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Kein Mensch hat ihn je gesehen, diesen sagenhaften, wunderbringenden, mythischen Fluss aus Honig, der durch Feuer fließt. Wer ihn findet und es dann noch schafft, ihn zu überqueren, dessen größter und sehnlichster Wunsch wird erfüllt. Was ist, wenn wir alle sind, wie wir gerne wären? Sind wir dann Gleiche unter Gleichen? Was ist, wenn wir unsere Einzigartigkeit verlieren? Verlieren wir dann auch unsere Identität? Es heißt, wir Menschen seien aufgrund unserer intellektuellen Fähigkeiten den Tieren weit voraus. Umgekehrt sollen die Tiere instinktive Wahrnehmungen haben, die sie uns Menschen überlegen machen. Schließlich waren es die Tiere, die sich in kleiner Gruppe auf die Suche nach diesem mit einem Zauber verbundenen Fluss begaben. Tiere mit ganz menschlichen Zügen. Alle mit kleinen und großen Beeinträchtigungen. Sie wurden dadurch zu Außenseitern ihrer Gemeinschaft und wünschten sich nichts sehnlicher, als zu sein wie alle anderen.
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Seitenzahl: 21
Gewidmet all denen, die „anders“ sind und dadurch leiden.
Die Vorgeschichte (Prolog)
Die sieben Freunde
Die Suche
Das Ziel
Das Finden
Nach vorne schauen
Der beliebte Zoo befand sich in einer schönen Stadt. Die vielen exotischen Tiere, die hier bescheiden lebten, waren im Großen und Ganzen zufrieden.
Sie hatten derweil nicht das Gefühl, eingesperrt zu sein. Ein anderes Leben, gleich dem ihrer in freier Wildbahn lebenden Artgenossen, kannten sie schließlich nicht.
Von den Pflegern und Betreuern wurden sie sehr gut und fürsorglich behandelt.
Oft suchten die Tiere Rat bei der ebenso weisen wie lebenserfahrenen Riesenschildkröte Tartusalem.
Den Erzählungen nach war sie mehrere hundert Jahre alt und somit unter allen Riesenschildkröten wohl die älteste überhaupt.
Aufgrund ihres ungewöhnlich hohen Lebensalters konnte sie ihren schweren Panzer kaum noch bewegen. Ihre Höhle hatte sie seit etlichen Jahren nicht mehr verlassen.
Zahlreiche der älteren Tiere des Zoos besuchten die einzigartige Schildkröte regelmäßig, um sie nach ihrem allseits geschätzten, wertvollen Rat zu fragen. Tartusalems Erzählungen wurden von vielen Generationen an die jeweiligen Nachfahren weitergegeben.
Auch die unter den Tieren gut bekannte Weisheit über den sagenhaften Fluss aus Honig, der durch Feuer fließt stammte aus Tartusalems Schilderungen.
Wer diesen so wundervollen Fluss nach langer, entbehrlicher Suche findet und es dann noch schafft, ihn zu überqueren, würde der Sage nach, seinen allersehnlichsten, tiefsten und wahrhaftigsten Wunsch erfüllt bekommen.
Sehr oft aber hatte die weise Riesenschildkröte vor dem hohen Preis hierfür gewarnt:
„Seid euch stets bewusst, dass, wenn ihr es schafft, diesen Fluss zu überqueren, euer altes Leben zurückbleiben wird.
Wenn euch irgendetwas an eurem Leben wichtig ist, dann meidet die Überquerung und seid glücklich mit all dem, was ihr habt und was ihr seid“.
Georginia, eine unverwechselbare, achtjährige Giraffenkuh, war längst kein Kind mehr, da eine Giraffe ab ihrem sechsten Lebensjahr für gewöhnlich schon ausgewachsen ist. Die meisten Besucher des Zoos der schönen Stadt fanden sie so süß, weil sie so klein wirkte, eben fast wie ein Giraffenbaby.
Ihr Leib maß nahezu drei Viertel einer ausgewachsenen Giraffe, ihre Beine dagegen schauten so klein aus wie diejenigen eines niedlichen Winzlings ihrer Art. Hierdurch machte sie zwar einen schmächtigen, gleichzeitig jedoch auch dicklichen Eindruck. Neidisch blickte sie auf die gleichaltrigen Giraffen mit ihren langen Beinen und Hälsen und ihrem eleganten staksigen Gang. Selbst Georginias Zunge war rot, diejenigen aller anderen ihrer Gattung waren blau.
Georginia, die Zwerggiraffe