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Fünf Attentäter und ein unmöglicher Auftrag. Mai Corlands neuer Fantasy-Bestseller aus der Schmiede von "Fourth Wing". Der König von Yusan muss sterben. Die gefährlichsten Attentäter des Reiches werden zusammengerufen, um gemeinsam einen einzigen Auftrag zu erfüllen: Den Gottkönig Joon zu töten, unter dessen unbarmherziger, unsterblicher Hand die Reichen immer reicher werden, während die Armen eingesperrt oder als Sklaven verkauft werden. Fünf Klingen sollen ihn zur Strecke bringen: ein Leibwächter, eine Diebin, eine Meuchelmörderin, ein Fürst ohne Königreich und der Geheimdienstchef des Königs selbst. Den Mördern wird schnell klar, dass sie sich nicht nur miteinander verbünden müssen, um zu überleben. Sie müssen auch lernen, einander zu vertrauen. Doch können sie das? Was, wenn es einen Verräter unter den Verrätern gibt? Für Fans von Leigh Bardugo, Rebeccca Yarros oder Carissa Broadbent
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Seitenzahl: 628
Mai Corland
Verrat ist Pflicht
Der König von Yusan muss sterben. Die gefährlichsten Attentäter des Reiches werden zusammengerufen, um gemeinsam einen einzigen Auftrag zu erfüllen: Den Gottkönig Joon zu töten, unter dessen unbarmherziger, unsterblicher Hand die Reichen immer reicher werden, während die Armen eingesperrt oder als Sklaven verkauft werden.
Fünf Klingen sollen ihn zur Strecke bringen: ein Leibwächter, eine Diebin, eine Meuchelmörderin, ein Fürst ohne Königreich und der Geheimdienstchef des Königs selbst. Den Mördern wird schnell klar, dass sie sich nicht nur miteinander verbünden müssen, um zu überleben. Sie müssen auch lernen, einander zu vertrauen.
Doch können sie das? Was, wenn es einen Verräter unter den Verrätern gibt?
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Mai Corland ist in Korea geboren, in New York aufgewachsen und vor der Kälte des Winters nach Florida geflohen, um zu studieren. Wegen einer Reihe fragwürdiger Entscheidungen lebt sie jetzt wieder im Norden. Wenn sie nicht gerade schreibt, hält sie mit beiden Händen einen Cappuccino fest umklammert. Unter ihrem Namen Meredith Ireland hat sie bereits einige YA-Romane verfasst.
[Widmung]
[Triggerwarnung]
[Karte]
[Vorbemerkung der Autorin]
Kapitel 1 Royo
Kapitel 2 Euyn
Kapitel 3 Sora
Kapitel 4 Royo
Kapitel 5 Sora
Kapitel 6 Euyn
Kapitel 7 Aeri
Kapitel 8 Euyn
Kapitel 9 Sora
Kapitel 10 Euyn
Kapitel 11 Mikail
Kapitel 12 Royo
Kapitel 13 Sora
Kapitel 14 Euyn
Kapitel 15 Royo
Kapitel 16 Sora
Kapitel 17 Royo
Kapitel 18 Mikail
Kapitel 19 Aeri
Kapitel 20 Euyn
Kapitel 21 Tiyung
Kapitel 22 Euyn
Kapitel 23 Royo
Kapitel 24 Euyn
Kapitel 25 Sora
Kapitel 26 Euyn
Kapitel 27 Royo
Kapitel 28 Sora
Kapitel 29 Euyn
Kapitel 30 Sora
Kapitel 31 Mikail
Kapitel 32 Aeri
Kapitel 33 Royo
Kapitel 34 Euyn
Kapitel 35 Sora
Kapitel 36 Royo
Kapitel 37 Euyn
Kapitel 38 Mikail
Kapitel 39 Royo
Kapitel 40 Sora
Kapitel 41 Aeri
Kapitel 42 Royo
Kapitel 43 Mikail
Kapitel 44 Euyn
Kapitel 45 Royo
Kapitel 46 Sora
Kapitel 47 Mikail
Kapitel 48 Sora
Kapitel 49 Euyn
Kapitel 50 Tiyung
Kapitel 51 Sora
Kapitel 52 Royo
Kapitel 53 Euyn
Kapitel 54 Aeri
Kapitel 55 Sora
Kapitel 56 Royo
Kapitel 57 Mikail
Kapitel 58 Euyn
Kapitel 59 Sora
Kapitel 60 Mikail
Kapitel 61 Aeri
Kapitel 62 Royo
Kapitel 63 Sora
Kapitel 64 Euyn
Kapitel 65 Royo
Kapitel 66 Sora
Kapitel 67 Euyn
Kapitel 68 Mikail
Kapitel 69 Sora
Kapitel 70 Tiyung
Kapitel 71 Euyn
Kapitel 72 Mikail
Kapitel 73 Aeri
Kapitel 74 Royo
Kapitel 75 Sora
Kapitel 76 Mikail
Kapitel 77 Euyn
Kapitel 78 Aeri
Kapitel 79 Sora
Kapitel 80 Royo
Kapitel 81 Mikail
Kapitel 82 Royo
Kapitel 83 Euyn
Kapitel 84 Mikail
Kapitel 85 Euyn
Kapitel 86 Sora
Danksagung
Für mein Herz und meinen Sonnenschein
und meinen Mann aus Stahl
Five Broken Blades ist düstere Abenteuer-Fantasy voller mörderischer Lügner, moralisch grauer Figuren und zerstörerischer Geheimnisse, die Königreiche zum Einsturz bringen. Darum enthält die Geschichte Elemente, die möglicherweise nicht für alle Leserinnen und Leser geeignet sind. Es gibt Darstellungen von Gewalt, Blut, Tod (darunter dem Tod von Eltern, Kindern, Gefangenen und Tieren), Giftmord, Drogenmissbrauch, Alkohol, sexuellen Handlungen, Tierquälerei, geschlechtsspezifischer Gewalt, Sexarbeit, Selbstmordgedanken und Leibeigenschaft. Es werden Vergewaltigungen, Körperverletzungen und drastische Szenen von Völkermord beschrieben. Wer auf diese Elemente sensibel reagiert, sei hiermit gewarnt – und wappne sich für das Spiel um die Krone …
Korea hat eine reichhaltige Mythologie und eine eigenständige, sehr lebendige Kultur. Als in den USA adoptiertes Kind koreanischer Herkunft habe ich bei der Ausgestaltung der Welt von Five Broken Blades aus meiner eigenen Lebensgeschichte und meinen persönlichen Erfahrungen geschöpft. Dennoch soll darauf hingewiesen werden, dass diese Geschichte weder ein historischer Roman noch Fantasy vor dem Hintergrund der realen Welt ist; sie spielt in einem einzigartigen Setting, das von meinen Recherchen zu koreanischen Mythen, Legenden und kulturellen Besonderheiten inspiriert ist. Dabei habe ich mir immer wieder künstlerische Freiheiten herausgenommen und hoffe, dass den Leserinnen und Lesern die Lektüre ebenso viel Freude macht wie mir das Schreiben dieses Buches.
Umbra in Yusan
Blut gegen Gold – das ist mein Geschäftsmodell und mein Lebensmotto.
Der Händler zählt langsam die Goldmun ab, seine behandschuhten Finger zittern bei jeder Münze, die in seinem Handteller landet. Er ist etwas größer als ich, dafür sind meine Schultern doppelt so breit.
»Wird’s bald? Ich hab nicht die ganze Nacht Zeit.«
Bei meiner barschen Bemerkung fährt er zusammen, und zwei Bronzemünzen fallen klirrend zu Boden. Er lässt sie wegrollen, scheint aber zu überlegen, ob er ihnen nachlaufen soll. Zehn Höllen nochmal, wie viele Lebzeiten wird das hier noch dauern?
Endlich lässt er die Bezahlung für die gebrochene Nase und das zerschmetterte Knie in meine Hand gleiten und stürzt mit wehendem Pelzmantel in die Nacht davon. Ein vornehmes Leben ist es nicht, wenn man sich als Schläger verdingen muss, aber viel besser haben die da oben es auch nicht.
Ich gehe mit schweren Schritten die rußbedeckten Häuser entlang und zähle das Geld. Alles da. Ich stecke es in meinen Münzbeutel, verstaue ihn in der Innentasche meiner Jacke. Hinter mir in der dunklen Gasse wimmert mein letztes Opfer. Wenn er damit nicht aufhört, werden ihm die Haelgreife bis zum Morgengrauen sämtliches Fleisch von den Knochen picken. Und für eine Tötung hat der reiche Arsch von Händler nicht bezahlt.
»Lass mal den Krach sein«, sage ich.
Das Wimmern verebbt.
»Danke.«
Er ist jetzt still – könnte an meinem Auftreten oder an seinen Schmerzen liegen.
Ich überlege, ob ich zurückgehen und ihm helfen soll. Den Impuls habe ich jedes Mal. Aber es geht mich nichts an. Ist nicht mein Problem, was passiert, nachdem ich meinen Job erledigt habe. Oder warum der Händler überhaupt so eine Botschaft senden wollte.
Es würde mich nirgendwohin bringen. Ich muss aber wohin.
Ich hauche mir in die rauen Hände. Diese Scheißkälte. Die Pflastersteine sind mit einer glänzenden Eisschicht überzogen, und die Rinne friert schon zu. Die paar Bäume, die es in dieser beengten Stadt gibt, sind längst kahl. Der Winter kommt plötzlich, hier in Umbra. Aber das ist mit dem Tod ja immer so.
Wahrscheinlich sollte ich mir ein Paar warme Handschuhe kaufen, aber schon der Gedanke, eine von den Silbermünzen anzubrechen, bereitet mir Magenschmerzen. Jede Münze zählt, und eigentlich brauche ich diesen Schnickschnack auch gar nicht.
Als ich in die Alte Zollstraße einbiege, kommen mir zwei aufgetakelte Pärchen entgegen, die sofort zur Seite weichen und mich vorbeilassen. Pelzmuffs und teure gefiederte Hüte. Schickeria. Sie machen einen großen Bogen um mich und eilen davon, als wäre ich ansteckend. Wenn meine Größe die Leute nicht einschüchtert, dann spätestens die Narbe, die mein Gesicht in zwei Hälften teilt. Die Leute halten Abstand.
Gut so.
Grummelnd stoße ich mit der Schulter die Tür zum Metzger & Most auf. Ich war schon in netteren, weniger schmuddeligen Lokalen mit besserem Fraß, aber solche Läden sind nicht mein Ding. Die Schänke ist warm, aber nicht laut; kein Lärm, das ist alles, was ich jetzt brauche. Das Metzger & Most ist für mich wie Zuhause. Hier habe ich vor zehn Jahren angefangen. Kurz nach meinem fünfzehnten Geburtstag habe ich hier in der Ecke die ersten Aufträge angenommen – mit vierzig Pfund weniger Muskeln und ohne Narbe im Gesicht. Man kennt mein Geschäft, aber durch mich ist der Laden sicher, also schaut man weg.
Ich sitze auf meinem gewohnten Hocker am Ende des Tresens. Yuri sieht mich und schenkt mir ein Bier ein. Er könnte vierzig sein oder auch sechzig. Schwer zu sagen mit der Glatze. Er ist nicht sehr gesprächig, das mag ich an ihm.
Er schiebt das Bier über das abgenutzte Holz. Das Glas ist beinahe sauber. »Jemand hat nach dir gefragt.«
Ich ziehe die Brauen hoch und nehme einen großen Schluck Ale. Irgendwer fragt immer nach mir – kämpfen, verletzen, töten, so lauten die Aufträge. Das ist nichts Neues. »Na und?«
Yuri wirft sich das Geschirrtuch über die Schulter und beugt sich zu mir. »Es war ein Mädchen.«
Ich stelle das Glas ab. Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich schlucke und versuche, gelassen zu wirken. »Wie sah sie denn aus?«
»Hübsch«, sagt Yuri. Keine sonderlich hilfreiche Beschreibung. Ich balle die Hand zur Faust und starre ihn an. Er bekommt große Augen und reibt sich schnell die Nase, die ihm ein anderer vor einer Weile gebrochen hat. Dann wird er gesprächig: »In etwa so groß wie ich, braune Augen, kurzes schwarzes Haar. Ungefähr dein Alter – Mitte zwanzig. Roter Samtumhang.«
Ich schlucke, verdaue seine Worte. Dass eine junge Frau nach mir fragt, ist ungewöhnlich. Und »hübsch« auch – ich kann mich nicht erinnern, wann zum letzten Mal ein hübsches Mädchen zu mir gekommen ist. Vielleicht möchte sie einem alten Schulfreund einen Denkzettel verpassen, oder sie will sich an einem anderen Mädchen rächen. Aber das gibt es bei mir nicht.
»Sie übernachtet im Schwarzen Schuh«, fügt Yuri hinzu.
Die edelste Bude in ganz Umbra. Sie hat also Geld und ist nicht von hier, und trotzdem weiß sie, dass sie nach mir suchen muss. Das riecht nach Ärger.
»Kein Interesse«, sage ich.
Yuri zuckt mit den Schultern. »Wie du meinst.«
Er wendet sich einem anderen Gast am Tresen zu. Der Typ sitzt vier Hocker von mir entfernt und sieht älter aus, als er ist. Yuri ist der Einzige, mit dem er Blickkontakt aufnimmt, er ist also genau wie ich hier, um allein zu trinken. Manchmal fühlt es sich weniger einsam an, seine Sorgen in einem gemeinsamen Glas Ale zu ertränken. Sich unter die anderen Gäste zu mischen. Auch wenn man kein Wort mit ihnen wechselt. So geht es mir in den meisten Nächten.
Aber heute wird das nichts. Ich weiß jetzt schon, dass ich heute Abend nicht vergessen kann, egal wie viel ich trinke. Warum also die Kopfschmerzen in Kauf nehmen, die morgen hinter meinen Augen hämmern werden?
Ich leere mein Glas in einem Zug und stoße mich von der Theke ab, dass die Beine des Barhockers über den klebrigen Boden schrammen. »Ich bin weg.«
Yuris buschige Brauen schnellen nach oben. Was ihm auf dem Kopf fehlt, scheint ihm im Gesicht zu wachsen. »Jetzt schon?«
Er ist zu Recht überrascht. Normalerweise sitze ich mindestens ein paar Bier lang in meiner Ecke und warte darauf, dass der nächste Job reinkommt. Irgendwo gibt es immer Ärger, und der findet früher oder später zu mir. Meistens eher früher, aber manchmal braucht es auch vier Bier. Heute nur eins.
»Kopfschmerzen.« Ich tippe mir an die Schläfe, als wüsste er nicht, wo mein Kopf ist. Ist gelogen. Und ich kann in seinen wachsamen Augen lesen, dass er mir nicht glaubt.
Aber er nickt. »Gute Nacht, Royo.«
Ich will mich gerade zum Gehen wenden, da passiert es. Ein komisches Gefühl überkommt mich, wie wenn das Herz einen Schlag aussetzt. Ich könnte schwören, dass ich im Augenwinkel etwas Rotes gesehen habe. Ich blinzle angestrengt und schaue mich um, blicke in den Spiegel hinter der Theke. Nichts. Nur mein vernarbtes Gesicht und mein geschorener Kopf. Nirgends etwas Rotes. Ich schüttele mich. Ist nicht mein Abend heute. Am besten haue ich jetzt ab.
Ich verlasse das Metzger & Most und trete wieder auf die eisige Straße hinaus. Ich muss dringend die Schnürsenkel meiner Stiefel reparieren, wahrscheinlich auch das Leder ausbessern – dann kann ich sie noch eine Weile tragen.
Es ist kälter geworden, während ich in der Schänke war. Beim Atmen stoße ich kleine Wölkchen aus. Ich hauche mir in die Hände und mache mich auf den Weg.
Fünf Häuserblocks in die falsche Richtung, dann komme ich am Schwarzen Schuh vorbei. Ich kann nicht anders. Ich verlangsame meinen Schritt und starre die hellen Fenster an. Ich frage mich … dann schüttele ich den Kopf.
Was mache ich hier? Wonach suche ich überhaupt?
Ich gehe jetzt doppelt so schnell, nichts wie weg hier. Das Ganze ist zu verdächtig. Zu seltsam. Mein Instinkt täuscht mich nie, und die Narben auf meinem Körper erinnern mich an die Momente, in denen ich mein Bauchgefühl ignoriert habe. Letztes Mal hat es mich fast alles gekostet. Das passiert mir nicht mehr.
Zu Fuß dauert es über die Avalonstraße bis zu meiner Hütte am billigen Ende der Stadt fünfzehn Minuten. Die Gebäude werden immer schlichter, kleiner, je weiter ich mich vom Geschäftsviertel entferne. Seit König Joon wieder an der Macht ist, also seit meiner Kindheit, geht es mit Umbra bergab. Eigentlich mit dem ganzen Land.
Die Straße macht eine Biegung, und zu meiner Linken verläuft jetzt der Fluss. Man könnte annehmen, dass es nett ist, am Wasser entlangzugehen, aber nicht in Umbra. Unsere einzige Wasserstraße ist der dreckige Sol. Die Leute leeren ihre Nachttöpfe und ihre Mülleimer einfach in den Fluss. Und in seiner Nähe ist die Kälte noch schlimmer, klirrend, sobald man hören kann, wie das Wasser am dreckigen Ufer leckt.
Ich versuche, auf den Weg zu achten, auf die Umgebung. In Umbra lauern zu viele Gefahren: von Banden, von Männern wie mir, von den Haelgreifen, wenn man nicht aufpasst. Aber heute bin ich nicht bei der Sache. Ich bin abgelenkt.
Ich gebe Yuri die Schuld. Er ist ein Schankwirt, kein Botenjunge. Er hätte den ganzen Unsinn für sich behalten können.
Aber ich bin nicht wirklich böse auf Yuri. Wenn ich ehrlich bin, denke ich an sie. Als Yuri das Mädchen erwähnt hat, habe ich wieder gehofft. Aber die Hoffnung ist ein schartiges Messer. Die Hoffnung fügt die Scherben zerbrochener Träume zusammen, nur damit die Wirklichkeit sie wieder zerschmettern kann. Die Hoffnung ist die schlimmste Strafe überhaupt. Denn ohne die Hoffnung weiß ich: Sie ist es nicht, du Dummkopf. Sie kann es gar nicht sein. Nie mehr.
Weil du sie getötet hast.
Outton in Fallow
Ich werde gejagt.
Über diese grausame Wendung des Schicksals lache ich lautlos in meinen Bart, während ich mich leichtfüßig über Outtons Marktplatz schlängle. Ich war selbst ein hoch angesehener Jäger – nach Ansicht des Königs der beste von Yusan. Und jetzt lebe ich im Ödland, in Fallow, und bin selbst die Beute.
Ich schlage Haken und nutze Holzpfosten als Deckung, um niemandem eine freie Schussbahn zu bieten. Seit drei Jahren versuche ich zu verhindern, dass jemand die zwanzigtausend Goldmun kassiert, die auf meinen Kopf ausgesetzt sind. Zumindest dabei hilft dieses wirre Labyrinth von einem Marktplatz.
Der Markt von Outton sieht aus, als wäre er über Nacht aus den Überresten einiger Schiffswracks hastig zusammengezimmert worden – und am nächsten Morgen wurde beschlossen, ihn hundert Jahre lang nicht zu verändern. Ich frage mich, ob die Märkte in Yusan genauso aussehen – so notdürftig und schmutzig. Ich habe nie einen betreten, weil es Bedienstete gab, die die Einkäufe besorgten. Die genau genommen alles taten, was wir von ihnen verlangten. Aber das ist nicht mehr das Leben, das ich führe. Es ist das Leben, das ich nicht vergessen kann.
Ich komme an einen Stand mit gegerbten Fellen. Hinter dem Tresen steht ein grimmiger Verkäufer. Er nickt mir zu, und ich nicke zurück. Ich kenne ihn vom Sehen, aber nicht seinen Namen. Und ich frage nicht danach, damit er sich nicht nach meinem erkundigt.
Sobald er begreift, dass ich heute nichts kaufen werde, schaut er sich weiter nach Langfingern um, mit einem Dolch in der Faust. Fallow hat keinen König, und für Rechtsprechung sorgen die Leute selbst.
Mich beschleicht erneut das Gefühl, beobachtet zu werden. Ich werfe einen raschen Blick über die linke Schulter, ob mich jemand verfolgt. Nichts.
Ich eile an lärmenden Hühnern und duftenden Gewürzen vorüber. Der Geruch von Nelken und Kardamom dringt auf mich ein, während ich mich durch die Menge schiebe. Ich gebe vor, mich für getrocknete Datteln zu interessieren, und schaue über die rechte Schulter. Immer noch nichts. Nur das übliche Bild. Müde Frauen in grob gewebten Stoffen, die ihre Einkäufe auf den Köpfen tragen, und bärtige Männer, die sich nach Gütern oder einer guten Keilerei umschauen. Kinder sind hier selten, und wenn ich welche gesehen habe, waren sie dreckige kleine Taschendiebe.
Aber ich fürchte heute nicht um meinen Geldbeutel. Ich fürchte um meinen Hals.
Mein Herz pocht, und meine Kehle ist so trocken wie der Staub unter meinen Füßen. Aber es liegt nicht an der Sonne. Es liegt daran, dass ich am helllichten Tag als wandelnde Zielscheibe umherspaziere. Gern würde ich zwischen dem einfachen Volk verschwinden, aber das ist eine Fähigkeit, die ich noch nicht gemeistert habe. Wie bei allen anderen auch bedeckt eine Kapuze mein schwarzes Haar, und meine Hosen sind mit Sand verkrustet, aber irgendetwas an mir fügt sich nicht ins Bild.
Zwei Frauen, an denen ich vorüberkomme, heben erschrocken den Blick. Ich drehe mich um, prüfe die Dächer der Lehmhäuser auf irgendeine Bedrohung, aber sie schauen bloß mich an. Meine Züge, meine Manieren sind zu edel, meine Haltung zu aufrecht. Seit drei Jahren stecke ich in Fallow fest und gehe noch immer nicht so gebeugt wie die anderen Bewohner. Meine Schultern krümmen sich nicht unter der Last. Wenn ich so tue, als ob, mustert meine Gastwirtin mich skeptisch und fragt, ob ich »zu tief ins Glas geschaut« habe – ob ich betrunken sei, heißt das in dieser Gegend.
Ich hätte bis Sonnenuntergang in meinem Gasthaus bleiben sollen, um dann weniger aufzufallen. Dort bin ich sicher – so sicher, wie es eben geht. Ich habe jeden Winkel durchsucht, jede Fluchtmöglichkeit gesichtet. Eine Strickleiter hängt griffbereit hinter den Fenstervorhängen, falls ich mein Zimmer im Obergeschoss hastig verlassen muss. Da oben ist es heiß, aber durch ein ebenerdiges Fenster könnte man mich im Schlaf überraschen. Nicht dass ich viel schlafen würde; das ist an den Ringen unter meinen Augen erkennbar. Wenn ich doch einmal einnicke, dann stets mit einem Giftdolch unter dem Kissen und einer Armbrust unter dem Bett. Im Waschraum liegt ein Schwert bereit. Tür und Fenster sind durch Fallen gesichert. Besonders tagsüber verlasse ich das Zimmer nur, wenn es sein muss. Aber den roten Umschlag, der morgens an meiner Tür hing, konnte ich nicht unbeachtet lassen.
Prinz Euyn Hali Baejkin
Stallungen, zum ersten Gong
Ich habe ein Angebot an Euch
Prinz Euyn. Prinz. Euyn.
Schon daran blieb mein Blick haften, und mein Magen rebellierte gegen das karge Frühstück aus Wurst und Keksen. Jemand weiß, wer ich bin. Und niemand darf es wissen, denn Prinz Euyn ist vor drei Jahren den Hitzetod gestorben. Wenn mächtige Männer dich töten wollen, lässt du sie besser glauben, es wäre ihnen geglückt. Ich nenne mich jetzt Donal.
Ich zerknülle den Umschlag in meiner Tasche. Jemand hat mich gefunden. Aber wer?
In den letzten sechs Gongs habe ich mehr als einmal vermutet, dass dies eine Falle sein könnte. Ich lasse noch einmal den Blick über die Menge schweifen und suche nach der schwarzen Kluft der Palast-Assassinen. Man könnte es als ein Geschenk meines großen Bruders betrachten, wenn er mich endlich aus dieser Vorhölle befreien würde. Mich töten würde wie einen Mann. Das Problem ist nur, dass ich leben will – oder mich zumindest weigere zu sterben. Und König Joon würde nie direkt den Befehl zu meiner Hinrichtung geben. Letztes Mal hat er es lieber den Elementen überlassen, mich zu töten.
Was hat der Brief zu bedeuten?
Wer hat ihn geschickt? Meine Gedanken rasen, aber nüchtern betrachtet können es nicht die Palast-Assassinen sein. Die hinterlassen keine Visitenkarten. Sie schneiden dir die Kehle durch, ehe du den Mund aufkriegst.
Wahnsinn. Es ist Wahnsinn, dieser Einladung zu folgen. Mein Körper schreit danach, umzukehren. Zurückzugehen. Aber Antworten werde ich nur in einer Richtung finden, nämlich vorwärts.
Ich lasse den Markt hinter mir, meine Stiefel wirbeln Staub auf. Dieser Staub durchdringt alles. Es ist sinnlos, sich sauber halten zu wollen. Was gäbe ich nicht alles für ein parfümiertes Bad im Qali-Palast, für einen Spaziergang durch seine makellosen, kühlen, mit Marmor gefliesten Flure oder für einen Gong im Schatten der Bäume im königlichen Garten, wo die Bediensteten im Sommer einen kühlenden Nebel versprühen und den Adeligen Luft zufächeln. Aber mir bleiben nur sengende Sonne, Staubvipern und am Himmel kreisende Wüstengeier.
Ich halte nach Spuren Ausschau, obwohl zu viele Menschen den Markt betreten und verlassen, als dass es viel nützen könnte. Doch die Stiefel königlicher Soldaten haben eine wiedererkennbare Sohle, also betrachte ich trotzdem die Straße.
Es ist drückend heiß, als ich quer über den Platz zu den Stallungen laufe. Ich rücke meine Kapuze zurecht und schaue mich noch einmal prüfend um. Nichts. Nichts als staubige Luft und einfaches Volk beim Marktgang. Aber nichts bedeutet nicht, dass keine Gefahr lauern würde – es heißt nur, dass man sie noch nicht entdeckt hat. Ich habe jede Kreatur in ganz Yusan bejagt, und die wenigsten haben mich kommen sehen.
Ich bin fast über die Schwelle, als ich in den Stallungen einen zweiten roten Umschlag bemerke. Und die Hand, die ihn hält. Und begreife, dass für mich alles zu spät ist.
Gain in Yusan
Um diese Zeit des Jahres ist die Wiese wunderschön. Ich streiche mit meiner ringgeschmückten Hand über das hohe Gras. Die grünen Halme sind weich und lieblich und können zugleich scharfe Klingen sein. Wie ich.
Ich weiß nicht, wie es eigentlich zu den Pflanzenkunde-Lektionen gekommen ist. Oder wie daraus regelmäßiger Unterricht wurde. Aber nun treffe ich mich jede Woche mit fünf Bettelkindern auf der Wiese außerhalb der mächtigen Stadtmauer. Zwischen hier und dem Waldrand wachsen erstaunlich viele essbare Wildpflanzen und Beeren. An den heißeren Tagen gehe ich mit den Kindern in den Schatten der ersten Bäume, um ihnen etwas über essbare Wurzeln beizubringen, doch weiter wage ich mich nicht in den Wald. Weiter darf ich nicht.
»Sora, was ist mit dem hier?«, fragt Gli. Sie hält einen getüpfelten Pilz in der Hand. Ihr kleines Gesicht mit der Lippenspalte schaut hoffnungsvoll zu mir auf. Ihren Lockenschopf hat sie mehr schlecht als recht mit dem Kamm gebändigt.
Gli ist neun – so alt, wie ich war, als ich geholt wurde. Nun ja, nicht geholt … verkauft.
Meine Eltern bekamen eine stattliche Summe für ihre älteste Tochter. Meine Eltern von damals. Wie diese Kinder bin ich heute eine Waise. Doch anders als sie bin ich nicht frei.
Traumverloren blicke ich in die Ferne. Bisweilen spiele ich mit dem Gedanken, wieder in den Xingchi zu laufen, nur diesmal besser für den tiefen Wald gerüstet. Ich könnte für immer aus Gain fliehen. Vielleicht würde ich es bis ganz in den Norden schaffen, ins sichere Khitan. Doch dann erinnere ich mich an das Pfand, das sie haben. Den Grund, der mir die Flucht unmöglich macht.
»Sora?«, fragt Gli.
Ihre großen braunen Augen sind immer noch auf mich gerichtet. Sie wartet auf eine Antwort. Ich tauche aus meiner Grübelei auf und kehre in die Gegenwart zurück.
»Nein, nein, Kleines.« Ich streife mein langes schwarzes Haar hinters Ohr und beuge mich vor, um ihren Pilz in Augenschein zu nehmen. »Siehst du diese Flecken? Weißt du noch, was die bedeuten?«
Ich lasse ihr Zeit, sich an die Lektion von letzter Woche zu erinnern.
Gli runzelt die Stirn, und auf einmal klappt ihr Mund auf. »Gift.«
»Ganz genau«, sage ich.
Ich streiche über ihre Wange und hebe ihr Gesicht an. Sie hat dunklere Haut als ich mit meinem hellen Teint aus dem Norden. Und sie kämpft mit den Tränen. Das Leben hat ihr Fehler nur selten verziehen. Aber ich kann großmütig sein.
»Du hast dich erinnert, nachdem du es vergessen hattest, und das ist genauso viel wert, wie es von vornherein zu wissen«, tröste ich sie. »Vielleicht sogar mehr, weil du es dir jetzt besonders gut merkst.« Nach einer kurzen Pause stupse ich den Pilz aus ihrer Hand. »Die giftigen lassen wir stehen.«
Sie lächelt, obwohl sie sich vertan hat, und ich erwidere ihr Lächeln. Und dann zerrt mich Tao, der fünf ist und lieber die ganze Zeit an meiner Hand bleibt, statt nach Essbarem zu suchen, einem Schmetterling hinterher. Ich raffe den Rock meines bunten Kleids und laufe mit. Die Kindheit ist kurz, und unbeschwerte Augenblicke gibt es für die Armen in Yusan kaum. Und für Assassinen wie mich so gut wie nie.
Doch die Sonne scheint auf die Wiese, der Nachmittag ist mild, Kinder jauchzen und Schmetterlinge schaukeln im sanften Wind. Der Geruch von Erde und Wildblumen liegt in der Luft, vermischt mit einer sanften Brise vom Westmeer. Bald wird der Sonnenschein den unablässigen Niederschlägen der Regenzeit weichen. Also versuche ich die Sonnentage auszukosten. Sie mir einzuprägen.
Ich versuche zu sehen, dass es in diesen Gefilden immer noch Gutes gibt. Dass ich zu denen gehöre, die Glück hatten. Ich habe überlebt. Wir haben überlebt.
Gerade als die Kinder und ich unsere Nahrungssuche beenden, sehe ich einen Reiter am anderen Ende der Wiese. Ein Schauder läuft mir den Rücken hinunter, und ich straffe unwillkürlich die Schultern. Diesen schwarzen Hengst und dieses Profil würde ich überall wiedererkennen. Es ist der Fürst. Und bei den Göttern, wie ich ihn hasse! Unzählige Male habe ich ihm den Tod an den Hals gewünscht. Doch Wünsche von Frauen wie mir erhören die Götter leider nicht.
Ich schätze, er gilt als gutaussehend, aber Geld und Rang verklären den Blick der Leute auf mächtige Männer. Er ist fünfundzwanzig Jahre älter als ich und hat ein schwarzes Herz. Ich sehe ihn als den, der er ist.
»So, Kinder. Nächste Woche zur selben Zeit?«, frage ich.
»Ja, Sora«, antworten sie im Chor.
»Gut.« Ich lächle, aber meine Finger sind eiskalt, als ich Gli auf die Schulter klopfe. »Ihr lauft jetzt besser nach Hause.«
Wenn der Fürst schlechte Laune hat, kann er ein Kind packen und ihm die Kehle durchschneiden. Ich weiß, dass er dafür nicht bestraft würde. Ich weiß es, weil ich es vor Jahren einmal mitangesehen habe. Ich will die Kinder so schnell wie möglich von ihm forthaben. Aber die Kleinen sind mit dem Instinkt der Straße aufgewachsen. Sie wittern, dass Gefahr im Verzug ist, und verschwinden in Sekundenschnelle.
Ich lächle weiter die leere Wiese an, bevor ich mich in Richtung des Pferdes in Bewegung setze. Es ist ein Schlachtross, das mich ohne viel Federlesens tottrampeln würde. Genau wie sein Reiter. Mein Lächeln erstirbt, als ich auf ihn zugehe.
Die braunen Augen des Fürsten mustern mich jedes Mal, als wäre ich Naschwerk in einem Zuckerhaus. Als überlegte er, wo er sich als Nächstes über mich hermachen soll. Nicht weil er mich begehrt – weil ich ihm gehöre. Ich bin mit Leib und Seele sein Eigentum.
Ich neige fast unmerklich den Kopf. »Mein Herr.«
»Du siehst gesund und munter aus, Sora.« Er lächelt und mustert mich von Kopf bis Fuß, damit mir dieser Blick ja nicht entgeht. »Auch wenn mir immer ein Rätsel bleiben wird, warum du dich mit diesen schmutzigen Gören abgibst.«
Ich sehe ihn ausdruckslos an. Er hat keine Frage gestellt, also muss ich auch nicht antworten. Und ich bin nicht zum Plaudern hier.
Der Fürst seufzt und reicht mir mit seiner behandschuhten Hand ein Kärtchen. Darauf ist ein Name notiert. Damit habe ich einen neuen Mordauftrag. Einfach so. Ein neues Opfer. Eine neue dem Verderben geweihte Seele.
Und ich habe keine Wahl.
Mit diesen Morden begleiche ich all die Goldmun, die Seine Gnaden meinen damaligen Eltern gezahlt hat. Das viele Geld, das für meine Lehrzeit und Ausbildung aufgewendet wurde – die Ausbildung, die ich nie wollte und die unzählige, meist unsichtbare Narben hinterlassen hat. Jeder Mord wird mit meinem Kaufpreis von vor zwölf Jahren und den seither angewachsenen Zinsen verrechnet.
Wenn ich diese Schulden nicht begleiche, wird meine kleine Schwester, Daysum, unaussprechliche Qualen leiden. Und sie ist die Einzige aus meiner Familie, die mir geblieben ist. Sie ist sein »Mündel«, eine freundliche Umschreibung von »Gefangene«. Als ich verkauft wurde, nahm man sie als Pfand mit.
»Wann?«, frage ich.
»Heute Abend, Sora.« Sein gelbbraunes Gesicht nimmt einen eisigen Ausdruck an – seine wahre Miene, die nackte Grausamkeit verrät. »Bei Tagesanbruch muss der Leichnam kalt sein. Ist er es, darfst du deine Schwester morgen einen Gong lang sehen.«
Er reitet davon, und ich bleibe allein auf der Wiese zurück. Die Drohung ist unverhohlen: Gelingt es dir nicht, siehst du Daysum nie wieder.
Umbra in Yusan
Als ich an meiner Haustür ankomme, spüre ich meine verdammten Finger nicht mehr. Andere Männer – dumme, vertrauensselige Männer – stecken die Hände in ihre Jackentaschen, aber ich kann mir diese Dummheit nicht leisten. Ich kann mir den Augenblick nicht leisten, den es bräuchte, meine Hände freizubekommen, und den Schlag, den ich nicht abwehren könnte – nicht für den Preis von warmen Händen.
Aber ich habe es bis nach Hause geschafft. Mein Zuhause ist eine zugige Hütte in Riechweite des Sol, aber die Miete für zwei Monate beträgt einen Goldmun, also bleibe ich.
Ich überprüfe die Hütte von außen auf Einbruchspuren. Die Fenster sind verriegelt. Die verblichenen Schindeln sind, wo sie sein sollten. Zufrieden öffne ich die drei Riegel an der Tür, zwänge mich hinein und zünde die Öllampen an.
In der Hütte ist es fast so kalt wie draußen. Ich lasse den Ofen nicht brennen, wenn ich unterwegs bin – das wäre Geldverschwendung. Heute bedauere ich das. Ich könnte die tröstliche Wärme eines guten Feuers gebrauchen.
Mit dem Schürhaken erwecke ich die Glut wieder zum Leben und wärme mir die Hände an den schwach glimmenden Kohlen. Es dauert ein paar Minuten, bis ich soweit aufgetaut bin, dass ich meiner gewohnten Routine nachgehen kann.
Es gibt hier nicht viel – einen Tisch und zwei Stühle, eine Bank am Ofen, ein Bett und einen Waschraum. Ich stehe von der Bank auf, vergewissere mich, dass die Vorhänge ordentlich zugezogen sind, und schiebe das Bett zur Seite. Dann stemme ich eine Bodendiele hoch. Darunter befindet sich das Versteck, das ich ausgehoben habe. Und in dem Versteck verwahre ich meinen wertvollsten Besitz – Säcke voller Goldmun.
Ich nehme meinen Münzbeutel aus der Tasche. Fünfzehn Goldmünzen. Fünf von dem Job heute. Sechs, die ich heute Morgen für den Job von gestern bekommen habe. Vier von einer Wette, die ich im Vergnügungsviertel gewonnen habe.
Fünfzehn Goldmünzen. In Umbra ist das ein sehr gutes monatliches Einkommen, aber ich brauche mehr. Es ist nie genug.
Ich beäuge die Säcke in meinem Versteck. Jeder einzelne enthält fünftausend Goldmun. Es sind zehn Säcke. Zehn Jahre hat es mich gekostet, so viel zusammenzubekommen. Ein Jahrzehnt voller Gefahren, Glücksspiel, Knochenbrüche, Missgeschicke, die mich fast das Leben gekostet hätten, und Blut. So viel Blut. Aber wenn ich das ganze Gold in meinem kleinen Versteck betrachte, war es das beinahe wert. Wärme durchströmt mich. Stolz. Sicherheit. All die Dinge, die man mit Geld kaufen kann. Und dann fällt es mir wieder ein – ich brauche mindestens doppelt so viel.
Vorsichtig nehme ich den kleinsten Sack heraus. Ich lege die jüngsten Einnahmen dazu und zähle das Geld erneut ab – zweihundertfünf Goldmun. Ich wiege den Sack in meinem Arm wie ein Baby, hoffe, dass er genauso groß und schwer werden wird wie seine Geschwister, dann falte ich den Stoff um und lege ihn wieder neben seine Brüder.
Nachdem mein nächtliches Ritual beendet ist, verschließe ich das Versteck, rücke das Bett zurecht und gehe mich waschen. Bevor ich mich schlafen lege, nehme ich meinen leeren Münzbeutel. Ich werde mir was ausdenken müssen, wie ich ihn morgen wieder füllen kann. Mehr Schreie, mehr Blut, mehr Wetten. Alles, was mir Gold einbringt.
Erst als ich den Münzbeutel in die Innentasche meiner Jacke zurückstecke, ertaste ich die Karte. Ich ziehe sie heraus. Sie ist weiß, mit einem Goldrand verziert, und die Handschrift ist kunstvoll verschnörkelt.
Royo
Heute Abend im Gasthaus Zum Schwarzen Schuh
Ich habe einen Auftrag für dich
Ich wende die Karte hin und her. Wie ist sie in meine Jacke gekommen? Wann? Ich blicke mich um, obwohl ich weiß, dass ich alleine bin. Trotzdem überprüfe ich den Raum, denn es ist einfach nicht möglich – niemand spielt mich auf diese Weise aus. Und doch hat es irgendwer irgendwie geschafft.
Wieder und wieder durchsuche ich die Hütte, bis ich überzeugt bin, dass außer mir niemand hier ist. Ich behalte die Klinge in der Hand für alle Fälle, drehe noch eine letzte Runde und erhasche meinen wilden Blick im Spiegel des Waschraums. Meine Augen sind eigentlich goldbraun, aber gerade jetzt sind sie schwarz. So schwarz wie mein kurzes Haar.
Ich muss mich beruhigen, meine Gedanken sammeln. Die Tür ist verriegelt, die Hütte war vor meiner Ankunft vollkommen intakt. Die Karte ist nicht aufgetaucht, während ich mein Gold gezählt habe. Es muss draußen passiert sein – auf dem Heimweg oder in der Schänke. Und dann fällt mir das Aufblitzen von etwas Rotem in meinem Augenwinkel wieder ein, dieses komische Gefühl im Metzger & Most, dass etwas nicht stimmte. Ich habe mir das nicht eingebildet. Jemand hatte seine Finger in meiner Jacke.
Aber gestohlen wurde nichts. Das Gold war noch da. Stattdessen hat man mir die Karte zugesteckt.
Und ich weiß nur von einer Person, die im Schwarzen Schuh abgestiegen ist – das Mädchen, das nach mir gefragt hat. Man könnte es für einen Zufall halten, aber Zufälle erfordern Glück, und das gibt es nicht in Umbra. Zumindest nicht für mich.
Etwas ist hier faul. Verdammt faul.
Ich gehe in der Hütte auf und ab und zerdrücke die Karte in meiner Faust. Die kahlen Wände fühlen sich eng an, und statt der Kälte erfüllt mich jetzt eine siedende Hitze. Mein Gesicht ist gerötet, mein Nacken schweißnass. Die alten Dielen knarzen unter meinen schweren Schritten.
Aber wie?
Niemand kommt mir so nah, dass er mir in die Taschen greifen kann. Ich bin immer wachsam. Jedenfalls, seit man mir das Gesicht in zwei Hälften geteilt hat. Wie also konnte mir jemand unbemerkt diese Karte zustecken? Und wer? Wenn es das Mädchen war, von dem Yuri mir erzählt hat, wirft das sogar noch mehr Fragen auf.
Im Grunde ist es egal. Ich sollte es dabei bewenden lassen. Ich sollte die Karte einfach ins Feuer werfen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass diese Nachricht nichts als Ärger bedeutet.
Aber ich muss herausfinden, wie es passiert ist. Ich bin fünf Fuß zehn groß, wiege stabile zweihundertdreißig Pfund und bin seit Jahren nicht mehr verwundbar gewesen. Wenn jemand es geschafft hat, mir eine Nachricht in die Innentasche meiner Jacke zu stecken, hätte dieser Jemand mir auch einen Hieb mit der Klinge verpassen können. Ich muss herausfinden, wie. Und noch wichtiger: Ich muss herausfinden, warum.
Ich streife mir die Jacke über und trete hinaus in die Nacht.
Use in Yusan
Rückblickend glaube ich, es war mein Gesicht, das mir zum Verhängnis wurde.
Ich betrachte es in dem vergoldeten Spiegel des Damenwaschraums. Gerade Nase, herzförmiges Gesicht, makelloser Teint und violette Augen. Der Fürst suchte damals landauf, landab nach Vollkommenheit, jungen Mädchen, die zu atemberaubend schönen Frauen heranwachsen würden. Kinder mit Narben, wie Gli, oder schwacher Gesundheit, wie Daysum, konnte er nicht gebrauchen. Mit schwacher Gesundheit würde man die Ausbildung nicht überleben. Selbst ich habe nur knapp überlebt.
Ich vergewissere mich, dass mein blutroter Lippenstift perfekt sitzt, und tupfe mit einer seidenen Serviette über die Konturen. Natürlich ist in dieser Villa alles aus Seide und Blattgold. Es riecht sauber, nach Nelke und Sandelholz. Der Adel hat elegante private Waschräume, während sich das gemeine Volk mit schmutzigen öffentlichen Badehäusern und dem Fluss begnügen muss. So etwas käme für die Adeligen nicht in Frage. Und was sie haben, ist uns verwehrt. Sie haben Freiheit. Wir nicht.
Es macht es leichter, wenn ich meine Opfer verabscheue.
Nein, ich belüge mich selbst. Wieder einmal.
Ich umklammere den Rand des marmornen Waschtisches. Nichts macht dies hier leichter. Aber wenn dieser Mann nicht stirbt, stirbt Daysum. Und wenn ich mir das in Erinnerung rufe, bleibt mir keine andere Wahl. Ich darf keine Gnade walten lassen. Ich muss es durchziehen.
Ich richte den schimmernden Schleier über meinem glatten Haar. Es ist lächerlich, mich sittsam zu verschleiern, obwohl meine Robe fast durchsichtig ist, aber ich versuche, weder an mein Kleid noch an sonst irgendetwas zu denken. Ich sollte ebenso wenig denken und fühlen wie eine Klinge. Stahl, geschmiedet für einen einzigen Zweck: Männern das Leben zu nehmen. Darin wurde ich unterwiesen. Und es ist der einzige Weg, Nächte wie diese zu überleben.
Meine Hände zittern, als ich den Schleier über die Schulter ziehe. Sonderbar. Das habe ich schon jahrelang nicht mehr erlebt. Nach den ersten Auftragsmorden hörte das Zittern auf. Ich strecke die Finger vor mir aus. Sie beben so heftig, dass meine Ringe aneinanderklappern. Der Schmuck gehört natürlich dem Fürsten, doch er will, dass ich ihn trage, um seine Großzügigkeit zur Schau zu stellen. Wir wissen beide, dass er sie von meinem Leichnam reißen würde, noch bevor mein Körper kalt geworden ist. Aber die Geschmeide machen meinen Auftritt als vermeintliche Kurtisane überzeugender.
Ich atme tief durch und schließe die Augen. Als ich sie wieder öffne, hat das Zittern aufgehört und ich bin bereit für das, was ich tun muss.
Ich entriegele die Tür.
Er wartet schon auf mich, als ich aus dem Bad trete. Wie ein hungriges Raubtier sitzt er auf dem Bett. Die Lampen glimmen nur schwach, die Tür ist verschlossen. Für Maricelus Silla ist das Vorspiel mit Speisen und Wein offensichtlich vorbei.
Er hat bereits sein Hemd aufgeknöpft, so dass Brust und Bauch entblößt sind. Seine Hose ist gelockert, sein Begehren sichtbar.
Ich wende den Blick ab. »Danke, dass ich heute Abend Euer Gast sein darf, mein Herr.«
»Komm her, Mila«, sagt er.
Diesen Namen benutze ich oft. Den Namen einer Kurtisane, die auf dem Weg nach Tamneki in der Stadt haltgemacht hat. Maricelus glaubt, er sei mir zufällig begegnet, als er gerade eine Versammlung der Stadtherren verließ.
Ich nicke zögerlich und mache ein paar Tippelschritte auf ihn zu. In dieser Robe kann ich mich kaum bewegen. Das ist vermutlich gewollt – eine Erinnerung des Fürsten, dass ich nicht weglaufen kann. Kurz wünsche ich ihm in Gedanken den Tod, für den Fall, dass die Götter diesmal zuhören.
Maricelus lächelt und packt mich, sobald ich in Reichweite bin. Ich unterdrücke ein Schaudern, als er mich begrapscht, und schließe Lust simulierend die Augen. Schauspielern ist die einzige Verteidigung, die ich habe. In einem so engen Kleid kann ich keine Waffen verstecken. Muskelkraft habe ich auch nicht. Und die Götter wissen, dass niemand mir helfen wird, wenn ich schreie. Vor diesem Gemach steht ein Wachmann, aber er ist nur hier, um Maricelus zu schützen. Ich muss mich diesem Adeligen ausliefern wie meine Vorgängerinnen auch.
Fast kommt mir das Abendessen hoch, doch ich darf mir nichts anmerken lassen.
Er greift an meine Taille und wirft mich aufs Bett. Ich lande in den teuren Daunen, genau dort, wo er mich haben will. Meinen bemalten Lippen entringt sich ein Keuchen. Dann steigt er auf mich. Meine Glieder werden taub, und ich spüre die Angst in mir prickeln, wie immer in diesen Momenten. Jäh presst er seinen Mund auf meinen. Er kostet mich wie eine reife Frucht, während er mein Kleid nach oben schiebt.
Ich halte still und lasse ihn gewähren. Widerstand macht diese Männer nur brutal. Sie sind es gewohnt, dass die Welt ihrem Willen gehorcht. Bekommen sie ihn nicht, schlagen sie zu.
Also wehre ich mich nicht.
Ich lasse mich küssen. Dass ich den Kuss nicht erwidere, stört ihn nicht. Das hat noch nie irgendeinen von ihnen gestört. Er zieht die Hose aus und schiebt seine Zunge erregt stöhnend noch tiefer in meinen Mund.
»Ich habe mir den süßesten Nektar ausgesucht«, murmelt er. Dann reißt er erschrocken die Augen auf. Angst erfasst sein Gesicht, als er plötzlich daran erinnert wird, dass selbst Adelige sterblich sind.
Er bringt nur noch ein schwaches Röcheln zustande, denn seine Zunge ist bereits angeschwollen. Und dann erstickt er. Er versucht zu schreien, während sich das Ungu-Gift in seinen Adern ausbreitet. Ich kenne das Gefühl. Es ist, als würden Millionen winziger Hände jeden einzelnen Muskel zerquetschen. Doch sein Schrei verkommt zu einem Wimmern. Er fleht mit dem Blick, seine Stimme flüstert um Hilfe. Aber hätte er Erbarmen mit mir gehabt, wenn ich gefleht hätte? Die Blume, die er so gierig gepflückt hat?
Ich schaue weg. Für mich ist er schon tot.
Er fällt japsend auf den Rücken. Ungu führt zu einem entsetzlich schmerzhaften, langsamen Tod. Ich habe zwei Mädchen daran sterben sehen. Ich erinnere mich, wie das Gift sie lähmte. Ich erinnere mich an das erstickende Gefühl der Mikrodosis, die plötzliche Steife in den Gliedern und die Urangst, hilflos in einem sterbenden Körper eingesperrt zu sein. Es ist nicht das Gift meiner Wahl, doch der Fürst wollte, dass ich es heute Abend einsetze. Auf der Rückseite des Namenskärtchens stand Ungu.
Ich beuge mich vor und flüstere den Namen von Fürst Seok, um Maricelus wissen zu lassen, wen er verärgert hat. Warum er stirbt. Ich betrachte es als Gnadenakt, ein letztes Geheimnis zu lüften.
Das ganze Bett wackelt, so heftig wälzt sich der Mann im Todeskampf hin und her. Doch aufstehen kann er nicht. Seine Glieder erstarren bereits. Bald wird er sich gar nicht mehr rühren können, höchstens noch blinzeln. Und dann wird der eigentliche Schmerz einsetzen. Ich habe ihn in den Gesichtern der Mädchen, die an Ungu starben, gesehen. Unbeschreibliche Pein. Ihre Kiefer verrenkten sich, bis sie aus den Gelenken sprangen.
Als Maricelus’ Bewegungen erlahmen, richte ich mich auf und zupfe mein Kleid zurecht. Es kann bis zu einem Gong dauern, bis er endgültig tot ist. Doch ab jetzt kann ihn kein Gegengift mehr retten. Ich schüttele die Decke auf, lege sie über ihn und lösche das Licht.
Maricelus Silla ist so gut wie tot. Mord Nummer achtzehn im Auftrag des Fürsten ist erfüllt. Morgen werde ich Daysum sehen. Wir werden miteinander lachen und durch den Garten spazieren, als wären wir nicht beide Gefangene. Als wären wir die Herrinnen einer großen Villa.
Ich schließe die Tür sacht hinter mir und nehme meinen Umhang von dem Wandhaken, an dem ich ihn verwahrt habe.
»Er ist fertig mit mir«, sage ich.
Der Wachmann nickt und begafft mich unverhohlen, während ich den Umhang umlege und die Kapuze hochschlage.
Ich gehe in die Nacht hinaus. Als ich am Ende der Straße angelangt bin, reiße ich das grässliche Kleid vom Saum her auf und renne zu dem Pferd, das ich vorhin versteckt habe. Wahrscheinlich werden sie Maricelus erst morgen früh finden, aber er könnte jederzeit entdeckt werden, und ich habe schon einmal den Fehler begangen, mich zu lange vor Ort aufzuhalten. Es dauerte viele Gongs, bis ich mich wieder zusammengeflickt und das Blut von mir abgewaschen hatte.
Ich verlasse Use im Galopp und wechsle auf halber Strecke das Pferd. Mit dem frischen Pferd presche ich auf der Küstenstraße zurück nach Gain.
Nachdem ich die Stadtmauern durchquert habe, empfinde ich eine gewisse Erleichterung. Ich bin zu Hause oder zumindest unter dem Schutz des Fürsten. Ich wohne im ruhigen Blumenviertel in einem kleinen Häuschen, das ihm gehört. Zu beiden Seiten des Sträßchens und in den Körben an meinen Fenstern blühen Lilien und Pfingstrosen. Die Tür ist in leuchtendem Blaugrün gestrichen, die Wände sind weiß gekalkt.
Ich bringe das Pferd in den Stall hinter dem Haus und betrete meine Kate. Kaum habe ich die Tür von innen verriegelt, lehne ich mich dagegen und atme durch.
Geschafft. Die Götter haben mich eine weitere Nacht überstehen lassen.
Ich entzünde die Öllampe, denn der Morgen ist noch fern. Mau, mein getigerter Kater, streift um meine Beine. Ich beuge mich hinunter und streichle ihn. Sein weiches Fell und sanftes Maunzen erinnern mich daran, dass ich zu Hause bin. Mau kümmert es nicht, was ich nachts tue, wessen Leben ich auf dem Gewissen habe. Er will nur gekrault werden und ab und zu eine Makrele spendiert bekommen. Dafür bietet er mir einen Ruhepol und etwas schmerzlich ersehnte Gesellschaft. Früher habe ich mit neunzehn anderen Mädchen zusammengelebt. In der Anfangszeit. Dann starben sie, eine nach der anderen, bis nur noch drei von uns übrig waren. Und mit achtzehn Jahren zog ich schließlich hierhin um.
Mit einem tiefen Seufzer verstaue ich meinen Umhang, reiße mir das ruinierte Kleid und den Schleier vom Leib und werfe beides in den Kamin. Die Glut frisst sich in den Stoff, bis eine Flamme emporschießt und den Rest verbrennt.
Ich falle so erschöpft ins Bett, dass ich das Kärtchen auf meinem Kissen beinahe übersehe.
Komm nach deiner Rückkehr zu mir
Ich fluche, dass die Höllen zittern. Was will er jetzt schon wieder von mir? Ich überlege, ob ich die Karte ins Feuer werfen und behaupten soll, ich hätte sie nicht bemerkt, aber das kommt nicht in Frage. Der Fürst duldet es nicht, ignoriert zu werden.
Ich schlüpfe in Kleidung, die er nicht ausstehen kann – eine legere Hose und ein grob gewebtes Hemd –, und reite zu seiner Residenz. Kaum jemand kann es sich leisten, innerhalb der Stadtmauern zu wohnen, doch der Fürst ist der reichste Mann in Gain. Für ihn gelten die Spielregeln nicht.
Die Hufe des Pferdes hämmern über das Kopfsteinpflaster der Straße, die zur fürstlichen Residenz hinaufführt. Auf einem Hügel gelegen, breitet sich das hinter einer Mauer verschanzte Anwesen trotz der Enge des Stadtkerns weithin aus.
Seit drei Jahren nehme ich diesen Weg – seit ich in Seoks Auftrag morde. Auf einer Reise, die ihn weit über die Grenzen des Reichs hinausführte, hörte der Fürst von Giftmädchen und beschloss, sich selbst welche zuzulegen.
Er nannte es eine »Schule für verstoßene Mädchen« und heuerte Madame Iseul als Rektorin an, doch im Hintergrund bestimmte er über alles. Der Fürst selbst kaufte uns zusammen mit einem Schwung weiterer Kinder, die als Pfand festgehalten wurden. Der Fürst rümpfte die Nase, wenn jemand von uns eines entsetzlichen Todes starb: noch eine verlorene Investition, noch ein Mädchen, das den stetig gesteigerten Dosen exotischer Gifte nicht standhielt. Der Fürst schlitzte einem Mädchen, das sich auflehnte, die Kehle durch. Und der Fürst brachte meiner ersten Liebe den Tod.
Madame Iseul stand immer nur daneben und rang die Hände, während wir gefoltert und getötet wurden. Früher hasste ich sie für ihr Schweigen und ihre Untätigkeit. Doch als ich älter wurde, ging mir auf, dass sie ebenso in seiner Gewalt war wie ich.
Denke ich jetzt an Madame Iseul zurück, erinnere ich mich, dass sie gut zu uns war, obwohl nichts sie dazu zwang. Sie hielt uns die Hand, wenn wir uns unter Schmerzen krümmten. Sie war uns eine geduldige Lehrerin und kaufte von ihrem eigenen Lohn kleine Naschereien, um unser Leben ein bisschen erträglicher zu machen. An sonnigen Tagen verlegten wir den Unterricht in den Hof.
Wenn ich mich heute an Güte und Freundlichkeit klammere, wo es nur geht, wird mir klar, dass sie dasselbe versuchte. Die Welt zieht und zerrt an unserer Menschlichkeit, um uns auch noch den letzten Rest zu nehmen, aber letztendlich ist es unsere Entscheidung, ob wir daran festhalten wollen oder es widerstandslos geschehen lassen.
Ich lenke das Pferd zu dem gewaltigen Tor aus Mahagoniholz, durch das man die Villa aus weißem Stein betritt. Zu beiden Seiten des Tors befindet sich eine Nische, in der ein Wächter mit Armbrust postiert ist. Noch bevor ich absitzen und an der Klingel ziehen kann, kommt Irad im Schlafanzug und mit einer Laterne in der Hand heraus.
»Was machst du hier?«, fragt er unwirsch. Sein sonst makellos sitzendes graues Haar steht in alle Richtungen ab, und sein Schlafanzughemd ist verkehrt zugeknöpft. Irad ist der Haushofmeister des Fürsten und hält sich daher für etwas Besseres als mich, was ich nicht so recht verstehe. Der Fürst könnte ihn von einem auf den anderen Tag entlassen, während ich nahezu unersetzlich bin. Nur drei von uns haben seine Schule überlebt, und Hana wurde im ersten Jahr umgebracht. Außer mir ist Sun-ye das einzige Giftmädchen in ganz Yusan.
»Sag du’s mir. Ich wurde herbestellt.« Ich sitze ab und zeige ihm das Kärtchen.
Er nickt, weist einen Pagen an, sich um mein Pferd zu kümmern, und bringt mich ins Haus.
Der Fürst erwartet mich in seinem Arbeitszimmer. In Morgenmantel und seidenem Schlafanzug sitzt er hinter seinem mächtigen Schreibtisch aus dunklem Holz. Teure Gaslampen erhellen den Raum, dass man glauben könnte, es wäre mitten am Tag, und wie immer riecht es hier nach Eukalyptus und Leder. Trotz der nächtlichen Uhrzeit wirkt der Fürst munter und aufgeräumt.
Ich bleibe vor dem Schreibtisch stehen und verschränke die Arme.
»Sora.« Er blickt kurz auf und wendet sich dann wieder seiner Arbeit zu. Immerzu unterschreibt er irgendwelche Dokumente oder prüft Bücher. Bestimmt steht jeder einzelne Posten für eine arme Seele, die ihm gehört. Das ist alles, was wir sind – Posten in seinem Kassenbuch.
»Ihr wisst bereits, dass es vollbracht ist«, sage ich. »Was soll ich hier?«
»Ich verzeihe dir deine Ausdrucksweise, du bist sicher erschöpft. Setz dich.«
Er deutet auf einen Stuhl, und ich ziehe ihn heran und lasse mich mit einem genervten Schnauben auf das Polster fallen.
»Mein Herr?«, sage ich durch zusammengebissene Zähne.
Er lächelt amüsiert. Er hat eine glatte Stirn und eine Nase, die ihm leider noch nie gebrochen wurde. Als er die Fingerspitzen aneinanderlegt, funkeln seine Ringe aus Onyx, Opal und Gold im Licht.
»So viel Hass für den Mann, der für deinen Lebensunterhalt sorgt. Und den deiner Schwester. Sag mir eins, Sora. Möchtest du frei von mir sein?«
Ich seufze innerlich. Er hat eine Frage gestellt, also muss ich antworten, selbst wenn sie rhetorisch gemeint ist. Das sind die Regeln. »Ihr kennt meine Antwort.«
Er lächelt wieder. »Ich habe einen Auftrag für dich.«
Ich hebe die Augenbrauen. Dass er unmittelbar nach einem Mord den nächsten anordnet, ist noch nie vorgekommen. Vor allem nicht am darauffolgenden Tag. Sonst vergeht mindestens ein Monat, bevor er mir einen neuen Namen zusteckt.
»Noch einen?«, frage ich.
Er nickt.
Ich warte, aber er reicht mir kein Kärtchen. Unruhe befällt mich, lässt mich schaudern. Zum Glück verbirgt das grobe Hemd meine Gänsehaut.
»Um wen geht es?«
»König Joon.«
Ich lache laut auf. Doch der Fürst verzieht keine Miene. Er kann es nicht ernst meinen, aber ich begreife nicht, warum er über Hochverrat Witze macht.
Ich lächle. »Ihr wollt, dass ich den König von Yusan töte?«
»Ja.«
Ich lehne mich zurück und schlage ein Bein über das andere. »Euch ist schon klar, dass Ihr allein für dieses Gespräch eingesperrt werden könnt?«
Die Versuchung ist da. Ich könnte auf die Stadtmauern von Gain steigen und den dort postierten Soldaten sagen, dass der Fürst die Ermordung des Königs plant. Ich denke an die Freude, die es mir bereiten würde, Seok in Ketten gelegt und zu Folter und Hinrichtung abgeführt zu sehen.
»Gewiss, aber dir ist auch klar, dass deine Schulden und die deiner Schwester im Falle meines Ablebens oder Verschwindens an Lord Sterling übergehen«, erwidert er. »Daysum ist jetzt achtzehn und ein hübsches Ding. Sie würde sich in seinen Freudenhäusern gut machen.«
Ich springe so abrupt auf, dass der Stuhl nach hinten umkippt. »Sagt das noch ein Mal, und Ihr erlebt den Sonnenaufgang nicht mehr.«
Lord Sterling ist der Bruder des Fürsten und ein zutiefst abscheulicher Mensch.
Ich stütze mich auf dem Schreibtisch ab und starre Fürst Seok an. Das ist ein Schwur und ein Versprechen. So wie ich mir geschworen habe, ihn an Gift ersticken zu sehen, bevor ich dem Herrn der Höllen gegenübertrete.
Unbeeindruckt lehnt sich der Fürst in seinem ledernen Sessel zurück. »Weißt du, Sora, unter anderen Umständen hätte ich dich zur Fürstin gemacht. Wir sind uns vom Wesen her so ähnlich.«
»Soll ich Euch jetzt etwa auch noch mein Abendessen zu Füßen werfen?« Ich weiß, dass ich an die Grenzen dessen gehe, was der Fürst an Widerworten zu dulden bereit ist, aber nach dem Mord an Maricelus werde ich ja wohl auf seine Gunst zählen dürfen. Abgesehen davon, dass dieser Plan aberwitzig ist. »Die Antwort ist nein. Ich kann keinen Gottkönig umbringen. Mir ist ein Rätsel, warum Ihr meine Schlafenszeit darauf verschwendet.«
Der Fürst schüttelt den Kopf. »Er ist kein Gott. Er ist ein sterblicher Mann.«
Ich reiße die Augen auf. Allein diese Behauptung ist Blasphemie. Ganz Yusan glaubt, dass Joon ein Gottkönig ist. Seine Blutlinie herrscht seit tausend Jahren über Yusan; bald steht die Jubiläumsfeier an. Und ich weiß nur zu gut, dass manche Männer unberührbar sind. Zum Beispiel der, den ich gerade anstarre.
»Und wenn irgendjemand an einen Mann herankommen kann, dann du«, meint der Fürst lächelnd.
»Bedaure, aber auf den Versuch eines Königsmords muss ich verzichten.«
»Tu es, und sämtliche deiner Schulden sind beglichen.«
Was? Sprachlos blinzle ich ihn an. Mein Puls setzt aus, und ich drehe instinktiv den Kopf zur Seite. Was er eben gesagt hat, ist unmöglich. Ich muss es falsch verstanden oder mich verhört haben, denn auf dem linken Ohr höre ich schlecht.
»Finde einen Weg, den König zu ermorden, und du und deine Schwester seid frei«, sagt er. »Deine Schulden werden aus meinen Büchern getilgt. Du und Daysum könnt fortziehen und euch ein eigenes Leben aufbauen, wo immer ihr wollt.«
Ich schüttele immer wieder den Kopf, und mein Herz trommelt so heftig, dass mir schwindelt. Das an- und abschwellende Summen in meinem Ohr wird unerträglich laut. Das … das ist nicht möglich. Es ist nicht möglich, den König umzubringen, und es ist auch nicht möglich, dass der Fürst mir unsere Freiheit anbietet. Von derlei hat er noch kein einziges Mal gesprochen. Und sosehr ich ihn hasse, der Fürst ist ein Mann, der zu seinem Wort steht. Er droht oder verspricht niemals etwas, das er nicht einzuhalten gedenkt.
Er meint diese Abmachung ernst. Aber warum?
Damit wäre Sun-ye sein einziges verbleibendes Giftmädchen. Mindestens eine Million Goldmun für eine Giftschule, die nur eine einzige Assassine hervorbringt? Diese Rechnung geht doch nicht auf. Und er ist schließlich Geschäftsmann.
Vollkommen verwirrt stehe ich vor ihm. Er zieht ein Blatt Papier aus einer Schublade und zeigt mir das unterzeichnete Addendum zu unseren Fronverträgen: Mit dem Tod des Königs sind Daysums und meine Verpflichtungen aufgehoben und unsere Leibeigenschaft beendet. So ist es beim Stadtvogt hinterlegt. Der Stadtvogt glaubt natürlich, damit würde ein Zeitraum festgeschrieben, kein Vertrag über die Tötung des Herrschers. Alle Vereinbarungen über Fronarbeit sind an König Joon gebunden und werden von ihm besteuert.
Ich fahre über das offizielle Siegel von Yusan und spüre die Schuppen der Schlange unter den Fingern. »Was habt Ihr davon?«
»Ach, Sora. Als wüsstest du nicht, dass dich die Hintergründe eines Auftrags nichts angehen.« Er erhebt sich und holt so schnell aus, dass ich nicht rechtzeitig ausweichen kann. Der Fürst ohrfeigt mich mit dem Handrücken. Ich verliere das Gleichgewicht und knalle mit dem Oberkörper auf den Schreibtisch. Meine Wange brennt und das Auge schwillt an, aber es wird kein blauer Fleck zurückbleiben. So sind die Hiebe des Fürsten – kalt und genau bemessen. Er setzt sich wieder, als sei nichts gewesen.
Ich richte mich auf und umklammere die Tischkante so fest, wie ich ihn am liebsten würgen würde. Hätte ich längere Fingernägel, hinterließe ich wohl Kratzspuren. Ich warte, bis mein Blickfeld wieder klar ist und die Angst nachlässt, und atme tief durch, um mich vom Zurückschlagen abzuhalten. Alles, womit ich den Fürsten erzürne, würde Daysum zu spüren bekommen. Das weiß ich nur zu gut.
Ich sehe ihn herausfordernd an. »Was geschieht mit Daysum, wenn ich bei dem Versuch sterbe?«
Er zuckt mit den Schultern. »Versuche bringen mir nichts. Wenn du umkommst und Joon stirbt, ist sie frei. Wenn er überlebt und du stirbst, gibt es niemanden, der ihre Schuld begleichen kann. Sie müsste sie dann wohl selbst abstottern. Kunde für Kunde.«
Auf dem Schreibtisch liegt ein Brieföffner. Es wäre denkbar. Ich könnte ihn dem Fürsten ins Herz stoßen und meine Lippen auf seine drücken. Noch bin ich nicht dazu gekommen, den vergifteten Lippenstift abzunehmen, und was noch davon übrig ist, würde reichen, um zwei Männer zu töten. Dann würde Seok einen Bruchteil der Schmerzen fühlen, die ich ertragen habe, und vielleicht, nur vielleicht, einen Teil des Kummers. Doch unter unserer bisherigen Vereinbarung ist Daysum sicher, und ich habe gesehen, wie sehr Lord Sterling nach uns giert. Ich weiß, dass er sich alle Mädchen zuerst selbst ins Bett holt. Mich würde er nicht anzufassen wagen, da niemand mit Sicherheit sagen kann, ob mein Körper inzwischen selbst giftig geworden ist. Aber Daysum würde er dafür mit Freuden zweimal nehmen. Das kann ich nicht zulassen. Das werde ich nicht zulassen.
»Möge Euer Tod langsam sein.« Ich stiere den Fürsten an.
»Geh dich ausruhen. Daysum erwartet dich zum dritten Gong.«
»Wie Ihr befehlt.« Ich führe einen Knicks aus und wende mich zur Tür.
»Oh, eins noch.«
Ich halte inne, meine Schultern versteifen sich. Das war noch nicht alles. Natürlich war das noch nicht alles.
»Tiyung wird dich nach Tamneki begleiten«, sagt er. »Ihr werdet übermorgen abreisen.«
Ich lege den Kopf in den Nacken und schicke ein Stoßgebet an die getäfelte Decke. Tiyung ist der Sohn des Fürsten. Sein einziger Erbe. So grausam wie sein Vater und zugleich ein Taugenichts, also womöglich der schlimmste Mensch der drei Reiche. Womöglich allein deshalb, weil ich noch nie in Khitan oder dem Inselstaat Wei war.
»Wäre es nicht leichter, mich einfach umzubringen?«, frage ich.
Der Fürst antwortet in gleichgültigem Ton: »Das schon, aber du bist mein wertvollster Besitz. Tiyung wird deinen Fronvertrag mitnehmen und ihn verbrennen, wenn du den Auftrag erfüllst. Danach wird er nach Gain zurückkehren und deine Schwester freilassen.«
Mit anderen Worten, ich könnte seinen Sohn ermorden und den Vertrag selbst verbrennen, doch damit würde ich Daysums Leben verwirken. Dürfte nie daran denken, dass sie täglich im Freudenhaus vergewaltigt wird. Dürfte mich nie fragen, was aus ihr geworden ist. Und er weiß genau, dass ich lieber sterbe, als das zuzulassen. Der Fürst sorgt stets dafür, dass ich etwas zu gewinnen und alles zu verlieren habe.
»Erfülle den Auftrag, Sora. Es wird ganz Yusan zugutekommen, vor allem aber dir und deiner Schwester.«
Da er damit das letzte Wort gesprochen hat, bin ich entlassen und bleibe allein mit der Frage, wie er das Leben zweier Mädchen in seinem Kassenbuch mit dem Tod eines Gottkönigs gleichsetzen kann.
Outton in Fallow
»Königliche Hoheit.« Mikail verneigt sich in den schmutzigen Stallungen mit einer formvollendeten Geste seines Arms. Vom Gestank des Pferdedungs werden mir ebenso die Knie weich wie von dieser Wiederbegegnung.
Mikail sieht noch genauso aus wie vor drei Jahren – groß und muskulös, mit tiefen Wangengrübchen. Er trägt helle lederne Reiterhosen und ein blaues Hemd, das für Fallow viel zu edel aussieht, ganz zu schweigen von dem teuren, vergifteten Schwert an seiner Seite. Er ist in etwa so unauffällig wie ein Wasserfall in der Wüste, wird aber weniger angestarrt als ich, weil er nicht versucht, sich zu verbergen. Das tut Mikail nie.
Er ist glatt rasiert, seine Lippen sind voll, und seine Haut hat diesen herrlichen dunklen Braunton. Die kastanienbraunen Locken sind gerade eben zu lang für einen militärischen Haarschnitt und wirken perfekt zerwühlt. So gesehen hat sich nichts an ihm verändert.
Aber er hat auch etwas Neues, etwas Härteres an sich. Einen kälteren Ausdruck in den türkisblauen Augen. Tiefer gekerbte Wangen, schärfere Kieferkonturen. Er wirkt wilder als früher, und ich wünschte, ich könnte sagen, dass es ihn weniger attraktiv macht.
Ich schlucke und gestehe mir ein, dass das Gegenteil der Fall ist.
»Du bist spät dran«, sagt er und lässt den Umschlag zwischen seinen Fingern kreisen. »Ich dachte schon, du würdest noch eine Einladung brauchen.« Er steckt die Karte in die Tasche.
Im schattigen Pferdestall bleibe ich ihm gegenüber mit Abstand stehen. Als könnten diese sechs Fuß mich vor ihm schützen.
»Ich wusste, dass mein Bruder einen Assassinen schicken würde«, erwidere ich. »Es schmeichelt mir, dass er den besten seiner Männer ausgewählt hat.«
Einen Mann, der mir mit einem einzigen Blick das Herz aus der Brust reißen könnte. Das ist ebenso grausam wie eindrucksvoll – sehr charakteristisch für Joon.
Mikail schnalzt missbilligend mit der Zunge. »Also wirklich, Euyn. Du weißt doch, dass diese schwarze Kluft an mir einfach grässlich aussieht.«
Er lächelt, und ich erkenne sein jungenhaftes Grinsen wieder. Dasselbe, das er mir zum ersten Mal als unbesiegbarer Jugendlicher zuwarf, als wir gemeinsam an der Waffe ausgebildet wurden. Mit dem er mich ansah, als sich bei einem Orchesterkonzert im königlichen Obsthain versehentlich unsere Hände berührten. Das er im Gesicht trug, als er sich in mein Kissen zurücksinken ließ – ebenso verausgabt und glücklich wie ich. Das ich vor mir sah, als mein Bruder mein Todesurteil aussprach.
»Bringen wir es hinter uns«, sage ich.
Ich schaue mich nach königlichen Soldaten um, aber Mikail ist allein. Kurz wundere ich mich, aber dann fällt mir wieder ein, dass dieser Mann noch nie Verstärkung gebraucht hat. In ganz Yusan gibt es keinen erfahreneren Meuchelmörder als ihn – und auch in Khitan nicht. Dabei ist er streng genommen gar kein Assassine. Das ist weit unterhalb seines Ranges. Er ist der Meisterspion des Königs.