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Ivan Franko (1856-1916) aus Lviv, Westukraine, war ein Dichter, Philosoph und Wissenschaftler von europäischem Format. Sein Werk ist ebenso reichhaltig wie mannigfaltig, es reicht von der Literatur in Poesie und Prosa, über philosophische und politische Traktate, Literaturkritik und Journalismus, bis hin zu wissenschaftlichen Arbeiten über verschiedene Themen, die ihn interessierten. Bei aller Diversität, Ivan Franko war vor allem Dichter. "Die Felsenbrecher" ist eines seiner berühmtesten Gedichte, worin er in allegorischen Bildern Schwerarbeiter darstellt, die auf dem Weg des Fortschritts die Zukunft errichten. Darüber hinaus enthält die vorliegende Ausgabe über dreißig weitere Gedichte, Sonette, Parabeln und Poeme, jeweils im Paralleltext ukrainisch und deutsch.
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Ivan Franko
Зміст
Zum Geleit
Каменярі
Die Felsenbrecher
Вічний революціонер
Allzeit Revolutionär
Не пора, не пора, не пора
Heutzutage ist nicht an der Zeit
Знов рік минув
Ein Jahr ist nun vorbei
Semper tiro
Semper tiro
Колись в сонетах
Einstmalige Sonette
Чого ти, хлопе?
Warum denn, Bauer?
Недовго жив я
Ich lebte noch nіcht lange
Пісня будущини
Lied der Zukunft
Котляревський
Kotljarevs’kyj
Гримить
Es donnert
Земле, моя всеплодющая мати
Erde, du fruchtbare Mutter der Ähre
У темну ніч
In dunkler Nacht
Твої очі
Deine Augen
Безмежнеє поле
Gewaltiges Feld
Ти знов оживаєш, надіє!
Ich darf wieder hoffen!
Хто славу світу осягнув
Der schnelle Ruhm
Декадент
Dekadent
Я не жалуюсь на тебе, доле
Niemals, Schicksal, will ich mich beklagen
Як двоє любляться
Wenn zwei sich lieben
Сипле, сипле, сипле сніг
Leise rieselt weißer Schnee
Розвійтеся з вітром, листочки зів’ялі
Fliegt fort, welke Blätter
Vivere memento
Vivere memento
Якби ти знав
Wenn du nur wüsstest
Гнів – се огонь
Zorn ist wie Feuer
Немає друга понад мудрість
Klugheit ist der beste Freund
Не такого посту
Nicht ein solches Fasten
Блаженний муж
Selig der Mensch
Глась вопіющаго во пустыни
Stimme des Rufers in der Wüste
Заповіт Якова
Jakobs Vermächtnis
Притча про життя
Parabel über das Leben
Притча про нерозум
Parabel über die Torheit
Строфи
Strophen
З великої війни (поема)
Aus dem großen Krieg (Poem)
Ivan Franko, der unermüdliche Kämpfer
Bibliographische Angaben
Liebe Leser! Sie halten in Händen eine Auswahl aus dem poetischen Werk des ukrainischen Dichters Ivan Franko im Original und in deutscher Nachdichtung. Dieser Dichter, welcher aus Lviv (ehem. Lemberg) stammte, gehört zu den größten Gestalten der ukrainischen Literatur, und die Herausgeber geben der Hoffnung Ausdruck, durch die Veröffentlichung seiner Verse in deutscher Sprache, diesen großen Dichter und Denker der Ukraine einem breiten europäischen Publikum nahezubringen. Die vorliegende Sammlung umfasst nur einen kleinen Teil aus dem immensen Werk von Ivan Franko, doch sie gibt das Gedankengut dieses Dichters wieder, der Zeit seines Lebens sich mit seiner Heimat innerlich verbunden fühlte, als Wissenschaftler und Philosoph für die Freiheit des Landes kämpfte, und durch seine Schriften sich für das Glück der Menschen einsetzte. Im Gedicht Dekadent gibt er sein Credo bekannt:
Mein Motto lautet: Arbeit, Glück und Frieden, Ich bin des Volkes Sohn, Prolog, nicht Epilog.
Als Sohn des Volkes kämpft er in vorderster Reihe, er fühlt sich als Prolog, der an der Spitze steht und leitet, nicht als Epilog, der den Schlusspunkt bildet.
Den Erfolg erreichen kann man nach Franko nur durch harte beständige Arbeit, dann kommt auch das ersehnte Glück zum Menschen. Franko war ein Dichter, der die Zeichen der Zeit erkannte, der sich für den Frieden und die Gerechtigkeit für alle Menschen einsetzte und der ein überzeugter Europäer war. Daher steht das bekannte Gedicht Die Felsenbrecher am Anfang der Sammlung, ist symbolisch wegweisend für den gesamten Inhalt, und ergibt auch den Titel für das Buch. Franko selbst fühlte sich als hart arbeitender „Felsenbrecher“, und als solcher ist er in die Geschichte des ukrainischen Volkes eingegangen.
Da er selbst während der Zeit des Ersten Weltkrieges lebte und den Krieg aus unmittelbarer Nähe erlebte, lassen manche Gedichte auch eine erstaunlich aktuelle Beziehung zu der heutigen Situation in der Ukraine erkennen.
Gedenken wir der Kämpfer für den Frieden,
Die dieses Jahr im Krieg gefallen sind,
Und halten wir ihr Zeugnis hoch in Ehren
Mit Tränen und im Herzen ihrem Bild.
Mögen viele Menschen, Liebhaber der Poesie, mit den Gedichten von Ivan Franko angenehme, erhebende und nachdenkliche Momente erleben, ihr Wissen um die Ukraine erweitern, und Verständnis, ja sogar Sympathie, für dieses Land empfinden.
Я бачив дивний сон. Немов передо мною
Безмірна, та пуста, i дика площина
I я, прикований ланцем залізним, стою
Під височенною гранітною скалою,
А далі тисячі таких самих, як я.
У кожного чоло життя i жаль порили,
I в оці кожного горить любові жар,
I руки в кожного ланці, мов гадь, обвили,
I плечі кожного додолу ся схилили,
Бо давить всіх один страшний якийсь тягар.
У кожного в руках тяжкий залізний молот, I голос сильний нам згори, як грім, гримить: “Лупайте сю скалу! Нехай ні жар, ні холод Не спинить вас! Зносіть i труд, i спрагу, й голод, Бо вам призначено скалу сесю розбить”.
I всі ми, як один, підняли вгору руки,
I тисяч молотів о камінь загуло,
I в тисячні боки розприскалися штуки
Та відривки скали; ми з силою розпуки
Раз по раз гримали о кам'яне чоло.
Мов водопаду рев, мов битви гук кривавий, Так наші молоти гриміли раз у раз; I п'ядь за п'ядею ми місця здобували; Хоч не одного там калічили ті скали, Ми далі йшли, ніщо не спинювало нас.
I кожний з нас те знав, що слави нам не буде, Ні пам'яті в людей за сей кривавий труд, Що аж тоді підуть по сій дорозі люди, Як ми проб'єм її та вирівняєм всюди, Як наші кості тут під нею зогниють.
Та слави людської зовсім ми не бажали,
Бо не герої ми i не богатирі!
Ні, ми невольники, хоч добровільно взяли
На себе пута. Ми рабами волі стали:
На шляху поступу ми лиш каменярі.
I всі ми вірили, що своїми руками Розіб'ємо скалу, роздробимо граніт, Що кров'ю власною i власними кістками Твердий змуруємо гостинець i за нами Прийде нове життя, добро нове у світ.
I знали ми, що там далеко десь у світі, Який ми кинули для праці, поту й пут, За нами сльози ллють мами, жінки і діти, Що други й недруги, гнівнії та сердиті, I нас, i намір наш, i діло те кленуть.
Ми знали се, i в нас не раз душа боліла, I серце рвалося, i груди жаль стискав; Та сльози, ані жаль, ні біль пекучий тіла, Ані прокляття нас не відтягли від діла, I молота ніхто із рук не випускав.
Отак ми всі йдемо, в одну громаду скуті Святою думкою, а молоти в руках. Нехай прокляті ми i світом позабуті! Ми ломимо скалу, рівняєм правді путі, I щастя всіх прийде по наших аж кістках.
1878
Ich hatte einen Traum, der seltsam war. Ich sehe
Ein weites ödes Land vor mir, verwüstet, wild,
Ich selbst, in einer schweren Eisenkette, stehe
Am Fuße einer steilen Felswand großer Höhe,
Und mit mir Tausende gefangen, so wie ich.
Ein jedes Antlitz trägt die Zeichen großer Leiden,
Jedoch in jedem Auge brennt der Liebe Glut,
Die Hände, eingezwängt in Fesseln, wie mit Schlangen,
Die Schultern von uns allen sich zu Boden neigen,
Weil drückend eine Last auf jedem von uns ruht.
In Händen tragen alle einen schweren Hammer
Und eine laute Stimme aus der Höhe dröhnt:
„Zertrümmert diesen Fels! Nicht Mühsal und nicht Kummer
Hält euch zurück, nicht Hitze, Kälte, Durst und Hunger!
Den Felsen zu zerschlagen wurde euch bestimmt“.
Wir hoben wie ein Mann gemeinsam unsre Hände,
Und tausend Hammer prallten auf den Fels zugleich,
Und tausend spitze Brocken flogen ohne Ende,
Verteilten sich umher auf diesem Felsgelände;
Die Schläge waren heftig und verzweiflungsreich.
Wie Dröhnen eines Wasserfalls, wie Kampfeswaffen,
So schlugen unsre Hammer immer wieder ein;
Wir konnten Fuß um Fuß es immer weiter schaffen,
Obgleich die Steine oft so manchen von uns trafen,
Nichts hielt uns auf, wir drangen ständig tiefer ein.
Wir alle wussten, dass wir Ruhm dafür nicht ernten, Und von den Menschen für dies Opfer auch kein Lob, Dass Menschen diese Straße dann erst nutzen werden, Wenn wir den Fels zerschlagen, das Gelände ebnen, Wenn unsre Knochen längst zerfallen sind im Tod.
Wir wünschten keinen Ruhm, den Menschen geben können,
Denn wir sind keine Helden auf der Siegesspur!
Wir sind Gefangene, die frei und ohne Zögern
Die Fesseln angenommen und der Freiheit dienen:
Und auf dem Weg des Fortschritts Felsenbrecher nur.
Wir glaubten fest daran, dass wir mit eig’nen Händen
Es schaffen zu zertrümmern diesen harten Fels,
Dass wir mit unsren Knochen und dem Blut vollenden
Den festen Weg aus Stein, und nach uns kommen werden
Ein neues Leben, Glück und eine heile Welt.
Es war uns voll bewusst, dass dort in fernen Weiten
Ein Ort ist, welchen wir für Arbeit, Schweiß und Joch
Verließen; Mütter, Frauen, Kinder um uns weinten,
Wo Feinde und auch Freunde zornerfüllt verweilten,
Und jeder unsre Arbeit und uns selbst verflucht.
Wir wussten alles dies, auch wenn uns Schmerzen plagten,
Auch wenn das Herz darob uns in der Brust zersprang;
Obgleich die Tränen, Wunden, Leiden überragten,
Auch alle bösen Flüche in der Seele nagten,
Von uns ließ niemand seinen Hammer aus der Hand.
So schreiten wir voran, geschweißt zu einer Einheit Durch heiliges Gefühl, den Hammer in der Hand. Sogar wenn uns verflucht, vergisst die Allgemeinheit! Wir bauen durch den Fels den Boden für die Wahrheit, Doch erst nach unsrem Tod kommt auch das Glück ins Land.
Вічний революціонер – Дух, що тіло рве до бою, Рве за поступ, щастя й волю – Він живе, він ще не вмер. Ні попівськiї тортури, Ні тюремні царські мури, Ані війська муштровані, Ні гармати лаштовані, Ні шпіонське ремесло В гріб його ще не звело.
Він не вмер, він ще живе!
Хоч від тисяч літ родився,
Та аж вчора розповився
І о власній силі йде.
І простується, міцніє,
І спішить туди, де дніє;
Словом сильним, мов трубою,
Міліони зве з собою –
Міліони радо йдуть,
Бо се голос духа чуть.