Evoe! - Ricarda Huch - E-Book

Evoe! E-Book

Ricarda Huch

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Beschreibung

In "Evoe!", einem dramatischen Spiel in fünf Aufzügen, offenbart sich die Verfasserin als echte vollblütige Dichterin, in deren Schöpfung sich Form und Inhalt zu einem Kunstwerk ersten Ranges vereinen. Reiche, üppige Bilder, die trotz aller Plastik nie überladen oder affektiert erscheinen, überranken das Geäst der Dichtung, die in Rom zur Zeit Leos X. spielt, mit einem farbenschönen, duftigen Blumenflor. Die Handlung gestaltet sich gerade nicht zu einem Gewebe spannend und bunt durcheinander laufender Fäden, die am Schluss sich in überraschendem Effekt lösen, sondern läuft schlicht in schlichten Szenen dahin. Die Geschehnisse gruppieren sich um das Liebespaar Peregrino Felicia und um den edlen Colonna; die reine, abgeklärte Harmonie eines antiken Bauwerks zeichnet die Szenenfolge in hohem Grad aus. Zur Aufführung eignet sich das Drama allerdings nicht, und es ist wohl auch nicht in dieser Absicht geschrieben worden. Aber es bietet gerade als Buchdrama mit seiner stillen, ruhigen Schönheit für den Feiertag einer genießenden Seele eine Perle erhabenster Unterhaltung.

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Seitenzahl: 126

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Evoe!

 

RICARDA HUCH

 

 

 

 

 

 

 

 

Evoe!, Ricarda Huch

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783988681546

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

 

 

INHALT:

PERSONEN:1

ERSTER AKT.. 2

ZWEITER AKT.. 24

DRITTER AKT.. 45

VIERTER AKT.. 62

FÜNFTER AKT.. 87

PERSONEN:

Emilia Massimi, eine edle Römerin

Felicia, ihre Enkelin, Dichterin

Peregrino, Verlobter der Felicia, Lautenspieler im Dienst des Papstes

Pompejus Colonna, ein römischer Großer

Kardinal Petrucci, Glied einer Verschwörung gegen das Leben des Papstes

Janus Corycius, röm. Stadtrichter, deutscher Abkunft

Angarelli, ein Gelehrter

Baraballo, Improvisator des Papstes

Querno, genannt Erzpoet, Improvisator des Papstes

Bembo, Sekretär des Papstes

Kardinal Bibbiena

Bernardo von Verona,      ein Bußprediger

Ein Schweizer

Zwei Buchdrucker

Ein Schenkwirt

Päpstliche Soldaten. Volk

Ort der Handlung ist Rom zur Zeit Leos X.

ERSTER AKT

Im Garten des Corycius. Abend, Lampions im Gebüsch. Man sieht zuweilen festlich geputzte Gestalten im Hintergrund vorübergehen.

ERSTER AUFTRITT

Colonna. Kardinal Petrucci

Colonna Ich dank’ Euch wenig, Kardinal Petrucci,

Dass Ihr mich herbestellt! Was soll uns beiden

Dies Fest? Ich kam, auf ernstliche Besprechung

Gespannt, die Ihr so dringlich schildertet,

Und muss nun diesen Brei geselliger Moden, -

Grimassen, bunte Kleider, dünnen Witz –

Mit Lächeln niederwürgen. Wär’s nur das!

Doch gar den Papst hier sehn, wir, seine Mörder!

Denn woll’n wir’s werden, ziemt uns auch der Name.

Sonst war es mir ein Stachel, sah ich ihn

Im Strom der Lust - ich find’ ihn nichts als wässrig –

Vergnügt, so ganz gemein vergnüglich schwimmen.

Zwiespältig peinigt’s nun.

Petrucci Mich hat’s gefreut,

Den guten Herrn noch einmal froh zu sehn,

Eh wir ihn auf die lange Reise schicken,

Wo er im Strom des Nichts - ich weiß nicht wie,

Doch sicher durchaus tot - ein andres Schwimmen

Betrübt erlernen muss. Dies letzte Tummeln

Im sonn’gen Wellenbad hab’ ich mit Rührung

Dem lust’gen Fisch gegönnt.

Colonna Weil Eu’r Gemüt

Noch roher ist, als Eu’r Geschmack für fein

Die Geltung hat.

Petrucci Was Leo anbetrifft,

Sind gleich wir an Geschmack: wir hassen ihn;

An Absicht gleich: wir wollen ihn entfernen.

Colonna Schon gut! Oh hätt’ ich lieber meinen Hass

In meines Busens stolzer Einsamkeit

Zu wildem Tun herangedeihen lassen!

Weh, dass ich ihn an Eure neid’sche Bosheit

Verkuppelte! Zu spät! Nun handeln wir

Vereint, die stets getrennt empfinden.

Ihr stricht noch eben spürend um die Damen,

Das dürfte kaum die rechte Stimmung sein

Für unser heimlich furchtbares Geschäft.

Petrucci Seid ohne Sorge, ich bin wie der Aal,

Der Bürger zweier Welten, der die Flut,

Die köstlich kühle, mit der trocknen Erde

Nach Lust und nach Bedürfnis tauschen kann.

Ihr sollt mich ernsthaft sehn. Ich red’ im Auftrag

Der mitverschwor'nen Kardinäle: Sprecht,

Wie steht’s mit Eurem süßen Peregrino?

Colonna Er will nicht. Schlagt’s Euch aus dem Sinn.

Mich reut. Dass ich auf seine ahnungslose Seele

Die Kunde künft’ger Untat lud.

Petrucci Mich auch.

Wisst: die Schatulle, die Geheimes birgt,

Darf keine Zunge haben.

Colonna Unbesorgt!

Er ist mir gut, ich hab’ ihm Gunst erwiesen –

Kaum könnt’ ich’s Wohltat heißen, aber stolz

Und dankbar ist sein Sinn, und er wird schweigen.

Petrucci Ein immer spendend Füllhorn frischer Gnaden

Hält auch der Papst ihm übers lock’ge Haupt.

Seid Ihr Colonna - jener ist der Papst,

Ihr seid der Mörder - jener der Bedrohte:

Das gibt den Ausschlag für ein weichlich Herz.

Colonna Ihr seid des Todes, krümmt Ihr ihm ein Haar!

Petrucci Und bin des Todes, lass’ ich’s ungeschoren.

Vergönnt dem Wurme, sich zu wehren, Freund.

Colonna Ich sag’ Euch ja, mein Haupt setz’ ich zum Pfande,

Dass Peregrino schweigt. Da kommt er, still!

ZWEITER AUFTRITT

Die Vorigen. Peregrino

Peregrino Find’ ich dich hier! Ich hätt’ ein Wort mit dir,

Pompejus, schlage mir's nicht ab!

Colonna Nur zu!

Sprich oder singe, süßer Musikant.

Peregrino Es ist ein Zwiegespräch, um das ich bitte.

Petrucci Wenn Ihr so Heimliches zu reden habt,

Scheint’s um so mehr geboten, dass ich lausche.

Ich trag’ auf ein Geheimnis meiner Freunde

Gerechte Eifersucht.

Colonna (zu Peregrino) Lass, er misstraut uns.

Er meint, du würdest uns dem Papst verraten.

Peregrino (zu Petrucci) Verrat ist Eure Sache, meine nicht

Vereiteln aber will ich Euren Plan, So wahr ich lebe!

Petrucci Die Bedingung ist

Sehr weise: ja, so wahr du lebst!

Peregrino Ich weiß,

Dass keiner auf ein Morgen zählen kann,

Seitdem der Mord in so erlauchte Hände

Geraten ist.

Petrucci Der Köter schnappt nach mir.

Colonna Bedenkt, Ihr seid hier nicht im eignen Hause!

Corycius läd’t nur zahme Vögel ein,

Die höchstens um ein Stückchen Zucker etwa

Sich hie und da am Schwänze zupfen.

Zieh mildre Saiten auf, mein Troubadour.

Er droht dir nur! Die alte Eifersucht:

Die Gunst des Papstes mag er dir nicht gönnen

Und minder noch Felicia, deine Braut,

Roms größte Dichterin und schönste Dame!

Petrucci Ich schätze Kunst und Poesie und alle,

Die ihrer mächtig, eine Dichterin

Nicht darum minder, weil sie Weib und schön.

Die Künstler und die Dichter können nicht

Dem einzelnen gehören, allgemein

Wie Licht und Erde sind sie, wie die Luft.

Und würd’ ich einem wohl die Luft missgönnen,

Die ja auch ich in vollen Zügen atme?

Peregrino Ein Handschuh vor mich hin?

Ich nehm’ ihn auf! (Er zieht einen Dolch,)

Colonna Was fällt dir ein!

Peregrino (zu Petrucci) Ihr müsst Euch mit mir schlagen!

Petrucci Vergesst Euch nicht: ich bin ein Kardinal!

Peregrino Ich fall’ Euch an! Ihr werdet Euch doch wehren,

Wenn ich Euch überfalle? Werdet Ihr?

Petrucci Ja, das ist Überfall. Der Obmacht weich’ ich.

Lasst sehn, wie sich Eu’r Mut bewähren wird,

Wenn wir uns gleich bewaffnet wiedertreffen.

(Leise zu Peregrino) Am Tore meines Gartens diese Nacht! (Ab.)

DRITTER AUFTRITT

Colonna. Peregrino

Peregrino Ich will ihm nach - nur erst ein Wort mit dir!

Bei meiner Liebe, die ich dir...

Colonna (unterbricht ihn) Oh still!

Gieß deinen Eimer voll Beredsamkeit

In eine andre Tonne, Danaide!

So sehr wie ich dich hebe, so und mehr

Hass’ ich den Papst, ich hab’ ihm Tod geschworen.

Peregrino So sage mir, warum? Was tat er dir?

Colonna Du bist ein ew’ges Kind, wie leider viele,

Ein Sommergast des Lebens, einem gleich,

Der fernher kommt zu Roms Ruinengröße.

Scheint morgen auch die Sonne? Seh’ ich auch

Den Papst? Laokoon? Kleopatra?

So du. Ob auch Felicia lächelt? Ist

Ihr Kuss so heiß wie sonst? Die Laute nicht

Verstimmt? Der Papst mir noch gewogen? –

Was gilt dir Rom? die Welt? Du kennst ihn nicht,

Den Schmerz, dass auf dem höchsten Thron der Erde

Der feige Medicäer träge schwelgt.

Peregrino War Julius nicht ein Held im Kriege?

Tätig, Verwegen, stolz, ein schnelles Feuer

Wie Steppenbrand? Und doch warst du sein Feind,

Wie jetzt des feigen, trägen Medicäers.

Colonna Verhöhnst du mich? Im Grunde hass’ ich freilich

Den Medicäer minder als den Papst.

Führt mich mein Weg am Kapitol vorüber,

Wo Hannibals und der hochmüt’gen Griechen

Bescheidene Besieger ernst regiert,

Und flüstern mir Ruinen insgeheim

Geschichten zu von Titus und Trajan,

Den göttergleichen Herrn von Erd’ und Wasser,

Soweit es Leben zeugte, so entbrennt

Mein Herz um diese Gegenwart.

Wohl gab es Päpste, die, gewalt’ge Erben

Der röm’schen Kaisermacht, mit Fluch und Segen

Die Erde gängelten. Doch die Gregor

Und Nicolaus und Innozenz entschwanden.

Jetzt mästet sich nur jeder von den Resten

Der Herrlichkeit, die jene aufgehäuft,

Um noch die letzten Enkel zu erstaunen.

Wie jener Märchensultan jeden Morgen,

Das Weib, das er am Abend heimgeführt,

Enthauptete, so tät’ ich’s mit den Päpsten.

Den heut’ Gewählten würd’ ich morgen stürzen,

So ging’ es fort, bis keiner übrig wär’.

Peregrino Das würde wohl am Jüngsten Tage sein!

Du kamst, als Julius starb, zurück nach Rom,

Scheinbar versöhnt, da Leo dich gerufen.

Colonna Ich kannt’ ihn nicht. Wie hat er sich erwiesen?

Nie sprang aus seinem Haupt ein Vollgedanke,

Und keine Taten hat er aufgestellt,

Die dauernd noch den später'n Genius

An seine Spuren bannten; solche nur,

Die seinen heil’gen Namen durch den Schmutz

Gehäss’ger Rede schleifen, wie dass er

Den Herzog von Urbino sonder Ursach',

Wie ein Korsar, Bandit und Landesfeind,

Aus seinen väterlichen Landen trieb,

Um mit dem Raub Nepoten zu bereichern.

Indessen wankt das Herz der gläub’gen Menge,

 Die ihre Pfenn’ge rollen sieht nach Rom,

Um Leos Possenreißer zu bezahlen!

Des Papstes Name, der die Christenheit

Vereinst zu höchstem Heldentum entflammte,

Ward nun zum Schimpf in allen reinen Seelen,

Und ungehört, doch wirkend, lasten schwer

Unzähl’ge Flüche aus enttäuschten Herzen

Auf Rom, der Stadt des Lasters und der Schmach.

Peregrino Und Stadt der Kunst, Stadt Rafaels, Asyl

Der Wissenschaft, der flücht’gen Griechenmuse –

Ja, auch des Lasters und der wilden Lust.

Doch denke Leo weg, wär’ sie es nicht?

Und ist’s dein Amt, das alles abzustellen?

Was tat er dir? Hätt’ ich ihn nie geseh'n!

Dich nie gekannt! Du führtest mich ihm zu,

Dir dank’ ich seine Gunst. Nun tat er mir

Nie Leides, nein, er hielt mich fast als Sohn.

Colonna (mit Vorwurf) Und ich?

Peregrino Musst du mich dran erinnern? - Du!

Dir dank’ ich alles, was ich habe, bin –

Was wär’ ich ohne dich?

Colonna Hinweg damit!

Verhasste Dankbarkeit! Der Wurm des Zweifels

An süßer Liebesfrucht! Was dir dein Herz

Befiehlt, das will ich hören, nicht womit

Dich dein Verstand besticht!

Peregrino Du bist mein Freund.

Und weil du’s bist, wühlt mein Gedächtnis gern

Im gold'nen Haufen deiner Wohltat. Dank

Sagt’ ich dir nie. Käm’ doch die Reih’ des Gebens

An mich einmal! so dacht’ ich, fühlte mich

So sicher. Martervollste Prob’ ist dies

Der Freundschaft. Lass, o lass mich dich bestürmen!

Er war mein güt’ger Herr; wär’ er mein Feind,

Mein’ ich, ich müsst’ ihn warnen!

Colonna Weißt du noch,

Dass ich Felicia liebte? Eh’r als du,

So stark wie du! Wär’ ihr vielleicht nicht immer

So treu gewesen - immerhin! Der Papst,

Der sie, die Tochter ältester Geschlechter,

In der das Blut der Maximer und Fabier

Sich glücklich mischt, mit klugem Stolz als Fixstern

An seines Hofs besätem Himmel sieht,

Hätt’ allzu gern mein Haus durch ihre Hand

Sich eng verbunden. Sie - sie war mir gut –

Dein Lockenkopf schob sich dazwischen! Du!

Ich wollte nicht dein Nebenbuhler sein,

Ging aus dem Weg. Du bist der Würdig're,

So musst’ es sein. Doch war’s ein heißer Tag.

Es ist mein einz’ger Titel auf den Himmel,

Auf deine Liebe.

Peregrino (sehr ergriffen) Oh! Colonna Ich weib’scher Affe!

Dir das Versagte schamlos abzuwinseln!

Vergiss das Zeug. Zum Henker dieser Papst!

Holt’ ihn der Teufel doch, dass ich’s nicht brauchte!

Peregrino Pompejus, sieh, hätt’st du Gott selbst ermordet

Und bötest mir die blut’ge Frevlerhand,

Ich hielt’ es aus und reichte dir die meine.

Ja, fielest du den Papst vor aller Welt,

Im Dom vielleicht, in zorniger Wallung an –

Doch dieser Anschlag! Ja, und dies, das ist’s:

Dich in Gemeinschaft mit Petrucci sehn,

Dem abgefeimten, häm’schen Bösewicht,

Das, eben das, das lässt sich nicht verwinden.

Colonna Der Hund! Zur Strafe meiner Sünden zieht er

Mit mir am gleichen Karren. Nachbarschaft

Der Hölle! Meid ihn, liebstes Lamm, er will

Dich morden. Ich Unsel'ger hab’s verschuldet!

Peregrino Ich lechze seinem Hass entgegen.

Colonna Kind,

Du kennst ihn nicht: er liebt die bösen Taten,

Wie Rafael die Bilder, die er malt.

Könnt’ ich dich doch behüten ungewarnt,

Wie Engel ahnungslose Kinder schützen!

Könnt’ ich dich fest im Arm behalten, bis

Des nächsten Tages Sonn’ herangereift,

Die deinem Liebeswunsch Erfüllung bringt

Und als Felicias Eh'gemahl dich grüßt!

Denn grade das plagt seinen Buhlerneid,

Und seinen Ehrgeiz reizt das Doppelziel:

Im Feind zugleich den Seligen zu treffen,

Der just den vollen Becher Erdenglückes

Mit Zuversicht an durst’ge Lippen setzt.

Peregrino Drum, dass ich’s kann, drum eben muss der Wurm

Noch heut, noch diese Nacht aus meinem Herzen,

Dass es die Blume ganz entrollen kann,

Den tiefsten Kelch entblößend. Ja, es soll,

Wenn ich die Bahn des Glückes nun betrete,

Nichts Feindliches in meinem Rücken sein.

Soll ich im Arm der Liebe wie ein Sklave

Vor Mördern zittern? Nein, im Augenblick

Entscheid’ es sich: Er stelle mir ein Pfand,

Um Ehr’ und Leben fest mir zu verbürgen.

Ich will nicht fürchten müssen.

Colonna Pfand! Was Pfand?

Das Wort ist richtig, Papagei, allein

Die Anwendung! Nimm nur nicht Gift zum Pfande!

Peregrino Das beste Pfand, das er mir stellen kann,

Dünkt mich: er selbst vor meines Schwertes Spitze! (Schnell ab.)

Colonna Der Tollkopf! Peregrino! Peregrino! (er geht ihm nach.)

VIERTER AUFTRITT

Emilia. Felicia. Bembo. Bibbiena. Baraballo. Querno

Felicia Hier ist der Ort, den wohl die Musen lieben.

Bembo (zu Emilia) Ja, edle Frau, teilt hier den Segen aus.

Emilia (Baraballo kniet vor ihr, sie setzt ihm einen Lorbeerkranz auf.)

So krön’ ich dich zum Dichter, Baraballo.

Sonst würdest du’s wohl nie. Der Grund, warum

Ich dir den Preis, nicht meiner Enk'lin reiche,

Ist erstens: Unsinn. Zweitens: weil dein Lied –

Das heißt, was deine aufgeblas'ne Muse

Dir dafür ausgab - sich zum Gegenstand

Das würdigere Gut erkoren: Ruhm.

Die Liebe pries Felicia. Was ein Narr

Von seiner Narrheit aussagt, glaubt man das?

Ja, dass die Liebe nied'rer ist als Ruhm,

Beweis’ ich: Denn der Dichter singt sie nur,

- Mit seinem heil’gen Feuer die Gesung'ne

Verschönend, fast erst schaffend - um sich so

Das höh’re Gut, den Ruhm sich zu verdienen.

Das diamant'ne Tor der Ewigkeit

Hofft er mit glüh’nden Versen zu zerschmelzen

Und trägt hienieden willig Liebespein,

Weil er im Geist die hehren Lorbeergärten

Im Paradies des Nachruhms schon durchstreift.

 Ob du sie jemals schau'n wirst, Baraballo,

Bleib’ unerforscht. Der Kranz entschäd’ge dich

Für unsre Lust und deinen Dichterschweiß.

Bibbiena (zu Baraballo) Ich grüße dich, du Schützling des Apoll!

Dein ist der Lorbeer, heißer Arbeit Lohn;

Gönn dir und uns nun Ruh’. Uns zehrt Genuss

Die Sinne ab, wie dir die Müh’ des Dichtens.

Bembo Dein nächst’ Gedicht sei eine Trauerode

Auf meinen Tod. Die Ruhepause g’nügt.

Und käm’ er tückisch eh'r, als ich ihn rufe,

So breche nur das rhythmische Verderben

Stromweis’ herein, ich hab’ ein gut Asyl

Und lach’ euch aus, passt Pluto just nicht auf.

Felicia Und ich verzeih’ dir, glücklicher Rival',

Dass du im Wettkampf mich mit leichten Füßen,

Behänder schwebend, überflügeltest.

Baraballo Ihr machtet’s mir nicht leicht.

Querno Er pustet noch

Und ächzt und stöhnt, man lass’ ihn sich erholen.

Baraballo Ich will mich unter jenen Pinien einsam

Ergeh'n und eine traur’ge Elegie,

Die ich entwarf, im Innern ausgestalten.

Felicia Tu’s, frommer Sänger! Mach’s nicht gar zu traurig!

(Baraballo ab.)

Bembo Ich glaub’ es wohl, dass unsre Dichterin

Dem Nebenbuhler seinen Lorbeer gönnt:

Presst ihm das derbe Blatt die kahle Schläfe,

Krönt sie der Myrthe leichtes Diadem.

Felicia Erst morgen!

Bibbiena Morgen schon! Dies Eheglück,

Euch Sonne, zeigt sich uns als dicke Wolke,

So fürcht’ ich, die ein hell’ Gestirn verbirgt.

Ihr wart es uns, Euch ist die Liebe alles.

Emilia Es lässt für jeden sich ein Punkt bestimmen,

Von dem er ausstrahlt, der ihn um sich dreht

Und für das Aug’ des Eingeweihten sichtbar

Durch alle seine Taten schimmert. So

Bestimmt mein Tun Erinnerung an die Würde

Und hohe Tugend meiner röm’schen Väter,

Der Fabier, die mich zeugten, und der Massimi,

In deren Haus mein Gatte mich geführt.

So leitet Angarelli, unser Freund,

Was er auch sieht und hört und sonst empfindet,

In seine Küche, wo er Nacht für Nacht

Die Elemente unsrer Erde prüft,

Um ihrem Mutterschoße abzulernen,

Wie sie das Gold gebiert.

So treibt Colonnas Blut mit jedem Herzensschlage

Die edle Sucht nach unerhörten Taten.

So ist dem einem Ruhm, dem andern Liebe

Und manchem andern manch ein andrer Wahn

Der Stern, der ihn regiert.