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"Glückskleehof", liest Feline und seufzt. Von Glück kann bei dem verwilderten Bauernhof, auf dem ihre Eltern eine Tierarztpraxis eröffnen wollen, ja wohl keine Rede sein! Widerwillig lässt Feline sich auf das Abenteuer ein … und stößt in dem verwunschenen Garten hinter dem Haus zwischen Kletterrosen, Kamillen und Clematis auf ein ungeheuerliches Geheimnis: den sprechenden Kater Paulo von Panama. Nur Feline versteht ihn – und erkennt bald, dass sie als Katzenflüsterin eine große Hilfe bei Tiernotfällen aller Art ist … Die fabelhafte Tierreihe von Erfolgsautorin Antje Szillat mit einer Prise Magie – leicht, warmherzig und voller Glück!
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Seitenzahl: 105
5 4 3 2 1ISBN 978-3-649-62136-2© 2017 Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG,Hafenweg 30, 48155 MünsterAlle Rechte vorbehalten, auch auszugsweiseText: Antje SzillatDieses Werk wurde vermittelt durch die literarische AgenturThomas Schlück GmbH, 30827 GarbsenIllustrationen: Angela GlöklerLektorat: Jutta KnollmannSatz: FSM Premedia GmbH & Co. KGPrinted in Germany
www.coppenrath.de
Das erscheint unter der ISBN 978-3-649-62731-9
Brombeerbüsche
Rumpelhof
Feline
Paulo von Panama
Balthasar
Hella
Ein überaus handzahmes Alpaka
Erdbeermarmelade
Tim
Kalle
Krallenpfote
Angekommen
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Es war ein großer Garten mit vielen Brombeerbüschen, deren Ranken sich unter den schweren, dunklen Früchten tief herabneigten.
Paulo erkannte sofort, dass sie überreif waren und längst hätten gepflückt werden müssen. Aber wahrscheinlich dachte keiner an die Beeren. So verwildert, wie hier alles war, so zugewuchert und mit meterhohem Unkraut bewachsen, musste derjenige, dem dieser Garten wohl einst gehört hatte, eindeutig damit überfordert gewesen sein. Oder es gefiel ihm nicht, im Garten zu arbeiten. Nur … hm … warum hatte er dann so viele Brombeersträucher gepflanzt? Und die Apfelbäume. Paulo war nicht ganz so gut im Zählen, aber schätzen konnte er hervorragend und geschätzt waren es mindestens 25 Bäume.
Das Haus selbst sah auch nicht gepflegter aus. Der Wilde Wein wucherte über die Fassade aus rau verputztem Fachwerk. Die oberen Fenster waren nicht viel mehr als viereckige Vertiefungen im Dunkelgrün des Dickichts. Links und rechts am Fuß der Treppe, die zu der doppelflügeligen Haustür führte, standen zwei windschiefe Linden. Ihre Baumwipfel ragten weit über das Dach hinaus und boten sich geradezu an, um daran zum oberen Stockwerk hochzuklettern, stellte Paulo zufrieden fest.
Er drückte sich an die Hauswand. Der helle Putz war warm von der Sonne. Ein Windstoß fuhr durch den Wein, die Linden nickten dazu im Takt, er spürte das Haus flach atmen – es bestand also noch Hoffnung. Noch steckte Leben in den Mauern.
Zu gerne hätte er sich das Haus von innen angesehen. Er konnte durch die geschlossene Tür den alten Stein riechen, mit dem die Diele ausgelegt war. Hmmm, herrlich. So muffig-feucht. Sehr vielversprechend.
Noch einmal atmete er tief durch, dann machte er sich bereit. Doch gerade als er die Tür aufschieben wollte, vernahm er Motorgeräusche hinter sich. Blitzschnell verschwand er im Wilden Wein und verfolgte von dort aus, wie erst ein sehr großer weißer Lkw und dann ein grüner Kombi auf den Hof gefahren kamen.
So ein Fluch!, grollte er innerlich. Er war wohl nicht der Einzige, der das alte Anwesen für sich entdeckt hatte.
Sehr unschön, sehr, sehr unschön!
Er schüttelte sich vor Ärger. Härmjäh, es roch doch so gut und der Garten war einfach nur perfekt! Die vielen süßen Beeren, die glänzenden Äpfel, und hatte er nicht sogar ganz weit hinten zwei oder drei – Zählen war nun mal nicht seine Stärke – Kirschbäume entdeckt?
Paulo wollte jetzt nicht einfach so das Feld räumen. Nur weil irgendwelche Leute angefahren kamen und bestimmt gleich so tun würden, als gehörte das alles hier ihnen.
Denn so war es nicht. Er hatte es zuerst entdeckt. Jawohl! Und so schnell würde er nicht aufgeben. Noch mal JAWOHL! Er, Paulo von Panama, würde um dieses Paradies kämpfen, weil er ahnte, dass er nicht zufällig an diesen Ort hier geraten war. Das große, völlig verwilderte Anwesen brauchte Hilfe.
Seine Hilfe!
Nur jetzt musste er erst einmal den Rückzug antreten. Hinten bei der alten Scheune, dort, wo bis vor Kurzem noch Pferde gestanden hatten, dahin würde er sich verkriechen und in Ruhe überlegen.
Gedacht, beschlossen und sofort losgeschlichen. Doch mitten in der Bewegung legte Paulo einen abrupten Stopp hin.
Was war das? Oder nein, anders: Wer war das? Wer war SIE?
Sein Herz begann, wild zu trommeln. Und seine Nase fing an zu zucken. Zuck-zuck-zuck-zuck! Und dann juckte sie auch noch wie verrückt.
Die sah aber nett aus. Und wie. Er konnte sich kaum von der Stelle rühren, so sehr nahm ihn ihr Anblick gefangen. Es war so, als würde sie den Takt für sein bummerndes, wild klopfendes Herz vorgeben. Ja, so war es!
Sie hatte lange, dunkle Haare. Nicht ganz glatt, aber auch nicht so lockig wie der blonde Hund, dem Paulo vorhin über den Weg gelaufen war. Er hatte heiser gekläfft und dabei seine Zähne gefletscht. Aber Paulo hatte ihn nur ausgelacht. Dummer Hund an der Kette, kriegst mich eh nicht, hatte er geschnurrt.
Das Haar fiel in weichen Wellen über die schmalen Schultern des Mädchens, bedeckte fast vollständig ihren geraden Rücken.
Ihre Augen schimmerten grün. Paulo liiiiebte grüne Augen. Grüne Augen waren einfach fantastisch. Schließlich waren seine Augen auch grün, und er, nun ja, er war ebenfalls fantastisch.
Das Mädchen war groß und schlank und hatte ganz zarte Hände mit feinfühligen Fingern, das erkannte er sofort. Bestimmt konnte sie einem damit stundenlang den Nacken kraulen. Oder hinter den Ohren. Das mochte er sehr …
Die Hose, die sie trug, war knallbunt. Das Shirt ebenso. Paulo kannte sich jetzt nicht so gut mit der heutigen Mode aus. Doch so kunterbunt und wild hatte er selten ein Mädchen gekleidet gesehen.
Sie war etwas Besonderes. Er spürte es, er witterte es, er sah es … Ja, er wusste es sofort.
Kurz dachte er daran, aus dem Wilden Wein zu tapsen und sich ihr vorzustellen. Aber irgendetwas hielt ihn zurück. Womöglich ihr Gesichtsausdruck … Das vorgeschobene Kinn. Die leicht gerümpfte Nase. Die steile Falte zwischen den Augenbrauen. Und auch die vor der Brust verschränkten Arme – ziemlich abweisend, wenn nicht sogar leicht trotzig, sah das aus.
Wenn ihn nicht alles täuschte, dann stand es gerade um ihre Laune nicht allzu gut. Kellertief und finster. Motzigmaulig und grauerlei.
Vielleicht sollte er doch lieber im Wilden Wein hocken bleiben und abwarten …
Eine blonde Frau, die fast zeitgleich mit dem Mädchen aus dem Auto gestiegen war, stellte sich neben sie. Die beiden unterhielten sich miteinander. Leider konnte er nicht verstehen, was sie sagten, obwohl seine Hörfähigkeit übernatürlich gut war. Wie all seine Sinne. Doch sie krächzten so eigenartig. Hatten sie sich erkältet? Glücklich sahen sie jedenfalls beide nicht aus, fand Paulo.
Nun gesellte sich auch noch ein dunkelhaariger Mann zu ihnen. Bestimmt waren sie eine Familie. Vater, Mutter, Tochter und – härmjäh! – Familienköter, der nun wild schnüffelnd und kläffend über den Hof rannte. Hin und her und her und hin. Planlos und hyperaktiv.
Warum mussten eigentlich immer alle möglichen Menschen, die auf den ersten Blick total nett wirkten, einen Hund haben?
Paulo mochte keine Hunde. Und die meisten Hunde mochten ihn nicht. Das Nichtmögen beruhte also auf Gegenseitigkeit. Pfui Spinne!
Der Mann und die Frau redeten nun etwas lauter. Wenn Paulo richtiglag, und er lag eigentlich immer richtig, dann stritten sie.
Er drehte den Kopf so, dass sein rechtes Ohr in ihre Richtung zeigte. Auf dem linken hörte er nämlich gerade nicht so gut. Schuld daran war dieser Dumpfklotz Danger, der ihm unbedingt das Revier hatte streitig machen wollen. Natürlich war ihm das nicht gelungen. Dennoch hatte Paulo nach diesem kleinen Streit beschlossen, der Stadt den Rücken zuzukehren und sich eine Auszeit auf dem Land zu nehmen. Zumal, nun ja, er gab es nur ungern zu, doch so langsam kam er wohl in die Jahre. Also die, in denen man es gern etwas gemütlicher hatte und es ruhiger angehen ließ.
Paulo schlich näher an die kleine Familie heran.
„Hier spukt es doch bestimmt!“, hörte er das Mädchen gerade murmeln, und ihre Stimme … uhhh … ohhh … sie … sie kitzelte Erinnerungen in ihm wach, an jemanden, an eine längst vergessene Zeit. Er kniff die Augen fest zusammen, und da – ganz plötzlich – da war es wieder. Dieses komische Gefühl im Magen, dieser mächtige Fellklumpen, der immer größer und größer wurde seit damals …
„Feline, wie kommst du denn auf so einen Unsinn?“, winkte die blonde Frau ab.
Feline. Ihr Name war also Feline. Schön. Das hörte sich wirklich richtig schön an.
Ja, Feline war ein schöner Name. Da war sich Paulo sicher. Sehr schön … Wirklich ausgesprochen schön.
Schuld war nur dieser Brief. Oder nein, eigentlich war Gerd, der Patenonkel von Felines Papa, der eigentliche Schuldige. Wenn er nicht auf diese dumme Idee gekommen wäre, seine Landtierarztpraxis und alles, was so dazugehörte, an Felines Papa zu übergeben, dann würde sie jetzt nicht hier herumstehen müssen und denken: Der Hof sieht genauso aus wie Gerds Augenbrauen – total wild, ungepflegt und irgendwie gruselig!
Das Haus selbst war ein dunkler, uralter Kasten mit einer breiten, hässlich zugepflasterten Einfahrt. Zwei Linden standen trostlos daneben.
Einzig das bunte Holzschild, das über dem Eingang hing und auf dem Glückskleehof geschrieben stand, verlieh der ollen Behausung ein wenig Farbe. Wobei, Rumpelhof hätte viel besser gepasst, dachte Feline bei sich.
Auf dem Weg zur Treppe sah sie, dass der ganze Vorgarten mit Unkraut zugewuchert war. Dazwischen entdeckte sie leuchtende Blümchen, die sich jedoch gegen das wilde Kraut nicht durchsetzen konnten.
Mama entglitten die Gesichtszüge. „Fabian, was ist das? Wie sieht es hier denn bloß aus?“, krächzte sie. „Das ist ja schrecklich.“
„Als ich das letzte Mal hier gewesen bin, da war der Hof samt Tierarztpraxis in einem guten Zustand“, sagte Papa fassungslos. „Okay, am Haus gab es die eine oder andere Stelle, die mal ein bisschen Farbe hätte gebrauchen können, aber dieses Chaos hier, Kathrin, davon habe ich nichts geahnt. Das musst du mir glauben.“ Felines Papa war fix und fertig. Er tat ihr beinah ein bisschen leid.
Doch andererseits konnte sie sich über ihre Eltern auch nur wundern. Da schleppten sie sie fast 700 Kilometer von ihrem ordentlichen, sauberen, kein bisschen chaotischen Zuhause in Bamberg weg, nur um direkt wieder kehrtmachen zu können. Kaum zu glauben, dass sie sich den Hof vorher nicht noch einmal angeschaut hatten. Papa hatte einfach seinen Job in der Tierklinik gekündigt, sie war von der Schule abgemeldet worden, und ihre schöne Wohnung, die hatten sie auch ruck, zuck aufgegeben.
Aber so richtig ärgerte Feline das Ganze nicht. Schließlich bedeutete es, dass sie nun auf der Stelle zurück nach Bamberg fahren würden. Okay, in eine neue Wohnung, in ihrer wohnte sicher längst eine andere Familie. Aber das war allemal besser, als zukünftig in diesem uralten Haus wohnen zu müssen. Auf diesem Rumpelhof!
„Fahren wir gleich wieder zurück?“, fragte sie Mama. Nicht schadenfroh oder so. Bestimmt nicht. Eher aufbauend. So nach dem Motto: Ist doch alles nicht so schlimm, Mama und Papa. Das wird schon wieder.
Mama jedoch sah sie mit verwunderten Augen an. „Wohin denn?“
„Wir können doch erst mal bei Oma Helga wohnen“, schlug Feline vor und schenkte ihr ein zuversichtliches Lächeln. „Die hat doch Platz genug.“ Und wird sich wie verrückt freuen, dass wir nun doch nicht nach Ostfriesland umziehen, schob sie in Gedanken hinterher.
„Was redest du denn da, Feline?“, rief Mama.
Nun sah auch Papa sie an, als würde ihr direkt vor seinen Augen ein Riesenhorn wachsen – mindestens in Einhorngröße. „Wir bleiben! Das hier ist jetzt unser Zuhause. Und auch wenn es auf den ersten Blick etwas rumpelig und chaotisch erscheint, dann krempeln wir eben die Ärmel hoch und machen Ordnung.“
Ja, ja, Papilein, träum ruhig weiter, schoss es ihr fast ein wenig mitleidig durch den Kopf. Feline war sich nämlich sicher, dass Mama das niemals mitmachen würde. Mama liebte es ordentlich und sauber und mochte kein Chaos und …
„Wir haben schon ganz andere Hindernisse überwunden“, stimmte Mama Papa zu und lächelte aufmunternd. „Gemeinsam schaffen wir das schon. Da bin ich mir ganz sicher.“
Feline rieb sich die Ohren. Unmöglich konnte Mama das gerade gesagt haben.
„Lasst uns doch erst mal reingehen“, schlug Papa nun vor.
Feline wollte nicht. Sie war sich sicher, dass es drinnen noch viel schlimmer aussah. Aber, okay, wenn ihnen gleich die windschiefe Tür aus den Angeln segelte und sie von einem Schwarm Fledermäuse angegriffen wurden, dann kapierten Mama und Papa es hoffentlich endlich.
Papa fummelte einen dicken Schlüsselbund aus seiner Hosentasche hervor und probierte dann einen Schlüssel nach dem anderen aus, bis sich der fünfte endlich im Schloss umdrehen ließ.
Beim Eintreten schlug Feline der Geruch von Obst entgegen, eingekochte Erdbeeren oder so. Es erinnerte sie an den Duft, der immer in Oma Helgas Küche hing, wenn sie Erdbeermarmelade kochte. Feline konnte sich jedoch den unheimlichen Augenbrauen-Gerd absolut nicht beim Erdbeermarmela-demachen