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In Beratungsgesprächen taucht immer häufiger die Frage nach Kindheitsübertragungsmustern auf. Viele verstehen nicht, warum sich ihr Leben schwer und teilweise sogar quälend anfühlt, obwohl sie es gerne leichter gestalten würden. Sie erkennen nicht die Hintergründe, warum das Leben anders zu verlaufen scheint, als man sich das einst vorgenommen hat. Übernommene Muster aus der Kindheit, übertragene Gewohnheiten der El- tern, die sich in jedem von uns ganz individuell wie ein Mantra als festgelegtes Ritual manifestiert haben, sind Muster, die uns auf unserem Lebensweg lähmen. Dies sind Themen, die aktuell immer deutlicher werden und von deren Macht sich mehr und mehr Menschen lösen wollen. Der Weg in die eigene Freiheit, in die eigene Freiwilligkeit ist oftmals versperrt. Der selbstkritische Blick in den Spiegel ist häufig undeutlich und verzerrt. Je weniger wir den Erkenntnisschlüssel in unseren Händen halten, desto mehr fühlen wir uns ausgeliefert und nicht handlungsfähig. Solange wir unbewusst Situationen, geprägt durch unsere Vorfahren nachle- ben, sind wir nicht in der Lage, unser eigenes Leben zu genießen. Wenn wir jedoch vorhaben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, kommen wir nicht drum herum zu hinterfragen, ob das, was wir leben, auch das ist, was wir leben wollen. Je klarer die Strukturen offen liegen, desto einfacher können wir uns selbst finden. Je ehrlicher wir zu uns selbst sind, desto wahrhaftiger wird unser Leben sein. Familienbande ist ein Vereinsbuch aus der Buchreihe des gemeinnützigen Vereins Opalia Family e.V.
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Seitenzahl: 196
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Familienband(e)
Eine schicksalhafte Verbindung
Ein Vereinsbuch aus der Buchreihe des Opalia Family e.V.
Sabine Guhr-Biermann
Familienbande(e) - eine schicksalhafte Verbindung Ein Vereinsbuch aus der Reihe Opalia Family e.V. - Familienband(e)
Autorin: Sabine Guhr-Biermann
ISBN 978-3-947232-02-4 © Libellen-Verlag · Leverkusen
Coverbild: © Bianca Lenzhölzer, Lindlar
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, sind dem Verlag vorbehalten.
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Die Autorin und der Verlag übernehmen keine Haftung für Schäden, die sich aus dem Gebrauch oder eventuellen Missbrauch der in diesem Buch beschriebenen Übungen ergeben.
www.libellen-verlag.de
Inhalt
Vorwort
Einführung
Die Elterngemeinschaft
Frühkindliche Erfahrungswerte
Teenie, die Prägung fürs Leben
Der falsche Weg
Berufung, der erfüllende Weg
Der innere Vater- und Mutteranteil
Das innere Kind
Übertragungsmuster und ihre Auswirkungen
Scheidungskinder
Energiemissbrauch
Der heilende Weg der Befreiung
Erziehungsmuster
Schulzeitprägungen
Gemeinnütziger Verein Opalia Family e.V. Verein für gewaltfreies Leben
Ich habe dieses Buch geschrieben, um ein anderes Verständnis für unsere eigene erlebte Kindheit und auch für die Kinder, die unter unserer Obhut aufwachsen, zu bekommen. Es gibt einfach noch zu viele Lebensbereiche, die unsere Kinder als stille Beobachter unbewusst in sich aufnehmen, und die eine Behinderung für ihr eigenes Leben darstellen.
Die meisten Menschen, die dieses Buch lesen werden, werden wissen, was es bedeutet, sich in stundenlangen Therapiesitzungen der übertragenen Verhaltensmuster, die wir uns selbst einst auferlegt haben, bewusst zu werden, um eine andere Ebene des eigenen Verständnisses zu erlangen. Erst wenn wir uns bewusst werden, wer wir sind und was wir wollen, können wir in unserem eigenen Leben glücklich werden. Solange wir jedoch noch Themen der Eltern nachleben, haben wir keine Chance, uns wahrhaftig selbst kennen zu lernen.
Ich möchte mit diesem Buch ein wenig zum Nachdenken anregen, damit wir uns selbst bewusst werden, wer wir sind und was wir wollen. Erst durch das individuelle Erkennen, wer wir sind, können wir unser Leben bewusst selbst gestalten. Ansonsten fühlen wir uns stetig gefangen in einem Schattenreich, das wir uns selbst erschaffen haben. Wir drehen uns dann im Dunstkreis unseres Lebens permanent um die eigene Achse. Oder anders gesagt, um ein und dasselbe Problem, das wir versuchen im Außen zu lösen, obwohl es nur in unserem Inneren auffindbar ist.
Wir haben die Informationen der Problemstrukturen in unserem tiefen Inneren abgespeichert, ohne dies bewusst zu wissen. Doch woher nehmen wir die Glaubenssätze, die unser Leben prägen? Wir lernen sie in der Kindheit kennen und leben danach. Und damit wir nicht immer das nachleben, was uns unsere Eltern vorgelebt haben und diese Muster auch noch auf unsere Kinder übertragen, möchte ich mit diesem Werk ein wenig Aufklärungsarbeit leisten.
Bestimmt wird sich der eine oder andere Leser betroffen fühlen. Auch war es für mich selbst nicht gerade einfach dieses Buch zu schreiben. Doch wenn wir weiterkommen wollen, sollten wir unsere selbst auferlegte Augenbinde lösen, damit wir einen klaren Blick auf unsere verinnerlichten Strukturen bekommen, denn nur so werden wir eines Tages endlich selbst bestimmend frei sein können.
Ich wünsche dir nun eine tief verbundene Resonanz zu deinem inneren Kind, eine positive Öffnung deiner inneren Gefängnismauern und eine erleuchtende Erkenntnis deines Lebens. Ich beglückwünsche jeden, der sich wirklich auf seinem eigenen Weg der inneren Erkenntnis befindet - dem Weg, der nur so individuell sein kann, wie der Mensch selbst ist. Danke für dein Interesse.
Die Autorin
Bevor wir uns mit Übertragungsmustern beschäftigen, müssen wir uns erst einmal damit auseinandersetzen, wie wir im eigentlichen Sinne überhaupt funktionieren. Meist denken wir, dass wir eine Person sind, ein Ganzes, welches unterschiedlich reagiert, je nachdem, mit welcher Thematik wir gerade konfrontiert werden. Dies stimmt jedoch nur bedingt. Natürlich fühlen wir uns komplett, zumindest sollte das so sein. Nichtsdestotrotz bestehen wir jedoch aus verschiedenen Energieanteilen, die sich in uns geprägt haben und mit denen wir uns auch auseinandersetzen müssen. Diese Teile sind uns in der Ursubstanz vorgegeben, in jedem von uns, damit das Lebensspiel auch farbig bleibt. Würden wir tatsächlich nur aus einem Ganzen bestehen, dann würden wir uns nicht wirklich bewegen, entwickeln und unsere Teile individuell prägen.
Symbolisch gesehen spalten wir uns in Teilen ab und lernen so mit unterschiedlichen Teilaspekten dynamisch zu leben. Woran du das am Besten erkennen kannst? Ganz einfach, fühle dich in dich selbst hinein und fragen dich selbst, ob du nicht auch schon mal ganz anders reagiert hast, als du ursprünglich reagieren wolltest. Das heißt, auf einmal reagierst und fühlst du dich anders als kurz zuvor. Du kannst dir dieses Phänomen der Stimmungsschwankung noch krasser vorstellen, wenn du an den Spruch denkst: „Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt“. Wie kommt eine solche Sinneswandlung zustande?
Ganz einfach: Ein Teil in dir, das eben noch im Vordergrund stand, bereitet dir ein hohes Glücksgefühl, dann übernimmt ein anderes Teil den beliebtesten aller Plätze, vertritt den eigenen Standpunkt und lässt dich in depressiver Stimmung verstummen. Du spürst beide Persönlichkeitsanteile zu unterschiedlichen Zeiten und reagierst darauf. Die Emotionen haben dich im wahrsten Sinne des Wortes „übermannt“.
Dies passiert viel öfter, als wir denken, doch müssen dabei diese emotionalen Schwankungen nicht immer so ausgeprägt spürbar sein wie eben beschrieben. Nein, auch viel kleinere Veränderungen nehmen wir wahr und reagieren darauf. Wenn wir uns innerlich, unsere Energieanteile in uns, nicht sortiert haben, dann werden wir uns immer wieder ausgeliefert fühlen. Je nachdem, „wer“ dann in uns einen kurzen Augenblick regiert, kann dieser Energieanteil uns im wahrsten Sinne des Wortes das so schön geplante Abendessen vermiesen.
Die wahre Lebenskunst des Könnens, der Handlungsfähigkeit, liegt nun darin, eine Klarheit für sich zu bekommen; zu wissen, wer alles in einem lebt und auch regiert. Je besser wir uns kennen, desto einfacher können wir mit unserem Leben umgehen. Wir werden lernen müssen, uns selbst zu sortieren, damit wir entsprechende Klarheit bekommen. Somit sollten wir uns einmal ein bisschen von der These wegbewegen, dass wir grundsätzlich in uns gesamt betrachtet suchen müssen.
Alleine der Blick hin zu einzelnen Teilaspekten lässt uns viel leichter erkennen, wer sich alles auf unserer großen Lebensbühne bewegt und regelmäßig an unserem Tagesgeschehen teilnimmt. Schau einmal in dich hinein. Wer oder was lebt alles in dir und mit welchen Energieanteilen gehst du gerne um? Oder welche Energieanteile, die wir auch als Charaktereigenschaften bezeichnen, magst du gar nicht an dir selbst? Bedenke bitte dabei, alles das, was in dir steckt, wird sich über dich bemerkbar machen und du wirst auch diese Anteile stetig zu spüren bekommen.
Du kommst also nicht drum herum, genau auf dich Acht zu geben. Lerne dich selbst besser kennen und du wirst erfahren, welche verborgenen Schätze in dir schlummern. Du kommst in deinem Leben nicht weiter, wenn du stets gegen dich selbst leben solltest. Der Weg hin zu uns selbst ist die einzige Hilfe, die uns wirklichen Nutzen bringen kann. Doch nun gleiten wir tiefer in die Thematik hinein.
Wir alle kennen das. Wir leben übernommene Verhaltensmuster unserer Mutter oder unseres Vaters nach, ohne diese Prägungen, die wir auf uns laden, bewusst wahrzunehmen. Doch irgendwann macht es „klick“ und uns fällt auf, dass wir uns innerlich unter Druck fühlen, obwohl das gar nicht sein muss. Wir spüren einen inneren Kampf.
Die Energieanteile in uns, die in absoluter Überzeugung übernommene Verhaltensmuster nachleben wollen, übertönen die, die in uns frei sein und sich für die Freiwilligkeit einsetzen wollen. Das hört sich ein wenig kompliziert an, ist es jedoch nicht. Schauen wir uns das Ganze genauer an. Wir alle bestehen, wie schon erwähnt, aus Energieanteilen, die unterschiedlich geprägt sind, die jedoch alle zu Wort kommen wollen. Die innewohnenden Persönlichkeitsanteile prägen unser Meinungsbild.
Je nachdem, welcher Anteil, welche Teilpersönlichkeit, sich zum jetzigen Zeitpunkt angesprochen fühlt, dementsprechend leben wir uns. Und so passiert es nicht selten, dass wir sehr stimmungsschwankend reagieren, und zwar immer dann, wenn eine vorne stehende Teilpersönlichkeit mit einer anderen wechselt, also den Platz in uns tauscht. Dann reagieren wir von einem Moment auf den anderen anders und zwar so, wie die nun vorne stehende Teilpersönlichkeit dies von uns verlangt. Doch wie prägen sich diese Anteile? Meist schon aus früheren Leben tragen wir energetische Abspaltungen in uns, die sich immer wieder bemerkbar machen. Doch die Hauptprägung erhalten wir zumeist in unserer Kindheit.
Kleine Kinder lernen von ihren großen Vorbildern, den Eltern. Je stärker sie sich mit ihren Eltern identifizieren, desto mehr Verhaltensmuster übernehmen sie von ihnen und prägen sich somit nach diesen Vorbildern. Da wir jedoch immer nur eine bestimmte Perspektive einer Sache anschauen können, werden die Eltern auch nicht als komplette Persönlichkeiten sondern nur als Teilpersönlichkeiten identifiziert.
Die komplette Prägung einer Teilpersönlichkeit bleibt jedoch zumeist für einen Außenstehenden verborgen. So können wir auch nur einen Miniteil verstehen und über unser eigenes Verständnis oder auch Unverständnis, also über unsere eigene Wertung gefiltert, wahrnehmen. Wir kennen das alle, immer dann, wenn wir uns mit einer uns nahestehenden Person auseinander setzen, legen wir deren Worte auf die Goldwaage, um vielleicht doch noch einen Funken Kritik erhaschen zu können. Warum wir das tun?
Wir nehmen von unserem Gegenüber verschiedene Worte wahr, die insgesamt betrachtet etwas vermitteln wollen. Ein Energieanteil in uns will aber nur bestimmte Worte hören und verschleiert alles andere Gesprochene, wird somit nur aufmerksam, wenn es sich angesprochen fühlt; vielleicht ist gerade dieses Teil gewohnt, von anderen Teilpersönlichkeiten in uns permanent für die Schattenseiten des Lebens schuldig gesprochen zu werden.
Und da wir selbst viel zu wenig auf uns Acht geben, kann es uns passieren, dass sich dieses verletzte Teil nun über den äußeren Partner bemerkbar machen will. Es wartet dann lauernd, wann es an der Reihe ist, wann es sich angesprochen fühlt. Jede noch so kleine Möglichkeit wird es nutzen, um sich schmerzlicherweise bemerkbar zu machen. Und dann passiert es: Der Partner benutzt unbeabsichtigt die passenden Worte, das ist die Chance für das verletzte Teil sich persönlich angesprochen zu fühlen und zu reagieren, darauf hat es symbolisch gesehen nur gewartet.
Jetzt ist der Kanal frei und schon schiebt es sich schwungvoll in den Vordergrund und präsentiert mit Wonne all seine gespeicherte, verletzte Energie. Es kommt mit einem solchen Schwung nach vorne und zeigt stolz seine verletzte, wohlgehütete, gespeicherte Energie, dass die gegenüberstehende Person gar nicht daran vorbeikommt, als diese Energieladung wahrnehmen zu müssen. Sie spürt ganz deutlich, dass sie emotional getroffen wurde. Da wir alle jedoch viel zu wenig gelernt haben, auf uns zu schauen, also in uns selbst zu suchen, passiert es häufig, dass wir den Partner für unsere Verletzung verantwortlich machen. Immerhin hat der Partner die auslösenden Worte gesprochen, die uns an den inneren Schmerz erinnerten.
Dass der Partner dabei etwas ganz anderes im Sinn gehabt haben könnte, liegt dann zumeist fern. So befinden wir uns im inneren Schmerz und reagieren ablehnend auf unser Gegenüber, auf den Schmerzauslöser. Das innere Schmerzteil, das nun besondere Beachtung bekommt, wird alles versuchen, um unseren Blick nach innen gelenkt zu halten, damit wir uns an den alten, innewohnenden Schmerz zu Genüge erinnern können. Doch wie so oft werden wir unseren inneren Schmerz mit einem wütenden Blick auf den Partner eine Zeit lang ausleben, bis wir eine Entspannung erfahren, das heißt, unser Schmerz ein wenig nachlässt.
Wie das kommt? Wir alle nähren tagtäglich unsere Energieanteile mit Energien, damit diese sich auch weiterhin leben können. Natürlich gibt es dabei auch ein Ungleichgewicht. Die Teile, die wir am liebsten mögen, mit denen wir am einfachsten klarkommen, die bekommen das meiste ab. Alle anderen begnügen sich mit dem Rest. Unsere Lieblingsanteile, mit denen leben wir gerne, mit denen kommen wir am einfachsten zu Rande, die sind uns am stärksten vertraut, die wollen wir auch bewusst nähren und alle anderen, die drängen wir zumeist weg.
Damit die Anteile, die wir nicht wahrhaben wollen, -die somit eher ein inneres Schattendasein führen-, sich überhaupt bemerkbar machen können, brauchen sie eine entsprechende Kraft, um auf unserer Showbühne des Seins auftreten zu können. Damit das überhaupt der Fall sein kann, sammeln diese Energieanteile ihre Rationen an Energie, um sich ein energetisches Reservoir anzulegen. Zum passenden Zeitpunkt, wenn die Lieblingsanteile nicht mehr so bei Kräften sind, suchen sie sich ihre gewohnte Lücke, um sich mit aller Gewalt bemerkbar zu machen. Dann endlich kommen sie zu Wort.
Doch was wollen sie? Nur gehört, wahrgenommen und genauso gewichtet und auch geliebt werden, wie die anderen, beispielsweise die Lieblingsanteile, die wir so gerne an uns mögen und mit denen wir uns gerne verbinden. Doch sie haben für die bewusste Platzierung auf unserer Showlebensbühne nicht allzu lange Zeit, nach einer Weile ist ihr Energiereservoir erschöpft, dann fühlen sie sich leer und ausgepowert. Dann werden sie wieder von anderen Energieanteilen übermannt und ziehen sich in ihr inneres Verlies zurück. Mal wieder haben sie keinen Erfolg gehabt. Mal wieder hat ihnen keiner zugehört. Mal wieder sind sie weggeschickt worden.
Sie ziehen sich leidend zurück, um sich auf ein neues Spiel vorzubereiten: Energien sammeln, strategisch eine Person im Außen suchen, mit der sie sich verbinden können, um sich zum passenden Zeitpunkt auf den großen Augenblick vorzubereiten und dann „zuzuschlagen“. Bei vielen Menschen dauert dieses Spiel ein Leben lang, doch mit der Zeit werden die Auftrittsabschnitte immer kürzer.
Die Schattenanteile verbinden sich immer mehr mit Situationen und Menschen im Außen, bis der Mensch an sich immer dunkler und somit dem negativgelebten Energieanteil immer ähnlicher wird. Immer mehr helle und auch positive, mit Freude gelebte Energieanteile werden durch die Anwesenheit der Schattenanteile übermannt und kommen somit weniger zu Wort. Je mehr dies passiert, desto schwieriger wird es werden, sich wieder zu lösen.
Die wenigstens Menschen kümmern sich bewusst um ihre Persönlichkeitsanteile und so passiert es sehr häufig, dass sie solch belastende Situationen als unangenehm und immer wiederkehrendes Leid erleben müssen. Sie fühlen sich bedrängt und wissen nicht, wie sie mit den Stimmungsschwankungen umgehen sollen.
Sie fühlen sich von „Himmelhoch-jauchzend“ absolut in Hochform, die Lieblingsanteile waren vorne, bis zu „Tode-betrübt“ tief depressiv in sich versunken, die Schattenanteile übernehmen eine Weile die Regentschaft. Da wir uns zumeist bewusst viel zu wenig mit unseren inneren Schwächen auseinandersetzen, kommen diese wie Schlossgespenster nach vorne, um sich bemerkbar zu machen. Dann fühlen wir uns negativ umsponnen und werden alles versuchen, um uns wieder aus dieser misslichen Lage zu befreien.
Das heißt, anstatt den Zustand anzuerkennen und uns bewusst um unser inneres Leid zu kümmern, wollen wir diesen Zustand verdrängen und uns mit anderen Sachen ablenken. Funktioniert das nicht mehr, versuchen wir zumeist den äußeren Schmerzbringer/den äußeren Spiegel unserer innerlich erlebten Leidensstruktur, auf unser Leid aufmerksam zu machen, in der Hoffnung das er unser Leiden erkennt und uns davon befreit. Das heißt, wir konfrontieren ihn mit unserem Schmerz und zeigen somit, wie weh er uns getan hat, in der Hoffnung das er dies das nächste Mal unterlässt.
Wir übertragen ihm eine Teilverantwortung für unser Leben und bitten ihn, auf uns Rücksicht zu nehmen. Tränen sind dabei ein sehr wirksames Mittel, um dem anderen zu demonstrieren: „Hey, du bist schuld, du hast mich verletzt.“ Wüssten wir in diesem Moment, dass nur wir selbst den Schmerz in uns tragen und somit uns nur selbst heilen können, könnten wir mit der Situation ganz anders umgehen. Doch wer hat uns dies gesagt? Wer hat uns gesagt, dass unser Seelenschmerz nur alleine in uns steckt? Kaum einer. Dazu tauchen wir gleich ein wenig in die Kindheit ein, um uns an die für uns spürbar und von den Eltern übertragenen, schmerzvollen Traueraspekten zu erinnern.
Doch bevor wir in diesen Bereich wechseln, möchte ich hier noch erwähnen, dass es keine Seltenheit ist, dass wir auch bewusst, also in voller Verantwortung, von Mitmenschen verletzt werden. Also, wir haben erfahren, auf der einen Seite brauchen unsere Schattenanteile äußere Mitspieler, die helfen, auf den innerlich erlebten Schmerz aufmerksam zu machen. Und so passiert es uns häufig, dass eine äußere, für uns wichtige Person durch Gestik, Worte oder Ähnliches uns an unseren inneren Schmerz erinnert. Doch was ist, wenn jemand dies bewusst tut, das heißt uns bewusst verletzen will? Das passiert häufiger, als wir jetzt vielleicht denken mögen.
Schauen wir uns das ein wenig genauer an: Tauche dafür mit mir tiefer in eine Beziehung hinein. Anfänglich, wenn wir dem Objekt unserer Begierde näher kommen, dann kennen wir von unserem Gegenüber nur bestimmte Teilenergien und mehr nicht. Doch mit der Zeit lernen wir uns immer besser kennen. Wir alle kennen das, wir treffen auf einen anderen Menschen und zeigen uns natürlich von der besten Seite. Wir zeigen dem anderen, für uns wichtigen Menschen nur das, was wir auch zeigen wollen.
Somit verstecken wir ganz bewusst Schattenanteile, damit diese bloß nicht zu Wort kommen können. Zumeist fühlen wir uns dann auch ein wenig kontrolliert und unsicher, immerhin müssen wir die ganze Zeit, zumindest während der Dauer des Rendezvous darauf achten, dass sich nichts Dunkles in uns rühren und auf der großen Beziehungsbühne mitmischen kann. Symbolisch betrachtet, lassen wir bestimmte Energieanteile in uns die dunklen Anteile beobachten, so dass diese wie gefesselt an der Wand stehen und sich nicht mehr rühren können. Dies kostet uns jedoch enorm viel Kraft und so fühlen wir uns zumeist ein wenig verstockt an. Dieses unbewusst gelebte Verhalten kennen bestimmt viele.
Durch diese Gewichtung und inneren Druckblockaden, die „Guten“ sollen die „Schlechten“ an die innere Wand gedrückt halten, kommen diese trotzdem zu Wort und so passiert es nicht selten, dass wir auf einmal den Kaffee verschütten und peinlich gerötet „aufleuchten“. Die inneren Schattenanteile werden sich darüber bestimmt köstlich amüsieren. Doch mit der Zeit, wenn uns die andere Person vertrauter ist und das ihr entgegengebrachte Bild nicht mehr so wichtig erscheint, dann kommen immer mehr Energieanteile in uns zu Wort und melden sich. Dann zeigen wir mehr und mehr unser wahres Gesicht.
Somit werden auch gerade unsere „Schwächen“ sichtbar. Zur besseren Erklärung: Schwächen sind nur unterdrückte Teilenergien, die wir bewusst nicht leben wollen. Wir zeigen dem Partner mehr und mehr, wer wir sind. So lernt auch er unsere Verletzungen kennen, er lernt und weiß dann, worauf wir reagieren, was uns erfreut, doch auch, was uns traurig stimmt.
Da nicht nur wir alleine diesen Prozess erleben, sondern grundsätzlich nach dem Gesetz der Resonanz beide Personen, fühlen sich auch beide teilweise entblößt. Um sich das noch einmal genauer bildlich vorzustellen: Die Energieanteile dürfen zu Wort kommen und machen sich mehr und mehr bemerkbar. Viele verbinden sich mit den Energieanteilen des Partners und erkennen Gemeinsamkeiten, doch dies nicht nur auf der für sie positiv gelebten sondern auch auf der eher dunklen, unbewussten Seite.
Auch diese Energieanteile schaffen einen Verbund und leben sich darüber. Somit passiert es nicht selten, dass wir uns auf einmal durch unseren Partner absolut emotional getroffen fühlen, ohne genau zu wissen, woher das kommt. Die Schattenanteile in beiden Personen haben sich genauso gesucht, gefunden und natürlich auch verbunden. Nun stehen sie sich gegenüber und leben eine Art Partnerschaft, die jedoch die inneren Geliebtenanteile, also die eher positiv lebenden Persönlichkeitsanteile, beeinträchtigen. Diese wehren sich natürlich dagegen und versuchen den Partner madig zu machen, damit die negativ gelebten Schattenanteile nicht zu Wort kommen können.
Wir erkennen solche gelebten Muster immer sehr leicht daran, wenn wir uns stets über unseren Partner ärgern und eigentlich gar nicht richtig wissen, warum wir das tun. Unsere hellen Anteile zeigen uns damit alle negativ gelebten Parts der Schattenanteile des Partners, nur um zu verhindern, dass diese zu Wort kommen und die Partnerschaft regieren könnten. Leider passiert dies sehr häufig, so dass die partnerschafte Gemeinschaftsenergie nach einer Weile durch die Schattenanteile regiert wird.
Noch einmal zusammenfassend: Die inneren Schattenanteile gehen somit genauso wie die Geliebtenanteile auf Partnersuche. Es stellt sich dann hinterher nur noch die große Frage: Wer war für die Partnerauswahl diesmal verantwortlich? Da oftmals eine viel zu große Gewichtung auf den Schattenanteilen liegt, lassen diese sich genüsslich durch die Energiezufuhr nähren und machen sich immer mehr breit. Sie wollen unter keinen Umständen die errungene Rangordnung wieder verlieren, somit tun sie alles dafür, um sich in ihrer erfahrenen Wichtigkeit spüren zu können.
Sie werden alles versuchen, um die komplette Regentschaft über die Partnerschaft zu übernehmen. Sollten sie das schaffen, dann wird in der Partnerschaft einer den anderen immer wieder verletzen. Der eine Partner fühlt sich durch den anderen emotional verletzt und revanchiert sich, indem auch er den anderen verletzt und zwar ganz bewusst. Dies ist eine Ebene, die nicht unterschätzt werden sollte, immerhin nutzt einer die Schwäche des anderen, um sich zu bereichern.
Da beide oftmals im Schmerzpotenzial leben, merken sie das wahrhaftige Geschehen um ihrer inneren Teilenergien zumeist viel zu spät. Dabei wollen die Schattenanteile letztlich doch nur zu Wort kommen, um sich bemerkbar zu machen und endlich bewusst integriert zu werden und mehr nicht. Je mehr uns dieses innere Spiel bewusst ist, desto einfacher können wir den innerlich gelebten Streit wieder schlichten. Immerhin hat jeder seine Schattenseiten und es ist nicht unsere Aufgabe, diese beim Partner ändern zu wollen. Nein, wenn wir was verändern wollen, dann kann dies nur unsere innere Einstellung zum Leben sein.
Doch nun beschäftigen wir uns, wie versprochen, mit den Verhaltensstrukturen, die wir einst von den Eltern übernommen haben.
Wie schon gesagt, wird unser Leben enorm geprägt durch unsere Kindheitserfahrungen und so natürlich auch unser Partnerschaftsbild. Das heißt, je deutlicher unsere Eltern Partnerschaft miteinander gelebt haben, desto stärker haben wir unser eigenes Partnerschaftsbild in uns geprägt. Doch gehen wir vorerst ein wenig in die grundsätzlichen Prägungsmechanismen hinein. Kinder sind von Grund auf neugierig, sie wollen einfach alles wissen. Das ist ein Urinstinkt, der den heranwachsenden Menschen beeinflusst.
Kinder brauchen das Spiel, um spielerisch auszutesten, was sie alles interessieren könnte. Würden sie alle Lernerfahrungen, die sie machen, zu ernst nehmen, würden sie innerlich verhärten. Doch wie sieht es aus, wenn ein Kind Eltern erlebt, die leiden, und das Kind dadurch automatisch mit in den Bann dunkler Problemebenen gezogen wird? Jedes Kind liebt seine Eltern von Natur aus.
Sollte nun beispielsweise die Mutter unter der Beziehung zu ihrem Mann leiden, kann das Kind sein Dasein nicht mehr so einfach und locker gestalten, da es immer wieder einen Blick auf die leidende Mutter werfen wird. Kinder können uns Erwachsenen gut dabei helfen, unsere Sorgen zu vergessen. Ein Lächeln lässt so manches erwachsene Herz höher schlagen, und durch den erhöhten Pulsschlag lösen wir uns in dem Moment für kurze Zeit von depressiven Verhaltensmustern.
Natürlich nicht dauerhaft. Du kennst doch bestimmt den Rat: Lache selbst über eine Situation, die dich zu erdrücken droht, und schon wirst du dich schnell wieder besser fühlen. Genauso ergeht es uns, wenn wir in strahlende Kinderaugen schauen. Dann erkennen wir die Leichtigkeit des Lebens, fühlen uns angesprochen und können uns entsprechend freuen.
Kinder wissen das und werden sich entsprechend um ihre Eltern kümmern. So wird auch jedes Kind anfänglich versuchen, die Eltern zu erfreuen, damit es ihnen besser geht. Doch nur eine Weile wird dies der Fall sein, danach nützt auch das schönste Kinderlachen zu wenig. Und da die Kinder sich in dem Moment mit den Problemen der Eltern auseinander setzen, bekommen sie einen Teil der belastenden Energie auf sich selbst übertragen. Das wiederum hat zur Folge, dass sie sich langsam energetisch verdunkeln und ihre eigene Leichtigkeit beschweren. Das einfache Kinderdasein rutscht damit ein wenig in den Hintergrund und die Probleme der Eltern stehen im Vordergrund.