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"Ein Versepos, dass eine bedeutungsvolle Thematik poetisch geschickt und ohne Scheu vor satirischen Hinweisen ehrlich darstellt und den Weg weist, das richtige Handeln nicht zu vergessen. Ein Mythos, der mehr Aktualität nicht aufweisen könnte." - M. Ahrens
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Seitenzahl: 65
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Für Oma, wem sonst als Dir.
Vorwort
Kopf und Herz im Text
Prolog
I. Gesang
II. Gesang
III. Gesang
IV. Gesang
V. Gesang
VI. Gesang
VII. Gesang
VIII. Gesang
IX. Gesang
X. Gesang
XI. Gesang
XII. Gesang
XIII. Gesang
XIV. Gesang
XV. Gesang
Elegisches Intermezzo
XVI. Gesang
XVII. Gesang
XVIII. Gesang
XIX: Gesang
XX. Gesang
Epilog
von Saskia Pfalz
Nachwort
Das hier stehende Epos schrieb ich in einer Zeit, die für mich und sicher auch für die meisten anderen in der Welt eine große Herausforderung ist oder war. Aber keinesfalls sollte es mich im Schaffen bremsen, dass sich alles verwandelt hatte, vielmehr wurde ich so nur noch bestärkt, zur Feder zu greifen und mir diese Geschichte zu erdenken. Doch gerade um diese entscheidende Krise der Menschen soll es hier nicht gehen; nein es geht um etwas weitaus Größeres, etwas viel Schlimmeres, etwas, das unsere kühnsten Ahnungen übersteigen könnte – es ist der Wandel des Klimas, der mich im Frühlingsmythos beschäftigt, in welchem mir die Nöte der Blumengöttin und des Westwindgottes als Beispiel dienen, denn gerade der Frühling zeigt uns immer wieder, wie verletzlich und schützenswert die Natur ist. Beachtet jedoch, dass es sich um ein teilweise satirisches Werk handelt, dessen Sätze nicht immer ganz wörtlich zu verstehen sind, was jedoch die letztliche Absicht nicht schwächen soll. Ich hoffe Ihr versteht meine trochäischen Sextetten und könnt die ein oder andere Lehre mit euch nehmen.
Dessau, den 01. April 2021
J. Pierre Lehmann
Ein Œuvre schafft sich über lange Zeit.
Die Texte haben keinen festen Stil,
Sie tanzen wild und wandeln sich recht viel.
Zum Dichter sind die Wege steil und weit.
Auf diesem Pfad ist‘s mancher Text, der bleibt.
Natürlich ist das Frühwerk nicht perfekt,
Entstand es doch probierend im Affekt.
Zum Ende kommt nur weiter, wer auch schreibt.
Ein solcher Mensch, der lernt das Silbenspiel;
Die Schriften werden mit der Zeit grazil,
Gewinnen immer mehr an Ehrlichkeit.
Was vorher war mit leerem Wort gestreckt,
Wird bald gefüllt mit scharfem Intellekt,
Wenn Kopf und Herz der Text sich einverleibt.
Die Jahreszeiten wechseln sich einander.
Sie bilden einen ungebroch‘nen Kreis,
Den ich mit euch ein Leben lang durchwander;
Wir zahlen gern mit unsrer Zeit den Preis.
Es blüht im Sommer voll der Oleander,
Der bald im Herbst verwelkt zum kahlen Greis.
Im Winter schläft er ruhend unterm Schnee,
Bis er im Frühling wird geweckt vom Klee.
Denn selbst der strengste Winter fürchtet sich
Vor dem Erwachen grünender Natur.
Er schmilzt dahin wie Wachs, doch erst nur zögerlich…
Die Knospen sprießen – Frühling bringt Zäsur.
Die bunten Vögel zwitschern wonniglich.
Die zarten Sprosse treiben auf der Flur.
Schön wär‘s, doch zu perfekt scheint diese Welt,
In der kein einz‘ger Schrei zum Himmel gellt.
Im übervollen Glück zu leben, meint
Naturgemäß zu leben wie der Rest
Des Lebens dieser Welt, der fest vereint
An einem einz‘gen warmen weichen Nest
Der Zukunft baut. Doch jetzt wird es beweint.
Der Mensch, er stahl die schwache Brut zum Fest,
Doch stiehlt sich selbst das Leben – steht zur Wand,
Drum hat auf lange Zeit er kein‘n Bestand.
Dieses Jahr ist wirklich selten,
Schnee, der kam in unsre Welten,
Legte sich auf alle Dächer,
Davon wurden sie nicht schwächer.
Grüne Wiesen wurden weiße,
Mensch sah gut die Hundescheiße.
Manch Gewässer gar erstarrte,
Wasser wurde selbst ganz harte.
Eis lud ein, darauf zu tanzen,
Wie im Sommer manche Wanzen.
Wir bedeckten uns mit Stoffen,
Unsre Haut lag nirgends offen.
So die Menschen es nun lockte
Auf das von dem Frost Geschockte.
Manche liefen auf zwei Latten
Über die schneeweißen Matten.
Nur im fernen Traum das Selbe
Gab es jemals an der Elbe.
Freudig legt‘ Nivea ihre
Weißen Tücher wie Papiere
Auf die dicht bewohnten Länder;
Stoppte durch die kalten Bänder
Fortschritt, den der Mensch errungen –
Ihr ist kurz der Sieg gelungen.
Durch die vielen Pulvermassen
Carports wurden nicht verlassen.
Autos fuhren nicht auf Straßen,
Lieber sie zu Hause saßen.
Luft, die wurde wieder reiner
Und zum Atmen deutlich feiner.
Wir genossen diese Zeiten,
Welche war‘n Besonderheiten.
Doch sie mussten auch vergehen,
Zeit, die bleibt ja wohl nicht stehen.
So begann die große Schmelze,
Liegen blieb des Schmutzes Pelze.
Flüsse stiegen über Ufer,
Sorgten so für manchen Wucher.
Boreas zog sich nach Norden,
Er ist ziemlich schwach geworden.
Mit zu sich nahm er die Kälte,
Die sich nun dem Ende stellte.
Flüchtet sich in kühle Berge,
Bei uns bleiben ihm nur Särge.
Über seinem weißen Schleier
Kreisen hungrig graue Geier,
Doch darin ist nichts zu finden –
Schwächelnd konnt‘ der Frost verschwinden.
Boreas hat uns verlassen,
Ließ sich nicht von Menschen fassen.
Aber ließ uns seine Worte
Hier zurück im Eis der Fjorde.
Dieses musste schnell verwesen,
Niemand mocht‘ die Zeilen lesen:
„Ob ich jemals wiederkomme,
Weiß ich nicht – zu heiß die Sonne.
Mein Leid könnt ihr nicht erahnen;
Wie oft wollt‘ ich euch ermahnen,
Wie oft wollte ich schon flehen –
Tu mich nur im Kreise drehen.
Klar ist aber mir geworden,
Dass ihr werdet mich ermorden.
Solltet ihr nicht besser werden,
Zieh ich fort von diesen Erden.
Zügelt also die Begierde,
Sonst habt ihr mich nur als Zierde.“
Als er ist nun fortgezogen
In des Nordens kalte Wogen,
Kam sein Bruder uns besuchen,
Um uns alle zu verfluchen.
Fluch, der jährlich wiederkehret
Und den Frühling uns bescheret.
Wohlig warme Himmelsströme
Zeugen mystisch-fremde Töne,
Wenn sie um die Knospen streichen;
Geister aus dem Stamm entweichen,
Welche von dem Zauber sprechen:
„Mensch wird unsern Fluch nicht brechen.“
Doch den wollen wir nicht missen,
Auch wenn wir nichts von ihm wissen.
Wir wohl müssen auch gestehen,
Dass wir ihn als Zauber sehen,
Den man früher sich erdachte,
Als der Zeus noch oben wachte.
Diesen Mythos schuf man früher,
Um zudenken wohl darüber,
Wie die Jahreszeiten wechseln;
So konnt‘ man sie nicht verwechseln.
Kluge Köpfe schrieben nieder,
Was man wollte lesen wieder.
Heute werden diese Griechen,
Nur als Heiden noch gepriesen.
Kirchen nannten jene Lehren
Einen großen Haufen Scherben.
So inzwischen ist der Glaube
Nur noch eine Aschenhaube.
Alle Worte sind erloschen,
Sind schon lange abgedroschen.
Um ihr Feuer zu entfachen,
Braucht‘s den Atem eines Drachen.
Würden sich die Mühen lohnen
Oder sollte mensch sich schonen?
Ach… woher denn soll‘n wir wissen,
Dass der Glaube bloß ein Kissen,
Welches Griechen voll sich füllten
Und das wir mit Zorn zerknüllten?
Antwort wird mensch hier nicht finden,
Bleiben wir die völlig Blinden.
Glauben geht allein mit Wissen!
Alles andre ist geschissen:
Worte in den Kopf getrieben,
Sind bei manchen fest geblieben.
Böses nutzt den leeren Glauben,
Um sich alle Macht zu rauben.
Tod, der nahm schon viele Augen
Für die Worte, die nichts taugen.
Ohne Schulden mussten sterben
Ganze Völker. Keine Erben
Sind geblieben, um zu klagen
Gegen Engel, die noch jagen.
Eines wir bedenken sollten,
Wenn wir tolerant sein wollten:
Jeder Glaube ist nur wahre,
Glaubt dran eine Menschenschare.
Also ist der Griechenglaube,
Nur noch eine leere Traube…
Doch genauso könnt‘s ergehen,
Fernen Christenheitsideen.
Wollen wir den toten Glauben
Unsrer Zeit nicht gänzlich rauben.
Lieber denken wir an Altes
Als an völlig Liebeskaltes.
Nun zurück zu der Geschichte,
Die ich euch jetzt weiter dichte;
Zu der Zeit als Frühling nahte
Und der Wind die Wolken jagte.
Aber noch er nicht erwachte,
Seine Pracht er nicht entfachte.
Zephyr war des Nordwinds Bruder,
Der nun musste nehm‘n das Ruder,
Denn die Zeit des Lenz sich näherte,
Wo nur galten seine Werte.
Zu den Menschen zog‘s ihn nieder,
Der Olymp wär‘ ihm viel lieber.
Aber die vier Jahreszeiten
Galt es weiter anzuleiten,
Dass die Menschen haben unten