Feuer & Flamme - Christian Hemschemeier - E-Book

Feuer & Flamme E-Book

Christian Hemschemeier

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  • Herausgeber: Arkana
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

»Christian Hemschemeier zeigt, warum wir die Gegensätzlichkeit als wichtigen Motor in Beziehungen brauchen. Eine völlig neue Perspektive auf die Liebe – lesenswert!« Stefanie Stahl, Psychologin und Bestsellerautorin

Je stärker die Polarität zwischen zwei Menschen ausgeprägt ist, desto größer die Anziehung und desto erfüllter die Liebe. Doch oft haben wir das Spiel mit den Energien von Mann und Frau verlernt – in dem Glauben, dass die gesellschaftlich hart errungene Gleichstellung auch eine Gleichheit der Geschlechter einschließt. Der Paartherapeut und Singlecoach Christian Hemschemeier plädiert für eine lustvolle Rückbesinnung auf die Gegensätzlichkeit. Bekennen sich beide Partner – ob hetero, homo oder divers – zu ihrem Pol und bringen ihre gegensätzlichen Qualitäten zum Ausdruck, ziehen sie sich wie Magnete magisch an. Dann öffnen sich Türen für fundamental neue Erfahrungen, im Bett und in der Liebe.

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Seitenzahl: 296

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Zum Buch

Je stärker die Polarität zwischen zwei Menschen ausgeprägt ist, desto größer die Anziehung und desto erfüllter die Liebe. Doch oft haben wir das Spiel mit den Energien von Mann und Frau verlernt – in dem Glauben, dass die gesellschaftlich hart errungene Gleichstellung auch eine Gleichheit der Geschlechter einschließt. Der Paartherapeut und Singlecoach Christian Hemschemeier plädiert für eine lustvolle Rückbesinnung auf die Gegensätzlichkeit. Bekennen sich beide Partner – ob hetero, homo oder divers – zu ihrem Pol und bringen ihre gegensätzlichen Qualitäten zum Ausdruck, ziehen sie sich wie Magnete magisch an. Dann öffnen sich Türen für fundamental neue Erfahrungen, im Bett und in der Liebe.

Zum Autor

Diplom-Psychologe Christian Hemschemeier, Jahrgang 1967, arbeitet seit über 20 Jahren als Paartherapeut und Singlecoach. 2009 gründete er das Institut für Integrative Paartherapie. Als der Experte für toxische Beziehungen ist er eine gefragte Stimme in TV und Print: Seine Kolumnen und Interviews erscheinen u. a. im Stern, der Brigitte oder dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Mit seiner direkten und ehrlichen Art begeistert er auf YouTube und in seinen Online-Kursen Zehntausende Menschen und hilft ihnen bei Beziehungs- oder Dating-Krisen weiter. Daneben berät der Autor auch Klienten an einem seiner drei Praxisstandorte.

Weitere Informationen unter www.liebeschip.de

Christian Hemschemeier

FEUER&FLAMME

Warum echte Leidenschaft die Polarität von männlicher und weiblicher Energie braucht

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Originalausgabe

© 2023 Arkana, München

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Lektorat: Pascal Frank

Umschlaggestaltung: ki 36 Editorial Design, München, Daniela Hofner

Umschlagmotiv: © shutterstock/Weerachai Khamfu

Autorenfotos: Christian Kerber

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-30402-7V002

www.arkana-verlag.de

Inhalt

Einleitung

1. Die moderne Datingmisere und ihr übersehenes Kernproblem

Was meine Paare mir erzählen

Polarität und Gleichberechtigung – kein Widerspruch

Polarität im Wandel der letzten 80 Jahre

Die Gillette-Werbung

2. Mehr Wokeness, weniger Datingerfolg?

Die Erweiterung der sozialen Geschlechter

Soziale versus biologische Geschlechter

Folgen des aktuellen Diskurses auf Beziehungen

Beziehungserwartungen an Männer und Frauen

Female Choice

Himmel und Hölle der Dating-Apps

Sind Männer und Frauen denn unterschiedlich?

3. Unser Steinzeitprogramm steuert uns bis heute

Das biologische Datingprogramm des Menschen

Was sagen Befragungen über Datingvorlieben aus?

Status des Mannes als Datingvorteil versus aktuelle Berufswelt

Schönheit und Jugend als Datingvorteil für Frauen?

Die Welt dreht sich immer um die gleichen Dinge

4. Glücklich durch polare Beziehungen

Definition Polarität: Was genau ist polare Energie?

Wie wichtig ist Polarität für Beziehungen?

Polarität und Kennenlernen

Polarität und Dating

Queeres Dating und Polarität

Fallstricke des Onlinedatings

Polares Verhalten in Langzeitbeziehungen

Polarität und toxische Beziehungen

Wie kommt man in seine Polarität?

Moderne Polarität?

5. Der Zusammenprall von Mainstream und Polarität

Das Beispiel Catcalling: Sollen Männer sich mehr zurückhalten?

Radikalisierung: Red Pill und Co.

Wissen Frauen, was sie wollen?

Die Liberalisierung des Datingmarkts und ihre Folgen

6. Spirituelle Aspekte: 5D-Beziehungen und Polarität

Warum die aktuellen Kämpfe 4D-Charakter haben

Warum 5D-Beziehungen eine moderne Polarität brauchen

Warum wir auf ein weiblicheres Zeitalter zulaufen

Warum wir dennoch weibliche und männliche Seiten ausgleichen sollten

Schluss: Alles hängt zusammen

Anhang

Endnoten

Literaturverzeichnis

Register

Einleitung

Seit dem Jahr 2000 arbeite ich als Paartherapeut, und es ist bis heute meine große Leidenschaft. Ich liebe diese lebendige Arbeit, zumal sie häufig schnell Ergebnisse bringt. Es ist einfach ein wunderbares Setting, weil man beide Seiten in Echtzeit beobachten kann.

Von Anfang an lag mein Schwerpunkt in der Paartherapie, auch wenn ich ebenfalls Psychotherapeut bin. Das hat dazu geführt, dass ich bis heute sicherlich Paare im vierstelligen Bereich kennengelernt habe. Da bleibt natürlich einiges hängen an Erfahrungen, aber auch an Fragen. Man bleibt nur dann ein guter Psychologe, wenn man sich nie »zur Ruhe setzt«, was den aktuellen Kenntnisstand angeht, sondern immer wieder neu versucht herauszufinden, was Menschen zusammenhält – oder eben auch nicht.

Dies war zu meiner Anfangszeit besonders wichtig, da es nur relativ wenig Standardwerke zur Paartherapie gab. Auf diese Weise konnte ich immer mehr von den Paaren lernen, die ich begleiten durfte, was schließlich zu einer eigenen Ausbildungsreihe an meinem Institut für Integrative Paartherapie führte.

Vieles war mir schnell eingängig, zum Beispiel, wie man an einer effektiven und spannenden Paarkommunikation arbeiten kann. Es gab aber auch andere Themenbereiche, die sich aus den zahlreichen Paartherapien ergaben, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet hatte. So schilderten beispielsweise immer wieder Frauen, dass der Mann ihrer Ansicht nach »kein Rückgrat« habe, nicht genug »die Führung übernehmen« würde oder schlicht nicht »männlich« genug sei. Zunächst tat ich das ein wenig als Geschlechterklischees ab, aber mit der Zeit stellte ich fest, dass sich dieses Thema quer durch alle Altersbereiche und Sozialisationen zog. Sogar eine feministische Uni-Lehrende brachte das Gleiche zum Ausdruck. Die Männer reagierten auf diese Themen meist sehr betroffen, sagten aber interessanterweise ihrerseits nicht, dass ihre Frauen nicht »weiblich« genug seien.

Ich machte mich wie immer bei solchen Fragen auf die Suche, wurde aber in Deutschland wie schon bei anderen Paarthemen damals nicht fündig. In den USA gab es jedoch schon Datingcoaches, die diese dort sogenannte »Polarität« der Geschlechter in den Fokus rückten und oft in sehr derber Weise beschrieben, was ich hier auch beobachtete.

Dazu kamen nach dem Ende meiner Langzeitbeziehung im Jahr 2013 erste Datingerfahrungen, die wieder genau diese Phänomene zeigten. Offensichtlich mochten viele Frauen es überhaupt nicht, wenn man zu »nett« oder »emotional« oder sogar »romantisch« war, obwohl man in Filmen solche Wünsche regelmäßig präsentiert bekam.

Heute, zehn Jahre später, kommt noch dazu, dass man über solche Themen aufgrund des aufgeladenen gesellschaftlichen Geschlechterdiskurses nur sehr vorsichtig reden kann. Es wird ja schon infrage gestellt, ob es überhaupt zwei Geschlechter gibt, Diversität ist (zu Recht) ein sehr wichtiges Thema geworden. Wo passt da denn noch eine Mann-Frau-Polarität rein? Wie ist das in homosexuellen Beziehungen? Haben sich die Geschlechterklischees nicht endgültig überlebt? Die kurze Antwort darauf lautet: Die Klischees haben sich vielleicht überlebt. Aber in jedem Klischee steckt leider ein wahrer Kern. Und der ist wichtiger als je zuvor – und sogar genderkonform. Das Thema Polarität ist eine Säule meiner »Lehre« geworden. Es ist aber komplexer, als es zunächst aussieht.

Kleiner Spoiler vorweg: Wir werden feststellen, dass biologisch-evolutionäre Programme unser Datingleben viel mehr bestimmen, als wir denken. Und diese stehen teilweise im Widerspruch zu aktuellen gesellschaftlichen Normen. Polarität ist das bewusste Anerkennen und Sich-fallen-Lassen in diese Dynamiken und der folgende viel höhere Genuss unserer Ursprünglichkeit in Dating und Beziehung. Zusätzlich stehen wir in der westlichen Welt vor einem monumentalen Umbruch: Mit der zunehmenden Auflösung von Beziehungsnormen sowie der Herstellung von Gleichberechtigung auf allen Ebenen kehren wir erstmals seit dem Aufkommen des Ackerbaus wieder zurück zu den vermuteten früheren Liebesmustern aus der Jäger-und-Sammler-Zeit. Das hat jetzt schon extreme Auswirkungen, und wir sollten uns darauf vorbereiten. Aber nun wollen wir uns das mal ganz in Ruhe anschauen. Ich hoffe, du bist schon so gespannt wie ich, während ich diese Zeilen schreibe.

Noch ein paar formale Anmerkungen zu diesem Buch: Gerade bei dem Thema Polarität ist es schwer, jeden Satz sprachlich zu gendern. Ich bitte daher um Verständnis, dass ich das hier unterlasse. Ich werde mich dennoch bemühen, deutlich zu machen, dass mir jeder Mensch, egal wie er sich sexuell definiert, wichtig ist und sich gemeint fühlen soll. Außerdem möchte ich dich, liebe Leserin und lieber Leser, bitten, dich nicht zu sehr an den Begriffen männlich und weiblich aufzuhängen. Eigentlich müsste man für dieses Unterfangen neue Wörter finden, da die alten so belegt sind. Ich werde viel von männlicher und weiblicher Polarität reden oder auch von (weiblichen) Yin- und (männlichen) Yang-Energien. Dies ist aber weniger in einem biologischen Sinn gemeint, sondern mehr als Ausdruck der Gegensätzlichkeit auf unserer Welt. Es gibt Tag und Nacht, Geburt und Tod, weiß und schwarz und so weiter. Alles ist auf polaren Gegensätzen aufgebaut. Ich verweise dazu auch auf mein Buch Die neue Dimension der Liebe. Und so gibt es eben männlich und weiblich, aber mehr als grundsätzliche Antagonisten und natürlich mit allen Übergängen dazwischen. Du könntest es auch schlicht »Energie A« und »Energie B« nennen, das wäre das Gleiche. Aber das Lesen würde so keinen Spaß machen. Und bevor hier noch jemandem der Blutdruck aus dem Ruder läuft: Wir können uns vor allem psychisch völlig frei auf dieser Skala bewegen und tun dies auch ständig. Ziel ist einfach, sich diese Möglichkeiten und deren Konsequenzen bewusst zu machen und ganz zielgerichtet in Dating und Beziehung einzusetzen.

In der Sprache gibt es den Unterschied zwischen Sexus (biologischem Geschlecht) und Genus (grammatischem Geschlecht). Diese haben nur bedingt miteinander zu tun. Eine ähnliche strikte Zweiteilung finden wir auch beim Thema dieses Buches zwischen Polarität und sexuellem Geschlecht.

Noch ein Hinweis: Viele Erkenntnisse, Analysen und Ratschläge, die ich in diesem Buch vorstellen werde, könnten vielleicht sehr herausfordernd und eine schwere Kost für dich sein. Der Mainstream gibt gewisse Sichtweisen vor, aber leider entsprechen diese »politisch korrekten« Pfade oft nicht der Realität.

Was ist Polarität?

Vielleicht hat dich der Titel dieses Buches gleich richtig »gecatcht«. Vielleicht vermisst du auch in deinen Beziehungen, zumindest den längeren, dieses Element von »Feuer und Flamme«. Vielleicht konntest du ganz intuitiv mit der »Polarität« im Untertitel spontan viel anfangen. Bevor wir im Folgenden in die extrem spannenden Themen rund um Polarität voll eintauchen, wollen wir zunächst einmal den Begriff besser definieren und fühlbar machen.

Ich möchte dich aber gleich ein wenig vorwarnen: Dieses Buch wird dein Dating- und Beziehungsleben wahrscheinlich komplett revolutionieren. Und diese Revolution wird etwas ganz anderes sein, als du vielleicht erwartest. Es wird vermutlich nicht so sein, dass dir die Erkenntnisse dieses Buches ganz neu oder fremd vorkommen (es kann aber schon sein, dass dich die Erkenntnisse der Forschung zu diesem Bereich etwas schockieren werden). Stattdessen ist zu erwarten, dass du richtig glücklich sein wirst, weil du mit diesem Buch endlich wieder die Erlaubnis bekommst, so zu daten und deine Beziehungen zu führen, wie du es zutiefst willst. Das wird wahrscheinlich sehr erleichternd sein. Gleichzeitig wirst du aber gezwungen sein, gewisse »Vorgaben des Mainstreams« infrage zu stellen – alles natürlich auf einer wissenschaftlichen Basis.

Wer sehnt sich nicht nach tiefer Leidenschaft? Fast jeder, der einmal eine (vielleicht nur kurze) leidenschaftliche Beziehung erfahren hat, wird bezaubert sein von der Intensität und dem tiefen Gefühl, lebendig zu sein und dass sich das Leben lohnt. Oft sind aber gerade diese leidenschaftlichen Beziehungen nicht die einfachsten. In »Leidenschaft« steckt völlig zu Recht das Wort »Leiden«. Tatsächlich leidet man oft mehr an diesen Verbindungen, als es schön ist, aber die kurzen Highs scheinen das Ganze aufzuwiegen. Bedauerlicherweise wird es dann häufig auch schnell etwas »toxisch«.

Auf der anderen Seite haben wir langanhaltende, »vernünftige«, eigentlich ganz zuverlässige und irgendwie auch glückliche Beziehungen. Ihnen scheint aber gerade diese Leidenschaft im Trott des Alltags abhandenzukommen. Obwohl man doch so effektiv kommuniziert und immer gewählte, inklusive und gewaltfreie Kommunikation einsetzt, wird die Beziehung irgendwie schal. Und plötzlich tritt jemand Drittes in diese Beziehung ein, der die Leidenschaft wieder entfacht, der wieder Sehnsucht und Lebendigkeit verspricht. Leider geht das oft Hand in Hand mit geheimen Affären in zerstörerischen Beziehungsdreiecken.

Oft werden gerade diese Menschen, die als Affärenpartner infrage kommen oder sogar ausgewählt werden, als sehr »polar«, also prototypisch männlich oder weiblich, wahrgenommen, das wirkt enorm attraktiv. Diese Affärenpartner sind häufig gerade nicht vernünftig, ordentlich, zuverlässig, sondern eben – polar.

Polarität ist ein Begriff, der unter anderem aus der Chemie kommt. Er bezeichnet die Eigenschaft von Atomgruppen oder Molekülen, zwei Ladungsschwerpunkte auszubilden. Sie sind dann nicht mehr »neutral«, sondern haben eine Art Plus- und Minuspol. Das gilt vor allem für den Stoff unseres Lebens, das Wasser, aus dem wir zu etwa zwei Dritteln bestehen.

In der Philosophie ist Polarität das Gegenstück zur »Einheit«. Sie stellt den ewigen Dualismus des Lebens dar, der sich treffend in dem chinesischen Yin-Yang-Symbol ausdrückt. Eines kann nicht ohne das andere bestehen, wie auch schon in der Chemie ein Molekül beide Pole haben muss.

Wir können das analog auf die Polarität im Sinne von Liebesbeziehungen übertragen. Hier ist die Zweier- oder auch Dreier- oder Viererbeziehung etc. das Molekül, das eben nicht neutral ist, sondern zwei Pole hat. Und diese Pole sind, was man im weitesten Sinne mit männlich bzw. weiblich bezeichnen kann. Es ist tatsächlich nicht nur ein psychologisches Konstrukt, sondern hat auch viele biologische Anteile. Bevor man jetzt vielleicht aufgrund des vorherrschenden gesellschaftlichen Mainstreams Schnappatmung bekommt: Das heißt überhaupt nicht, dass alte toxische Rollenkonzepte aus den letzten Jahrhunderten wieder aufgerollt werden sollen. Es heißt aber auch, dass es gerade toxisch wäre (oder sogar schon ist), diese biologischen und neuropsychologischen Aspekte, die es ja offensichtlich gibt, zu verneinen.

Das Molekül ist insofern ein schönes Bild, als es nicht sagt, wo genau die beiden Pole liegen. Auch passt dieses Bild auf unsere Beziehungsrealitäten, da ja offensichtlich nicht alle Paare heterosexuell sind oder überhaupt nur zwei Menschen beinhalten. Selbst bei heterosexuellen Paaren kann es durchaus sein – und ja, ich kenne solche Paare –, dass der Mann den weiblichen Pol besetzt und die Frau den männlichen.

Der woke Mainstream fordert tatsächlich das Gegenteil (wobei ich mich frage, ob dieser in erster Linie in den Medien und Universitäten angesiedelte Mainstream tatsächlich die Mehrheit der Menschen widerspiegelt). Er verlangt eigentlich Neutralität. Erziehung soll nach Möglichkeit »genderneutral« sein. Alle Arten von Rollen sollen jederzeit verhandelbar sein. Man wird wahrscheinlich bald sein Geschlecht im Pass mit einer einfachen Willenserklärung ändern können.

Die wirklich wichtige Gleichberechtigung geht so weit, dass sie inzwischen fordert, dass Männer und Frauen gleich sind. Was das stille Örtchen angeht, ist es ja bereits so, dass es immer mehr Unisex-Toiletten gibt (wer auch immer das eigentlich will). Die Aussage ist sogar eher: Es gibt beliebig viele Geschlechter. Was im Grunde äquivalent ist zu: Es soll am besten gar keine relevanten Geschlechter mehr geben.

Dies führt aber zur Neutralität von Paaren, und jetzt kommt das eigentliche Problem, das du schon längst erahnen wirst: Neutrale Paare sind nicht polar. Was wiederum heißt: Sie verlieren ihre Leidenschaft füreinander.

Um Anziehung – eben auch sexuelle – zu haben, benötigt man zwei Pole. Das ist schon in der Physik bei zumindest der elektromagnetischen Kraft so. Es gibt keine Anziehung ohne Pole. Es braucht einen elektrischen Plus- und Minuspol oder eben den magnetischen Süd- und Nordpol.

Jetzt wirst du vielleicht gleich einwerfen: Haha, aber was ist denn zum Beispiel mit schwulen Paaren? Dazu kommen wir später noch ausführlich, aber tatsächlich berichten mir eigentlich alle queeren Menschen, mit denen ich gesprochen habe, dass es diese Pole auch in diesen Beziehungen gibt. Man nennt sie nur oft anders.

Polarität ist so eng mit Leidenschaft verbunden wie das Blut mit dem Herzschlag. Man kann beides kaum trennen. Oft ziehen wir auch die Polarität ihrem großen Gegenspieler vor, der freundschaftlichen Kompatibilität. Aber auch dazu später mehr. Meist fällt uns das polare Erleben, das wir so sehr lieben, vor allem am Anfang von Beziehungen leicht. Mit der Zeit gleichen wir uns aber oft dem Partner an, was zwar durchaus die kameradschaftliche Ebene eines Paares stärken kann, aber leider in diese Neutralität führt, in der beide am Ende jeden Tag die gleichen Jogginganzüge tragen.

Wir werden diese Pole im Laufe des Buches herausarbeiten – und ja, sie werden etwas prototypisch Männliches bzw. Weibliches haben. Weil – o Wunder! – es eine biologische Grundlage dafür gibt. Wir werden feststellen, dass es um diese jeweiligen Energien geht und nicht um die Ausprägungen konkreter Verhaltens- und Sichtweisen, die sich kulturell durchaus ändern können, wie etwa die Definition von Schönheit oder Status.

Bevor wir nun gleich richtig ins Thema einsteigen, möchte ich dich noch zu einer Meditation einladen.

Meditation: Die Polarität spüren

Nimm dir eine halbe Stunde für dich selbst und achte darauf, dass du ungestört bist. Mache es dir in einem Sessel oder im Liegen gemütlich. Noch ein Hinweis: Führe diese Übung nicht aus, wenn du dich mit deinem biologischen bzw. aktuellen Geschlecht nicht wohlfühlst.

Beobachte anfangs einfach deinen Atem, ohne etwas daran zu verändern. Lege deine Hände auf deinen Bauch und spüre, wie du ganz ruhig ein- und ausatmest. Wenn du möchtest, schließe nach einer Weile die Augen. Vielleicht wandern deine Gedanken noch hierhin und dorthin. Lass es zu, folge ihnen weder bewusst noch kämpfe gegen sie an. Kehre immer wieder zu deinem Atem zurück.

Mach das für die Dauer von fünf Minuten oder auch länger, bis du dich ganz wohlfühlst und langsam in die Entspannung kommst.

Richte dein Gewahrsein nun auf deinen Körper. Vielleicht fühlst du schon, wie ruhige Energieströme durch ihn fließen. Gehe jetzt innerlich durch die Körperstellen, die du mit deiner körperlichen Geschlechtlichkeit verbindest. Gehe dabei nicht in sexuelle Gefühle, es geht vielmehr darum wahrzunehmen, wie du dich in deiner körperlichen Polarität erdest und wohlfühlst. Erlaube dir nach und nach, eine Dankbarkeit zu empfinden, dass du diese körperliche Liebe hier auf Erden erleben darfst.

Nun kommen wir zu einer kleinen Fantasiereise. Stelle dir vor, dass du auf einem Date bist. Du wie auch dein Gegenüber seid ganz in einem polaren Energiespiel, das sich äußerst beglückend anfühlt. Male dir aus, was das im Einzelnen für dich ganz persönlich bedeuten würde. Nimm als Leitfaden immer das, womit du dich wohlfühlst. Mache dieses Gedankendate aber nicht zu »real«, nimm eine Fantasieperson, auf keinen Fall bitte deine(n) Ex! Es geht dabei vor allem darum, in deinem inneren Film das Verbinden der Polaritäten zu spüren. Versuche, dieses Aufeinandertreffen vollauf zu genießen, spüre, wie du dich in diesem Moment absolut wohlfühlst. Bitte stelle es dir so vor, als ob es jetzt in diesem Augenblick passierte, verorte es nicht in der Zukunft oder der Vergangenheit. Mache dir keine Gedanken, ob diese Fantasie einmal für dich Realität wird (falls du sie nicht ohnehin schon erlebt hast), gehe einfach davon aus, dass es dir möglich ist, solche Erfahrungen in dein Leben zu ziehen. Gebe es einfach ab an das Universum.

Vielleicht spürst du dabei innere Widerstände, dich deiner eigenen Polarität und dem Spiel der Energien hinzugeben. Notiere dir das innerlich, damit du bei Gelegenheit dieses Bremsen analysieren kannst.

Wenn du vollkommen in dein imaginäres, polares Date eingetaucht bist, mache ein inneres Foto davon und beende anschließend die Fantasiereise. Atme wie zu Beginn noch fünf Minuten ruhig weiter, ohne deine innere Erfahrung dabei in Gedanken zu diskutieren. Versenke dich nochmals in den Moment. Dann beende die Übung.

Diese Meditation soll das polare Empfinden stärker in deinem Unbewussten verankern. Dann wirst du auch auf deinen Dates – ob in einer bestehenden Beziehung oder außerhalb davon – diese Situationen eher erkennen bzw. suchen können. Außerdem ist es eine typische Manifestationsübung, um solche Situationen in dein Leben zu ziehen.

Wenn du möchtest, kannst du diese Übung gern öfter wiederholen. Ich wünsche dir damit viel Spaß!

1Die moderne Datingmisere und ihr übersehenes Kernproblem

Was meine Paare mir erzählen

Carina sitzt im bequemen Sessel meiner Paartherapiepraxis und schaut abschätzig auf ihren Mann Udo. Zwei Sitzungen zuvor hatte sie »gestanden«, eine Affäre mit einem Türsteher des lokalen Clubs angefangen zu haben. Fünf Minuten vorher hat sich Udo beschwert, dass er doch alles für Carina machen würde, er trage sie doch nachgerade auf Händen. Außerdem habe er doch ein vernünftiges Leben und einen sicheren Job als Lehrer, das sei doch wohl besser als ein Türsteher. Carina wirft die Hände hoch und seufzt: »Du bist einfach viel zu nett und weißt nicht, was du willst. Ich fühle ›es‹ einfach nicht mehr.« Udo starrt seine Frau fassungslos an …

Was ist hier passiert?

Tatsächlich bin ich auf das Thema Polarität erstmals durch meine Klienten gestoßen. Auch war ich etwas gehirngewaschen von den 90er-Jahren, als der »Softie«-Mann als Ideal propagiert wurde. Ich versuchte mich dem anzupassen und führte meine eigenen mäßigen Datingerfolge auf ganz andere Dinge zurück. Vielleicht war ich ja einfach nicht nett genug? Aber ich spürte irgendwie – wie übrigens die meisten Männer meines Erachtens nach –, dass irgendetwas anderes die Ursache sein musste. Man bekommt schließlich auf die eine oder andere Weise mit, auf welche Typen Frauen stehen.

Meine Paare kämpften auch mit diesen gesellschaftlichen Erwartungen, aber wie so oft in der Paartherapie wurde auch hier kein Blatt vor den Mund genommen. Besonders in Einzelgesprächen forderten vor allem Frauen immer wieder, mehr Führungskraft von ihren Männern zu sehen. Selbst Frauen, die sehr »feministische« Berufe hatten. Der Mann solle doch endlich klare Entscheidungen treffen. Er solle nicht so weich und emotional sein. Nicht so viel nachfragen, sondern einfach machen. Doch mal den Jahresurlaub organisieren. Seine Frau beschützen, zum Beispiel vor übergriffigen Familienmitgliedern.

Das hörte sich nicht danach an, als ob sich die Frauen immer den gefühlvollen Softie an ihrer Seite wünschten. Wie erwähnt war es auch kein Einzelfall, bis heute höre ich das quasi ständig in der Paartherapie. Es gibt fast nichts, was ich öfter vernehme. Das Gegenteil kam mir übrigens noch nicht zu Ohren. Klar, manche Frauen hätten gern emotional offenere Männer als Partner. Aber ich habe noch nie im Rahmen meiner therapeutischen Arbeit gehört, dass ein »Softie« gewünscht wird.

Als besonders problematisch erweisen sich diese Wünsche, wenn sich die Beziehung durch Fremdgehen ohnehin schon in einer Krise befindet. Hier folgen zwei weitere Beispiele, die zwar recht ähnliche Ausgangssituationen hatten, aber jeweils einen ganz anderen Ausgang.1

Ulla und Tobias sind schon viele Jahre zusammen. Sie haben zwei Kinder in der Pubertät, und zwischen Erziehung und Hausbau ist irgendwie die Ehe aus dem Fokus geraten. Ein alter Schulfreund hat Kontakt mit Ulla aufgenommen, und alte Gefühle sind wieder an die Oberfläche gekommen. Tobias hat den Anspruch, ein moderner, verständnisvoller Mann zu sein, und so versucht er zunächst einmal zu verstehen, wo Ulla gerade steht. Obwohl ich ihm rate, eine klare Grenze zu ziehen und für sich einzustehen, will er »kämpfen«. Er akzeptiert, dass er einen Nebenbuhler hat, und glaubt seine Frau »überzeugen« zu können. Er bemüht sich ganz besonders um sie und kauft ihr jetzt oft Rosen. Abends werden lange Gespräche geführt, um das Ganze »aufzuarbeiten«. Ulla findet das irgendwie gut, trotzdem wird sie immer unsicherer, was sie denn nun will. Es wäre »logisch«, bei Tobias zu bleiben, aber der alte Freund entfacht einfach so viel mehr Gefühle in ihr. Er scheint sich viel weniger um sie zu bemühen, was für Tobias keinen Sinn zu ergeben scheint. Die Paartherapie schleppt sich etwas dahin und kommt nicht wirklich voran. Ich sage beiden, dass sie aufpassen müssen, kein stabiles, unglückliches Dreieck zu kreieren, und dass es wichtig ist, bald eine Entscheidung zu treffen. Das passiert aber nicht, und so wird die Ehe trotz aller Gespräche immer unglücklicher. Ulla plant als nächsten Schritt eine »Probetrennung«.

Auch Franca und Thomas kommen zu mir, weil Franca eine dritte Person kennengelernt hat und nicht richtig weiß, wie es weitergehen soll. Thomas habe immer zu viel gearbeitet – er ist selbstständig mit einer kleinen Werbeagentur – und sie nicht richtig beachtet. Dann habe sie bei den Spaziergängen mit ihrem Hund jemanden kennengelernt. Nach und nach sei über die Gespräche immer mehr Vertrautheit entstanden, und schließlich seien sie »leider« auch einmal bei ihm im Bett gelandet. Dies habe sie Thomas dann auch erzählt. In der ersten Stunde erzählt Franca diese Geschichte relativ ungerührt und auch etwas »frech«. Thomas hört recht emotionslos zu und sagt eigentlich nur, wie sehr ihn das alles überrascht habe. In der nächsten Paarsitzung setzt Franca noch eins drauf und sinnt darüber nach, wie es denn jetzt weitergehen könnte mit ihrer Eroberung. Thomas bleibt wieder erstaunlich cool. Als er an der Reihe ist, sagt er nur ganz ruhig, aber bestimmt: »Okay, ich gebe dir jetzt eine Woche zu entscheiden. Bis dahin kannst du machen, was du willst. Wenn ich deinen Typen bei uns im Haus sehe, wird er rausfliegen. Wenn du dich in einer Woche nicht entschieden hast, bin ich weg.« Franca schnappt daraufhin erst einmal kurz nach Luft und ist offensichtlich erstaunt. Sie beschwert sich zwar kurz über den Ton, aber ihre Körpersprache drückt auch irgendwie Zufriedenheit aus. Ich bin sehr überrascht, da ich diese Reaktion von Thomas nicht hatte kommen sehen – und bin äußerst gespannt, wie es weitergeht.

In der dritten Stunde frage ich nach, wie denn ihre Geschichte weitergegangen ist. Franca sagt direkt, dass sie kurz nachgedacht und sich klar für ihren Mann entschieden habe. Natürlich gebe es jetzt noch einiges zu besprechen und auch zu verändern, aber die Grundentscheidung sei jetzt gefallen. Anders als so viele andere Klienten in ihrer Situation konnte sie sich offenbar sofort entscheiden und hatte auch keinerlei Zweifel.

Wie wirken diese Geschichten auf dich? Erstaunt dich der Ausgang? Mich nicht mehr, es ist wie vorprogrammiert. Der Mann im ersten Beispiel macht das, was er in Hollywoodfilmen gesehen oder womöglich durch Schule, Erziehung etc. gelernt hat. Er kämpft um die Frau, versucht verständnisvoll und nett zu sein und damit die Frau zu überzeugen. Dadurch ist er aber nicht in seiner männlichen Polarität (was das genau ist, dazu kommen wir noch). Die Frau signalisiert ihrerseits mit ihrem Verhalten, dass sie den Mann aus irgendwelchen Gründen nicht mehr ganz respektiert. Was dieser macht, verschlimmert die Lage nur noch. Es gibt (zumindest bei mir) folgenden Paartherapiespruch: Eine Frau zwischen zwei Männern tendiert immer zum stärkeren.

Der Mann in der zweiten Geschichte tritt zwar recht streng auf, aber seine Frau hat es ihm ja auch nicht leicht gemacht. Er bittet nicht, er bettelt nicht, sondern bezieht einfach nur völlig eindeutig Stellung. Er zeigt keinerlei Bedürftigkeit, nur Kraft. Kurz: Er macht alles richtig, und die Frau hat daher keinerlei Probleme, sich für ihn zu entscheiden.

Ich berate auch viele Singles, hier noch ein Bespiel aus diesem Bereich:

Oliver kämpft mit dem Onlinedating. Ab und zu hat er mal ein Match, und noch seltener kommt es zu einem Treffen. Und wenn es zu einem kommt, ist die Frau in aller Regel maximal »lauwarm«. Aber vor Kurzem hatte er ein richtig gutes Date, und die beiden haben sich sogar geküsst. Das Verrückte ist: Oliver hatte sich vor diesem Date nicht gut gefühlt, weil die letzte Pleite noch nicht lange her war, und so hatte er es einen Tag vorher abgesagt, ohne groß darüber nachzudenken. Zwei Tage später bekam er aber doch wieder Lust und meldete sich erneut, und zu seiner Überraschung sagte sein Match ebenfalls wieder zu. Auf dem Date war sie sehr präsent. Sie sagte ihm sogar: »Dass du das erste Date abgesagt hast, hat dich irgendwie interessant gemacht.« Oliver ist zwar froh, hat aber auch das Gefühl, all das nicht ganz zu verstehen.

Dieses letzte Beispiel ergibt vielleicht auf den ersten Blick keinen Sinn, man könnte es Zufall nennen. Ist es aber nicht. Oliver hat hinsichtlich seiner männlichen Qualitäten scheinbar nicht den besten Stand beim Dating, vielleicht textet er zu viel oder wirkt zu bedürftig. Warum wird er aber klarer wahrgenommen, wenn er ausnahmsweise ein Date ab- und wieder zusagt? Es liegt schlicht daran, dass er so in keiner Weise »needy« wirkt und damit ganz klar in seiner männlichen Polarität ist. Das abgesagte Date sendet folgende Botschaft: »Ich finde dich zwar cool, aber ich ruhe so sehr in mir, dass ich keinerlei Probleme habe, mal ein Date sausen zu lassen. Es gibt keinen Mangel. Ich habe sowieso schon viel um die Ohren. Ich habe eine Mission.« Ohne zu wollen, hat Oliver diesen »Vibe« ausgesandt. Auch sein Match hat hierüber überhaupt nicht bewusst nachgedacht. Sie hat einfach auf ihre Emotionen reagiert, womit sie sehr in der weiblichen Polarität ist.

Das soll übrigens nicht heißen, dass man Dates bewusst absagen soll – aber wenn du Polarität verstehst, bereiten dir solche Ereignisse kein Kopfzerbrechen mehr.

Polarität und Gleichberechtigung – kein Widerspruch

Bevor wir uns genauer anschauen, wie sich männliche und weibliche Polarität darstellt, müssen wir einen Zahn gleich mal ziehen.

Polares Dating ist eine Art Spiel zwischen Verführung und Hingabe, das aber an der absoluten Gleichberechtigung nicht einen Millimeter kratzt. Natürlich haben sich vor allem die Frauen oder diversen Menschen die Gleichberechtigung hart erkämpft oder tun es sogar noch. Da kann dann manchmal die Angst mitschwingen: Wenn ich jetzt in eine vielleicht »weiche« weibliche Polarität gehe, dann komme ich wieder unter die Räder und muss allein den Haushalt machen.

In den folgenden Kapiteln kann ich dir hoffentlich alle Ängste bezüglich der Polarität nehmen. Sie bedeutet in ihrer tiefsten Form, Selbstbewusstsein und klare Grenzen zu haben und gleichzeitig unterschiedliche Energien anzuerkennen. Es stimmt, dass die männliche Energie manchmal kämpferischer ist, aber du musst ja nicht 24/7 in deiner weiblichen Datingpolarität verharren. Außerdem heißt weibliche Polarität, jederzeit am Drücker zu sein. Du hast grundsätzlich immer die Kontrolle über romantische Prozesse und kannst sie an jedem Punkt stoppen. Es besteht zudem keinerlei Pflicht, eine bestimmte Polarität aktiv auszudrücken. Du darfst natürlich auch anders daten, wenn du möchtest. Die Frage ist nur, ob dir das Freude bereitet und erfüllend für dich ist.

Dass sich die weibliche Polarität manchmal softer oder nachgiebiger »anhört«, macht es heutzutage so schwer – aber auch so wichtig! –, hierüber überhaupt etwas zu schreiben. In einer gesunden Polarität verehren sich beide Geschlechter gegenseitig und wollen nur das Beste für das andere.

Ein weiteres Problem ist, dass manche Menschen sehr polar sind, aber gleichzeitig manipulativ oder egozentrisch auftreten. Dies gilt für beide Geschlechter. Trotzdem heißt polar nicht automatisch bad guy oder bad girl. Aber dazu später mehr. Wann immer du beim Lesen stockst, weil du denkst, dass gerade die Augenhöhe verloren geht – glaube mir: Es ist nicht so. Dating und Beziehung in der Polarität würdigen das andere Geschlecht bzw. die andere Polarität in all ihrer Tiefe. Richtig angewandt ist Polarität Empowerment pur!

Polarität im Wandel der letzten 80 Jahre

Als meine Eltern erwachsen wurden in den 40ern des letzten Jahrhunderts, war Polarität kein Thema, weil polares Verhalten überhaupt nicht infrage gestellt wurde. Leider war das eng verwoben mit mangelnder Gleichberechtigung der Frau, sodass es heute schwierig ist, hier genau zu trennen. Instinktiv lehnen wir diese Zeiten deswegen ab. Meine Mutter »durfte« quasi nach Eheschließung nicht weiterarbeiten in dem Job, den sie sehr geliebt hatte. Sie wollte gern, aber es wurde ihr schnell klargemacht (übrigens nicht von meinem Vater), dass sie jetzt andere Aufgaben habe. Die Rollen waren klar verteilt, und wenn man ausbrach, wies einen die Gesellschaft schnell zurecht. Vergewaltigung in der Ehe war noch nicht strafbar und die Einführung des Frauenwahlrechts nicht allzu lange her.

Aber richtig ist auch: In berühmten Hollywoodfilmen aus der Zeit mit zum Beispiel Humphrey Bogart, Clark Gable oder James Stewart ist fast durchgängig ein polares Verhalten der männlichen Darsteller zu beobachten (im Einzelnen besprechen wir das später, aber wenn man an die Filme denkt, bekommt man schnell ein Gefühl dafür). Das Gleiche trifft auf die weiblichen Pendants wie beispielsweise Ingrid Bergmann, Vivienne Leigh oder Donna Reed zu. In manchen neuen Produktionen wird das »Feeling« dieser Filme wieder aufgenommen, so etwa in der Serie Mad Men, die in einer fiktiven Werbeagentur der 1960er-Jahre spielt. In den alten Hollywoodfilmen sind die Frauen natürlich in die Rollen der damaligen Gesellschaft gezwängt, wirken dabei aber keineswegs »schwächlich«. Bevor ich jetzt hier anecke, nochmals der Hinweis: Moderne Polarität bedeutet keineswegs, dass man irgendwelche alten Rollenbilder übernehmen muss. Es geht vielmehr um eine bestimmte Energie und auch nur im Bereich Dating und Beziehung. Dennoch möchte ich dir empfehlen, dir solche alten Filme einmal ganz bewusst unter dem Aspekt polaren Verhaltens anzuschauen.

In den folgenden Jahrzehnten gewann zum Glück das Thema Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern immer mehr an Bedeutung. Leider wurde dabei das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Es ging nicht nur um Gleichberechtigung und Eindämmung grenzüberschreitenden Verhaltens, sondern es wurde von Männern auch erwartet, dass sie »softer« werden.

Als ich Ende der 80er- bzw. Anfang der 90er-Jahre meine ersten Datingversuche machte, gab es zum Glück noch kein Internet, was vieles erleichterte. Aber es bestand bereits eine gewisse Unsicherheit darüber, wie man sich denn nun als Mann benehmen sollte. Erst später habe ich gelernt, wie sehr mein Verhalten bei Dates meine Erfolge schmälern sollte. Und vielen Freunden und Bekannten in meinem Umfeld ging es ähnlich.

Ich hatte bereits die gesellschaftliche Idee im Kopf, dass mit Männern irgendetwas nicht stimmt und ich besser sehr vorsichtig und »lieb« sein sollte. Natürlich fanden die Frauen das nicht sehr anziehend, aber das verstand ich damals nicht. Ich war doch der nette Junge von nebenan, wieso wollten die Mädels das denn nicht? Auch in der Universität, wo ich Psychologie studierte, wurde ich mit einem krassen Feminismus konfrontiert. Viele Seminare arteten in endlose Diskussionen aus, obwohl die Uni an sich nun wirklich kein frauenfeindlicher Ort war. Es gab auch schon damals diese »männlichen Feministen«, die selber feministische Positionen übernahmen, anstatt sich um eine männliche Weiterentwicklung zu kümmern. Dieser neue Kampf der Geschlechter fand an spezifischen Orten wie der Uni statt, aber er ging nicht so sehr darüber hinaus. Im Grunde hat sich scheinbar gar nicht so viel geändert im Vergleich zu heute, nur der »Verstärker« Social Media ist hinzugekommen.

Doch jetzt, in den 20ern des neuen Jahrtausends, ist die Entwicklung nochmals 30 Jahre weitergegangen. Die feministische Bewegung ist kontinuierlich fortgeschritten und hat auch enorme Erfolge erzielt. Wir hatten eine Kanzlerin und jetzt zum Zeitpunkt dieses Buches eine Außenministerin. Überall gibt es Genderquoten. Trotzdem hat diese Entwicklung den Kampf der Geschlechter keineswegs befriedet. Immer noch wird vehement für Frauenrechte eingetreten, fast so intensiv wie noch nie.

Das Problem aus meiner Sicht ist dabei, dass viele Frauen sich weiter als besonders schutzbedürftige Opfergruppe sehen. Das führt zwar zu mehr »Schutz«, aber man kann aus einer Opfermentalität nicht vollständig in seine Kraft kommen – mehr dazu in meinem Buch Vom Opfer zum Gestalter. Selbst Frauen sind sich nicht mehr so sicher, ob eine Quote wirklich die beste Idee ist. (Zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen wird beispielsweise gerade eine Debatte um die Einführung einer Frauenquote in der CDU geführt. Dem als sehr konservativ geltenden Vorsitzenden Friedrich Merz gelang es, diese durchzusetzen, aber interessanterweise gab es viele weibliche Parteimitglieder, die dagegen waren.) Die Erfolge sind an vielen Stellen so groß, dass sich viele Männer fragen, ob sie auf dem Weg nicht irgendwo vergessen worden sind. Der alte weiße Mann hat sich für viele zum Feindbild entwickelt – er hat an allem Schuld.

Die Frauen, die sich früher von den Männern unterdrückt fühlten, treten heute sehr selbstbewusst auf. Das ist wunderbar. Aber leider kippt es gelegentlich komplett in die andere Richtung. Ich habe schon Youtube-Videos gesehen, wo offen zum Hass gegen Männer aufgerufen wurde – ohne dass von offizieller Seite eingeschritten worden wäre. Ist die Konstellation andersherum, werden solche Videos meist schnell gelöscht.

In den sozialen Medien ist Opferdenken heutzutage en vogue wie nie zuvor. Jeder sieht sich aufgrund irgendeiner Sache benachteiligt und erwartet eine Sonderbehandlung für sich. Das betrifft auch und vor allem den Kampf der Geschlechter.

Viele Frauen sammeln sich heute in »Narzissten«-Foren, wo sie sich mit großer Vehemenz und Ausdauer über all die narzisstischen Männer austauschen. Keine Frage: Es gibt einige narzisstische Männer, und Frauen leiden darunter bestimmt. Aber Frauen sind laut dem DSM-5 TR (dem aktuellen diagnostischen Manual für psychische Störungen in den USA) genauso oft narzisstisch. Und dieser Narzissmus-Vorwurf greift zudem häufig sehr schnell. Ich habe mich auch in diesen Gruppen umgesehen: Es reicht oft schon, dass ein Mann einfach nur nicht machen wollte, was die Frau von ihm verlangt hat. Doch das allein macht jemanden noch lange nicht zu einem Narzissten.

Aber auch Männer sammeln sich in Gruppen wie beispielsweise der Red Pill – zu all den genannten Bewegungen später mehr –, weil sie sich als Verlierer des Datingspiels sehen. Immer mehr Männer bleiben zudem dauerhaft ohne Partnerin und ohne Sex. In den Foren radikalisieren sie sich. Diese Männer legen zwar Wert auf ihre Polarität, selbst wenn sie das anders nennen, aber es wird leider auch ganz klar ein hohes Maß an Frauenfeindlichkeit deutlich.