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Als Marvin, ein junger Gefängniswärter, auf dem kalten Boden aufwacht, stellt er fest, dass etwas nicht stimmt. In einer brutalen Meuterei hat eine Gruppe Verbrecher die Kontrolle über das Gefängnis übernommen. Ihr Ziel ist es, aus dem Gefängnis zu fliehen. Nur wenige Insassen wollen dies verhindern. Und diesen schließt sich Marvin an, um lebend aus diesem Blutbad zu entkommen. Doch ist es wirklich klug mit Straftätern zusammen zu arbeiten? Wer unter den Verbrechern ist nur gefallen und wer ist wirklich böse?
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Seitenzahl: 115
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Ich möchte diese Seite nutzen, um den wertvollsten Menschen in meinem Leben zu danken: meiner Familie und meinen Freunden. All jenen besonderen Menschen, die mir jeden Tag den Rücken stärken und mich zu diesem Projekt ermutigt haben.
Besonders danken möchte ich an dieser Stelle meinem guten Freund Luca, der diese Geschichte bereits als Hörspiel auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht hat. Zu finden ist dies auf seinem Kanal Lucas Horrorkabinett.
Ebenfalls danken möchte ich meiner guten Freundin Andrea aka Tankertoon, die mir bei der Covergestaltung geholfen und das Bild für die Frontseite gezeichnet hat.
Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Epilog
Ein beliebtes Filmszenario: In einem Gefängnis gibt es einen Aufstand. Die Gefangenen lehnen sich gegen die Wärter auf. Meistens enden diese Geschichten in einem Blutbad oder mit einem Sieg der Gefängniswärter.
Doch was passiert, wenn die Insassen gewinnen – und nur ein einziger Gefängniswärter überlebt? Wird er sich mit dem Bösem verbinden müssen, um das Böse besiegen zu können?
Und wer von Ihnen ist wirklich böse? Wer ist nur gefallen und im Herzen ein guter Mensch?
Alles war verschwommen. Mein Kopf tat schrecklich weh. Meinem Rücken erging es nicht besser. Ich spürte einen stechenden Schmerz. Alles drehte sich.
„Wach auf …“
Ich hörte Stimmen. Sie redeten alle wirr durcheinander. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagten. Sie klangen so dumpf. Fast, als sei ich unter Wasser und hörte die Leute am Ufer reden.
„Wach auf …“
Die Stimmen klangen hektisch. Ich konnte zwei Frauenstimmen erkennen.
Eine der beiden klang sehr angespannt, die andere eher zurückhaltend und ängstlich. Ich hörte auch eine Männerstimme. Diese klang entspannter und brachte ein bisschen Ruhe in die Hektik.
„Wach endlich auf!“
Ich wachte ruckartig auf. Ich lag auf dem kalten Fliesenboden. Ich setzte mich so schnell ich konnte auf, spürte, wie mir der Schweiß von der Stirn perlte. Die drei Stimmen, die ich hörte, standen nun in Form von realen Menschen unverkennbar vor mir. Sie starrten mich an. Ich konnte jeden einzelnen von ihnen erkennen. Und ich wusste genau, wo wir uns befanden. Dort arbeitete ich als Zellenwärter. Deshalb wusste ich genau, mit wem ich es zu tun hatte, denn ich kannte sie alle. Es waren Insassen.
„Hey! Bist du o. k.? Weißt du noch, was passiert ist? Kannst du sprechen?“
Daniel Martens. Profil: 32 Jahre alt, etwa 1,85 Meter groß, sehr kurze schwarze Haare. Graue Augen, recht muskulöser Körperbau, sticht besonders heraus durch eine große Narbe an der Stirn.
Anklage: bewaffneter Bankraub. Urteil: 1 Jahr Freiheitsstrafe, da er nur den Fluchtwagen gefahren hatte und die Namen der anderen Bankräuber preisgegeben hatte.
„Ähm … ich … habe keine Ahnung. Ich … glaube, ich habe eine Schnittwunde. Wie bin ich hierhergekommen?“, fragte ich Daniel.
„Du lagst im Lastenaufzug, der von der Bibliothek ausgeht. Ich habe dich gefunden und in Sicherheit gebracht. Die hätten dich umgebracht, wenn sie dich in deiner Arbeitsuniform gesehen hätten“, erklärte mir Daniel. „Du heißt Marvin, stimmt das? Stand zumindest auf deinem Namensschild. Und die Mädels haben dich wiedererkannt.“
„Ja, genau, ich bin Marvin.“
„Erinnerst du dich, was deine Funktion hier war?“
„Ähm, ja. Ich bin Gefängniswärter im Frauentrakt. Was ist denn passiert?“
Sie warfen sich alle drei skeptische Blicke zu, als ich diese Frage stellte.
„Kannst du dich denn an nichts mehr erinnern?“, fragte eine der beiden Frauen.
Elisabeth Rankova, genannt „Lilly“. Profil: 23 Jahre alt, etwa 1,58 Meter groß, langes blondes Haar, blaue Augen, sticht besonders heraus durch ihr „Glücksarmband“ am linken Handgelenk und ihre schmale, zierliche Figur.
Anklage: Drogenhandel. Urteil: 5 Jahre Freiheitsstrafe.
„Nein. Ich habe nur ein paar verschwommene Bilder im Kopf, aber die lassen sich nicht zusammensetzen“, murmelte ich mit schmerzverzerrtem Blick.
„Ist doch alles Schwachsinn!“, brüllte die andere Frau.
Jessabelle Arendt, genannt „Jella“. Profil: 25 Jahre alt, Größe etwa 1,69 Meter, schulterlanges dunkelbraunes Haar, sticht besonders heraus durch ihre drei Augenfarben, grün, braun und blaugrau, und eine große tiefe Narbe, die sich quer durch ihr Gesicht zieht. Anklage: Mord. Urteil: lebenslange Freiheitsstrafe.
„Was meinst du, Jella?“, fragte Lilly. „Er taucht hier urplötzlich aus dem Nichts auf. Einfach so! Und ihr wollt ihn um Hilfe bitten? Ohne zu wissen, wo er auf einmal herkommt, und vor allem, wie es sein kann, dass er überhaupt noch lebt? Irgendwas passt da doch nicht zusammen! Und ihr wollt ihm blind vertrauen? Was, wenn er uns verrät?“, meckerte Jella.
„Warte mal! Was meinst du damit, ich sollte tot sein?“, platzte es schockiert aus mir heraus.
Sie starrten mich an. Alle mit dem gleichen verwirrten Gesichtsausdruck.
Ich muss ausgesehen haben, als hätte ich einen Geist gesehen. Daniel näherte sich mir. Er setzte sich zu mir auf den Boden und sah mir direkt in die Augen.
„Weißt du wirklich überhaupt nichts mehr von dem, was hier in den letzten zwei Tagen passiert ist?“, fragte er mich.
„Nein! Was meint ihr denn?“ Sie schienen immer noch ihre Zweifel zu haben. Daniel erklärte mir die Lage.
„Es gab einen Aufstand“, begann er zu erzählen, „eine große Gruppe Insassen hat sich zusammengeschlossen und die Kontrolle über das Gefängnis übernommen. Fast alle Mitarbeiter wurden von ihnen ermordet, mindestens 130. Keine Ahnung, ob es außer dir noch jemand geschafft hat zu entkommen. Die meisten hat es innerhalb der letzten zwei Tage erwischt. Zehn Mitarbeiter haben sie noch gefunden. Und die wurden gestern in einer Massenhinrichtung getötet. Es sollten ausnahmslos alle Mitarbeiter ausgelöscht werden, um aus dem Gefängnis fliehen zu können. Ohne aufgehalten zu werden. Die Rebellen führen hier alles an. Doch sie haben zu spät bemerkt, dass die Haupttore von einem der Mitarbeiter verriegelt wurden.
Sie konnten bisher die Codes noch nicht knacken, um zu fliehen.“
„Dann heißt das, die Notfallsicherung wurde ausgelöst? Und alle Haupttore verriegelt? Wir sitzen alle hier drin fest?“
„Ganz genau! Aber das wird nicht mehr lange so sein. Sobald Insassen die Entsperr-Codes haben, werden sich hier alle Tore öffnen und sämtliche Schwerverbrecher, die hier sitzen, in die Freiheit entlassen. Noch wissen sie nicht wie, aber wenn sie herausfinden, dass ein Gefängniswärter überlebt hat, werden sie nicht zögern dich zu finden und den Code aus dir herauszubekommen. Angeführt werden sie von einem Kerl, den sie in den Medien Luzifer nennen.“
Thomas Wagner, alias „Luzifer“, 38 Jahre alt. Anklage: Folter und Mord an mindestens 6 Menschen. Urteil: lebenslängliche Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherheitsverwahrung.
Er hatte sechs Frauen, vermutlich mehr, brutal gefoltert, ihnen satanistische Symbole in den Körper geritzt und danach kaltblütig ermordet.
Alle hier drin hatten Angst vor ihm. Zu Recht! Seine Größe schätzte man auf knappe zwei Meter. Außerdem war er sehr muskulös. Sein Gesicht war übersäht mit Wunden und Kratzern.
Vermutlich von seinen Opfern, die sich gewehrt hatten. Und sein Lächeln – selbst dem Joker wäre ein Schauer über den Rücken gelaufen, wenn er in Luzifers Gesicht geblickt hätte. So böse.
So furchteinflößend.
„Ich habe von ihm gehört“, murmelte ich, „und dieser Kerl hat jetzt das Gefängnis unter seine Kontrolle gebracht?“
„So ist es! Beim Aufstand ist viel Blut geflossen. Viele Menschen sind gestorben, es wurde randaliert. Hier läuft alles über Notstrom. Und Kommunikation nach außen haben wir auch keine.“ Daniel sah besorgt aus.
Doch eine Sache war mir noch immer nicht klar.
„Und was genau wollt ihr jetzt von mir?“, fragte ich irritiert.
„Nicht nur ihr guten Samariter habt Interesse daran, dass so ein Kerl wie Luzifer nicht frei da draußen rumläuft“, mischte sich Jella ein. „Wir wollen einfach nur die alte Ordnung wieder herstellen. Daniel hat nur noch zwei Monate abzusitzen, Lilly drei Monate bis zu ihrer Entlassung. Was, wenn auf einmal alle ausbrechen und dann doch wieder gefasst werden? Wie lange sitzen sie dann wohl noch? Selbst wenn sie es schaffen und nicht gefasst werden, wo sollen sie hin? Ein Leben auf der Flucht?
Vergiss es! Wir verfolgen das gleiche Ziel! Und es verstecken sich in diesem Bau noch viel mehr als wir, die einfach nur ihre Strafe absitzen und danach legal hier rausspazieren wollen, ohne von Luzifer und seinen Psychos abgeschlachtet zu werden, falls sie nur einen Ton von sich geben, der verrät, dass sie die alte Ordnung zurückwollen.
Und leider bist du vermutlich der einzige Gefängnismitarbeiter, der noch lebt.
Deswegen sind wir wohl aufeinander angewiesen, ob uns das gefällt oder nicht. Also, hilfst du uns?“
Ich zweifelte. Vor mir standen drei Verbrecher. Einer mit mehr Last auf seinen Schultern als der andere. Konnte ich ihnen trauen? Ich hatte keine Wahl.
Weder konnte ich mich erinnern, was passiert war, noch wie ich im Untergeschoss des Gebäudes gelandet war. Vorsichtig näherte sich Lilly mir.
„Bitte komm mit uns!“, lächelte sie mich zuversichtlich an. „Du sorgst dafür, dass wir Hilfe von außen bekommen, und dann sitzen wir unsere Strafe ganz normal weiter ab. Wir profitieren alle davon!“
„Lilly hat recht“, mischte sich Daniel ein, „wir können nur gewinnen, wenn wir zusammenarbeiten.“
Ich willigte ein. Sie hatten recht. Wir konnten diesen Krieg nur gewinnen, wenn wir uns zusammentun würden. So zuwider es mir auch schien, mit Verbrechern gemeinsame Sache zu machen, ich reichte Daniel meine Hand.
Er packte sie und half mir auf.
„Erstmal braucht er andere Kleidung!“, rief Lilly etwas besorgt. „Wenn er in seiner Arbeitsuniform rumläuft, wird er doch sofort erkannt!“ „Ich mach das“, beschloss Jella, „bin gleich zurück!“
Sie war vermutlich nur fünf Minuten weg, doch es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Tatsächlich kam sie mit einer Insassenuniform in meiner Größe zurück.
„Wo hast du das her?“, fragte ich neugierig, während ich mich umzog.
„Das willst du gar nicht wissen“, gab sie zurück.
„Gonzales? Carlo Gonzales. Dem hat die Uniform gehört, stimmt’s?“
„Hat sie!“, erwiderte Jella.
„Wo ist er jetzt?“
„Tot. Hat sich gegen Luzifers Leute aufgelehnt, als sie ihn rekrutieren wollten. Uns wäre beinahe das Gleiche passiert, wenn er nicht gewesen wäre.
Zwei seiner Handlanger, die für ihn arbeiten, wollten uns rekrutieren. Er nennt sie seine Höllenhunde. Gonzo hat sich mit den beiden Luzifer-Schoßhündchen in den Speiseaufzug geschmissen. Hat uns Zeit verschafft, damit wir verschwinden konnten. Damit hat er uns den Arsch gerettet. Die hätten uns sonst vermutlich alle getötet. Oder gefoltert.“
„Verstehe. Und wie ist nun der Plan?“
Als ich meine Uniform gerade angezogen hatte, begann Lilly in einem Rucksack zu wühlen. Was sie hervorholte, war eine Karte, die das komplette Gefängnisgelände zeigte.
„Ich habe mir einen der Geländepläne von einer Wand genommen und versucht sichere und unsichere Areale einzuzeichnen, nach bestem Wissen und Gewissen“, begann Lilly zu erklären.
„Die rot markierten Felder zeigen das Revier von Luzifer und seinen Höllenhunden. Diese Gebiete müssen wir meiden, sonst …“ „Sind wir tot …“, ergänzte ich.
„Genau. Und da wir ja noch eine Weile leben wollen, bewegen wir uns durch die Areale, die gelb und grün markiert sind.
Gelb bedeutet, dass sich dort noch andere Insassen befinden, die dasselbe Ziel verfolgen wie wir. Grün bedeutet, diese Areale sind im Moment unbewohnt.“
„Und wie aktuell ist diese Karte?“
„So aktuell, wie es mir innerhalb von zwei Tagen möglich war alles einzuzeichnen.“
„Was soll das bedeuten?“, hakte ich nach.
„Eine Garantie gibt es nicht“, erklärte Jella. „Aber was wäre die Alternative?“, fuhr sie fort.
„Hier bleiben und verhungern. Oder auf die Höllenhunde warten, bis sie uns abschlachten“, mischte sich Daniel ein.
„Dann ziehen wir es durch!“, beschloss ich euphorisch. „Wir müssen versuchen ins Hauptgebäude zu kommen! Um genau zu sein: in diesen einen Raum – den Server-Raum. Von dort aus könnte man vermutlich die Kommunikation nach außen wieder herstellen.“
„Und du kannst uns dort hinbringen?“, fragte Lilly hoffnungsvoll.
„Wenn ihr mir helft, bis dahin am Leben zu bleiben, sollte das zu schaffen sein“, antwortete ich ihr. „Es gibt einen Durchgang über das dritte Obergeschoss.“
„Dann sollten wir uns aus der Vorratskammer noch ein paar Vorräte einpacken und aufbrechen!“, verkündete Daniel. „Nachts sind die Höllenhunde besonders aktiv. Sie schrecken nicht davor zurück, jemanden im Schlaf zu ermorden. Wir sollten unbedingt nachts Wache halten. Wir drei machen das bereits. Bist du bereit, auch Wache zu halten?“
„Natürlich!“, bestätigte ich.
„Gut! Marvin, du gehst mit Jella, ihr sammelt ein paar Vorräte zusammen! Lilly und ich gehen die Karte gemeinsam nochmal durch!“, beschloss Daniel und übernahm das Kommando.
Jella und ich schlichen leise in die Vorratskammer, die nur wenige Meter entfernt war. Ich beobachtete Jella, wie sie sich ihren Weg dorthin bahnte. Sie setzte jeden Schritt mit Bedacht und behielt ihre Umgebung sehr genau im Auge. Sie erinnerte mich an eine Raubkatze auf der Suche nach Beute.
In der Vorratskammer angekommen, checkte sie, ob wir auch wirklich allein waren. Dann warf sie mir einen Sack zu.
Sie hatte zwei Säcke zum Befüllen dabei. Einen für mich, einen für sich.
„Hier, Miss Undercover! Pack da alles Essbare rein, was du finden kannst! Und Wasser nicht vergessen! Und das Ganze schnellstmöglich!“
Ich gab keine Widerworte, musste ein bisschen schmunzeln über den mir verliehenen Spitznamen Miss Undercover und füllte den Sack mit Brot, Aufschnitt, Würstchen – jegliche Nahrungsmittel, die ich finden konnte und die zum kalten Verzehr geeignet waren. Jella fand zudem noch Wasser, eine Taschenlampe, ein paar Verbandsrollen und Desinfektionsmittel.
Alles, was man vielleicht irgendwann einmal gebrauchen könnte, steckte sie ein.
Als unsere Säcke voll waren, gab Jella mir ein Zeichen, dass wir gehen sollten.
Doch bevor wir den Raum verließen, packte sie mich an der Schulter. Sie näherte sich meinem Ohr und flüsterte mir etwas zu:
„Wenn du auch nur daran denkst, uns zu verraten, mache ich mit dir das Gleiche wie mit dem Kerl, wegen dem ich hier drinsitze! Verstanden?“
„Botschaft angekommen“, murmelte ich mit zittriger Stimme.