Feuriges Verlangen - Shadows of Love - Louisa Beele - E-Book

Feuriges Verlangen - Shadows of Love E-Book

Louisa Beele

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Beschreibung

Ausgerechnet mitten in Arizona bleibt Sadies Auto auf dem Weg zu einem Kunden liegen. Auf der Suche nach Hilfe gelangt sie zu Jakes Haus. Der Einsiedler ist nicht gerade begeistert über den unerwünschten Besuch und bietet ihr nur widerwillig einen Platz zum Übernachten an.
Obwohl einerseits misstrauisch, sind beide voneinander fasziniert. Die Bergung von Sadies Auto schieben sie immer weiter vor sich her. Trotz Jakes Warnung, dass er nicht zu tieferen Gefühlen fähig ist, schlafen sie schließlich miteinander - die Anziehungskraft ist einfach zu groß. Doch danach verhält sich Jake merkwürdig und Sadie versteht die Welt nicht mehr. Sie will wissen, was er verbirgt und stößt auf ein dramatisches Ereignis in seiner Vergangenheit ...

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Seitenzahl: 129

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Inhalt

Cover

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Feuriges Verlangen

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

In der nächsten Folge

„Shadows of Love“ sind in sich abgeschlossene erotische Liebesgeschichten von unterschiedlichen Autoren. Die Folgen erscheinen monatlich als Romanheft und eBook.

Über diese Folge

Ausgerechnet mitten in Arizona bleibt Sadies Auto auf dem Weg zu einem Kunden liegen. Auf der Suche nach Hilfe gelangt sie zu Jakes Haus. Der Einsiedler ist nicht gerade begeistert über den unerwünschten Besuch und bietet ihr nur widerwillig einen Platz zum Übernachten an. Obwohl einerseits misstrauisch, sind beide voneinander fasziniert. Die Bergung von Sadies Auto schieben sie immer weiter vor sich her. Trotz Jakes Warnung, dass er nicht zu tieferen Gefühlen fähig ist, schlafen sie schließlich miteinander – die Anziehungskraft ist einfach zu groß. Doch danach verhält sich Jake merkwürdig und Sadie versteht die Welt nicht mehr. Sie will wissen, was er verbirgt und stößt auf ein dramatisches Ereignis in seiner Vergangenheit …

Über die Autorin

Louisa Beele lebt mit ihrer Familie in Nordrhein-Westfalen, wo sie zunächst das Schreiben als Hobby praktizierte. Im Jahre 2015 wagte sie den Schritt in die Veröffentlichung und erklomm sofort Platz 1 der Ebook-Bestseller. Seither erscheinen ihre erfolgreichen Liebesromane in regelmäßigen Abständen und erfreuen damit jedes Mal eine große Lesergemeinde.

Louisa Beele

Feuriges Verlangen

beHEARTBEAT

Digitale Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment.

Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titelgestaltung: Jeannine Schmelzer unter Verwendung der folgenden Motive: ©shutterstock/Allgord

eBook-Erstellung: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4188-1

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1.

Zum ersten Mal ärgere ich mich darüber, dass mein Auto über keine Zentralverrieglung verfügt, und ich überlege allen Ernstes, ob ich die sorgsam in Luftpolsterfolie verpackte und mit meterweise Klebeband umwickelte Skulptur zurück in meine Wohnung tragen sollte, um sie sicher vor Erschütterungen oder der Gefahr umzukippen in die Kissen meiner Couch zu legen und erst dann den Kofferraum zu öffnen.

Augenverdrehend schüttle ich den Kopf. Langsam habe ich das Gefühl, wahnsinnig zu werden. Auch wenn ich der tollpatschigste Mensch bin, den ich kenne, wird wohl kaum etwas Folgenschweres passieren, wenn ich die Figur für ein paar Sekunden neben das Auto stelle. Immerhin ist niemand in der Nähe, der ihr schaden oder sie gar klauen könnte.

Konzentriert ziehe ich die Brauen zusammen. Sie ist allerdings nicht besonders standfest und könnte umfallen.

Ich bin unentschlossen und sehe erst auf das Auto, dann auf die Haustür und schließlich auf die Skulptur in meinem Arm. Es ist beinahe noch nachts und niemand in der Nähe, der mir oder der wertvollen Ware auch nur im Entferntesten schaden könnte.

»Blödsinn«, schimpfe ich. »Jetzt reiß dich mal zusammen, Sadie Watson! Du sitzt noch nicht mal im Wagen, und wenn du weiter so wenig entscheidungsfreudig bist, wirst du niemals am Ziel ankommen.«

Schließlich gehe ich langsam in die Knie und lege die einige Pfund schwere Tonfigur auf den Boden. Die bereitliegenden Wolldecken im Kofferraum drapiere ich so, dass ich das Kunstobjekt wie ein rohes Ei dort hineinlegen kann. Nach ein paar Minuten bin ich zufrieden, platziere meine kleine Reisetasche daneben und schließe den Deckel.

Ein Navigationssystem habe ich leider nicht, dazu hat sich nie die Notwendigkeit ergeben, aber ich habe im Vorfeld die Karte studiert. Es sollte dank meiner Planung kein Problem sein, noch heute Abend mein Ziel zu erreichen.

Weil ich sowieso noch tanken fahre, besorge ich mir auch gleich einen Kaffee für unterwegs. Wer kann schon sagen, wann ich wieder die Gelegenheit für eine Portion Koffein bekomme. Ausschweifende Pausen sind in meiner Reiseroute leider nicht einkalkuliert, denn sie würden das ganze Unterfangen nur unnötig verzögern.

♡♡♡

Als Mr Sanderson mir den Vorschlag unterbreitet hat, diese Tour zu übernehmen, hielt meine Begeisterung sich in Grenzen. Eine so weite Strecke bin ich noch nie gefahren, erst recht nicht an einem einzigen Tag, doch der Chef der Galerie, für die ich seit zwei Jahren arbeite, ließ sich nicht von der Idee abbringen. Er meinte, die Abwechslung würde mir guttun, und irgendjemand musste ja nun schließlich diese Tour übernehmen. Der Fahrer, der sonst derartige Aufträge annahm, war anderweitig unterwegs. Ich nehme an, dies ist der eigentliche Grund für seine Beharrlichkeit.

Ich liebe mein durchgeplantes und organisiertes Leben, was meiner Schusseligkeit oft positiv entgegenwirkt. Unvorhergesehenes oder Überraschungen liegen mir im Gegensatz dazu überhaupt nicht, und so eine Reise birgt immer einiges, was man nicht im Vorfeld planen kann. Doch ich habe keine Wahl, Anordnung ist nun einmal Anordnung, und ich will keinen Ärger.

Nach meiner Abreise aus Arizona übrigens, also spätestens morgen, beginnt dann auch sofort mein vierwöchiger Urlaub. Mr Sanderson hat darauf bestanden, dass ich den Urlaub der vergangenen beiden Jahre auf der Stelle abbaue. Meine Proteste, dass ich ihn viel lieber aufheben würde, haben ihn nicht interessiert, im Gegenteil, er schimpfte, dass es nicht ginge, über Jahre keine Ferien zu nehmen und sie so lange aufzusparen. Jetzt im Hochsommer herrscht sowieso eine Flaute, die Kundenzahlen sind rückläufig und die Arbeit in der Galerie überschaubar. Offensichtlich hat Mr Sanderson die Zwangspause von der Arbeit – wegen eines grippalen Effektes im letzten Monat – genutzt, um die Urlaubstage seiner Angestellten einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Mich hält er wohl für absolut urlaubsreif, denn kaum war er wieder da, trat er mit diesem Anliegen an mich heran.

Seufzend nehme ich einen Schluck von meinem Kaffee und verbrenne mir prompt die Zunge. Mit Tränen in den Augen stelle ich den Becher zurück in den dafür vorgesehenen Halter und starte fluchend den Wagen. Jetzt habe ich also eine Menge Urlaub an der Backe und massig Zeit, um irgendwelche Dinge zu tun, für die ich sonst keine Zeit habe. Natürlich könnte ich mich auch wieder mal intensiver meinem Hobby widmen und malen, aber ich sehe ja selber ein, dass es mehr als schräg ist, niemals für längere Zeit seine Wohnung zu verlassen – außer für den Job.

♡♡♡

In den Mittagsstunden habe ich etwa die Hälfte der Strecke hinter mich gebracht, und beschließe, eine längere Pause einzulegen, um mir ein wenig die Beine zu vertreten, etwas zu essen und die Toilette aufzusuchen. Außerdem tanke ich noch einmal den Wagen voll. Bisher bin ich gut vorangekommen, und ich gehe nicht davon aus, dass mir auf der zweiten Hälfte des Weges irgendwelche Probleme bevorstehen. Zufrieden entspanne ich mich das erste Mal seit Monaten, und ich spüre bereits jetzt, wie der Leistungsdruck und das ewige Bedürfnis, alles richtig zu machen, von mir abfallen. Vielleicht ist die Idee mit dem Urlaub letztendlich doch viel besser als gedacht.

Was genau ich mit der vielen freien Zeit anfangen will, habe ich noch nicht geplant, sondern mir überlegt, von Arizona aus einfach weiterzufahren und mir die Gegend anzusehen, ohne Ziel oder eine genaue Route. Ich bin vorher noch nie weit von Denver weggekommen, und das ist wahrscheinlich für lange Zeit die einzige Gelegenheit, so eine Reise zu unternehmen. Allein der Gedanke daran beunruhigt mich, und die Tatsache, dass ich keinerlei Reservierung für ein Hotel vorgenommen habe, ebenso, aber ich will mir dieses Mal selbst beweisen, dass ich auch spontan sein kann.

Als ich Albuquerque hinter mir lasse, wische ich mir den Schweiß von der Stirn. Ein heruntergekurbeltes Fenster kann in dieser Region leider keine Klimaanlage ersetzen. Ich sollte vielleicht darüber nachdenken, mir langsam ein neues Auto zuzulegen, die beste Zeit hat mein alter Honda schon lange hinter sich.

In Gedanken versunken folge ich der Autobahn, die durch karge Landschaften führt und mir endlos erscheint. Ich überlege, nach diesem Auftrag eventuell weiter nach Kalifornien zu reisen. Ans Meer wollte ich schon immer mal, und wenn ich lange genug suche, werde ich sicher auch eine günstige und gepflegte Unterkunft finden. Und wenn nicht, kann ich einfach weitersuchen. Ich bin allein, unabhängig und habe einiges von meinen Ersparnissen in einem Seitenfach meiner Reisetasche. Konzentriert versuche ich eine Weile, mir diesen Plan, der eigentlich keiner ist, weil im Prinzip alles ungeplant ist, schmackhaft zu machen. Aus diesem Grunde muss ich irgendwann abgelenkt gewesen sein und deshalb eine Abzweigung verfehlt haben, anders kann ich es mir nicht erklären, dass das Gelände zunehmend verlassener und unwegsamer wird. Die Straße ist mittlerweile an manchen Stellen so schmal, dass selbst ein einzelner Pkw Probleme hat, dort entlangzufahren. Ich bete die ganze Zeit darum, dass ich von Gegenverkehr verschont bleibe, und suche fieberhaft nach einer Abfahrt, die es mir ermöglicht, wieder auf meine ursprüngliche Autobahn zu gelangen. Stattdessen gerate ich immer tiefer in die Wildnis. Die Gegend wird zerklüfteter und rauer, aber zugleich auch grüner. Eigentlich kann ich nicht mehr so weit von Sedona entfernt sein, dem nächstgrößeren Ort in der Region, in dem auch der Kunde wohnt, dem ich die Skulptur bringen muss. Es ist wegen der Vegetation und der schönen grünen Gegend, ein beliebtes Urlaubsziel und es befinden sich unzählige National Parks in der Gegend. Leider habe ich jetzt keine Zeit, mir die Umgebung genauer anzusehen. Ich schwitze wie verrückt und ärgere mich nun, an der Tankstelle nicht noch eine Flasche Wasser anstatt des Kaffees gekauft zu haben.

Wo ist bloß diese I-40 W? Ich bin mir ziemlich sicher, Apache County noch passiert zu haben, und das muss ich laut meinem Plan auch. Aber vielleicht irre ich mich auch und will es mir nur selbst einreden.

Ich habe mich tatsächlich verfahren.

In der Hoffnung, irgendwann automatisch wieder eine anständige Straße zu erreichen, fahre ich dennoch weiter geradeaus und lande auf diese Weise immer tiefer in der Wildnis. Zusätzlich beschleicht mich das Gefühl, dass es laufend heißer wird, obwohl die Sonne doch den höchsten Punkt längst erreicht hat. Ich sehne mich wirklich nach einem Schluck kühlen Wassers.

Weil ich so konzentriert darauf bin, die Gegend nach irgendwelchen Menschen abzusuchen, die ich nach dem Weg fragen kann, fallen mir die seltsamen Geräusche aus dem Motorraum erst auf, als es unter der Haube bereits zu qualmen beginnt.

»O nein. Nein, nein, nein. Nicht jetzt. Bitte nicht! Du kannst doch jetzt nicht deinen Dienst aufgeben«, heule ich. Doch da beginnt der Motor auch schon zu stottern und spuckende Geräusche von sich zu geben, die sich alles andere als gesund anhören. Ich schaffe es gerade noch, ihn an die Seite in das hohe, von der Sonne verbrannte Gras zu lenken, bevor der Motor erstirbt.

Erstarrt, beide Hände in das Lenkrad gekrallt und die Stirn darauf abgelegt, bleibe ich einen Augenblick lang sitzen. Ich merke, wie die Panik sich ganz langsam den Weg an die Oberfläche bahnt. Ich bin hier irgendwo im Nirgendwo, und seit Ewigkeiten ist mir keine Menschenseele mehr begegnet. Wie zur Hölle soll ich Hilfe holen?

Irgendwann steige ich aus dem Auto, auch weil ich die Hitze darin nicht mehr aushalte. Aber draußen ist es auch nicht viel besser zu ertragen.

Mit letzter Hoffnung versuche ich, mein Handy zu mobilisieren, doch es ist mir keine Hilfe, denn natürlich verfügt es an diesem verlassenen Ort über kein Netz. Ärgerlich werfe ich es auf den Rücksitz.

»Na toll«, rufe ich. »Und jetzt?«

Eigentlich habe ich keine Option. Ich muss mich zu Fuß auf den Weg machen und jemanden suchen, der meinen Wagen in eine Werkstatt bringen kann. Entschlossen verriegle ich das Auto und überprüfe jede Tür und den Kofferraum noch einmal. Nicht auszudenken, wenn meine kostbare Fracht geklaut würde. Die Summe, die bei der Versteigerung dafür erzielt worden ist, verdiene ich nicht mal in einem ganzen Jahr.

Ich entschließe mich, querfeldein zu laufen, in der Hoffnung, zufällig auf eine parallel liegende Straße zu gelangen. Außerdem bieten mir die Bäume dort etwas Schutz vor der Sonne und der wahnsinnigen Hitze, und ich muss nicht befürchten, mir einen kräftigen Sonnenbrand zu holen.

Nach einer Weile bin ich mir allerdings nicht mehr so sicher, ob ich wirklich die richtige Entscheidung getroffen habe. Hier weist nichts, rein gar nichts, auf ein wenig Zivilisation hin. Dafür muss ich mich immer öfter in der heißen Sonne fortbewegen, weil der Baumbestand immer spärlicher wird.

Soll ich umkehren? Nein, das wäre Blödsinn. Der ganze Weg zurück, um mich dann für einen anderen zu entscheiden, würde viel zu viel Zeit kosten. Wahrscheinlich ist es besser, ich gehe in dieser Richtung weiter. Irgendwann muss ich doch zwangsläufig auf einen Menschen stoßen.

♡♡♡

Als die Sonne untergeht, fällt mir auf, dass ich, um möglichst wenig Ballast mit mir herumschleppen zu müssen, nicht einmal meine Tasche mitgenommen habe. Aber was ist, wenn ich hier irgendwo übernachten muss? Ich habe nicht einmal eine Decke, auf die ich mich legen kann. Und was ist mit den wilden Tieren, die es hier zweifelsfrei gibt? Giftige Schlangen, Raubkatzen und … Bären? O Mein Gott, ich werde sterben. Erschrocken schlage ich mir die Hand vor den Mund. Niemand wird jemals erfahren, was mit mir geschehen ist und dass ich das Abendessen für einen Puma oder einen Bären geworden bin. Mein Chef wird mich nicht vermissen und vermutet mich, meinen Urlaub genießend, liegend am Strand. Eine Familie, die sich Sorgen machen könnte, habe ich leider nicht. Der Einzige, dem tatsächlich auffallen könnte, dass etwas nicht stimmt, ist Mr Jack Cavill, der ungeduldig auf seine Lieferung wartet. Ein Mann, den ich nie zuvor gesehen habe, der aber vermutlich seine gerade erst erworbene Skulptur schwer vermissen und deshalb auch mein Nichterscheinen hinterfragen würde.

Weil ich aber noch nicht bereit bin zu sterben, gehe ich entschlossen weiter. Noch ist es nicht vollkommen dunkel, es besteht eine kleine Chance, einen Retter zu finden, und ich hoffe einfach, dass die wilden Tiere bis zur tiefen Nacht warten, bevor sie auf die Jagd gehen.

Als ich gegen etwas Weiches trete und es mich an meinem Knöchel berührt, kreische ich erschrocken auf, aber es ist nur ein Grasbüschel.

Nach etwa zwei Stunden ist mein letzter Rest Optimismus verschwunden. Die Sonne ist bereits untergegangen, und ich habe Probleme, meine Hand vor Augen zu erkennen. Zweimal bin ich hingefallen und habe mir dabei mein Knie aufgeschürft. Na prima! Der Bär braucht jetzt lediglich der Fährte von frischem Blut zu folgen, dann hat er mich im Nu gefunden, und ich nehme ein wenig glorreiches Ende als Abendessen. Ich kann nicht aufgeben, sonst drehe ich durch, und muss einfach immer nur weitergehen.

Meine Füße tun weh, und ich habe Hunger, ganz zu schweigen von meiner trockenen Kehle. Ich habe Angst und bin müde. Tränen laufen mir über die Wangen, die ich erst bemerke, als sie in meinem Mundwinkel kitzeln. Ärgerlich wische ich sie weg. Es hat nicht den geringsten Sinn, meine verbleibende Energie auf Selbstmitleid zu verwenden.

Plötzlich sehe ich in einiger Entfernung die schemenhaften Umrisse eines Gebäudes. Aufgeregt klopft mein Herz schneller. Habe ich vielleicht eine Pension gefunden? Übermütig will ich schon losrennen, aber sofort sage ich mir, dass die nicht so vollkommen verlassen und dunkel aussehen würde, wenn sich Gäste dort aufhalten würden. Trotzdem bewege ich mich darauf zu. Ich kann keinen Wagen in der Auffahrt stehen sehen, aber dennoch gehe ich die Stufen zur Eingangstür nach oben. Vielleicht steht das Auto an einem anderen Platz, zum Beispiel in einer Garage oder hinter dem Haus.

Auch auf wiederholtes Klingeln und Klopfen rührt sich in dem Haus nichts. Es ist niemand zu Hause, und meine Hoffnung, einen sicheren Platz zum Schlafen zu finden, schwindet. Ich bin verloren. Niedergeschlagen lasse ich meine Schultern sinken.