EROBERUNG VOM PLANET DER AFFEN - John Jakes - E-Book

EROBERUNG VOM PLANET DER AFFEN E-Book

John Jakes

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Beschreibung

Sklaven des 21. Jahrhunderts...

Sie sind Menschenaffen: Schimpansen, Orang-Utans und Gorillas. Sie stammen aus Zuchtanstalten, in denen ihre Intelligenz planmäßig angehoben wurde. Und nach erfolgreicher Konditionierung zu absolutem Gehorsam werden sie als Arbeitssklaven eingesetzt.

Nur der Schimpanse Cäsar - Sohn von Cornelius und Zira, den Flüchtlingen aus der Zukunft - ist diesem Schicksal entgangen. Als er jedoch die brutale Unterdrückung seiner Artgenossen miterlebt, beginnt er zu handeln.

Cäsar plant den Aufstand der Affen...



Eroberung vom Planet der Affen ist die Roman-Adaption des gleichnamigen erfolgreichen Kinofilms aus dem Jahr 1972 (Regie: J. Lee Thompson) - verfasst von John Jakes, der mit seinen Werken Brak, der Barbar und Fackeln im Sturm zu Weltruhm gelangte.

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JOHN JAKES

Eroberung vom

Planet der Affen

Roman

Apex Science-Fiction-Klassiker, Band 31

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

EROBERUNG VOM PLANET DER AFFEN 

1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

9. 

10. 

11. 

12. 

13. 

14. 

15. 

16. 

 

Das Buch

Sklaven des 21. Jahrhunderts...

Sie sind Menschenaffen: Schimpansen, Orang-Utans und Gorillas. Sie stammen aus Zuchtanstalten, in denen ihre Intelligenz planmäßig angehoben wurde. Und nach erfolgreicher Konditionierung zu absolutem Gehorsam werden sie als Arbeitssklaven eingesetzt.

Nur der Schimpanse Cäsar - Sohn von Cornelius und Zira, den Flüchtlingen aus der Zukunft - ist diesem Schicksal entgangen. Als er jedoch die brutale Unterdrückung seiner Artgenossen miterlebt, beginnt er zu handeln.

Cäsar plant den Aufstand der Affen...

Eroberung vom Planet der Affen ist die Roman-Adaption des gleichnamigen erfolgreichen Kinofilms aus dem Jahr 1972 (Regie: J. Lee Thompson) - verfasst von John Jakes, der mit seinen Werken Brak, der Barbar und Fackeln im Sturm zu Weltruhm gelangte.

EROBERUNG VOM PLANET DER AFFEN

1.

Der Hubschrauber knatterte im strahlenden Licht der Morgensonne über das Betongebirge der Stadt, deren getönte Glasfassaden das Licht tausendfach reflektierten. Mit peitschenden Rotoren ging er über dem Stadtzentrum nieder und landete auf der ölfleckigen Betonfläche, die als Umschlagplatz für den öffentlichen Nahverkehr diente. Die Türen öffneten sich seufzend, und die Passagiere, überwiegend sonnengebräunte Pendler aus den Gemeinden im nördlichen Teil des Tales, strömten ins Freie. Doch die zwei, die als letzte den gurkenförmigen Riesenleib verließen, waren offensichtlich keine Pendler.

Zuerst kam der alte Mann - beleibt und grauhaarig und in einem extravagant geschnittenen braunen Anzug, der sofort zeigte, dass er sich nicht in einem Ladengeschäft oder Büro abmühte; er kleidete sich wie jemand, der mit der Unterhaltungsindustrie in Verbindung steht. Sah man jedoch genauer hin, so zeigte sich, dass Manschetten und Ellbogen abgewetzte, fadenscheinige Stellen aufwiesen. Er musste also in einem weniger lukrativen Sektor des Gewerbes tätig sein.

Eine kräftige Leine aus geflochtenem Leder, die er um das rechte Handgelenk gewickelt hatte, verband ihn mit seinem Gefährten. Und dieser Begleiter am anderen Ende der Leine war es, der die neugierigen Blicke der am Kontrollschalter wartenden Passagiere auf sich zog.

Der höherentwickelte Schimpanse am Ende der Leine war ein erwachsenes, mannshohes Exemplar mit aufrechter Haltung und wachen Augen. Seine Erscheinung, obgleich in mancher Weise abweichend von seinen als Arbeitssklaven dienenden Rassegenossen, hätte kaum diese Aufmerksamkeit erregt, wäre er nicht auffallend gekleidet gewesen. Er trug ein buntgewürfeltes Hemd, eine schwarze Pumphose und weiche Schaftstiefel, so dass er ein wenig wie die Karikatur eines Kosaken wirkte. In einer haarigen Hand hielt er ein Bündel bunter Reklamezettel.

Das seltsame Paar stellte sich an und wartete auf die Kontrolle. Weiter vorn am Schalter prüften zwei Beamte der Sicherheitspolizei die Kennkarten der Ankömmlinge. Die Überprüfung war minuziös. Jede Kennkarte wurde genau betrachtet, das Foto mit dem Gesicht des Reisenden verglichen. Gelegentlich gab es Wartezeiten, wenn in einem Fahndungsbuch nachgeschlagen wurde. Schließlich erreichte der alte Mann mit seinem Schimpansen die Kontrollstelle.

Während einer der Beamten missbilligend den Aufzug des Primaten musterte, nahm der andere die Kennkarte entgegen.

»Armando - ist das Ihr Vor- oder Ihr Nachname?« Der Angeredete lächelte schüchtern. »Beides, Sir - das heißt, es ist mein einziger Name. Ein Künstlername. Er ist amtlich anerkannt und eingetragen. Ich bin der Besitzer eines Schaustellerunternehmens. Wir befinden uns auf einer Tournee und wollen für unser bevorstehendes Gastspiel werben.«

Der Beamte nickte zu dem Affen. »Haben Sie eine Erlaubnis, ihn so anzuziehen?«

»Selbstverständlich, Sir. Bitte sehr.« Armando zog ein abgegriffenes, gestempeltes Papier aus der Brieftasche und händigte es dem Beamten aus. Dieser entfaltete und überflog es, um es dann mit einem Seitenblick zu dem geduldig wartenden Affen zurückzugeben.

»Ein Zirkusaffe, wie?«

»So ist es, Sir«, sagte Armando mit stolzem Lächeln. »Der einzige seiner Art, der echte Reiterkunststücke vorführen kann.«

»Ich dachte, Zirkusse gäbe es längst nicht mehr«, bemerkte der zweite Beamte.

Armando pflückte einen der Handzettel aus den Fingern des Affen und überreichte ihn mit einer übertriebenen Verbeugung dem Polizisten. »Solange ich lebe und atme, wird auch der Zirkus nicht sterben!«

Fettgedruckte farbige Buchstaben verkündeten: ZIRKUS ARMANDO, Vergnügen für Groß und Klein. Darunter waren die verschiedenen Darbietungen, die Dauer des Gastspiels sowie Ort und Zeit der Vorstellungen angegeben. Eine der Illustrationen zeigte in ziemlich schlechtem Druck den Affen im gewürfelten Hemd, wie er auf dem Rücken eines galoppierenden Schimmels stand.

»Kann ich das behalten?«, fragte der Beamte. »Vielleicht hat meine Tochter Spaß an einem richtig altmodischen Zirkus.«

»Mit Vergnügen, mein Herr«, sagte Armando mit einer neuerlichen Verbeugung. »Zahlreicher Besuch unserer Vorstellungen ist genau der Grund, der uns mit all diesen Prospekten in die Stadt geführt hat.«

Der Beamte steckte den Handzettel in die Tasche, gab die Kennkarte zurück. »Alles klar, Mr. Armando. Und viel Glück.«

Er drückte auf einen Knopf, und ein Sperrgitter öffnete sich. Armando zog an der Leine.

»Komm, Cäsar.«

Als sie ein Stück gegangen und außer Hörweite waren, blieb Armando stehen, blickte in die Runde, als wolle er sich orientieren, und sagte dann: »Du siehst, Cäsar, in der Großstadt ist alles anders als draußen auf dem Land. Vor allem heißt es aufpassen. Denk immer daran, dass du dich still und bescheiden zu verhalten hast, so wie die anderen entwickelten Primaten, denen du hier begegnen wirst. Gewiss, sie können auch sprechen, aber nicht wie du oder ich; bei ihnen ist es mehr wie ein Gestammel, mit dem sie gerade das Wichtigste ausdrücken können. Gib auf keinen Fall zu erkennen, dass du genauso redegewandt und intelligent wie diese Leute hier bist. Das könnte sehr gefährlich werden.«

»Ich weiß«, antwortete Cäsar. »Du hast es mir schon öfters gesagt. Aber ich verstehe noch immer nicht ganz, warum...«

Er brach ab, als Armando ihn mit einer hastigen Handbewegung auf eine ältere Frau und ihre Tochter aufmerksam machte, die in ihrer Nähe vorbeigingen. Der alte Mann trat auf sie zu, verbeugte sich und überreichte ihnen einen der Handzettel. Als er sich wieder zu Cäsar wandte, war seine Miene besorgt, und seine Stimme klang eindringlich.

»Cäsar, hör mir gut zu. Wenn die Behörden herausbringen, dass du wie ein Jahrmarktsverkäufer reden kannst und es an Intelligenz mit jedem von uns aufnimmst, könnten sie an alte Zeiten erinnert werden und darauf kommen, dass du das Kind von Cornelius und Zira bist, die aus der Zukunft zu uns kamen. Sie wurden vor mehr als dreißig Jahren von den Menschen getötet, weil man befürchtete, ihre Nachkommen würden einmal über die Menschheit herrschen. Auch dich glaubten sie getötet zu haben, doch hatte Zira dich in meinem Zirkus zurückgelassen und einen jungen Schimpansen mitgenommen, um so dein Leben zu retten. Deine Eltern hatten dich Milo genannt, aber ich zog dich auf und gab dir den Namen Cäsar, und mit den Jahren geriet die ganze Geschichte in Vergessenheit. Wir sollten uns davor hüten, sie durch Unvorsichtigkeit wiederzubeleben. Wenn du siehst, wie deinesgleichen hier behandelt werden, welche Rolle ihnen von der Gesellschaft zugewiesen wurde...«Armando brach ab und blickte trübe ins Leere.

Cäsar berührte ihn am Arm. »Was wolltest du sagen?«

Armando seufzte. »Im Zirkus herrscht Kameradschaft, Cäsar. Die Menschen akzeptieren dich als einen der ihren, und im Allgemeinen sind sie freundlich zu den Tieren und behandeln sie gut. Jeder weiß, dass er auf die anderen angewiesen ist. Das ist hier anders, mein Junge, du wirst es sehen. Darum hielt ich dich von Fremden fern, bis ich meinte, dass du reif genug seist. Also Vorsicht. Spricht dich jemand an, so antwortest du am besten nur mit ja oder nein. Oder du sagst einfach: Nicht verstehen. Kapiert?«

Ehe Cäsar antworten konnte, sah Armando einen Geschäftsmann mit forschem Schritt näher kommen, zerrte heftig an der Leine und sagte in gereiztem Ton: »Nun mach' schon, vorwärts!«

Cäsar geriet aus dem Gleichgewicht und setzte sich wankend in Bewegung. Der Geschäftsmann starrte sie neugierig an und ging weiter.

In Cäsars Gehirn wirbelten die Gedanken durcheinander. Was war so schrecklich an den großen Städten, dass Armando ihn bis jetzt von ihnen ferngehalten hatte? Und warum sollte er so gefährdet sein, nur weil er klarer denken und besser sprechen konnte als seine Artgenossen? Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn Armando von einem Gastspiel in der Stadt überhaupt abgesehen hätte. Cäsar sehnte sich zurück in die Geborgenheit der vertrauten kleinen Zirkuswelt. Wie wohl hatte er sich gefühlt, wenn sie durch die kleinen Landstädte und Dörfer gezogen waren, wenn er unter den hellen Lampen seine Reiterkunststücke vorgeführt und den Applaus genossen hatte! Dort hatten ihm die Namen Cornelius und Zira wenig gesagt; es waren die Namen von Eltern gewesen, die er nie gekannt und auch nicht entbehrt hatte. Doch hier, als er gehorsam seinem alten Pflegevater Armando folgte, gewannen die Namen auf einmal neue Dimensionen; das elterliche Erbe war unversehens zu einer Bedrohung geworden.

Sie gingen durch eine schmale Verbindungsstraße, vor sich das Gewimmel eines verkehrsreichen Platzes mit zahlreichen Geschäften. Armando wandte sich um und schenkte seinem Begleiter einen Blick voll Wärme und Mitgefühl.

»Da vorn ist einer der belebtesten Plätze der Stadt - der erste, auf dem wir unsere Handzettel verteilen werden. Bedenke, was ich dir gesagt habe, und sei still und zurückhaltend, auch wenn du manches von dem, was du siehst, unverständlich oder gar erschreckend finden solltest.«

  2.

 

 

Es war zehn Uhr vormittags, und auf dem weiten Platz wimmelte es wie auf einem Ameisenhaufen. Offenbar war das Stadtzentrum den Fußgängern Vorbehalten, und erst nachdem Cäsar eine Weile ins Sonnenlicht geblinzelt und das Treiben beobachtet hatte, fielen ihm einige Besonderheiten auf. Die Menschen, ein Gemisch aus Weißen, Farbigen und Orientalen, bewegten sich mit der Gelassenheit von Müßiggängern, unterhielten sich angeregt oder gingen gemächlich ihren Geschäften nach. Kleine Grünanlagen, Springbrunnen und Sitzbänke schmückten den Platz und luden zum Verweilen ein. Ringsherum blitzten die Glasfronten gefüllter Schaufenster, ein Bild des Friedens und Wohlstands.

Niemand schien die mit Kehrichtbesen und Abfallkarren werkenden und Lasten tragenden Primaten beiderlei Geschlechts zu beachten, die in unauffälligen blauen und erdbraunen Arbeitsanzügen steckten. Nur gelegentlich bemerkte Cäsar rasche, misstrauische Blicke vorbeigehender Passanten, als rechneten sie mit Anzeichen von Aufsässigkeit. Es war beinahe, als verberge sich eine innere Spannung hinter der Schaustellung von Gelassenheit und entspannter Lebensfreude.

Er wurde sich bewusst, dass seine ungewöhnliche Kleidung Aufmerksamkeit erregte, als sie sich langsam durch die Menge bewegten. Armando verteilte Handzettel, und Cäsar tat es ihm nach und hielt einigen Vorbeigehenden Flugblätter hin. Die Leute nahmen sie an, aber sie taten es wachsam, als fürchteten sie, ihm zu nahe zu kommen. Fürchteten sie sich? Er konnte es sich nicht denken. Gelegentlich fing er einen Blick von einem der anderen Affen ein, und in solchen Fällen neigte er dazu, stehenzubleiben und zurückzugaffen. Mehrmals musste Armando ihn mit der Leine weiterziehen oder ermahnen, bevor Cäsar begriff, dass er mit seinem Umherstarren unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zog. Von da an versuchte er mit seinem Pflegevater Schritt zu halten und mechanisch Handzettel zu verteilen, während er möglichst unauffällig das Leben und Treiben beobachtete.

Allmählich kam so ein neues Grundmuster zum Vorschein: die Menschen, selbst wenn sie irgendwelchen Pflichten nachgingen, schienen keinerlei körperliche Arbeit zu verrichten. Dies war die Funktion der entwickelten Primaten. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag; und kaum hatte sie sich durchgesetzt, fand er sie auch schon bestätigt, wohin er sah.

Ein weiblicher Orang-Utan und eine Schimpansin schleppten einen großen Korb mit Damenkleidern in glänzenden Schutzhüllen aus Folie über den Platz. Arbeitstrupps massiger Gorillas kehrten Gehwege und reinigten Rinnsteine. Bis auf Einzelfälle, wo mit Einkäufen beladene Affen ihren Herren oder Herrinnen folgten, gab es zwischen Menschen und Primaten keinen Umgang. Und die letzteren dienten den Menschen...

Cäsars Verstand rang mit neuen und beunruhigenden Implikationen, doch der Lernprozess, von dem Armando gesprochen hatte, begann erst. Nach weiteren zwanzig Minuten des Handzettelverteilens machte Cäsars geschärfter Blick Anzeichen von Täuschung aus. Die geduldige Folgsamkeit der Diener war nur äußerer Anstrich. Mehr als einmal sah er finstere Blicke seiner Artgenossen, wenn sie Passanten ausweichen mussten oder mit ihrer Arbeit nicht vorankamen, weil Gruppen unbekümmert schwatzender Menschen im Weg standen.

Je genauer Cäsar hinsah, desto offenkundiger wurde dieser untergründige Groll. Aber er sah auch Furcht. Eine mit zwei vollen Einkaufskörben beladene Schimpansin warf ängstliche Blicke zu den behelmten Polizisten, die in Paaren auf dem Platz patrouillierten. Als Cäsar, aufmerksam geworden, nach diesen Respektspersonen Ausschau hielt, war er verblüfft über ihre Zahl. Alle waren mit langen Schlagstöcken und schimmernden Metallstäben bewaffnet, deren Funktion ihm nicht klar war...

Bis einer der Straßenkehrer seinen Besen fallen ließ, sich auf einen Brunnenrand setzte und in Meditation zu versinken schien.

Eine Doppelstreife ging zu ihm, und einer der Polizisten stieß dem Gorilla den Metallstab in den Rücken. Der Getroffene fuhr auf, brüllend vor Schmerz. Offenbar hatte er einen starken elektrischen Schlag erhalten.

Hass glomm in den Augen des ruhebedürftigen Straßenkehrers, als er den Polizisten gegenüberstand. Seine Kollegen beschleunigten das Arbeitstempo. Schließlich bückte sich der Rebell, hob den Besen auf und folgte den anderen.

Die Beamten beobachteten ihn noch eine Weile, dann gingen sie fort.

Frei von seinen Peinigern, stieß der Gorilla seinen Besen wütend nach links und rechts und verstreute die Abfälle, die er vorher zusammengekehrt hatte. Die Aufsässigkeit war nicht zu übersehen. Nachdem er sich in dieser Weise Luft gemacht hatte, reihte er sich in die Kette seiner Kollegen ein und arbeitete weiter, ein Lächeln einfältigen Triumphs im schwärzlichen Gesicht.

Dann sah Cäsar nicht weit voraus einen alten weiblichen Orang-Utan in ausgebeultem Arbeitsanzug unter der Last zweier gefüllter Tragkörbe schwerfällig dahinwatscheln. Als sie an einer Ruhebank vorbeikam, machte die Alte halt, setzte die Körbe ab, hielt sich ächzend die Seite und blickte verstohlen umher. Dann ließ sie sich auf die Bank nieder.

Noch ehe Cäsar das Verbotsschild an der Rückenlehne sah, erkannte er am Gesichtsausdruck der Alten, dass sie sich des Unerlaubten ihres Tuns bewusst war, obgleich sie kaum des Lesens kundig sein konnte.

Cäsar zog an der Leine und hielt Armando zurück, um zu sehen, was geschehen würde. Es dauerte nicht lange, und eine Doppelstreife der Sicherheitspolizei sah die Alte auf der Bank sitzen und kam herüber. Die Alte wurde sich der Gefahr erst bewusst, als es zu spät war. Einer der Polizisten versetzte ihr zwei schnelle Hiebe mit dem Gummiknüppel und schnappte: »Weg da, weg da!« Dann hielt er mit erhobenem Knüppel inne und sagte: »Hier darfst du nicht sitzen! Siehst du das Schild nicht?«

Sein älterer Kollege zeigte sich amüsiert. »Was willst du, sie kann nicht lesen.«

»Vielleicht nicht, aber sie weiß verdammt gut, dass sie hier nichts verloren hat.« Der andere hob den Knüppel höher. »Nein!« bellte er die Alte an. »Verschwinde!«

Sie erhob sich ängstlich, die Hände abwehrend erhoben, dann nahm sie ihre Körbe auf und watschelte davon, so schnell die Last es ihr erlaubte. Cäsar, empört und zugleich von Mitleid gerührt, murmelte mit zusammengebissenen Zähnen: »Sie haben meinesgleichen zu Sklaven gemacht!«

Armando machte eine warnende Grimasse und zupfte an der Leine. »Sei still und folge mir. Ich werde dir erklären, wie das zusammenhängt.«

Er führte Cäsar in einen der kleinen Parks und setzte sich auf eine Bank. Cäsar blieb stehen, wie es das Verbotsschild verlangte. Nachdem er sich mit einem Rundblick vergewissert hatte, dass niemand in Hörweite war, sagte der alte Mann: »Zur Zeit deiner Geburt hätte kein Mensch geglaubt, dass es jemals zu solchen Verhältnissen kommen würde. Das heißt, schon damals gab es einzelne Männer - Wissenschaftler und Geschäftsleute -, die das Potential der biogenetischen Forschung begriffen und insgeheim jene Experimente und Planungen durchführten, aus denen eine Generation später die biologische und gesellschaftliche Veränderung aller Zeiten hervorgehen sollte.«

»Was taten diese Leute?«, flüsterte Cäsar.

»Sie hatten die Idee, dass Primaten unschlagbar billige Arbeitskräfte sein könnten, wenn es gelänge, sie in Konstitution und Intelligenz näher an den Menschen heranzuführen. Dazu brachten sie mittels der biogenetischen Technik der Zellkernverschmelzung bestimmte erwünschte Gene menschlicher Herkunft in die Erbmasse von Primaten ein und züchteten daraus eine Zwischenform - die sogenannten entwickelten Primaten. Das sind aufrechtgehende, in der Körpergröße dem Menschen angeglichene, relativ intelligente und für die verschiedensten Zwecke brauchbare Arbeitskräfte.«

»Das - das ist monströs!«, sagte Cäsar. »Gibt es denn nicht genug Menschen für alle anfallenden Arbeiten? Sind die Zeitungen nicht voll von Berichten über das Arbeitslosenproblem?«

»Du verstehst nicht, Cäsar. Es geht nicht um Arbeitskräfte, sondern um ihren Preis. In den Industriestaaten ist die menschliche Arbeitskraft teuer. Die Löhne sind hoch, und außerdem fallen Beiträge für Alterssicherung und Krankenversorgung an. Und schon immer gab es Menschen, denen das Geld leid tat, das sie für Arbeitslöhne ausgeben mussten; darum ist die Sklaverei so alt wie die Zivilisation. Das Verbot menschlicher Sklavenarbeit im neunzehnten Jahrhundert traf viele dieser Leute schwer, denn sie hatten aus dem System enorme Gewinne gezogen. Je stärker die Arbeiter sich nun organisierten und immer höhere Löhne durchsetzten, desto eifriger suchte das Kapital nach Auswegen. Es investierte in die Eroberung und Ausbeutung von Kolonien und entwickelte dort Systeme der Kontraktarbeit, die sich nur wenig von Sklaverei unterschied. Als auch das nicht mehr ging, wich es in rückständige Länder mit niedrigen Löhnen aus, wo noch immer hohe Profite möglich waren. Doch in einer Zeit sozialer Umwälzungen hatten solche Lösungen keinen Bestand, und man musste sich etwas ganz Neues einfallen lassen. Die Wissenschaft der Biogenetik, die in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gewaltige Fortschritte gemacht hatte, bot gerade zur rechten Zeit eine Lösung an, und das Ergebnis kannst du hier sehen.«

Cäsar nickte dumpf, aber er hörte kaum hin. Sein Verstand weigerte sich, die Ungeheuerlichkeit dessen, was seinen Artgenossen widerfahren war, als Realität zu akzeptieren.

»Natürlich gab es Widerstände gegen die Einführung der entwickelten Primaten«, fuhr Armando fort. »Auch in diesem Land wurden Gesetze erlassen und Verbote ausgesprochen, nicht zuletzt aus Angst, diese Entwicklung werde geradewegs in jene für die Menschheit verhängnisvolle Zukunft führen, aus der deine Eltern als Nachkommen dieser Arbeitssklaven kamen. Aber der Druck von Industrie und Geschäftswelt war zu stark, und die Verbote mussten fallen. Andere Staaten hatten das System eingeführt und drohten, mit niedrigeren Preisen den Weltmarkt zu erobern.« Er stand abrupt auf, riss an der Leine und fuhr Cäsar mit lauter Stimme an: »Komm jetzt!«

Sie eilten zu einem Ausgang auf der anderen Seite des kleinen Parks, fort von einem misstrauisch blickenden Sicherheitspolizisten.

»Also«, sagte Armando, als sie wieder auf den belebten Platz hinausgingen, »jetzt weißt du, wie die Dinge stehen. Wenn es dich schockiert hat, lass es dir nicht anmerken, während wir die Handzettel austeilen.« Er lächelte breit und verneigte sich vor einem Passanten, der mit Frau und zwei Kindern daherkam: »Armandos Traditionszirkus, mein Herr. Unser Gastspiel in dieser Stadt beginnt jetzt - es wird Ihnen, der gnädigen Frau und den Kleinen viel Spaß machen.« Mit einer eleganten Handbewegung drückte er dem Mann ein Flugblatt in die Hand und trat zurück.

Cäsar bemühte sich, Armandos Anregung zu folgen, aber es war ihm nicht möglich. Alle paar Schritte sah er Artgenossen, die ungeahnten Demütigungen und Unwürdigkeiten unterworfen wurden.

Vor der Ladenzeile auf der Ostseite des Platzes begegneten sie zwei Uniformierten, die einen Gorilla abführten. Er war in Handschellen, und von einem eisernen Kragen führten Ketten zu den Händen seiner Bewacher.

Wegen des Gedränges konnten Armando und Cäsar nicht rechtzeitig zur Seite treten, und es gab einen Augenblick, da die beiden entwickelten Affen einander Aug in Aug gegenüberstanden. Cäsar bemühte sich verzweifelt, zu verstehen, was sein armer angeketteter Bruder empfand.

Einer der Bewacher zerrte an der Kette. »Nein, Aldo. Komm!«