Es gibt keinen Tod - Lothar Hollerbach - E-Book

Es gibt keinen Tod E-Book

Lothar Hollerbach

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Beschreibung

Wie kann es ein Mensch verkraften, wenn ihm seine Liebsten genommen werden? Leben wir nach dem Tod in einer feinstofflichen Welt weiter? Können wir mit Verstorbenen kommunizieren? Der Quantenmediziner Lothar Hollerbach musste sich diesen Fragen stellen, als drei seiner engsten Angehörigen in kurzer Folge starben. Ruhig und lebensweisegewährt er Einblick in seine Erfahrungen, die von der Gewissheit geprägt sind, dass der Tod nicht das Ende ist. Lothar Hollerbach erlitt innerhalb weniger Monate gleich mehrere unfassbare Schicksalsschläge: Zwei seiner Töchter kamen bei einem Autounfall ums Leben, kurz darauf verlor seine Frau den Kampf gegen ihr langjähriges Krebsleiden. Schicksalsschlage, die einen Menschen zerbrechen lassen können. Doch Hollerbach zerbricht nicht. Denn er weiß, dass so etwas grausam Finales, das wir Tod nennen, nicht existiert. Hollerbach lässt sich tief in die Seele blicken, zeichnet seine ungewöhnliche Trauerarbeit nach und erklärt mithilfe seines Wissens aus Quantenphysik und anthroposophischer Geisteswissenschaft, wie es mit uns nach dem Abschied von dieser Erde weitergeht. Sein Buch ist authentisch, bewegend, überraschend – und nimmt dem Tod den Schrecken.

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LOTHAR HOLLERBACH

ES GIBT KEINEN

TOD

WARUM WIR UNSTERBLICH SIND

1. eBook-Ausgabe

© 2011 Trinity Verlag in der Scorpio Verlag

GmbH & Co. KG, Berlin · München

Umschlaggestaltung und Motiv: David Hauptmann,

Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich

Satz: BuchHaus Robert Gigler, München

Illustrationen: Gisela Rüger

Konvertierung: Brockhaus/Commission

ePub-ISBN 978-3-941837-40-9

Das eBook einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.

www.trinity-verlag.de

WIDMUNG

Ich widme dieses Buch meinen beiden Töchtern Deborah, Constanze und meiner Frau Patricia. Sie inspirieren mich aus der Ebene ihres geistigen Bewusstseins. Mit ihnen bin ich derart verbunden, dass nur eine Frage in mir aufkommen muss, und schon bekomme ich intuitiv die Antwort.

Ihre Antwort für dieses Buch lautet: »Der Geist mit seinem Ich-Bewusstsein ist unsterblich im ewigen Sein. Er wechselt nur seine Zustandskleider. Der Tod ist die Verwandlung in einen neuen Zustand, in ein neues Leben. Schreibe dieses Buch für die Menschen, damit sie keine Furcht vor dem Tod haben.«

Mein unsterblicher Geist ist mit ihrem unsterblichen Geist ewig verbunden.

INHALT

Prolog

Vorwort

1 Der Unfall – Meine Töchter gehen

2 Der Krebs – Meine Frau geht

3 Die Kraft – Ich bleibe

4 Das Fundament – Wir sind unsterblich

5 Das Vertrauen – Kein Grund zu zerbrechen

6 Die Übungen – Praktische Wege ins Vertrauen

Epilog

Quellenverzeichnis

Leseempfehlungen

PROLOG

»Papa, sterben die Raupen, wenn die Schmetterlinge fliegen?«, fragte mich eines Tages meine kleine Tochter Constanze und schaute mich mit ihren schwarzen Kulleraugen voll kindlichem Urvertrauen an. Wir beobachteten gerade eine Invasion borstiger Raupen, die im Gänsemarsch die sonnengewärmte Wand unseres Hauses hochkrabbelten. Um sie herum flatterten bunte Schmetterlinge, wunderschöne Pfauenaugen. Bevor ich antworten konnte, meinte Constanze: »Die Oma wird bestimmt auch einmal ein Schmetterling, wenn sie stirbt.«

Sie hielt inne, dachte kurz nach und sagte dann: »Papa, ich will auch einmal ein schöner Schmetterling sein.« Während ich liebevoll in ihre dunklen Augen schaute, erkannte ich in der Tiefe die reine Seele und erwiderte: »Ja, wir können alle wie Schmetterlinge sein, wenn wir aus unserem Körper schlüpfen. Sterben ist eine Verwandlung, ein Ausder-Hülle-Schlüpfen, ähnlich wie bei einer Raupe, wenn sie zum Schmetterling wird. Und so wie die Schmetterlinge ins Licht der Sonne fliegen, so fliegen auch wir ins Licht.«

Mit aufmerksamen Blicken betrachtete sie die flatternden Schmetterlinge. »Oh, da fliegt ja einer auf meinen Finger, Papa. Der küsst mich ja …« Entzückt genoss sie mit kindlicher Hingabe, wie der Schmetterling ihre Fingerspitze mit seinem Rüssel sanft liebkoste. »O ist der schön … Papa, der liebt mich.« Ihre Augen strahlten: »Papa, ich liebe dich auch.« Mir wurde ganz warm ums Herz, und ich schloss sie in meine Arme.

Die

Gedanken der Liebe

sind Träger des Lichtes

sind Zündfunken des Lichtes

die des Menschen Herz erwärmen

die des Menschen Seele bestrahlen

die des Menschen Geist beflügeln

die des Menschen Willen bestärken

sie offenbaren dem Menschen

die Weisheit der Schöpfung

die Schönheit und

das Wunder des

Lebens.

VORWORT

Ich bin Vater von vier Töchtern. Constanze, Mara, Deborah und Alma. In diesem Buch möchte ich Ihnen von dem Verlust von Constanze und Deborah berichten. Die beiden starben im März 2010 bei einem Autounfall. Sie waren gerade einmal 27 und 23 Jahre alt.

Ich war auch Ehemann, zum zweiten Mal verheiratet. Mit einer wunderbaren Frau, Patricia. Ich möchte Ihnen auch erzählen, wie ich sie verlor. Sie starb wenige Wochen nach meinen Töchtern nach langem Kampf an Krebs.

Aber dieses Buch soll keine Tragödie dokumentieren und Sie verschreckt zurücklassen. Im Gegenteil: Es soll Hoffnung machen. Ich will Ihnen zu erklären versuchen, warum ich nicht an dem zerbrochen bin, was man hierzulande gemeinhin als »schweren Schicksalsschlag« bezeichnen würde.

Ich werde mich erinnern und Sie schonungslos mit den schweren Tagen im Frühjahr 2010 konfrontieren – mit dem plötzlichen Unfalltod meiner Töchter und mit dem fast dreijährigen Hoffen und Bangen um das Leben meiner Frau. Dann werde ich Ihnen meine Art zu trauern erläutern, die sich möglicherweise sehr von den üblichen Ritualen unterscheidet, wie auch mein Umgang mit den vielen Beileidsbekundungen.

Und natürlich soll es um die immer noch währende Verbindung mit Constanze, Deborah und Patricia gehen. Denn ich weiß mit großer Sicherheit, dass sie nicht weg sind. Diese Behauptung wird nicht von einem Wunsch genährt, ist keine Illusion, kein Trick, der das Leid leichter machen soll. Ich kann Ihnen genau erklären, was hinter den mit Schrecken behafteten Begriffen Sterben, Tod und Jenseits steckt. Und genau das tue ich im Herzstück dieses Buches, im vierten Kapitel. Dort erwartet Sie die Grundlage meiner Zuversicht, die Basis meiner Kraft, ja, vielleicht sogar die ganze Wahrheit über unsere Existenz. Sie werden erstaunt und möglicherweise auch irritiert sein, weil ich Ihnen etwas präsentiere, das nicht Ihrer bisherigen Weltsicht entspricht. Aber Sie werden nach der letzten Seite dieses Buches gestärkt sein und voller positiver Energie Ihr Leben neu deuten und angehen können. Vor allen Dingen aber werden Sie viele Ihrer Ängste verloren haben. Darüber hinaus werden Sie Impulse finden, selbst Ihre Fähigkeiten zu schulen, um in die geistige Welt hineinschauen zu können. Sie werden wissen, wer Sie wirklich sind und was Ihr Körper wirklich ist. Lernen Sie die Wahrheit über den Tod kennen und Sie werden frei von der Angst, dass nach unserer Zeit auf der Erde Schluss ist. Denn das ist ohne jeden Zweifel ein Irrglaube.

Je mehr Sie von der Liebe, vom Licht des Lebens und der Unsterblichkeit unseres göttlichen Seins wissen, umso lebendiger und freudiger können Sie sich der Fülle des Lebens stellen. Sie werden sich leichter und glücklicher fühlen. Ihr Leben ist ein Geschenk aus dem Licht der Liebe, dem Licht, zu dem Ihre Geistseele nach dem Tod zurückkehren wird. Wir alle sind Söhne und Töchter des Lichtes.

Viele alltägliche Ängste und Sorgen können Sie ablegen, wenn Sie sich mit dem Leben nach dem Leben beschäftigen. Ich werde Ihnen Übungen zeigen, die Sie befähigen, Kontakt mit den Verstorbenen aufzunehmen. Außerdem erfahren Sie, wie Sie Herr über Ihre Gedanken und Gefühle und damit Herr über die Materie werden können. Sie werden lernen, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden, und Sie werden erkennen, dass es sich nicht lohnt, sich über Unwesentliches im Leben aufzuregen. Doch was ist wesentlich? Das einzige wirklich Wesentliche in Ihrem Leben ist zu erkennen, dass Ihr Geist mit seinem Ich-Bewusstsein unsterblich und göttlich ist. Ihr Geist ist Teil des Geistes, der seit Urbeginn der Schöpfung unsterblich im ewigen Sein war, ist und immer sein wird.

Solange Sie dieses Wissen noch nicht haben, ergeht es Ihnen wahrscheinlich wie den Patienten, die nur zu mir in die Praxis gekommen sind, um zu erfahren, wie jemand aussieht, dem in so kurzer Zeit so viele liebe Menschen genommen wurden. Ich konnte ihr Erstaunen verstehen, aber ich entsprach nun einmal nicht dem Bild des niedergeschlagenen Mannes. Mir ging es relativ gut, sodass viele Patienten, die nichts von den Ereignissen wussten, keine Veränderungen an mir bemerkten.

Hinweis in eigener Sache: Um die Privatsphäre meiner beiden noch lebenden Töchter zu schützen, habe ich ihre Namen in diesem Buch geändert.

1 DER UNFALL – MEINE TÖCHTER GEHEN

Es ist der Morgen des 18. März 2010. Ein Donnerstag. Viertel vor neun. Nach dem langen und harten Winter hält endlich der Frühling Einzug in Heidelberg. Ich beginne gerade mit der Arbeit in meiner Praxis, die Sprechstundenhilfen sind da, ein paar Patienten sitzen bereits im Wartezimmer. Es könnte ein Tag wie jeder andere werden – reden, heilen, Hoffnung machen. Doch es sollte anders kommen. Während ich die erste Patientin des Tages in einem der Behandlungsräume therapiere, klingelt vorn an der Rezeption das Telefon. Kein Anruf eines Kranken, aber doch ein Notfall. Eine Dame wünscht mich dringend zu sprechen.

Es ist die Mutter einer Freundin von Constanze, meiner ältesten Tochter. Der Freundin, die Constanze und Deborah nach Südafrika begleitet hat. Seit zweieinhalb Wochen machen die beiden dort Urlaub, besuchen ihre Schwester – meine Tochter Mara –, die ihr praktisches Jahr an einer Klinik in East London im Südosten des Landes absolviert. In drei Tagen wollen sie ihren Rückflug nach Deutschland antreten. Die Mutter der Freundin ist unruhig. Sie hätte soeben einen Anruf aus Südafrika erhalten, erzählt sie mir. Es sei dort irgendetwas passiert. Jemand aus einem Krankenhaus hätte von dem Handy ihrer Tochter angerufen, dann sei die Leitung zusammengebrochen. Ob ich nicht mal nachforschen könne.

Ich nehme die Mutter zwar ernst, mache mir aber keine großen Sorgen. Ich sage ihr, dass ich Mara anrufen und mich wieder melden würde. Ich erreiche meine Tochter sofort auf ihrem Handy. »Wo bist du?«, frage ich. »Schon bei der Arbeit in der Klinik, aber die anderen sind vor einer halben Stunde zum Strand gefahren«, antwortet sie. Die anderen, das sind neben meiner Tochter Constanze und besagter Freundin auch meine zweitjüngste Tochter Deborah, die ebenfalls von einer Freundin aus Deutschland begleitet wird. »Da kam gerade so ein komischer Anruf«, sage ich. »Kannst du nicht mal schauen, was da bei der Strandfraktion los ist?«

Eine Dreiviertelstunde später meldet sich Mara wieder: »Constanze ist tot!« Es habe einen Unfall gegeben. Was mit den anderen ist, wisse sie noch nicht. Was für eine Nachricht! Meine Tochter tot? Eine Stunde später sehe ich wieder Maras Namen auf dem Display meines Handys. Ich schalte den Anruf frei, um die zweite Schreckensnachricht entgegenzunehmen: »Deborah ist auch tot!« Aber die anderen beiden Mädchen aus dem Auto seien am Leben.

Nach dem Anruf der besorgten Mutter hätte ich niemals vermutet, dass so etwas Schreckliches passiert ist. Ich hatte keine Vorahnung, keine geistige Vorinformation erhalten wie sonst, wenn es meinen Töchtern einmal nicht so gut ging.

Was genau war geschehen? Constanze und Deborah wollten mit ihren beiden Freundinnen ein letztes Mal zur Küste, bevor es am Montag wieder zurück in den Arbeitsalltag gehen sollte. Mit einem Mietwagen, einem Golf älteren Baujahrs, waren die vier auf einer zehnspurigen Autobahn unterwegs – rechts fünf Spuren, links fünf Spuren. Am Steuer saß Constanze, eine vorsichtige und umsichtige Fahrerin, die neun Jahre unfallfrei unterwegs war und mich sofort liebevoll ermahnte, wenn ich in Gedanken versunken mal ein bisschen zu schnell gefahren bin. Gegen acht Uhr morgens waren sie mit ihren Schwimmsachen aufgebrochen. Mara wollte unbedingt zu Hause bleiben, ihr war merkwürdigerweise nicht wohl bei dem Gedanken, diesen Ausflug mitzumachen. Wie sie mir später erzählte, hatte sie am Abend davor eine schreckliche Eingebung, ein Bild vom Tod ihrer beiden Schwestern, gehabt, diese aber als unmögliche Fantasie abgetan und sogleich wieder verdrängt …

Jene Autobahn, die N2, verengte sich von fünf Spuren auf eine. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, allerdings wurde diese Verengung weder durch Schilder oder auf den Asphalt gezeichnete Pfeile angekündigt noch trennte eine Leitplanke die beiden Fahrtrichtungen voneinander ab. Bei Linksverkehr bedeutet das ganz links eine Fahrzeugkolonne, Stoßstange an Stoßstange – und Constanze mit ihrem Golf direkt daneben. Sie glaubte, auf der Überholspur zu sein, in Wahrheit war es aber bereits die Spur für den Gegenverkehr. Zu allem Überfluss verläuft die Fahrbahn an dieser Stelle auch noch in einer unübersichtlichen Rechtskurve, sodass Constanze das erste Auto, das ihr entgegenkam – ebenfalls ein Golf, allerdings neueren Baujahrs –, nicht sehen konnte. Sie hatte keine Chance auszuweichen, die linke Spur war dicht. Die beiden Wagen kollidierten frontal. Während die Insassen des neuen Golfs, durch Knautschzone und Airbags geschützt, nur leicht verletzt wurden, schob sich der alte Golf komplett zusammen. Die Mädchen trugen schwere innere Verletzungen davon. Constanze war sofort tot. Deborah überstand den Unfall, ihr Leben endete aber kurze Zeit später in der Klinik. Eine der Freundinnen starb einige Wochen später in einem deutschen Krankenhaus. Die südafrikanischen Medien berichteten ausführlich über den Unfall, und im Internet waren die Bilder ebenfalls zu sehen.

Auch regionale Zeitungen in Deutschland griffen die Nachricht auf. So erfuhren wir im Nachhinein, dass es an dieser Stelle bereits über zehn tödliche Karambolagen gegeben hatte, die südafrikanischen Behörden sich bislang aber nicht in der Lage sahen, diese gefährliche Verkehrssituation zu entschärfen. Nur wenige Tage später ereignete sich an der gleichen Stelle wieder ein Unfall mit tödlichem Ausgang.

Ich will Ihnen von meiner ersten Reaktion bei mir in der Praxis erzählen. Als ich den ersten Anruf meiner Tochter aus Südafrika erhielt, konnte ich das Gehörte zuerst überhaupt nicht realisieren. Es war, als würde man mir den Boden unter den Füßen wegziehen. Es fühlte sich an, als wäre ich einfach nicht mehr da, als hätte ich mich plötzlich aufgelöst. Anders kann ich es nicht beschreiben. Aufgrund der Tatsache allerdings, dass Patienten auf mich warteten, musste ich mich schnell wieder sammeln. Körperliche Ausfälle hatte ich nicht, und so war ich in der Lage, die laufenden Behandlungen abzuschließen. Allerdings musste ich dazu meine ganze innere Kraft aufwenden und mich unglaublich zusammennehmen, teilweise sogar schauspielern. Den Patienten hatte ich bewusst nichts gesagt, da ich befürchtete, dass einige von ihnen zusammenbrechen würden. Ich hätte ihr Entsetzen also auch noch mittragen müssen, und dazu hätte meine Kraft nicht gereicht. Nur meine Sprechstundenhilfen weihte ich ein. Und ich versuchte, meiner Frau das Unfassbare behutsam beizubringen. Doch sie wusste schon beim ersten Satz, was geschehen war, sie konnte schon immer meine Gedanken lesen. Es ihr verheimlichen zu wollen wäre also sinnlos gewesen.

Als mich der Anruf mit der zweiten Todesnachricht erreichte, musste ich das Behandlungszimmer verlassen. Ich konnte meinen Schock nicht mehr vor den Patienten verbergen. Ich zog mich in mein Zimmer zurück und fragte mich, ob das alles wahr sein könne oder vielleicht doch nur eine grausame Illusion sei. Was passiert da gerade? Kann das überhaupt möglich sein? Dann wurde mir allmählich bewusst, dass das tatsächlich die Realität ist. Und schon schoss die nächste Frage durch meinen Kopf: Was bedeutet das?

Zuerst dachte ich an eine Attacke böser Mächte, die ich nicht in der Lage war wahrzunehmen und der ich nichts entgegenzusetzen hatte. Denn – wie gesagt – ich wusste bisher immer, wenn es meinen Kindern nicht gut ging, selbst wenn Sie sich in der Ferne aufhielten. Ich hatte einiges über die bösen Mächte des Kosmos gelesen, die den Menschen den Tod bringen. In den Geisteswissenschaften ist bekannt, dass die sogenannten Asuras – gefallene geistige Wesen, die in göttlichem Auftrag die Menschen mit den Polaritäten des Guten konfrontieren – die Erlaubnis haben, dem Leben eines Menschen ein Ende zu bereiten. Asuras gehören zu den negativsten und bösesten Kräften, die dem Menschen begegnen können. Diese Vorstellung ergab für mich zuerst Sinn. Denn gäbe es diese Polaritäten des Bösen nicht, gäbe es im gesamten Kosmos keine Änderungen und somit keine Evolution. An all das erinnerte ich mich also in diesem Moment.

Eine Viertelstunde habe ich ohne jegliches Zeitgefühl regungslos in meinem Zimmer am Schreibtisch gesessen. Ich habe nicht geweint. Ich hatte keine Tränen. Das Ereignis ging über alles hinaus, wobei Tränen helfen können. Nach diesen 15 Minuten habe ich vier Telefonate geführt. Ich rief nochmals meine Frau Patricia an sowie meine geschiedene Frau, die die Mutter meiner Töchter ist. Und ich rief die Mutter der ebenfalls verunglückten Freundin an. Der letzte Anruf galt merkwürdigerweise dem Arbeitgeber meiner Tochter, der Universitätsklinik in Witten-Herdecke. Es muss sarkastisch geklungen haben, aber ich habe dem Kollegen auf der Herzstation, der wegen einer dringenden Behandlung unabkömmlich war, durch eine Schwester ausrichten lassen, dass er sich einen neuen Assistenzarzt suchen musste. Constanze würde am Montag ihren Dienst nicht mehr antreten können.

Es war kurz vor Mittag, als ich wieder anfing zu funktionieren. Das war schon früher in der Chirurgie so. Wurde es um mich herum brenzlig, wurde ich immer ruhiger und gelassener und tat das, was in dieser Situation getan werden musste. Ich sprach mit meinen Helferinnen und bat sie, für den heutigen Tag keine neuen Patienten mehr anzunehmen. Den zehn bereits angemeldeten wollte ich mich aber noch widmen. Erst die Abendsprechstunde habe ich komplett abgesagt.

Meine jüngste Tochter Alma war den ganzen Tag in der Schule. Für sie waren es die letzten Wochen vor dem Abitur. Ich hatte sie per SMS informiert, dass ich sie abholen würde. Sie hat wohl geahnt, dass irgendetwas Schlimmes passiert sein musste. Denn so etwas hatte ich bisher noch nie getan.

Mara, die diesen schweren Schicksalsschlag hautnah erlebte, zog ein wahrer Sturm von Gedanken durch den Kopf: Wozu lebe ich überhaupt? Welchen Sinn hat das Leben? Wie kann ich/meine Familie diesen Verlust ertragen?

In dieser äußerst schwierigen Situation kam ihr plötzlich die klare und tiefe Erkenntnis, dass Sie weiterleben wollte. Und sie entschloss sich bewusst, weiterzuleben. Das war die Botschaft ihrer beiden Schwestern. Sie erkannte die große Aufgabe, die entgegengesetzte, die positive, die »gute« Seite dieses schrecklichen Ereignisses in ihrem Leben zu suchen. Das bedeutet für sie, sich auch weiterhin der Fülle des Lebens, in die Fülle der Schöpfung zu stellen, solange es ihr möglich ist und solange das Leben es erlaubt. Ihre Schwestern hatten sich ebenfalls stets in die Fülle des Lebens gestellt. Sie hatten jeden Tag ihres kurzen Lebens genossen und alles, was sie nur konnten, an Schönheiten der Natur, der Kunst und der Menschen in sich aufgesogen. Plötzlich war es so, als ob diese Kraft der Schwestern auf sie übergesprungen wäre. Und noch etwas anderes hat mich beeindruckt. Mara sagte mir: »Ich wusste, dass es richtig ist, so wie es ist. So schrecklich es auch sein mag.« Sie war sich sicher, dass ihre Schwestern auch an einem anderen Ort der Welt hätten sterben können, wäre es nicht in Südafrika passiert. Ihr Zeitpunkt war einfach gekommen. Das sind Aussagen, die ich als Ganzheitsmediziner und Geisteswissenschaftler nur bejahen kann. Doch längst nicht allen ihren Freundinnen und Bekannten konnte Mara ihre Sicht der Dinge so frei erklären. Sie ist auf viele fragende Blicke gestoßen.

Mit einem weiteren Satz meiner Tochter aus diesen Tagen will ich kurz andeuten, welches außergewöhnliche Bewusstsein in unserer Familie herrscht, ein Bewusstsein, das dafür sorgte, dass wir nicht alle in Verzweiflung versunken sind. Mara sagte: »Das Gefühl ›O mein Gott, jetzt sind sie für immer weg!‹ hatte ich nie.« Was genau hinter dieser Aussage steckt, verrate ich Ihnen im vierten Kapitel dieses Buches. Aber ich werde hier schon einmal andeuten, worauf diese Haltung fußt: auf dem unglaublichen Interesse all meiner Töchter an den äußeren wie inneren Phänomenen der Welt, also an den klassischen Naturwissenschaften, der modernen Bewusstseins-Quantenphysik sowie an den spirituellen Dimensionen der Geisteswissenschaft.

Schon früh habe ich sie damit vertraut gemacht. Denn ich hatte in der Tat ein konsequentes erzieherisches Motto: Das Wichtigste, was ich meinen Kindern mitgeben wollte, war kein materielles, sondern ein geistiges Vermögen. Denn besitzt man das erst einmal, kann man sich alles Materielle beschaffen und erarbeiten. Der Urgrund alles Physischen ist stets das Geistige. Mein Anliegen war also immer, ihnen geistige Inhalte zu vermitteln, damit sie allein durch ihr Denken, ihrer Herzenskraft, ihren Willen und ihre Visualisierungsgabe gut durchs Leben kommen und mit klarer Vernunft sich das in ihren Alltag holen, was sie tatsächlich brauchen.

Wie ich das geschafft habe? Sicher nicht mit strenger Hand und der Absicht, ihnen eine Doktrin einzubläuen. Ideologien taugen nicht für die Erziehung zu einem freien, kreativen und bewussten Menschen. Ich habe ihnen zum Beispiel ganz bestimmte Bilder an die Kinderzimmerwände gehängt – keinen Kitsch, sondern hochwertige, aber eben doch kindgemäße Kunstdrucke, wie die Madonnenbilder des italienischen Malers Raffael. Wieso gerade Madonnenbilder? Ich wollte in die Kinderseelen meiner Töchter ein gesundes Maß an religiösen Kenntnissen und harmonischen Empfindungen einprägen. Die Geschichten aus der Bibel sollten die Basis bilden, jene faszinierenden Berichte von der Geburt Christi, den Wundern, den Predigten, der Kreuzigung und der Auferstehung. Ich habe meine Töchter immer in den Religionsunterricht geschickt. Sie sollten zuhören und Fragen stellen, wohl wissend, dass das, was die Theologie aus der Bibel lehrt, längst nicht die ganze Wahrheit ist. Das Verständnis der tieferen Bedeutung und deren Interpretation kamen erst viel später. Aber Kinderseelen brauchen schon früh religiöse Geschichten. Und sie brauchen Märchen. Deswegen habe ich den vieren abends zusätzlich Geschichten aus ihrem Alltag märchenhaft nacherzählt. Ich versuchte dabei immer, völlig »ernst und neutral« zu bleiben, aber manchmal mussten wir alle losprusten, wenn eine der Pointen besonders treffend eine Situation beschrieb, die sich im Laufe des Tages ereignet hatte. Meine Kinder ahnten natürlich immer schon im Voraus, wer von ihnen jeweils gemeint war.

Vier Kinder abends ins Bett zu bringen ist eine anstrengende Aufgabe für eine Mutter, die den ganzen Tag mit dieser Rasselbande beschäftigt ist. Deshalb ließ ich immer einen Studenten oder Studentin zu ermäßigter Miete bei uns wohnen, mit der Auflage, den Kindern Märchen oder biblische Geschichten vorzulesen, wenn meine Frau oder ich einmal verhindert waren. Während der »letzten« Kinderjahre wohnte ein lebensbejahender Theologiestudent im Haus, den die Kinder vergötterten. Wenn Elmar Märchen und Geschichten vorlas, hingen sie mit leuchtenden Augen an seinen Lippen. Meine jüngste Tochter Alma erinnert sich noch heute an die beeindruckende Geschichte von dem Jungen, der sein Lachen für Geld verkaufte und sein ganzes Leben nicht mehr lachen konnte. Bestimmt haben die Kinder nachts noch davon geträumt. Märchen und Bibelgeschichten bergen nun einmal reiche Bilder für Geist und Seele und regen in einem außerordentlichen Maße die Fantasie und die Träume von Kindern an.

So boten auch die Kinderbücher – sie wurden von Tochter zu Tochter weitergegeben – immer Anregungen. Die Kinderseele sollte Impulse erhalten, um sich entfalten zu können. Die selten sinnvollen Informationen des Fernsehens sah ich schon als junger Arzt als schwächend für Geist und Fantasie an. Daher verschenkte ich nach der Geburt meiner ersten Tochter Constanze den Apparat. Stattdessen spielte ich oft Geige und Klavier, während meine Mädchen abends schon im Bett lagen. Sie erzählten mir später einmal, dass sie mit der Musik von Chopin, Brahms, Bach, Schumann und Grieg immer wunderbar einschlafen konnten.

Das Lebensgefühl in unserer Familie war traumhaft, sehr heiter, für alles Neue aufgeschlossen und auf die Entwicklungsbedürfnisse der Kinder ausgerichtet. Ich hatte zwar immer viel Arbeit mit meiner Praxis, am Wochenende aber häufig frei. Und kaum war ich zu Hause, saßen meine Töchter bei mir auf dem Schoß. Wir hatten ein sehr inniges Verhältnis.

Interessant ist, dass jedes meiner vier Kinder mir einen Schatz mit in die Welt gebracht hat. Dank meiner ersten Tochter habe ich mich getraut, die Zeit an der Uniklinik hinter mir zu lassen und eine eigene Praxis zu gründen. Als die zweite Tochter kam, wurde das erste Haus gebaut. Mit der dritten Tochter kamen spirituelle Erkenntnisse in mein Leben – unter anderem die großartigen Erkenntnisse, von denen ich im vierten Kapitel berichte. Von meiner vierten Tochter erhielt ich die nötigen Impulse, um ein Praxishaus zu errichten, das die verschiedensten Therapierichtungen unter einem Dach vereint, und mich aus meiner ersten Ehe zu lösen. Heute weiß ich, dass diese Trennung notwendig war, um mich spirituell weiterentwickeln zu können. Denn das wäre in der vorherigen Konstellation nicht möglich gewesen.

Doch es blieb nicht allein bei der frühkindlichen Seelenbildung meiner Töchter. Allen vieren habe ich ab dem elften bis zwölften Lebensjahr jene Fähigkeiten vermittelt, die ich vorhin schon kurz erwähnt habe. Sie haben meine Töchter zu grundpositiven und kreativen Menschen gemacht. Ich meine damit die Kraft unseres Geistes, der ich mich in meinem ersten Buch »Der Quanten-Code« widme. Für alle, die es nicht gelesen haben, fasse ich seine Botschaft in einem Satz zusammen: Die moderne Quantenphysik und Geisteswissenschaft sind sich einig, dass Geist Materie formt, dass wir mit zielgerichteten Gedanken in der Lage sind, unsere Realität zu verändern – Materie ist Information des Geistes!

Ich bin glücklich, dass ich meinen Kindern so früh den Zugang zu dieser geistigen Welt zeigen konnte. Denn diese Gabe können sie niemals verlieren und sie kann ihnen niemals genommen werden. Sie werden sich stets das erschaffen, was sie in der materiellen Welt benötigen. »Der Geist bewegt und erzeugt die Materie«, das war stets meine Überzeugung. »Benutze deine Gedankenkraft zum Denken in Freiheit, liebe die Wahrheit und erschaffe mit Liebe die Fülle der Schöpfung«, lautete mein Credo für sie.

Von diesen erstaunlichen Quintessenzen, mit denen ich mich auch als Quantenmediziner seit Jahren in Seminaren und der täglichen Praxis auseinandersetze, habe ich meinen Töchtern bei Familienspaziergängen oder beim gemeinsamen Essen erzählt. Ich habe sie auch zu Hausbesuchen oder ins Altersheim mitgenommen, damit sie sehen, wie gern ich mit den Menschen arbeite und ihnen Heilungsimpulse gebe. So sahen sie die medizinische Welt stets von einer positiven und offenen Seite. Eine Offenheit, die auch Sie, lieber Leser, später im Buch brauchen werden. Denn wie für meine Töchter gilt es auch für Sie, zu erkennen, dass unser inneres Selbst nicht aus unserem Körper besteht, sondern aus Seele und Geist, die den Körper in der dreidimensionalen Welt als ein Instrument zum Sammeln von Erfahrungen benötigen.

Ich möchte Ihnen am Ende dieses Kapitels schildern, was neben dem ganzheitlichen Wissen über unser Dasein den Charakter meiner beiden verstorbenen Töchter Constanze und Deborah ausgemacht hat, warum sie so beliebt waren und warum so viele Freunde zur Auferstehungsfeier – so nannten wir die Abschiedsfeier – gekommen sind.

Constanze war unglaublich integrativ und hatte einen riesigen Freundeskreis. Sie konnte mit ihren Mitmenschen hervorragend umgehen und verfügte über eine bemerkenswerte Qualität: Sie war zuverlässig und sie urteilte nicht! Damit war sie offen für jeden – für die, die sich ausgegrenzt fühlen, und für die Bevorzugten, für die Zielstrebigen und für die, die das Dolce Vita lieben. Sie sah in jedem den Bruder, die Schwester und den liebenswerten Menschen. Soweit ich mich erinnern kann, erzählten mir nach der Auferstehungsfeier viele ihrer Bekannten, dass Constanze ihre beste Freundin gewesen sei. Das hat mich sehr beeindruckt und zutiefst gerührt.

Dazu passt eine Anekdote aus ihrer Schulzeit. Eines Tages kam ihre Klassenlehrerin Frau Koppert zu mir und fragte: »Sagen Sie, kann es sein, dass die Constanze im Diktat absichtlich Fehler macht?« Ich konnte mir das überhaupt nicht vorstellen und fragte meine Tochter danach, worauf sie ein wenig verschämt antwortete: »Ja, manchmal mache ich das, damit meine Freundin nicht weint, weil ich besser bin als sie.« Diese Freundin war sehr ehrgeizig, sie wollte immer die Beste sein. Weil Constanze das aber nie so wichtig war, nahm sie sich selbst zurück. Dieser wunderbare Zug hat sie ihr ganzes Leben lang begleitet. Geriet jemand in Not, stellte sie ihre eigenen Wünsche zurück und gab demjenigen, was sie zu geben imstande war. Sie hatte ihr Ego immer im Griff. Ich habe mich häufiger gefragt, ob das die Frucht meiner Erziehung war. Möglich, dass das auch eine Rolle gespielt hat, aber ich glaube eher, dass ihre reife Seele diese Eigenschaft aus früheren Inkarnationen mitgebracht hat.

Wie wäre Constanzes Leben weitergegangen, wäre sie nicht gestorben? Sie hatte vor, nach ihrem Facharztabschluss in unserer Praxis als Ärztin für eine Medizin des Heilens, der Kreativmedizin, einzusteigen, so wie ich es einst getan habe. Constanze hatte in Mainz Medizin studiert und trat im Oktober 2009 ihre erste Stelle an der anthroposophischen Uniklinik im nordrhein-westfälischen Witten-Herdecke an. Sie arbeitete sich schnell in den Job als Stationsärztin ein und war sehr beliebt. Ihre Aufgabe war es, sich um die Genesung von bis zu 30 Herzpatienten zu kümmern. Das tat sie ein halbes Jahr lang. Aus ihrem ersten, vom selbstverdienten Geld finanzierten Urlaub kam sie nicht mehr zurück.

Und Deborah? Sie war ein sehr liebes, sanftmütiges Kind und konnte keinem Menschen etwas zuleide tun. In ihren ersten Lebensjahren war sie so zufrieden und vergnügt, dass wir sie problemlos überall mit hinnehmen konnten. Sie hat zwar auch ihre Bedürfnisse angemeldet, aber in Geschrei oder Gezeter ist das nie ausgeufert. Hat man ihr einmal klargemacht, warum ein Wunsch gerade nicht erfüllt werden kann, hat sie das immer eingesehen und war zufrieden.

Später, mit zwölf oder 13, zeichnete sie ein anderer Aspekt aus. Sie lernte, ihren Willensimpuls im täglichen Leben einzusetzen. Sie nahm Reitstunden und versuchte dabei, das Pferd allein mit ihrem Willen zu führen. Es funktionierte. Wie auch die Sache mit dem Fahrrad: Zum 16. Geburtstag hatte ich ihr eines geschenkt und schlug vor, eine kleine Tour zu unternehmen. Sie wollte aber nicht durch die Ebenen radeln, das war ihr, wie sie damals sagte, zu langweilig. Sie wollte auf den »Weißen Stein«, einen über 500 Meter hohen Berg bei Heidelberg, Trainingssteig aller Hobby-Rennradfahrer der Region. »Okay«, dachte ich, »wenn du mit deinen 16 Jahren das willst, dann muss ich das mit meinen mehr als dreimal so vielen Jährchen auch schaffen.« Freiwillig war ich bis dahin noch nie da hochgefahren.

Wir quälten uns also zwölf Kilometer die Serpentinen hoch und kamen tatsächlich oben an. »Super, dass du das geschafft hast«, meinte ich. »Aber warum wolltest du ausgerechnet diesen steilen Berg hinauf?« »Ja, weißt du«, antwortete sie, »in meiner Klasse gibt es einige Jungs, die prahlen immer damit, dass sie diesen Berg hochfahren. Denen wollte ich zeigen, dass ich das auch kann.« Das war meine Tochter Deborah. Was war sie in dem Moment glücklich! Und ich hatte wieder einmal gesehen, was sie mit ihren Willensimpulsen alles erreichen konnte.

Zusammen besuchten wir sogar Seminare des griechischen Heilers Daskalos, um Wünsche besser zu visualisieren und per Willensimpuls noch effizienter wirken zu lassen. Wer an Daskalos’ Schulungstechniken Interesse hat, dem sei noch einmal mein Buch »Der Quanten-Code« ans Herz gelegt, in dem ich detailliert darauf eingehe. Nach dem Abitur wünschte Deborah sich, Jura zu studieren, um einen Job zu bekommen, bei dem ihr eine Sekretärin bestimmte Erledigungen wie zum Beispiel das Einkaufen von Geburtstagsgeschenken abnehmen würde. Wie schön das doch wäre! Wir scherzten darüber, doch zwei Monate nach dem Abitur erhielten wir einen Anruf von der Berliner Polizei. Man verlangte nach Deborah. Komisch, hatte sie in der Hauptstadt etwas ausgefressen? Sie wollte zwar an der FU oder der Humboldt-Uni studieren, war noch nicht in Berlin gewesen … Keineswegs, die Polizei erkundigte sich allen Ernstes, wann Deborah denn kommen würde, sie hätte schließlich einen Vorstellungstermin für die Stelle als Staatsanwältin. »Nee«, sagte sie, sie könne noch nicht kommen, sie müsse doch erst noch Jura studieren! Die Erklärung für dieses Kuriosum ist einfach: Sie hatte durch ihre perfekte und intensive Visualisationsgabe die künftigen Ereignisse durch die sogenannten Zukunftsattraktoren in die Gegenwart gezogen. Mir ist bis heute unerklärlich, wie die dortigen Behörden unsere Privatnummer herausbekommen haben.

Als sie dann tatsächlich nach Berlin zog, um an der FU in Berlin zu studieren, setzte Deborah ihre Visualisationsgabe weiter ein. Zum Beispiel um für sich und ihre Freundin die einzigen beiden und sehr begehrten Erasmus-Stipendien für ein Auslandssemester in Lausanne zu visualisieren. Und die beiden erhielten tatsächlich den Zuschlag! So ging es weiter. In Lausanne visualisierte Deborah eine Wohnmöglichkeit im Studentenheim am Genfer See. Raten Sie, wer ein Zimmer am Genfer See bekam? Deborah. In Lausanne lernte sie auch ihren Freund kennen, einen äußerst liebenswürdigen jungen Mann, mit dem sie bis zuletzt zusammen war. Einmal, als ich sie in Berlin besuchte, erklärte sie ihm während einer Stadtrundfahrt im Doppeldeckerbus: »Wir sind alle Erzengel, und das Leben ist nur eine Bühne. Auf dieser Bühne spielen wir unser Spiel des Lebens, um zu lernen. Sobald wir genug gelernt haben, gehen wir wieder zurück in unsere Heimat.«

Wie sah die Verbindung zu meinen Töchtern in den letzten Wochen ihres Lebens aus? Wir telefonierten zwei bis drei Mal pro Woche. Darüber hinaus hielten alle vier Töchter Kontakt mieinander. Jede wusste, was mit den anderen los war, obwohl sie in der ganzen Bundesrepublik verstreut waren. Sie halfen sich und hörten sich zu.