"Falsche Glaubenssätze" - Aurora Amalia Archer - E-Book

"Falsche Glaubenssätze" E-Book

Aurora Amalia Archer

0,0

Beschreibung

Jeder von uns macht im Leben seine Erfahrungen, seine Fehler und geht seinen Weg, so gut er kann. Auch ich habe in meinem Leben viele Wege bestritten und bin so manchen Irrweg gegangen. Dieses Buch ist zum einen eine kleinen Reflektion, einer sehr belebten Vergangenheit mit vielen Skandalen und Orangenhaut, aber auch und in erster Linie eine offizielle Entschuldigung an die Menschen, die mir die Wichtigsten sind und die ich durch Unwissenheit und Feigheit verletzt habe. Hiermit lege ich alle meine Karten offen auf den Tisch.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 53

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



"Falsche Glaubenssätze"

"Falsche Glaubenssätze"Impressum

"Falsche Glaubenssätze"

Jeder von uns macht im Leben seine Erfahrungen, seine Fehler und geht seinen Weg, so gut er kann.

Auch ich habe in meinem Leben viele Wege bestritten und bin so manchen Irrweg gegangen.

Dieses Buch ist zum einen eine kleinen Reflektion, einer sehr belebten Vergangenheit mit vielen Skandalen und Orangenhaut, aber auch und in erster Linie eine offizielle Entschuldigung an die Menschen, die mir die Wichtigsten sind und die ich durch Unwissenheit und Feigheit verletzt habe.

Hiermit lege ich alle meine Karten offen auf den Tisch.

Hallo Mama

Es ist für mich sehr komisch euch heute diesen Brief zu schreiben, aber es gibt einiges, was ich mir heute von der Seele „reden“ muss und da wir uns kaum oder gar nicht mehr sehen oder hören, schreib ich es in diesen Brief, den du bestimmt auch lesen wirst, wenn du bereit dazu bist.

Da ich immer ein sehr chaotisches und rebellisches Kind war, bin ich euch sehr dankbar dafür, dass ich mich immer geliebt, ertragen und groß gezogen habt.

Ich weiss, dass ihr es nie leicht mit mir hattet und das noch nicht einmal heute, aber ich gelobe mich auch nicht zu bessern, denn so bin ich nun mal und so habt ihr mich erzogen.

Ihr habt mich zu einem selbständig denkenden, durchsetzungsfähigen, toleranten, liebenden und starken Menschen erzogen und dafür bin ich euch auf ewig dankbar.

Auch das ihr mich immer vor allem bösen dieser Welt beschützen wolltet rechne ich euch hoch an.

Ihr habt mich immer in allem bestärkt und “mir jeden materiellen Wunsch“ von den Augen abgelesen.

Mama, ich rechne es dir hoch an, das du mich bei meiner Aufmüpfigkeit nur ein mal geschlagen hast und mir trotz meiner Aufmüpfigkeit sonst immer die Hand vorn Arsch gehalten hast.

Ich erinnere mich noch an das letzte Versetzungsgespräch in der neunten Klasse.

Du warst echt toll, als du meiner blöden Klassenlehrerin Parole geboten hast.

Das werde ich dir nie vergessen.

Und auch, als ich mit rauchen angefangen habe, hast du nie wirklich gemeckert.

Ganz im Gegenteil.

Du hast es drei Jahre lang nicht mitbekommen.

Das ist mal echt ne große Leistung, zumal ich sogar in meinem Zimmer geraucht hatte.

Du warst schockiert, als ich mit 13 Jahren mit meinem ersten Piercing nach Hause kam und auch mein erstes Tattoo, welches du erst drei Jahre später entdeckt hattest, hat es nicht geschafft, dich zum ausflippen zu bringen.

Meine Schulnoten waren grauenhaft, aber du hast immer zu mir gehalten und ich rechne es dir sehr hoch an, das du mich immer so gelassen hast, wie ich war.

Auch das du Oma und Opa bis zu ihrem Tot gepflegt hast, dafür hast du meine Hochachtung. Ganz ehrlich.

Aber es gibt auch ein paar kleine Punkte, die ich an meiner Erziehung bemängeln muss.

Ich weiss, dass du in einer ganz anderen Zeit und unter ganz anderen Voraussetzungen aufgewachsen bist und dass ihr beide mir immer alles ermöglichen wolltet, was ihr selbst in eurer Kindheit nicht hattet.

Aber diese ganzen materiellen Dinge, die ihr mir immer angeschleppt hattet, haben mir so gut wie nie etwas bedeutet.

Klar fand ich es schön, so viel Spielzeug zu haben, aber warum durfte ich es nie mit anderen Kindern teilen?

Ich hatte so viel und anderen hatten nichts.

Aber dafür hatten andere Kinder viele Freunde und ich nur eine Freundin, die du immer als Assykind bezeichnet hast, weil sie in einer schlechten Familie aufwuchs.

Aber da konnte sie doch nichts dafür.

Sie hatte es sich "nicht ausgesucht" in eine Familie hinein geboren zu werden, in der sie geschlagen, vergewaltigt und misshandelt wurde, aber als ich es dir erzählte, war es dir auch egal.

Wusstest du, das unser toller Nachbar sich an mir vergangen hatte, als ich im Sommer im Pool saß und ihr grad mal nicht da wart.

Unser Hinterhof war nicht so sicher, wie ihr dachtet.

Aber das war nun mal so und ich konnte es dir nie erzählen.

Das hat mich ganz schön fertig gemacht.

Und das ihr mein Kaninchen zu Weihnachten geschlachtet hattet um es zu essen, hat mich mein ganzes Leben lang verfolgt.

Erst jetzt kann ich meine Gefühle ausdrücken und es ist kein Wunder, das ich heute Vegetarierin bin.

Das hättet ihr mir nie antun dürfen.

Ich weiss, dass ich noch nicht mal drei Jahre alt war und das bei uns das Essen manchmal knapp war.

Das kann ich alles verstehen.

Aber hättet ihr mir die Wahrheit gesagt, hätte ich es besser verstehen und verkraften können, als diese Lüge.

Dazu habt ihr mich dazu erzogen, das ich lügen musste, um das zu bekommen, was ich wollte und in allen Situationen, die mir wichtig waren.

Heute weiss ich, das es der falsche Weg war und heute weiss ich auch, das Lügen zu meinem Leben nicht mehr dazu gehören.

Damit geht zu viel kaputt und so auch meine letzte Beziehung zu Felix, den ihr als euren zweiten perfekten Schwiegersohn akzeptiert hattet.

Und es war meine Entscheidung gewesen mit ihm zusammen sein zu wollen und das du mir dies verwehrt hattest, habe ich dir lange übel genommen.

Ich weiss, dass du immer nur das Beste für mich wolltest, aber du bist nun mal nicht ich.

Ach trotz, dass du meine Mama bist, sind wir zwei völlig verschiedene Menschen.

Und da, wo ich stränge von dir erwartet hätte, da kam nichts.

Aber wo ich nichts erwartet hätte kam Gleichgültigkeit.

Die ganzen teuren Sachen hätten für alle Kinder unserer Straße gereicht und ich hätte sie auch gern her gegeben, für nur ein kleines Bisschen Aufmerksamkeit von dir.

Geld ist nicht alles im Leben, sondern Liebe, Anerkennung und Aufmerksamkeit.

Ich kann mich noch gut an meine erste Schulaufführung erinnern.

Ich hatte den dritten Platz im singen gemacht und ich war Mega stolz darauf.

Nur leider war niemand da, mit dem ich hätte diese Freude teilen können.

Das hatte mir die Freude an der Musik genommen und den scheiß Flötenunterricht hättet ihr euch dann auch schenken können.

Inzwischen hab ich meine Stimme so gut versoffen und verraucht, dass es auch keine Rolle mehr spielt.

Auch als ich aus dem Kindergarten einfach abgehauen bin hatte niemanden interessiert.

Es war gar nicht aufgefallen, obwohl du und deine Schwester mit dort gearbeitet habt.

Das hatte mich schon sehr schockiert, dass ich euch so egal war.

Ich habe dich nur einmal weinen gesehen.

Ich weiss, dass du eine unglaublich starke Frau bist, aber das Gefühl ist in unserer Familie voll auf der Strecke geblieben.

Schwäche zeigen galt nicht.

Aber das habe ich für mein Leben abgelegt.

Ich zeige meine Schwächen offen, denn meine Schwächen und mein Mitgefühl sind auch meine Stärken und ein Teil von mir, den ich mir gern zuspreche.