht unbedingt die wörtliche Bedeutung gemeint. Dass Maria «die Wohlgenährte» bedeutet und Philipp «der Pferdefreund», heißt nicht, dass es nicht auch dürre Marias und pferdescheue Philipps geben könne. Namen stehen für viel mehr: Sie sagen uns etwas über Traditionen, über Moden, und fast immer spiegeln sich in ihnen Wünsche, Träume und Vorlieben der Eltern wider. Für die Wahl eines Vornamens können Vorbilder aus der Verwandtschaft, dem Freundeskreis, aus Büchern oder aus dem Fernsehen ausschlaggebend sein, manchmal ist es auch nur ein Buchstabe.

Mein Patenkind heißt Johanna. Es ist die Tochter meines Cousins Julian und seiner Frau Jessica, die übrigens in allem das Gegenteil dessen ist, was hier unter «J» über Jessicas behauptet wird. Drei Jot in der Familie haben Maßstäbe gesetzt. Als ein zweites Töchterlein unterwegs war, stand fest, dass sein Name wieder mit einem J beginnen solle. Modische Varianten wie Jennifer oder Jolina schieden aber aus. Auch Jacqueline kam nicht in Betracht. Nach reiflicher Überlegung entschieden sich die Eltern für Josephina.

Auch bei meinem Namen war der Anfangsbuchstabe bewusst gewählt. Ich hätte nämlich genauso gut Sebastian heißen können. Aber meine umsichtigen Eltern wollten mir die Initialen SS ersparen.

Vor einiger Zeit war ich in München in einer Fernsehsendung des Bayerischen Rundfunks zu Gast. Im Publikum saßen zwei Schulklassen, die interessiert zuhörten. Nach der Sendung stellten sich die Schüler für ein Autogramm an. Artig nannte mir jeder seinen Vornamen: Der erste hieß Florian, der zweite Christian, der dritte Julian. Allesamt wohlklingende, bildungsbürgerliche Namen, stellte ich fest. «Das sieht gut für euch aus, Jungs», sagte ich, «euch werden im Leben viele Türen offen stehen!» Die Schüler waren erstaunt und wollten wissen, wie ich anhand der Vornamens auf ihre Zukunft schließen könne. Ich erzählte ihnen von einer Studie, die ergeben habe, dass Kinder mit bestimmten Vornamen bessere Bildungschancen hätten als andere. Klassische Namen auf -ian wie Maximilian, Fabian, Sebastian würden eher mit Talent und Fleiß assoziiert als Namen wie Robin oder Justin. Besonders Kevin habe sich der Studie zufolge als stereotyper Vorname für einen «verhaltensauffälligen» Schüler herausgestellt. Den haben seine Eltern offenbar zu lange «allein zu Haus» gelassen, scherzte ich und wandte mich wieder dem Signieren zu. Der nächste Junge trat vor, und als ich ihn fragte, wie er heiße, sah er mich pfiffig an und sagte: «Martian!»

Eine Sekunde herrschte Stille, dann brachen die anderen Schüler in schallendes Gelächter aus. Welch eine Schlagfertigkeit, dachte ich. Innerhalb weniger Sekunden eine komplexe Information zu verarbeiten und für sich und sein Leben umgehend Konsequenzen daraus zu ziehen, das ist schon eine Leistung! Unter allen klugen Kindern aus München war dieser Martin zweifellos ein ganz besonderes Exemplar.

Die Wahl eines Vornamens will gut überlegt sein. Dieses Buch gibt Rat in Zweifelsfällen. Und wer wäre geeigneter, uns zu erklären, was es heißt, einen Namen wie Justin oder Kevin zu tragen, als ein William? Viel Vergnügen beim Lesen!

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A

♂ Abbas
♀ Abigail

Wussten Sie, dass Aachen eigentlich Bad Aachen heißt und diesen Namensbestandteil nur gestrichen hat, um nach dem Alphabet als Erstes genannt zu werden? Ein ähnliches Vorhaben ist der einzig halbwegs nachvollziehbare Grund, aus dem man seine Tochter mit einem solchen Namen bestrafen sollte. Nur, was nutzt es ihr, in der Schule als Erste dranzukommen, wenn das lediglich die Liste derer verlängert, die sie danach für ihren Namen hänseln? Da hat die Vaterfreude (hebräisch Abigail) schnell ein Ende, wenn der Tochterhass erst so richtig zum Tragen kommt. Und ausgemacht ist es auch nicht, dass das Abi geil wird.

♀ Abla

Abla ist ein arabischer Vorname, leitet sich ab von arabisch ’abla und bedeutet «Frau von üppiger Statur». Ohne Worte.

♂ Achim

Achim ist einer der wenigen Jungs, die eine eigene Ausfahrt haben. Dabei ist der die dortige A1 umgebende Landstrich so öde wie der Name, der langweiligerweise nichts anderes als die Abkürzung von Joachim (hebräisch: «Jahwe möge aufrichten») darstellt. Mit beiden Achims braucht man sich also nicht weiter aufzuhalten.

Hier geht Achim zur Schule. Sie ist deutschlandweit eines der wenigen komplett aus Rigipsplatten errichteten Gebäude und bezieht sich architektonisch deutlich aufs Bauhaus, das für kommenden Samstag herzlich zur Eröffnung seines neuen Marktes in Oyten einlädt.

♀ Achje
♂ Adeyemi

Dieser unüberhörbar afrikanische Name stammt von den nigerianischen Yoruba, er bedeutet «Braun steht mir gut». Eigentlich ist das ein originelles Statement, aber in Anbetracht der Tatsache, dass in unseren Breiten Braun die unbeliebteste Farbe von allen ist, eine weniger gute Idee. Einen Namen namens «Braun steht mir gut» wollen nur Neonazis tragen, aber für die geht ja nichts von Negern! Da beißt sich die Katze in den Schwanz.

♂ Adolf

Aus naheliegenden Gründen seit 1945 kaum noch vergeben, klingt Adolf wie alle auf -olf endenden Vornamen zwar altmodisch, ist aber im Bedeutungsvergleich zu → Neidhart und → Gunther harmlos. Denn Adolf leitet sich von Adalwolf ab – adal heißt althochdeutsch «edel» und bezieht sich auf eine edle Abstammung, wolf meint das Tier. Nun, schade ist es um den Namen trotzdem nicht.

Das Kleinkind Adolf Hitler. Es drängen sich unweigerlich Gedanken und Fragen über das Böse im Menschen auf, die dieses Buch nicht zu beantworten in der Lage ist. Wenden Sie sich bitte stattdessen an Benedict de Spinoza, Friedrich Nietzsche oder Guido Knopp.

Die zehn übelsten Vornamen historischer Tyrannen

Bestimmte Namen lassen uns einen Schauer über den Rücken laufen, sie haben sich als Namen des Bösen ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Da gibt es fiktive Bösewichte wie den Kannibalen Hannibal (Lecter), das mörderische Muttersöhnchen Norman (Bates) aus Hitchcocks Psycho und Narbengesicht Freddy (Krueger). Aber leider existiert das Böse auch in der Realität. Unter anderem in der Gestalt von Tyrannen, Gewaltherrschern und Diktatoren; und es sei jedem empfohlen, sich von den entsprechenden Namen fernzuhalten. Das gilt hauptsächlich für die Jungennamen, Namen weiblicher Schreckensherrscherinnen wie Maggie und → Heidi sind unbedenklicher.

Die verwendeten Namen wurden alphabetisch angeordnet, um Wertungen zu vermeiden. Es wurde sich darauf beschränkt, nur bereits tote Diktatoren[1] in die Liste aufzunehmen, um Rechtsstreitigkeiten und lästige Auseinandersetzungen auszuschließen. Gruppen, die sich durch die Auswahl trotzdem gestört fühlen, wenden sich bitte nicht persönlich an den Autor, sondern immer an den Verlag. Und bevor sich die NPD beschwert: → Adolf läuft außer Konkurrenz.

♂ Benito

♂ Joseph

♂ Idi

♂ Kim

♂ Mao

♂ Muammar

♂ Nicolae

♂ Pol

♂ Saddam

♂ Slobodan

♀ Adolphine

Unter einem Polytrauma versteht man in der Medizin das gleichzeitige Vorliegen mehrerer lebensbedrohlicher Verletzungen.[2] Hier scheint es sich um etwas Ähnliches zu handeln: Der Name krankt sowohl an seinen historischen Bezügen wie an der grotesken Kombination aus althochdeutscher Grimmigkeit und verniedlichendem Feminisierungssuffix. Hier kommt jede Rettung zu spät: Adolphine ist ein Name, den man getrost als onomatologisches Polytrauma bezeichnen kann.

♂ Adonis

Seinen Sohn Adonis zu nennen, ist ein starkes Stück. Bekanntermaßen war der aus der griechisch-römischen Sagenwelt stammende Adonis ein über alle Maßen hübscher Knabe, und anscheinend soll Ihr Sohn auch so einer werden. Doch ein solcher Name ist ein Versprechen, das erfüllt werden muss. So schön Sie auch selber sein mögen, es ist noch lange nicht gesagt, dass das für Ihren Kleinen auch zutreffen wird. Dann schon lieber → Quasimodo, da ist Luft nach oben.

♀ Agnes

Agnes ist ein aus dem Griechischen stammender Name, er leitet sich ab von griechisch hagnós, was «keusch/rein» bedeutet. Ironischerweise müssen sich Mädchen namens Agnes keine Sorgen um die Keuschheit machen: Der Name macht sie so unattraktiv, dass sie kaum Gelegenheit bekommen werden, ihn anzuwenden.

♀ Aimée

Ein Name, den Eltern hoffentlich mit Amy verwechselt haben. Sollten sie wirklich Aimée gemeint haben, bedeutet das (aus dem Französischen) bekanntermaßen «geliebt» und beweist in seinem angeberischen Duktus eigentlich nur die eigene Selbstverliebtheit. Für Eltern, die ihre Tochter Aimée nennen möchten, tut es unter Umständen auch einfach eine Käthe-Kruse-Puppe.

♂ Aldis

Aldis ist ein lettischer Name. Falls Sie ihn schön finden, sollten Sie in eigenem Interesse einen kurzen Blick auf die Bedeutung des Namens werfen. Aldis leitet sich ab vom lettischen aldeit, und das heißt schlicht und einfach «lärmen». Überlegen Sie also noch mal neu, Ihre akustische Psychohygiene sollte es Ihnen wert sein.

♂ Alexander

Seit Jahren in der Spitzengruppe unterwegs. Eher unbegreiflich. Möchte ich, dass mein Sohn ein blasierter Langweiler wird, nenne ich ihn Alexander. Ursprünglich (griechisch) der «Männerabwehrende», was nicht homophob, sondern beschützend gemeint war. Der prototypische Alexander unserer Tage beschützt keine Witwen und Waisen mehr, sondern nur noch seine Schnecke, meist eine → Jessica.

♂ Alfred

Witzig: Wenige Namen klingen so bierernst und hausbacken wie dieser, dabei ist Alfred eine der großen poetischen Ausnahmen der deutschen Sprache. Denn Alfred ist der, der «mit Elfenhilfe rät»! Wenn Sie aber jetzt nach anderen versteckten Schätzen mit Esoterikbezug suchen wie → Orkan (der Orks ahnt) oder Feodora (die nach Fee riecht), werden Sie enttäuscht sein: Alfred steht allein auf weiter Flur mit seinen kleinen Elfenfreunden. Vorschlag zur Güte: Wir lassen ihn da draußen weiter mit unsichtbaren Wesen reden und suchen uns einen besseren Namen für Ihren kleinen Kobold.

♀ Alina

Dieser Vorname ist über mannigfaltige Umwege aus Adelheid (althochdeutsch: von vornehmem Wesen) entstanden. Schon mal doof. Der Name zeichnet sich allerhöchstens dadurch aus, dass man den Anfangsbuchstaben beliebig auswechseln kann und trotzdem noch über einen voll funktionsfähigen Namen verfügt. Alphabetisch: Alina, Belina, Celina, Delina, Elina, → Felina. Das geht immer so weiter. Ziemlich einfallslos.

♀ Amelie

Die fabelhafte Welt der Amelie war im Jahr 2001 ein veritabler Kassenschlager in den europäischen Kinos. Ein Mediziner wird Ihnen über die Welt der Amelie etwas weniger Wunderbares erzählen: Amelie ist nämlich die verschärfte Variante der Dysmelie und bezeichnet nicht wie diese die angeborene Schädigung von Gliedmaßen, sondern deren komplettes Fehlen. Nein, die Welt der Amelie ist nicht so schön.

♂ Anders

Eine sehr verstörende Namensform von → Andreas, die sowohl in Dänemark wie in Deutschland beheimatet ist. Sie führt zwangsläufig zu Missverständnissen, von denen hier ein besonders häufiges in Form eines kurzen Dialogs vorgestellt werden soll:

Wie heißt du?

Anders.

Anders als was?

Nicht anders, ich heiße Anders.

Ja, aber wie?

Anders halt.

Ach, verpiss dich, Arschloch.[3]

♀ Andrea

Dieser Name heißt übersetzt «die Mannhafte». Das passt, denn Andrea ist gar kein Mädchenname. Er wird hier trotzdem als weiblich angeführt, weil er in Deutschland ausschließlich so benutzt wird. Auf Italienisch ist die weibliche Form von Andrea Andreina. Wieder was gelernt. Übrigens: Mit anderen italienischen Namen ist das ganz ähnlich. Unter anderem Gabriele und Simone sind dort ebenfalls Männern vorbehalten. Deswegen heißen auch so wahnsinnig viele italienische Frauen Maria – es sind einfach kaum noch andere Namen übrig.

! Das Geschlecht

Es ist wichtig, dass bei einem Kind das Geschlecht ersichtlich ist. Ganz generell sowieso, aber auch im Vornamen. In Zeiten von Metrosexualität und Unisex-Mode ist diese Regelung sehr sinnvoll, und auch der Gesetzgeber sieht es so vor. Der Polizist möchte gern wissen, ob er seinem langhaarigen Gegenüber einen Strafzettel ausstellen muss oder es zum Kaffee nach Dienstschluss einladen kann, und da ist ihm der Vorname eine große Hilfe. Das nur als ein Beispiel.

Auch unter Berücksichtigung des Kindeswohls ist die Möglichkeit zur klaren geschlechtlichen Zuordnung wünschenswert. Ein heranwachsendes Mädchen leidet Qualen, wenn es für einen Jungen gehalten wird, und andersherum gilt das genauso; mit dem einen Unterschied, dass dem Jungen noch nicht einmal die Möglichkeit zur Verfügung steht, die geschlechtliche Identität mit einer Brustvergrößerung noch vor der Volljährigkeit klarzustellen.

Deswegen untersagt der sorgende Staat unbedachten Eltern, ihr Kind mit einem allzu ungefähr-androgynen Erstnamen auszustatten. Beispiele gefällig? Maria geht nicht für einen Jungen, ebenso die italienischen Andrea und Gabriele. Sascha wird auch ungern gesehen, ebenso Kim, darüber hinaus Albernheiten wie Trixi, Foxi u.Ä.

Mindestens brauchen Sie für diese onomastischen[4] Zwitter einen geschlechtlich eindeutigen Zweitnamen. Dann dürfte jedes Standesamt tolerant entscheiden. Sollten Sie sich unsicher sein, wie sie diese erkennen, liefert Ihnen dieses Buch hier noch eine Eselsbrücke: Auf -ette, -ine und -ella endende Namen sind weiblich, männlich hingegen alle auf -heinz und -bert.

♀ Andreas

Andreas ist ein langweiliger Name für langweilige Menschen. Kein Wunder, bedeutet er vom griechischen andros abgeleitet nichts anderes als «Mann». Beliebiger geht es wirklich nicht. Wie auch immer: Andreas, Everybody’s Darling seit dem Mittelalter und absoluter Kassenschlager in den Siebzigern, ist über die Jahre zu einem extrem unmodischen Namen geworden. Das wurde aber auch Zeit.

♀ Anina

Ein Jäger mit Gazelle zagt im Regen nie. Oder: Trug Tim eine so helle Hose nur mit Gurt? Am schönsten: Erika feuert nur untreue Fakire. Sie wissen es sicher – diese Sätze sind alle Palindrome. Und Anina ist einer der längsten Namen, die sich vor- wie rückwärts lesen und sprechen lassen (der Ursprungsname dieser Verkleinerungsform, Anna, ist auch ein Palindrom). Das mag manchen Eltern ein Argument sein, weil sie es amüsant finden und etwas zu erzählen haben, wenn sie bei Freunden eingeladen sind und das Gespräch stockt, da man sich wegen der Kinder nur noch so selten sieht und sich nichts mehr zu sagen hat. Trotzdem ist von diesem Namen abzuraten: Wenn Sie schon ein Palindrom haben wollen, dann machen Sie’s richtig und nehmen Sie einen Doppelnamen: für Mädchen Anita-Tina und für Jungs Leon-Noel. Diese Kombinationen sind zwar so richtig hässlich, aber um Schönheit ging es Ihnen ja nicht.

♂ Anselm
♀ Antina

Ein Name wie falsch gescrabbelt. Eine Steilvorlage für jeden Legastheniker. Entstanden als ostfriesische und holländische Erweiterung aus Anna, oder aus Versehen. Die überwiegende Mehrheit, die mit diesem Namen zu tun hat, wird Antina für einen Rechtschreibfehler halten und ihn stillschweigend zu Anita korrigieren, was dazu führen wird, dass Antina regelmäßig ihre Interkontinentalflüge verpasst, weil im Reisebüro wieder was schiefgelaufen ist.

♀ Antje

«Frau Antje bringt Käse aus Holland» lautete jahrelang ein bekannter Slogan aus der Fernsehwerbung. Und tatsächlich ist Antje als weitere Nebenform von Anna ein holländischer Name. Auch das Niederdeutsche kennt ihn: So war das Walross Antje das Maskottchen des NDR, bis man ihr 2001 kündigte, weil sie als nicht mehr zeitgemäß galt. Heute vermarkten auch die Niederlande statt Gouda Kräuterzigaretten. Doch in unserer Vorstellung wird uns Frau Antje, das behaarte Gesicht mit den riesigen Hauern unter einer weißen Haube und den massigen Körper grazil auf dem Hollandrad ausbalancierend, bis in alle Ewigkeiten Käse bringen. Ja, Antje ist ein wunderbarer Name für dicke Mädchen mit gewaltigen Schneidezähnen – alle anderen lassen bitte die Finger davon.

♀ Aphrodite

Nicht zu verwechseln mit Afro-Dieter (→ Dieter), dem freundlichen Alkoholiker von gegenüber mit Neigung zu schwarzen Kraushaarperücken. Aphrodite hingegen ist die griechische Göttin der Liebe und Schönheit. Von solchen bildungsbürgerlich prahlerischen Namen bekommen Kinder Neurosen (die Eltern haben sie schon).

♂ Arbogast

Arbogast ist ein alter deutscher Name, er bedeutet im Althochdeutschen «der fremde Erbe». Rätselhaft. Es kann den eigentlichen Erben nicht gefallen haben, wenn da ein hergelaufener Kerl all den Goldschmuck einsackte. «Hallo, ich bin Arbogast, ihr habt mich noch nie gesehen, aber ich bin der verschollene Sohn eures Vaters. Das da gehört mir. Das da auch.»

♂ Ariel

Nicht der große Bruder von → Arielle, der Meerjungfrau. Nein, dieser Ariel ist, auch wenn sein Name so schön klingt, weniger niedlich als die kleine Nixe, die so reizend singen kann. Ariel ist ein Engel, aber vergessen Sie weißes Nachthemd, Kerze und blonde Locken, wir sprechen hier von einem Dämonenbezwinger allererster Güte, dem «Feuerherd Gottes» (hebräisch), dem löwenköpfigen Bestrafer und Zornesengel! Wie dieser Name zur Waschmittelmarke werden konnte, entzieht sich jeder Kenntnis. Der Autor hat bei der Internetseite der Firma nachgeschaut und es nicht herausfinden können.[5] Man kann sich den Zusammenhang nur so vorstellen: Wenn Ariels bluttriefendes Schwert mal wieder seine Arbeitskluft verschmutzt hatte, wäre er froh gewesen, auch unterwegs die roten Flecken rauszubekommen, und zwar mit Hilfe von Ariel Pocket und der innovativen ActiLiftTM-Technologie.

♀ Arielle

Arielle, die kleine Fischmutantin. Die singende Makrele. 1-a-Kandidatin für Magnetos X-Men. Eine kleine Info bezüglich Meerjungfrauen: Sie sind heimtückisch und ziehen Menschen (vornehmlich Männer) mit sich ins Wasser, wo sie sie ertränken. Ob sie während dieses schmutzigen Geschäfts Disney-Lieder singen oder nicht, spielt zumindest für die Opfer erst einmal eine eher untergeordnete Rolle. Davon wird Ihre Tochter natürlich nichts wissen wollen, sich für eine verzauberte Prinzessin halten und verwöhnt bis dorthinaus Ihr Erspartes für Lillifee-Schrott auf den Kopf hauen, bis Ihre Altersvorsorge von den Ansprüchen Ihres Töchterchens zerfetzt ist wie ein Entenküken von einem Schwarm Piranhas, um bei der Wassermetapher zu bleiben.

Dies ist nicht Arielle, sondern die kleine Meerjungfrau (wir haben von Disney keine Rechte bekommen).

♀ Arminda

Dieser georgische Mädchenname klingt schön, ist aber leider ein sehr harscher Kommentar darüber, dass man sich etwas anderes als eine Tochter gewünscht hat: Arminda bedeutet gemeinerweise «Ich wünsche es nicht». Mehr zu Vornamen, die die Abneigung der Eltern gegen ihre eigenen Kinder zum Ausdruck bringen, hier, Die letzte Rose.

♀ Ashlynn

Amerikanisch. Bedeutung so unbekannt wie unwichtig, hier geht es rein um den Klang. Das Ypsilonphänomen bekommen Sie bei → Jayden erläutert. Restlos erklären lässt sich trotzdem nicht, weswegen Eltern bei Mädchennamen nicht wenigstens solche vermeiden, mit denen ihre Töchter direkt nach der Volljährigkeit in der Sexindustrie landen. Es ist ja nicht so, dass Eltern mit verbundenen Augen eine Nadel ins Vornamenslexikon stoßen würden; sie wählen sich Namen nach meist langer Suche aus, und zwar in diesem Fall höchstwahrscheinlich bei Youporn.[6]

♀ Astrid

Astrid ist ein Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Nordischen übernommener Vorname und bedeutet so etwas wie «schöne Gottheit». Dies gilt allerdings nicht für Baden-Württemberg und Südwest-Bayern, denn im Schwäbischen heißt Astrid schlicht Aschtrid, aka Arschtritt; und dass sie einen solchen von ihrer Tochter erhalten werden, darauf können die Schlaumeier von Eltern schon mal ihren Po verwetten.

♂ August

Dieser Name hat es schwer. Zunächst wegen des gleichnamigen Monats. Dabei ist dieser nach dem Namen benannt und einmal nicht umgekehrt, denn es war Kaiser Augustus, dem zu Ehren man den August August taufte. «Erhaben» bedeutet das Wort im Lateinischen, und deswegen ist es umso erstaunlicher, dass es zu der Clownsfigur des «Dummen August» kommen konnte, der aber im deutschen Sprachgebrauch immer noch so fest verankert ist, dass Sie den Namen besser bleibenlassen.

♂ Axel

Axel ist entgegen der landläufigen Auffassung keine Koseform von → Alexander, sondern eine aus dem Schwedischen übernommene umgebildete Kurzform des biblischen Namens Absalom (was für Ihr Baby auch nicht in Frage kommt). Axel ist nicht nur total Siebziger, sondern bietet auch so viel Anreiz zu fiesen Kinderscherzen (Axel Schweiß u.Ä.), dass Sie ihn sich aus dem Kopf schlagen respektive aus der Achsel wischen sollten.

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B

♂ Bagula

Sie alle wissen, dass Sie dem Internet nicht komplett vertrauen dürfen. Manchen Spaßvögeln ist es eine große Freude, im World Wide Web falsche Informationen zu streuen und zu beobachten, wie lange diese für bare Münze genommen werden. Auf Wikipedia wurden schon ganze Inselgruppen geboren, ohne dass jemand daran Anstoß genommen hätte. Bei Vornamen lauert dieselbe Gefahr: Der Männername Bagula taucht gleich in mehreren Online-Datenbanken auf, ist angeblich südamerikanisch, genauer gesagt bagalianisch (sic!) und bedeutet «Kind, das immer weint». Ist das nicht wunderbar? Hier hat anscheinend eine Webseite von der anderen abgeschrieben; nur das Marathi-Onlinelexikon[7] präsentiert eine eigene Übersetzung und schildert Bagula überraschenderweise sowohl als imaginiertes Phantom, mit dem man kleine Kinder erschreckt, wie auch (pädagogisch recht unklug) als Kosenamen für die Kleinen selbst. Und auf einmal scheinen trotz der verwirrenden Marathi-Paradoxien und des beträchtlichen Abstands zwischen Südamerika und Indien alle Fakten ineinanderzugreifen! So sicher kann man sich also nicht mehr sein, dass da nicht irgendwelche südamerikanischen Bagalianer ihre aus Angst vorm indischen Bagula-Phantom stets weinenden Kinder zum Trost Bagula taufen. Das Schlusswort gehört also Tamina, die im Internet schreibt: «Ich und mein Mann Ian wollten unser Kind erst so nennen, bis wir die Bedeutung erfahren haben. Jetzt soll er doch Tom heißen.»

♂ Bakbuk

Bakbuk ist ein biblischer Vorname und bedeutet auf Hebräisch «Flasche». Tatsächlich scheint er auf onomatopoetische Weise das glucksende Geräusch einer sich leerenden Flasche zu imitieren. Nun nennt man seinen Sohn aber nicht «Flasche», und vor allem nicht mit einem Namen, der weniger der Bibel als vielmehr einer Konjugationstabelle der Bäcker-Gesellenprüfung entnommen zu sein scheint. Dieser Name ist wie Flasche leer.

♀ Balbina

Die gute Nachricht zuerst: Die heilige Balbina († um 130 in Rom) ist Schutzpatronin gegen Halsschmerzen, was eine hübsche Pointe ergibt, weil sie als Märtyrerin enthauptet wurde.[8] Die schlechte Nachricht: Der Name stammt wie die Frau aus dem Lateinischen und bedeutet «die Stammelnde». Also, an ihrer Stelle hätten wir uns nicht die Halsschmerzen, sondern das Stottern wegmachen lassen, aber jeder nach seinem Geschmack.

♀ Barbara

Die heilige Barbara ist Patronin der Bergleute und wird dementsprechend derzeit eher am Bore-out- denn am Burn-out-Syndrom zu leiden haben. Während die Märtyrerin also der Langzeitarbeitslosigkeit entgegenschlittert, werfen wir einen genaueren Blick auf ihren Namen und finden es doch bemerkenswert, dass in unseren Ohren der Name ganz normal klingt (sogar ein bisschen zu gewöhnlich), ohne dass wir die klangliche Verwandtschaft zu «barbarisch» bemerken oder mithören. Und die ist natürlich kein Zufall: Barbarus bedeutet im Lateinischen «fremd, ausländisch», barbarisch halt. Barbara war also im Jahre 0 keiner der guten Namen, und das ist doch erstaunlich: Daran hat sich in 2000 Jahren nichts geändert.

♂ Bekir
♂ Ben

Kurzform von Benjamin. Das ist Hebräisch und bedeutet je nach Geschmack «Sohn des Glücks» und «Sohn der rechten Hand». Bei Zweiterem denkt man eher an Besenkammer und Samenraub (bzw. an → Onan), aber das nur am Rande. Eigentlich, muss konstatiert werden, ist gegen Ben gar nichts einzuwenden. Allerweltsnamen muss es auch geben, und dass das nicht bis in alle Ewigkeiten → Christian, Martin und → Andreas sein werden, ist ja klar. Moden kommen und gehen; und so ist Ben der Name der Stunde für alle Paare, die was Schönes, aber weder allzu Altbackenes noch zu Exotisches wollen und nach ihrer schmerzlos getroffenen Entscheidung glücklich auf dem Sofa sitzen bleiben, den Fernseher wieder laut drehen und heimlich in die Kissen pupsen.

! Nivea & Co. – Aus deutschen Badezimmern

In Drogerieketten und den Körperpflegeabteilungen deutscher Supermärkte zeigt sich dasselbe Bild wie an den hiesigen Zeitschriftenständen: Alles ist voller Frauen, und zwar nicht, weil sie die Einkäufe machen, sondern weil die Produkte ausschließlich weibliche Namen tragen. Oder besser gesagt, solche, die nach weiblichen Namen klingen.

Der Klassiker, Nivea, hat zwar eine Bedeutung und lässt sich mit «schneeweiß» übersetzen. Doch die Namen all der Nachfolgeprodukte ähneln wirklichen nur noch. Ob Babykleidung (Alana), Glanzspülungen (Balea) oder Cellulite-Creme-Gels (Isana), Collagenmasken (Rilanja), Wattebällchen (Belana) oder Damenbinden (Alena): All diese durchweg auf -a endenden Namen klingen nach leicht exotischen Damen, keiner von ihnen ist im deutschen Sprachraum beheimatet, die meisten existieren noch nicht einmal.