So einen wie dich habe ich noch nie gesehen - Micky Molken - E-Book
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So einen wie dich habe ich noch nie gesehen E-Book

Micky Molken

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Beschreibung

Die Geschichte geht weiter ... Ein Bündnis aus vier Freunden haben eine Mission, Clumsy aus den Fängen der Gesetzesbrecher zu retten. Wozu sie dazu Dosenöffner, Klebeband, Angel, Fingerhut und Zahnstocher benötigen, erfahrt ihr in dieser Geschichte. Ein weiteres Abenteuer voller Gefahren, Ängsten und Überwindungen. Ob sie es schaffen? Lasst euch einladen auf ein Abenteuer mit einer dicken Prise Humor hier, einer Prise Liebenswürdigkeit da und einer ganzen Böe Faszination!

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Buchbeschreibung:

DIE GESCHICHTE GEHT WEITER ...

EIN BÜNDNIS AUS VIER FREUNDEN HABEN EINE MISSION, CLUMSY AUS DEN FÄNGEN DER GESETZESBRECHER ZU RETTEN. WOZU SIE DAZU DOSENÖFFNER, KLEBEBAND, ANGEL, FlNGERHUT UND ZAHNSTOCHER BENÖTIGEN. ERFAHRT IHR IN DIESER GESCHICHTE. EIN WEITERES ABENTEUER VOLLER GEFAHREN, ÄNGSTEN UND ÜBERWINDUNGEN. OB SIE ES SCHAFFEN?

LASST EUCH EINLADEN AUF EIN ABENTEUER MIT EINET DICKEN PRISE HUMOR HIER, EINER PRISE LIEBENSWÜRDIGKEIT DA UND EINER GANZEN BÖE FASZINATION!

Inhaltsverzeichnis

Einleitung ...

Kapitel 1 - FALSCHE FREUNDE ...?

Kapitel 2 - ERINNERUNGEN ...

Kapitel 3 - RECHERCHE ...

Kapitel 4 - TOP SECRET ...

Kapitel 5 - BESORGUNGEN MIT HINDERNISSEN ...

Kapitel 6 - AUF GEHT'S ...

Kapitel 7 - OPERATION O.O ...

Kapitel 8 - WAR CLUMSY NOCH AM LEBEN ...?

Kapitel 9 - ACHTUNG VERFOLGER ...

Kapitel 10 - CLUMSY STIRBT ...?

Kapitel 11 - TANTE GRACE BEKOMMT BESUCH ...

Kapitel 12 - WO IST FANTA ...?

Kapitel 13 - DAS VERBORGENE SIGNAL ...

Kapitel 14 - ENTSCHEIDUNG MIT FOLGEN ...

Kapitel 15 - IN EINER SACKGASSE ...

Kapitel 16 - DIE OFFENSIVE ...

Kapitel 17 - DIE GEGENOFFENSIVE ...

Kapitel 18 - DROHENDES UNHEIL ...

Kapitel 19 - ANTHROPOPHAGE ...

Kapitel 20 - EINGEKESSELT ...

Kapitel 21 - GÜTE DES SCHICKSALS ...

Kapitel 22 - FREUND ODER FEIND ...

Kapitel 23 - ZWEI IDIOTEN AUF IRRWEGEN ...

Kapitel 24 - EGON IN GEFAHR...?

Kapitel 25 - DER DSCHUNGEL WAR FORT ...

Kapitel 26 - RETTUNG ...?

Kapitel 27 - OHNE DIE GERINGSTE CHANCE ...?

Epilog …

Einleitung ...

Der zwölfjährige John Hammond hatte einen tollpatschigen Dinosaurier zum Leben erweckt und ihm den Namen Clumsy gegeben. Es entstand zwischen ihnen eine wundervolle Freundschaft, voller Zuneigung und Vertrauen. Doch es gab skrupellose Wissenschaftler, die aus dem Dinosaurier Profit schlagen wollten und vor nichts und niemanden zurückschreckten. Jetzt war Clumsy, dem Tode näher als dem Leben. Sie raubten ihm seine Freiheit und waren dabei, sein Leben zu zerstören. Hatte er das verdient? War das gerecht? Nur, weil er anders war? Eigentlich hatte Clumsy nichts falsch gemacht. Nur, dass er anders war, und einzigartig in seiner Art. Aber ja! Er war starrköpfig und hörte nicht immer auf das, was man ihm sagte. Auch, wenn es nur gut gemeint war. Ein richtiger Dickschädel, im wahrsten Sinne des Wortes.

So wie ihr manchmal sicherlich auch. Natürlich gibt es Regeln und Grenzen, die man befolgen sollte, auch wenn ihr das in manchen Momenten für ungerecht haltet. Eure Liebsten versuchen nur, euch zu beschützen. Wovor? Vor Gefahren, die im Leben nun einmal nicht wegzudenken sind.

Sie sind Teil unseres Lebens, so wie ihr auch. Denn jeder von euch da draußen ist einzigartig. Und diese Einzigartigkeit unterscheidet euch von allen anderen. Keiner gleicht dem anderen, nicht im Aussehen und auch nicht in seinem Wesen. Und gerade deshalb hat jeder das Recht darauf, geliebt und akzeptiert zu werden. Eines habt ihr alle gemeinsam: Ihr seid ein Teil dieser Welt, genauso wie die Tiere und Pflanzen. Wir alle müssen dazu beitragen, dass unsere Erde im Gleichgewicht bleibt und sie immer fortbesteht. In all ihrer Pracht, Form und wunderschönen Momenten. Anders zu sein, heißt nicht gleichzeitig, sich verstecken zu müssen. Doch in diesem besonderen Fall gab es keine andere Möglichkeit.

Kapitel 1

FALSCHE FREUNDE ...?

Fanta hielt den Telefonhörer noch eine Weile in der Hand, dann legte sie traurig auf und das Besetztzeichen verstummte. John ging nicht ans Telefon und das schon seit Tagen nicht. Für einen Moment war es still. Noch immer hatte sie tiefe Schuldgefühle. Schwer seufzend schaute sie gedankenverloren aus dem Fenster. Sie musste mit ihm sprechen, koste es, was es wolle. Hitzig verließ sie das Zimmer. Ihr Nachtkleid, das nicht nur bis auf den Boden reichte, sondern auch mit bunten Schmetterlingen bedruckt war, berührte jede einzelne Treppenstufe. Fast wäre sie mit ihren nackten Füssen darüber gestolpert und hätte sich beinahe eine ihrer rot lackierten Zehen gebrochen. Das war das Letzte, was sie jetzt brauchte.

„Wo willst du hin?“, knurrte Mister X. Eine klaftertiefe Stirnfalte bohrte sich senkrecht durch seine Miene.

„Auf die Toilette, das werde ich wohl noch dürfen“, fauchte sie barsch. „Oder soll ich hier auf den Boden machen?“

Na toll. Fanta hatte gehofft, dass ihr Aufpasser vielleicht schlafen würde. Doch leider war er genauso putzmunter wie sie selbst und schaute sich irgendeine belanglose Sendung im Fernsehen an. Schon seit Tagen hatte sie Hausarrest und das ausgerechnet zum Beginn der Ferien. Es war die Strafe für ihr vorlautes Mundwerk gegenüber ihrem Vater.

„Das Bad ist jetzt für eine Weile besetzt“, klärte sie Mister X mit einem kratzbürstigen Unterton auf. „Wenn du also musst, solltest du die Gästetoilette nehmen.“

Ihr Aufpasser nickte stumm mit dem Kopf, ohne sie anzuschauen. Dann zuckte er in sich zusammen. So laut wie mit einem Paukenschlag verschloss Fanta die Tür hinter sich zu. Mister X war sichtlich genervt. Seine Gedanken kreisten nur um eine Person: Fanta. Am liebsten hätte er sie für immer irgendwo eingesperrt. In einen Keller oder besser noch in ein dunkles, feuchtkaltes Verlies. Fantas Laune war für ihn nicht zum Aushalten.

Ihren Vater behandelte sie wie Luft und ihn wie einen Blutegel an ihrer Wade, einen, den man einfach nicht loswird.

Während Fanta die Badewanne befüllte, summte sie zu einem Lied, welches im Badezimmerradio lief.

Verflixte Göre, dachte er.

„Um diese Uhrzeit noch baden! Als wenn man keine anderen Sorgen hätte. Ins Bett gehört sie. Dann hätte ich wenigstens meine Ruhe. Aber nein, wegen dieser kleinen ungezogenen Göre muss ich hier stundenlang ausharren. Auf sie aufpassen, damit sie bloß keine Dummheiten anstellt“, murmelte er und atmete dabei tief ein und aus.

Viel lieber säße er mit einem gut gefüllten Glas Bier in der Hand, irgendwo in einer Kneipe. Ein kühles Blondes mit einer schaumigen Bierkrone. Seine Augen leuchteten bei diesem Gedanken. Widerwillig nahm er einen trotzigen Schluck aus der Wasserflasche. Dabei verzog er das Gesicht, als hätte er in eine bittere Pampelmuse gebissen.

Wütend stellte er die Flasche auf den Tisch und drehte sich zur Badezimmertür um.

Jetzt musste er sich auch noch das heitere Gesumme von ihr anhören. Die nachlaufende Toilettenspülung, die wie ein kräftiger Applaus einer tobenden Fangemeinde einer Rockband klang, raubte ihm seinen letzten Nerv. Gereizt erhöhte er die Lautstärke des Fernsehgerätes.

So war es gleich besser. Viel besser.

Seine zur Faust geballte Hand entspannte sich. Doch die innere Zufriedenheit wurde abrupt unterbrochen.

Warum macht sie das? Sie will mich ärgern.

„Verdammte …“, schrie er kurz auf, sprach den Satz aber nicht aus. Wütend knirschte er mit Unter- und Oberkiefer,

Ach was solls, die will ja nur, dass ich mich aufrege, doch diesen Gefallen tue ich ihr nicht, winkte er innerlich genervt ab.

Zwar war das unerwünschte Geräusch der Toilettenspülung vorbei, doch was nun zu hören war, war laute Musik, die das Einlassen der Badewanne übertönte.

Er schüttelte den Kopf und machte den Fernseher so laut, wie es nur möglich war.

„Geht doch!“, lächelte er zufrieden.

Der Fernsehapparat kämpfte mit der Lautstärke gegen das Radio im Badezimmer an.

Die kleine Rotzgöre kriegt mich nicht klein. Da hat sie sich den Falschen ausgesucht. Mit mir nicht! Dieses Machtspielchen gewinne ich.

Mit verschränkten Armen saß er auf einem Ohrensessel und verfolgte weiter lautstark die Sendung.

Fanta regulierte inzwischen den Wasserzulauf auf ein Minimum, obwohl der Wannenboden nur leicht bedeckt war. Dann stürmte sie aus dem Fenster, welches zur Hofseite lag.

Zur gleichen Zeit führte John seinen Hund Gisela Gassi. Die Sonne neigte sich dem Tag und schaffte Platz für, den Wächter der Nacht, dem Mond mit seiner allmächtigen Energie.

Fasziniert blieb er stehen und schaute hinauf zum hell leuchtenden Vollmond.

„Du bist so stark, dass du Unmengen an Wasser einfach so bewegen kannst. Das würde ich auch gerne können: Die Kraft des Wassers einzusetzen, um Gutes zu tun oder um Gerechtigkeit auszuüben.“

Menschen, die ihm wehgetan hatten, einfach so, mit einer Flut aus Hass und Wut aus seinem Leben hinauszuspülen.

„Ach was soll’s!“

Schulterzuckend warf er den Gedanken fort und folgte Gisela, die ausgelassen an allen Ecken und Kanten umherschnupperte.

Mit der Dämmerung war auch eine Vielzahl von nachtaktiven Insekten unterwegs. Leider auch Mücken. Diese gefräßigen Biester. Allerdings nur die Weibchen. Doch wie sollte man die von den Männlichen unterscheiden? Das war fast unmöglich. Also versuchte John sich von allen Blutsaugern fernzuhalten. Was sich allerdings als sehr schwierig erwies, denn auch das hektische Umherfuchteln mit den Armen brachte nicht den gewünschten Erfolg.

„Gierige Kreaturen“, fluchte er und kratzte sich am Kopf. Kurzerhand griff er zu seinem dunklen Kapuzenpulli und schirmte so einen Großteil seines Kopfes ab.

Anscheinend hatte Gisela mehr Glück. Ihr dichtes Fell schützte sie vor diesen gierigen Blutsaugern. John beugte sich zu ihr hinunter und streichelte sie liebevoll.

„Du hast es gut!“, lächelte er seinem Vierbeiner zu. Nur einen Wimpernschlag später blieb ihm die Spucke im Hals stecken, als er aufblickte.

Was ist das? Das kann nicht sein? Oder doch?

Erschrocken verharrte John und rieb sich die Augen, als er ein Gespenst auf sich zukommen sah. Ein Geist, der aus dem Schatten der dunklen Nacht plötzlich vor ihm auftauchte. Es kam immer näher und das ziemlich schnell. Fast versagte ihm der Atem.

„Hast du mich erschreckt“, sagte er erleichtert, als er seinen Irrtum erkannte, und legte seine Hand an die Brust. Natürlich wusste er, dass es keine Geister gab. Doch in diesem Moment sah es wirklich so aus, als wenn … Stumm fasste er sich an sein heftig pulsierendes Herz. Gisela wusste allerdings sofort, wer auf sie zugekommen war, und wedelte mit ihrem Stummelschwanz.

„Wo willst du hin und warum rennst du hier halbnackt umher?“, fragte er Fanta, die nur leicht bekleidet und barfüßig vor ihm stand.

„Ich wollte zu dir.“

Sie kniete sich hinunter, um Gisela zu begrüßen und ihm kräftig hinter den Ohren zu streicheln. Dann richtete sie sich wieder auf.

„Warum gehst du nicht ans Telefon?“, fragte sie atemlos. Sie war den ganzen Weg gerannt und hatte keine Zeit zu verlieren.

Johns Gesicht versteinerte sich. Seine anfängliche Erleichterung wich. Seine Stirn bekam unschöne, wenn auch nur kleine Falten.

„Geh mir aus dem Weg“,murrte er und versuchte seitlich an Fanta vorbeizukommen.

„Nein das werde ich nicht.“

Sie stellte sich ihm erneut in den Weg.

„Was willst du von mir? Lass mich vorbei!“, sagte er laut.

„Erst nachdem du mir zugehört hast.“

„Wieso sollte ich? Wegen dir habe ich einen Freund verloren. Du bist an all dem schuld! Geh mir aus den Augen“, sagte er die unschönen Worte. Doch Fanta ließ sich nicht beirren und versuchte sich, zu erklären.

„Ja kann sein, vielleicht? Und wenn …, Clumsy war auch mein Freund. Mein Vater hat mir versprochen, dass es ihm gut gehen würde und wir ihn jeden Tag besuchen könnten.“

„Und?“, presste John die Lippen aufeinander.

„Mein Vater hat mich belogen. Und deshalb werden wir Clumsy aus dem Labor befreien“, atmete sie schwer.

„Dass ich nicht lache! Wie zum Teufel willst du das anstellen? Das ist unmöglich. Verstehst du? Unmöglich!“, erklärte er stark gestikulierend.

„Und jetzt geh mir verdammt nochmal aus dem Weg, bevor ich mich vergesse.“ Aufgebracht schob er Fanta zur Seite.

„John!“, rief sie ihm hinterher.

Er blieb stehen und drehte sich um.

„Und wenn wir es tatsächlich schaffen sollten?“, erklärte er mit erhobenem Zeigefinger. „Wo sollen wir Clumsy hinbringen? Wieder zu mir nach Hause, Hm?“, sagte er laut.

„Wir könnten …,“

„Hast du einmal darüber nachgedacht?“, ergriff er erneut das Wort und ging einige Schritte auf sie zu. „Wir können ihn nicht beschützen. Keiner kann das. Und nirgendwo ist er sicher. Nicht bei mir und nicht bei dir. Wir haben verloren. Dein Vater hat Recht. Vielleicht ist es besser so.“

Sie schüttelte wild mit ihrem lockigen Kopf.

„Nein John!“, schrie sie, dann senkte sie ihren Kopf. „Aber wo er jetzt ist, kann er nichtbleiben“, sprach sie leise und richtete ihren Blick wieder auf. „Sie werden ihn umbringen“, sagte sie mit Tränen gefüllten Augen.

Es verschlug ihm die Sprache. Hatte er richtig gehört? Er näherte sich Fanta.

„Du hast doch gesagt, dass dein Vater …“

„Clumsy wird es nicht überleben. Sie wollen nur an sein Erbgut, mit dem sie tausende Clumsys reproduzieren können. Sie sind gut. Zu gut!“

„Wer?“

„Das Team.“

„Welches Team?“

„Die besten Forscher der Welt.“

Ungläubig schüttelte er den Kopf.

„Nein das glaube ich nicht. Warum sollten sie das tun?“ Er hielt kurz inne, sagte: „Wir können nichts für ihn tun.“ Gefasst und mit starrem Blick ging er weiter.

„John bitte!“ Fanta lief ihm nach und packte seine Schulter.

Zornig drehte er sich um.

„Was ist daran nicht zu verstehen? Verstehst du plötzlich unsere Sprache nicht mehr?“

Er merkte an ihrer Reaktion, dass er zu weit gegangen war.

„Tut mir leid, ich hätte das nicht sagen sollen.

Dennoch, wir sind nur zu zweit und die haben eine ganze Armee. Wir können diesen Kampf nicht gewinnen.“

Wie aus dem Nichts kamen Egon und Sputnik um die Ecke. Als John sie sah, holte er mit verschlossenen Augen tief Luft und stieß diese wieder zischend aus. Gisela war außer sich vor Wut und fletschte die Zähne.

„Tut mir einen Gefallen und verzieht euch“, sagte John emotionslos.

„Nein, wir sind nicht allein“, antwortete Fanta auf Johns Aussage, dass sie nur zu zweit wären, gegenüber einer ganzen Armee.

„Ach nein, sondern?“, fragte er.

Fanta zeigte auf Egon und Sputnik.

„Wir kommen mit“, meinte Egon.

John verschlug es die Sprache. Er musste sich verhört haben.

„Ihr wollt mir helfen?“ Sein lautes Lachen war vollgestopft mit Ironie. „Ihr …!“ Seine Gedanken schlugen Purzelbaum. Er streckte seinen ermahnenden Zeigefinger. „Ihr habt Giesela fast getötet.“

„Ja und das tut mir leid“, antwortete Egon.

„Ach das tut dir also leid.“ Erneut war Johns Lachen völlig überzogen. „Hast du das gehört, Fanta, es tut ihm leid. Deine Einsicht kommt reichlich spät.“

Erst nachdem Egons Freund Sputnik ebenfalls sein Bedauern äußerte, geriet das Wortgefecht außer Kontrolle.

„Jungs…“, schrie Fanta und versuchte, die lautstarke Diskussion zu beruhigen, doch es stieß auf wenig Gegenliebe.

„Haltet eure verdammte Klappe!“, schrie sie erneut und hatte offensichtlich Erfolg, denn sämtliche Anschuldigungen verstummten. Sie hatte keine Zeit zu verlieren. Sie musste schnell zurück nach Hause, bevor ihr Wachhund rausfand, dass sie ausgerissen war. Dann erklärte sie:

„Egon war es, der das Hundefutter mit einem handgeschriebenen Zettel: ‚Gute Besserung‘, vor deiner Tür abgelegt hatte. Nicht ich“, erklärte sie.

Ja es gab diese Entschuldigung, die vor Johns Haustür abgelegt wurde. Doch er nahm an, dass es eine unnötige Geste von Fanta war. John war sichtlich überrascht. Er raufte sein Haar und schaute dabei wild in alle Himmelsrichtungen.

„Wenn ich es könnte, würde ich es ungeschehen machen“, verdeutlichte Egon sein Bedauern mit gesenktem Blick.

„Das geht bekannterweise nicht“, erwiderte John bissig. „Warum der plötzliche Sinneswandel?“

„Na ja, wie soll ich es sagen?“, versuchte Egon die passenden Worte zu finden, ohne, dass es erneut zu einer Eskalation käme. „Eigentlich hielt ich dich für ein Muttersöhnchen, ein Weichei.“

„Danke, dass wir darüber sprechen“, antwortet John beleidigt.

„Doch mit der Aktion mit dem Dino und der Polizei. Wie viel Mut du da bewiesen hast. Dafür bekommst du meinen allergrößten Respekt.“

Mit einem stummen Kopfnicken nahm John, den über ihn herabfallenden Ritterschlag an.

„Ich werde meinen Fehler wieder gut machen“, sagte Egon und legte seine Hand auf Johns Schulter.

„Ich auch“, versprach Sputnik und legte ebenfalls seine Hand auf die Schulter Johns.

„Und ich auch“, erklärte Fanta. „Und deshalb werden wir dir helfen, Clumsy zu befreien.“

John trat einen Schritt zurück.

„Das ist ja alles schön und gut, aber Clumsy wird nirgendwo sicher sein“, erhob er leise seinen Einwand.

„Das stimmt, hier nicht“, lächelte Fanta. „Aber Clumsys Chancen zu überleben, steigen um ein Vielfaches, wenn wir ihn tief in den Dschungel bringen.“ Ihre Augen leuchteten.

„Da wird er sicher sein“, sagte Egon.

„Clumsy ist nicht doof. Er wird sich, wie das Ungeheuer von Lochness unsichtbar machen“, sagte Sputnik.

„Leider auch für uns und damit müssen wir leben.

Zum Wohle von Clumsy“, erklärte Fanta. „Also was ist nun. Willst du ihm eine Chance geben, oder soll er sterben?“, stellte sie ihm die alles entscheidende Frage.

Johns Herz lachte. Seine Augen tanzten ein Freudenfeuer. Entschlossen trat er vor. Alle vier stellten sich zu einem Kreis. Sie standen eng beieinander und legten die Arme auf die Schultern.

„Wir werden Clumsy befreien, koste es, was es wolle“, schwur John lautstark in die Runde.

„Möge die Gerechtigkeit siegen“, gelobte Fanta.

„Einer für alle, alle für einen“, erhärtete Egon.

„Auf gute Freunde“, beeidete Sputnik.

Dann folgten drei kraftvolle, tiefe, dumpf klingende Tierlaute.

„Also, wir treffen uns hier in zwei Tagen wieder.

Selber Ort, selbe Uhrzeit. Ich muss mich beeilen, bevor mein Vater nach Hause kommt und bemerkt, dass ich weg bin.“

„Wo willst du jetzt hin?“, rief John Fanta nach.

„Ich habe Hausarrest und dürfte nicht hier sein.

Wie gesagt: Wir sehen uns in zwei Tagen“, klangen ihre Worte aus der Ferne, die zunehmend leiser wurden.

„Was ist, wenn Clumsy bis dahin schon tot ist?“, rief John.

„Er wird nicht sterben, nicht, solange sie noch nicht hier sind.“

„Wer sind sie?“, fragte er.

„Das erzähle ich dir in zwei Tagen, selber Ort.“

Dann verschwand Fanta in der Dunkelheit.

„Selbe Zeit,“ vollendete John den Satz.

Fanta rannte so schnell, wie ihre nackten Füße es zuließen. Was sie nicht wusste, war, dass ihr Vater bereits die Haustür betrat.

Bakary wunderte sich über die Lautstärke des Fernsehapparates.

Hastig eilte er zum Fernseher und stellte diesen aus. Mister X sprang aufgeschreckt aus dem Sessel.

„Bist du plötzlich schwerhörig geworden?“, fragte er mit einem finsteren Blick.

„Sir!“ Wie ein Zinnsoldat stand er mit durchgestreckten Rücken vor Bakary. Dieser schaute sich um.

„Wo ist sie?“, fragte er.

„Wer Sir? Ihre Frau, Sir?“

„Meine Tochter. Meine Frau ist auf Dienstreise, das weiß ich selbst.“

„Im Badezimmer, Sir. Schon seit fast …,“, Mister X. schaute auf die Uhr, “… zwei Stunden, Sir.“

„Seit zwei Stunden?“ Bakary zeigte auf die geschlossene Badezimmertür. „Du sagst, dass sie seit geschlagenen zwei Stunden da drin ist. Bei der lauten Musik. Und das kommt dir nicht verdächtig vor?“

Mit finsterer Entschlossenheit eilte er zur Tür.

Nachdem er feststellte, dass diese von innen verriegelt war, klopfte er ungeduldig.

„Fanta! Mach sofort die Tür auf. Fanta!“

Mister X zuckte ratlos mit den Schultern.

„Du Trottel, meine Tochter ist getürmt.“

Ohne langes Überlegen nahm er einige Meter Anlauf, um die Tür aufzustoßen. Vermutlich würde diese dabei zerbrechen, doch seinem Gesichtsausdruck zur Folge, nähme er es in diesem Moment in Kauf. Sollte er Fanta nicht antreffen, würde sie vermutlich, nein ganz sicher, sämtliche Ferientage innerhalb ihres Zimmers verbringen dürfen.

Kurz bevor seine kräftige Schulter die Tür in Stücke zerlegen sollte, ging wie durch Zauberhand die Tür auf. Fanta kam mit nassen Haaren aus dem Badezimmer.

„Gute Nacht!“, sagte sie, als wäre alles in bester Ordnung. Flugs machte sie sich auf in ihr Zimmer.

Die beiden Männer gafften ihr verdutzt nach.

Sie hatte es tatsächlich geschafft. Schnell war sie durch das Badezimmerfenster hineingekrochen, aus dem sie vor zwei Stunden hinaus war. Rasch tauchte sie ihre Haare in das Badewasser, griff nach einem Badetuch und trocknete diese flüchtig ab. Dann hörte sie ein Klopfen und Rufen an der Tür. Schnell ließ sie das Badewasser ab, stellte das Radio aus und atmete kräftig ein und wiederaus. Anschließend öffnete sie die Tür und schaute in erstaunte Gesichter. Niemand bemerkte, dass ihre Fußsohlen voller Schmutz waren.

Fanta lag noch lange in ihrem Bett wach und dachte nach.

Wir haben genau drei Tage Zeit und nicht einen Tag länger. Drei Tage brauchen sie, um anzureisen. Sie kommen aus der ganzen Welt: Deutschland, Russland, Europa und weiß Gott, von wo überall noch. Es sind die Besten ihres Faches. Clumsy wird es nicht überleben und das müssen wir auf jeden Fall verhindern. Ich werde die nächsten zwei Tage nutzen, um genauer hinzuschauen …

Schließlich schlief sie irgendwann ein.

Kapitel 2

ERINNERUNGEN ...

Ihr schnell fließendes Blut pulsierte in ihren Ohren. Ihre zarte Haut war von vielen tausenden Schweißperlen benetzt. Der Atem ging schnell. Mit einem kräftigen Tritt stieß Fanta die Bettdecke von sich ab und starrte an die, in schattengehüllte, Decke. Ihr Mund war trocken, ihr Rachen ausgedörrt. Die Uhrzeit verriet ihr, dass es mitten in der Nacht war.

Was zur Hölle war das?

Sie konnte sich an alles erinnern, was sie vor wenigen Sekunden meinte, erlebt zu haben. Zuerst war alles normal gewesen. Sie saß im Kino und schaute irgendeinen Film. Dieser schien alle gut zu unterhalten, denn es brach allseits Gelächter aus. In den weit aufgerissenen Mündern der Kinobesucher sprang das Popcorn Trampolin und die Rachenzäpfchen taumelten hin und her. Es war so witzig, dass Fanta sich vorlauter Lachen den Bauch hielt. Sie hatte Spaß, doch ihr Nebenmann lachte am lautesten.

Es war Clumsy, der sich vor Lachen kringelte. Auch die Tatsache, dass der Dino mit im Kino war, war für alle Kinobesucher völlig normal, bis er unerwartet seinem Gegenüber einfach so den Kopf von dessen Schultern riss. Sofort breitete sich Panik aus. Alle schrien und versuchten zu fliehen. Einigen gelang die Flucht, andere fielen Clumsy zum Opfer, der plötzlich völlig anders aussah als ein Pachycephalosaurus mit seinem Dickschädel. Er war jetzt eine Mischung aus einem T-Rex und einer Gottesanbeterin …

Nein, aufhören, raus aus meinem Kopf!

Fanta wollte weg, aufhören mit den Gedanken, raus aus ihrem Alptraum. So einen fiesen Traum hatte sie ewig nicht mehr gehabt. Vermutlich waren die letzten Tage zu viel für sie gewesen. Ihr Kopf konnte die ganzen Eindrücke möglicherweise nicht anders verarbeiten, als sich Clumsy in Form eines blutrünstigen Monsters vorzustellen. Warum auch immer es so war? Dabei war er alles andere als eine Bestie.

Sie musste an den Moment denken, als sie Clumsy zum ersten Mal gesehen hatte.

Er war so süß. Sein schielender Blick, sein dicker Kullerbauch und seine freche Schnauze.

Einfach herrlich! Aber auch das Bild, als sie ihn zum letzten Mal sah, wollte nicht aus ihrem Kopf und brannte sich tief in ihr Unterbewusstsein ein und das Lächeln verschwand. Clumsy, der apathisch, hinter einer dicken Glaswand da lag, dem Sterben näher war als dem Leben. In diesem Moment schwor sie bei ihrem eigenen Leben, ihn zu retten.

RÜCKBLENDE ...

„Wir gehen“, befahl Mister X.

Resigniert löste Fanta ihre dünnen, dunklen Finger von der Glasscheibe, die zwischen ihr und Clumsy stand, und ballte sie zu einer Faust. Das, was blieb, waren nebelfeuchte Handabdrücke, die nach und nach verblassten.

„Ich hole dich hier raus! Ich schwöre es bei meinem Leben“, flüsterte sie ihrem tierischen Freund zu.

Langsam streifte sie das Zopfgummi aus ihrem Haaren.

„Ich muss auf die Toilette“, fauchte Fanta.

„Vergiss es“, knurrte Mister X und stieß sie vor sich her. „Los geh.“

„Nicht so grob“, beschwerte sie sich.

„Weiter!“

„Wirklich, es ist dringend.“

„Ich sagte nein.“

„Gut, wie du meinst.“

Fanta blieb stehen. Sie verzog ihr Gesicht und drückte mit weit aufgerissenen Augen, so als säße sie auf einer Toilette.

„Was soll das?“

„Ich habe doch gesagt, ich muss ganz dringend.“

„Das ist nicht dein Ernst? Echt jetzt? Hör auf damit.“

„Ich kann nicht. Ich muss gerade an die Rückfahrt denken. Mit voller Hose in deinem Auto? Die ganzen unschönen Flecken? Oh, gleich wird’s warm.“

„Stopp. Ist ja schon gut“, hatte Mister X plötzlich ein Einsehen.

Langsam ging Fanta vorweg und ihr Bluthund hinterher. Das Gebäude schien nach der ganzen Hektik menschenleer zu sein und so irrten sie sich durch das Labyrinth des Sicherheitsgebäudes. Einige Türen waren verschlossen, andere offen. Fanta merkte sich genau, wo sich welche Räume befanden, und erstellte gedanklich eine Karte mit allen Türen, Räumen, Zu- und Abgängen.

„Wir laufen hier schon eine Ewigkeit hin und her. Wo zum Teufel sind die verfluchten Toiletten“, maulte Mister X.

„Keine Ahnung. Ich muss aber immer noch nötig“, erklärte sie und schaute sich dabei um.

„Warum trödelst du. Ich dachte, du musst so dringend. Also geh schneller!“

„Ja, ja, ist ja gut.“

„Das hier kenne ich doch. Hier waren wir schon!“ Mister X blieb stehen und blickte sich um.

„Nein ich glaube nicht“, antwortete Fanta und lief weiter.

„Stopp!“, befahl ihr Aufpasser und zeigte mit dem Finger auf eine Tür. „Hier ist sie ja. Du bist daran vorbeigelaufen.“

„Na endlich!“, log Fanta. „Wie konnte ich das nur übersehen.“ Sie grinste.

Mister X öffnete schwungvoll die Tür und hielt sie für Fanta auf.

„Hier geht‘s rein. Nach dir, junge Lady.“

Dein blödes Grinsen kannst du dir verkneifen, dachte Fanta, bevor sie bemerkte, dass Mister X sie bis auf die Toilettenkabine begleiten wollte.

„Du willst doch nicht etwa hierbleiben.“ Fanta blickte sich wild um. „Du weißt schon, dass das hier eine Damentoilette ist?“, dann schweifte ihr Blick zu ihm zurück.

Er lächelte erhaben und nickte dabei.

„Los, mach schon!“

„Vergiss es! Ich kann nicht, wenn …“

„Ich fall nicht auf den uralten Trick hinein“, sein Lächeln verschwand, „Vortäuschung falscher Tatsachen, um anschließend zu türmen. Nicht mit mir. Also wirds bald!“, sagte er und zeigte auf die Kabine.

Nur zögernd ging Fanta in die Kabine und verriegelte die Tür. Sie setzte sich.

Gedanklich ging sie noch einmal die bisher abgeschrittenen Wege durch. Das meiste hatte sie gesehen, doch leider nicht alles. Wenn der Plan funktionieren sollte, durfte kein Detail fehlen. Sie schaute unter der Tür hindurch. Auch wenn es sich nicht so anfühlte, ihr Aufpasser war noch immer da. Sie konnte deutlich seine schwarzen Lackschuhe sehen.

Na toll!

Ein Fenster suchte sie vergebens und somit war eine Flucht unmöglich.

Mister X schaute auf seine Taschenuhr. Er wunderte sich, dass es so schnell ging. Nachdem die Toilettenspülung zu hören war, trat Fanta kurz darauf aus der Kabine.

„Ich musste doch nur klein“, grinste sie.

Der Flur, auf dem sie jetzt standen, war ausgesprochen lang. Ihr Aufpasser blickte sich um.

„Verflixt, aus welcher Richtung sind wir gekommen.“

Mister X kratzte sich am Hinterkopf, der scheinbar die Orientierung verloren hatte. Glück für Fanta, dass ihr Aufpasser einen schlechten Orientierungssinn hatte.

„Hier geht’s lang“, sagte sie und übernahm die Führung.

Wie geplant war der Weg, den sie einschlugen, nicht derselbe, wie der, den sie zuvor genommen hatten. Und das war ihr Ziel. So konnte sie den anderen Teil der Anlage sehen.