Farm der Tiere - George Orwell - E-Book + Hörbuch

Farm der Tiere E-Book und Hörbuch

George Orwell

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Beschreibung

«Kein Tier soll seinesgleichen je tyrannisieren. Schwach oder stark, schlau oder schlicht, wir sind alle Brüder. Kein Tier soll je ein anderes töten. Alle Tiere sind gleich.» So Old Major, der preisgekrönte Middle-White-Eber. Doch allen guten Absichten zum Trotz kommt alles anders. Auf der Farm, wo die Tiere in Gleichheit und wechselseitigem Respekt zusammenleben wollten, herrscht bald Ungleichheit, Ausbeutung und Unterdrückung. Denn «manche Tiere sind gleicher als andere.» – Orwells zeitkritische, auf Stalin gemünzte Parabel hat ihre Zeitlosigkeit längst erwiesen. 2021 erscheint der moderne englische Klassiker in der Neuübersetzung Ulrich Blumenbachs mit einem exklusiven Nachwort von Eva Menasse. In «Farm der Tiere» nahm George Orwell, der Vater Courage der modernen britischen Literatur, eine der größten real existierenden Sauereien des 20. Jahrhunderts auf die Mistschippe – die Pervertierung der Idee von Gleichheit und Brüderlichkeit in brutalem Gesinnungsterror. Sein Buch, 1945 erschienen und bis heute Pflichtlektüre für jeden politisch denkenden Menschen, schildert anschaulich, dass kein noch so hehres Wunschbild davor gefeit ist, von skrupellosen Demagogen in sein Gegenteil verkehrt zu werden. Und die Moral von der Geschicht'? – Die Revolution frisst ihre Küken. Die Neuausgabe enthält Orwells Essay «The Freedom of the Press», einst als Vorwort zu «Animal Farm» verfasst – ein grandioses Plädoyer für intellektuelle Redlichkeit.

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Seitenzahl: 142

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Zeit:3 Std. 32 min

Sprecher:Benjamin Werner
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Farm der Tiere

George Orwell

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 1

Mr. Jones von der Manor Farm hatte die Hühnerställe für die Nacht verschlossen, war jedoch zu betrunken, um daran zu denken, die Schlupflöcher dichtzukriegen. Mit dem Lichtkegel seiner Laterne, der von einer Seite zur anderen tanzte, torkelte er über den Hof, trat seine Stiefel an der Hintertür ab, holte sich ein letztes Glas Bier aus dem Fass in der Spülküche und machte sich auf den Weg nach oben ins Bett, wo Mrs. Jones bereits vor sich hin schnarchte.

Sobald das Licht im Schlafzimmer erlosch, ging ein Kreuchen und Fleuchen durch die Gebäude der Farm. Es hatte sich im Laufe des Tages herumgesprochen, dass Old Major, dar preisgekrönte hele Eber, in der vorangegangenen Nacht einen seltsamen Traum gehabt hatte und ihn den anderen Tieren erzählen wollte. Es war vereinbart worden, dass sie sich alle in der großen Scheune treffen sollten, sobald Mr. Jones sicher aus dem Weg war. Old Major (so wurde er immer genannt, obwohl der Name, unter dem er vermerkt worden war, Willingdoner Pracht lautete) war auf dem Hof so hoch angesehen, dass alle bereit waren, eine Stunde Schlaf aufzugeben, um anzuhören, was er zu sagen hatte.

An einem Ende der großen Scheune, auf einer Art Empore, hatte sich Old Major bereits auf seinem Strohlager unter einer Laterne, die an einem Balken hing, gemütlich niedergelassen. Er war zwölf Jahre alt und in letzter Zeit ziemlich kräftig geworden, aber er war immer noch ein majestätisch aussehender Eber mit einer weisen und wohlmeinenden Erscheinung, obwohl seine Hauer noch nie gekürzt worden waren. Schon bald trafen auch die anderen Tiere ein und machten es sich, je nach Art, bequem. Zuerst kamen die drei Hunde, Bluebell, Jessie und Pincher, und dann die Schweine, die sich unmittelbar vor der Erhöhung im Stroh niederließen. Die Hühner setzten sich auf die Fensterbänke, die Tauben flatterten auf die Stützbalken, die Schafe und Kühe legten sich hinter die Schweine und begannen damit, wiederzukäuen. Die beiden Zugpferde, Boxer und Clover, kamen zusammen herein, trabten sehr gemächlich und setzten ihre riesigen behaarten Hufe mit großer Sorgfalt auf, aus Furcht, dass sich nicht irgendein kleines Tier im Stroh verbarg. Clover war eine stämmige Mutterstute auf dem Weg ins mittlere Alter, die ihre frühere Statur nach ihrem vierten Fohlen nie wieder ganz zurückerlangt hatte. Boxer war ein riesiges Tier, fast achtzehn Hände hoch und so kräftig wie zwei gewöhnliche Pferde zusammen. Eine Blesse auf seiner Nase verlieh ihm ein etwas einfältiges Aussehen, und tatsächlich war er nicht von enormer Intelligenz, aber er wurde allgemein wegen seiner Charakterfestigkeit und seiner enormen Arbeitskraft respektiert. Nach den Pferden kamen Muriel, die weiße Ziege, und Benjamin, der Esel, hinzu. Benjamin war das älteste Tier auf der Farm und das mit der miesesten Laune. Er sprach selten, und wenn, dann üblicherweise, um eine zynische Bemerkung zu machen. Zum Beispiel sagte er, Gott habe ihm einen Schwanz gegeben, um die Fliegen zu verscheuchen, aber er hätte lieber keinen Schwanz und auch keine Fliegen gehabt. Als einziges Tier auf der Farm lachte er niemals. Auf die Frage nach dem Grund dafür antwortete er, dass er nichts zu lachen fände. Trotzdem, ohne es offen zuzugeben, war er Boxer tief ergeben. Die beiden verbrachten ihre Sonntage normalerweise zusammen auf der kleinen Koppel hinter dem Obstgarten, grasten Seite an Seite, sprachen jedoch nie miteinander.

Die beiden Pferde hatten sich gerade hingelegt, als eine Schar von Küken, die ihre Mutter verloren hatten, in die Scheune drängten. Sie piepsten kläglich und watschelten von einer Seite zur anderen, um einen Platz zu finden, an dem sie nicht getreten würden. Clover erschuf mit ihrem großen Vorderhuf eine Art Mauer um sie herum. Die Entlein schmiegten sich hinein und schliefen prompt dabei ein. Im letzten Moment kam Mollie, die dümmliche, hübsche weiße Stute, die Mr. Jones’ Zweisitzer zog, herein und kaute auf einem Stück Zucker herum. Sie nahm vorne Platz und fing an, mit ihrer weißen Mähne zu wedeln, in der Hoffnung, die Aufmerksamkeit der Anderen auf die roten Bänder zu lenken, die hineingeflochten waren. Zuletzt traf die Katze ein, die sich, wie gewöhnlich, nach dem wärmsten Platz umsah und sich schließlich zwischen Boxer und Clover drängte. Dort schnurrte sie während Old Majors Rede zufrieden, ohne auf ein Wort von dem zu hören, was er sagte.

Alle Tiere waren nun anwesend, außer Moses, dem zahmen Raben, der auf einer Stange hinter der Hintertür schlief. Als Old Major sah, dass sie es sich alle bequem gemacht hatten und aufmerksam warteten, räusperte er sich und begann mit seiner Ansprache:

„Kameraden, ihr habt bereits von dem seltsamen Traum gehört, den ich vergangene Nacht hatte, aber ich werde später auf den Traum zu sprechen kommen. Vorher habe ich noch etwas anderes zu sagen. Ich glaube nicht, dass ich noch viele Monate bei euch sein werde, und bevor ich sterbe, halte ich es für meine Pflicht, die Weisheit, die ich erworben habe, an euch weiterzugeben. Ich hatte ein langes Leben und ich hatte viel Zeit zum Nachdenken, während ich allein in meinem Stall lag. Ich denke, ich kann sagen, dass ich die Natur des Lebens auf dieser Erde ebenso gut verstehe wie jedes andere lebende Tier. Darüber möchte ich zu euch sprechen.

Nun, Genossen, wie sieht die Natur unseres Lebens aus? Seien wir ehrlich: Unser Leben ist elend, mühsam und kurz. Wir werden geboren, wir bekommen nur so viel zu essen, dass wir weiteratmen können, und diejenigen von uns, die dazu fähig sind, werden gezwungen, bis zum Letzten ihrer Kraft zu arbeiten - und genau in dem Moment, in dem unser Nutzen vergangen ist, werden wir mit abscheulicher Grausamkeit abgeschlachtet. Kein Tier in England kennt die Bedeutung von Glück oder Freizeit, nachdem es ein Jahr alt geworden ist. Kein Tier in England ist frei. Das Leben eines Tieres bedeutet Elend und Sklaverei, das ist die nackte Wahrheit!

Aber gehört das wirklich einfach zur Ordnung der Natur? Liegt es daran, dass unser Land so arm ist, dass es seinen Bewohnern kein menschenwürdiges Leben bieten kann? Nein, Genossen, tausendmal nein! Der Boden Englands ist fruchtbar, das Klima ist gut, das Land ist imstande, jedem Tier, und auch noch mehr Tieren als gegenwärtig, Nahrung im Überfluss zu bieten.

Diese eine Farm hier von uns würde ein Dutzend Pferde, zwanzig Kühe, Hunderte von Schafen ernähren – und sie alle würden mit einem Komfort und einer Würde leben, die wir uns jetzt kaum vorstellen können. Warum machen wir dann mit diesem elenden Zustand weiter? Weil uns beinahe das gesamte Produkt unserer Arbeit vom Menschen gestohlen wird! Darin, Genossen, liegt die Antwort auf all unsere Probleme. Es lässt sich in einem einzigen Wort zusammenfassen – Mensch! Der Mensch ist der einzige wirkliche Feind, den wir haben. Entfernt den Menschen von der Bildfläche, und die eigentliche Ursache von Hunger und Überarbeitung ist für immer beseitigt.

Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das konsumiert, ohne zu produzieren. Er gibt keine Milch, er legt keine Eier, er ist zu schwach, um den Pflug zu ziehen und er kann auch nicht schnell genug rennen, um Kaninchen zu fangen. Und doch ist er der Herr aller Tiere. Er lässt sie schuften und er gibt ihnen nur das Nötigste zurück, damit sie nicht verhungern. Den Rest behält er für sich. Unsere Arbeit bestellt den Boden, unser Mist düngt ihn, und doch besitzt keiner von uns mehr als seine nackte Haut. Ihr Kühe, die ich vor mir sehe, wie viele tausend Liter Milch habt ihr im letzten Jahr gegeben? Und was ist aus der Milch geworden, welche kräftige Kälber hätte hervorbringen sollen? Jeder Tropfen davon ist in die Kehlen unserer Feinde geflossen. Und ihr Hennen, wie viele Eier habt ihr in diesem letzten Jahr gelegt, und aus wie vielen dieser Eier sind jemals Küken geschlüpft? Alles, was übrig war, ist auf dem Markt gelandet, um Geld für Jones und seine Leute einzubringen. Und du, Clover, wo sind diese vier Fohlen, die du geboren hast und die deine Stütze und Freude im Alter hätten werden sollen? Jedes Einzelne davon wurde im Alter von einem Jahr verkauft – du wirst keines davon jemals wieder sehen. Als Gegenleistung für deine vier Niederkünfte und all deine Arbeit auf den Feldern, was hattest du jemals außer deiner kargen Ration und einem Stall?

Und nicht einmal das miserable Leben, das wir führen, darf seine

natürliche Dauer erreichen. Ich für meinen Teil klage nicht, denn ich gehöre zu den Glücklichen. Ich bin zwölf Jahre alt und habe über vierhundert Kinder gehabt. Das ist das natürliche Daseins eines Schweins. Aber kein Tier entkommt am Ende dem grausamen Messer. Ihr jungen Ferkel, die ihr hier vor mir sitzt, jedes von euch wird innerhalb eines Jahres sein Leben am Mastklotz ausquieken. Dieses schreckliche Schicksal teilen wir alle - Kühe, Schweine, Hühner, Schafe, wir alle. Selbst die Pferde und die Hunde haben kein besseres Schicksal. Du, Boxer, an dem Tag, an dem deine großen Muskeln, ihre Kraft einbüßen, wird Jones dich an den Abdecker verkaufen, der dir die Kehle durchschneidet und dich für die Fuchshunde einkochen wird. Und wenn die Hunde alt und zahnlos werden, bindet Jones ihnen einen Ziegelstein um den Hals und ertränkt sie im nächsten Teich.

Ist es denn nicht glasklar, werte Genossen, dass alle Übel unseres Daseins der Tyrannei der Menschen entspringen? Wir müssten nur den Menschen loswerden und die Früchte unserer Arbeit wären unser. Beinahe über Nacht könnten wir reich und frei sein. Was müssen wir also tun? Schuftet Tag und Nacht, mit Leib und Seele, für den Fall des Menschengeschlechts! Das ist meine Botschaft für euch, Genossen: Rebellion! Ich weiß nicht, wann diese Rebellion kommen wird. Das könnte in einer Woche oder in hundert Jahren passieren, aber ich weiß, so sicher ich dieses Stroh unter meinen Füßen liegen sehe, dass früher oder später Gerechtigkeit geschehen wird. Richtet euer Augenmerk darauf, Genossen, für den ganzen, kurzen Rest eures Lebens! Und vor allem, gebt meine Botschaft an alle diejenigen weiter, die auf euch folgen werden, damit zukünftige Generationen den Kampf bis zum ruhmreichen Ende weiterführen.

Und denkt daran, Genossen, eure Entschlossenheit darf niemals ins Wanken geraten und kein Argument darf euch in die Irre führen. Hört nie auf die Leute, die euch erzählen, dass der Mensch und die Tiere ein gemeinsames Interesse haben und dass das Wohlergehen des einen das Wohlergehen der anderen bewirkt. Das sind nichts als Lügen. Der Mensch dient den Interessen keiner anderen Kreatur, außer sich selbst. Und unter uns Tieren soll es vollkommene Einigkeit, vollkommene Kameradschaft im Kampf geben. Alle Menschen sind Feinde. Alle Tiere sind Genossen”

In diesem Moment gab es einen gewaltigen Aufruhr. Während Old Major sprach, waren vier große Ratten aus ihren Löchern gekrochen und saßen auf ihren Hinterteilen, um ihm zu lauschen. Die Hunde hatten sie plötzlich entdeckt und nur durch einen schnellen Sprung in ihre Löcher konnten die Ratten ihr Leben retten. Old Major hob seine Haxe, um Ruhe zu signalisieren.

„Kameraden”, sagte er, „das ist ein Punkt, der geklärt werden muss. Die wilden Tiere, wie Ratten und Kaninchen, sind sie unsere Freunde oder unsere Feinde? Lasst uns darüber abstimmen. Ich schlage der Versammlung folgende Frage vor: Sind Ratten Genossen?”

Die Abstimmung wurde sofort durchgeführt und eine überwältigende Mehrheit stimmte zu, dass Ratten ebenfalls Genossen sind. Es gab nur vier Abweichler, die drei Hunde und die Katze, von der sich später herausstellte, dass sie für beide Optionen votiert hatte. Old Major fuhr fort:

„Ich habe nicht mehr viel hinzuzufügen. Ich wiederhole, erinnert euch immer an eure Pflicht zur Feindschaft gegenüber dem Menschen und all seinem Tun gegenüber. Alles, was auf zwei Beinen geht, ist ein Feind. Was auf vier Beinen geht oder Flügel hat, ist ein Freund. Und denkt auch daran, dass wir im Kampf gegen den Menschen ihm nicht ähnlich werden dürfen. Auch wenn ihr ihn in die Knie gezwungen habt, nehmt nicht seine Laster an. Kein Tier darf jemals in einem Haus leben, in einem Bett schlafen, Kleidung tragen, Alkohol trinken, Tabak rauchen, Geld anfassen oder Handel treiben. Alle Gewohnheiten des Menschen sind böse. Und vor allem darf kein Tier seine Artgenossen tyrannisieren. Schwach oder stark, schlau oder einfach, wir sind alle Brüder. Kein Tier darf jemals ein anderes Tier töten. Alle Tiere sind gleich.

Und nun, Genossen, erzähle ich euch von meinem Traum von letzter Nacht. Ich kann euch diesen Traum nicht beschreiben. Es war ein Traum von der Erde, wie sie sein wird, wenn der Mensch verschwunden ist, doch er erinnerte mich an etwas, das ich schon lange vergessen hatte. Vor vielen Jahren, als ich ein kleines Ferkel war, sangen meine Mutter und die anderen Sauen ein altes Lied, von dem sie nur die Melodie und die ersten drei Worte kannten. Ich hatte diese Melodie in meiner Kindheit noch gekannt, aber sie war schon lange aus meinem Kopf verschwunden. Letzte Nacht jedoch kam sie mir in meinem Traum wieder in den Sinn. Mehr noch, auch die Worte des Liedes kamen wieder zurück – Worte, und da bin ich mir sicher, die von den Tieren vor langer Zeit gesungen wurden und seit Generationen in Vergessenheit geraten sind. Ich werde euch dieses Lied jetzt vorsingen, Genossen. Ich bin alt und meine Stimme ist schwach, aber wenn ich euch die Melodie beigebracht habe, könnt ihr sie selbst besser singen. Das Lied heißt ‚Tiere Englands‘.”

Old Major räusperte sich und begann zu singen. Wie er angekündigt hatte, war seine Stimme schwach, aber er sang gut genug, und es war eine mitreißende Melodie, irgendetwas zwischen „Clementine“ und „La Cucaracha“. Die Worte lauteten:

Tiere Englands, Tiere Irlands,

Tiere von weit und fern,

verbreitet meine fröhliche Botschaft,

von der güldenen Zukunftszeit.

Früher oder später,

der Tag wird kommen,

an dem der Tyrann Mensch wird gehen.

Und auf Englands satten Feldern sollen nur noch Tiere stehen.

Nasenringe werden schwinden, das Geschirr wird abgelegt, Bügel und Sporen sollen rosten, keine Peitsche knallt dann mehr.

Unvorstellbar reiche Waren, Weizen und Gerste, Klee und Heu, Hafer, Bohnen, Mnagoldwurzeln, werden unser sein, jeden Tag neu.

Leuchten werden Englands Felder, reiner wird sein Wasser sein,

Iieblicher sollen seine Brisen wehen, wenn ein freier Tag beginnt.

Nach diesem Tag müssen wir streben, auch wenn wir zuvor sterben.

Kuh und Pferd, Gans und Truthahn, alle müssen sähen der Freiheit Saat.

Tiere Englands, Tiere Irlands,

Tiere von weit und fern,

verbreitet meine fröhliche Botschaft,

von der güldenen Zukunftszeit.

Das Singen dieses Liedes versetzte die Tiere in die hellste Aufregung. Noch bevor Major das Ende erreicht hatte, hatten sie begonnen, es für sich selbst zu singen. Sogar die Dümmsten von ihnen hatten die Melodie und einige der Wörter bereits verinnerlicht, und die Schlauen, wie die Schweine und Hunde, kannten das komplette Lied innerhalb weniger Minuten auswendig. Und sogleich, nach ein paar Probeversuchen, brach die ganze Farm in einen gewaltigen Unisono in „Tiere Englands“ aus. Die Kühe muhten es, die Hunde winselten es, die Schafe blökten es, die Pferde wieherten es, die Enten schnatterten es. Sie waren derartig begeistert von dem Lied, dass sie es fünfmal hintereinander durchsangen und es vielleicht die ganze Nacht weitergesungen hätten, wenn sie nicht unterbrochen worden wären.

Unglücklicherweise weckte der Aufruhr Mr. Jones auf, der aus dem Bett sprang und sich sicher war, dass sich ein Fuchs im Garten herumtrieb. Er ergriff das Gewehr, das stets in einer Ecke seines Schlafzimmers stand und feuerte eine Ladung Schrot, vom Kaliber 6, in die Dunkelheit. Die Kugeln vergruben sich in der Wand der Scheune und die Versammlung der Tiere löste sich rasch auf. Jeder flüchtete zu seinem eigenen Schlafplatz. Die Vögel hüpften auf ihre Stangen, die anderen Tiere ließen sich im Stroh nieder, und im Nu war der ganze Bauernhof eingeschlafen.

Kapitel 2

Drei Nächte später verstarb Old Major friedlich im Schlaf. Sein Leichnam wurde am Fuße des Obstgartens zur Ruhe gebettet.