Fixed 3 - Tiefe Sehnsucht - Laurelin Paige - E-Book

Fixed 3 - Tiefe Sehnsucht E-Book

Laurelin Paige

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  • Herausgeber: Lago
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Die Beziehung von Alayna Withers und Hudson Pierce wurde bereits auf eine harte Probe gestellt. Doch trotz ihrer Verwundbarkeit und der Angst vor Zurückweisung fühlen sich die beiden einander mehr verbunden als jemals zuvor. Sie erkennen, dass sie bereit sein müssen, ihre Ängste zu überwinden und für ihre Liebe zu kämpfen. Aber während beide hoffnungsvoll in eine gemeinsame Zukunft blicken, türmt sich die dunkle Vergangenheit erneut vor ihnen auf. Alayna findet heraus, dass Hudson noch immer etwas vor ihr verbirgt – ein Geheimnis, das ihre Beziehung endgültig zu zerbrechen droht. Obwohl sie glaubte, in Hudson den Mann ihres Lebens gefunden zu haben, entgleitet er ihr immer mehr … Der dritte Teil der erfolgreichen Romanserie ist erotischer und emotionaler denn je.

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Seitenzahl: 612

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Laurelin Paige

FIXED 3

TIEFE

SEHNSUCHT

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

1. Auflage 2016

© 2016 by Lago, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Copyright © 2014 by Laurelin Paige

Published in cooperation with the D4EO Literary Agency. www.d4eoliteraryagency.com

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel Forever with you.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Ramona Marten

Redaktion: Carina Heer

Umschlagabbildung: Gennifer Albin und Tom Barnes

Umschlaggestaltung: Pamela Machleidt

Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

ISBN Print 978-3-95761-015-7

ISBN E-Book 978-3-95762-035-4

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-95762-036-1

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.lago-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.muenchner-verlagsgruppe.de

Kapitel eins

Ich holte tief Luft und starrte auf die Tür des Apartments mit der Nummer 312. Ich hatte mich noch nicht entschieden, ob ich weitergehen sollte oder nicht. Ehrlich gesagt konnte ich mich nicht mal erinnern, dass ich mich entschieden hätte, überhaupt bis hierher zu gehen. Aber jetzt stand ich hier. Mein Herz schlug heftig, und meine Hände schwitzten, während ich das Für und Wider gegeneinander abwog. Sollte ich den Arm heben und anklopfen?

Lieber Himmel, warum war ich bloß so nervös?

Vielleicht sollte ich mal tief durchatmen. Ich fing an – einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen – und schaute mich dabei um. Der Flur war lang und kahl, schlauchförmig, an den Wänden hing abstrakte Malerei, in Gold gerahmt. Obwohl das Gebäude recht ordentlich aussah und auch in einem guten Stadtviertel lag, war der Teppich alt und abgetreten. Auf einer Türschwelle ein paar Wohnungen weiter lagen Rosenblätter, offenbar die Überreste einer romantischen Geste. Wirklich süß.

Hinter mir öffneten sich die Türen des Aufzugs. Ich schaute mich um und sah ein Pärchen den Flur in die andere Richtung entlanglaufen. Der Mann trug einen teuren Anzug und hatte die Hand auf ihren Rücken gelegt. Ihr blondes Haar war zu einem perfekten Knoten aufgesteckt. Sogar von hinten boten die beiden einen schönen Anblick. Man konnte deutlich erkennen, dass sie verliebt waren.

Komisch, wie ich überall auf einmal Liebesgeschichten sah. Vielleicht hatte es mit meinem eigenen Gefühlsleben zu tun.

Ich wandte mich wieder der Tür zu, vor der ich stand. Es war eine ganz normale, langweilige Tür, aber irgendetwas daran schien verhängnisvoll zu sein.

Ich klopfe mal lieber und bring’s hinter mich.

Ich zog mir den Riemen meiner Handtasche auf der Schulter zurecht und klopfte.

Ich wartete fast eine Minute, aber niemand machte mir auf. Ich drückte ein Ohr an die Tür und lauschte, aber es blieb alles ruhig. Vielleicht hatte ich ja die falsche Apartmentnummer? Ich warf einen Blick auf meine Handfläche, wo ich mir die Adresse mit rotem Filzstift aufgeschrieben hatte, aber ich hatte so geschwitzt, dass ich sie nicht mehr lesen konnte.

Es war auch gar nicht wichtig, denn ich wusste ganz genau, dass ich hier richtig war.

»Klingeln Sie doch einfach mal«, sagte ein Mann im Vorbeigehen zu mir.

»Klingeln?«, fragte ich, aber er war schon in seiner Wohnung verschwunden.

Ich hatte gar keine Klingel gesehen, aber als ich die Wand um den Türrahmen herum absuchte, fand ich tatsächlich einen kleinen runden Klingelknopf. Komisch, dass er mir gar nicht aufgefallen war. Ich hob einen zitternden Finger und läutete.

Lautes Bellen ertönte, und ich hätte fast einen Satz zurück gemacht. Das Herz hämmerte mir in der Brust. Normalerweise hatte ich keine Angst vor Hunden, aber inzwischen war ich so nervös, dass mich jede Kleinigkeit aus der Fassung bringen konnte. Ich hörte, wie in der Wohnung jemand näher kam und den Hund tadelte, und einen Augenblick später ging die Tür auf.

Stacy stand vor mir und sah wesentlich freundlicher aus als sonst. Es lief mir kalt über den Rücken, als sie mich anstrahlte. Sie trug Freizeitklamotten: ein ausgewaschenes T-Shirt und Jeans – ganz anders als die Aufmachung, in der ich sie zu sehen gewohnt war, wenn sie in Mirabelles Boutique arbeitete. Sie war barfuß, und ihre Fußnägel waren blassrosa lackiert. Sie sah ganz entspannt aus, als fühlte sie sich wohl.

Ich dagegen fühlte mich wahnsinnig unwohl.

Sie grinste breit. »Da sind Sie ja.«

»Tja, da bin ich wohl.«

Sie ging nicht zur Seite und bat mich auch nicht herein, also blieb ich vor der Tür stehen und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Hörte sie, wie ich schlotterte? Bestimmt hörte sie es.

»Oh, tut mir leid, kommen Sie doch rein.« Sie trat endlich beiseite und ließ mich in die Wohnung.

Ich machte einen zögerlichen Schritt und warf einen Blick in ihr Apartment. Es war schön hier, nicht so schön wie bei Hudson – oder vielmehr bei Hudson und mir –, aber schöner als in dem Mini-Apartment auf der Lexington Avenue, wo ich vorher gewohnt hatte. Hier bei Stacy war es steril und kalt, aber tadellos aufgeräumt. Nur der Küchentisch zu meiner Linken war mit Papierstapeln bedeckt und erinnerte mich an die vollgestapelten Aktenschränke in Davids Büro in der Sky Launch.

»Hier entlang.« Stacy führte mich ins Wohnzimmer und wies auf eine Couch. Es war genau die gleiche Couch wie die in Hudsons Büro, ein braunes Ledersofa mit übergroßen Armlehnen. Ich hatte dieses Design so bewundert, dass ich ein ähnliches Modell, nur billiger, für unser Büro im Klub bestellt hatte. Hudson und ich hatten diese Couch mit einer Runde heißem Sex »eingeweiht«. Stacys Sofa war kein Billigmodell, und so sittsam, wie sie wirkte, bezweifelte ich, dass sie es mit jemandem eingeweiht hatte.

Aber komisch war es schon, dass wir offenbar alle drei den gleichen Geschmack hatten.

Das wirklich Komische daran war aber eigentlich, dass ich Stacys Geschmack überhaupt kennenlernte. Was wollte ich hier? An dem Knoten in meinem Magen merkte ich, dass ich eine falsche Entscheidung getroffen hatte. Ich sollte am besten gleich wieder gehen.

Aber das konnte ich nicht, irgendetwas hielt mich hier – mit einer ungeheuren Kraft, als hätte ich Schuhe aus Metall an und als wäre der Boden ein starker Magnet. Ich wusste, dass ich mir das alles nur einbildete, dass ich jederzeit gehen konnte, wenn ich wollte. Und doch blieb ich da, fühlte mich gezwungen, gegen mein besseres Wissen zu bleiben.

Ich straffte die Schultern und hoffte, ich würde mich dadurch selbstbewusster fühlen, dann setzte ich mich aufs Sofa. Aber ich sank viel tiefer ein, als ich es erwartet hatte, und plötzlich waren meine Knie höher als meine Hüften. Ich fühlte mich lächerlich – und so sah ich wohl auch aus. So viel zum Thema Selbstvertrauen.

»Tut mir leid«, entschuldigte sich Stacy. »Die Federung ist hin. Rutschen Sie einfach ein bisschen weiter rüber, da sitzt man höher.«

Verlegen rappelte ich mich aus dem Loch hoch und rutschte auf dem Sofa entlang. Ich ließ mich langsam nieder und probierte aus, wie fest es war. Zum Glück war die Federung hier in Ordnung, meine Gelassenheit hingegen war alles andere als das.

Stacy ließ sich in einem Sessel neben mir nieder. Eine große graue Katze schmiegte sich an ihr Bein und fauchte mich an. Das erinnerte mich an das Bellen, das ich vorhin gehört hatte. Ich schaute mich um, aber ich sah nichts, was auf einen Hund hindeutete. Stacy musste ihn in ein anderes Zimmer gesperrt haben. Es war merkwürdig, dass sie die beiden Tiere in einer so kleinen Wohnung hielt. Ich hatte sie nie für eine Tierfreundin gehalten.

Andererseits hätte ich auch nicht gedacht, dass sie Jeans und T-Shirt tragen würde. Das Unerwartete bringt dich ein bisschen aus der Fassung, sagte ich mir, das ist alles. Komm runter.

»Kann ich Ihnen irgendwas anbieten? Ein Wasser? Oder einen Eistee?«

»Nein, vielen Dank.« Ich schlug die Beine übereinander. »Ich habe gleich noch einen Termin. Würde es Ihnen was ausmachen, wenn wir uns ein bisschen beeilen?« Das war gelogen. Ich hatte gar keinen Termin, es wartete nicht mal ein Fahrer auf mich. Ich war mit der U-Bahn gekommen und hatte auf Jordans Dienste verzichtet. Schließlich erstattete er Hudson Bericht über alles, was ich tat, und ich wollte nicht, dass er von diesem Besuch erfuhr.

»Ja, natürlich.« Stacy stand auf und ging zum Fernseher hinüber. Mir fiel auf, dass ihr Computer dort eingesteckt war, und als sie beides einschaltete, leuchtete der Desktop auf dem großen Flachbildschirm auf.

Die graue Katze konnte sich jetzt nicht mehr an Stacys Bein schmiegen und kam zu mir hinüber.

Na toll. Jetzt würde ich jede Menge graue Katzenhaare auf meine schwarze Hose kriegen. Wie sollte ich Hudson das erklären? Vielleicht konnte ich mich ja noch umziehen, ehe er es mitbekam.

Stacy plauderte vor sich hin, während sie die Ordner in ihrem Computer durchging. »Ich war mir nicht sicher, ob Sie wirklich kommen würden, ehrlich nicht. Die Sache schien Sie ja nicht besonders zu interessieren. Ich war wirklich überrascht über Ihre Nachricht.«

»Ich war mir auch nicht sicher, ob ich wirklich kommen sollte. Aber die Neugier hat gesiegt.« Vielleicht lag es an dem Tier zu meinen Füßen, aber ich musste die ganze Zeit an den Spruch Neugierige Katzen verbrennen sich die Tatzen denken.

Verdammt, was wollte ich eigentlich hier? War es schon zu spät oder konnte ich mich noch anders entscheiden?

Es war nicht zu spät, solange die Aufnahme noch nicht lief. Aber jetzt konnte ich nicht mehr zurück – oder doch? Dann würde ich mich den Rest meines Lebens fragen, welche geheimen Dinge Stacy über Hudson wusste.

Vielleicht hätte ich ihn fragen sollen, statt hier bei ihr aufzukreuzen.

»Ich muss nur noch die Datei finden, Sekunde, die muss doch hier irgendwo sein.«

Es schien Stunden zu dauern, bis Stacy ihren Computer durchsucht hatte, und jede Sekunde war eine Quälerei. Der Gedanke daran, was in dem Video zu sehen sein könnte, setzte mir zu – Hudson, der mich auf jede erdenkliche Weise betrog. Ich versuchte, die Bilder abzuschütteln, aber sie hatten sich in mir festgekrallt, fraßen an mir und verlangten meine gesamte Aufmerksamkeit.

Ich hatte mir schon fast die Nägel abgekaut. Schließlich versuchte ich, die Spannung zu mildern. »Vielleicht können Sie mir ja schon mal sagen, was drauf ist, während Sie suchen?«

»Nein, das kann ich wirklich nicht.« Sie lächelte mich wieder freundlich an. »Sie werden es mir nicht glauben, das müssen Sie schon selbst sehen. Es wird alles ändern, was Sie über Hudson wissen. Er ist ein furchtbarer Lügner, wissen Sie.« So viel hatte sie noch nie gelächelt, es war, als würde sie mein Unbehagen genießen, als wäre sie entzückt von der Vorstellung, meine Beziehung zu Hudson zu zerstören.

»Er ist kein Lügner, ich vertraue ihm!« Ich war diejenige, die ihn belogen hatte, Hudson hingegen hatte seine Ehrlichkeit immer aufs Neue bewiesen.

»Sie werden schon sehen.«

Bei ihrer überzeugten Stimme bekam ich eine Gänsehaut. Sie konnte auf keinen Fall recht haben – ich kannte Hudson doch schließlich! Er hatte keine Geheimnisse vor mir.

»Ah, da ist es ja«, sagte sie mit lebhafter Stimme. »Wollen Sie wirklich nichts, ehe ich die Datei abspiele? Wasser oder Eistee?«

Ich knirschte mit den Zähnen, und der Knoten in meinem Magen wuchs mit jeder Sekunde. »Wie gesagt, nein, vielen Dank.«

»Popcorn vielleicht?« Sie lachte. »Ich esse gern Popcorn, wenn ich Fernsehen gucke, entweder Popcorn oder M&M’s.«

»Schauen Sie mal, Stacy, das hier ist für mich kein Vergnügen. Sie sagen, Sie hätten etwas, das ein völlig neues Licht auf Hudson wirft und wodurch sich meine Gefühle für ihn drastisch ändern würden. Glauben Sie vielleicht, ich freue mich auf diese Vorführung?«

Das war lächerlich. Was wollte ich überhaupt hier? Und das Ganze hinter Hudsons Rücken! Ich hätte wirklich mit ihm sprechen und ihn nach diesem blöden Video fragen sollen, statt heimlich davonzuschleichen, um es anzuschauen. Ich wusste noch nicht mal, ob ich der Frau vertrauen konnte, die da vor mir saß. Vielleicht war die ganze Geschichte ja nur ein Trick.

Ich stand auf und wollte gehen. »Ich wäre besser nicht gekommen, ich gehe jetzt wieder.« Ich ging auf die Tür zu.

»Nein, warten Sie, es läuft doch schon.«

Und wieder gewann meine Neugier die Oberhand. Ich wandte mich zurück zum Fernseher. Der Bildschirm war dunkel, aber im Hintergrund konnte ich eine undeutliche Stimme hören, und allmählich wurde der Ton klarer. Es war Hudson, der da sprach.

»Ich will dich, mein Schatz. Was immer ich tun muss, was immer nötig ist, was immer ich sagen muss: Ich will dich in meinem Leben haben.«

Der Bildschirm war immer noch schwarz, aber ich erkannte diese Worte. Er hatte sie zu mir gesagt – erst vor Kurzem, im Klub.

»Ist das hier ein blöder Scherz oder was?«

»Nur die Ruhe«, kicherte Stacy.

Das Bild wurde heller und schärfer, und allmählich konnte man etwas erkennen. Hudson lag auf einem Bett, von der Kamera abgewandt, nackt. Ich starrte Stacy an, wütend, dass sie meinen Freund nackt gesehen hatte, aber bei Hudsons nächsten Worten konzentrierte ich mich wieder auf ihn. »Was immer ich sagen muss, mein Schatz: Ich will dich in meinem Leben haben.«

Die Worte kannte ich, aber diese Szene war mir völlig unbekannt. Ich kannte weder das Bett noch das Zimmer, ich war nicht dabei gewesen, als diese Aufnahme entstanden war. Entsetzt schüttelte ich den Kopf. Nein, nein und nochmals nein! Das waren doch meine Worte! Schatz – das war doch mein Kosename! Mit wem sprach Hudson denn hier?

Die Kamera bewegte sich und zoomte näher an Hudson heran. Ich hielt den Atem an, um zu sehen, mit wem er sprach, obwohl ich es eigentlich gar nicht wissen wollte.

Aber als das Bild sich vergrößerte, wurde alles unscharf, sodass man nicht erkennen konnte, was im Bild passierte und wer die andere Person in dem Video war. Es war, als schaute man durch eine dreckige Windschutzscheibe oder eine verschmierte Kontaktlinse. Ich blinzelte immer wieder und hoffte, das Bild würde dann klarer. Ich wollte zu gerne sehen, was da vor sich ging, wer da war. Obwohl ich es nicht sein wollte, war ich wie gebannt.

Ich ging zum Fernseher, schlug fest darauf, als könnte ich damit das Bild scharf bekommen. »Los, zeig’s mir«, brüllte ich das Gerät an. »Zeig mir, was du da versteckst!«

Ich schlug immer wieder auf den Fernseher ein, bis meine Hände rot waren und ich vor Anstrengung keuchte. Ich musste es sehen – ich musste es einfach wissen! Mein Bauchgefühl hatte nicht gelogen – diese Aufnahme würde mir die Antworten liefern. Alles, was ich brauchte, alles, was ich sehen sollte, musste hier auf diesem Bildschirm auftauchen. Hinter dem ganzen Geflimmer lag das, was ich am meisten fürchtete, lagen meine tiefsten Ängste, meine dunkelsten Befürchtungen – dieses Video konnte alles ruinieren.

Es konnte mich und Hudson endgültig auseinanderbringen.

Kapitel zwei

Ich erwachte schweißgebadet und voller Panik, mein Herz raste. Ich wusste, dass das Ganze nur ein Traum gewesen war, aber er hatte schrecklich realistisch gewirkt. Wirklich bescheuert, solche Angst zu haben – es war schließlich gar nichts passiert. Aber meine Panik rührte im Grunde ja nicht vom Video im Traum her, sondern von dem, was auf dem echten Video von Stacy sein könnte. Sie hatte gesagt, dass es eine Art Beweis dafür sei, dass Celia und Hudson ein Paar gewesen wären. Ich hatte das einfach abgetan, aber vielleicht hätte ich das besser nicht gemacht, denn jetzt schlich sich die Sache in mein Unterbewusstsein ein.

Ich warf einen Blick auf Hudson, der neben mir schlief. Normalerweise berührten wir uns die ganze Nacht über. Seine fehlende Körperwärme verschlimmerte das merkwürdige Gefühl, das mich nach meinem Albtraum in Klammern hielt. Ich wollte meinen Liebsten nicht stören und widerstand dem Drang, mich an ihn zu schmiegen. Stattdessen stand ich auf, nahm meinen Morgenmantel und ging ins Bad.

Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, holte tief Luft und versuchte, mich zu beruhigen. Ich hatte nie zu Albträumen geneigt, selbst nachdem meine Eltern umgekommen waren, hatte ich immer sanft und ruhig geschlafen. Besessenheit und Verstand arbeiteten bei mir in den wachen Stunden schon genug – ich musste meine Probleme nicht erst im Schlaf ausleben.

Aber inzwischen war ich meinen obsessiven Zwängen nicht mehr so unterworfen wie früher. Und zugleich waren nicht alle meine Probleme verschwunden. Ja – ich war glücklich und verliebt. Aber die vergangene Woche hatte mir fast den Rest gegeben und war in Herzensangelegenheiten wahnsinnig zermürbend gewesen: Hudson in Japan und unsere Beziehung, die auf Messers Schneide stand. Ich hatte solche Geheimnisse vor ihm gehabt, dass ich mir nicht sicher gewesen war, ob er mir je vergeben würde. Und auch er hatte mich auf seine Art verraten und David hinter meinem Rücken als Manager der Sky Launch abgezogen. Am schlimmsten war es, dass er mich nicht gegen die haarsträubenden Anschuldigungen Celias verteidigt hatte. Stattdessen hatte er den Lügen seiner Kindheitsfreundin geglaubt, die ihr eigenes Spiel spielte, in dem ich das Bauernopfer war.

Ich wusste, dass unsere Liebe mehr wog als diese schlimmen Fehler, und Hudson hatte bewiesen, dass er es auch wusste. Er war heute Abend im Klub aufgetaucht und hatte mich mit der Erklärung seiner Hingabe überrascht – auch wenn er die drei bewussten Worte, die ich so gern hören wollte, immer noch nicht ausgesprochen hatte. Aber eigentlich brauchte ich sie gar nicht. Ich spürte Hudsons Liebe in jeder Faser meines Seins, ich empfand sie, als er mich auf der Tanzfläche liebte. Seine Fürsorglichkeit und Aufmerksamkeit sprachen Bände. Wir beide gehörten zusammen, gemeinsam durch dick und dünn – das war jetzt offensichtlich, und mit diesem Wissen hätte ich eigentlich von jeder Angst befreit sein sollen.

Aber dass wir unsere Vertrauensprobleme immer noch nicht alle besprochen hatten, machte mich kribbelig. Und dann war da noch das Video, das Stacy angeblich hatte. Was war darauf? Wollte ich es sehen? War das ein Trick oder war es wirklich wichtig?

Die Sache ging mir jedenfalls so nahe, dass ich rastlos und unsicher war und sie mich noch im Schlaf verfolgte.

Es ist völlig bedeutungslos, sagte ich mir. Es hat überhaupt keinen Einfluss auf irgendwas in deiner Beziehung mit Hudson.

Aber die Unsicherheit, die sich meiner bemächtigt hatte, behauptete etwas anderes.

»Was ist denn los?«

Hudson erschreckte mich, aber mein Puls raste ohnehin schon, und der zusätzliche Schreck fiel gar nicht weiter ins Gewicht. Ich blickte über die Schulter und sah Hudson hinter mir in der Badezimmertür stehen. Er sah aus wie immer – sexy und unnahbar. Beim Anblick seines nackten Körpers schnappte ich wieder mal nach Luft, auch wenn ich gerade nicht vorhatte, mich auf ihn zu stürzen. Ich biss mir auf die Lippen, während ich meinen Blick an ihm hinabwandern ließ. Nun ja, vielleicht war der Gedanke, mich auf ihn zu stürzen, doch nicht ganz so abwegig, wie ich gedacht hatte.

Er trat hinter mich, und der Blick seiner grauen Augen traf im Spiegel prüfend auf meinen. »Geht’s dir gut?«

Kurz kam mir der Gedanke, dass ich jetzt lügen könnte, aber so etwas machte ich nicht mehr. Ich hatte von diesem Mann eine zweite Chance bekommen, und wenn wir wollten, dass unsere Beziehung funktionierte, würde ich besser darin werden müssen, ehrlich mit ihm zu reden.

Ich musste ihm von Stacys Video erzählen.

Und das würde ich auch tun. Aber ich brauchte noch ein paar Minuten, um mich zu sammeln. »Ich habe schlecht geträumt, und jetzt kann ich nicht mehr schlafen.«

Er runzelte besorgt die Stirn. »Möchtest du darüber reden?«

Ich schüttelte den Kopf. Dann änderte ich meine Meinung. »Doch, aber noch nicht sofort.«

»Hm.« Er schlang mir die Arme um die Taille und küsste mich auf die Haare. »Wie wär’s denn, wenn ich dir in der Zwischenzeit ein heißes Bad einlaufen lasse?«

»Das klingt himmlisch.«

Er ließ mich los, und ich lehnte mich an die Dusche, während Hudson sich über die große Wanne beugte und das Wasser aufdrehte. Es war unmöglich, seinen muskulösen Körper nicht zu bewundern. Ich hätte am liebsten seine Bauchmuskeln abgeleckt und in seinen knackigen, strammen Hintern gebissen.

Er schaute zu mir hinauf. »Ganz schön schmutzige Gedanken, die den Blick dieser schönen braunen Augen verschleiern.«

Meine Lippen verzogen sich zu etwas wie einem anzüglichen Grinsen. »Und, bist du dabei?«

»Bei deinen schmutzigen Gedanken oder in der Wanne?«

Ich gab ihm einen Klaps auf den knackigen Hintern. »Ich meinte die Wanne.«

»Ich bin bei beidem dabei.« Es war drei Uhr früh an einem ganz normalen Werktag, er musste am nächsten Tag arbeiten. Und er litt noch unter Jetlag, weil er eine Woche am anderen Ende der Welt verbracht hatte. Aber Hudson zögerte keinen Augenblick und war für mich da. Selbst als ich ihn regelrecht von mir gestoßen hatte, als er nach Japan fliegen musste, hatte er noch sichergestellt, dass gut für mich gesorgt war – er hatte seine Schwester geschickt, um nach mir zu schauen, er hatte den Pförtner angerufen und Nachrichten für mich hinterlassen. Wann würde ich endlich aufhören, mich darüber zu wundern, wie aufmerksam er war?

Niemals. Er überraschte mich stets aufs Neue.

Ich schlüpfte aus meinem Morgenmantel, hängte ihn an den Haken an der Wand und genoss die Lust, die in Hudsons Blick lag, als ich nackt vor ihm stand. Ich streckte einen Zeh ins Wasser, um zu prüfen, wie heiß es war. Das Wasser war perfekt, beinahe zu heiß, genau so, wie ich es mochte. Ich stieg in die Wanne und beugte mich vor, sodass Hudson hinter mir ins Wasser gleiten konnte. Mir fiel auf, dass wir noch nie zusammen gebadet hatten. Wieso fühlte es sich bloß so an, als hätten wir schon alles gemeinsam erlebt, wo es doch noch so viel gab, das noch vor uns lag? Es war ein tröstlicher Gedanke, dass wir mit vielem immer noch ganz am Anfang standen, dass wir uns noch auf so vieles freuen konnten.

Als er sich hinter mir niedergelassen hatte, lehnte ich mich an seine Brust.

Er fuhr mit der Nase meine Wange entlang. »Das hier gefällt mir.«

»Die Temperatur ist perfekt.« Meine vom Traum noch ganz verkrampften Muskeln fingen schon an, im warmen Wasser locker zu werden, und die Anspannung ließ nach.

»Ich meinte eigentlich: Es gefällt mir, dich im Arm zu halten.« Hudsons Stimme klang sanft, als würde es ihm schwerfallen, das zuzugeben. »Ich hab das hier vermisst.«

Und ich hatte es auch vermisst. Das war ein weiterer Grund, weshalb ich mich so unwohl fühlte – ich erholte mich immer noch davon, dass wir mehrere Tage getrennt gewesen waren. Im Geist verarbeitete ich immer noch, was ich da beinahe verloren hätte – alles.

Und deshalb machte ich mir auch so Sorgen über Stacys angeblichen Beweis. Die offenen Fragen halfen nicht gerade, meine Angst abzubauen. Es gab zwischen uns noch immer so viel Unausgesprochenes.

Lange behagliche Minuten lagen wir schweigend im Wasser. Als es allmählich abkühlte, griff Hudson nach einer Flasche vom Sims hinter der Marmorwanne. Er nahm von meinem Kirschduschgel – ein neuer Lieblingsduft von mir – und seifte mich mit lang gezogenen Bewegungen ein, fast schon wie eine Massage. Als er mit meinen Armen fertig war, schob er mich leicht nach vorn, damit er mit dem Rücken weitermachen konnte. Dann zog er mich an sich und beugte mir die Beine an, damit er jeden Teil meines Körpers erreichen konnte.

Zuletzt spreizten sich seine Finger über meinem Bauch und meinem Busen. Er verbrachte geraume Zeit mit dem Einseifen meiner Brüste und bearbeitete sie mit genau dem richtigen Druck, bis sich meine Brustwarzen aufrichteten. Er knabberte an meinen Ohrläppchen und glitt mit einer Hand abwärts. Ich spürte unten am Rücken, wie sein Schwanz sich aufrichtete, und wusste genau, was er vorhatte.

Aber erst gab es noch einiges zu besprechen. Ich glaubte nicht, dass irgendetwas so schlimm war, dass es unsere gemeinsame Zukunft zerstören konnte, aber immerhin waren die Dinge wichtig genug, dass man sie ansprechen musste.

Ich wandte mich um und setzte mich rittlings auf seinen Schoß, und bei der plötzlichen Bewegung schwappte das Wasser in der Wanne.

Ich nahm seine Hände zwischen meine, damit sie beschäftigt waren, und begann. »Wir haben einiges zu besprechen.«

Er hielt den Blick auf meine Brüste gerichtet und hob eine Augenbraue. »Ach ja?«

»Ja, wirklich.« Ich neigte den Kopf, um seinen Blick abzufangen. »Wer wird jetzt deinen Klub leiten?«

Er grinste spitzbübisch. »Du.«

Ich grinste auch, aber ich stimmte ihm nicht zu. Allerdings widersprach ich auch nicht. Er fand, ich sollte die Sky Launch übernehmen, aber ich war davon überzeugt, dass es nur eine Ausrede gewesen war, um David Lindt loszuwerden. Hudson hatte sein Ziel zum Teil schon erreicht – David würde in knapp einer Woche weg sein und einen von Hudsons Klubs in Atlantic City übernehmen. Ich war stinksauer gewesen, aber als sich das Ganze ein wenig gesetzt hatte, hatte ich begriffen, dass Hudson das Richtige getan hatte. Jeden Tag mit meinem Exfreund zusammenzuarbeiten war nicht unbedingt eine gute Idee. Ich hätte es schließlich auch nicht gerne gesehen, wenn Hudson so viel Zeit mit einer seiner Exfreundinnen verbracht hätte.

Aber das bedeutete noch lange nicht, dass ich so weit war, den Klub allein zu leiten.

Doch wollte ich ihn auch nicht einfach jemand anders überlassen.

Vielleicht sollten wir diese Sache ein andermal besprechen, wenn Hudsons Schwanz nicht so gegen meine Körpermitte drückte. Sein Schwanz konnte mich dazu bringen, absolut allem zuzustimmen.

Seine Finger waren zwar immer noch mit meinen verhakt, doch Hudson beugte sich vor, um meine Brust mit den Lippen zu liebkosen.

Ich seufzte vor Vergnügen auf, und mein Körper ließ sich von ihm verführen. Mein Kopf hingegen war noch immer mit anderen Dingen beschäftigt. »Und wie geht es jetzt mit Celia weiter?«

Er ließ von meiner Brust ab. »Ist das dein Ernst? Du willst wirklich jetzt über Celia sprechen?«

»Von Wollen kann hier nicht die Rede sein. Aber ich muss wissen, dass sie keine Bedrohung für mich darstellt.« Ich schluckte gegen den unerwarteten Klumpen in meiner Kehle an. »Und vor allem nicht für uns.« Ich hatte gar nicht gemerkt, wie viel Angst ich noch immer hatte, was ihren möglichen Einfluss auf meine Beziehung mit Hudson anging.

»Hey.« Hudson umfasste mein Gesicht. »Sie ist keine Bedrohung für dich. Sie hat für ihre Behauptungen nicht einen einzigen Beweis, und sie wird auch keine Anzeige erstatten. Und selbst wenn sie das täte, wäre ich immer noch hier bei dir. Das weißt du doch.«

Ich nickte schwach. »Aber wie soll es jetzt weitergehen?«

»Ganz einfach. Wir treffen sie nicht mehr, wir sprechen nicht mehr mit ihr, wir beantworten ihre E-Mails nicht.«

»Wirklich nicht?« Ich würde sie natürlich nicht mehr treffen – ich hasste diese Schlampe. Aber was war mit Hudson?

»Ja genau, wir. Ich habe in meinem Leben keinen Platz für jemanden, der gegen uns ist.«

Sofort war ich wieder angespannt. »Deine Mutter ist auch gegen uns.« Jetzt forderte ich mein Glück aber wirklich heraus. Sophia Pierce verhielt sich ihrem Sohn und mir gegenüber zwar wie das Letzte, aber sie würde wohl immer ein wichtiger Teil von Hudsons Leben sein, und ich hätte nie von ihm verlangt, sich von ihr zu distanzieren. Ich mochte sie zwar nicht, aber ich hatte begriffen, wie wichtig die Familie für einen Menschen war.

»Ich weiß.« Hudson seufzte und ließ mein Gesicht los. »Aber sie hat zumindest nicht versucht, uns zu sabotieren. Wenn sie das je tut, dann bin ich fertig mit ihr. Du bist die Einzige, die für mich zählt.«

»Danke.« Ich küsste ihn zärtlich. »Aber ich hoffe, dass es nie so weit kommt. Es wäre schön, wenn ich glauben könnte, dass es irgendwann eine Versöhnung mit Sophia gibt.« Erst vor wenigen Tagen hatte ich mich mit meinem Bruder Brian versöhnt, und damit war mir ein Stein vom Herzen gefallen, den ich vorher gar nicht so stark wahrgenommen hatte. Es war nicht gerade wahrscheinlich, dass zwischen Hudson und Sophia das Gleiche geschehen würde, aber man konnte schließlich nie wissen.

Meine Gedanken gingen zurück zu Celia. Ich begriff noch immer nicht, warum sie derart mit mir gespielt hatte. »Warum hat sie das bloß getan, Hudson? Warum hatte Celia etwas gegen uns?«

»Nicht gegen uns, sondern gegen mich.« Er presste den Mund zusammen. »Sie ist wütend auf mich.«

»Immer noch? Wegen der Sache, die du vor so vielen Jahren getan hast?« Mein Herz tat mir weh angesichts seiner offensichtlichen Qual. Hudson war nicht gerade stolz auf seine Vergangenheit. Und wie konnte man auch von ihm erwarten, dass er sie hinter sich ließ, wenn man sie ihm immer wieder vorwarf?

Dann packte mich die Wut. »Es ist mir egal, was du ihr angetan hast – sie ist eine Schlampe. Es war abscheulich und schrecklich und furchtbar, wie sie sich mir gegenüber verhalten hat. Besonders, da sie behauptet, sie wäre deine Freundin. Ist sie etwa immer noch in dich verliebt? Ist das ihr Problem?«

Hudson senkte den Blick. »Wenn sie meint, dass sie mich liebt, wird sie meine Zuneigung sicher nicht dadurch erlangen, dass sie dir wehtut.«

»Jedenfalls verhält sie sich wie eine eifersüchtige Geliebte.«

»Aber sie hat keinen Grund dazu.« Er strich mir über die Wange. »Zwischen Celia und mir war nie etwas. Gar nichts. Nur ...« Seine Stimme wurde weicher. »Ich habe sie nur das glauben lassen, was sie glauben sollte.«

»Sie weiß doch, dass das alles nicht echt war.« Die Vorstellung, dass ihn das immer noch quälte, war mir verhasst. »Und das ist inzwischen eine halbe Ewigkeit her. Versucht sie, dich zurückzugewinnen? Das hat sie wahrscheinlich schon versucht, indem sie mit deinem Vater geschlafen hat und dich dazu gebracht hat zu behaupten, du wärst der Vater ihres Kindes, und nicht Jack. Warum hast du mir eigentlich nichts davon erzählt?«

»Das hätte ich wohl tun sollen.« Er klang bedauernd.

»Ja, das hättest du tun sollen.« Dadurch wäre mir so einiges viel klarer gewesen, sowohl was Hudsons Beziehung zu Celia als auch die zu seinem Vater anging. Auch das war eines der Dinge gewesen, die zwischen uns gestanden hatten wie eine Wand – obwohl ich noch ein paar mehr Geheimnisse gehabt hatte. Und das bedauerte ich sehr.

Hudson machte seine Hände los und fuhr an meinen Rippen entlang. »Ich habe geglaubt, dass es mir nicht zusteht, dieses Geheimnis zu verraten.«

»Das verstehe ich.« Ich erzitterte, als Hudson die Haut an meinen Hüften sanft liebkoste. Er wurde unruhig, er wollte mehr, er wollte mich. Die Zeit zum Reden lief ab. Ich musste rasch zum Kern kommen. »Ein paar Dinge zwischen uns müssen sich ändern. Wir müssen uns über Wichtiges unterhalten können. Du hättest mir zumindest sagen können, dass du gute Gründe dafür hattest, ihr nicht zu vertrauen, gute Gründe dafür, dass ich ihr nicht hätte vertrauen sollen.«

»Und du hättest meinen Wunsch respektieren können, als ich dir gesagt habe: ›Triff dich nicht mit ihr‹.«

»Ja, das hätte ich tun können.« Ich seufzte. »Wir müssen uns beide ändern. Wir müssen alles in die Waagschale werfen. Jetzt wissen wir doch, dass wir beide zusammengehören, was immer auch geschieht, stimmt’s? Darauf müssen wir stärker bauen als auf alles andere. Wir dürfen keine Angst vor unseren Geheimnissen haben und vor unserer Vergangenheit, alle beide nicht. Ehrlichkeit, Offenheit, Transparenz.«

Er hob eine Augenbraue. »Nacktheit?«

Jetzt ging seine Aufmerksamkeit wirklich flöten. »Du bist vielleicht pervers!«

»Da stimme ich dir zu.« Er beugte sich vor und leckte mir einen Wassertropfen von der Brustwarze. »Ich bin pervers, wenn es dich angeht.«

Ich grinste. Und das war schwierig, denn die Zunge auf meiner Brust machte mich ganz verrückt. »Hudson, hör auf. Ich meine es ernst.«

»Ich weiß schon.« Er lehnte sich wieder zurück gegen den Rand der Wanne. »Und ich stimme allem zu, was du gesagt hast. Wir müssen ehrlich miteinander sein.«

»Gut.« Ich hob die Hand und hielt ihn auf, ehe er weitermachen konnte. »Einen Moment, nur eine Sache noch.«

»Und die wäre?«

Er wurde allmählich ungeduldig, versuchte aber, sich das nicht anmerken zu lassen. Ich hätte den Rest unserer Unterhaltung fast auf später verschoben, aber die Erinnerung an meinen Albtraum und das kalte, Unheil verkündende Gefühl, das mir noch immer in den Knochen steckte, spornte mich an. »Was ist zwischen dir und Stacy gelaufen?«

»Stacy?« Er schien verwirrt. »Die Stacy von Mirabelle’s?«

»Genau die.«

»Gar nichts.« Meine Frage verwunderte ihn offenbar. »Was meinst du damit? Ob ich mit ihr ausgegangen bin? Ich habe sie vor ungefähr einem Jahr mal als Begleitung zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung mitgenommen. Aber danach war gar nichts mehr. Und geschlafen habe ich nicht mit ihr«, fügte er hinzu, was ich schon von Stacy wusste.

Es war ein tröstlicher Gedanke, das noch einmal von ihm zu hören. Aber nicht das war es, was mir Sorgen machte. »Gibt es einen Grund, aus dem sie sich an dir rächen wollen könnte? Gibt es einen Grund, aus dem sie dir nicht traut?«

Er schüttelte langsam den Kopf. »Nicht dass ich wüsste.«

»Sie war keines von deinen früheren Opfern?«

»Opfern?« Er kniff die Augen zusammen. »Nennst du so die Frauen, mit denen ich gespielt habe?«

Ich wandt mich vor Verlegenheit. »Vielleicht war das nicht gerade die beste Wortwahl ...«

»Doch, wahrscheinlich schon. Aber das macht es auch nicht besser, es zu hören.«

»Tut mir leid.«

Er machte ein finsteres Gesicht. »Das muss es nicht. Es ist meine Vergangenheit, und ich muss mit ihr leben. Warum willst du das wissen?«

Ich holte tief Luft. Wir wollten schließlich alles riskieren, und das hier gehörte dazu. »Beim letzten Mal, als wir zusammen bei Mirabelle’s waren, hat Stacy mir erzählt, sie hätte ein Video. Ein Video, das irgendetwas über dich und Celia beweisen würde. Sie hatte es nicht dabei, also hab ich ihr meine Handynummer gegeben, für später.«

»Beim letzten Mal, als wir zusammen bei Mirabelle’s waren?«

»Ja. Wir haben uns unterhalten, während du die Schuhe für mich ausgesucht hast. Hast du eine Ahnung, wovon sie da redet?« Ich studierte sein Gesicht ganz genau, damit mir nichts entging, was er möglicherweise zu verbergen versuchte.

»Keine Ahnung.« Entweder war er ein richtig guter Schauspieler oder er hatte wirklich keinen Schimmer. Ich hatte ihn noch nie so überrascht gesehen. »Und sie hat dir nicht gesagt, worum es in dem Video geht?«

»Nein, nur dass sie es hat und dass es mir deutlich machen würde, warum ich dir nicht vertrauen könne.« Ich biss mir auf die Lippen. »Heute Abend hat sie mir eine Nachricht geschickt. Vielleicht auch schon irgendwann letzte Woche, als ich kein Handy hatte, aber ich habe die Nachricht erst heute bekommen.«

Ich erwartete, dass er fragen würde, warum ich ihm das nicht schon früher erzählt hatte, aber das tat er nicht. »Und was stand in der Nachricht?«

»Dass die Datei zu groß ist und sie sie mir nicht aufs Handy schicken kann. Ich soll mich bei ihr melden, wenn ich das Video sehen will.«

Er überlegte. »Willst du es sehen?«

»Nein.« Aber irgendwie wollte ich es schon. »Doch.« Andererseits ... »Ich weiß nicht. Sollte ich es mir denn ansehen?«

»Tja.« Er glitt mit den Händen an meinen Armen nach oben. »Du weißt jetzt, dass man Celia nicht über den Weg trauen kann. Und es gibt nichts, was Stacy über mich haben könnte, was du nicht schon weißt. Du weißt mehr über meine Geheimnisse und meine Vergangenheit als alle anderen. Du kennst mich wirklich, Alayna.«

»Ich weiß.«

»Wenn du mir nicht vertraust ...«

»Ich vertraue dir. Wenn du sagst, es gibt nichts, worüber ich mir Sorgen machen müsste ...«

Sein Blick hielt meinen fest. »Es gibt nichts.«

Ich schwieg kurz. Was ich als Nächstes sagte, würde ich nicht mehr zurücknehmen können. Ich würde mir das Video aus dem Kopf schlagen und nach vorne blicken müssen. Das widersprach ganz und gar meiner obsessiven Veranlagung. Würde ich das schaffen?

Ich glaubte, dass ich es schaffen konnte. Für Hudson. Ich lächelte. »Dann brauche ich es nicht zu sehen.« Es kam mir leichter über die Lippen, als ich es mir vorgestellt hatte. Und ich meinte es genau so, wie ich es sagte. Ich brauchte keinen Beweis von anderen Leuten, um zu wissen, wer Hudson war und was er mir bedeutete.

Es war erstaunlich, wie viel besser ich mich jetzt fühlte, wo ich mir die Sache mit dem Video von der Seele geredet hatte. Es lag nicht mehr wie ein Gewicht auf meiner Brust, obwohl ich immer noch ein bisschen nervös war, aber wahrscheinlich würde das mit der Zeit verschwinden.

Hudson beugte sich vor und küsste mich aufs Kinn. »Danke schön.«

»Wofür bitte schön?«

»Dass du offen mit mir warst.« Er neigte den Kopf. »Du hättest mir nichts davon erzählen müssen, und du hast es trotzdem getan.«

»Ich meine es ernst, wenn ich sage, dass wir offener und ehrlicher miteinander umgehen sollten.«

»Das merke ich. Ich meine es auch ernst. Nur so können wir vorankommen: wenn wir uns entscheiden, dass wir uns zuerst und vor allem einander anvertrauen.« Er schaute mir in die Augen. »Das tun wir doch, oder?«

Darauf konnte man nur mit vier kurzen Worten antworten. Die Frage wog schwer – schwerer als damals, als er mich gebeten hatte, seine Freundin zu sein, oder als er mich gebeten hatte, bei ihm einzuziehen. Und doch antwortete ich leicht und sicher. »Ja, ich vertraue dir.«

»Und ich dir auch.« Er presste seine Lippen auf meine und sog leicht an meiner Unterlippe, ehe er mir die Zunge in den Mund schob, wo sie sich im erotischen Vorspiel um meine schlang. Ich zog seinen Kopf enger an mich. Sein Schwanz zwischen uns wurde härter, und meine Muschi zog sich als Reaktion darauf zusammen, voller Lust auf ihn und voller Verlangen. Und auch sein Kuss besagte, wie sehr er mich begehrte.

Ohne von meinem Mund abzulassen, legte er mir die Hand wieder auf die Brust. Er war ein absoluter Experte darin, mir das zu geben, was ich brauchte. Seine Berührungen waren nie zu zart, sie hatten immer genau die richtige Menge an Rauheit. Ich stöhnte an seinen Lippen leicht auf, als er meine Titten drückte und mich um den Verstand brachte. Ich war so darauf konzentriert, wie er sich meiner Brust widmete, dass ich gar nicht merkte, wie seine andere Hand nach unten glitt, ich realisierte es erst, als sein Daumen an meiner Klit rieb. Bei dem köstlichen Druck zuckte ich zusammen und nahm seine Hüfte in die Zange. Schon zog sich in meinem Unterleib alles zusammen und bereitete sich vor – das war doch viel zu früh!

Ich hockte auf ihm und wollte es so lange hinauszögern, bis wir zusammen an diesem Punkt wären, also schob ich seine Hand von meiner Körpermitte weg. Hudson schloss die Augen, als ich nach seiner harten Erektion griff. Ich fuhr einmal an ihm auf und ab, dann verlagerte ich mein Gewicht nach vorne auf die Knie, ging über ihm in Stellung und glitt auf seiner harten Länge hinunter. Ich stöhnte lustvoll auf, als ich spürte, wie er mich ausfüllte.

Dann saß ich auf ihm und bewegte mich einige Sekunden nicht, während sich mein Körper an seine Größe anpasste und sich meine Wände dehnten – verdammt, war das gut! Selbst ohne dass wir uns bewegten – Hudson fühlte sich an, als wäre er für mich gemacht, als wäre sein Penis einzig und allein für meine Muschi geschaffen. Diese sinnlichen Gedanken machten das wunderbare Gefühl, dass er in mir war, noch intensiver.

Er bewegte sich unter mir, langsam wurde er ungeduldig. Also regte ich mich jetzt und begann ihn zu reiten, zuerst langsam, dann immer entschlossener. Meine Hände krallten sich um seine Schultern und ich bewegte mich so intensiv, wie Hudson es liebte – und ich auch. Es dauerte nicht lange, da hatte er meinen Hintern gepackt und verstärkte meine Bewegungen. Dann hielt er mich fest, während seine Hüften in einer kreisenden Bewegung nach vorne oben stießen und er sich mit langen, bedächtigen Stößen in mich arbeitete.

»Musst du immer führen?«, keuchte ich atemlos. Nicht dass es mir etwas ausmachte – es gefiel mir, wenn er die Kontrolle übernahm.

Er verzog leicht die Lippen. »Wenn du willst, dass wir beide kommen, dann schon.«

Ich lachte und spürte, wie er in mir zuckte, und das machte mich schon fast verrückt. Als ich wieder sprechen konnte, fragte ich: »Und wer von uns beiden würde nicht kommen, wenn ich führe?«

»Du.« Seine Finger umklammerten meine Hüften, und als wollte er es beweisen, stieß er noch tiefer in mich, an eine Stelle – an die bewusste Stelle, die bei mir so einiges auslöste, an die Stelle, die nur er kannte und die er auch wirklich jedes Mal traf.

Mein Orgasmus kam so plötzlich, dass er mich völlig überraschte. Ich schnappte nach Luft und krallte Hudson die Fingernägel in die Haut, während die Ekstase in Wellen durch mich schoss und jeden einzelnen Nerv packte, meine Glieder erfasste und mir die Sicht nahm.

Hudson wurde nicht langsamer, als ich auf ihm zusammensank. Er steuerte weiter auf seinen Höhepunkt zu, und dann schoss er über die Ziellinie und rieb meine Klit, während er sich in mich ergoss und meinem schlaffen Körper einen weiteren Schauder entlockte.

Während er sich erholte, küsste er mir Hals und Kiefer und arbeitete sich bis zu meinen Lippen vor, wo er verweilte und mich mit dem Mund verwöhnte, bis unser Herzschlag wieder zu einem normalen Tempo zurückgefunden hatte.

Dann ließ er von mir ab und schaute mir in die Augen. Er runzelte die Stirn und umfasste mein Gesicht. »Alayna! Was ist los, mein Schatz?«

Ich brauchte einen Augenblick, bis ich seine Frage verstand und merkte, dass mir die Tränen übers Gesicht liefen. Und dann waren es auf einmal mehr als nur Tränen. Ein unkontrolliertes Schluchzen brach aus mir heraus, wie aus einem tief verborgenen Quell der Trauer.

Ich war verlegen und hätte meinen Ausbruch nicht erklären können, also machte ich mich von ihm los und stieg aus der Wanne.

»Alayna, sag doch was!« Er war sofort wieder hinter mir und schlang ein Badetuch um mich, während er selbst den Boden volltropfte.

Ich schüttelte nur den Kopf und lief ins Schlafzimmer.

Hudson kam mir hinterher, packte mich an den Oberarmen und drehte mich zu sich herum. »Sprich doch mit mir – was ist denn los?«

Mein Körper würgte gequält. Es war kein neuer Schmerz, ich hatte ihn schon die ganze Woche mit mir herumgeschleppt und ihn nur nicht ausdrücken können – weder Hudson noch mir selbst gegenüber.

»Du – hast – mir – schreck – lich – weh – ge – tan«, stieß ich mühsam zwischen meinen Schluchzern hervor.

»Jetzt gerade etwa?«

»Nein.« Ich schluckte und versuchte, mich so weit zu beruhigen, dass ich etwas sagen konnte. »Bei Celia. Als du ihr geglaubt hast und nicht mir.« Der Schmerz war rau und fühlte sich ganz frisch an. Obwohl Hudson seinen Fehler wiedergutgemacht hatte und wir zusammen waren, spürte ich die Reste seines Verrats noch. Ich hatte versucht, das hinter mir zu lassen, ehe sich eine Narbe gebildet hatte, aber jetzt war die Wunde völlig unerwartet wieder aufgebrochen.

»Oh, Alayna.« Er zog mich an seine Brust. »Sprich mit mir. Erklär es mir.«

»Es tut weh, Hudson. Es tut so weh.« Ich holte zitternd Luft. »Obwohl du jetzt hier bist. Und wir zusammen sind. Da ist ein Loch.« Ich brachte immer nur ganz kurze Sätze hervor. »Ein ganz tiefes Loch.«

Alles an ihm spannte sich an, und ich spürte, wie sehr er meinen Kummer teilte. »Es tut mir leid, es tut mir schrecklich leid. Wenn ich es rückgängig machen könnte, wenn ich ändern könnte, wie ich mich verhalten habe ... ich würde jetzt anders reagieren.«

»Das weiß ich doch. Aber du hast nun mal so reagiert. Und das kannst du nicht rückgängig machen.« Meine Stimme gewann an Kraft, während der Schmerz sich in mir Bahn brach. Als müsste ich mich übergeben. Wenn es einmal angefangen hatte, konnte man es nicht aufhalten, und es erstickte mich fast.

Ich machte mich von Hudson los. Jetzt lag ich noch in seinen Armen, klammerte mich aber nicht mehr an ihn. »Das kannst du nie mehr rückgängig machen.«

»Nein, das kann ich nicht.« Er schob mir das nasse Haar von den Schultern.

»Und das verändert die Dinge. Es verändert mich.«

Er hielt inne und schaute mich besorgt an. »Wie denn?«

»Es macht mich verwundbar. Ich fühle mich ungeschützt. Jetzt weißt du, dass du mich verletzen kannst.« Ich würgte, als meine Tränen wiederkehrten. »Du kannst mich ganz schrecklich verletzen.«

»Alayna.« Er zog mich wieder an sich, und seine Stimme klang belegt. »Liebste. Ich will dich nie wieder verletzen. Wirst du mir je ... verzeihen können?«

Ich nickte, denn ich brachte kein mehr Wort heraus. Ja, ich würde ihm verzeihen können. Ich hatte ihm schon verziehen. Aber das änderte nichts daran, dass es schmerzte. Es änderte nichts daran, dass diese Wunde erst würden heilen müssen.

Hudson wiegte mich in den Armen, während ich weinte, küsste mich immer wieder aufs Haar und entschuldigte sich. Nach einer Weile hob er mich auf und trug mich ins Bett, er legte sich neben mich und drückte mich an sich.

Als das Weinen endlich abgeebbt war, richtete ich mich auf und lehnte mich ans Kopfende. Ich hatte Schluckauf. »Uff. Ich weiß gar nicht, wo das auf einmal herkam.«

Er setzte sich neben mich und wischte mir die Wangen ab. »Es musste einfach raus, das kann ich verstehen.«

»Ehrlich?«

»Ja, ehrlich.« Er legte versuchsweise den Arm um mich. »Ist es in Ordnung, wenn ich hier bei dir liege?«

»Ja, bitte lass mich nicht allein!« Ich klammerte mich an ihn vor lauter Angst, dass er gehen würde.

»Solange du mich hier haben willst, bleibe ich auch.«

»Gut.« Ich entspannte mich, und mein Herzschlag kehrte wieder zu seinem üblichen Rhythmus zurück. »Das Ganze hier«, ich machte eine Geste, die meinen Weinkrampf mit umfasste, »das war nur ...«

»Heilung?«

»Ja. Es war reinigend. Der letzte Schritt weg von dem ganzen Scheiß. Ich glaube, jetzt kann ich damit abschließen.« Ich fühlte mich gereinigt – innen und außen – und lächelte, während ich mit dem Finger Hudsons Lippen entlangfuhr.

»Ich bewundere ja deinen Optimismus, aber alte Narben haben die unerfreuliche Angewohnheit, immer mal wieder wehzutun, auch wenn alles gut läuft.« Er umfasste meinen Finger. »Ich bin sicher, dass wir das beide ab und zu mal erleben werden.«

Ich holte tief Luft. Dass ich ihn auch verletzt hatte, tat mir sehr leid, es bereitete mir fast genauso viel Schmerz wie sein Verrat.

»Mach dir nicht zu viele Gedanken.« Seine Stimme klang sanft. »Wir haben eine gemeinsame Zukunft vor uns, und da werden wir die ganzen Verletzungen, die wir einander zugefügt haben, wiedergutmachen.«

In diesem Augenblick wäre ich bereit gewesen, mein gesamtes Leben einer solchen Wiedergutmachung zu widmen. Dachte ich an uns wirklich in Begriffen von »lebenslang«? Na ja, zumindest in Begriffen von »langfristig«.

Bei diesem Gedanken lächelte ich leicht. »Das hier ist ein Neuanfang für uns, oder?«

Er beugte sich vor und berührte meine Nase mit seiner. »Nein, das hier ist besser als ein Anfang. Das hier ist schon der nächste Schritt.«

»Das gefällt mir.«

Er küsste mich, zärtlich und begierig, und darin lagen die süßesten Versprechungen. Als ob es auf der Welt nichts anderes zu tun gäbe, als mich mit Liebe zu überschütten.

Kapitel drei

Am nächsten Morgen sagte Hudson im Büro Bescheid, dass er von zu Hause aus arbeiten würde. Ich hatte schon angesichts der gecancelten Japanreise die nötigen Vorbereitungen getroffen, dass ich in den nächsten paar Tagen nicht im Klub auftauchen musste, also brauchte ich mich darum nicht mehr zu kümmern. So saßen wir in der Bibliothek und arbeiteten in einträchtiger Stille, jeder an seinen eigenen Projekten. Hudson war von Jetlag und Schlafmangel erschöpft und ein bisschen schlecht gelaunt. Ich war glücklich, auch wenn er mürrisch drauf war. Es war schon tröstend, einfach nur in seiner Nähe zu sein.

Ich verließ die Wohnung nur, um zum Waxing zu gehen und am Abend zu meiner Gruppentherapie. Als ich zurückkam, war Hudson schon in unserem Bett eingeschlafen. Ich ließ ihn in Ruhe.

Bevor ich zu ihm ins Bett stieg, rannte ich eine Runde auf dem Laufband und schrieb Stacy eine Nachricht: Danke, aber: Nein danke. Ich hätte vielleicht gar nicht antworten müssen, aber so setzte ich der Angelegenheit ein Ende. In dieser Nacht schlief ich tief und fest.

Der nächste Tag war ein Feiertag: der vierte Juli, der amerikanische Unabhängigkeitstag. Hudson überraschte mich damit, dass er mich zum Brunch ins Loeb Boathouse im Central Park ausführte. Danach spazierten wir durch den Park, hielten Händchen und genossen die Gesellschaft des anderen. Uns ging’s gut – es fühlte sich richtig an, mit ihm zusammen zu sein. Ganz unbeschwert.

Und dennoch konnte man die Unsicherheit zwischen uns mit den Händen greifen. Wir gingen behutsam miteinander um, wir fassten einander wie mit Glacéhandschuhen an. Dass Hudson immer noch sehr erschöpft war, machte die Sache nicht gerade besser.

Später machten wir uns für das abendliche Feuerwerk fertig. Hudson trat hinter mich, als ich mich vor dem Schlafzimmerspiegel anzog. Er schlang mir die Arme um die Hüfte und küsste meinen Hals entlang. »Wir sind den ganzen Tag umeinander herumgeschlichen«, sagte er dicht an meinem Ohr. »Ich will dir nur sagen, dass ich damit fertig bin. Es ist an der Zeit, dass ich dich als das behandle, was du bist: als mein Eigentum!«

Mir stockte der Atem.

»Das bedeutet, dass du heute noch gefickt wirst. Und zwar richtig.«

Und damit war, einfach so, unsere Unsicherheit zu Ende. Und ich brauchte ein neues Höschen.

Abgesehen von ein paar gelegentlichen Liebkosungen und Berührungen behielt Hudson die Hände bei sich, als wir zum Kreuzfahrtschiff aufbrachen, mit dem wir eine Feuerwerksrundfahrt machten. Ich hatte so das Gefühl, dass dieser reduzierte Körperkontakt volle Absicht war. Er wollte die Vorfreude steigern.

Sein Plan ging voll auf.

Die Luft zwischen uns knisterte. Die ganze Zeit ging mir sein Versprechen im Kopf herum, und so wurde ich zu einem Pulverfass, das ein einziger Funke hätte in die Luft jagen können. Er dagegen schien völlig unbeteiligt, als hätte er die lüsternen Worte nicht erst eine Stunde zuvor ausgesprochen.

Am späten Abend, die Sonne ging gerade unter, trafen wir am Pier ein. Hudson wartete nicht erst, bis Jordan uns die Tür öffnete, sondern sprang aus dem Maybach, griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her. Er sah umwerfend aus in seiner hellbraunen Hose und dem dunklen Jackett. Auf eine Krawatte hatte er verzichtet, und sein weißes Hemd war nicht zugeknöpft, sodass es einen Teil seiner nackten Brust zeigte. Der Wind blies über den Fluss, der genauso hieß wie mein Liebster, und wuschelte Hudsons Haar sexy durcheinander. Wie immer nahm mir dieser Anblick den Atem.

Aber dieser Moment dauerte nur kurz. Kameras klickten und Leute riefen Hudsons Namen, und das riss mich aus meinem Traum. Ich war einen solchen Rummel nicht gewöhnt, denn ich war mit ihm ja erst bei einer Veranstaltung gewesen, wo auch Presse gewesen war.

Hudson hingegen kannte sich mit solchen Situationen aus.

Genau wie letztes Mal, als ich mit ihm bei der Wohltätigkeitsmodenschau seiner Mutter gewesen war, zog er eine Show ab. Er drückte mich an sich und posierte für die Kameras, und die vielen Fragen, die man ihm zurief, ignorierte er taktvoll und antwortete nur ab und zu mit einem einfachen Ja oder Nein.

»Stimmt es, dass Sie Ihre frühere Firma Plexis zurückgekauft haben?«

»Ja.«

»Wollen Sie die Firma zerschlagen?«

»Nein.«

»Ist das Ihre neue Freundin? Alayna Withers, richtig?«

»Ja.«

»Und was ist mit Celia Werner?«

Das war eine der Fragen, die Hudson nicht beantwortete. Dass er sie überhaupt gehört hatte, merkte man nur an einem leichten Zucken seines Auges. Der Mann legte wirklich einen stoischen Gleichmut an den Tag.

Ich hingegen nicht. Allein Celias Name jagte mir einen Schauer über den Rücken. Nicht nur Hudsons Mutter fand, dass er und Celia ein schönes Paar abgaben, auch die Presse hatte geglaubt, die beiden wären mehr als nur Freunde. Hudson, dem es völlig egal war, was man über ihn dachte oder sagte, hatte sich nie die Mühe gemacht, das richtigzustellen.

In diesem Moment begriff ich, dass die Medien das Thema nie würden fallen lassen. Man würde immer wieder nach Celia fragen, man würde sie in den Klatschblättern stets mit Hudson in Verbindung bringen. Ich würde mich daran gewöhnen müssen, wenn ich langfristig mit Hudson zusammenbleiben wollte. Und genau das hatte ich vor.

Aber nur weil ich damit leben musste, hieß das nicht, dass ich mich nicht wehren konnte. Ich zwang mich zu einem Lächeln und tat etwas, was mich selbst überraschte: Ich sprach mit den Zaungästen. »Finden Sie es nicht ziemlich unverschämt, das zu fragen, wo ich doch hier direkt vor Ihnen stehe?« Ich machte eine kurze Pause, ließ den Reporter aber gar nicht erst zu Wort kommen, sondern fuhr fort: »Er ist jetzt mit mir zusammen. Und in meiner Anwesenheit eine andere Frau zur Sprache zu bringen, ist wirklich geschmacklos. Wenn Sie keine anständige Geschichte geschrieben kriegen, ohne dass Sie irgendwelche alten Geschichten aufwärmen, dann tun Sie mir leid. Und Sie brauchen mir gar nicht erst zu antworten. Wir wollen auf eine Party.«

Hudson riss die Augen auf. »Sie haben die Dame gehört.« Er nahm mich bei der Hand und zog mich zum Kai, wo die Magnolia lag, eine Jacht von fast achtzig Metern Länge.

Ich drückte ihm die Hand. »Das war heftig.« Ich brauchte seine Bestätigung, ich musste wissen, dass ich ihn nicht verärgert hatte.

»Das war ziemlich beschissen«, zischte er.

Sofort tat mir mein Ausbruch leid. »Ich hätte nichts sagen sollen, tut mir leid.«

»Warum denn? Du bist der einzige Grund, aus dem es nicht vollkommen beschissen war.«

»Na dann.« Mein Lächeln wurde breiter. »Vielleicht sollte ich dann öfter mal mit der Presse sprechen.«

»Beschrei’s nicht.« Hudson lächelte nur kurz und fiel rasch wieder in seine düstere After-Jetleg-Stimmung zurück. Nach unserem schönen gemeinsamen Tag hatte ich gehofft, dass seine gute Laune von Dauer wäre, aber das war ein Trugschluss. Es war verständlich: Sich mit der Presse herumzuschlagen und zu einem großen gesellschaftlichen Ereignis zu gehen war nicht gerade seine liebste Freizeitbeschäftigung.

Ich hingegen hatte nicht das Geringste gegen Partys einzuwenden. Ich wäre aber genauso zufrieden damit gewesen, wenn wir das Feuerwerk zu Hause vom Bett aus im Fernsehen angeschaut hätten. Oder wenn wir das Fernsehen ganz weggelassen hätten. »Was machen wir eigentlich hier, wenn du solche Veranstaltungen verabscheust?«

Er hielt kurz inne. »Gute Frage. Gehen wir einfach nicht hin.«

»Hudson ...« Ich zog ihn am Ärmel. Jetzt, wo ich mich in Schale geworfen hatte, konnten wir den Abend genauso gut hinter uns bringen. Und auch wenn er nicht gern hier war, spürte ich doch, dass er die Feuerwerksfahrt nicht gern einfach so sausen lassen würde.

Er seufzte und ließ zu, dass ich ihn zum Schiff zog. »Ich bin hier, weil Pierce Industries diese Fahrt sponsert. Wenn ich nicht hingehe, wirft das ein schlechtes Licht auf die Firma.«

Ich runzelte übertrieben die Stirn. »Armer Hudson Alexander Pierce! In Verantwortung und Verpflichtungen hineingeboren, ach – und das Geld und die ganzen Möglichkeiten!«

Er schaute mich an und hob eine Augenbraue. »Meinst du das ernst?«

»Ein bisschen schon. Wenn du dich jetzt in Selbstmitleid suhlen willst, H, dann ohne mich.« Ich hatte keine Lust auf schlechte Stimmung. Heute Abend wollte ich den fröhlichen Hudson als Begleiter.

Seine Mundwinkel verzogen sich leicht. »Ich tue mir nicht leid. Kein Mensch wird mich bemitleiden, wo ich doch dich an meiner Seite habe.« Er zog mich an sich und legte mir den Arm um die Taille.

»Klar, die Leute beneiden dich nur aus diesem einen Grund.«

Für diese Bemerkung erntete ich ein Lächeln. »Wenn sie es nicht tun, dann sollten sie es aber.«

Am Ende des Kais wartete ein Mann in Marinekleidung auf uns. Er stand an der Gangway, die auf die Jacht führte.

»Guten Abend, Mr Pierce. Wir sind bereit zum Ablegen, sobald Sie an Bord sind, Sir.«

Hudson nickte. »Dann wollen wir mal.« Er ließ mich vorangehen, und ich hörte, dass der Mann, von dem ich annahm, dass er der Kapitän war, Hudson hinter meinem Rücken etwas zuflüsterte.

Ich trat von der Gangway aufs Schiff, und als ich zurückschaute, musste ich feststellen, dass Hudsons Gesichtsausdruck sehr grimmig geworden war.

»Da machen wir jetzt besser keinen Aufstand«, sagte er leise zum Kapitän. »Aber sorgen Sie dafür, dass die Crew die Augen offen hält, damit es keinen Ärger gibt.«

»Ja, Sir.«

Hudson kam an Bord und legte mir die Hand auf den Rücken.

»Alles in Ordnung?«

»Ja«, sagte er kurz angebunden.

Verdammt! Was der Kapitän ihm gesagt hatte, hatte den ganzen Fortschritt in der Beseitigung seiner schlechten Laune auf einen Schlag zunichtegemacht.

Ich wusste aus Erfahrung, dass er noch motziger werden würde, wenn ich ihn zu dem Thema ausquetschen wollte. Aber ich konnte nicht anders. »Hudson, Ehrlichkeit und Transparenz ... weißt du noch?«

Er starrte mich geschlagene drei Sekunden lang an, dann wurden seine Gesichtszüge weicher. »Es ist nichts Wichtiges. Wir haben einen Gast an Bord, der nicht eingeladen war, das ist alles.«

Ich fühlte mich plötzlich schuldig, dass ich ihn wegen seiner Verpflichtungen auf die Schippe genommen hatte. Sogar am Abend eines Feiertages, wo er sich doch eigentlich amüsieren sollte, konnte er sich nicht entspannen. Immer musste er sich um etwas kümmern und irgendwelche Dinge regeln. Kein Wunder, dass Events wie das hier ihn so nervten.

Ich entschloss mich, ihm den Abend so angenehm wie möglich zu machen, also ließ ich das Thema des uneingeladenen Gastes fallen – obwohl ich wahnsinnig neugierig war und gern mehr darüber erfahren hätte. Aber das Letzte, was Hudson jetzt brauchte, war, dass ich ihm damit zusetzte.

Stattdessen wollte ich ihn aufmuntern. Ich beugte mich zu ihm hin und flüsterte: »Übrigens wollte ich dir noch sagen, dass ich gestern beim Waxing war.« Er hatte schon geschlafen, als ich nach Hause gekommen war, daher hatte ich mich ihm noch nicht präsentiert. Und das war wahrscheinlich auch gut so, denn es wurde empfohlen, vierundzwanzig Stunden zu warten, ehe man wieder Sex hatte.

»Beim Waxing?«, fragte Hudson viel zu laut und runzelte verwirrt die Stirn. Dann begriff er. »Oh!« Augenblicklich sah er interessierter aus.

Hinter uns half ein Mitglied der Crew dem Kapitän dabei, die Gangway einzuholen, und schaute auf, weil er offenbar sofort begriffen hatte, worum es ging.

Hudson starrte den Mann an und schob mich ein Stück weiter. »Erzähl mir mehr davon!« Diesmal passte er seine Lautstärke dem Thema an und sprach wesentlich leiser.

»Ich rede davon, dass ich enthaart bin. Untenrum bin ich jetzt mehr oder weniger überall nackt.« Normalerweise hatte ich immer ein bisschen Haar als Landebahn stehen lassen. Es war das erste Mal, seit ich mit Hudson zusammen war, dass ich untenrum ganz blank war.

Hudson kniff die Augen zusammen und griff sich an die Hose. »Willst du mir den ungemütlichsten Abend meines Lebens bereiten?«

»Ich wollte dir etwas geben, worauf du dich freuen kannst, Mr Motzhose.«

»Mr Engehose meinst du wohl eher.«

Ich lachte. »Wird das etwa ein Problem?«

»Für dich schon.« Er zog mich an sich, sodass ich seine Erektion an meinem Bauch spüren konnte. »Das wird ein verdammt langer Abend. Wenn ich endlich in dir bin, werde ich da ganz schön lange bleiben. Und ich glaube nicht, dass ich dann noch besonders sanft sein kann.«

Wow! »Da beschwer ich mich nicht.«

»Braves Mädchen.« Er starrte meine Lippen begehrlich an, aber er küsste mich nicht. Schließlich sagte er: »Ich versuche jetzt, bessere Laune zu kriegen. Also los. Je früher wir mit dem offiziellen Teil fertig sind, desto eher kann ich mein Gesicht zwischen deinen Schenkeln vergraben.«

Hudson führte mich die Treppe zum Hauptdeck herauf. Ich war noch nie auf einer Jacht gewesen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass diese hier um einiges luxuriöser war als die meisten anderen Jachten. Ich blickte am Schiff hinauf und zählte vier Decks und dazu noch das kleine Zwischendeck, über das wir das Schiff betreten hatten. Die Ausstattung der Decks war einfach, aber geschmackvoll. Umwerfend geschmackvoll, um genau zu sein. Zumindest nach dem, was ich davon sehen konnte, denn das meiste wurde von Menschen verdeckt, von Dutzenden und Aberdutzenden Menschen. Allein auf diesem Deck waren mindestens vierzig Leute in voller Partystimmung. Über die Reling der Decks darüber beugten sich jede Menge Menschen. Und dabei hatte ich noch nicht mal das Innere des Schiffes gesehen.

Ich folgte Hudson durch die Menschenmenge in eine große Lounge. Hier war es noch voller als auf dem Außendeck. »Wie viele Leute sind denn hier?«, fragte ich.

Er nickte quer durch den Raum einem Kellner zu, der sich sofort auf den Weg zu uns machte. »Es sind zweihundert geladene Gäste, und die konnten jeweils eine Begleitperson mitbringen. So viele Leute lassen wir nur für das jährliche Feuerwerk von Macy’s zu. Es gibt vierzehn Kabinen, und normalerweise legt das Schiff nie mit derart vielen Leuten ab.«