Ferien, die bleiben - Micky Molken - E-Book

Ferien, die bleiben E-Book

Micky Molken

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Beschreibung

Denise Jörn zieht der Arbeit wegen in eine neue Stadt. Sie entdeckt in einem Umzugskarton ein Tagebuch. Ihr Tagebuch. Als sie es schrieb war Denise 17 Jahre alt. Seitdem waren zwanzig Jahre vergangen. Eine aufregende Zeitreise in ihre Vergangenheit beginn

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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7

Ferien, die bleiben

Von Micky Molken

Buchbeschreibung:

Hi, darf ich mich vorstellen Jörn, Denise Jörn. Wisst ihr was, diesen Sommer soll es passieren. Was passieren soll? Ach ja, dass könnt ihr nicht wissen. In diesen Ferien werde ich meine Unschuld verlieren, denn ich bin über beide Ohren verliebt. Wollt ihr seine Namen wissen? Okay, ich verrate es euch. Sein Vorname klingt wie Musik, RONNY. Ich bin so aufgeregt! Wie war euer erstes Mal? Oder steht es euch noch bevor, so wie bei mir? Eins ist klar, mein erstes Mal, muss perfekt werden. Nicht zwischen Tür und Angel und so. Verflixt, ich habe so viele Fragen zum Thema Sex. Doch wie zum Teufel fange ich es geschickterweise an? Ich bin gespannt, ihr auch?

Über den Autor:

Drei Jahre lang hatte es gedauert bis Micky Molken (aufgewachsen in einer Kleinstadt) seinen Debütroman „Reinkarnation vs. Tod“ dem Buchhandel präsentierte. Das Ergebnis war großartig. Nie hätte er selbst mit solch einem Zuspruch gerechnet. Und genau dieser Erfolg war es, der ihn unermüdlich antreibt, Tag für Tag neue Geschichten zu erzählen. Sein Werkzeug? Das ist die Kraft und die Macht der Fantasie. Und glauben Sie mir, solange er atmen kann, wird es immer neue Geschichten von Micky Molken geben. Er lebt und arbeitet im Norden Mecklenburg-Vorpommerns, unweit von der schönen Insel Rügen.

Ferien, die bleiben

Der neue Roman von

Micky Molken

1. Auflage, 2021

ISBN: 9783754313176

© Micky Molken- alle Rechte vorbehalten.

© Covergestaltung: Laura Newman – design.lauranewman.de

www.mickymolken.de

Prolog

****

...

»Das darf doch nicht …«

Es musste schon zwanzig Jahre her sein, als sie es zum letzten Mal in den Händen hielt. Denise setzte sich auf den Fußboden, lehnte sich dabei an die Couch und betrachtete den Frontdeckel des Notizbuchs.

»Verrückt! Da ist ja mein Tagebuch«, strahlte sie über beide Ohren. Sie öffnete es.

Als Denise die ersten Zeilen las, kam es ihr vor, als wäre es erst gestern gewesen. Sie hatte Erinnerungen in ein Zeitfenster gefangen, die schon lange, sehr lange her waren. Sie löste ihren Blick von den Seiten des Buchs.

Das Buch roch nach altem Papier. Dieser eindringliche Geruch war ihr nicht fremd und keineswegs unangenehm. Ganz im Gegenteil: Es duftete nach Urlaub und nach einem längst vergessenen Erlebnis. Wie lange war es her? Zwanzig Jahre? Dieser modrige, feuchte, erdige Duft erinnerte sie an Italien. Genauer gesagt, war es die Ferienwohnung, die genauso roch. Denise atmete tief ein und nahm einen Schluck Rotwein. Dann tauchte sie in Erinnerungen ab, die sie vor langer Zeit festgehalten hatte.

****

Kapitel 1

Tagebucheintrag

Was für eine Nacht! Statt einer liebevollen und zärtlichen Berührung traf mich der Sonnenstrahl wie ein Laserschwert direkt ins Gesicht. Reflexartig leitete ich erste Gegenmaßnahmen ein. Innerhalb von wenigen Millisekunden schloss ich die Augenlider. Doch es war zu spät, ich war bereits schwer getroffen. Vor meinem inneren Auge tanzten regenbogenfarbige Punkte, die zu Sternen mutierten und in bunten Sternschnuppen niedergingen. Und genau ab dem Moment war mir klar, dass es mit dem Schlaf vorbei war. Kochend vor Wut schlug ich die Bettdecke über den Kopf.

»Leck mich doch«, knurrte ich wütend.

Erleichtert atmete ich tief ein. So war es besser - viel besser. Mein schmerzerfüllter Gesichtsausdruck entspannte sich. Endlich war es wieder dunkel, aber leider nicht lautlos. Mein Puls schnellte sofort wieder in die Höhe. Ruhig, Denise. Nicht aufregen. Höre nicht hin. Ignoriere dieses dumme Geschwätz. Blende es einfach aus. Alles wird gut.

»Verdammte Scheiße, ich will mich aber nicht beruhigen. Und was zur Hölle geht da vor sich?« Tierisch genervt stieß ich strampelnd die Bettdecke weg und sprach innerlich mit den Störenfrieden. Welcher Hornochse kann mir sagen, was in einem scheißlangweiligen Vogelleben so interessant sein soll? Habt ihr jemals von dem Wort Rücksichtnahme gehört? Anscheinend nicht, sonst würdet ihr einfach die Klappe halten. Noch besser wäre es, eure Konferenzen auf den Nachmittag zu verlegen, dann, wo jeder normale Mensch arbeiten muss. Oder wie wäre es mit Flüstern, hm? Nur ein wenig leiser reden. Ein bisschen mehr Rücksicht würde mir schon genügen. Aber nein, ihr müsst euch morgens um, ach keine Ahnung, wie spät es ist, lautstark unterhalten. Großartig. Was ist mit euch Baumscheißern eigentlich los? Habt ihr kein Zuhause, oder was? Meine Güte, es kann doch nicht so schwer sein. Wie konnten Vögel am Morgen schon so gut gelaunt sein? Es war ohrenbetäubend! Vermutlich tauschten sie sich über die Ereignisse des Vortags aus. Jeder wollte seine Geschichte zuerst erzählen.

Und in Gedanken stellte ich mir ein mögliches Gespräch vor:

»Ach, meine Liebe. Mein Federkleid sieht so furchtbar aus. Die feuchten Nächte. Nein, alles ist durcheinander.«

»Schätzchen, Ihre Naturlocken. Sie sehen entzückend aus.«

»Meinen Sie?«

»Wirklich! Sie sollten öfter Ihr Federkleid so tragen. Es sieht so natürlich aus. Wie gerne würde ich mich mit Ihnen weiter unterhalten. Doch die Zeit fliegt mir davon. Mein Mann hat schon den Frühstückstisch gedeckt. Leider haben wir keine Würmer mehr im Haus. Ich hoffe, dass ich noch welche finde. Wie Sie sehen habe ich ständig zu tun. Küsschen meine Teuerste. Man sieht sich. Auf Wiedersehen.«

So oder so ähnlich könnte sich das Ganze abspielen. Und da war auch noch die blöde Wildtaube, die mich schon seit dem Beginn der Ferien jeden Morgen um 6 Uhr aus dem Tiefschlaf gerissen hatte. Wenn ich könnte, würde ich sie am liebsten erschießen. Doch dazu fehlte mir die Handhabe. Eine Waffe hatte ich leider nicht, aber dafür jede Menge Wut im Bauch. Ich schwöre bei Gott, wenn ich einen Schießprügel hätte, dann würde ich diesen blöden Vogel umbringen. Oh Mann, es war viel zu früh. Ich war noch hundemüde und dieses Gezwitscher hörte einfach nicht auf. Dann griff ich zum Kissen und drückte es mir ins Gesicht.

»Ruhe! Verflucht, ich will doch nur in Ruhe schlafen!«, schrie ich, so laut ich konnte.

Ich verstand die Welt nicht mehr. Resigniert nahm ich das Kopfkissen vom Schädel und rollte mich auf den Bauch. Diese Nacht war ohnehin von wenig Schlaf geprägt. Es war viel zu heiß. Außerdem hatte ich große Probleme einzuschlafen. Ständig wälzte ich mich von einer Seite auf die andere, immer auf der Suche nach einer kühlen Bettstelle. Erschwerend kam dazu, dass mich ein fieses Insekt nervte. Meiner Meinung nach das niederträchtigste, bösartigste Monster, das es je gegeben hatte. Ich hasste Mücken. Immer wenn ich kurz vor dem Einschlafen war, und ich endlich eine angenehme Position gefunden hatte, kreiste das Mückenmonster um meinen Kopf herum. Nein, nicht zehn. Sondern nur eine einzige verdammte Stechmücke raubte mir den Nerv. Aus der Haut fahren würde ich, wenn ich das könnte. Gott verdammt! Also stand ich wieder auf, schloss das Fenster, schaltete meine kleine Nachttischlampe an und lauschte dem Geräusch, welches ständig um meinen Kopf kreiste. Doch es passierte nichts. Null. Die Mücke war wie vom Erdboden verschluckt. Außer einer gespenstigen Stille war nichts zu hören. Hatte das Vieh die Flucht ergriffen? Doch warum sollte es? Es gab keine Veranlassung für eine Flucht.Nein, sie war nicht weg, denn sie hatte bereits ihr Opfer gefunden. Das fiese Insekt lauerte in irgendeiner dunklen Ecke und wartete auf den passenden Moment, um erneut einen Luftangriff zu starten, sobald ich das Licht wieder ausschalten würde. Doch den Gefallen werde ich dir nicht tun.

»Du blödes Mistvieh. Wo zum Teufel steckst du?«

Wenn ich diese Nacht noch schlafen wollte, brauchte ich dringend eine gute Idee, eine Strategie. Ich verharrte wie in einer zu Stein gewordenen Haltung aus und hielt Ausschau nach dem Insekt. Leider vergebens. Minutenlang bekam ich weder etwas zu hören noch etwas zu sehen. Wo konnte die Mücke sein? Verflixt und zugenäht! Ich musste aktiv werden. Also rollte ich mich aus dem Bett, bewaffnete mich mit einem Hausschuh und begab mich auf Spurensuche.

Okay, wie du willst. Wenn du kleines Mistvieh nicht zu mir kommen willst, dann muss ich halt zu dir. Misstrauisch durchleuchtete ich jeden Zentimeter mit meiner Taschenlampe. Schaute in jede Ecke und in jeder Spalte meines Kinderzimmers. Jeden Winkel nahm ich in Augenschein. Aber das Einzige, was ich fand, waren Spinnweben.

»Die müsste ich auch mal entfernen«, murmelte ich. Oder besser nicht. Spinnen fressen doch Insekten, oder? Also auch Mücken, Fliegen und so Zeug. Dann wäre es schlauer, ich lasse die Netze einfach dort, wo sie sind. Die perfekte Falle für die Mücke.

Ich suchte weiter.

»Wo ist dieses verfluchte Biest?«

Dann wurde mir mulmig. Tausende tänzelnde Mücken lauerten im Lichtkegel meiner Taschenlampe vor dem Fenster. Wie gefräßige, gierige Monster, die auf diesen einen Moment warteten, um mir das Blut aus den Adern zu saugen, sobald ich das Fenster öffnen würde. Sollten sie doch verhungern oder sich ein anderes Opfer suchen. Ich werde bestimmt nicht das Fenster öffnen. Es war frustrierend. Die Mücke hatte den Kampf gewonnen. Nach der erfolglosen Suche setzte ich mich resigniert aufs Bett, legte die Taschenlampe zur Seite und lauschte ein letztes Mal, dann löschte ich das Licht. Abermals wälzte ich mich hin und her. Zu wissen, dass die Mücke mich beobachtete, ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Außerdem fehlte mir ein leichter Luftzug, der mich in den Schlaf streicheln würde. Ich könnte wetten, dass die Mückenschwärme noch immer vor meinem Fenster lauerten.

»Ach Menno!«

Ich war an einem Punkt angekommen, an dem mir alles egal war. Ich war hundemüde und wollte nur eins, endlich einschlafen. Also versuchte ich, es mir so gemütlich wie möglich zu machen. Langsam, aber beständig fiel ich in den Schlaf. Doch was soll ich sagen? Nach einigen Minuten Dunkelheit summte dieses blutsaugende Monster wieder um meinen Kopf herum. Hektisch, mit unkontrollierten Luftschlägen, versuchte ich das Insekt zu treffen oder zumindest zu verjagen. Leider ohne Erfolg. Und was unternahm ich vor lauter Verzweiflung? Richtig! Ich vergrub mich unter der Bettdecke. Die Folgen waren: ein Hitzeschub, Luftnot und ein Wutanfall. Ich hätte ausrasten können. Wutentbrannt schmiss ich die Bettdecke davon und atmete hektisch. Das Schlafshirt klebte am ganzen Körper. Meine Lieblingsheldin, die in fluoreszierenden Farben auf dem Shirt leuchtete, war ebenfalls nass.

Es war Sailor Moon, meine persönliche Zeichentrickheldin. Auf der ganzen Welt gab es keinen größeren Fan als mich. Ich kannte alle ihre Abenteuer, wenn sie als Sailor Kriegerin die Erde gegen dunkle Mächte beschützen musste. Ich wünschte, ich wäre genauso mutig, stark und wunderschön wie sie. In gewisser Weise waren wir uns ähnlich, denn eigentlich ist sie ein ganz normales Mädchen und alles andere als überdurchschnittlich begabt. Sie ist verträumt, ängstlich, ungeschickt und nicht die hellste Leuchte in der Schule. Okay, ich hatte ihr doch etwas voraus, denn ich war ziemlich gut in der Schule. Wenn jemand wie Sailor Moon sich zur stärksten Kriegerin der Galaxien entfalten kann, warum kann ich nicht auch nach den Sternen greifen? Was würde sie an meiner Stelle tun? Ängstlich unter der Bettdecke ausharren? Solange bis die Sonne aufbricht und das blutsaugende Monster wie ein Vampir in die Dunkelheit abtaucht? Ganz sicher nicht. Sie würde es besiegen.

Und ich wusste, dass ich irgendwann meine eigene Kriegerin erschaffen würde. Genügend Fantasie hatte ich, die ich in Kurzgeschichten niederschrieb. In Gedanken über meine Heldin musste ich doch irgendwann eingeschlafen sein. Leider wurde mein Schlaf abermals unterbrochen. Diesmal waren es meine Eltern gewesen, die mitten in der Nacht durchs ganze Haus polterten. Der Grund für diese nächtliche Unruhe war schnell ausgemacht. Zu allem Übel bahnte sich auch noch ein Gewitter an und bei solch einer Naturgewalt spielten meine Eltern komplett verrückt. Sobald sich die ersten Anzeichen eines Gewitters anbahnten, zogen Sie sämtliche Stecker aus den Steckdosen heraus. Außer dem Kühlschrank trennten sie alle Geräte vom Stromnetz. Es könnte ja im Haus einschlagen. Und für diesen Fall, dass bei einer Überspannung des Stroms ein Feuer ausbrechen würde, sammelten sie die wichtigsten Papiere, Bilder und Wertsachen zusammen und verstauten die Dinge in zwei Koffern. Na ja, mir machte ein Gewitter an und für sich nichts aus. Nur wenn es lautstark donnerte oder blitzte, konnte ich nicht besonders gut schlafen. Aber im Normalfall war ich ganz entspannt, im Gegensatz zu meinen Eltern. Eine positive Sache hatte das Gewitter schließlich doch. Es kühlte sich schlagartig ab. Die Mücken vor dem geschlossenen Fenster waren auf und davon, sodass ich es nach dem Unwetter wieder öffnen konnte. Irgendwann schlief ich vor Erschöpfung ein. Bis ich zum wiederholten Male aus meinem Schlaf gerissen wurde. Womit hatte ich das nur verdient?

»Baby, aufstehen!«

Die schrille Stimme meiner Mom peitschte die Treppe hinauf, zerschmetterte die geschlossene Tür und schlug wie ein Donnerschlag in meinen Kopf ein.

»Ich bin schon wach«, grummelte ich leise.

»Hörst du, Schätzchen?«, schrie Mom erneut, da sie offenbar meine Antwort nicht gehört hatte.

»Ja!«