Es passt gerade nicht in diesem Leben - Bernd Heuer - E-Book

Es passt gerade nicht in diesem Leben E-Book

Bernd Heuer

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Beschreibung

Der Autor widmet sich in seinen kurzen Geschichten (und Gedichten) der Fragilität und Absurdität des menschlichen Daseins. Er versucht die unterschiedlichen Facetten des alltäglichen Miteinanders pointiert darzustellen, ohne die dabei mitschwingende, inhärente Ernsthaftigkeit zu ignorieren. Um dies zu kontrastieren, müssen leider auch unschuldige Tiere und harmlose Objekte in die Abgründe des Homo Sapiens mit hereingezogen werden.

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Seitenzahl: 63

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Inhaltsverzeichnis

Mensch, Ludger!

Alles Annette, oder was?

Der Couchathlet, bei dem nichts mehr geht

Liaison mit der Opposition

Der Fall mit dem Ball

Die letzten Zoten eines Despoten

Als bei Meister Lampe die Sicherung durchbrannte

Vertrauen trauen

Immer das Leid mit den Leiden

Organversagen

Problemsucher, von einem Problem aufgesucht

Überschwänglich unvergänglich

Ein Pfarrer, der vom Glauben abfiel

Es passt gerade nicht in diesem Leben

Ein Fuchs wollte auf die Mäuse aufpassen wie ein Luchs

Daseinsfürsorge

Als sich nichts mehr drehte

Kein Händchen für Hähnchen

Ein leuchtendes Gemüt, das Anziehung versprüht

Des Lebens Mitte, am Rande erzählt

Der gute Mensch, der noch besser geworden ist

Tiere sind auch nur Menschen

Der Umstand mit den Umständen

Optimismus ist ein Muss

Pathologisch ideologisch

Das Eiland, auf dem das Extreme zeitgleich sein Ende fand

Latrinenballade

Der Ausgewogenheit gewogen bleiben

Seltsame Vögel

Ungastliche Stätte, die man besser vermieden hätte

Die Allgegenwart, die plötzlich erstarrt

Des Unbekannten Magie ist latente Energie

Als der Hofherr kurzfristig nicht mehr hofiert wurde

Schicksalsmelodien

Was machte das Kamedar in der Tali-Bar?

Die Homogenität der Divergenz

Hamster Klaus wollte zwischendurch nur mal kurz raus

Das Sofa, das sorgte für ein Eklat

Eine Biene, die sich befand auf der falschen Schiene

Soll mich doch die Wahrheit Lügen strafen

Bewusst ergeben, dem unbewussten Leben

Unser Hier ist dein Woanders

Mensch, Ludger!

Ludger ist mal wieder am falschen Ort, der südliche Stadtteil hat gerufen, aber er geht Richtung Nord. Immer wenn er hier erwartet wird, ist er ständig dort, ermittelt in Sachen Kavaliersdelikt, wenn es eigentlich geht um Mord. Keiner verlässt das Schiff, nur Ludger geht von Bord, übersieht die klarsten Signale immerfort. Sogar einem Schweigen entnimmt er noch ein falsches Wort. Sein winziger Teich des Tatendrangs ist dauerhaft verdorrt, selbst die Bewegung seiner Schließmuskulatur ist für ihn schon Sport.

Seine Gedankenware ist permanent ungeeignet für den Export, dabei produziert seine verstörende Trägheit Achselzucken im Akkord. Für ihn bedeutet „demnächst“ das Gleiche wie für andere „sofort“.

Ludger ist eigentlich ein zufriedener Mensch in seiner kleinen Welt, da die große Ambition kein Platz hat in seines Daseins mickrigem Zelt. Es ist die permanente Reduktion, die er für etwas Evolutionäres hält. Das Monetäre des Lebens für ihn überhaupt nicht zählt, denn während der Nachbar teure Sachen bestellt, darf sich dieser auch noch bedienen von den Früchten auf Ludgers Feld.

Und wenn die Unbedarftheit ihm mal wieder ein Bein stellt, und er in ein selbst geschaufeltes Loch fällt, dann nimmt er gleichmütig hin, was andere quält. Er fühlt sich dann gar noch auserwählt, weil ihn seine eigene Trotteligkeit ausgezeichnet unterhält, während der Hund des Stolzes ihn verzweifelt anbellt.

Auf einer Veranstaltung nimmt Ludger einem wichtigen Individuum das Licht, das ihm deshalb mit einem wüsten Faustschlag die Nase bricht. Doch er nimmt dies sportlich, und misst diesem Vorgang bei kein Gewicht, denn anderen nicht im Weg zu stehen ist schließlich seine Pflicht.

Darüber hinaus Ludger sogar noch eine Entschuldigung ausspricht, mit dem Tenor, dass er selbst müsse halt besser aufpassen auf sein Gesicht. Kurze Zeit später sich dann überdies eine Person über ihn erbricht, er stand mal wieder im Weg und hat dem Betrunkenen genommen die klare Sicht. Das tragische Schicksal übt sich bei Ludger leider weiterhin nicht in Verzicht, weil ihn dann am Grillbuffet unglücklich ein abgebrochener Spieß ersticht und ihn somit schon frühzeitig ereilt das jüngste Gericht. An des Himmels Pforte angelangt, nähert er sich dieser mit größtmöglicher Vorsicht. Ludger ist der nächtliche Zeitpunkt unangenehm, denn stören wolle er nun wirklich nicht.

Alles Annette, oder was?

Es meldet sich wieder einmal die Annette, tief ziehend an ihrer Zigarette, um ruhig zu erklären, dass sie das Problem gelöst hätte. Während für viele das Leben ist eine unsichere Wette, schläft die Gewissheit ganz sanft und entspannt in ihrem Bette. Andere sind die kaputten Birnen in der Lichterkette, allein ihre Leuchtkraft führt alle Unwissenden zu der Aufklärung heiligen Stätte. Sie ist dabei noch so eine Selbstlose und Nette, der es nie geht um der Eitelkeit glänzende Etikette.

Nie kann sie mal in Ruhe gehen auf die Toilette, denn die Allwissenheit jagt ihr hinterher, hängt an ihr wie eine Klette. Auf das, wenn es nicht anders ginge, sie nebenbei noch die Welt rette.

Annette sagt, ganz lapidar, ihr war schon immer klar, dass sie vorausschauend agiere und somit sei ein ganz besonderes Exemplar. Für sie ist alles Relevante extrem präsent und stets so nah, während andere unsicher stolpern über den trivialen Boulevard. Alles ist doch offensichtlich, ganz offenbar, was demnächst wieder bewegen wird die große, ahnungslose Schar.

Sie kann alle Begrifflichkeiten schöpfen aus ihrem riesigen Reservoir, über allem schwebt der Konjunktiv als heimlicher Star. Während andere nicht mal das Grobe nehmen richtig wahr, kann sie sofort feinste Details erkennen, da sie alles seziert, sehr granular. Auf jedem Besserwisser-Seminar gibt sie immer ab den letzten Kommentar.

Es geht mal wieder um wichtige Details, hoffentlich gibt Annette diese auch preis. Bei offenen Fragen lediglich sie die Antwort weiß, denn nur wenn sie die Lücke erkennt, schließt sich der Kreis.

Nichts wird bei ihr kalt gegessen, das Essen ist immer heiß. In ihrer Nähe traut sich nicht zu schmelzen das offen liegende Eis. Die Lokomotive unserer Planlosigkeit setzt sie auf das falsche Gleis, lässt sie in den Abgrund fahren, alles erfolgt auf ihr Geheiß. Wo die Wissenschaft mühselig erringen muss den Beweis, kann sie locker eine gesicherte Maxime formulieren, ganz ohne Schweiß. Ihre unfehlbare Intuition gibt ihr den entscheidenden Hinweis, zum Beispiel, worauf basiert die Langlebigkeit eines Papageis.

Als eines Tages mal wieder Menschen werden von Widrigkeiten aufgerieben, fragen sich diese, wo ist eigentlich die allwissende Annette geblieben, die fast alle wegen ihrer Klugheit so lieben?

Es wird vermutet, dass sie den schweren Karren der Verantwortung konnte nicht mehr schieben, und sie schon seit längerem ihres Potenzials beraubt worden sei von neidischen Dieben. Schließlich kommt heraus, dass man sie hat perfide aus der Bastion ihrer Illusion vertrieben, fristet nunmehr ihr Dasein in einem kleinen Zimmer eines Gebäudes, das von einer therapeutischen Anstalt wird betrieben. Ihr wurden von dem behandelnden Arzt Distanz und Demut sowie Beruhigungspillen verschrieben. Das Schicksal muss somit wichtige Dinge und Ereignisse verschieben, solange, bis Annette ist endlich wieder gesund geschrieben.

Der Couchathlet, bei dem nichts mehr geht

Schweiß getränkt sitzt er da, gehüllt in geripptem Edelzwirn, laut vor sich hin fluchend, greift sich eine feuchte Hand ständig an die Stirn. Der träge Körper empfängt kaum mehr brauchbare Signale vom Gehirn, weiß nicht, ob er gerade auf der Erde verweilt oder sich befindet auf einem anderen Gestirn.

Unkultiviert gestikulierend, eine Melange aus Mensch und wildem Tier, schreit jemand herum: „Wo bleibt denn mein Bier?“ Es nähert sich schließlich eine feminine Gestalt als Alkoholkurier, muss dann aber wieder schnell verlassen das geschützte Revier.

„Das gibt es doch nicht“, schallt es bis ins weit entfernte Ohr, um weiter zu lauschen, dass selbst der beinamputierte Opa hätte den Ball über die Linie bugsiert ins Tor. Ein letzter Hauch von Contenance verlässt den Raum und fliegt empor, archaisches Gegröle ist des Proleten ausdrucksstarkes Sprachrohr.

Das Getöse auch nach dem Spiel noch andauert, während die Frau bereits ängstlich in der Küchenecke kauert. Derweil eine tragische Figur sich immer noch selbst bedauert, steht bereit die Zwietracht, die schon auf neue Opfer lauert.

Der sportliche und mentale Substanzverlust, bringt Gemüt und Gesichtszüge in Schieflage, zu groß ist der Frust. Doch klopft sich das präpotente