Es gebe Engel unter uns! - M. Aman - E-Book

Es gebe Engel unter uns! E-Book

M. Aman

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Beschreibung

Ein Haus Ich hatte kein Zuhause. Und ich hatte einige Wörter, mit denen ich nichts anfangen konnte. Hin und her, hin und her, hin und her. Es fiel mir ein, ich baue mit ihnen ein Haus. Ich habe eine gründliche Einstellung zu dem Wort Lust. Ich baute den Grund mit dem Wort Lust. Die Wände müssen stabil sein. Ich baute sie mit dem Wort Eigensinn. Fenster müssen mich mit der Welt verbinden. Ich baute sie mit dem Wort Traum. Das Dach gibt dem Haus erst einen Sinn. Ich baute es mit dem Wort Sinn. Die Haustür muss in mir Freude erwecken, wenn ich weggehe oder zurückkehre. Ich baute sie mit dem Wort Freude. Das Haus ist fertig. Und mir ist das Wort Glück übriggeblieben. Ich schenke es euch.

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Inhalt

Mein Fahrrad

Wassermelone

Ein Haus

In der Fußgängerzone

Zwei Krankenpfleger

Seidenraupe

Die Magie von Kindern

Ein Waldstück in der Nähe

Mein altes Ich

Totenmaske

Nicht ohne Risiko

Ein sonniger Septembertag

Im Totenreich

Der Brotlaib

Der Schneeball

Der Mangel

Etwas Freude

Beim Einkaufen

Sonnenschein

Marx

Erdkugel

Warum haben sie meine Erinnerungen so geprägt?

Der Teppich

Erinnerungskette

Einmal

Im grauen Hintergrund

Anderswo

Wie ungewöhnlich

Im Vorsaal der Bibliothek

Das Haushaltsdefizit

In dieser Stadt

Dateiname »Freude«

Vor einem Monat

Ich gehöre zu den Unteren

Eine andere Welt

Mein Gott

Ich habe Hoffnung

Unter dem Vollmond

Vor der Universität

Wir sitzen vor einem Café

Meine Generation

Es ist der 9. Juni 2006

An einem See

Unterwegs

Ich hatte ein Problem

Im Traum

Allerdings

Zwei Wörter

Das Heilmittel

Grenzen

Verzweiflung

Es gebe Engel unter uns!

Ein offenes System

Diese drei Wörter

Mein Fahrrad

Anfang Dezember, als Schnee und Kälte begannen, putzte ich mein Fahrrad und parkte es an einem geschützten Platz.

Nun sind mehr als drei Monate seit jenem Tag vergangen. In der Nacht vor dem Einschlafen erinnere ich mich, dass ich in dieser Zeit mehr als hundert Mal an meinem Fahrrad vorbeigegangen bin, ohne es anzublicken.

Ich verspreche mir, es morgen anzusehen, und beruhigt schlafe ich ein.

Wassermelone

Ich habe inzwischen ein gestörtes Verhältnis zu Wassermelonen. Das war nicht immer so. In meiner Heimat, dem Iran, genoss ich den Geschmack von Wassermelonen in den warmen Jahreszeiten. In den kalten Jahreszeiten genoss ich die Sehnsucht danach.

In der Nacht des Winteranfangs, der längsten Nacht des Jahres, bei uns Jalda-Nacht genannt, genießen wir die letzte sorgfältig aufbewahrte Wassermelone. Das ist gleichzeitig der Abschied von ihr.

Hier in Deutschland war das anders. Hier gibt es in allen Jahreszeiten Wassermelonen. Anfangs freute ich mich darüber und kaufte mir auch im Winter eine Wassermelone. Da geschah etwas, was ich nicht erwartete. Ich verlor allmählich die Sehnsucht nach ihr. Für einige Jahre boykottierte ich den Einkauf von Wassermelonen im Winter. Das half mir nicht. Ich hatte das Gefühl, ich mache mich damit nur lächerlich.

Globalisierung hat es ermöglicht, dass es auch im Winter Sommerfrüchte auf dem Markt gibt. Wahrscheinlich gibt es auch im Iran inzwischen Wassermelonen zu allen Jahreszeiten.

Ich habe nicht vor, mich damit abzufinden. Ich kaufe mir selten im Winter Wassermelonen. Eigentlich schmecken Wassermelonen im Sommer am besten.

Ein Haus

Ich hatte kein Zuhause. Und ich hatte einige Wörter, mit denen ich nichts anfangen konnte. Hin und her, hin und her, hin und her. Es fiel mir ein, ich baue mit ihnen ein Haus.

Ich habe eine gründliche Einstellung zu dem Wort Lust. Ich baute den Grund mit dem Wort Lust. Die Wände müssen stabil sein. Ich baute sie mit dem Wort Eigensinn. Fenster müssen mich mit der Welt verbinden. Ich baute sie mit dem Wort Traum. Das Dach gibt dem Haus erst einen Sinn. Ich baute es mit dem Wort Sinn. Die Haustür muss in mir Freude erwecken, wenn ich weggehe oder zurückkehre. Ich baute sie mit dem Wort Freude.

Das Haus ist fertig. Und mir ist das Wort Glück übriggeblieben. Ich schenke es euch.

In der Fußgängerzone