Fränkische Osterbrunnen und Osterkronen - Gerhard Köhler - E-Book

Fränkische Osterbrunnen und Osterkronen E-Book

Gerhard Köhler

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Beschreibung

Die Wiege des Brauchtums des Osterbrunnenschmückens hat seinen Ursprung in der Fränkischen Schweiz. Insbesondere auf den felsigen Hochflächen wurde das Schmücken als Dank gegen die große Wasserarmut schon im 19. Jahrhundert verbreitet. Den farbigen Blickfang an den geschmückten Wasserstellen bilden die bunt gefärbten und oft reichlich verzierten Ostereier. Der Vortrag sagt auch einiges zum Brauchtum aus und zeigt einige Vorschläge zum Gestalten eines Osterbrunnens, mit den verschiedensten Materialien. Es werden Brunnen von den Landkreisen Coburg, Lichtenfels, Bamberg und natürlich die schönsten von der Fränkischen Schweiz gezeigt. Als Höhepunkt dürften die Osterbrunnen in Bieberbach bei Egloffstein mit über 11 000 Natureiern, sowie der neue Weltrekordbrunnen in Sulzbach-Rosenberg mit 16 501 Natureiern sein.

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Bieberbach bei Egloffstein.

Die Wiege des Brauchtums des Osterbrunnenschmückens hat seinen Ursprung in der Fränkischen Schweiz. Insbesondere auf den felsigen Hochflächen wurde das Schmücken als Dank gegen die große Wasserarmut schon im 19. Jahrhundert verbreitet. Den Blickfang an den geschmückten Wasserstellen bilden die bunt gefärbten und oft reichlich verzierten Ostereier.

Aufgrund der geologischen Bedingungen des Fränkischen Jura, das hauptsächlich aus wasserdurchlässigem Dolomit‐ und Kalkstein besteht, existierten nur wenige natürliche Sammelstellen für das Wasser. Um der Wasserarmut entgegenzutreten, errichteten die Bewohner deshalb Brunnen und Zisternen. Gerade dem Osterwasser wurde früher eine außergewöhnliche Wirkung nachgesagt. So sollten zum Beispiel Kinder, die mit frisch geweihtem Wasser an Ostern getauft wurden, besonders klug werden. Das Trinken von Osterwasser schützte dem Volksglauben nach vor Krankheiten und wer das Osterwasser im eigenen Haus verspritzte, hielt Ungeziefer fern. Mit dem Osterschmuck wird die Bedeutung der Brunnen für Land und Leute auch heute noch hervorgehoben.

Wirsberg – Wappenrose-Brunnen am Marktplatz

Die Tradition beginnt zunächst mit dem Säubern der Anlage, dem sogenannten „Fegen“.

Übten diese Tätigkeit damals nur die jungen Burschen aus, so tun dies heute entweder die Frauen, die die Brunnen schmücken, oder deren Ehemänner.

Danach wird der Brunnen mit Girlanden, Fichtenzweigen und ausgeblasenen Eiern, die einfarbig bemalt oder verziert werden, geschmückt. Im Volksmund spricht man dabei vom „Brunnen putzen“.

Litzendorf bei Bamberg

Einzelne oder zu Büscheln gebundene Papierbänder, die „Pensala“, dürfen dabei ebenso wenig fehlen wie echter Blumenschmuck.

Ein „durchschnittlicher“ Osterbrunnen in der Fränkischen Schweiz umfasst zum Schluss etwa 80 laufende Meter Girlanden-Schmuck und circa 1800 bis 2000 bemalte Eierschalen. Um den „alten“ Brauch vor dem Aussterben zu retten, engagierte sich ab dem Jahr 1952 der Nürnberger Arzt und Burgenforscher Dr. Kunstmann zusammen mit seiner Frau massiv für den Fortbestand der Osterbrunnen. Bis zum Ersten Weltkrieg wurde am Gründonnerstag der Osterbrunnen geschmückt. An zwei kleinen Fichten befestigte man Papierrosen und bunte Bänder und hängte vorsichtig die selbstgebastelten Binseneier daran auf. Die Bäumchen standen links und rechts des Brunnens. Sie bedeuteten Leben und Fruchtbarkeit und wurden mit der Bitte, dass wieder alles wachsen und gedeihen möge, aufgestellt.

Hohenpölz bei Heiligenstadt

Den Eiern, die die Hühner am Gründonnerstag legten, wurde nachgesagt, dass sie besonders kraftbringend seien. Wer von den männlichen Hausbewohnern am Karfreitag in der Kirche war, bekam sie von der Bäuerin gereicht. Die Eier mussten roh und außerhalb des Hauses verzehrt werden, nur so brachten sie Kraft und Stärke.

Wenn der Eiersegen zu reich ausgefallen war, dann bat mancher Knecht darum, dass ihm doch lieber eine Pfanne Spiegeleier gebraten werde. War aber die Bäuerin als geizig bekannt, holten sich die Burschen vorsorglich am Gründonnerstag einige Eier aus den Hühnernestern.

Natureier müssen sehr vorsichtig behandelt werden.

Der Karfreitag war der besinnlichste Feiertag des Jahres. Wer zur Kirche ging, trug schwarze Trauerkleidung.

Die Kinder wurden angehalten, nicht übermütig zu sein. "Wer am Freitag lacht und singt, der weint am Sonntag ganz bestimmt!" Dieser Spruch galt das ganze Jahr hindurch, sicher zum Gedenken an den Karfreitag.

Vor dem Hintergrund zunehmender Konkurrenz um begrenzte Besucherzahlen entwickelte sich unter den Osterbrunnenstandorten ein ausufernder Wettbewerb um den größten, schönsten und „authentischen“ Osterbrunnen.

Bieberbach bei Egloffstein

Für die aufwändige Arbeit zu Ostern hat sich im Gemeindeteil Bieberbach mit nicht einmal 400 Einwohnern eigens ein Heimatverein, der „Club 22“, gegründet. 800 bis 1000 Eier kommen jedes Jahr neu hinzu, alte und zerbrochene müssen ausgetauscht werden. Für das Ausblasen der Eier hat sich der Verein sogar eine kleine Pumpe angeschafft.

Doch die meisten Frauen verlassen sich auf die alte Methode: Die "Mundarbeit" ist schneller und unkomplizierter. Während das Ausblasen und Anmalen viel Spaß macht, sei die Arbeit an den Eier-Girlanden richtig anstrengend, so die Ostereierprofis. Um die Eier an Schleifchen und Holzstäbchen zu befestigen braucht es viel Geschick und Geduld.

Bieberbach bei Egloffstein

Mit ihren mittlerweile über 11 000 Eiern waren die Bieberbacher lange Jahre ungeschlagen, im Guinness Buch der Rekorde eingetragen.

Nach dem zweitem Rekordjahr 2005 folgte ein Jahr später jedoch die Ernüchterung: Sulzbach-Rosenberg hatte einen noch größeren Brunnen.

Für unsere Vorfahren war das Ei ein zerbrechliches Gebilde, in dem eine geheime Kraft Leben entstehen ließ, dass schließlich als neues Lebewesen aus der Schale hervorbrach. Das Geheimnis des Lebens steckte im Ei, und verlieh ihm schon bei den ältesten Kulturen den Status eines Lebenssymbols.

Rot gefärbte Eier spielten eine besondere Rolle, denn Rot galt als die Farbe des Blutes, der Liebe und des Sieges.

Bieberbach bei Egloffstein

Bieberbach bei Egloffstein

Bieberbach bei Egloffstein

Schon Wochen vor Ostern laufen in Bieberbach in der Fränkischen Schweiz die Vorbereitungen für den Osterbrunnen auf Hochtouren. Zehn bis 15 Frauen treffen sich abends in der Dorfgaststätte zur geselligen Runde und bearbeiten hunderte Gänse- und Hühnereier.

Im Jahre 1992 musste ein besonders hoher Verlust von angemalten Eiern verkraftet werden. Diesmal hatten Zerstörer im Eierlager auf dem Dachboden zugeschlagen. Sie kamen leise und auf vier Füßen.

Sie ließen sich Zeit und sie arbeiteten gründlich. Es waren Mäuse. Mit ihren spitzen Nagezähnen verschafften sie sich Zugang zu den Eierkartons und machten sich über die bemalten Eier her. Zirka 1000 Stück wurden hierbei zerstört.

Bieberbach bei Eggloffstein

Sulzbach-Rosenberg