Formale und inhaltliche Kernthemen von Arthur Schnitzlers "Fräulein Else" - Anja Fischer - E-Book

Formale und inhaltliche Kernthemen von Arthur Schnitzlers "Fräulein Else" E-Book

Anja Fischer

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2011
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Christian-Albrechts-Universität Kiel (Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien), Veranstaltung: Hauptseminar: Probleme der Interpretation narrativer Texte, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit beschäftigt sich mit formalen wie inhaltlichen Kernthemen von “Fräulein Else“, um sie im Rahmen einer Gesamtdeutung miteinander zu verquicken. Eine erschöpfende Interpretation ist jedoch aufgrund der Komplexität und Vielschichtigkeit der Einzelaspekte sowie deren Deutungsalternativen nicht möglich. Daher wird es an einigen Stellen bei Ansätzen und Anmerkungen bleiben müssen- die grundsätzliche Zielsetzung bleibt davon aber unbeeinträchtigt. Besonderes Augenmerk wird auf die Untersuchung der Figuren und deren Beziehung zueinander gelegt, da den handelnden Personen als Repräsentanten des herrschenden Systems eine spezielle Bedeutung zukommt. Zudem wird der Versuch unternommen ’Fräulein Else’ als eine Art Fallgeschichte zu lesen um dem psychologischen Diskurs mehr Raum zu geben. Ein weiterer zentraler Punkt in Schnitzlers Text wie auch auf den folgenden Seiten ist die Erpressung Elses. Warum und wie ist Else erpressbar? Wie geht sie mit dieser Fremdbestimmung um? Fragen, die im Laufe der vorliegenden Arbeit beantwortet werden sollen. Der Aufbau der Arbeit folgt dabei im Groben folgender Struktur: beginnend mit Elses Innenperspektive, tastet sich die Analyse anschließend an das Außen heran, um dann auf die Else umgebenden Figuren überzuspringen. Alle drei Punkte liefern wichtige Erkenntnisse, die Elses Selbstmord erklären oder gar begünstigen. Aus diesem Grunde ist der Selbstmorddiskurs quasi als Schlusspunkt gesetzt.

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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2.2 Fremd- und Selbstzensur
2.3 Rollenspaltung
3.2 Enthüllung
4.1.1 Elses Vater
4.1.2 Direktor Wilomitzer
4.1.3 Herr von Dorsday
4.1.4 Elses Cousin Paul
4.1.5 Der Filou
4.2 Frauenfiguren
4.2.1 Elses Mutter
4.2.2 Cissy Mohr
4.2.3 Elses Tante
5.2 Todeswunsch
6. Fazit

Page 1

Christian- Albrechts- Universität Kiel Institut für Neuere deutsche Literatur und Medien Hauptseminar: Probleme der Interpretation narrativer Texte

Hausarbeit

Thema: Arthur Schnitzlers “Fräulein Else“

Eingereicht von Anja Fischer

Page 3

1. Einleitung

Diese Arbeit beschäftigt sich mit formalen wie inhaltlichen Kernthemen von “Fräulein Else“, um sie im Rahmen einer Gesamtdeutung miteinander zu verquicken. Eine erschöpfende Interpretation ist jedoch aufgrund der Komplexität und Vielschichtigkeit der Einzelaspekte sowie deren Deutungsalternativen nicht möglich. Daher wird es an einigen Stellen bei Ansätzen und Anmerkungen bleiben müssen- die grundsätzliche Zielsetzung bleibt davon aber unbeeinträchtigt.

Besonderes Augenmerk wird auf die Untersuchung der Figuren und deren Beziehung zueinander gelegt, da den handelnden Personen als Repräsentanten des herrschenden Systems eine spezielle Bedeutung zukommt. Zudem wird der Versuch unternommen ’Fräulein Else’ als eine Art Fallgeschichte zu lesen um dem psychologischen Diskurs mehr Raum zu geben. Ein weiterer zentraler Punkt in Schnitzlers Text wie auch auf den folgenden Seiten ist die Erpressung Elses. Warum und wie ist Else erpressbar? Wie geht sie mit dieser Fremdbestimmung um? Fragen, die im Laufe der vorliegenden Arbeit beantwortet werden sollen.

Der Aufbau der Arbeit folgt dabei im Groben folgender Struktur: beginnend mit Elses Innenperspektive, tastet sich die Analyse anschließend an das Außen heran, um dann auf die Else umgebenden Figuren überzuspringen. Alle drei Punkte liefern wichtige Erkenntnisse, die Elses Selbstmord erklären oder gar begünstigen. Aus diesem Grunde ist der Selbstmorddiskurs quasi als Schlusspunkt gesetzt.

Page 2

“Fräulein Else“ ist die Selbstmordgeschichte der neunzehnjährigen Else, an der der Leser unmittelbar teilnimmt. Diese Unmittelbarkeit erreicht Arthur Schnitzler durch den stilistischen Kniff des inneren Monologs. Mittels dieser permanenten Gedankenrede erzeugt er die Illusion einer ungefilterten Darstellung der Welt durch die Protagonistin. Der Leser sieht die Welt durch Elses Augen und wird durch ihre Wahrnehmung gelenkt. Dass es sich jedoch nur um eine Illusion handelt, zeigt die graphische Codierung des Textanfangs. Die Zuordnung der Redeanteile in dem 3-Personengespräch regelt die Kursivsetzung. Es ist also eine Erzählinstanz vorhanden, nur tritt sie nicht in Erscheinung. Elses tragische Schicksalsgeschichte während ihres Ferienaufenthalts in San Martino di Castrozza lässt sich durch zahlreiche textinterne Hinweise auf die Zeit zwischen 19 Uhr und Mitternacht des 3.September 1896 datieren. Die starke Tendenz zur Zeitdeckung des von Schnitzler gewähltem „Szenischen Erzählens“ wird durch die Textlänge in Korrelation mit den nur etwa 5 Stunden dargestellter Zeit bekräftigt. Durch den inneren Monolog liegt eine durchgängige interne Fokalisierung auf Else vor.

Die spezifische Form des inneren Monologs mit seinen besonderen Implikationen erfüllt gleich mehrere, für die Geschichte selbst und die Gesamtdeutung sinnstiftende Funktionen. Ohne die Gedankenrede wären die Interpretation und der psychologischen Analyse ihrer essentiellen Vorraussetzung beraubt: der Innenperspektive. Nur das VorhandenseinbeiderPerspektiven ermöglicht den Vergleich, deckt Unterschiede auf. Dass auf der anderen Seite trotz der inneren Fokalisierung auf Else die Außenperspektive erhalten bleibt, liegt an Else selbst. Sie vermag es neben der Gedankenrede eine Außensicht auf sich einzunehmen. Der Vergleich beider Perspektiven, ermöglicht durch den inneren Monolog, offenbart Divergenzen zwischen den beiden Rollen, die Else einnimmt: die des Beobachteten und die des Beobachters. Diese doppelte Beobachtungsposition wird in dem nächsten Abschnitt “Sehen und gesehen werden“ Thema sein, so dass es hier zunächst bei dieser Anmerkung bleibt.

Ein weiterer Aspekt des Monologs ist der eines ungehörten Hilferufs. Elses Schicksal gipfelt im Selbstmord: einer Tat, der unzählige Andeutungen vorausgingen - allerdings nur in ihrem Kopf. Ihre Not bleibt unausgesprochen und steigert sich bis zu den verzweifelten Hilfeschreien nachdem sie die tödliche Dosis Veronal bereits getrunken hat.