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Dichtungen einer Neuen Mystik; Erkenntnisse, Gedanken verdichten sich zu einer neuen und geöffneten Form.
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Dichtungen, Mystik, Philosophie, Musik, Sinnsuche, Gemeinschaft, Gelassenheit, Lebenskunst, Religiöse Erfahrungswelt, Dichtung
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Seitenzahl: 54
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ESSENZEN
Michael Stoll
Dichtungen von
Michael Stoll
© 2017 Michael Stoll
Verlag:tredition GmbH, Hamburg
978-3-7345-7101-5 (Paperback)
978-3-7345-7102-2 (Hardcover)
978-3-7323-3049-2 (e-Book)
In dieser Nacht wurde es kalt, bitterkalt.
Vereinzelung an jedem Ort.
Die Seelen zogen wie lichtfremd gewordene Eulenfalter
entfernter und entfernter allverbindender Helle fort.
Da gab es dann nur noch dunkelste Dunkelheit.
Und was blieb? Es blieb leises, fast summendes Tönen,
welches mir zusehends als einzig` Orientierung verblieb,
mich hin - zu vollkommen geöffnetem Lauschen führte.
Und da - von einem Mal zu Mal - vernahm ich
Unterschiedliches, Getrenntes
und doch melodiehaft Verbundenes.
Einjede Seele begann
aus Erstarrtheit und Vereinzelung heraus sich zu lösen,
ihren Ton zu suchen, und damit zu spielen.
Und so war ich dem Hören geöffnet
blickte mit weiten Sinnen
in die finstere Nacht.
Und auch ich begann zu klingen,
meinen Ton zu suchen und vorsichtig
aus meiner Herzensmitte heraus zu antworten.
Manches Mal blieb es überall still, eine Zeit,
und ich hatte in aufkommender Bangigkeit
bloß zu atmen, mich zu gedulden.
Dann konnte es geschehen,
dass eine Vielzahl von Stimmen
sich unvermittelt zum gemeinsamen Konzert erhob.
Es gelang mit der Zeit
über die wahrgenommenen und so unterschiedlichen
Töne des Mit-Menschen
all das zu erlauschen, was notwendig war,
ihn als ganzes, unverwechselbares Wesen
in Schönheit zu erkennen.
Da geschah es,
dass am Horizont, im zarten Rot-Ton
der kommende Tag sich ankündigte.
Die in der Nacht gereiften Seelen
besaßen nunmehr den Mut der Helle
unabgelenkter Selbstbestimmtheit
- ließen mit dem Geschehen der Sichtbarkeit
ihren ewig eigenen Ton des Herzens
nicht mehr im Stich;
sie gewöhnten sich daran
ihren Körper unter das Dirigat der Fülle
gegebenen inneren Klanges zu stellen;
― und so brach der Tanz zu gewolltem All-Tag durch.
Die Schau auf das allseitige Atmen in dieser einen Welt
lichtet die rettungslose Offenheit meiner Fragen ― Antwort:
In einjedem Getriebe, im Dunkel einjeder Verwirrtheit
bleibt der leibhaftige Atem mein treuer, lebensgründender Begleiter.
Außer seiner Tiefe und Weite, außer seiner Kürze und manchmaliger
Gepresstheit, außer seinem fast Ersticken und himmelgleichem Freiwerden
bleibt kein Kontinuum, kein Beständiges und so Notwendiges
in dieser Welt... ;
Und da die Geschichte dieses meines Atems
in seinem Auf-und-Absteigen so einfach ist, grundtief einfach,
achten wir zu wenig, dass bei aller Bemühung menschlicher Werkerei,
bei jedweiliger Autobahnverbauung und technischer Sensation
das Gesetz pulsierenden Atems in all seinen Wandelformen
mein absoluter, stets mich begleitender Leit-Stern sein sollte; ̶
so-das in den Raum geworfene mäandrierende Schwingen
naturbelassenen Flusslaufs,
so das Auf-und Abklingen
einjeder musikalisch gestimmten Situation.
Dieser wunderbare Atem-Puls als gründender Rhythmus unseres Lebens
zeigt bei jedem gelingenden Menschenwerk ihr angestrebtes,
und doch unerreichbares Form-Ideal;
so beim Gebrauch der Sprache
und den Versuchen fruchttragenden Gesprächs,
und so bei all den Sehnsuchtsentwürfen technisch-informeller Werke
und genetischer Weiter-Bauwerkerei.
Dort, im gestimmten Konzert gelassenen All-Atems
wird Schönheit und gelingt die lichtende Transparenz Himmel-Erde
kommender Welt dein-unserer Schöpfung.
Was wäre der Samen im Grunde,
verhielte er sich nicht vollkommen souverän
und gelöst geöffnet dem umgebenden Erdreich,
seinem ihm ständigen Boden zu?
Nie könnte er sich keimend öffnen,
seine Form-Gestalt verlassen
und in Verbindung treten
mit-all-dem,
was seinem zu innersten Seins - Gesetz zuträglich;
― ihm das fruchtbare Wachsen-dem-Licht-zu ermöglichte!
... so-dann ist da die Pflanze,
da ist dann das Blatt
und da dann die reine Antwort-Schönheit ―
Blüte zu Licht und Licht zu Blüte..
Entlang eines Weges.
In der Morgenfrühe singt ein Vogel.
Das Wasser des Sees wird leicht vom Wind bewegt.
Über mir der Himmel mit seiner Weite und unzählbaren Größe.
Und da ― mein fester Stand
und das Streichen der Hände über das taunasse Grün.
Nur vereinzelt laufen Menschen des Weges ― vor sich oftmals einen triebigen Hund,
dieser zerrend, ganz von seinem Spüren und Vorwärtsdrang beseelt.
An solchen Morgen wollte ich nur voranschreiten
und immerzu im Gleichklang meiner ganzen Bewegtheit
und der Freude am Wechsel vorbeiziehender Bilder
bloß sein.
Aber ich bleibe stehen; baue ein Haus, lade Gäste und überwintere im Warmen.
Die Flocken des Schnees werfen ihr geometrisches Muster an die Scheibe
und wir sind im Privileg, sie in Ruhe zu entziffern und im Maß ihrer Schönheit
von Mal zu Mal und Arbeit über Arbeit zu deiner und meiner Schönheit zu erwachen;
― so tanzen wir den Weg, so schreiten wir den Weg, so suchen wir Unterstand.
Im Wechsel erfahren wir Gemeinschaft im Raum unseres Alleinseins;
... aber wir ziehen dennoch stets weiter, wie die Wolken ziehen,
unter strahlender Sonne vorbei ―.
Schritt für Schritt den Weg gehen.
Zusehends kein fixierter Blick mehr auf verkartete Strukturen.
Gehen ― nichts weiter.
Von Tag zu Tag sich des Gepäcks entledigen;
an einem jungen Morgen die verlaufenen Schuhe am Felsgestein zurücklassen
und weiter, immer weiter durch die geöffnete Landschaft ―.
Im Schreiten, Vorwärtsbewegen vertieft und von Mal zu Mal einigend
die ganze Körper-Gestalt.
Gleichklang Atem ―
werdend Selbst zur bewegter Landschaft
und seiner plasmatischen Einheit,
so-wie hin-zu-gewandtem Um-Feld.
Jedes Aus-Greifen und Mehr-Wollen
erübrigt sich.
Allein und verbunden.
Kein halb Befreundetes, kein beliebiges Bekennen,
sondern das Aus-dem-Herzen-all-dem-Wesen sich-verpflichtet-fühlen ―
und da-mit der Treue einer sich ergebenden Wegschaft.
Vergegnungen gehen vorüber,
Verbundenheiten bleiben auf der Pilgerschaft der Geöffneten.
Stand- und Spielschritt wechseln, so-die einst fixierten Horizontlinien mäandern
und beginnen morgen-dämmerhaft zu flimmern.
Es gibt kein fixiertes Ziel mehr;
im Jetzt des Immer-Pulses erschöpft sich unser Geschenk,
was je zu er-warten war...
Was immer-da geschieht, will ich nicht nur geschehen lassen, sondern ich will es
mit ganzem Herzen begleiten und zutiefst seinem Sinn nach wollen.
So soll auch ein-jede Verweigerung der Zustände und mein Entschluss
zur Korrektur und Eingriff in diese Welt ganz und vollständig sein.
Ein-jede Konsequenz meines Handelns verantworte ich so-weit-wie-möglich
versammelt in Übereinkunft innersten Ge-Wissens.
Meine Freude, sowie meinen Schmerz bejahe ich;
̶ ich entdecke allmählich den vollkommen werdenden All-Sinn.