Forever Close - San Teresa University - Kara Atkin - E-Book

Forever Close - San Teresa University E-Book

Kara Atkin

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Beschreibung

Ihr Plan für die Zukunft steht schon lange fest, doch er bringt alles ins Wanken

Das letzte Jahr am College ist angebrochen, doch während alle schon begeistert Pläne schmieden und nach ersten Jobs suchen, ist April wie gelähmt. Im Gegensatz zu ihrem Freundeskreis will sie nicht, dass das Studium endet, weil das, was danach kommt, ihr die Luft zum Atmen nimmt. Aber da ist auch noch Tyler, ihr bester Freund, der einfach nicht aufhört, sie aus ihrer Schockstarre lösen zu wollen - und dabei Gefühle in ihr weckt, die April, seit sie sich kennen, tief in ihrem Herzen verschlossen gehalten hat ...

"Kara Atkin schreibt ruhige Geschichten mit umso mehr Tiefgang, in die ich mich immer wieder aufs Neue fallen lassen kann!" JANINCHENLOVES

Abschlussband der dreibändigen New-Adult-Reihe von Kara Atkin



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Seitenzahl: 559

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INHALT

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

Playlist

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

Epilog

Danksagung

Die Autorin

Die Romane von Kara Atkin bei LYX

Leseprobe

Impressum

KARA ATKIN

Forever close

SAN TERESA UNIVERSITY

Roman

ZU DIESEM BUCH

Das letzte Jahr an der San Teresa University ist angebrochen, doch während alle schon begeistert Pläne schmieden und nach ersten Jobs suchen, fühlt sich April King wie gelähmt. Sie scheint die Einzige in ihrem Freundeskreis zu sein, die das Ende des Studiums nicht herbeisehnt, denn ihr Plan für die Zeit nach dem College nimmt ihr insgeheim die Luft zum Atmen. Dass ihr bester Freund Tyler ausgerechnet jetzt von seinem Auslandsaufenthalt in Seoul und Tokio zurück ist, macht es nicht besser – scheint er sich doch zum Ziel gesetzt zu haben, April endlich aus ihrer Schockstarre zu lösen. Und je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto stärker regen sich Gefühle in April, die sie ihr ganzes Studium lang fest in ihrem Herzen verschlossen gehalten hat. Gefühle, denen sie niemals nachgeben darf, so sehr sie sich auch manchmal wünscht, dass Tyler mehr in ihr sieht als eine gute Freundin. Schließlich ist Tyler ein Weltenbummler, der sich danach sehnt, Kalifornien so schnell wie möglich wieder den Rücken zu kehren, während April sich nicht einmal vorstellen kann, auch nur in einen anderen Bundesstaat zu ziehen. Sie sind einfach zu verschieden, das mit ihnen wird nicht funktionieren – doch wenn April eins weiß, dann dass Tyler nur auf eine Sache hört: sein Herz!

Für Frauke

Distanz ist bedeutungslos. Was zählt, ist die Erinnerung, die wir teilen, die Freundschaft, die uns verbindet, und das Wissen, dass wir immer füreinander da sein werden.

Danke, dass du an meiner Seite bist.

Ohne dich wäre die STU noch immer nichts weiter als eine Idee, die in meiner Schublade verstaubt.

»Absence is to love what wind is to fire; it extinguishes the small, it inflames the great.«

Roger de Bussy-Rabutin

PLAYLIST

Jeremy Zucker – all the kids are depressed

SHAUN feat. Conor Maynard – Way Back Home

Ruel – As long as you care

Eric Nam – Trouble With You

CHUNG HA feat. pH-1 – My Friend

Music Travel Love – Lean on Me

Shawn Mendes – Wonder

Standing Egg – Friend to lover

Lauv – I Like Me Better

Sik-K – Skip And Kiss

Wolftyla feat. Jay Park – Butterflies

Ruel – Real Thing

Steve Aoki feat. BTS – Waste It On Me

DEAN feat. Syd – Love

H. E. R. – Damage

Etham – Safety Pin (Stripped)

Ben Platt – Grow As We Go

James TW – Suitcase

Sleeping At Last – Already Gone

Jay Park – (Stay With Me)

ONE OK ROCK – One Way Ticket

James Arthur feat. Chasing Grace – Certain Things

BOY – Drive Darling

Ben&Ben – Ride Home

PROLOG

April

Tag der Freshman-Tränen, Freshman-Jahr

»Hast du alles, Munchkin?«

Bei der Frage meines Vaters, dessen Stimme heute ein wenig brüchig klang, begutachtete ich die zwei Reisetaschen und den kleinen Pappkarton zu meinen Füßen, in denen ich in knapp zwei Stunden meine wichtigsten Habseligkeiten verstaut hatte. Eigentlich sollte es mich nicht überraschen, dass die letzten achtzehn Jahre meines Lebens mühelos da hineinpassten, dennoch hinterließ der Anblick bei mir einen fahlen Beigeschmack.

In unzähligen YouTube-Videos plagten andere Freshmen überlebensnotwendige Entscheidungen, was sie von ihrem heiß geliebten Kram bloß mit an die Uni nehmen sollten und was nicht – ihre Zimmer wie Zeitkapseln voller Erinnerungen, die sie nicht verlassen wollten.

Dieses Problem kannte ich nicht, denn alles, was ich besaß, passte in besagte zwei Reisetaschen und einen Pappkarton. Mein Leben war, dank meiner Mutter, stets zu unstet und chaotisch gewesen, um Dinge anzusammeln, die anderen als Erinnerungen dienten.

»Ja.« Ich schulterte eine der Taschen, bevor ich noch weiter im Sumpf meiner trübsinnigen Gedanken versinken konnte. Heute war ein guter Tag, und den würde ich mir auf keinen Fall von den Regenwolken in meinem Kopf versauen lassen. Ich drückte die Schultern durch und griff mir dann den Pappkarton, während mein Dad sich die andere Tasche schnappte. »Ich hab alles, Dad.«

Seine moosgrünen Augen, die mich bereits mein Leben lang begleiteten und die mir vertrauter waren als meine eigenen, sahen mich besorgt an. »Sicher?«

»Ganz sicher.« Ich stieß meinen Dad aufmunternd mit der Schulter an und steuerte auf meine Zimmertür zu, ohne einen Blick zurückzuwerfen. »Außerdem muss ich langsam los, wenn ich noch pünktlich zur Zimmerverteilung in San Teresa ankommen will.«

»Okay.« Ich hörte, wie die alten Holzdielen unter den Sohlen meines Vaters knarrten, was bei seiner Körpergröße und massigen Statur, die er allein meinem großen Bruder Noah vermacht hatte, kein Wunder war. »Und ich soll wirklich nicht mitkommen?«

Ich verkniff mir einen sarkastischen Kommentar darüber, dass ich gezwungenermaßen schließlich schon mehr als einen Neuanfang hinter mir hatte und nicht ausgerechnet jetzt auf fürsorgliche Unterstützung angewiesen war. Stattdessen beschleunigte ich meine Schritte, die mich ohne Umschweife direkt zu den Treppen brachten, die uns vom dritten Stock bis ganz nach unten in das große Foyer der Kings Lodge führen würden. Diese Lodge war der ganze Stolz meines Vaters, der sie ganz allein, ohne jegliche Hilfe, leitete, obwohl wir ständig ausgebucht waren. Er ging vollkommen darin auf, sich um die Gäste aus aller Welt zu kümmern, während meine Mom ihre Tage im Nationalpark verbrachte, jetzt, wo sie endlich mal einen Arbeitsvertrag bekommen hatte, der länger lief als eine lausige Saison. Hatte ja auch nur über zwanzig Jahre gedauert.

»Das ist lieb, aber ich komme schon klar. Außerdem sind wir ausgebucht.«

»Niemand bezweifelt, dass du allein klarkommst, Munchkin. Aber das ist ein großer Schritt«, murrte mein Vater hinter mir, und ich lächelte freundlich, als uns auf der Treppe ein Pärchen entgegenkam, welches gestern Abend bei mir eingecheckt hatte.

»Für dich oder für mich?« Als er nicht antwortete, blickte ich schmunzelnd über die Schulter, meine Schritte weiterhin schnell und federnd, während Dad seine Füße praktisch hinter sich herschleifte. Seitdem ich die Zusage der San Teresa University bekommen hatte, hatte er keinen Hehl daraus gemacht, dass er mich nur zähneknirschend gehen lassen würde.

Ganz im Gegensatz zu Mom, sie hatte sich heute früh schon mit einem wohlwollenden Lächeln und einer kurzen und unbeholfenen Umarmung verabschiedet, bevor sie in ihre heiß geliebte Natur verschwunden war. So war es schon vor vier Jahren gelaufen, als Noah nach seinem Abschluss zum Militär gegangen war. Meine Mutter hatte stolz gegrinst, so als hätte sie irgendetwas mit unserer Erziehung zu schaffen gehabt, anstatt alles ihrem Ehemann zu überlassen, und war zur Arbeit gefahren, während mein Dad und ich Noah zum Flughafen gebracht hatten.

»Dad, ich bin nicht aus der Welt«, erinnerte ich ihn mit einem Zwinkern. Das war eins der wenigen Argumente, das ich hatte vorbringen können, um Dad von meinem Studium zu überzeugen. Mit aller Macht hatte er versucht, mich zu einer soliden Ausbildung zu drängen, damit meine Zukunft gesichert war und ich nicht zu einem ähnlichen Vagabundenleben wie dem meiner Eltern verdammt war.

»Du weißt, dass du immer nach Hause kommen kannst, oder?« Dad, der mit seinem Vollbart, den schwieligen Händen und der wettergegerbten Haut zwar aussah wie ein Waldschrat, aber ein deutlich weicheres Herz hatte, als viele auf den ersten Blick vermuten würden, klang tatsächlich verletzt. »Komme, was wolle.«

»Das weiß ich, Dad.« Ich nickte im Vorbeigehen ein paar Gästen zu, die es sich an diesem brütend heißen Tag im kühlen Empfangsbereich gemütlich gemacht hatten, und stieß die schwere Eingangstür mit den aufwendigen Schnitzereien gekonnt mit der Schulter auf. Sie passte zum Charme des in die Jahre gekommenen Holzhauses, und die massive Klinke ließ sich kinderleicht herunterdrücken, wenn man nur wusste wie. »Aber wir waren uns doch einig, dass ich erst mal nicht komme, bis ich mich ein bisschen eingelebt habe.«

»Ich weiß, Munchkin. Ich weiß.« Der Kies der Auffahrt knirschte unter meinen Schuhen und klang dabei fast wie prasselnder Regen. Dads hingegen glichen einem Donnergrollen. »Es wird echt komisch sein ohne dich.«

Ich stellte die Kiste auf dem Boden ab und kramte den Schlüssel von meinem alten, leicht verrosteten Polo hervor. Meine Eltern hatten ihn mir vor zwei Jahren für den Schulweg geschenkt, weil die Lodge mitten im Wald versteckt lag und kein Schulbus mich hier abholen kam.

Ich öffnete den Kofferraum, und mit ein paar gezielten Handgriffen klappte ich die Rückbank um und trat einen Schritt beiseite. »Du wirst dich schneller dran gewöhnt haben, als du denkst.«

Mein Dad stellte die Tasche mit einem Kopfschütteln in den Kofferraum, seine Grabesmiene war herzzerreißend. »Hab ich bei Noah bis heute nicht.«

Ich schluckte leise, als ich an den Tag zurückdachte, an dem Noah uns verlassen hatte. Nie würde ich vergessen, wie mein Vater in Tränen ausgebrochen war, sobald mein Bruder außer Sichtweite gewesen war. Und mir wurde die Kehle eng, wenn ich daran dachte, wie bitterlich er weinen würde, sobald ich fort war – ohne jemanden, der bei ihm war, um ihn zu trösten. Meine Mom hätte wenigstens heute mal freinehmen können, aber wie immer hatte sie ihren Job vor alles andere gestellt. Mir war es echt schleierhaft, wie das zwischen meinen Eltern überhaupt funktionieren konnte.

Als Kind hatte ich den Gedanken, dass mein Dad für die Liebe seines Lebens alles aufgegeben hatte, noch irgendwie romantisch gefunden. Heute, mit achtzehn Jahren und mit den Folgen ihrer Entscheidungen so häufig konfrontiert, sah ich das Ganze etwas anders. Und kein Händchenhalten, keine gemurmelten Liebesschwüre und keine rührenden Gesten konnten diese Selbstaufgabe wettmachen.

Das war wohl die Definition der bitteren Desillusionierung des Erwachsenwerdens.

Entschlossen stopfte ich meine Tasche neben die andere, während mein Dad sich nach der Kiste bückte und sie ins Auto lud. Als die Kofferraumklappe zuschlug, hatte das Echo eine so schmerzhafte Endgültigkeit, dass es mir die Tränen in die Augen trieb. Verstohlen blinzelte ich sie weg und wandte mich meinem Dad zu. Ich streckte die Arme aus und schluckte den Kloß in meinem Hals herunter. Ich würde nicht heulen und die ganze Sache nur noch schlimmer machen. Auf gar keinen Fall. »Krieg ich noch eine Umarmung, bevor ich verschwinde?«

Mein Dad nuschelte etwas in seinen Bart, das verdächtig nach Was für eine blöde Frage! klang, dann zog er mich fest an sich. Seine massigen Arme zerquetschten mich dabei fast, und ich atmete tief seinen vertrauten Geruch von Aftershave und Politur ein. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und krallte die Hände in den Stoff seines Flanellhemdes, als würde ich für diesen neuen Lebensabschnitt Kraft aus ihm schöpfen können.

Mein Dad war stets die einzige Konstante in meinem Leben gewesen, wie der Fels von Gibraltar, der tapfer den Gezeiten trotzt. Er war immer für mich eingestanden, hatte mich verteidigt, wenn ich es gebraucht, und mich angeschnauzt, wenn ich es verdient hatte. Ihn zu verlassen, tat höllisch weh, aber ich musste es tun.

Ich wollte nicht den Rest meines Lebens einer Arbeit nachgehen, die ich hasste. Oder mich von einem Gelegenheitsjob zum nächsten hangeln. Ich wollte das tun, was ich liebte, und dabei auf eigenen Füßen stehen. Und falls ich ernsthaft vorhatte, mit Geschichten meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, dann brauchte ich nun mal ein Studium, das mir, wie ich meinem Dad versprechen musste, einen sicheren Bürojob garantieren würde, in dem ich ohne ständige Geldsorgen meiner Passion nachgehen konnte. In welcher Form auch immer.

»Ich sollte dann mal los.«

Mit einem Räuspern löste mein Dad sich von mir, in seinen Augen erkannte ich ein verräterisches Schimmern, das mir den Atem raubte. »Okay. Fahr vorsichtig, hörst du?«

»Mache ich doch immer.« Ich wich seinem Blick aus, während ich um den Wagen herum zur Fahrertür ging. Wie ferngesteuert schloss ich auf, stieg ein und schnallte mich an. Meine Hände stellten routiniert den Rückspiegel ein, und als Dad niedergeschlagen, mit herabhängenden Schultern darin auftauchte, startete ich schnell den Motor und fuhr los. Starr heftete ich meine Augen geradeaus auf die Waldstraße vor mir, die sich den Berg hinabschlängelte, mied den Blick in den Rückspiegel, in dem mein Vater langsam verschwand.

Ich wusste nicht, wie lange ich schon unterwegs war, bis meine Sicht völlig verschwamm und ich eilig das Fenster herunterkurbelte. Die warme Luft des kalifornischen Spätsommers strömte in den Wagen und umfing mich sofort wie eine tröstliche Umarmung, die meine Tränen versiegen ließ. Ich drehte das Radio auf, ohne darauf zu achten, welcher Song lief, und lenkte den Wagen die Straße entlang, die zum Highway führte. Meine feuerroten Locken wehten wild im Fahrtwind, und zum ersten Mal, seit ich die Zusage der Uni bekommen hatte, erlaubte ich mir ein strahlendes Lächeln.

Die STU wartete auf mich, und auch wenn ich keine Ahnung hatte, was die nächsten vier Jahre wohl bringen würden, machte sich das zuversichtliche Gefühl in mir breit, dass mein Studentenleben so viel besser werden würde, als ich mir jetzt gerade ausmalen konnte.

1. KAPITEL

April

Drei Jahre später

»Ich hasse Montage.«

Ich sah von meinen Unterlagen auf, die ich nun nach der Vorlesung in meinen Jutebeutel stopfte, und begegnete Stephans gepeinigtem Gesichtsausdruck. Obwohl ich gerade die erste Vorlesung des Semesters hinter mir hatte, die ab sofort jeden Montag um acht Uhr morgens auf mich warten würde, brachte mich seine übertrieben gequälte Miene zum Lachen. »Nicht nur du.«

»Wie kannst du so ekelhaft wach sein?« Stephan, der nicht nur wie ich Literatur studierte, sondern auch mit mir im selben Schwimmteam war, rieb sich die Augen und blinzelte ein paarmal hektisch. »Du warst doch gestern auch im Nightingale, oder?«

»Jup. Aber im Gegensatz zu dir bin ich zu einer einigermaßen christlichen Zeit nach Hause gegangen.« Ich schulterte meine Tasche und schnappte mir den roségoldenen Thermobecher, der eindeutig Kate gehörte. Ich war heute Morgen anscheinend noch nicht richtig wach gewesen, sonst hätte ich mich wohl nicht vergriffen. »Außerdem habe ich einen so starken Kaffee intus, mit dem du locker einen Elefanten zum Leben erwecken könntest.« Ich klopfte ihm mit einer lässigen Selbstgefälligkeit auf die Schulter, die drei Jahre Studentenleben, ungesund viele Nachtschichten, diverse Partys und höllische Deadlines mit sich brachten. Das kleine bisschen Müdigkeit war da gar nichts. »Koffein ist an der Uni dein bester Freund. Begrab einfach jegliche Hoffnung auf einen halbwegs gesunden Lebensstil und vertrau mir.«

»Gesprochen wie ein echter Senior.«

»Den Ratschlag gibt es sogar gratis.« Senior. Ich kicherte, es klang noch immer ungewohnt, und mein Hirn war nach wie vor unwillig zu akzeptieren, dass dies tatsächlich mein letztes Jahr an der STU sein würde. Seit geraumer Zeit schlug ich mich mit Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen für mein zukünftiges Leben herum, das sich nicht wirklich wie mein eigenes anfühlte.

»Miss King?« Ich drehte mich zu Professor James um, der der einzige Professor an dieser Uni war, der mich dazu kriegen konnte, so früh montagmorgens auf der Matte zu stehen, nur um an einem Kurs über World Building teilzunehmen. Ich hatte im Laufe meines Studiums so viele Seminare und Vorlesungen bei ihm belegt, dass meine Creditliste fast aussah wie ein heimlicher Liebesbrief. »Haben Sie einen Moment?«

»Natürlich.« Ich trank den letzten Schluck von meinem Kaffee und warf den Becher zu den anderen Sachen in meinen Jutebeutel, ehe ich mich von meinem Leidensgenossen abwandte, der noch immer bedröppelt die Schultern hängen ließ. »Bis dann, Stephan.«

»Bis dann, King.«

Ich hob die Hand zum Gruß und beeilte mich dann, von meinem Tisch in der letzten Reihe nach vorn zu gelangen, um Professor James nicht zu lange warten zu lassen.

»Miss King.« Als ich ihn erreichte, stand er hinter seinem Pult auf und kam um den Schreibtisch herum, genauso locker und freundlich wie immer, sodass ich mich sofort entspannte. Ich steckte also nicht in Schwierigkeiten. Das war doch schon mal ein Anfang. »Ich hatte gehofft, Sie wieder in meinem Kurs zu sehen.«

Obwohl ich von der ausschweifenden Semestereröffnungsparty gestern noch ein bisschen erledigt war, konnte ich mir das Grinsen und einen Kommentar nicht verkneifen. »Wenn Sie sich bei mir einschmeicheln wollen, um mich erneut dazu zu überreden, für Ihren Lehrstuhl zu arbeiten, dann können Sie sich die Mühe gleich sparen. Ich schreibe nämlich immer noch für das Gaming Magazin, von dem ich Ihnen erzählt habe.«

»Keine Sorge, ich habe meine Lektion gelernt.« Professor James, der mich seit meinem Freshman-Jahr kannte und an meine Art gewöhnt war, lachte und lehnte sich an die Tischkante. »Läuft es damit noch gut?«

»Ja, auch wenn ich jetzt als Senior etwas kürzertreten muss.« Ich war froh, dass Professor James keinen Wert auf akademische Förmlichkeiten legte, es war angenehm, mit ihm zu quatschen. Ich richtete meine Snapback, die ich über meine widerspenstigen Locken gestülpt hatte. »Was kann ich denn für Sie tun, Professor?«

»Erinnern Sie sich an die Präsentation, die Sie im letzten Semester in meinem Kurs ausgearbeitet haben?«

Ich zog eine Augenbraue hoch und dachte an letztes Jahr zurück, als ich ihm am liebsten den Hals umgedreht hätte, ganz gleich wie spannend seine Vorlesungen und Vortragsreihen auch waren. »Welche genau der zwanzig, die Sie uns aufs Auge gedrückt haben?«

»Touché.« Er überschlug lässig die Beine, die in einer hellen und locker sitzenden Jeans steckten und die in der kollektiven Wahrnehmung nicht wirklich zu dem Aufzug eines typischen Literaturprofessors passten. Da hatte man eher einen älteren, bärtigen Herrn mit Lesebrille und Anzug vor Augen und keinen hochgewachsenen, lebenslustigen Mann Anfang vierzig, der mit seiner offenen und gewinnenden Art den ganzen Campus ins Schwärmen brachte. Mir war er jedenfalls tausendmal lieber als diese verkalkten Klappergestelle, die irgendwo in den Fünfzigern stecken geblieben waren. »Ich meine die letzte kurz vor Semesterende. Die, die Sie anstelle einer Klausurleistung einreichen mussten.«

»Ach ja, die. Wieso?« Ich erinnerte mich noch ziemlich gut daran, weil ich mir unzählige Nächte gemeinsam mit Kate und Raelyn in der Bibliothek um die Ohren geschlagen hatte, um alles noch rechtzeitig fertig zu bekommen und parallel für die Abschlussprüfungen zu pauken. Da wir drei jetzt zusammen in einer WG wohnten, würden wir unsere Nachtschichten hoffentlich auf unsere Couch verlegen können. »Bin ich doch noch durchgerasselt?«

Verdattert sah er mich an. »Wie kommen Sie denn darauf?«

»Kann doch sein, dass Sie in der Zeile verrutscht sind.« Ich zuckte mit den Schultern. Mein Durchschnitt würde auch so gut genug sein, auch wenn mein GPA nicht so exzellent war wie der von Raelyn. »Wie sagen Sie immer so schön? Professoren sind auch nur Menschen.«

»Wohl wahr, aber ich bin nicht in der Zeile verrutscht. Ihre ausgezeichnete 4,0 bleibt bestehen.« Professor James verschränkte die Arme vor der Brust und nickte nachdenklich vor sich hin, bevor er seine Brille von der Nase nahm. »Ihre Präsentation war mit Abstand die beste des ganzen Kurses. Ich habe selten eine so detaillierte und stimmige Ausarbeitung gesehen wie Ihre. Obwohl es nur ein Videospiel-Pitch war, haben Sie es geschafft, mich völlig in diese Welt mitzunehmen. Das passiert mir nur sehr selten.«

Stolz erfüllte mich, und am liebsten wäre ich aufgeregt auf und ab gehüpft. Das war genau die Art von Kompliment, die ich nach einem Sommer bei meinen Eltern gebraucht hatte, in dem ich meine Arbeit versteckt gehalten hatte, anstatt sie wie an der STU offen zu teilen. Besser konnte das letzte Jahr gar nicht losgehen. »Vielen Dank, Sir.«

»Ich war so frei, Ihre Arbeit einem von mir sehr geschätzten Kollegen vorzulegen, und er teilt meine Ansicht. Sie haben ein sehr gutes und vor allem geschultes Auge für diese Dinge.« Professor James sah hinter sich und schob ein paar Dokumente auf seinem gewohnt unordentlichen Schreibtisch hin und her, bis er schließlich fand, wonach er wohl gesucht hatte. Denn als er sich wieder in meine Richtung drehte, hielt er ein paar Zettel in der Hand. »Mein Kollege hat mich gebeten, Ihnen das hier zu geben.« Er drückte mir die Zettel in die Hand, und meine Augen weiteten sich, als er mit seinen langen Fingern auf die oberste Zeile deutete.

University College Dublin: Game Writing and Narrative Design (Master of Arts).

»Das ist die Universität, an der mein Kollege unterrichtet«, begann Professor James, und ich gab mir alle Mühe, ihm zu folgen. Verflucht, vielleicht hätte ich besser einen zweiten von Alecs grauenhaft starken Kaffees trinken sollen. »Wir haben zwar noch nie über Ihre Zukunftspläne gesprochen, aber als ich von diesem Studiengang gehört habe, musste ich sofort an Sie denken. Der wäre wie gemacht für Sie. Mein Kollege hat geholfen, dieses neue Masterprogramm in Dublin mit aufzubauen, und meinte, dass Sie eine vielversprechende Kandidatin für den ersten Jahrgang wären.«

Die Farben Hellblau, Dunkelblau und Grün schienen vor meinen Augen zu explodieren, während ich auf das schlichte Wappen der Universität starrte. Bevor mein Herz jedoch zu wilden Purzelbäumen ansetzte und meine Gedanken mit mir durchgehen konnten, faltete ich den Zettel in der Mitte zusammen.

»Vielen Dank, Sir. Aber ich strebe keinen Master an.« Die Worte kamen automatisch über meine Lippen, perfekt einstudiert und passend zu dem aufgesetzten Lächeln, das ich stets auflegte, wann immer man mich auf meine Zukunft ansprach. Jetzt, wo ich das Wappen nicht mehr direkt vor meiner Nase hatte, fiel es mir leichter, mich in der Realität zu verankern, in der ein Bürojob und kein Posten als Narrative Designer auf mich wartete. »Ich habe nächste Woche ein Vorstellungsgespräch für eine Anstellung als Juniorlektorin.« Meine Zähne fühlten sich wie zusammengeklebt an, als die Worte sich über meine Lippen stahlen, während ich den Zettel trotzdem in meinen Jutebeutel stopfte. Auch wenn das alles für mich sowieso nicht infrage kam und meine Zukunft längst für mich geplant worden war.

»Das ist sehr schade.« Bildete ich mir das nur ein, oder klang Professor James tatsächlich ein wenig enttäuscht? »Lektorin zu sein ist auf andere Art sehr anspruchsvoll und fordernd, und ich bin mir sicher, dass Sie auch diese Aufgabe meistern werden.«

Ich nickte ruckartig, dankbar, das Thema so schnell wie möglich ad acta legen zu können. Das Gesicht meines Vaters tauchte vor meinem inneren Auge auf. Er hatte den halben Sommer damit verbracht, nach Stellenanzeigen für mich zu suchen, damit ich einen der heiß begehrten Jobs als Juniorlektorin ergatterte, die als so viel sicherer galten als das Leben einer Freelancerin. »Danke, Sir.«

»Aber«, setzte er an und zeigte auf meinen Beutel, in dem ich den Zettel hatte verschwinden lassen, »sollten Sie es sich anders überlegen, dann lassen Sie es mich wissen, Miss King. Ich bin gerne bereit, Ihnen das für die Bewerbung erforderliche Empfehlungsschreiben auszustellen.« Wachsam glitten seine freundlichen Augen über mich, und ich fühlte mich durchschaut. Sein Blick blieb an meinen vielen verschiedenfarbigen Armbändern hängen, die sich über die Jahre angesammelt hatten und von denen einige Geschenke meiner Eltern waren. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich angefangen hatte, an ihnen herumzuzupfen. Sofort hörte ich damit auf und legte meine Finger stattdessen um den Schulterriemen meines Beutels. »Lassen Sie es sich einfach durch den Kopf gehen, und fragen Sie sich, ob Sie lieber die Welten anderer perfektionieren oder Ihre eigenen erschaffen wollen.« Mit einem verständnisvollen Lächeln stand er auf. »An Potenzial oder Talent mangelt es Ihnen auf keinen Fall. Weder für das eine noch das andere.«

»Vielen Dank, Sir«, presste ich hervor, während meine Gefühle ins Straucheln gerieten und von Freude zu schlechtem Gewissen wechselten, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte. Nervös fuhr meine Hand über den weichen Stoff des Jutebeutels, und eine beklemmende Stille breitete sich zwischen uns aus. Ich verlagerte mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen und war mir des eindringlichen Blicks meines Professors nur allzu deutlich bewusst, der offenbar noch nicht vorhatte, mich aus unserem Gespräch zu entlassen. Ich trat einen kleinen Schritt zurück und schaute demonstrativ auf mein Handgelenk, obwohl ich nicht einmal eine Uhr trug. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden? Ich habe gleich noch eine Vorlesung.«

Das war zwar gelogen, aber das musste mein Professor ja nicht wissen.

»Natürlich.« Professor James ging hinter das Pult und fing an, seine Unterlagen zu ordnen. »Schönen Tag noch, Miss King.«

»Danke, wünsche ich Ihnen auch, Professor James.« Ich drehte mich auf den Hacken um und beeilte mich, hier schleunigst rauszukommen, beinahe so, als wäre ich auf der Flucht. Ob vor mir selbst, vor Professor James oder vor den Erwartungen meines Vaters, wusste ich zwar nicht, wollte mich allerdings in diesem Moment auch nicht näher damit befassen. Nicht, nachdem ich diverse Jobangebote abgelehnt und deshalb den ersten handfesten Streit zwischen Dad und mir heraufbeschworen hatte, der meinem gesamten Sommer einen ordentlichen Dämpfer verpasst hatte, obwohl ich normalerweise sehr gerne Zeit mit meinem Dad in der Lodge verbrachte.

Mit schnellen Schritten hastete ich über den Campus. Unsere Wohnung lag ungefähr zwanzig Gehminuten von der STU entfernt, heute würde ich allerdings garantiert einen neuen Rekord aufstellen. Auf meinem Weg kamen mir unzählige Studenten entgegen, und um mich von dem Chaos in meinem Kopf abzulenken, spähte ich flüchtig nach jedem einzelnen von ihnen, in der Hoffnung, einem gewissen Paar dunkelbrauner Augen zu begegnen. Leider Fehlanzeige.

Als ich den Campus hinter mir ließ, fischte ich mein Handy aus der Hosentasche und öffnete den Gruppenchat, der um diese Uhrzeit noch verdächtig still war. Sonst herrschte dort meistens ein reger und vor allem recht derber Austausch, der mich schon mehr als einmal durch grässlich langweilige Vorlesungen begleitet hatte. Meine Augen glitten über die Fotos von gestern Nacht, die unsere Semesterstartparty im Nightingale dokumentierten, ehe ich die Übersicht öffnete und die Namen der Chatmitglieder las: Dean, Alec, Raelyn, Hunter, Kate, ich und … Tyler.

Mein Lauf wurde von einer Ampel unterbrochen, und ich nutzte die Zeit, um auf Tylers Namen zu klicken, was mich direkt zu seinem Profil führte. Ich betrachtete sein Profilbild und seufzte leise, weil es noch immer ein Foto einer farbenfrohen Pagode war, obwohl ich insgeheim darauf gehofft hatte, endlich mal wieder einen Blick auf sein Gesicht erhaschen zu können. Zwei Jahre – eins davon in Tokio und ein weiteres ungeplantes in Seoul. Eigentlich hätte man meinen können, dass ich mittlerweile von meiner lächerlichen Verliebtheit geheilt wäre, aber anscheinend war dem nicht so. Meine Gefühle waren sich die ganze Zeit über treu geblieben.

Juhu. Lucky me.

Meine Augen blieben an einem kleinen Detail unter seinem Status hängen, und sofort steckte ich das Handy mit einem unguten Gefühl in der Magengegend wieder weg.

Zuletzt online vor 5 Tagen.

Eigentlich hätte ich längst daran gewöhnt sein müssen, nichts von Tyler zu hören. Die letzten zwei Jahre waren von gelegentlichen Skype-Gruppenanrufen und sporadischen Nachrichten geprägt gewesen, und gerade in den letzten sechs Monaten war es sehr still um ihn geworden. Er hatte ab und an mal ein Lebenszeichen in Form von einem Foto seines Essens oder seiner Umgebung in den Gruppenchat gestellt, aber das war auch schon alles gewesen. Ich wusste weder, wie es ihm ging, noch, wie er aussah oder ob er überhaupt, wie geplant, jetzt zu Semesterbeginn zurückkommen würde. Unser letzter Skype-Cliquenanruf war Monate her, und da hatte er uns allen noch versprochen, im September endgültig heimzukehren, um seinen Abschluss zu machen. Aber heute war der erste Tag des neuen Semesters, und niemand wusste bisher, ob er wieder amerikanischen Boden unter den Füßen hatte oder ob er doch beschlossen hatte, für immer in Seoul zu bleiben.

Entschlossen schob ich diesen Gedanken sofort von mir, weil er eine Welle an Emotionen in mir aufwallen ließ, mit denen ich mich genauso wenig befassen wollte wie mit dem Zettel in meinem Beutel. Als unser Haus in Sicht kam, zückte ich meinen Wohnungsschlüssel und stieg die Stufen der außen liegenden Treppe zum zweiten Stock hinauf, in dem unsere WG lag. Kate hatte die Idee gehabt, eine Mädels-WG zu gründen. Zuerst war ich dagegen gewesen, weil sich der Aufwand, noch mal umzuziehen, für ein Jahr eigentlich nicht lohnte, aber jetzt war ich froh, dass sie mich letztendlich – mit Raelyns tatkräftiger Unterstützung – doch dazu überredet hatte. Wir wohnten zwar erst wenige Tage in der hübschen Vierzimmerwohnung, aber schon jetzt fühlte ich mich total zu Hause.

Ich schloss die Tür auf und vernahm augenblicklich Kates Stimme, die leise von irgendwoher aus der Wohnung an mein Ohr drang, und unwillkürlich musste ich lächeln. Es war schön, nach Hause zu kommen, und jemand war da.

Ob sie telefonierte? Kate war wahnsinnig beschäftigt, seitdem sie ihren eigenen Onlineshop eröffnet hatte. Wenn sie nicht nähte oder in der Uni war, telefonierte sie mit Models, Zulieferern oder sonst irgendwem, um ihre Marke voranzubringen, die schon wenige Wochen nach Ankündigung durch die Decke gegangen war.

Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen und entdeckte ein Paar weiße, offensichtlich teure Sneakers, die ich vorher noch nie bei uns gesehen hatte und die der Größe nach zu urteilen definitiv einem Mann gehören mussten. Aber weder Dean noch Alec trugen solche Schuhe, darum zögerte ich kurz, bevor ich ins Wohnzimmer trat. Ich war nämlich grad nicht besonders scharf darauf, eins der Models zu treffen, die bei uns, so kurz vor dem Fotoshooting für Kates erste kleine Kollektion, täglich ein und aus gingen. Zum Glück würde dies nur ein vorübergehender Zustand sein. Ich seufzte ergeben und drückte die Klinke herunter. Doch im Wohnzimmer war niemand.

»Kate?« Sofort verstummte ihre Stimme, und ich schmiss meine Tasche auf unser großes Sofa.

»In der Küche.«

Ich sah zur Küchentür, die nur angelehnt war, durchquerte den Raum und schob sie auf. Mein Blick fiel zunächst auf Kate, die mit einem breiten Grinsen und einem aufgeregten Funkeln in ihren warmen Augen auf der Arbeitsplatte hockte. Und bevor ich sie fragen konnte, wer ihr um diese Uhrzeit schon die Mundwinkel festgetackert hatte, bemerkte ich den hochgewachsenen Kerl, der mir den Rücken zukehrte und den ich definitiv noch nie zuvor bei uns gesehen hatte. Ich blieb wie angewurzelt auf der Türschwelle stehen und musterte den Fremden genauer.

Er war ungefähr so groß wie Dean, aber deutlich drahtiger als der vorlaute Fotograf, was durch seine weite Jacke mit dem großen Aufdruck auf dem Rücken, die bis zur Mitte seiner durchäderten Unterarme reichte, und seine enge schwarze Jeans, die die Knöchel frei ließ, nur noch mehr betont wurde. Sein Haar war silbern und glänzte im Sonnenlicht, das zum Fenster hereinfiel, so auffällig, dass er zweifelsohne alle Blicke auf sich ziehen würde, wenn er das Haus verließ. Lässig lehnte er mit der Hüfte an der Arbeitsplatte und strahlte ein unverkennbares Maß an Selbstvertrauen aus.

Als er sich nun zu mir umdrehte, blieb mir fast die Luft weg. Ein paar dunkelbraune Augen mit zwei verräterischen Schönheitsflecken darunter funkelten mich spitzbübisch an.

Mein Hirn brauchte einen kurzen Moment, doch dann realisierte ich, wer da nur wenige Meter entfernt vor mir stand. Das Herz begann wie wild in meiner Brust zu klopfen, atemlos flüsterte ich seinen Namen. »Tyler.«

Die Lippen, an die ich in den letzten zwei Jahren viel zu oft gedacht hatte, verzogen sich zu einem schalkhaften Grinsen, das ich mehr vermisst hatte, als ich jemals zugeben würde. »Hallo, Zwerg.«

2. KAPITEL

Tyler

Hier steht die Zeit echt still.

Das war mein erster Gedanke, als ich meinen SUV durch die Straßen von San Teresa lenkte, die mir selbst nach zwei Jahren Abwesenheit sofort wieder vertraut waren. Ich ließ die Fenster herunter und genoss die salzige Brise, die vom Meer herüberwehte und die den heißen Tag einigermaßen erträglich machte. Das Navigationsgerät wies mich mit monotoner Stimme an, links abzubiegen. Wegen des Krächzens der Möwen, das sich mit dem leisen Song aus dem Radio mischte, hätte ich es beinahe überhört, und so setzte ich den Blinker einen Augenblick zu spät. Anders als in Seoul brachte mir das nicht sofort ein wütendes Hupkonzert ein, die Straße war an diesem Montagmorgen wie leer gefegt, was aber nicht weiter verwunderlich war. Es war schon fast zehn Uhr, und die meisten Bewohner der Stadt arbeiteten längst, während die Studenten, die die Einwohnerzahl dieses verschlafenen Nests überhaupt erst nennenswert machten, entweder schon ihre Vorlesungen besuchten oder jetzt erst aus ihren Träumen erwachten. Ab morgen würde ich wieder einer von ihnen sein, gefangen im akademischen Hamsterrad, was mir jetzt schon die Luft aus den Lungen presste. Doch bevor ich mich wieder in die Zwangsjacke der STU und einen zermürbenden Alltag begeben würde, hatte ich ein ganz anderes Ziel vor Augen. Ich verließ die Hauptstraße und ließ mich vom Navi über kleine Nebenstraßen immer näher in Richtung Ozean leiten. Die Geschäfte wurden weniger, dafür reihten sich beschauliche kleinere und größere Häuser aneinander. Nach weiteren fünf Minuten verkündete das Navi, dass ich mein Ziel erreicht hatte, und ich hielt nach einer Parkmöglichkeit Ausschau, bis ich die Parkplätze direkt vor dem kleinen Apartmentkomplex entdeckte, dessen Adresse Hunter mir zugeschickt hatte, sobald ich ihn in meinen Plan eingeweiht hatte.

Ich lächelte und lenkte meinen SUV in die freie Bucht direkt neben den grauen, verrosteten Polo, in dem ich schon viele Male auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, und schaltete den Motor ab. Ich stieg aus, ließ meine Hand über die Beule vorn am Kotflügel der kleinen Rostlaube gleiten, die April sich auf dem Parkplatz von Target eingefangen hatte, als wir vor einer gefühlten halben Ewigkeit etwas für Kate besorgt hatten und ihr jemand reingefahren war. Ich erinnerte mich noch gut an ihre zornesroten Wangen, als sie dem armen Tropf auf dem Parkplatz fast den Kopf abgerissen hätte, weil dieser damals der Meinung gewesen war, die Vorfahrtsregeln wären optional. Ob sie wohl auch zu Hause war? Plötzlich spürte ich so etwas wie Nervosität in mir aufsteigen.

Meine Augen glitten über den zweistöckigen Apartmentkomplex, und ich bemerkte die kleinen Risse in der rostroten Fassade, die zu dem dunklen Ziegeldach und der industriell anmutenden Außentreppe passte. Der Komplex war L-förmig, und Hunter hatte mir am Telefon gesagt, in welche Einheit Raelyn, Kate und April gezogen waren. Eigentlich hatte ich geglaubt, dass es eine coole Idee war, die drei einfach zu überraschen, aber jetzt gerade war ich mir nicht mehr so sicher. Um Kate machte ich mir keine Sorgen. Sie würde mich mit offenen Armen empfangen. Raelyn würde sich vielleicht anfangs ein bisschen schüchtern in ihr Schneckenhaus zurückziehen, doch Hunter hatte gemeint, dass sie sich vermutlich schnell wieder einkriegen würde. Aber April mit ihrem hitzigen Temperament und ihrer losen Zunge war null einzuschätzen. Wahrscheinlich würde sie mich zum Teufel jagen und ein Feuerwerk ihrer kreativen Verwünschungen auf mich abschießen. Solange ich wie ein Vollidiot hier draußen stand und mir über irgendwelche hypothetischen Szenarien den Kopf zerbrach, würde ich das allerdings nicht herausfinden.

Ich verschloss meinen Wagen und ging zielstrebig auf die Stufen zu, von denen ich immer zwei auf einmal nahm, bis ich das zweite Stockwerk erreichte und den Zettel hervorzog, auf den ich die Apartmentnummer gekritzelt hatte. Vor der schwarzen Tür mit den goldenen Ziffern warf ich einen Blick auf das Klingelschild und stopfte den Zettel zurück in meine Hosentasche. Dann klingelte ich.

Ich hielt den Atem an, als ich Schritte hinter der Tür vernehmen konnte, und wischte mir schnell die Hände an der Jeans ab, während ich versuchte, so gelassen wie möglich zu wirken, obwohl meine Nerven mit jeder Sekunde mehr und mehr mit mir durchgingen.

In den letzten zwei Jahren war eine Menge passiert, wir alle hatten uns verändert, waren erwachsener geworden und hatten unser Leben gelebt. Und obwohl Kate und ich regelmäßig telefoniert hatten, wusste ich nicht wirklich, was auf der anderen Seite der Tür auf mich wartete. Was Kate passiert war, hatte sie zweifellos gezeichnet, und ich war nicht hier gewesen, um ihr beizustehen. Ob das zwischen uns stehen würde? Ob sie mir mit der gleichen Wärme und Offenheit begegnen würde wie früher?

Als die Tür mit Schwung aufgerissen wurde, hatte ich keine Chance mehr, mir weiter den Kopf darüber zu zerbrechen, und beim Anblick dieses vertrauten und gerade sehr nassen braunen Schopfes wollte ich das auch gar nicht. Ich drängte meine Nervosität mit aller Macht zurück und ließ die Freude zu, die mich jetzt vollkommen übermannte, weil ich nach zwei Jahren endlich wieder der Frau gegenüberstand, die ich meine beste Freundin nannte.

Kates aufgesetztes, professionelles Lächeln, das sie vermutlich für den Typen vom Paketdienst aufgelegt hatte, verrutschte auf der Stelle, und es war ziemlich lustig, dabei zuzusehen, wie ihre großen Augen sich nur noch mehr weiteten, während ihre Lippen ein stummes O formten. Ihre braunen Augen mit den unverkennbaren goldenen Flecken starrten mich mit einer Mischung aus absolutem Unglauben und einer gehörigen Portion Verwirrung an.

Ich genehmigte mir ein paar Sekunden, um sie zu betrachten. Es lag also nicht an der Webcam allein, dass Kates Gesicht mir beim letzten Mal runder vorgekommen war. Ihre vorher beinahe eingefallenen Wangen sahen jetzt gesund aus und nahmen ihrem Gesicht die scharfen Kanten, ließen sie weicher wirken, was viel besser zu ihren braunen Rehaugen passte. Es war beruhigend zu sehen, dass ihre Schlüsselbeine unter der weißen Seidenbluse mit dem tiefen V-Ausschnitt, die sie in einen schwarzen Lederrock gesteckt hatte, nicht mehr so stark hervorstachen und dass auch ihre Oberschenkel nicht mehr an Zahnstocher erinnerten, auch wenn sie nach wie vor sehr schlank war. Ihre Haut hatte eine gesunde goldene Bräunung, ihr Haar war noch immer wahnsinnig lang, und sie schien von innen heraus zu strahlen. Sie sah glücklich aus, und das war ein schöner Anblick. Ich wusste, dass es nicht allein an Alec lag, aber wenn ich dem Typen endlich mal persönlich begegnete, würde ich ihm trotzdem dafür danken. Er hatte einen großen Anteil daran gehabt, Kate vor sich selbst zu retten, während ich am anderen Ende der Welt und nicht für sie da gewesen war.

Auch nach diesem ewig langen Moment rührte Kate sich keinen Millimeter. Ich lachte leise und nahm eine ihrer klatschnassen Strähnen zwischen die Finger. »Ist der Wet-Hair-Look plötzlich wieder in, oder siehst du einfach nur zum Spaß aus wie ein begossener Pudel?«

Das Kreischen, das sie ausstieß, als sie endlich aus ihrer Schockstarre erwachte, war ohrenbetäubend. Ich taumelte überrascht ein paar Schritte zurück, nachdem Kate sich urplötzlich in meine Arme geworfen hatte. »Ty!« Sie drückte mich so fest, dass meine Wirbelsäule ein lautes Knacken von sich gab. »Oh mein Gott.«

»Hallo, Kitty Kat.« Ich lächelte und hielt sie ganz fest. Ihr unverwechselbarer Duft von Sandelholz und Jasmin stieg mir in die Nase, und ich atmete tief ein. »Mein Rückgrat brauche ich übrigens noch.«

»Kannst du mal nicht den Moment ruinieren?« Ich war wenig überrascht, für meinen dummen Spruch einen Schlag zwischen die Rippen zu kassieren. »Es ist so schön, dich zu sehen! Komm rein, komm rein.« Sie löste sich gerade genug von mir, um mich mit sich über die Türschwelle zu ziehen. In der Wohnung hielt sie mich mütterlich eine Armeslänge von sich weg und musterte mich. »Warum hast du nicht gesagt, wann du ankommst? Ich hätte dich doch vom Flughafen abholen können.«

»Ich wollte dich überraschen.« Dass ich nicht in Los Angeles, sondern in San Francisco gelandet war, verschwieg ich. Sie ließ mich los, und ich zog meine Schuhe aus und stellte sie zu den unzähligen anderen Schuhpaaren, die sich in dem kleinen Flur aneinanderreihten. »Und deinem dummen Gesicht nach zu urteilen, ist mir das auch gelungen.«

Kate verdrehte die Augen. »Charmant wie immer.«

»Hattest du was anderes erwartet?«

»Nicht wirklich.« Ich schluckte schwer, als sie mich erneut in ihre Arme zog und ihr Gesicht an meiner Schulter vergrub. »Aber kannst du es mir verübeln? Ich meine … Wow!« Ihre Augen scannten mich von Kopf bis Fuß. »Du siehst so anders aus. Ich hab dich im ersten Moment fast nicht erkannt.«

Ich zog eine Augenbraue hoch. »Das nächste Mal schicke ich einen Steckbrief vorweg.«

»Ach, halt die Klappe!« Sie schenkte mir ihr typisch warmes Lächeln, das es so verdammt leicht machte, Kate zu mögen. »Ich hab dich echt vermisst, du Idiot.«

Mir wurde die Kehle eng, und ich räusperte mich unbehaglich. Ich dachte an all die verpassten Anrufe und Nachrichten der letzten zwei Jahre. »Ich dich auch, Kitty Kat.«

Kate hielt mich noch einen Moment lang fest, bevor sie mich wieder losließ. Sie wischte sich verstohlen über die Wangen, und ich ließ ihre Tränen ebenso unkommentiert wie das Chaos aus Schuhen zu meinen Füßen. »Kommst du direkt vom Flughafen?«

Ich folgte ihr ins Wohnzimmer, das mit vielen warmen Erdtönen und jeder Menge grüner Pflanzen richtig einladend und gemütlich wirkte. Allein der zarte Geruch von frischer Farbe verriet, dass die WG noch nicht lange bewohnt war. Sonst war alles fertig und perfekt eingerichtet, ganz im Gegensatz zu meinem eigenen, vollkommen kargen, weißen Zimmer, das vermutlich auch genauso bleiben würde. Es gab schlicht und ergreifend keinen Grund, einen allzu großen Aufwand zu betreiben, wenn meine Tage an der STU eh gezählt waren. »Nee, ich hab erst meine Sachen im Wohnheim abgeladen.«

»Ergibt Sinn.« Kates lange Finger schlangen sich um mein Handgelenk, und sie zog mich weiter in den Raum hinein, in dem unzählige Fotos hingen, auf denen auch ich drauf war. »In welchem Wohnheim bist du gelandet?«

»Ginsburg Hall.« Hunter hatte die STU verlassen, und mich mit irgendwelchen neuen Mitbewohnern herumzuschlagen kam nicht infrage, weshalb ich die horrende Miete billigend in Kauf nahm. »Da hast du letztes Jahr auch kurz gewohnt, oder?«

»Ja, genau.« Kate ließ mein Handgelenk nicht los, stattdessen strich ihr Daumen über meinen Handrücken. »Alec und Dean wohnen da immer noch. Welches Zimmer hast du?«

»217.«

»Also ein Stockwerk unter den beiden.« Sie klang eindeutig etwas zu enthusiastisch, aber ich wusste auch, wie sehr sie darauf brannte, mir Alec und Dean endlich mal persönlich vorzustellen anstatt nur über Skype und Textnachrichten. »Ich sag den Jungs nachher Bescheid, sie können dir bestimmt den ein oder anderen Tipp geben.« Strahlend wandte sie sich in Richtung einer angelehnten weißen Tür. »Willst du einen Kaffee?«

»Bitte keine Umstände. Ich wollte nur kurz reinschneien, um dir Hallo zu sagen.«

»Du glaubst doch wohl nicht, dass du nach zwei langen Jahren einfach nur mal kurz durchgrüßen kannst, oder?« Vehement schüttelte sie den Kopf, bevor sie durch die Tür verschwand, hinter der ich eine Küchenzeile erkennen konnte. »Ein Kaffee ist das Mindeste.«

»Du musst echt nicht extra –«

»Ups. Schon angestellt.«

»Danke.« Ich folgte ihr in die Küche und pfiff anerkennend durch die Zähne. Nichts stand herum, alles war ordentlich in Hänge- und Unterschränken verstaut. An einer Halterung an der Wand hingen Pfannenwender, Suppenkellen und Schneebesen, und ein schicker Messerblock schmückte mit ein paar dicken Schneidebrettern aus Holz die Arbeitsplatte. Die gute Ausstattung ließ vermuten, dass in dieser kleinen Küche tatsächlich gekocht wurde.

Ich ignorierte die drei Barhocker, die erstaunlicherweise in dem schmalen, schlauchartigen Raum ebenso noch ihren Platz fanden wie unzählige Pflanzen in schlichten Messingtöpfen, und lehnte mich mit der Hüfte gegen die anthrazitfarbene Arbeitsplatte. Mir fiel auf, dass die weißen Fronten der Küchenzeile wohl foliert worden waren, denn an der ein oder anderen Stelle erspähte ich ein paar Luftbläschen. Ich konnte mir gut vorstellen, wer von den dreien diese Deko-Idee gehabt hatte, und augenblicklich musste ich schmunzeln. Diese Wohnung trug Kates unverkennbare und stilsichere Handschrift.

»Wo ist denn der Rest?«, fragte ich.

»Raelyn hat Frühschicht beim Radio, und April ist bei einer Vorlesung. Sie müsste aber gleich zurück sein.«

Amüsiert beobachtete ich Kate, wie sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um zwei Tassen aus einem der Hängeschränke zu nehmen. Sofort kam mir April in den Sinn, und unauffällig sah ich mich nach einem Tritt um, fand aber keinen.

»So früh schon?« Ich warf einen prüfenden Blick auf mein Spiegelbild in den glänzenden Fronten der Schränke und richtete meine Haare hektisch. Doch als ich Kates Blick auf mir spürte, ließ ich die Hände sofort wieder sinken.

»Ja, sie hat dieses Semester richtiges Pech gehabt.« Das laute Gurgeln der eindeutig teuren Kaffeemaschine erinnerte Kate daran, uns beiden einzuschenken. Ein schokoladiger und bitterer Geruch breitete sich in der Küche aus, und ich fragte mich, wann die drei Mädels zu derartigen Kaffeefeinschmeckerinnen mutiert waren.

»Die Arme.« Ich nahm die Tasse entgegen, die Kate mir hinhielt, und musterte die tiefschwarze Flüssigkeit. »Hat bei dir denn alles geklappt?«

»Ja, ich kann die Kurse einfach wiederholen, die ich letztes Jahr nicht gepackt habe. Ich habe also bis zu den Midterms ein echt entspanntes Semester vor mir.« Kate zog einen goldenen Löffel aus einer Schublade heraus und gab etwas Zucker in ihren Kaffee. Das war neu. »Aber darüber können wir auch ein anderes Mal reden. Wie war dein Flug?«

Bei der Erinnerung an den Inlandsflug vorgestern von Detroit nach San Francisco rumorte mein Magen sofort wieder. Ich hatte danach Stunden gebraucht, bis ich überhaupt wieder an so etwas wie Essen hatte denken können, und ich war alles andere als zimperlich, was die Fliegerei anging. »Holprig. Ich hatte zwischenzeitlich etwas Sorge, dass meine Sitznachbarin mir auf den Schoß kotzt.«

Kates gönnerhaftes Kichern klang genauso bösartig, wie ich es in Erinnerung hatte, und zauberte mir automatisch ein Lächeln auf die Lippen. »Wäre aber eine Story wert gewesen.«

»Auf jeden Fall.« Ich trank einen Schluck Kaffee und musste mir ein Husten verkneifen. Räuspernd klopfte ich mir auf die Brust, in der mein Herz gerade zu einem Marathon ansetzte, und überspielte meine Überraschung, indem ich eine Handbewegung machte, die die ganze Küche miteinschloss. »Ihr drei habt euch ja ziemlich ins Zeug gelegt, was?«

Kates Blick folgte meiner Hand, und sie grinste stolz, wobei sie ihre perfekten weißen Zähne zeigte, die noch letztes Jahr unzählige Kooperationen geziert hatten. »Kann man so sagen. Wir sind alle ein paar Tage eher zurückgekommen, um die Wohnung zu renovieren und einzurichten. Hunter ist sogar extra aus New York angereist, um zu helfen. Du hast ihn nur um wenige Tage verpasst.« Sie stellte die Kaffeetasse auf der Arbeitsplatte ab, ehe sie einen kleinen Hopser machte und sich daraufsetzte. »Gefällt es dir?«

Ich wusste schon jetzt, dass ich mir dafür ordentlich was würde anhören müssen, wenn ich meinen besten Freund das nächste Mal anrief. »Ist schön.«

Kate zog eine Augenbraue hoch. »Aber?«

»Ist das nicht ein bisschen viel Aufriss für die letzten paar Monate, die wir noch hier sind?« Mir war sofort klar, dass ich zu viel gesagt hatte, als Kate den Kopf senkte und auf die Tasse in ihren Händen hinabsah. »Was ich sagen wollte, war –«

»Ich weiß auch, dass wir nicht mehr viel Zeit hier zusammen haben.« Sie blickte auf und warf mir ein trauriges Lächeln zu, das mir das Herz brach, auch wenn ich ihre Gefühle nicht teilte, denn ich konnte es kaum erwarten, dieses Nest hinter mir zu lassen. »Im Mai werden wir getrennte Wege gehen. Das ist uns allen bewusst. Manche von uns gehen vielleicht sogar schon vorher, weil sie frühzeitig Jobs bekommen und nur für die Abschlusszeremonie zurückkehren. Aber genau deshalb war mir das hier so wichtig. Nach letztem Jahr«, sie schniefte leise und blinzelte hektisch, »nach letztem Jahr wollte ich einfach einen Ort, an dem wir uns alle zu Hause fühlen können. Selbst wenn es nur für kurze Zeit ist.«

»Kitty Kat, es –«

»Ist schon okay, Ty. Ich weiß, du hast es nicht so mit dem ganzen gefühlsduseligen Gelaber über Heimat und so, aber ich hoffe, dass du dich bei uns wohlfühlen wirst.« Sie stieß mich sanft mit ihren albernen Krümelmonsterpuschen an. Einer von ihnen war verrutscht, und um mich mit irgendwas abzulenken, damit dieses Ziehen in meiner Magengegend verschwand, spielte ich daran herum, bis er wieder richtig saß. »Auch wenn du mit diesem ganzen Kram nichts anfangen kannst, weißt du hoffentlich, dass bei mir immer ein Platz für dich sein wird, ganz egal auf welchem Kontinent du dich herumtreibst.«

Meine Hand erstarrte an ihrem Knöchel, und ich rang nach Fassung, während das Gefühl der Beklemmung mit jeder Sekunde schlimmer wurde. Das Wort Heimat mochte bei anderen vielleicht so etwas wie Wärme oder Geborgenheit hervorrufen, mir wurde davon allerdings nur schlecht. Stille breitete sich zwischen uns aus, in der nichts weiter zu hören war als das Ticken der Wanduhr und das leise Rauschen der Klimaanlage, die die kalifornische Hitze draußen hielt. Mechanisch richtete ich Kates Puschen und zupfte das rechte Auge am Krümelmonster zurecht. Ich lachte angespannt in der Hoffnung, diesen Moment der schweren Stille irgendwie überspielen zu können. Diese Stille, die uns beiden entgegenschrie, wie sehr ihre Worte mich überforderten. Sie trafen einen Nerv in mir, der schon sehr lange offen lag. »Wenn du hier irgendwo Bier und Pizza versteckst, dann ziehe ich vielleicht direkt mit ein.«

»Habe ich, aber wir haben leider kein Zimmer mehr für dich frei.« Sie hielt kurz inne, ehe ihr belustigtes Schmunzeln sich in ein diebisches Grinsen verwandelte. »Wobei, wenn du ganz lieb bitte sagst, darfst du bestimmt bei April mit im Bett schlafen.«

Wenn sie glaubte, mich mit so einem Kommentar aus der Reserve locken zu können, hatte sie sich geschnitten. Ich trank betont gelassen einen Schluck Kaffee und ließ eine dramatische Pause zu, bevor ich zu meiner ironischen Antwort ansetzte. »Wenn ich bei ihr im Bett lande, dann sicherlich nicht, um zu schlafen.«

Anders als ich erwartet hatte, lief Kate nicht rot an. Stattdessen warf sie den Kopf in den Nacken und lachte laut. »Gott, Ty.«

Ich zuckte mit den Achseln. »Das war eine Steilvorlage, Kitty Kat.«

»Wo du recht hast.« Ihr Lachen verklang zu einem Glucksen, und sie strahlte mich an. »Ich hab das echt vermisst.«

»Was? Deinen wunderschönen Spitznamen?«

»Den auch.« Sie schüttelte belustigt den Kopf. »Aber ich meinte mehr, dich hierzuhaben.«

Gespielt schockiert riss ich die Augen auf und verkniff mir ein Grinsen, als Kate melodisch zu kichern begann. »Okay, ich muss dringend mit diesem Alec reden. Er hat dich offensichtlich total weichgespült.«

»Du bist so ein Idiot.«

»Das sagtest du bereits.« Ich leerte die Kaffeetasse und stellte sie auf der Arbeitsplatte ab, erleichtert darüber, die schwere, emotionale Atmosphäre verdrängt zu haben. »Wir müssen mal an der Kreativität deiner Verwünschungen arbeiten, sonst wird es langweilig.«

»Wie wäre es, wenn ich bei April in die Lehre gehe? Du weißt, wie kreativ sie sein kann, wenn –«

»Kate?« Aprils leise Stimme traf mich bis ins Mark, und ich verkrampfte mich total, während Schritte sich langsam näherten. Kate war ein kalkulierbares Risiko. Der kleine Feuerteufel war eine ganz andere Liga. Kate warf mir einen wissenden Blick zu und begann aufgeregt, mit den Füßen zu baumeln. Gott, ich hatte ganz vergessen, wie schadenfroh diese Frau sein konnte.

»In der Küche.« Sie legte einen Singsang in ihre Stimme, für den ich ihr später den passenden Kommentar an den Kopf werfen würde. Aber jetzt musste ich mich für das Temperament von Rotlöckchen wappnen, das sicherlich nicht so gastfreundlich sein würde wie ihre Mitbewohnerin. Ich drückte die Schultern durch. Die Tür wurde aufgeschoben, und ich stellte mich innerlich auf ein gehöriges Donnerwetter ein, als ich mich zu ihr umdrehte.

Der Satz, den mein Herz bei ihrem Anblick machte, traf mich völlig unvorbereitet und wie aus dem Nichts. Klar, ich hatte sie immer schon ganz gut gefunden, aber eigentlich hatte ich angenommen, dass sich das nach den zwei Jahren erledigt hatte. Offensichtlich war mein Unterbewusstsein da anderer Meinung. Denn alles, woran ich gerade denken konnte, war, wie wunderschön April aussah, obwohl ihre feuerroten, widerspenstigen Locken unter einer schlecht sitzenden Snapback mit Batman-Logo hervorlugten, sie zerknitterte Klamotten trug und dunkle Augenringe ihr Gesicht zierten. Ihre niedliche kleine Stupsnase und die vollen Lippen katapultierten mich direkt zurück zu diesem Moment vor einer halben Ewigkeit in der Mensa, als Kate uns einander vorgestellt hatte. Damals hatte ich sofort gedacht, dass ich meinen rechten Arm dafür geben würde, sie einmal zu küssen. Dann waren wir Freunde geworden, und ich hatte diesen Gedanken in die hinterste Ecke meines Bewusstseins verbannt.

In den letzten zwei Jahren waren jegliche kindliche Züge aus ihrem Gesicht gewichen, und die erwachsene Frau, die mich jetzt mit großen Augen anstarrte, war … verdammt, sie war schön. So schön, dass es verflixt schwer werden würde, in ihr nur eine Freundin zu sehen. Ihr vertrauter Geruch von Sonnencreme und Zitrone stieg mir in die Nase, und es kostete mich eine ordentliche Portion Selbstbeherrschung, nicht einfach zu ihr hinüberzugehen und sie in meine Arme zu schließen. Wahrscheinlich hätte unsere Freundschaft das sogar erlaubt, trotzdem verschränkte ich jetzt locker die Arme vor der Brust, um entspannt zu wirken, auch wenn all meine Nervenenden gerade auf Empfang gestellt waren und irritierenderweise nur einen einzigen Kanal zu kennen schienen: April King.

»Tyler.« Sie flüsterte fassungslos meinen Namen, und ich schluckte schwer, während ich meine Hände unter meinen Achseln festklemmte.

Doch egal wie sehr ich mich auch zusammenriss, das Lächeln, das sich auf meine Züge schlich, weil ich nun bemerkte, dass sie mich nicht weniger interessiert musterte als ich sie, konnte ich nicht zurückhalten.

»Hallo, Zwerg.«

3. KAPITEL

April

Mein Kopf war wie leer gefegt, ich betrachtete Tyler, suchte nach dem Kerl mit den pechschwarzen, wirren Haaren, der ständig über seine eigenen Füße stolperte. Doch vor mir stand nur dieser perfekt gestylte Fremde, der mit dem Tyler aus meiner Erinnerung so gar nichts zu tun hatte. Ich ballte die Hände zu Fäusten und musste mich regelrecht davon abhalten, einen großen Schritt rückwärts zu machen. Ein ungutes Gefühl ergriff Besitz von mir und ließ sich nicht zurückdrängen, sosehr ich mich auch bemühte.

Tyler war ein vollkommen anderer. So was von anders.

Einiges war zwar noch vertraut an ihm, zum Beispiel seine gerade Nase, die dunklen Augen, in denen schalkhafte Funken tanzten, und seine leicht spitz zulaufenden, unverwechselbaren Ohren. Doch die stark hervortretenden hohen Wangenknochen, die maskulinere Linie seines Kinns und die silbernen Haare waren neu.

Wir hatten öfters mal mit allen geskypt, aber anscheinend hatte die Kamera seines Laptops einen eingebauten Weichzeichner, und ohne diesen Filter kamen jetzt all seine Veränderungen zum Vorschein, und ich wusste nicht, was ich von ihnen halten sollte.

Ganz ähnlich war es mir mal mit meinem Handy ergangen, mit dem ich überglücklich gewesen war, bis es über Nacht ein allumfassendes Systemupdate und damit auch ein neues Interface verpasst gekriegt hatte. Ich hatte es wiedererkannt. Natürlich hatte ich das, immerhin war es ja kein neues Gerät gewesen, dennoch war es mir plötzlich total ungewohnt und fremd vorgekommen. Und genau wie bei meinem Smartphone wusste ich gerade nicht, ob mir das Update gefiel und ob ich mich jemals an Tyler 2.0 gewöhnen konnte. Oder wollte.

Ich bemerkte die bleierne Stille in der Küche erst, als Kate leise hüstelte. Ich musste eine Weile bewegungslos im Türrahmen gestanden und die beiden schamlos angegafft haben. Peinlich. Hektisch blinzelte ich und sah zwischen Kate und Tyler hin und her, während meine Lippen sich ohne mein Zutun bewegten. »Wie … Also, ich meine, wann … Also …«

Kate hob abrupt die Hand, und ich hielt sofort den Mund, so als wäre meine Auffassungsgabe mit jeder klitzekleinen Kleinigkeit haltlos überfordert. »S. O. S., King! Sammeln. Ordnen. Sprechen.« Dass sie sich köstlich amüsierte, nahm ich nur am Rande wahr, erstellte mir aber innerlich eine Notiz, sie dafür heute Nacht im Schlaf zu strangulieren. »Das Gestammel versteht sonst keine Sau.«

Tyler zog eine seiner dunklen, perfekt geschwungenen Augenbrauen hoch, von denen ich mir sicher war, dass sie vorher nicht so eine makellose Form gehabt hatten. »King?«

»Hab ich von Alec.«

»Verstehe.« Tyler schien einen Moment lang über etwas nachzudenken, ehe er bekräftigend nickte. »Gefällt mir irgendwie.«

»Mir auch. Passt zu ihr, oder?« Kate schenkte mir wieder ihre ungefilterte Aufmerksamkeit, und ich fragte mich, ob ich die Einzige war, die Probleme damit hatte, darüber hinwegzukommen, wie anders Tyler aussah. »Also, versuch’s noch mal, April.«

Ich wollte ihr den Mittelfinger zeigen, aber das so vertraute, neckische Grinsen auf Tylers Lippen brachte mich total raus. »Genau, und am besten, ohne diesmal wegen meines unverschämt guten Aussehens über deine eigene Zunge zu stolpern.«

Hitze schoss mir in die Wangen, und ich hob drohend den Zeigefinger, als Kate zu kichern begann. »Ihr könnt mich beide mal.«

»Da bin ich keine vierundzwanzig Stunden zurück, und schon machst du mir solche Angebote.« Tyler zwinkerte mir zu, und ein Stromstoß fuhr durch mich hindurch. »Also ich bin dabei, aber ich weiß nicht, wie Kate zu einem Dreier steht.«

Genau wie mir fiel Kate die Kinnlade herunter, bevor ein Rotschimmer sich auf ihre Wangen schlich. Sie schüttelte schicksalsergeben den Kopf. »Und ich hatte echt gehofft, du hättest dir in Seoul endlich die Hörner abgestoßen.«

»Weit gefehlt, Kitty Kat. Weit gefehlt.«

Okay, wurde langsam Zeit, sich auf sichereres Terrain zu begeben, bevor Tyler weiterhin die Oberhand in diesem Gespräch behalten und mich noch weiter aus dem Konzept bringen konnte. »Seit wann bist du wieder in der Stadt?«

Er warf einen Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk, die ziemlich neu und mit ihrem großen schwarz-silbernen Ziffernblatt auch sehr kostspielig aussah. »Seit knapp zweieinhalb Stunden.« Als Kate ihm einen vorwurfsvollen Blick zuwarf, hob er abwehrend die Hände. »Nach den Fotos, die ihr gestern Nacht in die Gruppe geschickt habt, dachte ich, ich gebe dir noch etwas Zeit, deinen Rausch auszuschlafen, anstatt direkt hier aufzuschlagen. Außerdem brauchte ich auch echt eine heiße Dusche und Frühstück.«

»Du hättest auch mit mir frühstücken können. Dann hätten wir etwas mehr Zeit zusammen gehabt.« Sie zog einen Schmollmund und sprang von der Arbeitsplatte herunter. »Ich muss nämlich jetzt leider zu einer Vorlesung.« Als sie Tyler die Hände auf die Schultern legte und ihm einen Kuss auf die Wange drückte, dämmerte mir, dass sie allen Ernstes vorhatte, mich mit Tyler allein zu lassen. Sie schlenderte betont gelassen zu mir herüber und besaß sogar noch die Dreistigkeit, mich frech anzulächeln, ehe sie auch mich flüchtig auf die Wange küsste, während sie weiterhin munter mit ihrem besten Freund weiterplauderte. »Wir müssen feiern, dass du wieder da bist. Ich schreibe nachher mal in die Gruppe und frage, wer heute Abend Zeit hat, mit uns was essen zu gehen. Wäre dir das Ikigai recht?«

»Du weißt, ich sage nie Nein zu Ramen.« Tyler stellte seine Tasse in die Spüle und wusch sie routiniert mit seinen großen Händen ab. Er stand jetzt mit dem Rücken zu mir, und mein Blick ruhte auf seinen breiten Schultern.

»Wie steht’s mit dir, April?«

Ich brauchte einen Moment, bis ich schnallte, dass Kate mich angesprochen hatte. Das hatte natürlich nichts mit Tylers Anwesenheit in unserer Küche zu tun, wie er Tassen abspülte, als gehörte er zum Inventar. Kein bisschen. »Was?«

Kate presste kurz die Lippen aufeinander und musste sich augenscheinlich ziemlich anstrengen, sich ihr Lachen zu verkneifen. »Kommst du heute Abend mit?«

Ich runzelte die Stirn. »Ja, klar.«

»Super.« Kate wandte sich ab, hielt dann aber inne und drehte sich noch mal zu Tyler um. »Ty, ich erwarte heute Abend übrigens einen ausführlichen Bericht, wie es so am anderen Ende der Welt war. Du darfst nichts auslassen.«

Gott, wenigstens sein Lachen klang noch genauso wie damals. »Du weißt doch längst alles.«

»Noch lange nicht genug.« Kate klopfte mir auf die Schulter und nickte unauffällig in Tylers Richtung. Sie wollte tatsächlich gehen? Ich hielt sie am Handgelenk zurück, aber sie streckte mir nur die Zunge raus und befreite sich geschickt aus meinem Griff, ehe sie mit hastigen Schritten Richtung Wohnungstür eilte. »Bis später, ihr zwei.«

Kurz darauf fiel die Tür hinter Kate ins Schloss, und die bleierne Stille kehrte mit voller Wucht zurück. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen und an das freundschaftliche Geplänkel von gerade anzuknüpfen, aber als mein Blick auf Tylers Unterarme fiel, deren Haut so hell und blass wie Mondlicht war, schwieg ich. In meiner Erinnerung war Tylers Haut golden, gebräunt von der Sonne bei seinen Wanderungen und Surfausflügen. Er war immer auf dem Sprung, wechselte stets unruhig von einem Bein aufs andere und tippte mit seinen Füßen auf dem Boden herum, wenn er saß.

Dieser Tyler hier vor mir wusch in aller Seelenruhe die Kaffeetassen ab. Seine Finger waren geschickt und vorsichtig, seine Schultern gerade und seine Füße fest im Boden verankert. Keine Spur von Ruhelosigkeit, Hektik, die ihn immer voran- und mich manchmal in den Wahnsinn getrieben hatte. Er war der Inbegriff von Gelassenheit und Ausgeglichenheit. Beides fühlte sich für mich wie ein Schlag ins Gesicht an.

War das wirklich Tyler? Dieser Typ da, der sich bedacht und gründlich die Hände abtrocknete, statt alles nur hastig zu erledigen, mit einem Bein schon halb zur Tür hinaus, um schleunigst zum nächsten Punkt auf seiner endlos langen Liste mit all den Dingen zu gelangen, die er heute noch erleben wollte?

»Vorsicht, Zwerg. Sonst starrst du mir noch ein Loch in den Kopf.«

Ertappt zuckte ich zusammen. Mist. »Entschuldigung.«