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> Flieg, wenn Du kannst < ist das erste Lyrik-Band von Kai-Kristian Klös, geb. 1971, der den Leser auf ungewöhnliche und phantasievolle Reise in die Welt der Lyrik mitnimmt. Das Buch deckt den Zeitraum lyrischen Schaffens von 1993 bis zur Gegenwart ab. Gespannt wird ein weiter Bogen von klassischer Lyrik über Computerlyrik bis hin zu epischer Lyrik, wobei auch Songtexte und humorvolle Beiträge sowie lyrische Beiträge zu aktuellen Themen Ihren Platz finden.
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Dieses Buch enthält keine
Teelicht-Lyrik
Teelicht-Lyrik: https://lyrikblog.at/teelicht-lyrik-2021/
„All diese Momente werden verloren sein in der Zeit, so wie die Tränen im Regen.“
Blade Runner
Vorwort
Helden
Ein Rap für Emmanuel [2019]
Fritz Bauer [2016]
Helden [2023]
Qui aurait pensé… [2015]
Restituta [2018]
Robert Blum [2020]
Sophie [2014]
Stresemann [2021]
IT-Lyrik
Alexa, mon Amour [2022]
Code ist Deine Lyrik [2013]
Digital [2019]
IT-Love in PL/SQL [2016]
KI [2019]
Lyrik ist tot? – Ein PL/SQL-Gedicht [2014]
Siri-Lyrik [2014]
Humor & Songtexte
Die Frau von der Tagesschau [1993]
Donauinsel-Rap [2019]
Es weihnachtet sehr... [2019]
Freiheits-Rap [2017]
Hunsrück [1989]
Koffer Blues [2023]
Pulp Lyrics [2019]
Zwiegespräch mit Goethe [2018]
Leben im Umbruch
1993 [2023]
Der grüne Weg [1993]
Deine Schuld [2022]
Die Buchhalterin [2016]
Frühlingscrash [2017]
Ich Grille! [2020]
Im Fluss [2020]
Kollege [2019]
Orange [2020]
Parallel [2015]
Populist [1994]
Richtig was los [2023]
Was ist Glück? [2022]
Wieder so ein Rockkonzert [2023]
Wir ernten, was wir säen [2020]
Zunder [2023]
Liebe
Am See [2017]
Blitzblick [2023]
Date in Oia [2017]
Ein Sommernachtstraum [2015]
Flieg, wenn Du kannst [2006]
Für den Moment [2018]
Nachtzug [2019]
Nadine [1993]
Nur ein Hauch von Dir [2020]
Wenn Du gehst [2019]
Wenn ich noch einmal könnte [2022]
Nachdenklichkeit
Abschied [1993]
Das Meer in mir [2021]
Der schmale Grat [2020]
Eisfall [2018]
Friede, Freude, Eierkuchen [2021]
Hawerspirk [2015]
Laufen [2021]
Purer Winter [2023]
Zurück auf Anfang [2023]
Sehnsuchtsorte
Black Joy Club [2022]
Bukarest [2009]
Burgenland [2021]
¡Fuerte! ¡Quién sabe! [2011]
Hellas [2019]
Im Wald [2019]
Kreuzenstein [2014]
Niederösterreich [2023]
Rethymnon [2023]
Road Lyrics [2023]
Salzburg [2018]
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Liebe Leser*innen dieses Buches,
bevor Sie mit den Gedichten starten, möchte Ihnen zunächst einen Einblick geben, was mich dazu bewogen hat, mich mit Lyrik zu beschäftigen.
Mein Interesse an Lyrik hat sich in der gymnasialen Oberstufe herausgebildet: Durch einen jungen Referendar wurden uns die Werke von Herrmann Hesse und Gottfried Benn, Goethe, Dürrenmatt etc. nähergebracht. Dieser Lehrer entfachte bei mir im Besonderen Begeisterung für Literatur und Lyrik, indem er mit uns Lese-Wettbewerbe veranstaltete und wir z. B. Dramen mit verteilten Rollen lasen. In dieser Zeit entdeckte ich die Finesse der Dichtkunst Goethes bei der Lektüre des Fausts (1. Teil), vertiefte mich in das Gedicht “Stufen” von Herrmann Hesse – und ich begann, eigene Texte zu schreiben.
Ich studierte dann Wirtschaftsinformatik (Informatik im Master), ging nach Österreich – doch die Poesie blieb. Bis ich im Sommer 2014 beim Aufräumen in meinem Elternhaus den verloren geglaubten Gedichte-Ordner aus dem Jahre 1993 gefunden hatte – daraufhin ist in mir der Entschluss gereift, diese Gedichte auf einer eigenen Website zu publizieren (https://www.lyrikblog.at).
Richtig Auftrieb erhalten habe ich durch die Publizierung meines Gedichts „Sophie [2004]“ auf der Facebook-Seite der Weiße Rose Stiftung e.V. in München – ich bin den Verantwortlichen um Frau Kronawitter noch heute dankbar, denn es war die Initialzündung für den lyrikblog.at. Nun ist mein Webangebot also gehörig gewachsen – und es ist Zeit, diese und andere Gedichte in einem Buch zu publizieren.
Das hier vorliegende Buch beinhaltet einen breiten Querschnitt meiner Beschäftigung mit Lyrik über die letzten 30 Jahre, somit wird ein breites Spektrum von ernsten bis humorvollen Themen abdeckt.
Als Anhänger der „Vers Libre“-Bewegung schätze ich die freie Gestaltung der Strophen wie das freie Experimentieren mit Versfuß, Versmaß, Strophenform und Kunstwörtern - alles hilfreiche Mittel, um Stimmungen und den Rhythmus zu variieren, der durch ein Gedicht transportiert kann.
Mit diesem Buch möchte ich in erster Linie ein Publikum ansprechen, dass Lyrik nicht todernst, sondern augenzwinkernd betrachtet - ganz im Sinne von Charles Bukowski. Mir ist sehr an epischer Lyrik gelegen, und ich schätze das mit einem Bleistift auf dem Küchentisch hingekritzelte Gedicht weit mehr als abstrakte Verklausulierungslyrik, dessen Diskussion im Elfenbeinturm stattfindet. Ich bin davon überzeugt, dass moderne Rap-Texte einen wertvollen Beitrag zur Lyrik liefern, einfach aufgrund Ihrer Authentizität. Für mich gibt es keine Überlegenheit von klassischen Gattungen.
Noch ein Wort zum Material dieses Buches: Während es mir in den achtziger und neunziger Jahren um allgemeine philosophische, persönliche und politische Themen ging, halte ich es neuerdings mit den Physikern von Dürrenmatt, frei nach dem Motto:
“Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen“
Mir ist klar, dass Germanisten und Literaturkritiker die ersten Ansprechpartner sein sollten, wenn es um Lyrik geht – ich betrachte das Thema eben aus der Sicht eines Informatikers, vielleicht gelingen mir dadurch ja besonders originelle Beiträge.
Noch was zur Notation: Beiträge mit epischem Charakter sind in Blocksatz ohne Großschreibung am Zeilenanfang gesetzt, Quellcode ist nach semantischen Kriterien (Ablauflogik) eingerückt worden.
Herzlichst Ihr
Kai-Kristian Klös.
Der Zug der fuhr nicht schnell
Im Oktober 39 –
Doch du musstest in die Stadt,
Zu ‘ner Bank und zwar zeitig.
Du wolltest überleben
Und du brauchtest doch das Geld,
Von dem Haus in der Stadt,
Denn verhungern das geht schnell.
Gelber Stern prangt an der Brust,
Du gehst weiter in die Stadt
Du hast Angst vor der Meute,
Denn die anderen lehnen dich ab.
Da ist einer, ein ganz Feiger,
Der ist ein ganz übler Hetzer,
Wiegelt Kinder ganz leicht auf,
Und dann ist er auch noch Lehrer…
Ref: Dieser Text ist für Emanuel,
Der an diesem Tag hier einsam starb –
Der Hass findet immer erst im Kopf statt,
Und irgendwann dann folgt die Tat.
Falsche Zeit, falscher Ort –
Dann die Bank, bist auf Trab,
Dann der Weg zu dem Amt,
Zu durchqueren ist die Stadt,
Dann entdecken Dich die Kinder,
Erste Steine fliegen schnell –
Du versuchst zu entkommen,
Nur eine Frau die ist hell.
Sie öffnet Dir die Tür obwohl
Der Pöbel draußen johlt.
Hier wartest Du ne Weile
Bis der Mob sich kurz erholt
Doch zum Bahnhof musst du schnell,
Und der Mob der holt dich ein,
Sie hetzen dich zu Tode,
Keine Menschen woll’n sie sein.
Ref: Dieser Text ist für Emanuel,
Der an diesem Tag hier einsam starb –
Der Hass findet immer erst im Kopf statt,
Und irgendwann dann folgt die Tat.
Nun steh’ ich hier am Platz,
Straße ist nach Dir benannt,
Irgendwo ein Stolperstein,
Und Gedenken klar erkannt.
Doch irgendwie, da frag’ ich mich
Was lernen wir daraus,
Und wenn ich denke an diese Sache
Erfüllt sich mich noch ganz mit Graus’.
Und die Moral von der Geschicht‘
Ist ganz klar bei hellem Licht:
Pass gut auf, an was Du denkst
Denn gar manchmal sieht man nicht
Aus Gedanken folgen Worte
Und aus Worten folgen Taten
Wenn man nicht aufpasst, was man tut
Ist man sehr bald schlecht beraten.
Ref: Dieser Text ist für Emanuel,
Der an diesem Tag hier einsam starb –
Der Hass findet immer erst im Kopf statt,
Und irgendwann dann folgt die Tat.
In Gedenken an Emanuel Eckstein, der in der hessischen Kleinstadt Nidda, seiner Heimatstadt, von einer aufgewiegelten Menge am 19.10.1939 zu Tode gehetzt wurde.
Zu erwähnen ist aber auch, dass dieser Vorfall in der Stadt würdig aufgearbeitet worden ist.
Als Quellen dienten:
http://www.fluchschrift.net/verbrech/oktober/191039.htm
Erzählungen meines Vaters
Aktendeckel, Aktendeckel,
Auf den Wagen, rauf zum Fritz
Heute wird sein Stündlein schlagen
Dein Parteibuch, nützt Dir nix…
Hinter bürgerlicher Mauer
Wo Vergessen Einzug hält
Wo so mancher auf der Lauer
Vor dem Fritz sein Leben schlägt.
Akten sichten, die belegen
Wer dabei war und wer nicht
Wo Millionen Menschen starben
Dass der Schrecken hat Gesicht.
War die Welt ein Meer von Haien
Warst der Kahn sich tapfer hält
Globke, Eichmann und Konsorten
Wurden doch von Dir gestellt.
Was hast Du uns hinterlassen,
Fragen wir und sagen nix
Aufrecht sein in düstrer Zeit
Manches Urteil blendet nicht!
In Gedenken an Fritz Bauer (1903-1968), hessischer Generalstaatsanwalt, Initiator der Frankfurter Auschwitzprozesse.
Helden, was sind Helden,
Die Heldenhaftes tun -
Sie verstecken sich nicht
Hinter dem Schild.
Helden was sind Helden
Kennen die doppelte Botschaft.
Sie verstecken sich nicht.
Humor kann ein scharfes
Schwert sein,
Das jedes Schild durchdringt.
Helden, was sind Helden,
Haben keine Angst,
Denn die Dialektik Ihrer Worte
Sprengt Schilder und Schwerter.
Helden, echte Helden
Stehen in der Walhalla *1
Und sie überragen die Zeiten
Auf marmorne Art.
Helden, und das sind Helden
Haben irgendwie kein Leben -
Das für immer hinter Ihren Worten
Zurücktritt.
Bei uns ist dies eine Tat, das eine Diplom
Die heldenhafte Tat.
Helden haben kein Privatleben,
Und Sie sind dazu verdammt,
von Schulkindern falsch zitiert zu werden.
Helden, echte Helden
Sind aber auch im Kleinen ganz groß -
Und im Großen ganz klein -
Ihr Mut überdauert eine Zahlungsperiode.
* 1 Die Walhalla befindet sich bei Regensburg / Bayern und beinhaltet Marmorbüsten bedeutender Persönlichkeiten des Deutschen Kulturraumes.