3,49 €
Ein Haus Ich hatte kein Zuhause. Und ich hatte einige Wörter, mit denen ich nichts anfangen konnte. Hin und her, hin und her, hin und her. Es fiel mir ein, ich baue mit ihnen ein Haus. Ich habe eine gründliche Einstellung zu dem Wort Lust. Ich baute den Grund mit dem Wort Lust. Die Wände müssen stabil sein. Ich baute sie mit dem Wort Eigensinn. Fenster müssen mich mit der Welt verbinden. Ich baute sie mit dem Wort Traum. Das Dach gibt dem Haus erst einen Sinn. Ich baute es mit dem Wort Sinn. Die Haustür muss in mir Freude erwecken, wenn ich weggehe oder zurückkehre. Ich baute sie mit dem Wort Freude. Das Haus ist fertig. Und mir ist das Wort Glück übriggeblieben. Ich schenke es euch.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 30
Mein Fahrrad
Wassermelone
Ein Haus
In der Fußgängerzone
Zwei Krankenpfleger
Seidenraupe
Die Magie von Kindern
Ein Waldstück in der Nähe
Mein altes Ich
Totenmaske
Nicht ohne Risiko
Ein sonniger Septembertag
Im Totenreich
Der Brotlaib
Der Schneeball
Der Mangel
Etwas Freude
Beim Einkaufen
Sonnenschein
Marx
Erdkugel
Warum haben sie meine Erinnerungen so geprägt?
Der Teppich
Erinnerungskette
Einmal
Im grauen Hintergrund
Anderswo
Wie ungewöhnlich
Im Vorsaal der Bibliothek
Das Haushaltsdefizit
In dieser Stadt
Dateiname »Freude«
Vor einem Monat
Ich gehöre zu den Unteren
Eine andere Welt
Mein Gott
Ich habe Hoffnung
Unter dem Vollmond
Vor der Universität
Wir sitzen vor einem Café
Meine Generation
Es ist der 9. Juni 2006
An einem See
Unterwegs
Ich hatte ein Problem
Im Traum
Allerdings
Zwei Wörter
Das Heilmittel
Grenzen
Verzweiflung
Es gebe Engel unter uns!
Ein offenes System
Diese drei Wörter
Anfang Dezember, als Schnee und Kälte begannen, putzte ich mein Fahrrad und parkte es an einem geschützten Platz.
Nun sind mehr als drei Monate seit jenem Tag vergangen. In der Nacht vor dem Einschlafen erinnere ich mich, dass ich in dieser Zeit mehr als hundert Mal an meinem Fahrrad vorbeigegangen bin, ohne es anzublicken.
Ich verspreche mir, es morgen anzusehen, und beruhigt schlafe ich ein.
Ich habe inzwischen ein gestörtes Verhältnis zu Wassermelonen. Das war nicht immer so. In meiner Heimat, dem Iran, genoss ich den Geschmack von Wassermelonen in den warmen Jahreszeiten. In den kalten Jahreszeiten genoss ich die Sehnsucht danach.
In der Nacht des Winteranfangs, der längsten Nacht des Jahres, bei uns Jalda-Nacht genannt, genießen wir die letzte sorgfältig aufbewahrte Wassermelone. Das ist gleichzeitig der Abschied von ihr.
Hier in Deutschland war das anders. Hier gibt es in allen Jahreszeiten Wassermelonen. Anfangs freute ich mich darüber und kaufte mir auch im Winter eine Wassermelone. Da geschah etwas, was ich nicht erwartete. Ich verlor allmählich die Sehnsucht nach ihr. Für einige Jahre boykottierte ich den Einkauf von Wassermelonen im Winter. Das half mir nicht. Ich hatte das Gefühl, ich mache mich damit nur lächerlich.
Globalisierung hat es ermöglicht, dass es auch im Winter Sommerfrüchte auf dem Markt gibt. Wahrscheinlich gibt es auch im Iran inzwischen Wassermelonen zu allen Jahreszeiten.
Ich habe nicht vor, mich damit abzufinden. Ich kaufe mir selten im Winter Wassermelonen. Eigentlich schmecken Wassermelonen im Sommer am besten.
Ich hatte kein Zuhause. Und ich hatte einige Wörter, mit denen ich nichts anfangen konnte. Hin und her, hin und her, hin und her. Es fiel mir ein, ich baue mit ihnen ein Haus.
Ich habe eine gründliche Einstellung zu dem Wort Lust. Ich baute den Grund mit dem Wort Lust. Die Wände müssen stabil sein. Ich baute sie mit dem Wort Eigensinn. Fenster müssen mich mit der Welt verbinden. Ich baute sie mit dem Wort Traum. Das Dach gibt dem Haus erst einen Sinn. Ich baute es mit dem Wort Sinn. Die Haustür muss in mir Freude erwecken, wenn ich weggehe oder zurückkehre. Ich baute sie mit dem Wort Freude.
Das Haus ist fertig. Und mir ist das Wort Glück übriggeblieben. Ich schenke es euch.