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Essbar oder nicht? Hier finden Sie über 200 Wildfrüchte und Wildkräuter sowie ihre giftigen Doppelgänger in ausführlichen Beschreibungen. Dabei sind die Wildfrüchte nach Fruchtfarben und die Wildkräuter nach Blütenfarben geordnet – so gelingt es Ihnen, sie sicher zu bestimmen. Tipps und Tricks zur Verarbeitung zeigen, wie Sie aus den Früchten und Kräutern leckeres Gemüse, Salat, Kräuteröl oder Konfitüre zaubern.
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Seitenzahl: 191
Bruno P. Kremer
ESSBARE & GIFTIGE
WILDPFLANZEN
ÜBER 200 KRÄUTER, BEEREN, NÜSSE
Zu Gast bei der Natur
Richtig sammeln
Die 10 goldenen Sammelregeln
Achtung! Giftig!
Basisrezepte
Beeren, Früchte, Nüsse nach Fruchtfarben
Gelb, Orange, Rot
Blau, Schwarz
Grün, Weiß, Braun
Wildkräuter nach Blütenfarben
Weiß
Gelb
Rosa, Rot
Violett, Blau
Grün, Braun und Algen
Service
Buchtipps
Giftnotruf
In jedem Supermarkt können Sie sich wie selbstverständlich mit einer Pflanzenpalette von Avocado bis Zucchini eindecken. Früchte, Blatt-, Stängel- und Wurzelgemüse sind in reicher Fülle überall im Angebot. Damit sind im Prinzip alle geschmacklichen Vorlieben zu bedienen.
Aber: Schmecken Treibhaustomaten nach Tomate? Ist der grüne Salat aus Massenkultur wirklich knackig und lecker? Und wie bedenkenlos sind Anbau und Konsum gentechnisch veränderter Nutzpflanzen eigentlich? So gibt es immer mehr Menschen, die sich auf die Ursprünge des Gemüses besinnen und nach alten oder ursprünglichen Sorten suchen.
Gourmets auf neuen Wegen
Auf der anderen Seite hält die heimische Natur mancherlei kostenlose Überraschung bereit. Ein Bär-Lauch-Pesto, ein Rapunzel-Salat oder eine Hagebutten-Marmelade mögen noch zum üblichen kulinarischen Erfahrungsgut gehören. Aber kennen Sie schon Holunder-Küchlein, Giersch-Omelette, Taubnessel-Quiche, Weidenröschen-Gemüse oder Kerbel-Melden-Suppe?
Wie Sie diese und andere Köstlichkeiten aus der heimischen Flora auf Ihren Tisch zaubern und genießen können, verraten Ihnen die folgenden Seiten. Wer ein wenig grüne Kreativität aktiviert, kann die Rezepte nicht nur einfach nachkochen, sondern natürlich auch abwandeln und das eigene Sammelgut in neuen Kombinationen erproben. Die Ergebnisse sind oft angenehm überraschend. Hinzu kommt, dass die in der Natur gesammelten Kräuter, Blätter, Stängel, Blüten oder Früchte im Allgemeinen nicht mit Spritzmitteln behandelt wurden und Ihnen noch wirklich ein Stück Ursprünglichkeit bieten.
Wildkräutergenuss ganz einfach und ohne Küchenbrimborium!
Die Besten aus der grünen Liga
Die weit über 100 Arten in diesem Buch sind überwiegend solche, die wild in der heimischen Natur vorkommen – als kräftige Farbtupfer auf Wiesen wie Gänseblümchen und Löwenzahn, als grüne Bodenschätze im Wald wie Bär-Lauch oder Heidelbeere sowie einfach als Eckensteher an allen Wegen wie Giersch oder Wegerich. Manche Arten sind seit Jahrtausenden Kulturfolger des Menschen und wachsen überall dort, wo er Feldfrüchte anbaut. Andere gelangten erst als Gartenflüchtlinge in die heimische Flora. Schließlich zählen wir zur hier vorgenommenen Auswahl auch einige wichtige Bekannte aus den Urlaubsgebieten am Mittelmeer, die bei uns in den Gärten gedeihen und so populär sind, dass sie gleichsam zum heimischen Bestand dazugehören.
Mitten in der Natur
Diese Besten aus der grünen Liga kennen und schätzen zu lernen, bringt auch Großstadtmenschen wieder ein Stück der Natur näher. Die am Wochenende wiederentdeckte Liebe zur Natur kann nach einem langen Spaziergang durchaus durch den Magen gehen. Das kann ein Stück neue und ungewohnte Lebensqualität bedeuten: Wenn Sie sich um die Pflanzen für Ihr nächstes, nicht ganz so alltägliches Menü aktiv bemühen, geeignete Arten suchen und aussuchen, sie ertasten und fühlen, beschnuppern und sorgsam nach Hause tragen, haben Sie nicht nur einen wundervollen Tag in der Natur zugebracht, sondern viele bereichernde Erfahrungen gewonnen. Die Natur erleben Sie damit in neuer Wertschätzung. Wer jahrelang die reifen Früchte einer Schlehenhecke gesammelt hat, wird sicherlich nicht kritiklos zusehen, wenn ein Bulldozer sie einfach über den Haufen schiebt, weil wieder ein neuer Bauplatz benötigt wird.
Reiche Ernte: Da lacht das Sammlerherz.
Die beste Zeit
Für einen Kräuterspaziergang ziehen Sie am besten an einem sonnigen Tag im April oder Mai los. Gut sind die Vormittagsstunden, dann sind die Kräuter noch frisch und knackig. Die erfolgversprechendsten Monate für eine Wildfrüchtetour sind Juli, August und September. Eine Übersicht zeigt der Sammelkalender auf der hinteren Umschlaginnenseite.
Die Natur zu kennen und ihre Vielfalt bewundern, einschätzen und bewerten zu können, ist wichtig für Ihre Sammeltouren. Deshalb legen wir mit diesem praxisorientierten Buch eine kleine Trainingsstrecke mit intensiver Kompetenzschulung ein.
Mal etwas anderes im Kochtopf: Weißdornfrüchte.
Auf Nummer sicher gehen
Bevor ein pflanzliches Mitbringsel aus Wald und Flur in Ihren Magen wandert, muss seine Eignung zweifelsfrei feststehen. Der oberste Grundsatz der Selbstversorgung aus der Natur lautet daher: Arten immer zuerst sicher bestimmen – und nur dann verwenden. Wer die giftigen Maiglöckchenblätter für aromatischen Bär-Lauch hält und diese unbekümmert in den Salat schnippelt, hat anschließend ein Problem. Die Merkmale im nachfolgenden Artenteil bieten zusammen mit den Fotos die nötige Klarheit. Verwenden Sie also grundsätzlich nur solche Pflanzenarten, die Sie absolut sicher (er-)kennen bzw. die in allen wesentlichen Merkmalen den jeweiligen Artbeschreibungen entsprechen.
Pflanzen kennenlernen
Bei Unsicherheiten ist es fraglos besser, die betreffende Pflanze nicht zu sammeln. Übrigens: Wenn ein bestimmter Pflanzenteil als ausdrücklich essbar benannt ist, gilt das nicht notwendigerweise auch für alle anderen Teile. Fallweise mag es auch ratsam sein, die Pflanzen erst im Jahreslauf genauer zu beobachten und etwa ihre Rosettenblätter, Blütenstände und Früchte kennenzulernen. So entsteht nach und nach ein wertvoller Wissensschatz, und Sie finden darüber hinaus schon frühzeitig die besten Sammelstellen.
Die 10 goldenen Sammelregeln
1 Unternehmen Sie Ihre Ernte- und Sammelausflüge an trockenen Tagen. Ideal für aromatische Kräuter ist der späte Vormittag, wenn der Tau gerade verdampft ist. Quietschnass eingebrachtes Sammelgut verdirbt (auch durch Schimmelbildung!) sehr leicht.
2 Achten Sie schon beim Sammeln darauf, dass Sie das Erntegut nach Arten getrennt sortieren und dass sich darunter keine unerkannten anderen Arten befinden.
3 Transportieren Sie das frische Sammelgut in offenen, luftigen Behältern wie Körben oder Schalen, nicht in Plastiktüten. Eine Kompromisslösung wären Papiertüten und Stofftaschen. Handschuhe und Schneidewerkzeug werden Ihnen gute Dienste leisten.
4 Sammeln Sie nicht entlang stark befahrener Straßen oder Schienenwege – einmal aus Sicherheitsgründen, dann aber auch wegen der wahrscheinlichen Schadstoffbelastung der Kräuter und Beeren.
5 Suchen Sie nur gesunde, gut aussehende Beeren, Nüsse, Blätter und Sprosse aus, die erkennbar nicht von Pilzen oder anderen Parasiten befallen bzw. anderweitig in Mitleidenschaft gezogen sind. Checken Sie bereits draußen, ob sich an den ausgesuchten Exemplaren Insektenlarven oder Schnecken aufhalten. Diese schon direkt vor Ort abschütteln.
6 Der Genuss von Wildbeeren oder anderen Pflanzenteilen birgt die Gefahr, sich mit den Eiern des Fuchsbandwurms zu infizieren. Informieren Sie sich bei den Forstdienststellen zuvor über die Befallsituation in Ihrer Gegend. Sammelgut sollten Sie vor der Verwendung gründlich waschen, damit wird das Risiko reduziert. Erhitzen ist die wirksamste Vorbeugung, denn die Eier überstehen Temperaturen oberhalb 60 °C nicht.
7 Sammeln Sie keine Pflanzen oder deren Teile (Blüten, Früchte) in Naturschutzgebieten, auch wenn es sich um (vermeintlich) häufige Arten handelt.
8 Entnehmen Sie am Standort bitte nur überschaubare Mengen für den sofortigen Verbrauch und lassen Sie immer einige Pflanzen der geernteten Art stehen. So haben Sie auch im nächsten Jahr noch etwas davon.
9 Ernten Sie bitte verwendbare Teile eines Exemplars nicht restlos ab. Beim Bär-Lauch entnimmt man von einer Pflanze immer nur ein Blatt (sie hat nur zwei …).
10 Bitte ernten Sie mit Rücksicht auf die umgebende Pflanzen- und Tierwelt.
Die Natur hält auch unangenehme Überraschungen bereit: Verführerisch aussehende giftige Beeren sehen teilweise den essbaren recht ähnlich – also Vorsicht!
Lockfarben
Viele unserer giftigen Wildfrüchte leuchten in den schönsten Rottönen – mit gutem Grund: Viele Vögel vertragen im Gegensatz zu uns diese Früchte ausgezeichnet und sollen angelockt werden, um zu deren Ausbreitung beizutragen.
Hier hilft nur eingehende Aufklärung: Aus diesem Grund werden in diesem Buch die wichtigsten giftigen Wildbeeren ebenso ausführlich porträtiert wie die essbaren. Sie finden sie im Artenteil immer im Anschluss an die gleichfarbigen essbaren Früchte.
Achten Sie vor allem bei Ihren Kindern darauf, dass diese niemals allein ernten gehen, und warnen Sie sie auch davor, bekannte Arten zu probieren. Zu schnell kann im Ernteeifer etwas verwechselt werden.
Im Fall des Falles
Für Notfälle gibt es einen telefonischen Giftnotruf (siehe Kasten), wo man sich erste Informationen holen kann, wenn man Art und Menge der verzehrten Früchte zu benennen weiß. Die ersten Anzeichen einer Vergiftung können sich ganz unterschiedlich äußern: Bewusstseinseintrübung, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Atem- und Kreislaufbeschwerden, Schwindel, Schweißausbrüche, Krämpfe – dies sind nur die wichtigsten.
Ein solch wilde Mixtur ist beliebt bei Kindern – leider oft auch gefährlich!
Giftnotruf
Die meisten Städte haben Giftnotrufe, die unter Telefon 1 92 40 Tag und Nacht erreichbar sind (immer mit Stadt-Vorwahl). Zusätzlich gibt es fast in jedem Klinikum einen Giftnotruf. Diese Nummern stehen im Telefonbuch auf den ersten Seiten.
Bei den ersten Anzeichen einer Vergiftung muss sofort ein Arzt zu Rate gezogen werden!
Wildpflanzen aus der Natur sind knackig frisch und enthalten Massen von Vitalstoffen und Aromen, die gut tun und im Vergleich zum gekauften Gemüse ungeahnte Genüsse bereithalten. Bevor jedoch die einzelnen Leckereien und auch die verbotenen Früchte auf den Folgeseiten vorgestellt werden, halten wir uns schon einmal ein wenig in der Küche auf. Die folgenden Basisrezepte bieten eine erste Orientierung für die Zubereitung.
Wildkräutersalate
Für den Rohverzehr vorgesehene Pflanzen(-teile) sollten Sie immer gründlich waschen. Pflanzen aus Gewässern ein paar Stunden in Essig- oder Salzwasser legen und anschließend intensiv abspülen. Bätter für Salate, falls erforderlich, zerkleinern.
Den leicht scharfen Geschmack mancher Arten können Sie mit Crème fraîche oder Joghurt mildern, aber auch durch Zugabe von gekochten Kartoffelstückchen, klein geschnittenen Äpfeln, ein paar gerösteten Nusskernen oder konventionellem Gartensalat.
Rezept
Vinaigrette für Wildkräuter
4 EL Olivenöl, 2 EL Zitronensaft, 1 TL flüssiger Honig, etwas Salz und Pfeffer gut verrühren.
Oder 4 EL Walnussöl, 1 EL Apfel- oder Weinessig, 1 EL Apfelsaft, 1 TL Honig und etwas Salz und Pfeffer vermischen.
Schmeckt garantiert nicht wässrig: Ein feiner Wildkräutersalat.
Wildkräutersuppen
Die einfachste Lösung ist eine klare Suppe auf Basis einer Instantbrühe, die man mit Kräutern oder Wildgemüse aufpeppt. Etwas feiner ist natürlich eine selbst hergestellte Brühe. Je Portion benötigen Sie etwa 50–75 g Wildkräuter. Die Suppenbasis nach Anleitung auf der Packung zubereiten. Die Wildkräuter fein schneiden oder wiegen und erst kurz vor dem Servieren in die Suppe geben.
Mit fast allen Wildkrautarten und Pflanzenteilen können Sie neben klaren auch gebundene Suppen zubereiten oder solche verfeinern. Typische Bindemittel sind neben der klassischen Mehlschwitze auch zerstampfte Kartoffeln, Haferflocken oder püriertes Gemüse. Aromaempfindliche Blätter oder Sprossspitzen erst kurz vor dem Servieren zugeben. Als Suppeneinlage können Sie die Wildkräuter auch in Form von Kräuterklößchen, -spätzle oder -flädle (Pfannkuchen) vorsehen. Ein empfehlenswertes Neuner-Potpourri ist die gemeinsame Verwendung von Gänseblümchen, Brennnessel, Knopfkraut, Vogel-Miere, Sauerampfer, Sauerklee, Giersch, Wiesen-Kerbel und Wiesen-Knöterich.
Das kann jedes Kind: Wildkräuter mit dem Wiegemesser fein schneiden.
Grundrezept
Gebundene Kräutersuppe
Zutaten für 2 Personen:
1 EL Mehl
1 EL Butter
½ l Gemüsebrühe
etwa 50 g Kräuter, fein geschnitten
100 ml Sahne
etwas Zitronensaft
Salz, Pfeffer, Muskat
Die Butter im Topf schmelzen lassen, das Mehl darin anrösten, dann unter Rühren mit dem Schneebesen die Brühe angießen und aufkochen lassen. Sahne und Kräuter zugeben und mit Zitronensaft und den Gewürzen abschmecken. Nach Geschmack pürieren oder „kräuterstückig“ lassen.
Wildgemüse
Früher verstand man unter Wildspinat eine aus geeigneten Wildpflanzen zubereitete Gemüsebeilage nach Art des klassischen Gartenspinats – eventuell völlig zerkocht und als grüner Brei sicherlich kein schöner Anblick. Es geht aber auch anders: Die ausgewählten Pflanzenteile dünstet man in etwas Öl im geschlossenen Topf – das konserviert gleichermaßen Geschmacksstoffe und Vitamine. Für die ersten kulinarischen Erkundungen mit Wildgemüse verwenden Sie die ausgewählten Arten zunächst am besten nur einmal als Beigabe zu üblichem Gartengemüse, beispielsweise Vogel-Miere, Taubnessel, Brennnessel, Giersch oder Löwenzahn zu Möhren, Kartoffeln, Kohl oder Mangold. Sollte Ihnen der Geschmack dennoch etwas zu streng sein, können Sie diesen mit Joghurt oder Zwiebeln abmildern.
Grundrezept
Wildgemüse
Je Person benötigt man etwa 120–150 g geeignete Wildkräuter. In kochendem Wasser blanchieren, dann abgießen und auffangen. Kräuter ausdrücken und eventuell etwas zerkleinern. Dann mit Pfeffer, Salz, Muskat, gekörnter Brühe oder beliebigen weiteren Zutaten nach Geschmack würzen und nochmals in wenig Blanchierwasser köcheln lassen.
Feines Kräuteröl
Auf 1 l hochwertiges Speiseöl (zum Beispiel Olivenöl) eine gute Handvoll getrockneter Kräuter geben. Flasche gut verschließen und gelegentlich leicht schütteln. Nach 3 Wochen die Kräuter wieder entfernen.
Da selbst der Küchenklassiker Spinat über sein Einsatzgebiet Breigemüse hinweg ist, können Sie ebenso Wildkräuter alternativ zur üblichen Beilage in Aufläufen, Pfannkuchen, Quiches, Omelettes oder Pastataschen versuchen.
Wildkräuteröl
Das besondere Aroma vieler Wildkräuter wie Dost, Salbei oder Senf kann man relativ einfach in Speiseöl (Oliven-, Sonnenblumen- oder Keimöl) konservieren. Kräuteröle sind nur begrenzt haltbar.
Wildfruchtsaft
Früchte wie Himbeeren, Erdbeeren oder andere Gaumenschmeichler eignen sich gut für die Zubereitung von Saft oder Gelee. Zur Saftgewinnung verwendet man am besten einen Entsafter oder eine kleine Handpresse aus dem Küchenfachhandel – die traditionelle Methode mit Ablaufenlassen der kalt oder heiß zerquetschten Fruchtmasse durch Mulltücher oder -beutel ist meist nicht effektiv genug und zudem ziemlich langwierig. Auf diese Wiese wird das Gelee dann zwar nicht ganz klar, aber in jedem Fall einmalig aromatisch!
Zweierlei: Der Holunder bietet Blüten und Beeren zum Genießen.
Grundrezept
Wildfruchtsaft
Früchte entsaften und Flaschen vorbereiten. Nach Belieben nachzuckern und etwa 10 Minuten lang bis kurz vor dem Sieden erhitzen. Saft heiß in vorbereitete, zuvor heiß ausgespülte Flaschen füllen und diese sofort verschließen.
Wildfruchtgelee
Für das Gelieren sind die in den Zellwänden der Früchte enthaltenen Pektine verantwortlich. Früchte bzw. Säfte mit niedrigem Pektingehalt (Blaubeeren, Himbeeren) kombiniert man möglichst mit Erntegut, das einen höheren Pektingehalt aufweist (vor allem Wildbirne, Wildapfel, Eberesche). Relativ sauer schmeckende Früchte verfügen in der Regel über einen höheren Pektingehalt und liefern bessere Gelierergebnisse. Fruchtgelees halten sich einige Monate lang.
Einige Früchte wie Ebereschenbeeren haben einen sehr herben Eigengeschmack. Sie lassen sich optimal mit Äpfeln oder Birnen in Gelee oder Konfitüre kombinieren.
Grundrezept
Fruchtgelee
Fruchtsaft und Gelierzucker im Verhältnis 1:1 etwa 4 Minuten kochen, Gelierprobe machen: Etwas von der heißen Masse auf einen kalten Teller oder Löffel geben. Wenn es nicht mehr tropft, sondern nur zäh verläuft, ist das Gelee fertig. Ansonsten noch etwas länger kochen lassen. In heiß ausgewaschene Gläser füllen, fest verschließen und sofort auf den Deckel stellen.
Wildfruchtkonfitüre
Konfitüre enthält die ganze Frucht oder zumindest das Fruchtfleisch. Bei Steinfrüchten wie Vogelkirschen entfernen Sie den Stein am besten vorher. Früchte mit kleinen Kernchen wie Eberesche oder Sanddorn kochen Sie mehrmals auf und streichen sie durch ein Sieb. Dann das Fruchtmus abwiegen und mit Gelierzucker zur Konfitüre verkochen.
Grundrezept
Fruchtkonfitüre
Auf 1 kg vorbereitete Früchte nimmt man 1 kg Gelierzucker. Die zerkleinerten Früchte mit dem Zucker vermischen und einige Stunden stehen lassen, danach kochen, bis die Gelierprobe (siehe Wildfruchtgelee) positiv ausfällt.
Fruchtfarbe
Gelb, Orange, Rot ab Seite 16Blau, Schwarz ab Seite 67Grün, Weiß, Braun ab Seite 109Malus sylvestris
Merkmale: Großstrauch bis 7 m oder kleiner Baum; die nicht blühenden Zweige enden meist in Sprossdornen; Blätter breit oval bis fast rundlich, 4–10 cm lang und bis 6 cm breit, spitz, an der Basis abgerundet, gekerbt bis fein gezähnt, nach dem Austrieb dicht behaart; Blüten büschelig an Kurztrieben, 5 Griffel an der Basis miteinander verwachsen; Apfelfrüchte 2–4 cm dick, kugelig, grüngelblich, auf der Sonnenseite leicht gerötet, holzig und säuerlich; April–Mai.
Wo zu finden: Nährstoffreiche, lockere Lehm- und Steinböden in besonnten Lagen. Von Europa bis West-Asien weit verbreitet, in Deutschland kommen Wild-Apfelbäume verstreut von der Ebene bis auf etwa 1000 m in den Alpen vor, nirgendwo häufig.
Wie verwenden: Die reifen Früchte sind wegen ihres Gerbstoffgehaltes erst nach kräftiger Frosteinwirkung genießbar. Man verwendet sie für Gelee und Marmelade oder auch noch nicht ganz vollreif beimischt als wirksame Gelierhilfe für andere Fruchtzubereitungen.
Wissenswert: Von verwilderten Exemplaren der Kultursorten ist diese Art meist nur schwer zu unterscheiden, am ehesten anhand der nur wenig behaarten Laubblätter.
Rezept
Wild-Apfel-Bowle
1 l Apfelsaft
100 ml Calvados
1 (Wild-)Apfel in dünnen Scheiben einige Blätter Zitronen-Melisse oder Zitronen-Thymian
Alle Zutaten zusammengeben, etwas ziehen lassen und kalt servieren.
ab Oktober
Pyrus pyraster
Merkmale: Großstrauch bis 7 m oder kleinerer Baum mit sparrigen Ästen und Zweigen; die Kurztriebe enden häufig in längeren Sprossdornen; junge Triebe feinfilzig oder nahezu kahl; Rinde anfangs glatt graubraun, später schuppig gefeldert; Blätter bis 7 cm lang gestielt, breit elliptisch, oberseits glänzend dunkelgrün, unterseits leicht bläulich; Blüten lang gestielt auf dicht filzigen Stielen weiß oder leicht rosa, 5 Griffel, bis zur Basis frei; holzige, gelblich braune, bis 4 cm lange Birne; April–Mai.
Wo zu finden: Sonnige Lagen, oft in lockeren Mischbeständen mit anderen Laubgehölzen, von der Ebene bis etwa 1000 m. In Europa mit Ausnahme des Nordens weit verbreitet, aber nirgendwo häufig. Oft als Wildäsung angepflanzt, sonst selten verwendet.
Wie verwenden: Die Wild-Birne schmeckt ziemlich säuerlich bis fad, eignet sich aber gut als Gelierhilfe und Säuerungsmittel in anderen Fruchtzubereitungen. Sie enthält allerdings viele harte Steinzellen, darum am besten entsaften und den Saft verwenden.
Verwechslung: Diese heimische Art lässt sich anhand der auffallend dünnstieligen und recht kleinen, nur wenig schmackhaften Früchte von eventuell verwilderten Exemplaren der Kultursorten unterscheiden. Die Früchte der Wildform sind im Allgemeinen rundlicher und kompakter als kleine Kulturbirnen.
ab September
Elaeagnus angustifolia
Merkmale: Mittelgroßer bis großer, dicht sparrig verzweigter und bedornter Strauch oder kleiner Baum, 2–5 m (selten auch höher); Zweige und Äste mit verdornten Kurzsprossen; Blätter schmal-lanzettlich, lederig, oberseits graugrün und kahl, unterseits dicht mit silbergrauen Sternhaaren; Kronblätter der Blüten fehlen, Kelchblätter innen hellgelb, duften angenehm nach Leder, Blütenhülle besteht also nur aus gefärbten Kelchblättern. Scheinbeere 1–2 cm lang, zylindrisch, hellgelb, mehlig; Mai–Juli.
Wo zu finden: Ufergehölze an Seen und Flüssen, Waldsäume, Gebüsche sonniger Hänge, bevorzugt auf lockeren, etwas feuchten Böden. Heimisch im zentralen Asien, im 17. Jahrhundert in den Mittelmeerraum eingeführt, später auch in Mitteleuropa häufig als Parkgehölz verwendet.
Wie verwenden: Die mehligen und nussartig aromatischen Scheinbeeren sind alleine nicht unbedingt eine kulinarische Offenbarung, lassen sich aber recht gut – auch getrocknet – zusammen mit anderen Beerenfrüchten in Obstsalaten oder Kompott verwenden.
Wissenswert: Erträgt formenden Schnitt, bildet dann sehr dichte Hecken und eignet sich insofern hervorragend als Windschutz. Für Bienen und andere Insekten sind die Blüten eine ergiebige Nahrungsquelle. Diese interessante Art sollte man daher auch im eigenen Garten unbedingt fördern.
Die silbrig graugrünen Blätter tragen auf beiden Blattseiten wie (fast) alle Mitglieder der Familie große, vielzackige Schildhaare. Mit einer guten Lupe kann man sie leicht erkennen. Ihre volle Schönheit präsentieren sie allerdings erst unter einem einfachen Mikroskop.
ab Juli
Elaeagnus multiflora
Merkmale: Sommergrüner, dichtästiger, meist breiter Strauch, bis 3 m; junge Triebe bräunlich durch Sternhaare; Äste und Zweige ohne Sprossdornen; Blätter länglich oval bis elliptisch, zugespitzt, oberseits dunkelgrün, anfangs dichter, später zerstreut mit silbrig grauen bis braunen Sternhaaren besetzt; Blüten weiß, dunkeln beim Verblühen gelblich nach, zu 1–2 in den Blattachseln; Scheinfrüchte länglich, saftig, 1–1,5 cm lang, an 2–3 cm langen dünnen Stielen, kräftig rötlich bis rötlich braun, schmecken betont säuerlich; April–Mai.
Wo zu finden: Trocken-warme Hänge mit lichten Gebüschen, Säume, benötigt wintermildes Klima. Stammt aus Ostasien (China, Japan, Korea), häufig als Ziergehölz (auch an Wegen und Straßen) verwendet. Kaum verwildert.
Wie verwenden: Die saftigen, säuerlichen Früchte sind auch roh essbar und werden im Ursprungsgebiet gerne konsumiert. Die Ernte ist allerdings etwas mühselig. Man verwendet sie am besten als Beimischung zu anderen Fruchtzubereitungen oder zur Aromatisierung von Getränken bzw. Cocktails.
Wissenswert: In ihrer Heimat werden die Früchte als Fruchtmus, Gelee oder Marmelade zubereitet oder zu Saft verarbeitet, auch in Kombination mit anderem Erntegut. Zudem verwendet man sie zur geschmacklichen Abrundung von Gemüse – ähnlich wie bei uns Apfelstückchen im Rotkohl oder Wacholderbeeren im Sauerkraut.
ab August
Hippophae rhamnoides
Merkmale: Dicht verzweigter Strauch, 2–3 m, oder kleiner Baum bis 6 m; mit langen Dornen; Blätter kurz gestielt, schmal-lanzettlich, bis 7 cm lang, oberseits graugrün, unterseits silbriggrau, beidseits mit großen Sternhaaren; Blüten unauffällig grünlich braun, erscheinen vor dem Laub; Scheinfrucht beerenartig, leuchtend orangegelb mit großem Steinsamen; April–Mai, selten schon ab März.
Wo zu finden: Schotterauen alpiner Fließgewässer und Felsgrushalde, ferner Binnen- und Küstendünen. In Europa an Nord- und Ostsee, ferner Alpen, Balkan, Kaukasus und Vorderasien, in reich fruchtenden Sorten häufig als Obst- und Ziergehölz.
Wie verwenden: Die attraktiven Sanddorn„Beeren“ schmecken fruchtig-säuerlich und duften ein wenig nach Buttersäure. Für den Anbau gibt es großfrüchtige und im Geschmack verbesserte Sorten. Den Saft verwendet man in Saftmixgetränken, die Früchte als Kuchenbelag oder in Obstsalaten.
Wissenswert: Die Früchte weisen ein Vielfaches vom Vitamin-C-Gehalt üblicher Zitrusfrüchte und zusätzlich Vitamine der A- und B-Gruppe auf. Die Pflanze gehört zu den windhärtesten heimischen Gehölzen und ist ausgesprochen lichtbedürftig. Auch für die heimische Tierwelt (vor allem Dohlen, Stare und Fasane) ist sie ein wertvolles Wildobst. Die leuchtenden, einladend gefärbten und ziemlich saftigen „Beeren“ sind tatsächlich Scheinfrüchte: Ausnahmsweise vergrößern sich die Kelchröhre und Teile des Blütenbodens zu einem fleischigen Gebilde und schließen die eigentliche Nussfrucht rundum ein. Tipp: Sanddornfrüchte erntet man nicht durch Pflücken, sondern durch Abschneiden.
ab September
Physalis alkekengi
Merkmale: Mehrjährige, krautige Pflanze, bis 60 cm hoch mit unteriridischen Ausläufern; Blätter weich, lang gestielt, oval, spitz, buchtig gekerbt; Blüten grünlich weiß, einzeln in den Blattachseln, Kelch zur Fruchtzeit stark blasig aufgetrieben („Lampionpflanze“) und kräftig orangerot; Beerenfrucht kugelig, bis 1,5 cm dick, reif gelbrot; Juni–August.
Wo zu finden: Von der Iberischen Halbinsel bis Dalmatien, in Mitteleuropa vor allem in den Weinbauregionen, ursprüngliche Nordgrenze hier durch Verwilderung von Gartenexemplaren nicht mehr erkennbar.
Wie verwenden: Die grünen Teile der Pflanze sind giftverdächtig, die reifen Früchte sind in Maßen essbar. Die Früchte sind im Geschmack ähnlich wie die Kapstachelbeere (Physalis peruviana), die in Deutschland gelegentlich aus Kultur verwildert. Die vollreifen und recht vitaminreichen Beeren können roh als Frischobst gegessen oder in Chutneys, Fruchtsalaten, Fruchtsäften und Marmeladen mitverwendet werden. Man kann sie im Rumtopf einlegen oder so wie Cocktailkirschen in Bowlen und Longdrinks verwenden.
Verwechslung: Vorsicht – Verwechslungen mit der allerdings immer braunfleckigen Giftbeere (Nicandra physalodes) aus Süd-Amerika sind möglich. Gelegentlich aus Gärten verwildert.
Achtung!
Die Früchte sollten nur in Maßen verzehrt werden. Die anderen Teile der Pflanze sind giftverdächtig!
ab September
Pyracantha coccinea
Merkmale: Wintergrüner Strauch mit abstehenden Ästen und verdornten Kurztrieben, 1–3 m; Blätter kurz gestielt, länglich oval, lederig, stumpf oder mit kurzer Stachelspitze, oberseits glänzend dunkelgrün, unterseits heller; Blüten in abgeflachten Schirmtrauben, cremeweiß bis rötlich gelb; Apfelfrucht etwa erbsengroß, kugelig, rotorange oder hochrot; Mai–Juni und eventuell September–Oktober.
Wo zu finden: Waldsäume, Gebüsche, Flurhecken; in Südost-Europa von Italien über den Balkan bis ins Schwarzmeergebiet, häufig in Sorten als Ziergehölz in Parkanlagen und Gärten, unterdessen stellenweise verwildert.
Wie verwenden: Die Samen sollte man besser nicht verwenden, sie enthält giftige Blausäure abspaltende Verbindungen. Das Fruchtfleisch der dünnfleischigen Apfelfrüchte enthält geringe Mengen Sorbinsäure, die beim Erhitzen weitgehend zerstört wird, sodass die Früchte dann ungiftig sind. Sie ergeben eine recht dekorative Beigabe zu anderen Fruchtzubereitungen, beispielsweise Marmelade, oder – ähnlich wie Preiselbeeren – auch zu verschiedenen Fleischgerichten.
Wissenswert: Die Blätter bleiben im Winter grün am Strauch und werden erst im nachfolgenden Frühjahr abgestoßen. Die Blüten bieten für Bienen eine ergiebige Nahrungsquelle. Die reifen Früchte sind bei Singvögeln (vor allem bei Drosseln) außerordentlich beliebt und werden meist schon im Herbst komplett abgeerntet.
Die Art ist frostempfindlich und friert in strengen Wintern stark zurück. Dennoch ist sie als anspruchsloses und gut wüchsiges Blüten- und Fruchtgehölz für jeden Garten zu empfehlen.
ab September
Prunus cerasifera
Merkmale: Breiter Strauch oder kleiner, breitkroniger Baum, formenreich, 4–8 m hoch, Äste mitunter dornig und oft überhängend; Blätter lang gestielt, länglich oval bis elliptisch, oberseits glänzend dunkelgrün und kahl, unterseits nur auf der Mittelrippe behaart; Blüten reinweiß; Steinfrucht 2–3 cm groß, lang gestielt, kugelig, reif gelb, rötlich oder braunrot, leicht bereift, sehr saftig; März–April.
Wo zu finden: