Fellnasen für immer - Sechs romantische Geschichten über Engel auf vier Pfoten (6-Teilige Serie) - Melissa Senate - E-Book

Fellnasen für immer - Sechs romantische Geschichten über Engel auf vier Pfoten (6-Teilige Serie) E-Book

Melissa Senate

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Beschreibung

Als ein Tierheim in North Carolina bei einem verheerenden Sturm zerstört wird, kommen Freiwillige zusammen, um den beiden Besitzerinnen beim Wiederaufbau zu helfen. Dabei finden sie nicht nur neue (pelzige) Freunde, sondern auch die große Liebe.

Freuen Sie sich auf folgende Titel der Serie in diesem E-Book-Bundle:

  • "Schicksalsbote auf süßen Pfoten" von Melissa Senate
  • "Ein verführerischer Single" von Teri Wilson
  • "Lass dein Herz von der Leine!" von Stacy Connelly
  • "Dad sucht Nanny für immer!" von Karen Rose Smith
  • "Vertrauen, Liebe, Happy End?" von Kathy Douglass
  • "Können Beachboys treu sein?" von Christy Jeffries

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Seitenzahl: 1059

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Melissa Senate, Teri Wilson, Stacy Connelly, Karen Rose Smith, Kathy Douglass, Christy Jeffries

Fellnasen für immer - Sechs romantische Geschichten über Engel auf vier Pfoten (6-Teilige Serie)

IMPRESSUM

Schicksalsbote auf süßen Pfoten erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2018 by Harlequin Books, S. A. Originaltitel: „A New Leash On Love“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRA, Band 86 Übersetzung: Stephanie Thoma-Kellner

Umschlagsmotive: brandon,www.ballenphotography.com

Veröffentlicht im ePub Format in 09/2021

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751508537

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

In seinem Zwinger im Tierheim des Vereins „Fellknäuel fürs Leben“ bearbeitete ein dreibeiniger Labradormischling mit grauer Schnauze gerade ein Kauspielzeug. Der Hund erinnerte Matt Fielding an ihn selbst. Das Tier war groß und kräftig, genau wie Matt mit seinen eins fünfundachtzig und den Muskeln, die er sich im Dienst bei der United States Army antrainiert hatte. Matt fehlte zwar kein Bein, aber er war gefährlich nah an einer Amputation gewesen, nachdem er durch eine Sprengfalle schwer verletzt worden war. Vor drei Monaten war er aus gesundheitlichen Gründen ausgemustert worden und hatte seither seine Zeit auf dem Stützpunkt mit Reha verbracht. Jetzt hinkte er nur noch ein bisschen. Doch um sich vor den Zwinger des alten Hundes zu knien, hatte er gut fünfzehn Sekunden gebraucht.

Ich würde dich am liebsten sofort mitnehmen, Hank, dachte er und betrachtete das Schild am Zwinger. Matt hatte Mitleid mit dem alten Knaben, der hier zwischen einem alten und einem neuen Zuhause festsaß – genau wie Matt. Aber seine Schwester würde ihn umbringen, wenn er ihr schickes Haus mit einem riesigen, alten Hund im Schlepptau betreten würde. Und jetzt bei ihr in Ungnade zu fallen, war keine gute Idee.

Denn er hatte seinen Befehl – und der lautete, für seine geliebte Nichte Ellie, die achtjährige Tochter seiner Schwester, einen passenden Hund zu finden. „Passend“ war natürlich relativ. Der alte Hank rührte zwar Matts Herz, aber er war nicht hier, um einen Hund für sich zu finden. Haustiere stellten eine Verpflichtung dar und sie brauchten ein Zuhause. Er war sechsunddreißig Jahre alt, und sein Leben hing völlig in der Luft. Bis vor drei Monaten hatte er nur für die Armee gelebt. Jetzt war er Zivilist. Und hinkte.

Zum ersten Mal seit fünf Jahren war er wieder in Spring Forest, seiner Heimatstadt in North Carolina. Die kleine Ellie hatte zur Begrüßung für ihn salutiert, und er hatte sie hochgehoben und umarmt. Aber im Gästezimmer seiner Schwester zu wohnen war nicht ideal. Er musste sich überlegen, was er als Nächstes tun sollte.

Im Augenblick war das jedoch, sich auf seine Mission zu konzentrieren.

Also, zurück zum Thema passender Hund.

„Hank ist einer meiner Lieblinge“, sagte eine Frau, und Matt zuckte zusammen.

Er kannte diese Stimme. Er schaute auf. Keine vier Meter von ihm entfernt stand Claire Asher.

Claire.

Dem Ausdruck ihres wunderhübschen Gesichts nach zu urteilen, hatte sie ihn nicht erkannt. Einen Augenblick lang brachte er keinen Ton heraus. Er konnte sie nur ansehen, während es ihm Brust und Kehle zuschnürte. So viele Nächte hatte er in den letzten achtzehn Jahren damit verbracht, an sie zu denken, sich zu fragen, wo sie steckte, ob sie glücklich war. Die Erinnerung an sie hatte ihm geholfen, schlimme Zeiten durchzustehen. Und jetzt stand sie vor ihm.

Sie hatte eine Leine in der Hand, und ein großer, zimtbrauner Hund stand neben ihr. Vielleicht ein Boxer, überlegte Matt. Es war einfacher, sich auf den Hund zu konzentrieren als auf die Frau – die ihn jetzt so schockiert anstarrte, wie er sich fühlte.

„Matt?“, fragte sie verblüfft.

Der Hund neben ihr legte den Kopf schräg. Seine dunkelbraunen Schlappohren fielen zur Seite.

Er nickte und stand auf. Dafür brauchte er wieder gut fünfzehn Sekunden. „Ich bin hier, um einen Hund für meine Nichte zu finden.“ In seinen Gedanken sagte er: Du siehst fantastisch aus. Wie geht es dir? Ich habe dauernd an dich gedacht. Was machst du hier? Ich habe dich vermisst.

„Ellie“, sagte sie zu seiner Überraschung. „Manchmal treffe ich deine Schwester in der Stadt.“

Er nickte. Sein Blick fiel auf ihre Hand. Kein Ring. Hatte er nicht mal gehört, dass sie geheiratet hatte?

„Du siehst toll aus, Claire.“ Das tat sie wirklich. Groß und so schlank wie auf der Highschool war sie immer noch die Claire Asher, an die er sich erinnerte – und die er nie vergessen würde. Ihr seidiges, hellblondes Haar ging ihr nur noch bis zur Schulter. In den Winkeln ihrer grünen Augen deuteten feinste Fältchen an, wie viele Jahre vergangen waren. Das letzte Mal, als er Claire gesehen hatte, war sie siebzehn gewesen. Jetzt war sie fünfunddreißig.

„Hast du gerade Urlaub?“, fragte sie.

Er schüttelte den Kopf. „Ich bin jetzt Zivilist. Ich bin erst seit gestern wieder in der Stadt. Fürs Erste wohne ich bei meiner Schwester. Darum bin ich auch hier. Sie und ihr Mann haben Ellie zum Geburtstag einen Hund versprochen. Also habe ich Laura angeboten, mich mal umzusehen. Ich habe viel Gutes über ‚Fellknäuel fürs Leben‘ gehört, als ich mich nach Tierheimen hier in der Gegend erkundigt habe.“

„Es ist wirklich etwas ganz Besonderes. Ich bin ehrenamtliche Helferin hier.“ Sie tätschelte den Hund an ihrer Seite. „Das hier ist Dempsey, mein Pflegehund.“ Sie lächelte – ihr wunderschönes Lächeln, das ihn früher ganz verrückt gemacht hatte. „Du hättest gestern oder heute Morgen kommen sollen“, sagte sie. „Samstag und Sonntag halten wir immer eine Adoptionsveranstaltung ab. Dieses Wochenende haben vier Welpen, fünf Hunde und fünf Katzen ein Zuhause gefunden.“

„Dann sind die Hunde in diesen Zwingern nicht adoptiert worden?“, fragte er und musterte Hank, der immer noch auf seinem Gummiknochen rumkaute.

„Dieses Wochenende nicht. Manchmal dauert es eine Weile, bis alles passt. Das ist das Wichtigste – es muss einfach alles stimmen, für das Tier und die Familie.“

Er nickte. „Habt ihr was Passendes für ein achtjähriges Mädchen da? Ihre Bedingungen sind: ‚super süß, verschmust und keine Bedrohung für meine Stofftiersammlung‘.“

Claire lachte. „Komm mit.“ Sie führte ihn bis ans Ende der Zwinger. Im letzten rannte ein Welpe im Kreis und versuchte, seinen eigenen Schwanz zu fangen. Dabei bellte der junge Hund lautstark.

„Meine Ohren“, sagte Matt lächelnd. Der Welpe erfüllte definitiv die Bedingung „süß“. Laut Beschreibung handelte es sich bei der kleinen Hündin um einen fünf Monate alten Spanielmischling. Sie war kastanienbraun und weiß, mit langen Schlappohren und krausem Fell. Ellie würde verrückt nach ihr sein.

„Genau darum ist sie noch hier. Bei beiden Adoptionsveranstaltungen hat sie zwanzig Minuten ununterbrochen gebellt. Sie ist aber erst seit ein paar Tagen im Tierheim. Eine andere Helferin und ich haben schon mit ihr gearbeitet. Sie braucht nur ein bisschen Hundeschule. Sie ist echt süß.“

Und laut, dachte Matt. Und … lebhaft. „Hört sie jemals auf, sich im Kreis zu drehen?“

Claire lachte wieder. „Ja. Mit Erdnussbutterleckerlis kann man sie dazu bringen, fast alles zu tun.“

„Wäre sie die Richtige für Ellie?“, fragte er. „Meine Schwester hat es gern ruhig und ordentlich. Ich glaube, sie will einen alten Hund im Körper eines Welpen.“

„Junge Hunde kann man erziehen. Aber Welpen sind Welpen – kleine Kinder. Sie machen Lärm, sind sehr aktiv und sie beißen in Schuhe.“

„Soweit ich weiß, hat Ellie noch nie in einen Schuh gebissen.“

Claire lachte und berührte seinen Arm. Es war nur eine beiläufige Geste, aber die Berührung sorgte dafür, dass ein Blitz ihn durchfuhr. Hier neben ihr zu stehen, mit ihrer Hand auf seinem Arm, das fühlte sich an, als ob sie nie miteinander Schluss gemacht hätten. Sie könnten jetzt Claire und Matt sein, die seit ihrer Schulzeit ein Paar waren, verheiratet mit vier Kindern, vier Hunden und vier Katzen – wie es Claire sich immer gewünscht hatte.

Im Lauf der Jahre hatte sich Matt manchmal spät nachts Vorwürfe gemacht, weil er die Beziehung mit Claire beendet hatte. Er hatte ihr erklärt, dass er sich darauf konzentrieren musste, der beste Soldat zu sein, der er nur sein konnte. Dabei hatte er es belassen. Auch wenn ihr Schmerz ihn beinahe dazu gebracht hätte, die Wahrheit zu sagen: dass er nicht gut genug für sie war und nie gut genug für sie sein würde; ein Hindernis, wenn sie ihren großen Traum wahrmachen wollte, in die Großstadt zu ziehen. Matt war nicht der Typ fürs Großstadtleben und er hatte vorgehabt, sein Leben lang Berufssoldat zu bleiben. Jetzt wusste er nicht mehr, wer oder was er war. Und in Spring Forest erkannte er sich selbst nicht mehr wieder. Hier gehörte er definitiv nicht hin.

Konzentrier dich auf deine Mission, befahl er sich. „Ich glaube, meine Schwester will vom Temperament her eher so was wie Dempsey“, sagte Matt und deutete auf Claires Pflegehund. Die Hündin saß da und reagierte überhaupt nicht auf den Wirbel um sie herum.

„Dempsey ist ein Schatz“, sagte Claire. „Man hat sie vor ein paar Monaten angebunden vor einem verlassenen Haus gefunden. Ich glaube, sie hatte noch nie ein richtiges Zuhause. Ich musste viel mit ihr arbeiten. Jetzt ist sie so weit, adoptiert zu werden, aber sie wird immer übergangen.“ Sie kraulte die Hündin am Hals.

Matt kannte Claire vielleicht nicht mehr, aber jeder konnte sehen, wie sehr sie diesen Hund liebte.

„Kannst du sie nicht behalten?“

„Ich will alle Hunde behalten, die ich in Pflege nehme. Aber das ist nicht meine Aufgabe“, erklärte sie. „Mein Job ist es, Hunde darauf vorzubereiten, ein gutes Zuhause zu finden. Wenn ich jeden Pflegehund behalten hätte, dann hätte ich inzwischen mehr als zwanzig.“

„Es muss schwer sein, sie loszulassen“, sagte er. „Hängst du nicht sehr an ihnen?“

„Absolut“, sagte sie. „Aber weil wir uns so viel Mühe mit ihnen geben, weiß ich, dass sie ein wunderbares Zuhause haben werden.“ Sie kraulte den Boxermischling wieder. Die Hündin schaute mit so viel Vertrauen zu ihr auf, dass sogar Matts ramponiertes Herz weich wurde.

„Einen Hund zu finden ist schwieriger, als ich dachte“, sagte Matt.

„Wir haben noch ein paar andere Welpen da, die deiner Nichte gefallen könnten. Vielleicht kannst du Ellie ja morgen mal mitbringen“, schlug Claire vor.

„Es ist toll, dass du so viel deiner Zeit opferst“, sagte er. „Wann sollen wir vorbeikommen?“

„Ich bin um drei mit dem Unterricht an der Middle School fertig, also schaffe ich es normalerweise bis um halb vier, hier zu sein.“

Also war sie tatsächlich Lehrerin geworden. Das war immer ihr Traum gewesen. Aber damals auf der Highschool wollte sie Spring Forest verlassen, um die Welt zu sehen. „Das geht“, sagte er. „Dann sehen wir uns morgen.“

Eine Sekunde lang sahen sie sich an. Sie rührten sich nicht. Er wünschte, er könnte sie in seine Arme ziehen und ihr sagen, wie schön es war, sie zu sehen. Er hatte sie so vermisst und hatte das nicht einmal gewusst. Wahrscheinlich war das auch gut so. Denn er hatte ihr nichts zu bieten.

Nachdem er Dempsey zum Abschied getätschelt hatte, konnte er sich keinen Reim darauf machen, wie er so erleichtert sein konnte, hier zu verschwinden, und sich gleichzeitig so darauf freute, morgen wiederzukommen.

Vor Hanks Zwinger blieb er stehen. Das Leben ist ganz schön hart, nicht wahr, mein Junge?

Hank legte den Kopf schief. Matt deutete das als Nicken.

Um wieder zu sich zu kommen, ging Claire mit Dempsey in den eingezäunten Garten. Zum Glück war außer ihr niemand da. Sie ließ Dempsey von der Leine und beobachtete, wie die Hündin auf dem Rasen herumrannte.

Matt Fielding. Es hieß ja, dass man die erste große Liebe nie vergisst. Auf Claire traf das jedenfalls zu. Sie hatte geglaubt, dass er der Mann war, den sie heiraten und mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen würde. Aber dann machte er direkt nach dem Schulball mit ihr Schluss.

Später hatte ihr erster Freund auf dem College ihr einen Heiratsantrag gemacht. Vielleicht war es die Aussicht auf Sicherheit, dass sie sofort Ja gesagt hatte, auch wenn sie ihn nie so geliebt hatte wie Matt. Aber nach fünf Jahren Ehe musste sie herausfinden, dass ihr Mann sie betrog und sich in eine andere verliebt hatte. Jetzt lebte sie allein in dem Haus in Kingdom Creek. Ohne Mann. Ohne die Kinder, über die sie geredet hatten. Und ohne die Hunde, die sie bei sich aufnehmen wollten.

Das Verrückteste war jedoch, dass ihre Schwester erst letzte Woche zu ihr gesagt hatte, ihr Problem wäre, nie wirklich über Matt hinweggekommen zu sein. Also sollte sie sich nach einem Mann umsehen, der so aussah wie er. Groß und muskulös, mit blauen Augen und dunklem Haar. Matt sah so gut aus und war einfach so … heiß, dass nur wenige Männer ihm auch nur ansatzweise das Wasser reichen konnten. Aber anscheinend hatte ihre Schwester einen aufgetrieben und für diesen Abend ein Date zu viert organisiert.

Einerseits wollte Claire absagen. Andererseits kam ihr eine Verabredung gerade recht. Claire wollte eine Beziehung – sie wollte Liebe und sie wollte einen Mann fürs Leben. Sie wollte ein Kind. Aber mit fünfunddreißig war sie kein junges Ding mehr.

„Wie konnte alles nur so schieflaufen, Dempsey?“, fragte sie die Hündin, die mit einem halb zerkauten Tennisball im Maul zu ihr kam. Sie warf den Ball. Dempsey jagte ihm nach.

Sie warf den Ball noch ein paarmal, bevor sie den Hund zum Spielen im Garten ließ, während sie wieder reinging, um beim Putzen der Zwinger zu helfen, die jetzt leer standen, nachdem ihre Bewohner adoptiert worden waren.

Als sie hereinkam, waren Birdie und Bunny Whitaker schon eifrig bei der Arbeit mit Desinfektionsmittel und Wasserschlauch. Claire mochte die beiden über sechzigjährigen Schwestern unheimlich gern – die vernünftige Birdie und die verträumte Bunny. Die beiden lebten zusammen in einem wunderschönen Farmhaus hier in Whitaker Acres, auf demselben Grundstück, auf dem sich auch das Tierheim befand. Zuerst hatten sie sich privat um herrenlose Hunde und Katzen gekümmert. Als das finanziell zu viel für sie wurde, hatten sie vor fast zwanzig Jahren „Fellknäuel fürs Leben“ als gemeinnützigen Verein gegründet. Neben den Hunden und Katzen hielten die Schwestern noch Ziegen, Schweine, Gänse und sogar ein paar Lamas auf ihrem Grundstück.

„Wer war denn der äußerst gut aussehende Mann, der vorhin hier war?“, fragte Bunny mit einem verschmitzten Lächeln, als sie anfing, einen Zwinger auszufegen. „Der war wirklich was fürs Auge.“

„Ich bin überrascht, dass du nicht gleich hingerannt bist, um zu fragen, wie du ihm helfen kannst“, sagte Birdie zu ihrer verzückten Schwester, während sie ihren Mopp auswrang.

„Also, das wollte ich ja“, sagte Bunny. „Aber dann habe ich gesehen, dass Claire gerade reingekommen war, und habe beschlossen, ihn ihr zu überlassen. Glaub mir, wenn ich nur zehn Jahre jünger wäre …“

Claire lachte, als Birdie wieder den Kopf schüttelte. Keine der beiden Schwestern hatte je geheiratet. Aber Claire wusste, dass Bunny Anfang zwanzig verlobt war und ihr Verlobter bei einem tragischen Unfall ums Leben kam. Birdie sprach nie über ihr Liebesleben.

Aber ganz egal wie viel oder wie wenig Erfahrung die Whitaker-Schwestern in Liebesdingen hatten, sie hatten beide jede Menge Lebensweisheiten zu bieten – Birdie mit ihrem gesunden Menschenverstand und Bunny mit ihrem großen Herz.

Darum würde Claire jetzt ehrlich sein.

„Das war der Mann, der mir am Ende meiner Schulzeit das Herz gebrochen hat“, sagte sie. „Matt Fielding. Ich habe sechs Monate ununterbrochen geheult.“

„Und dann hast du den ersten Kerl geheiratet, der dich um eine Verabredung gebeten hat“, sagte Birdie mit einem verständnisvollen Blick.

„Richtig“, sagte Claire, während sie Desinfektionsmittel auf die Gitterstäbe eines Zwingers sprühte und sie mit einem sauberen Tuch abwischte. „Aber für mich besteht noch Hoffnung. Ratet mal, wer heute Abend ein Blind Date hat? Meine Schwester und ihr Mann haben das arrangiert.“

„Oh“, sagte Bunny. Ihre blauen Augen funkelten. „Wie aufregend. Könnte ja der Mann deiner Träume sein.“

Birdie verzog das Gesicht. „Blind Dates sind normalerweise furchtbar.“

Claire lachte. „Also, wenn die Verabredung mich von der Tatsache ablenkt, dass meine erste große Liebe wieder in der Stadt ist? Dann reicht mir das völlig.“

„Oh, Mann“, sagte Birdie und stützte sich auf den Mopp. „Da ist jemand immer noch nicht über seine Jugendliebe hinweg.“

„Oje“, stimmte Bunny zu.

Und bevor Claire sagen konnte, dass sie das selbstverständlich doch war, fing der süße kleine Spaniel an, wie wild zu jaulen.

„Da will jemand sein Abendessen“, sagte Birdie. „Und zwar sofort.“

„Ich bin heute mit dem Füttern dran“, sagte Claire, verstaute das Desinfektionsmittel und ließ den Lappen in den Wäschekorb fallen. „Wenn ich euch zwei nicht mehr sehe, noch mal herzlichen Glückwunsch zu einem tollen Erfolg bei der Adoptionsveranstaltung heute.“

„Es war ein guter Tag“, sagte Bunny. „Und viel Glück für deine Verabredung.“

Claire lächelte. „Wer weiß? Vielleicht ist er ja wirklich der Mann meiner Träume.“

So oder so, Matt Fielding war das nicht. Ganz egal, ob sie ihm immer noch nachtrauerte oder nicht. Die siebzehnjährige Claire war bis über beide Ohren in ihn verliebt gewesen. Aber jetzt war sie fünfunddreißig, geschieden, und ihre biologische Uhr tickte.

Sie ging sie zur Tür, um die Futterschüsseln zu füllen und Medikamente in die Portionen zu schmuggeln, wo das nötig war.

„Ach, Claire“, sagte Birdie. „Noch ein guter Rat. Frag den Mann gleich in den ersten fünf Minuten, ob er Hunde mag. Wenn er Nein sagt, weißt du sofort, dass er nicht der Richtige ist.“

Bunny neigte den Kopf zur Seite. „Also, Birdie. Nicht alle Menschen lieben Tiere so wie wir.“

„Claires Traummann schon“, erklärte Birdie. „Da führt kein Weg dran vorbei. Wenn der Typ sagt, dass Hunde Nervensägen sind, kann sie ihn den Rest des Abends ignorieren.“

Claire lächelte. Birdie Whitaker hatte, wie meistens, absolut recht.

Matt hielt seine Nichte an der Hand, als sie abends den Main Street Grille betraten. Der Geruch von Burgern und Fish & Chips erinnerte ihn daran, wie hungrig er war. Seine Schwester Laura und ihr Mann Kurt hatten darauf bestanden, ihn zum Essen einzuladen, um seine Heimkehr zu feiern.

„Wir lieben diesen Laden hier“, sagte Laura, als die Bedienung sie zu einem Vierertisch am Fenster führte. „Tagsüber ist das eher ein Diner, aber abends wird daraus ein Pub. Angeblich ist das hier genau das richtige Ambiente für Dates.“

Matt sah sich im Restaurant um. Es waren eindeutig eine Menge Pärchen da.

Und, oh verdammt, war das etwa Claire?

Ganz offensichtlich hatte sie ein Date.

Er wandte sich ab, um sie nicht anzustarren. Als er sich setzte, riskierte er noch einen Blick. Es war tatsächlich Claire. Sie saß neben ihrer Schwester Della, gegenüber von zwei Männern. Der Typ gegenüber von Claire sah schick aus. Er hatte sein Haar zurückgegelt und trug eine modische Brille. Und er brachte Claire zum Lachen.

Verdammt. Früher hatte er Claire Asher zum Lachen gebracht.

Wenigstens ist sie glücklich, sagte er sich.

„Was nimmst du, Onkel Matt?“, fragte Ellie. „Ich will Nudeln mit Käse. Nein. Den Burger. Nein, Nudeln mit Käse. Oder soll ich Spaghetti mit Hackfleischbällchen essen?“

Er wandte seine Aufmerksamkeit seiner Nichte zu. Das arme Ding trug einen unglaublich schiefen rotblonden Zopf, aus dem ulkige Haarbüschel hervorstanden. Ellie hatte ihn gebeten, sie für das „Galadinner“ schön zu machen, und Laura hatte ihm gezeigt, wie das ging. Als er fertig war, musste seine Schwester fluchtartig den Raum verlassen, um nicht vor Lachen herauszuplatzen. Aber Ellie hatte erklärt, dass ihr Zopf einfach perfekt war.

„Also, ich weiß, dass du am liebsten Nudeln mit Käse isst“, sagte er. „Und weil heute ein besonderer Abend ist, denke ich, dass du dein Lieblingsgericht nehmen solltest.“ Matt zwang sich, die Speisekarte und nicht Claire anzusehen.

Aber sie sah einfach so verdammt hübsch aus. Ihre rosaroten Lippen glänzten, und ihr hellblondes Haar fiel ihr geschmeidig auf die Schultern.

„Das stimmt“, sagte seine Schwester und lächelte Ellie zu. „Heute Abend ist wirklich etwas Besonderes – wir feiern Onkel Matts lang ersehnte Heimkehr.“

Das ließ ihn aufhorchen. War das ein Grund zum Feiern? Mit sechsunddreißig im Gästezimmer seiner Schwester zu hausen? Ohne einen Plan, was er machen sollte? Meine Familie zu besuchen, während ich darüber nachdenke, ist vernünftig, ermahnte er sich. Natürlich hatte er Ideen. Und Fähigkeiten. Aber er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, so plötzlich in ein ganz anderes Leben gestoßen.

„Du bist ein Held. Vergiss das nicht“, hatte seine Schwester zu ihm gesagt. „Du gewöhnst dich ein und baust dir ein neues Leben auf – hoffentlich hier in der Stadt.“

Wo er dauernd Claire Asher über den Weg laufen würde? Auf keinen Fall. Am ersten Tag in Spring Forest hatte er sie jetzt schon zweimal gesehen. Das konnte er sich nicht jeden Tag antun. Aber bis er wusste, was er mit sich anfangen sollte, musste er wohl oder übel hierbleiben.

An der Speisekarte vorbei warf er Claire noch einen Blick zu. Oh, bitte. Jetzt ließ ihr Verehrer sie auch noch kosten. Als Claire lächelte und sich vorbeugte, spürte Matt, wie es ihm den Magen zusammenzog.

Er würde Ellie helfen, ihren Hund zu finden. Danach würde er die Stadt verlassen. Er würde nie herausfinden, wie er den Rest seines Lebens verbringen sollte, wenn er Claire dauernd begegnete – und wenn er nicht aufhören konnte, an sie zu denken.

Verdammt.

Jetzt lachte sie auch noch über irgendwas, das der Schnösel gesagt hatte.

Na, toll. Heute Abend war wirklich ein Fest.

Claires Date mochte Hunde. Liebte sie sogar. Er – Andrew, fünfunddreißig, geschieden, zwei Kinder, für die er mit seiner Ex-Frau das gemeinsame Sorgerecht hatte – hatte sogar einen eigenen Hund, einen gelben Labrador namens Sully.

Und Andrew war sehr attraktiv. Ihre Schwester hatte keine Witze gemacht, als sie behauptet hatte, dass er Matt ein bisschen ähnelte. Sie hatten eine ähnliche Haar- und Augenfarbe: dunkles Haar und blaue Augen. Dazu eine große Nase und ein kantiges Kinn. Beide Männer schafften es, elegant und rau zugleich zu wirken.

Andrew war charmant und nett und aufmerksam. Er stellte Fragen über ihren Job als Lehrerin. Er zeigte ihr Fotos von seinen Kindern und strahlte vor Stolz dabei.

Das Problem war nur, ganz egal wie wundervoll er zu sein schien, Claire hatte null Gefühle für ihn. Die Chemie zwischen ihnen stimmte einfach nicht. Sie war nicht daran interessiert, ihn besser kennenzulernen. Und die Vorstellung, ihn zu küssen, ließ sie kalt.

Wie unfair! Und sie wusste genau, warum dieser Mann keinerlei Wirkung auf sie hatte.

Denn die letzten paar Stunden hatte sie nur an Matt gedacht. Wie hätte sie das vermeiden sollen? Sie hatte ihn fast zwanzig Jahre lang nicht gesehen, und dann war er auf einmal wieder da. Unglaublich.

Sie war den Abend mit dem Vorsatz angegangen, sich die Verabredung nicht dadurch verderben zu lassen. Also hatte sie sich mehr Mühe als sonst mit Frisur, Make-up und Outfit gegeben. Als ob sie sich zwingen wollte, ihrem Date eine echte Chance zu geben.

Doch jetzt wollte sie nur noch nach Hause, um in einem heißen Schaumbad ein Glas Chardonnay zu trinken und zu entspannen. Um mit den Erinnerungen an Matt fertigzuwerden. An die erste Begegnung. Den ersten Kuss. Als er sich ihr geöffnet und von seinem älteren Bruder erzählt hatte, der aus Afghanistan nicht zurückgekommen war.

„Also, ich hoffe, wir können noch irgendwo was trinken gehen“, sagte Andrew, der darauf bestanden hatte, für alle zu zahlen, als er den Kreditkartenbeleg unterzeichnete. Er warf Claire ein hoffnungsvolles Lächeln zu.

Claires Schwester stand auf, und ihr Mann folgte ihrem Beispiel. „Wir müssen morgen ziemlich früh raus. Aber zieht nur los, ihr zwei.“ Sie warf erst Claire und dann Andrew einen Blick zu.

Claire konnte förmlich hören, wie Della sie in Gedanken anschrie: Wag es ja nicht, jetzt Mist zu bauen! Schlag dir Matt Fielding in dieser Sekunde aus dem Kopf! Andrew hat einen Hund, der Sully heißt!

Doch trotz Hund, trotz allem, schaffte sie es nicht, sich Matt aus dem Kopf zu schlagen. Sie wollte nichts trinken gehen, wollte diese Verabredung nicht in die Länge ziehen. Sie wich dem bösen Blick ihrer Schwester aus und sah sich im Restaurant auf der Suche nach einer Ausrede um. Sie lächelte einer ehemaligen Schülerin zu und dann einem Pärchen, das vor ein paar Wochen im Tierheim zwei Kätzchen adoptiert hatte. Und dann gefror ihr das Lächeln auf den Lippen, als ihr Blick an einem schiefen, rotblonden Zopf hängen blieb. Einen ganz ähnlichen Zopf – wenn auch sehr ordentlich geflochten – hatte sie vor ein paar Monaten an Matts Nichte gesehen, als sie seine Schwester und Ellie zufällig im Supermarkt getroffen hatte.

Oh Gott, bitte mach, dass ich nicht gleich Matt vor mir sehe.

Aber da war er. Und jetzt starrte er sie an. Mit einem äußerst finsteren Blick.

„Das ist ja jetzt wohl ein Scherz“, zischte ihre Schwester ihr ins Ohr, als sie zur Tür gingen – und auf Matts Tisch zu. „Kein Wunder, dass du so abgelenkt warst.“

„Um ehrlich zu sein, habe ich ihn erst vor ein paar Sekunden bemerkt“, gab Claire zu. Wenn sie die ganze Zeit gewusst hätte, dass er da war, hätte sie sich in der Toilette versteckt.

„Claire!“, sagte Matts Schwester mit einem überraschten Lächeln.

Claire blieb stehen, während die anderen zur Garderobe vorgingen, um ihre Jacken zu holen. Ihre Schwester bedeutete ihr mit heftigen Gesten, dass sie nachkommen sollte.

„Ich habe gehört, dass ich dir ein riesiges Dankeschön schulde, Claire!“, sagte Laura gerade. „Matt hat erzählt, dass er dich bei ‚Fellknäuel fürs Leben‘ getroffen hat und dass du Ellie morgen helfen wirst, einen Hund zu finden.“

Claire warf Matt einen Blick zu, der mit ausdrucksloser Miene dasaß.

„Ich bin so aufgeregt, dass ich gleich platze“, sagte Ellie. Ihre grünbraunen Augen strahlten. „Danke, dass du mir hilfst! Ich kann es gar nicht abwarten, die Hunde zu sehen!“

Ahh, Ellie war einfach ein süßes Kind. „Ist mir ein Vergnügen“, sagte Claire.

„Aber denkt an die Regeln!“, sagte Laura und musterte Matt und Ellie mit hochgezogener Augenbraue. „Der Hund muss stubenrein sein. Und ein Welpe muss die wichtigsten Kommandos beherrschen. Oh – und kein Hund, der größer wird als mittelgroß.“

Oje, dachte Claire. Da hab ich ja was vor mir.

Erfüllte ein Welpe all diese Voraussetzungen? Die kleine Spanieldame jedenfalls nicht. Sie hatte erst an diesem Morgen auf Claires Fuß gepinkelt. Allerdings würde sie ausgewachsen tatsächlich nur mittelgroß sein. Die anderen drei Bewerber waren zwar stubenrein, aber zwei von ihnen würden riesig werden. Und zuverlässig auf das Kommando „Sitz“ zu hören, überforderte alle vier.

„Dein Date wartet“, knurrte Matt.

Ihre Schwester gestikulierte immer noch heftig, während Claire noch mal in die Runde lächelte und dann hastig zu ihren Begleitern aufschloss.

Als Andrew ihr die Tür aufhielt, wagte sie es, einen Blick zurück und auf Matt zu werfen.

In diesem Augenblick sah er sie an. Sein Gesichtsausdruck war jetzt leichter zu deuten. Er war eifersüchtig!

Aber er war es doch gewesen, der damals mit ihr Schluss gemacht hatte! Um sein Leben nur nach seinen Vorstellungen zu leben.

„Also, wie sieht’s aus?“, fragte Andrew, als er ihr in den Mantel half. „Noch ein Drink auf den Heimweg?“

„Um ehrlich zu sein, habe ich gerade so etwas wie ein Gespenst gesehen“, sagte sie und überraschte sich selbst mit ihrer Aufrichtigkeit. „Ich glaube, da sage ich lieber gleich gute Nacht.“

Ihre Schwester rollte mit den Augen.

Ihre Verabredung sah sie verwirrt an.

„Ein Ex“, erklärte ihr Schwager.

„Ah, schon verstanden“, sagte Andrew. „Das ist mir neulich auch passiert. Und auch wenn sich das verrückt anhört, ich habe die Nacht dann mit ihr verbracht.“ Ein vielsagender Ausdruck ließ sein Gesicht aufleuchten. „Das war aber nur eine einmalige Sache“, beeilte er sich zu sagen.

Wenigstens hatte Claire jetzt kein allzu schlechtes Gewissen, weil sie ihn sitzen ließ.

Als sie zum SUV ihrer Schwester gingen, stand ihr Matts Gesicht immer noch klar vor Augen. Wie war es möglich, dass sie immer noch nicht über ihn hinweg war? Wie? Nach achtzehn Jahren?

Morgen würde er ins Tierheim kommen. Sie würde ihn wiedersehen. Und dann würde er wieder gehen, und das war’s dann.

Ja, klar.

Corporal McCabbers erzählte Matt gerade von seiner Freundin zu Hause in den Staaten. Sie saßen hinten im Fahrzeug, auf dem Weg zu einem liegen gebliebenen Army-Truck.

„Noch zehn Tage, und dann bin ich zu Hause und bei ihr“, sagte McCabbers gerade. Matt beneidete seinen Kumpel. Er selbst hatte nur eine lange Reihe von Dates und kurzen, gescheiterten Beziehungen vorzuweisen. Natürlich hatte er im Lauf der Jahre Frauen kennengelernt. Aber in seinen Träumen sah er immer nur das Gesicht von Claire Asher.

Und ein Zuhause? Inzwischen hatte er fast zwei Jahrzehnte lang keines mehr.

„Da ist der Truck“, hörte er den Fahrer rufen.

Er und McCabbers warteten darauf, dass der Fahrer ihnen grünes Licht gab, rauszuspringen und im Schutz der Dunkelheit den Truck zu erreichen.

Doch kaum berührten ihre Stiefel den trockenen, staubigen Boden, explodierte ein Feuerball vor Matts Augen, und er wurde heftig nach hinten geschleudert.

Der Schmerz in seinem linken Bein war schlimmer als alles, was er je erlebt hatte. „Fielding!“, hörte er McCabbers rufen. „Fielding!“ Und dann spürte er nichts mehr.

Matt fuhr hoch. Schweiß lief ihm den Oberkörper hinunter. Sein Atem ging mühsam und heftig. Er sah sich um und schloss die Augen.

Er war zu Hause. Im Haus seiner Schwester.

Dann stieß er den Atem aus, ließ sich auf die weichen Laken fallen und zog die Bettdecke hoch.

In der Reha hatte er jedes Mal Albträume gehabt, wenn er eingeschlafen war. Doch als seine Wunden heilten, waren die Albträume weniger geworden. Die Erinnerungen blieben jedoch.

Ihr Fahrer hatte es geschafft, sie zu erreichen. Er hatte ihn und McCabbers in den Truck gezerrt und war davongerast. So hatte er ihnen das Leben gerettet. Sechs Monate später hatte McCabbers in Las Vegas seine Freundin geheiratet. Zwar auf Krücken, aber lebend und heil und gesund.

Matt hatte so verdammt viel, wofür er dankbar sein konnte. Und Claire Asher hatte es verdient, glücklich zu sein. War das nicht der Grund, warum er vor all den Jahren mit ihr Schluss gemacht hatte? Damit sie ein besseres Leben haben konnte als das, das sie mit ihm haben würde?

Trotzdem konnte er nicht aufhören, darüber zu spekulieren, wie Claires Abend weitergegangen war. Ob sie den Schnösel zu sich nach Hause eingeladen hatte. Ob er immer noch da war.

Das geht dich nichts an, ermahnte er sich. Hilf deiner Nichte, den perfekten Hund zu finden. Dann pack deine Sachen.

2. KAPITEL

„Dieser gut aussehende Mann und ein kleines Mädchen sind da“, flüsterte Bunny Claire zu, als sie am Montagnachmittag durch die Hintertür das Hauptgebäude von „Fellknäuel fürs Leben“ betrat. Claire brachte Sunshine wieder in ihren Zwinger. Der einjährige Rottweilermischling fing langsam an, sich für Spaziergänge an einer Leine zu erwärmen. „Er hat gesagt, dass er mit Claire Asher verabredet ist, wegen der Adoption eines Hundes.“ Bunny schenkte ihr ein verschmitztes Lächeln.

Claire schüttelte nur den Kopf. „Genau darum ist er hier.“

„Ich kann gar nicht abwarten, alles über deine Verabredung zu erfahren“, sagte Bunny. Ihre blauen Augen funkelten. „Du musst mir nachher alles erzählen.“

Will ich das noch mal Revue passieren lassen? Oh, nein. „Da gibt’s nichts zu berichten. Die Chemie stimmt nicht, auch wenn er rein theoretisch toll wäre.“

Bunny nickte. „Schon kapiert. Nicht einmal ein perfektes Blind Date kann es mit der ersten großen Liebe aufnehmen.“

Claire ging in die Lobby. Bei Matts Anblick schnappte sie beinahe nach Luft. Er sah so gut aus. Heute trug er ein marineblaues Henley-Shirt, eine schwarze Lederjacke und dunkle Jeans.

Sie schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln. Dann konzentrierte sie sich auf Ellie, die auf und nieder hüpfte vor Aufregung.

„Hi, Miss Claire!“, rief Ellie und strahlte über das ganze, niedliche Gesicht. „Ich kann es gar nicht erwarten, die Welpen zu sehen!“

„Na, dann auf zu den Zwingern“, sagte Claire und übernahm die Führung. „Wir haben vier Welpen und drei Hunde im Alter zwischen anderthalb und zwei Jahren da – die sind fast noch Welpen. Fangen wir mit den Welpen an und schauen mal, wen du magst.“

Sie warf Matt einen Blick zu, der nichts dazu sagte.

„Nur eine Regel gibt es“, fügte Claire hinzu. „Du steckst keine Hand zwischen den Gitterstäben durch. Ein paar Hunde könnten beißen, weil sie Angst haben oder mit der Hundeschule noch nicht fertig sind.“

Als Ellie ernst nickte, blieb Claire vor einem sechs Monate alten Schäferhundmischling stehen. Tabitha sprang auf und bellte wie wild. Dadurch schreckte sie alle anderen Hunde auf. Dann kam sie zum Gitter. Sie schnupperte, ob es ein Leckerli geben würde. Als es nichts gab, lief sie zurück zu ihrem Hundebett und fing an, auf ihrem Seilspielzeug herumzukauen.

„Sie ist echt süß“, sagte Ellie und runzelte leicht die Stirn. Sie kniete sich vor den Zwinger. „Hallo, Hund. Ich bin Ellie.“

Der Welpe bellte wieder wie verrückt und kam zurück, um zu schnuppern, nur um dann wieder zu seinem Lager zurückzukehren.

Ellie biss sich auf die Lippe. Claire merkte sofort, dass das Mädchen keine Verbindung zu Tabitha verspürte.

„Und als Nächstes haben wir hier einen fünf Monate alten Spanielwelpen“, sagte Claire und ging weiter zu dem Wirbelwind im nächsten Zwinger. Prompt fing Belle an, sich im Kreis zu drehen und versuchte, ihren Schwanz zu erhaschen.

Ellie schnappte nach Luft. Sie ließ sich vor dem Zwinger auf die Knie fallen und beobachtete den Welpen entzückt. „Hallo! Hi, Hündchen!“

Der Welpe hörte auf, sich im Kreis zu drehen, und kam auf Ellie zu.

„Denk dran, Süße, steck deine Finger nicht durchs Gitter“, sagte Matt, und Claire nickte ihm zu.

Belle wedelte aufgeregt mit dem Schwanz. Sie sprang an der Zwingertür hoch und versuchte, Ellie zu beschnüffeln. Dann setzte sie sich und bellte Ellie an. Und dann streckte sie sich spielerisch.

„Sie will mit mir spielen!“, sagte Ellie. „Du bist ja so süß! Du bist genau so, wie ich es mir erträumt habe.“

Belle fing wieder an zu bellen und sich im Kreis zu drehen. Sie wollte unbedingt ihren Schwanz zu fassen kriegen.

Claire sah Matt an, der die Miene verzog.

Ellie lachte. Sie strahlte vor Glück über das ganze Gesicht. „Wie ich höre, heißt du Belle. Und ich weiß, das heißt ‚schön‘, und das bist du auch. Aber ich denke, du siehst eher wie Sparkle aus. Wie ein Funken. So würde ich dich nennen. Sparkle!“ Sie sprang auf. „Das ist er! Das ist mein Hund!“

Claire konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so eine Begeisterung erlebt hatte. Und sie bekam bei den Adoptionen viele begeisterte Kinder zu sehen.

„Ja, du bist die Richtige, Sparkle!“, sagte Ellie. Sie kniete sich wieder hin und lächelte den Welpen an.

Der kleine Hund hockte sich prompt hin und pinkelte auf den Boden. Die Lache floss hinaus auf den Gang, sodass alle zurückspringen mussten.

„Hoppla“, sagte Ellie. Dann schien sie sich daran zu erinnern, was ihre Mutter zum Thema Stubenreinheit gesagt hatte. Sorge machte sich auf ihrer Miene breit. Einen Augenblick verzog sie heftig das Gesicht. Claire merkte, dass das Mädchen sich Mühe gab, nicht zu weinen.

„Also, Sparkle ist definitiv nicht stubenrein“, sagte Matt sanft und legte eine Hand auf die Schultern seiner Nichte. „Und sie ist laut und lebhaft. Warum …“

„Ich mach es sauber!“, unterbrach Ellie ihn. „Sind hier irgendwo Papiertücher oder so was?“

Claire lächelte und holte eine Rolle schwerer, brauner Papiertücher. „Ich mach das schon, Süße.“ Rasch wischte sie die Pfütze auf.

„Deine Mom hat ihre Bedingungen sehr klar gemacht, Liebes“, sagte Matt. „Auch wenn Sparkle süß ist, sie ist noch lange nicht gut erzogen, und sie wirkt ein bisschen hyperaktiv.“

Ellie ließ die kleinen Schultern hängen und holte Luft.

Ach, herrje. Es war immer schwierig, wenn sich jemand in ein Tier verliebte, das nicht zu den häuslichen Umständen passte. „Ellie“, sagte Claire, „zwei Zwinger weiter haben wir noch einen süßen Chiweenie namens Tucker, der stubenrein ist und die wichtigsten Kommandos kennt. Ein Chiweenie ist eine Mischung aus Chihuahua und Dackel. Er wird auch noch klein sein, wenn er ausgewachsen ist, also hat er eine tolle Größe für ein Kind.“

Ellie folgte Claire zu Tuckers Zwinger. „Ich hab noch nie von Chiweenies gehört.“ Aber in ihrer Stimme lag keinerlei Aufregung.

„Hier ist Tucker“, sagte Claire und deutete auf den kleinen Hund, der die Ruhe selbst war. Er lag auf seinem Hundebett und kaute an einem Seilspielzeug. Er war sehr süß mit seinen zimtbraunen Hängeohren und seiner langen Schnauze und sah meistens so aus, als ob er schmunzeln würde.

Ellie schenkte ihm die Andeutung eines Lächelns. „Hi, Tucker. Du scheinst ja lieb zu sein.“

Tucker schaute nicht mal auf.

„Er braucht ein bisschen, um aufzutauen“, erklärte Claire.

Aber Ellie rannte zurück zu Sparkles Zwinger und kniete sich davor hin. „Ich wünschte, ich könnte dich mit nach Hause nehmen, Sparkle.“ Sie saß da und schaute zu, wie die Hündin ihrem Schwanz nachjagte.

Claire sah Matt an. Sein Gesichtsausdruck spiegelte die Miene seiner Nichte wider. Das konnte nicht leicht für ihn sein. Wahrscheinlich hätte sie ihn warnen sollen, dass so etwas passieren könnte.

„Komm, lass uns die anderen Hunde anschauen“, sagte Matt und streckte die Hand aus. Er warf Claire einen Blick zu. „Ich wette, es gibt noch einen Hund, in den Ellie sich verlieben wird.“

„Absolut“, sagte Claire. „Rate mal, wer jetzt kommt, Ellie. Ein total süßer Schäferhundmischling. Ich wette, der wird dir gefallen. Er ist sehr verschmust.“ Er gehorchte nicht immer, aber er kannte immerhin das Kommando „Bleib“.

„Ich schätze, ich kann ihn mir ja mal ansehen.“ Aber Ellie rührte sich nicht. Sogar auf die Entfernung konnte Claire sehen, wie ihre Augen glänzten. Das Mädchen bemühte sich sehr, nicht zu weinen.

„Süße, vielleicht können wir ja nächstes Wochenende zu der Adoptionsveranstaltung noch mal herkommen“, sagte Matt. „Dann hatten diese Welpen eine Woche Zeit, um noch etwas zu lernen. Vielleicht verliebst du dich dann in einen Hund, den du diesmal fast nicht bemerkt hast.“

„Okay, Onkel Matt“, sagte Ellie. Aber sie stand immer noch nicht auf. „Ist schon okay, Sparkle. Du wirst jemanden finden, der dich lieb hat, und ihr werdet die allerbesten Freunde sein. Das sagt meine Mom immer, wenn ich traurig bin, weil ich keine beste Freundin habe.“

Claire hielt den Atem an und warf Matt einen Blick zu. Er ließ die Schultern hängen.

„Solange ich nett und freundlich bin, tue ich mein Bestes“, erklärte Ellie dem Welpen. „Dann bekomme ich eines Tages eine beste Freundin. Das kann jederzeit passieren, hat Mommy gesagt.“

Claire schluckte schwer.

Ellie stieß einen leisen Seufzer aus. „Du wärst eine tolle beste Freundin, Sparkle. Aber vielleicht kommt heute noch ein anderes Mädchen her, und du gehst mit ihr nach Hause. Sei einfach nett und freundlich, okay, Sparkle?“

Oh Gott.

Ellie stand auf. Tränen schimmerten in ihren Augen. „Tschüss, Sparkle. Ich hab dich lieb.“

Claire sah Matt an. Er sah aus, als ob er vielleicht auch weinen musste. Und sie hatte ihn schon weinen gesehen. Nur einmal, vor langer, langer Zeit, als er seinen Bruder verloren hatte.

Matt räusperte sich. „Tucker könnte genau der richtige Hund für dich sein, wenn er dich erst mal kennenlernt.“

„Kann sein“, sagte Ellie. „Onkel Matt?“, fragte sie und blieb stehen. „Ich weiß, dass Sparkle nicht stubenrein ist. Aber das könnte ich ihr beibringen. Ich habe gelesen, wie das geht.“

Matt schien darüber nachzudenken. „Also, lass mich deiner Mom ein Bild von ihr schicken.“ Er holte sein Handy heraus und machte ein Foto. „Oh, das ist gut geworden. Ich erkläre ihr, dass Sparkle ihre Bedingungen nicht ganz erfüllt, aber dass wir beide bereit wären, besonders hart daran zu arbeiten, sie zu erziehen.“ Er tippte etwas und wartete dann ab.

Claire hoffte, dass Laura es nicht schaffen würde, dem niedlichen Welpen zu widerstehen.

Der Signalton seines Handys ertönte. „Nicht stubenrein?“, las er laut vor. „Kennt noch kein einziges Kommando? Tut mir leid, Matt. Nein.“ Er drehte sich zu Ellie um. „Süße, du bist von halb acht Uhr früh bis nachmittags um drei in der Schule“, sagte Matt sanft. „Da bleibt alles, was man tun muss, um sich um Sparkle zu kümmern, an deiner Mom hängen.“

„Ja“, flüsterte Ellie und verzog erneut das Gesicht. Claire wusste, dass das Mädchen sich bemühte, nicht zu weinen.

„Können wir Belle – Sparkle – reservieren?“, fragte Matt. „Bis wir mit meiner Schwester sprechen können? Vielleicht können wir einen Kompromiss finden.“

„Ich reservier sie euch bis morgen“, versprach sie.

Ellie sah gleichzeitig hoffnungsvoll und enttäuscht aus. „Danke, dass Sie mir die Hunde gezeigt haben, Miss Claire. Tschüss, Sparkle. Ich hab dich lieb.“

Der kleine braun-weiße Hund bellte und fuhr fort, seinen Schwanz zu jagen.

„Sie hat auch Tschüss gesagt!“, rief Ellie und lächelte plötzlich wieder.

Matt lächelte zurück und nahm die Hand seiner Nichte. „Warum habe ich geglaubt, dass das so einfach sein würde?“, fragte er Claire im Flüsterton.

„Das ist es selten“, sagte Claire.

Einen Moment hielt er ihren Blick gefangen. „Ich melde mich, sobald ich kann.“

So viel zum Thema auf Abstand gehen, jeden Kontakt abstellen, ihn hinter sich lassen. Claire biss sich auf die Lippe und nickte. Dann sah sie zu, wie die beiden gingen. Matt hatte den Arm um die Schultern des enttäuschten kleinen Mädchens gelegt.

Oh ja, ich stecke in Schwierigkeiten, dachte Claire.

„Nein und nochmals nein“, flüsterte Laura, nachdem Matt sich noch mal bei seiner Schwester für Sparkle eingesetzt hatte. Matt war dabei, mehr schlecht als recht Paprika für einen Salat klein zu schneiden, während Laura nach dem Hühnchen sah, das im Backofen briet. „Aber schau dir dieses Hundegesicht an“, sagte er, griff nach seinem Handy und zeigte ihr noch mal den niedlichen Welpen.

„Du kriegst Paprika an dein Handy“, sagte Laura und weigerte sich, das Foto anzusehen.

„Oje, du bist sauer auf mich.“

„Natürlich bin ich das!“, sagte sie. „Ich habe ausdrücklich gesagt, dass der Hund stubenrein sein und die wichtigsten Kommandos beherrschen muss. Diese Sparkle ist weder das eine, noch kann sie das andere! Und ich bin jetzt die Böse.“

„Ich weiß, und das tut mir leid. Aber sie ist unglaublich süß“, sagte Matt. „Und Ellie hat sich so in sie verliebt.“

Laura seufzte. „Ich habe gerade alle Teppiche reinigen lassen. Ich habe einen Teilzeitjob, und ich helfe in Ellies Schule aus. Ich kann keinen Welpen erziehen, Matt.“

Warte mal.

Ja.

Natürlich!

Warum war er da nicht schon längst darauf gekommen? „Ich erziehe den Welpen“, sagte er. „Ich lese ein Buch, schau mir ein paar Videos an. Ich bin sicher, das kriege ich hin.“

Laura sah ihn an. „Matt, mein Lieber, das weiß ich zu schätzen, aber nein. Ich will nicht wochenlang Unfälle hier im Haus haben.“

Sie hatte jedes Recht dazu. „Ach, verdammt. Ich habe echt Mist gebaut“, sagte er. „Ich hätte Ellie keine Hunde zeigen sollen, die sie nicht haben kann.“

Seine Schwester legte eine Hand auf seinen Arm. „Ich bin sicher, wir finden noch den richtigen Hund.“

„Vermutlich“, sagte er. Er hasste es, seine Nichte enttäuschen zu müssen – und Claire.

„Danke für die Hilfe mit dem Salat“, sagte sie und betrachtete die Schüssel mit den schief geschnittenen Salatblättern und merkwürdig geformten Paprikastückchen.

„Dann rufe ich besser mal Claire an und sag ihr, dass sie Sparkle nicht weiter für uns reservieren muss“, sagte er.

Laura nickte. „Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du den schwierigen Teil der Suche übernimmst. Es ist nicht einfach für mich, da Ja oder Nein zu sagen.“

Er lächelte. „Ich weiß.“

„In zehn Minuten gibt’s Essen“, sagte sie. Das bedeutete, dass er Claire besser gleich Bescheid sagen sollte. Und dann Ellie.

Er nickte, ging ins Gästezimmer und machte die Tür hinter sich zu. Mit dem Telefon in der Hand setzte er sich aufs Bett und fischte die Visitenkarte heraus, die Claire ihm gegeben hatte.

Als er ihr „Hallo“ hörte, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Wahrscheinlich würde er sich nie wieder daran gewöhnen, einfach so ihre Stimme zu hören oder sie zufällig zu treffen.

„Hi, Claire. Hier ist Matt. Leider kannst du die Reservierung löschen.“

„Das tut mir leid. Geht es Ellie gut?“

„Nein. Und meine Schwester ist sauer auf mich, weil ich sie als die Böse dastehen lasse.“

„Oh, nein“, sagte Claire.

„Ich habe sogar angeboten, Sparkle selbst zu trainieren. Aber meine Schwester will sich hier in ihrem Haus darauf nicht einlassen.“

„Du wärst bereit, den Hund zu trainieren?“, fragte Claire.

„Klar. Ich meine, ich weiß, dass ich keine Erfahrung habe. Aber ich würde mich informieren. Ist ja nicht so, als ob ich zurzeit was anderes zu tun hätte.“

Eine Sekunde lang blieb sie stumm. Dann sagte sie: „Matt, ich habe eine verrückte Idee.“

„Ich bin ganz Ohr.“

„Ich wohne in Kingdom Creek – in einem Haus mit einem großen, eingezäunten Garten. Über der Garage ist ein kleines Einzimmerapartment. Vielleicht könntest du vorübergehend da wohnen und Sparkle trainieren. Und wenn sie so weit ist, kann Ellie sie adoptieren. Deine Nichte könnte sogar helfen, sie zu trainieren.“

Hmm. Damit wäre allen geholfen, vor allem ihm selbst. Er hätte seine eigene Wohnung, auch wenn sie an Claires Haus anschließen würde. Er hätte den Freiraum, sich über seine Zukunft Gedanken zu machen. Und Claire hatte ja die Formulierung „vorübergehend“ verwendet. Damit hatte sie klargestellt, dass er gehen musste, wenn der Welpe trainiert war.

Am allerbesten wäre, dass er eine Mission haben würde: Einen süßen Welpen für seine geliebte Nichte zu trainieren.

„Ich ziehe morgen ein“, sagte er.

Einen Augenblick herrschte Stille. Dann gab sie ihm hastig die Adresse und ein paar Informationen über die Ausstattung. Das Apartment war möbliert, also brauchte er nur seine Reisetasche mitzunehmen.

„Danke, Claire“, sagte er. „Ich weiß, dass ich als Mieter wahrscheinlich nicht die erste Wahl für dich bin.“

„Wenigstens kenne ich dich. Oder kannte dich mal“, sagte sie. „Die letzten paar Mieter waren eine Katastrophe.“

Oder kannte dich mal. Die Worte trafen ihn wie einen Faustschlag in den Magen. „Wir sehen uns dann morgen.“

Als sie auflegte, beendete sie zwar das Gespräch, aber nicht seine Erinnerungen an sie. Der Schulball, vor so vielen Jahren. Sie hatten geplant, in dieser Nacht gemeinsam ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Aber im Lauf des Abends hatte Matt erkannt, dass er Claire nicht anfassen konnte. Sie wusste, dass er zur Armee gehen würde, und sie hatte gesagt, dass sie auf ihn warten würde. Doch auf dem Schulball hatte Claire in ihrem wunderschönen rosa Kleid ausgesehen wie ein Filmstar. Die ganze Welt stand ihr offen. Da hatte Matt nur noch daran denken können, dass sie, die kluge, faszinierende Claire Asher, nur seinetwegen ihr Leben aufschieben würde, obwohl sie so viel mehr verdient hatte.

Nur war sie in Spring Forest geblieben. War hier aufs College gegangen. Hatte einen Mann von hier geheiratet. Warum? Warum hatte sie die Gelegenheit nicht genutzt, um ihre Freiheit zu genießen? Das verstand er nicht.

Vermutlich würde er jetzt jede Menge Gelegenheit haben, sie das zu fragen.

„Wie bitte?“ Claires Schwester holte die Box mit dem Sesamhühnchen aus der Plastiktüte des Take-away. Della war vorbeigekommen, um das Blind Date, das Treffen mit Matt und die ganze Sache mit seiner Nichte und dem Hund zu bequatschen. Als Claire den Teil der Geschichte erzählte, dass Matt in ihre Einliegerwohnung ziehen würde, schüttelte Della den Kopf. „Ihr werdet zusammenleben.“

„Kaum“, sagte Claire. „Das Apartment hat einen eigenen Eingang. Ich werde ihn kaum sehen.“ Sie zog ihre Essstäbchen auseinander und machte sich über das Hühnchen her.

Della kniff die Augen zusammen und nahm sich die Packung Rindfleisch in Knoblauchsauce mit Brokkoli. „Nur befindet sich dieser Eingang von deiner Veranda aus die Treppe hoch.“ Sie deutete auf die Schiebetür zum Garten, wo Dempsey auf ihrem Hundebett lag. „Du wirst ihn jedes Mal sehen, wenn du hier sitzt.“

„Er ist ja auch was fürs Auge“, meinte Claire. „Das ist ein Pluspunkt.“

Della legte ihre Stäbchen hin. „Süße. Man kann mit Worten nicht mal beschreiben, wie sehr er dich verletzt hat. Weißt du noch? Das kannst du nicht noch mal durchmachen.“

Oh ja, Claire erinnerte sich daran. Alle ihre Pläne waren wie eine Seifenblase zerplatzt. Eine andere hätte sich vielleicht zusammengerissen und wäre wie geplant zur Universität gegangen. Wie geplant – ha! Damals war „der Plan“ gewesen, dass Matt seine Grundausbildung machen würde. Wenn er danach irgendwo stationiert war, würden sie sich sehen, wenn er im Urlaub nach Hause kam. Stattdessen hatte er praktisch ohne Erklärung mit ihr Schluss gemacht. Ihr Herz gebrochen. Vor Schmerz war sie ganz durcheinander gewesen und hatte nicht mehr klar denken können.

Ihre arme Schwester hatte sich alle Mühe gegeben, sie zu der Erkenntnis zu bewegen, dass das auch eine Chance war. Eine Chance, zur Uni zu gehen und ein neues Leben anzufangen. Aber Claire hatte es nicht geschafft, sich zusammenzureißen. Stattdessen hatte sie ständig geweint und wollte morgens nicht mal aufstehen, weil sie sich einfach keine Zukunft ohne den Mann vorstellen wollte, den sie liebte – eine Zukunft ohne Matt Fielding.

Nach drei Wochen hatte Della sie aus dem Bett gezerrt, um mit ihr auf die Bahamas zu fliegen, ob sie nun wollte oder nicht. Der weiße Sand und das türkisblaue Wasser und die fruchtigen Cocktails hatten dazu beigetragen, dass es ihr besser ging.

Wieder zu Hause, hatte sie sich im College eingeschrieben und den zweiten Mann in ihrem Leben geheiratet. Einen Kerl, der überhaupt nicht zu ihr passte. Aber das war ihr da noch nicht klar gewesen. Zum Glück hatte sie damals schon die Leidenschaft für den Lehrerberuf gepackt. Claire war ganz darin aufgegangen. Sie liebte es, zu unterrichten. Als ihre Ehe zerbrach, war Claire mit sich selbst vollauf beschäftigt. Oder wenigstens war das ihre Erklärung dafür, warum der Betrug ihres Mannes sie nicht so fertiggemacht hatte, wie er es hätte tun sollen.

„Ich glaube nicht, dass du mich je wirklich geliebt hast“, hatte ihr Mann gesagt. Aber er irrte sich; sie hatte ihn geliebt, sehr sogar. Ich denke, ich war nur eine Notlösung für dich, nachdem deine erste große Liebe dich am Boden zerstört zurückgelassen hat.

Claire lächelte und drückte die Hand ihrer Schwester. „Hör auf, dir Sorgen zu machen. Matt Fielding und ich sind Geschichte. Ich sorge nur dafür, dass ein kleines Mädchen den richtigen Hund bekommt.“

„Abgesehen davon, dass Matt und dieser Hund bei dir einziehen.“

Claire ließ die Stäbchen sinken. Sie war noch nie in der Lage gewesen, Della anzulügen. „Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, rast mein Herz, mein Magen schlägt einen Salto, und ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter.“

„Ja, so beschreibt man das, wenn man über den ersten Freund immer noch nicht hinweg ist. Der dir das Herz gebrochen hat. Der bei dir einzieht. Der keine Pläne hat für sein Leben – weder hier noch anderswo. Ich meine ja nur, Claire. Du willst doch, was du willst – einen Mann und ein Kind. Eine Familie. Du weißt, was du dir wünschst. Also lass dich nicht von einem attraktiven Gesicht und Erinnerungen verwirren, Claire. Er hat dich furchtbar verletzt damals.“

Das hieß aber nicht, dass er sie wieder verletzen würde. Vielleicht sollte das ihre zweite Chance sein. Das Schicksal hatte dafür gesorgt, dass sich ihre Wege wieder kreuzten.

Oh, Gott. Ihre zweite Chance?

Nein. Sie musste sich jetzt darauf konzentrieren, was sie sich in ihrem Leben wirklich wünschte: den richtigen Partner und ein Kind.

„Ich pass schon auf“, versprach sie ihrer Schwester. „Und übrigens, ich bin offen für weitere Blind Dates.“

„Gut so!“, sagte ihre Schwester und stibitzte ein Stück Sesamhühnchen.

„Aber ganz egal, was passiert, ich bin für dich da, wenn du mich brauchst“, fügte ihre Schwester hinzu. Mit wissendem Blick.

Claire biss sich auf die Lippe. Sogar ihre Schwester wusste, wie stark die Anziehungskraft war, die Matt Fielding auf sie ausübte.

Verdammter Mist.

„Rate mal, was es Neues gibt, Süße“, sagte Matt und setzte sich zu seiner Nichte auf den runden, geflochtenen Teppich im Kinderzimmer. Gar nicht so übel, sagte er sich, als ihm auffiel, dass er sich im Rekordtempo auf sein kaputtes Bein gesetzt hatte. Und das, ohne zusammenzuzucken.

Ellie spielte „Teestunde für Hunde“ und bediente ihre Stofftierhunde, die im Halbkreis um den Teppich saßen.

„Was denn?“, fragte sie, während sie dem weißen Pudel an ihrer Seite einschenkte.

„Was hältst du davon, wenn ich in eine eigene Wohnung ganz in der Nähe ziehe, Sparkle als Pflegehund aufnehme und sie trainiere, damit du sie adoptieren kannst?“

Ellie schnappte so laut nach Luft, dass seine Schwester die Treppe heraufgerannt kam.

„Alles okay?“, fragte Laura.

Ellie stürzte sich in Matts Arme. „Onkel Matt hat mir gerade erzählt, dass er Sparkle für mich trainieren wird!“

Laura lächelte. „Habe ich schon gehört. Ich werde dich aber vermissen, Matt.“

„Ich werde fünf Minuten weg von hier wohnen“, sagte er. „Und, Ellie, du darfst jederzeit vorbeikommen, wenn deine Mom es erlaubt. Du kannst mir helfen.“

„Das ist der schönste Tag meines Lebens“, sagte Ellie und schlang die Arme um Matt. „Danke.“

Er warf Laura einen Blick zu, die lächelte. Dann sah er Ellie an, die ebenfalls lächelte. Sogar die Stofftiere lächelten.

Aber er fragte sich, ob Claire auch nur ansatzweise glücklich mit dieser Lösung war. Das konnte er sich kaum vorstellen.

„Matt, kannst du mir kurz helfen?“, fragte seine Schwester und deutete mit einem Kopfnicken zur Tür.

Unten zog sie ihn in die Waschküche und machte die Tür hinter ihnen zu. „Hör mal, es ist fast zwanzig Jahre her, seit du mit Claire Schluss gemacht hast. Also vielleicht ist da nichts mehr zwischen euch. Aber ich sage dir jetzt und hier, Bruderherz, spiel nicht mit dieser Frau. Fang nichts an, was du nicht zu Ende bringen kannst.“

„Wer sagt, dass ich irgendwas anfange?“

„Hmm, wer zieht denn in das Haus seiner ersten großen Liebe?“

„Und wenn?“, fragte er. Warum hatte er das Gefühl, sich verteidigen zu müssen? Vielleicht weil er sich tief in seinem Inneren wünschte, dass etwas passieren würde? „Was, wenn etwas passiert?“

„Männer.“ Sie schüttelte langsam den Kopf. „Du willst dir im Augenblick darüber klar werden, was du künftig mit deinem Leben anfangen sollst. Claire Asher ist eindeutig auf der Suche nach einem Mann. Du hast sie damals verletzt, Matt. Ich will nur sagen, wenn du dir nicht sicher bist, was sie angeht, dann lass es. Lass sie in Ruhe.“

„Ich bin mir wegen gar nichts sicher“, sagte er.

„Genau darum hat sie etwas Besseres verdient als eine dreiwöchige Beziehung oder wie lange du brauchst, um Sparkle zu erziehen.“

Er seufzte. Denn seine Schwester hatte recht. Wie üblich.

Am nächsten Nachmittag wartete Claire im Shop von „Fellknäuel fürs Leben“. Sie hatte eine Kiste mit dem Notwendigsten für Sparkle zusammengestellt. Dazu gehörte ein niedliches lila Halsband mit weißen Sternen und eine silberne Marke, in die der Name „Sparkle“ und Matts Handynummer eingraviert waren. Außerdem zwei Leinen, eine Wasserschüssel, ein Futternapf, das Trockenfutter, an das Sparkle gewöhnt war, ein paar Spielsachen und ein Info-Paket über das Training von Welpen.

„Alles, was du für Sparkle brauchst, ist hier drin “, erklärte sie. „Lassen wir die Sachen erst mal da. Die nehmen wir mit, wenn wir Sparkle geholt haben.“

„Ich als Hundetrainer“, sagte er mit einem Grinsen. „Wer hätte das gedacht?“

„Was du da für deine Nichte tust, ist echt großartig.“

„Ich bin froh, dass ich das tun kann.“

Als sie in den Zwinger kamen, ging Matt geradewegs auf Hank zu. „Amer Kerl“, sagte er. Hank sah ihn traurig an. Der Hund rappelte sich auf und kam zum Gitter. Matt kniete sich langsam hin, um ihn zu begrüßen. „Hi, Kumpel.“ Das war bestimmt nicht so toll, hier eingesperrt zu sein. „Vielleicht kann ich mit Hank einen Spaziergang machen, bevor wir Sparkle holen“, sagte er zu Claire. „Er tut mir echt leid.“

Sie lächelte. „Da freut er sich bestimmt.“ Sie nahm eine Leine vom Regal und gab Hank das Kommando „Sitz“. Darauf hörte er auch. Dann ging sie in den Zwinger und machte die Tür hinter sich zu. Sie legte ihm die Leine an, führte ihn nach draußen und schloss die Zwingertür wieder. „Durch die Tür da kommst du zu einem Weg, den du mit ihm gehen kannst. Es ist ein Rundweg, ungefähr vierhundert Meter. Ich kümmere mich in der Zwischenzeit um den Papierkram für Sparkle. Wenn du mit Hank wieder da bist, können wir gehen.“

Wieder kniete er sich neben den alten Hund, und sie bemerkte, dass er dafür länger brauchte, als sie erwartet hätte. Wohl eine Verletzung.

Er kraulte Hank, dann erhob er sich genauso langsam. „Wie kommt es, dass dieser Hund immer noch hier ist? Er ist so ruhig, er wirkt richtig weise, und er sieht toll aus.“

Sie verspürte einen Stich ins Herz beim Anblick von Mann und Hund. „Ich weiß. Aber ältere Hunde, vor allem große, sind oft lange hier. Aber wir sorgen dafür, dass sie ganz viel Liebe und Zuwendung bekommen.“

Er nickte. „Bis gleich.“

Als sie beobachtete, wie er mit Hank wegging, wusste sie, dass sie verloren war.

Zwanzig Minuten später war der Papierkram erledigt und Matt wieder da. Hank wirkte richtig happy.

„Mach es einfach genau wie ich vorhin“, sagte Claire. „Führ ihn an der Leine rein und mach die Tür hinter ihm zu. Dann nimmst du ihm die Leine ab, befiehlst ihm, Sitz zu machen, und kommst dann wieder raus und verschließt die Tür.“

„Kapiert.“ Er folgte ihren Anweisungen und stand dann vor dem Zwinger, als ob es ihm schwerfiel, sich zu trennen.

„Und wie wäre es mit einem Keks für so einen guten Hund?“, fragte Claire und gab Matt ein Leckerli.

Matt hielt es durch die Gitterstäbe, und Hank kam langsam zu ihnen und nahm es ins Maul. Dann trug er den Leckerbissen zu seinem Bett und fing an, daran zu knabbern.

„Bis demnächst, Großer“, sagte Matt.

Ein paar Zwinger weiter ließ Claire Matt die Prozedur bei Sparkle wiederholen, während sie noch Sparkles Lieblingsdecke holte.

„Wow, du bist echt irrsinnig süß“, sagte Matt. Er streichelte Sparkle. „Kein Wunder, dass Ellie verrückt nach dir ist.“

Sparkle bellte aus vollem Hals und sprang an Matts Bein hoch.

„Nein“, sagte Claire mit fester Stimme. Sparkle rührte sich nicht. „Nein“, wiederholte sie. Sanft schob sie den Hund nach unten. „Das lernt sie schon noch.“

„Wir werden das zusammen lernen“, erklärte er dem Welpen. „Wir sind beide Anfänger.“

Ich kann dir helfen, wollte sie sagen. Aber dann würde sie mehr Zeit mit ihm verbringen, als gut für sie war.

In der Lobby hob Claire die Kiste mit Sparkles Sachen hoch.

„Was schulde ich dir dafür?“, fragte Matt und zog seine Brieftasche heraus.

„Oh, weil du den Hund in Pflege nimmst, geht das auf uns“, sagte sie.

„Dann als Spende.“

Das war nett. Sie nannte ihm die Summe, und er ging zur Kasse, wo Birdie gerade einen ehrenamtlichen Helfer einwies.

„Das ist wirklich wunderbar von Ihnen, dass Sie den Welpen in Pflege nehmen und für Ihre Nichte trainieren“, sagte Birdie und musterte Matt mit ihren durchdringenden blauen Augen. „Wenn Sie irgendwas brauchen oder irgendwelche Fragen haben, rufen Sie bitte jederzeit bei uns an. Und natürlich haben Sie eine unserer besten Mitarbeiterinnen in Reichweite.“ Sie nickte Claire zu.

Matt warf Claire einen Blick zu und lächelte. „Danke. Das weiß ich zu schätzen. Und ich bin sicher, dass ich viele, viele Fragen haben werde.“

Dann gingen sie zu ihren Autos. Claire stellte die Kiste auf ihren Rücksitz. „Es ist nicht weit – nur ein paar Minuten von hier. Ich denke, dir wird die Abgeschiedenheit gefallen.“

„Kingdom Creek. Klingt nach was Besonderem.“

Sie zuckte die Achseln. „Es ist das Haus, in dem ich mit meinem Mann gewohnt habe. Jetzt lebe ich dort ganz allein. Und Dempsey, natürlich.“

„Wie lange bist du schon geschieden?“, fragte er und setzte Sparkle ab. Die kleine Hundedame fing sofort an, herumzuschnüffeln. Claire konzentrierte sich auf sie, statt Matt in die Augen zu sehen.

„Drei Jahre. Ein Jahr vor der Trennung hat er angefangen, mich zu betrügen. Aber er hat die Frau inzwischen geheiratet, also meint er, dass das okay war.“

„Fremdgehen ist nie okay“, sagte Matt. Eine Sekunde lang hielt er ihren Blick gefangen. „Es tut mir leid, dass du das hast durchmachen müssen.“

„Wie sagt man doch so schön? Was mich nicht umbringt, macht mich stärker?