Erwachen - Oliver Johann Braun - E-Book

Erwachen E-Book

Oliver Johann Braun

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Beschreibung

Uns alle ereilte ein unvorhergesehener Rückzug. Vielleicht ­wurden dadurch Zeiten und Räume erschaffen, in welchen sich eigene Lebens­themen, einprägsame Ereignisse, auch Trauer und Wut nochmals ­verdichten konnten. Aus dieser Stimmungslage entstanden die meisten meiner ­vorliegenden Gedanken und der daraus gestalteten Gedichte. Ich ergänze sie mit einigen schönen Reiseerinnerungen. Außer Beobach­tungen allzu menschlicher Verhaltensweisen, widme ich diesmal nur wenige Texte der Empörung über nicht hinzu­nehmende Skandale vor unserer Haustür. Wenn Sie sich in dem einen oder anderen Vers gedanklich ­wiederfinden, wäre mir dies eine Freude.

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Inhaltsverzeichnis

Was das Auge nicht sieht

Ein Virus

Die Verneigung

Der Wald

Raus aus den Heimen

Was wir nie erlebten

Weniger

Mehr Sein statt Schein

Die etwas später Nachkriegsgeborenen

Rückzug

Ein Wunsch

Die stille Revolution

Vom Fliegen

Ans Meer

Wanderung und Wandel

Griechische Insel

Italien

Die Zeitmaschine

Schritt hinaus

Was vom Leben übrig blieb

Altersblues

Der Unruhestand

„Zwangloslassen“

Was wir nicht wollten

Geht wieder spielen

Intelligent künstlich

Der Investmenthenker

Die unsmarten Phonenutzer

Der digitale Mensch

Der Keim

Übersäuert

Abstrakt oder nackt

Maradona

Ein treuer Fan

Ein Spaßmacher

Erfolgstherapie

Telefonterror

Die Sekte

Abschieben

Das Heilkraut oder die Doppelmoral

Der Selbstdarsteller

Wieder ein Tierskandal

Abendprogramme

Opferrolle

Religion oder Erkenntnis

Manche Würdenträger

Der Unfehlbare

Die Befreiung

Sinnreise

Der Schmerz

Kleine und große Tiere

Ein Freund

Vielleicht Glück

Die Tanne

Kühle Tage

Das Kaleidoskop

Am Grab des Großvaters

Das treue Wesen

Einmal Abbiegen

Die Berührung

Ein Traum

Dein Glück

Gute Wünsche

Die Entfremdung

Eingang – Ausgang

Erwachen

Zehn Gebote 2021

Was das Auge nicht sieht

Was das Auge nicht sieht

aus deiner Wahrnehmung flieht

was die Sinne nicht erspüren

kann dich häufig nicht berühren

doch die Energie der Gedanken

brechen unsichtbare Schranken

und die Kraft deiner Taten

lässt den Geist dabei erraten

welche Strahlen dich umgeben

ist sehr schwer, dies zu belegen

auch die Sendung guter Wellen

dringt noch vor in unsere Zellen

vieles was wir nicht erahnen

spielt sich ab in fremden Bahnen

was das Auge niemals sieht

hinter uns vorüberzieht

diese Dimension auf Erden

führt vielleicht zu neuem Werden

was das Auge nie gesehen

eines Tages wir verstehen

neue Welten dann erfassen

die Begrenztheit so verlassen

Zeit und Räume überwunden

an enge Sicht nicht mehr gebunden

Ein Virus

Alles was wir unlängst planten

und wir niemals früher ahnten

hat ein Keim uns jetzt verbaut

dieser zeigt sich uns vertraut

grenzenlos wirkt sein Erreger

und verhält sich fast integer

denn er kann nicht unterscheiden

wer, wann, wo soll es erleiden

Menschen selbst verteilen Viren

der Keim selbst kann nur verlieren

beim Verzicht gewohnter Triebe

andernfalls droht Krankenliege

ein paar Regeln, Rückzug, Ruhe

hilft vermeiden Sterbetruhe

um sich ständig zu vermehren

muss der Keim den Wirt begehren

wenn er diesen nicht erreicht

langsam gnädig von uns weicht

Mensch kann endlich Rücksicht üben

wer es nie konnte, soll sich fügen

Die Verneigung

Sie lassen die Kranken nicht im Stich

und trotzen der Seuche in den Stationen

sie überwinden ihr eigenes ich

es sind die Helden mit stillen Passionen

während wir unseren Abstand einüben

sich die ernannten Experten auslassen

kommen Schwerkranke in täglichen Schüben

die Helfer können keine Minute Zeit verprassen

sie kämpfen dann Wochen um jedes Leben

und können sich selbst leicht infizieren

stetiger Einsatz wird den Kranken zum Segen

zu oft dabei eigene Gesundheit verlieren

häufiger ist der Kampf um das Leben verloren

und die Liegen werden aus den Zimmern geschoben

doch das Team hat sich auf Rettung eingeschworen

es ist zynisch, die Helden nur noch verbal zu loben

es wird Zeit, dass sie genügend verdienen

um unsere Anerkennung auch zu zeigen

sie sind viel wertvoller als alle Goldminen

und wir wollen uns vor ihnen verneigen

Der Wald

Ich fand dort wieder diese Stille

am Waldesboden ruht mein Wille

ob Tannen, Fichten, Kiefern, Buchen,

den Platz nicht lange muss ich suchen

der Deutsche Wald ist dieses Wesen

in dessen Schutz kann ich genesen

schon früh als Kind zog es mich hinein

erforschte Pfade, streng geheim

im Schatten erhabener Waldesriesen

am Eichenstamm bei hellen Wiesen

nicht selten erwachte ich bei den Bäumen

versunken im Zauber nach den Träumen

am Wald oft scheiden sich die Geister

die Forstwirtschaft wurde immer dreister

noch selten lässt man den Wald in Stille

und gönnt ihm Ursprung und eigenen Wille

der Ur- und Mischwald darf noch leben

und wird für uns nochmals zum Segen

wenn forscher Windstoß biegt die Kronen

dort unten in geborgenen Zonen

sind mir die Riesen noch geheuer

denn Mensch und Tier flieht erst bei Feuer

nur ein Orkan kann uns verjagen

und Abschied nehmen an manchen Tagen

wir konnten immer dort gesunden

auch öfters heilen alte Wunden

noch immer schnüre ich meine Schuhe

denn nur im Wald finde ich meine Ruhe

Raus aus den Heimen

Endlich raus aus den Heimen

und an die frische Luft

beendet Kummer und Weinen

raus aus muffiger Gruft

doch ein Verlust zwanghafter Kontrolle

stört nur ihre eingeübte Rolle

und statt mein Grundrecht zu schützen

werden sie bestärkt, ihre Macht zu benützen

obwohl längst meine Tage gezählt

entscheiden sie, dass mich keiner besucht

ich habe hier ein Gefängnis gewählt

dieses lieblose System sei verflucht

sie behaupten, die Krankheit kommt von Außen

und brächten die eigenen Kinder zu mir

ihr Personal ist aber doch jeden Tag draußen

und krank werden die Pfleger dann hier

so wurde tatsächlich verhindert

meine Familie nochmals zu sehen

die Kränkung erhöht, nicht gelindert

die Gemeinheit ist nicht zu verstehen.

es sind so Viele einsam verstorben

und obwohl auch meine Tage gezählt

das System ist dort richtig verdorben

ich habe hier ein Gefängnis gewählt

und deshalb jetzt raus aus den Heimen

bringt uns bitte an die frische Luft

beendet Kummer und Weinen

hinaus aus der muffigen Gruft

Was wir nie erlebten

Ein Roboter erreichte gerade den Mars

nach hundert Millionen Meilen

unten kämpft die Menschheit mit SARS

ein Virus könnte noch länger verweilen

wir lebten hier seit Jahrzehnten in Frieden

von Kriegen, Hunger und Elend verschont

wir sahen von Außen sich Andere bekriegen

und viele von uns haben im Luxus gewohnt

das erste Mal nach über sieben Dekaden

werden unsere Gewohnheiten in Frage gestellt

und die für normal erklärten Wohlstandsgaben

werden bewusst, wenn die Segnung entfällt

wir leben aus der Gnade der späten Geburten

und könnten nie dankbar genug dafür sein

gesichert hinter den vielen sozialen Gurten

spürten nur theoretisch in großes Elend hinein

einiges was nun bedroht und viele vermissen

fehlte schon immer in großen Teilen der Welt

doch wir sind schnell äußerst zerrissen

wenn der Überfluss für eine Zeitlang entfällt

Im Westen der Vorzug der freien Entfaltung

wir konnten fast die ganze Welt bereisen

im Osten lange Zeit noch verordnet Enthaltung

sie durften sich die Freiheit erst später beweisen

auf hohem Niveau hört man das Klagen

wen die Krankheit trifft, hat das Recht hierzu

gemeint sind auch noch einige weitere Plagen

und die Pleiteangst drückt auf den Schuh

doch bitte lasst uns nicht vergessen

und blickt nochmals in die anderen Regionen

an großer Not in Teilen der Welt gemessen

bleiben wir die privilegierten Personen

Ein Roboter erreichte gerade den Mars

nach hundert Millionen Meilen

Helft unten den Menschen, die kämpfen mit SARS

und bitte den Impfstoff weltweit an Alle verteilen.

Weniger

Jedem Drang sofort erlegen

früher Wunsch endet in Gier

oft dem Kaufrausch hingegeben

was noch fehlt, das wollen wir

alles können wir schnell ordern

unbedacht den Vorrat plündern

trotzdem Neues wir dann fordern

vieles fehlt Millionen Mündern

und der Takt wird immer schneller

alles rast und hetzt umher

Denken, Handeln materieller

und der Bremsweg fällt jetzt schwer

dazu sind wir nun gezwungen

ein Virus will dies notgedrungen

so Vieles müssen wir vertagen

uns tagelang daheim ertragen

man kann nicht sofort alles haben

Entschleunigung an vielen Tagen

manch Pläne, Ziele annullieren

was hat man dabei zu verlieren

es zählt, dass wir zusammenfinden

uns solidarisch stärker binden

auf innere Werte neu besinnen