Frauen und Töchter - Elizabeth Cleghorn Gaskell - E-Book

Frauen und Töchter E-Book

Elizabeth Cleghorn Gaskell

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Beschreibung

"Eine Alltagsgeschichte" ist der Untertitel, den Mrs. Gaskell ihrem erfolgreichsten Roman verlieh. Und dieser Titel ist nicht nur für das betreffende Werk geeignet, sondern beschreibt treffend die ganze Gattung der Romanliteratur, die Jane Austen mehr oder weniger begründet hat und die für Großbritannien typisch ist. Die Handlung spielt in einer kleinen englischen Stadt auf dem Land; die Hauptakteure sind ein angesehener Arzt, seine Frau – eine alberne, hübsche, selbstsüchtige Gouvernante –, seine Tochter – ein Musterbeispiel einer jungen Dame vom Typ "Kleine Dorrit", seine Stieftochter – eine eigensinnige, flatterhafte, aber gutherzige junge Dame, die in Frankreich ausgebildet wurde – und bestimmte Mitglieder zweier Familien aus der Grafschaft, mit denen der Chirurg eine halb persönliche, halb berufliche Bekanntschaft pflegt. Die Handlung dreht sich um die Liebeleien zwischen dem Helden Roger Hamley, dem Archetypus eines großherzigen jungen Mannes, und der Tochter und Stieftochter des Chirurgen. Verliebt er sich in das hübsche französische Gesicht? Oder doch in das aufrichtige englische Herz? Erkennt er die Richtige, bevor es zu spät ist? Wer die Romane von Jane Austen liebt oder Liebesgeschichten à la "Bridgerton" mag, ist hier genau richtig aufgehoben. Dies ist Band drei von sechs.

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Seitenzahl: 223

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Frauen und Töchter

 

Eine Alltagsgeschichte, Band 3

 

ELIZABETH CLEGHORN GASKELL

 

 

 

 

 

 

 

Frauen und Töchter, Band 3, E. Cleghorn Gaskell

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783988681102

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

Inhalt:

Erstes Kapitel. Mistress Gibsons Freunde.1

Zweites Kapitel. Die Halbschwestern.14

Drittes Kapitel. Die Bedrängnisse  des alten Squires.34

Viertes Kapitel. Osborne  überdenkt seine Stellung.49

Fünftes Kapitel. Mistress  Gibsons kleines Diner.62

Sechstes Kapitel. Hollingford in Aufregung.72

Siebtes Kapitel. Ein Wohltätigkeitsball.85

Achtes Kapitel. Vater und Söhne.111

Neuntes Kapitel. Die Nebenbuhlerinnen.123

Zehntes Kapitel. Plänkeleien.142

 

Erstes Kapitel. Mistress Gibsons Freunde.

 

Eines Tages ward zu Mollys unendlicher Überraschung Mr. Preston zu Besuch angemeldet. Sie saß eben mit ihrer Stiefmama im Gesellschaftszimmer, und Cynthia war in die Stadt gegangen, um einige Einkäufe zu machen, als die Tür geöffnet und der Name des jungen Mannes genannt ward, der dann sofort die Schwelle überschritt.

Sein Eintritt schien eine Verwirrung und Verlegenheit herbeizuführen, welche Molly sich nicht erklären konnte. Er kam mit derselben dreisten, unbefangenen Miene, womit er ihren Vater in Ashcombe empfangen. Sein Reitanzug stand ihm sehr gut, und die Bewegung in der freien Luft hatte sein hübsches Gesicht angenehm gerötet.

Mistress Gibsons glatte Stirn runzelte sich jedoch ein wenig, als sie seiner ansichtig ward, und der Empfang, den sie ihm zu Teil werden ließ, war weit kühler, als der, welcher ihren Besuchern gewöhnlich beschieden zu sein pflegte. Dennoch aber lag zugleich ein Grad von Aufregung darin, welcher Molly ein wenig überraschte.

Mistress Gibson saß, als Mr. Preston das Zimmer betrat, an ihrem ewigen Stickrahmen, und als sie sich erhob, um ihn zu empfangen, warf sie ihren Knäuelkorb um und suchte dann, Mollys Anerbieten, ihr zu helfen, ausdrücklich ablehnend, sämtliche Knäuel und Wickel selbst auf, ehe sie ihren Gast ersuchte, Platz zu nehmen. Er stand mit dem Hut in der Hand da und affektierte ein Interesse an der Wiedererlangung der zerstreuten Garnknäuel, welches er –– wie Molly überzeugt war –– gewiss nicht fühlte, denn seine Augen schweiften dabei im Zimmer umher und schienen das Arrangement desselben in allen Einzelheiten zu inspizieren.

Endlich hatten Alle Platz genommen, und die Konversation begann.

"Es ist das erste Mal, dass ich seit Ihrer Vermählung in Hollingford bin, Mistress Gibson, sonst würde ich ganz gewiss meine Aufwartung schon gemacht haben," sagte Mr. Preston.

"Ich weiß, dass Sie in Ashcombe sehr beschäftigt sind," antwortete die Gattin des Arztes. "Ich erwartete gar nicht, dass Sie mich besuchen würden. Ist der Lord gegenwärtig in Cumnor Towers? Von Mylady habe ich seit länger als einer Woche nichts gehört."

"Der Lord ist noch in Bath, wo er aufgehalten. zu werden scheint. Ich habe jedoch einen Brief von ihm bekommen, worin er mir gewisse Aufträge an Mr. Sheepshank erteilt. Mr. Gibson ist wohl nicht zu Hause, fürchte ich?"

"Nein, er ist nicht da, er ist sehr viel außer dem Hause, fast fortwährend möchte ich sagen. Ich hätte nicht geglaubt, dass ich ihn so wenig sehen würde. Die Frau eines Arztes führt ein sehr einsames Leben, Mr. Preston."

"Ich sollte aber meinen, Sie könnten es kaum einsam nennen, da sie stets eine Gesellschafterin wie Miss Gibson in Ihrer Nähe haben," sagte er, indem er sich gegen Molly verneigte.

"Ich nenne es trotzdem Einsamkeit für eine Frau, wenn ihr Gatte abwesend ist. Der arme selige Mr. Kirkpatrick fühlte sich niemals glücklich, wenn ich nicht immer bei ihm war –– auf allen seinen Spaziergängen, bei allen seinen Besuchen musste ich ihn begleiten. Mr. Gibson scheint dagegen der Ansicht zu sein, dass ich ihm mehr im Wege sei."

"Aber Mama, Du kannst Dich doch nicht hinter ihm aufs Pferd setzen!" sagte Molly, "und wenn Du das nicht kannst, so kannst Du ihn auch nicht auf seinen Runden begleiten, die ihn oft sehr schwierige und schmale Wege führen."

"Er könnte sich ja eine Chaise anschaffen. Ich habe es ihm schon oft gesagt. Diese könnte ich dann auch des Abends benutzen, wenn ich mich in Gesellschaft begeben will. Der Mangel eines Wagens war einer der Gründe, weshalb ich den Wohltätigkeitsball von Hollingford nicht mitmachte. Die schmutzige Karrete aus dem Engel mag ich nicht. Wir müssen Papa wirklich anstacheln, dass er bis nächsten Winter einen Wagen anschafft. Es geht nimmermehr, dass Du und —"

Sie tat sich plötzlich Einhalt und blickte Mr. Preston verstohlen an, um zu sehen, ob er davon Notiz nähme. Dies war allerdings der Fall, aber er war nicht gesonnen, es sich merken zu lassen. Er wendete sich zu Molly und sagte:

"Sind Sie schon jemals auf einem öffentlichen Ball gewesen, Miss Gibson?"

"Nein, Mr. Preston," antwortete Molly.

"Es wird Ihnen aber großes Vergnügen machen, wenn die Zeit kommt."

"Das weiß ich doch nicht gewiss. Hätte ich viel Tänzer, so würde es mir allerdings Vergnügen machen, aber ich fürchte, ich habe zu wenig Bekanntschaften."

"Nun, glauben Sie denn, junge Männer wüssten nicht Mittel und Wege, sich mit hübschen jungen Damen bekannt zu machen."

Es war dies gerade eine von jenen Redensarten, durch welche Mr. Preston sich Molly schon früher missfällig gemacht, und dabei tat er die Äußerung in einem Ton, welcher bewies, dass es damit auf ein persönliches Kompliment abgesehen war. Molly tat sich daher nicht wenig auf die unbefangene Weise zugute, womit sie in ihrem Geplauder fortfuhr, gerade als ob sie nichts gehört hätte.

"Ich hoffe nur, dass auf dem ersten Ball, den Sie besuchen, ich einer Ihrer Tänzer sein werde. Ich bitte, vergessen Sie nicht diese meine erste Bewerbung um diese Ehre, wenn Sie vielleicht mit Engagementsanträgen überhäuft werden."

"Ich möchte mich nicht gern im Voraus binden," antwortete Molly, welche unter ihren gesenkten Augenlidern hervor gewahrte, dass er sich vorwärts neigte und sie ansah, als ob er eine Antwort mit Bestimmtheit erwartete.

"Junge Damen sind in der Praxis stets vorsichtig, wie bescheiden sie auch in der Theorie sein mögen," fuhr Mr. Preston fort, indem er sich in nachlässiger Weise an Mistress Gibson wendete. "Trotzdem dass Miss Gibson nicht viele Tänzer zu haben fürchtet, lehnt sie die Gewissheit, wenigstens einen zu haben, ab. Miss Kirkpatrick wird wohl, ehe die Bälle beginnen, aus Frankreich zurückgekehrt sein?"

Er sagte diese letzten Worte genau in demselben Ton, dessen er sich schon vorher bedient; Mollys Instinkt aber sagte ihr, dass er sich dabei Zwang antat. Sie blickte auf. Er spielte mit seinem Hut, beinahe als ob es ihm gleichgültig wäre, ob er eine Antwort auf seine Frage bekäme oder nicht. Dennoch horchte er aufmerksam, während ein halbes Lächeln seinen Mund umspielte.

Mistress Gibson errötete ein wenig und sagte nach einigem Zögern:

"Ja, allerdings. Meine Tochter wird, glaube ich, nächsten Winter bei uns sein und wahrscheinlich mit uns in Gesellschaft gehen."

"Warum sagt sie nicht sogleich, dass Cynthia schon da ist ?" fragte Molly sich im Stillen selbst, freute sich aber doch, dass Mr. Prestons Neugier nicht befriedigt ward.

Er lächelte immer noch, blickte aber diesmal zu Mistress Gibson auf, indem er fragte:

"Sie haben doch gute Nachrichten von ihr erhalten, hoffe ich?”

"Ja, sehr gute. Apropos, was machen denn unsere alten Freunde, die Robinsons? Wie oft denke ich an die viele Güte, die ich in Ashcombe von ihnen erfahren! Es sind treffliche Leute, ich wünschte, ich könnte sie bald einmal wiedersehen.

"Ich werde ihnen sagen, dass Sie die Güte gehabt, sich nach ihnen zu erkundigen. Ich glaube, sie sind Alle wohl auf."

Gerade in diesem Augenblick hörte Molly ein ihr vertrautes Geräusch, das Öffnen der Haustür. Sie wusste, dass es Cynthia sei, welche zurückkehrte, und wohl merkend, dass ihre Stiefmama einen geheimen Grund haben musste, die Anwesenheit ihrer Tochter vor Mr. Preston zu verbergen, und dass sie von dem boshaften Wunsche beseelt war, die Erwartung, in der er gekommen, zu vereiteln, erhob sie sich, um das Zimmer zu verlassen und Cynthia entgegenzugehen, ehe diese die Treppe heraufkäme. Einer der verstreuten Garnknäuel aber hatte sich in ihr Kleid und in ihre Füße verwickelt, und ehe sie sich von diesem Hindernis befreit, hatte Cynthia die Tür des Besuchszimmers geöffnet und blieb auf der Schwelle stehen, indem sie ihre Mutter, Molly und Mr. Preston betrachtete, aber ohne einen Schritt näher zu kommen. Ihre Wange, die im ersten Augenblick ihres Eintretens von schöner Röte gestrahlt, ward bleich, ihre Augen aber, ihre schönen Augen, die sonst so sanft und ernst waren, begannen plötzlich zu funkeln, und ihre Stirn runzelte sich, indem sie sich entschloss, näher zu treten und ihren Platz unter den drei Personen einzunehmen, welche alle sie mit verschiedenen Gemütsregungen betrachteten.

Sie bewegte sich ruhig und langsam vorwärts. Mr. Preston ging ihr einige Schritte entgegen, streckte die Hand aus und verriet durch den ganzen Ausdruck seines Gesichts, dass ihr Anblick ihn mit der lebhaftesten Freude erfüllte.

Sie nahm jedoch von der ihr dargebotenen Hand eben so wenig Notiz, als von dem Stuhl, den er für sie zurechtrückte. Sie setzte sich vielmehr auf ein kleines, in einer der Fensterbrüstungen angebrachtes Sofa und rief Molly zu sich.

"Sieh einmal meine Einkäufe an," sagte sie. "Für dieses grüne Band habe ich vierzehn Pence die Elle bezahlt, für diesen Seidenstoff drei Schilling," und so fuhr sie fort, indem sie sich zwang, von diesen Kleinigkeiten zu sprechen, als ob diese die ganze Welt für sie wären und sie für ihre Mutter und deren Besuch nicht die mindeste Aufmerksamkeit übrighätte.

Mr. Preston hielt es für das Geratenste, dieses Benehmen nachzuahmen. Auch er sprach daher von den Tages- und Stadtneuigkeiten. Molly aber, die von Zeit zu Zeit einen Blick auf ihn warf, erschrak fast über den heimtückischen Ausdruck unterdrückter, fast an Rachsucht grenzender Wuth, der seine schönen Züge entstellte. Sie wünschte nicht wieder hinzusehen, und bemühte sich vielmehr, Cynthias Anstrengungen, eine getrennte Konversation im Gange zu erhalten, zu unterstützen.

Dennoch konnte sie nicht umhin, zu hören, wie Mistress Gibson immer höflicher ward, wie um den jungen Mann für Cynthias Unfreundlichkeit zu entschädigen und womöglich seinen Zorn zu beschwichtigen. Sie sprach fortwährend, als ob sie die Absicht hätte, ihn möglichst lange aufzuhalten, wogegen sie vor Cynthias Eintritt häufig lange Pausen in der Konversation hatte eintreten lassen, wie um ihm Gelegenheit zu geben, sich baldigst wieder zu empfehlen.

Im Lauf des Gesprächs kam die Rede auch auf die Hamleys. Mistress Gibson verweilte stets gern bei Mollys vertrauter Bekanntschaft mit dieser angesehenen Familie, und als ihre Stieftochter ihren Namen nennen hörte, sagte Mistress Gibson gerade:

"Die arme Mistress Hamley konnte fast ohne Molly nicht sein. Sie betrachtete sie beinahe wie ihre eigene Tochter, besonders in der letzten Zeit, wo sie, fürchte ich, von großer Unruhe und Sorge gequält ward. Ihr Sohn Osborne –– Sie haben wohl schon davon gehört?"

"Machte sich auf der Universität nicht so gut, wie man es von ihm erwartet hatte."

Aber was kam eigentlich darauf an? Er studierte ja nicht, um sich später einmal sein Brot verdienen zu können. Ich nenne es einen törichten Ehrgeiz, wenn ein junger Mann, der sich nicht einem Brotstudium widmen will, nach akademischen Titeln und Würden trachtet."

"Na, der Squire wird nun jedenfalls "zufriedengestellt sein. Erst heute Morgen las ich in der Times das Namensverzeichnis von der letzten Prüfung. Heißt der zweite Sohn nicht Roger, wie der Vater?"

"Ja," sagte Molly, indem sie aufstand und nähertrat.

"Dieser hat eine der besten Zensuren davongetragen," fuhr Mr. Preston in einem Ton fort, als ob es ihm ärgerlich wäre, etwas sagen zu müssen, was ihr Vergnügen machen könnte.

Molly kehrte wieder auf ihren Platz neben Cynthia zurück.

"Die arme Mistress Hamley!" sagte sie leise und wie bei sich selbst.

Cynthia ergriff sie bei der Hand, mehr aus Sympathie mit ihrer wehmütigen, traurigen Miene, als weil sie Alles verstanden hätte, was in Mollys Gemüt vorging, ja, diese verstand es selbst nicht ganz. Sie fragte sich, ob die Toten wohl wüssten, was auf der Erde, die sie verlassen, geschieht, sie dachte an die Misserfolge des genialen Osborne und an Rogers Sieg, wie an die Eitelkeit aller menschlichen Wünsche.

Nach wenigen Minuten hatte sie sich jedoch wie der gefasst; Mr. Preston sagte im Ton erheuchelter Sympathie alle unangenehmen Dinge, auf die er sich in Bezug auf die Hamleys nur besinnen konnte.

"Der arme alte Squire, der überhaupt nicht zur Zahl der Klügsten gehört, hat sein Gut auf beklagenswerte Weise schlecht bewirtschaftet. Sein Sohn Osborne ist ein viel zu feiner Gentleman, als dass er wissen sollte, wie man den Wert eines Grundstücks erhöhen kann. –– selbst wenn er die Mittel dazu hätte. Ein Mann, der praktische Kenntnisse vom Ackerbau hat und einige Tausend bares Geld besitzt, könnte den jährlichen Ertrag dieses Besitztums bis auf achttausend Pfund, ja vielleicht noch darüber bringen. Natürlich wird Osborne eine reiche Frau zu bekommen suchen, und vielleicht gelingt ihm dies. Die Familie ist alt und angesehen, obschon ich es ihm nicht zutraue, da er mir nicht der Mann zu sein scheint, der einen einmal gefassten Plan mit Beharrlichkeit zu verfolgen weiß. Es geht mit der Familie den Krebsgang, und es ist schade, dass diese alten sächsischen Häuser immer mehr verschwinden. Die Hamleys müssen aber "Kismet" sagen, wie die Türken; das Schicksal hat es einmal so beschlossen. Auch Roger, wenn er nämlich der Roger Hamley ist, der die gute Zensur erlangt, wird sein ganzes bisschen Gehirn auf diesen einen Wurf gesetzt haben. Die Erfahrung lehrt, dass gerade solche, die das Examen vorzüglich gut bestehen, später in der Praxis nicht viel taugen. Indessen wird er wahrscheinlich unter die Zahl der Stipendiaten aufgenommen, und dann ist er doch, was seinen ferneren Lebensunterhalt betrifft, jeder Sorge überhoben."

"Ich meinerseits," rief Cynthia mit laut hallender Stimme," glaube, dass Roger Hamley sich der Auszeichnung, die er erworben, auch in Zukunft würdig zeigen wird. Dabei aber glaube ich auch, dass das Haus Hamley in Bezug auf Reichtum, Ansehen und guten Namen seinem Erlöschen noch nicht so nahe ist."

"Dann kann dieses Haus sich etwas darauf einbilden, dass es Sie zur Verteidigerin hat, Miss Kirkpatrick," sagte Mr. Preston, indem er sich erhob, um Abschied zu nehmen.

"Liebe Molly," sagte Cynthia leise, "ich weiß von Deinen Freunden, den Hamleys, weiter nichts, als dass sie eben Deine Freunde sind und was Du mir noch sonst von ihnen erzählt hast, kann aber nicht zugeben, dass dieser Mensch so von ihnen spricht, während Dir dabei die Tränen in die Augen treten. Lieber will ich beteuern und beschwören, dass sie alle Talente besitzen und alles Glück haben, was es unter der Sonne gibt."

Der einzige Mensch, vor welchem Cynthia eine heilsame Furcht zu haben schien, war Mr. Gibson, ihr Stiefvater. Wenn er zugegen war, so wählte sie ihre Worte sorgfältiger und zeigte sich auch ehrerbietiger gegen ihre Mutter. Ihr augenscheinlicher Respekt vor ihm und der Wunsch, seine gute Meinung zu erwerben, bewog sie, sich vor ihm zu beugen, und auf diese Weise kam es, dass er sie als ein munteres, verständiges Mädchen betrachtete, welches gerade genug Weltkenntnis besäße, um für Molly eine sehr erwünschte Freundin und Genossin zu sein.

Überhaupt war dies der Eindruck, den Cynthia gewissermaßen auf Alle machte. Man war zuerst von ihrer persönlichen Erscheinung betroffen, und bemerkte dann mit Vergnügen die gewinnende Art und Weise, auf welche sie ganz bescheiden und mit bittendem Blick zu sagen schien: Ihr seid klug, und ich bin töricht –– habt mit meiner Torheit Erbarmen. Natürlich war dies bloß ihre Manier so, und sie wusste fast selbst nichts davon; trotzdem aber äußerte es eine bezaubernde Wirkung. Selbst Williams, der alte Gärtner, konnte sich diesem Zauber nicht entziehen, denn er sagte zu Molly, seiner Vertrauten:

"Wirklich, das ist eine allerliebste junge Dame! Sie hat so etwas Einschmeichelndes. Ich soll ihr, wenn die Jahreszeit kommt, zeigen, wie man Rosen absenkt, und ich bin überzeugt, sie wird es sehr schnell lernen, trotzdem dass sie fortwährend von ihrer Albernheit spricht."

Hätte Molly nicht das beste Gemüt von der Welt besessen, so hätte sie auf die Huldigungen, die man Cynthia fortwährend darbrachte, eifersüchtig werden können; aber es fiel ihr nicht ein, den Grad von Bewunderung und Liebe, den man Einer oder der Anderen zollte, zu vergleichen. Dennoch schien es ihr ein wenig, als ob Cynthia, um uns eines gewöhnlichen Ausdrucks zu bedienen, ihr "ins Revier käme."

Die Einladung zu dem stillen, gemütlichen Diner war an Osborne Hamley abgesendet, von ihm aber abgelehnt worden. Dennoch hielt er es für seine Pflicht, bald darauf einen Besuch zu machen. Es war dies das erste Mal seit Mistress Hamleys Tode, dass Molly Jemanden von der Familie wiedersah, und sie hatte natürlich viel zu fragen. Sie bemühte sich, geduldig zu warten, bis ihre Stiefmama mit dem Strom ihrer unendlichen, völlig nichtigen Bemerkungen fertig wäre, und dann stellte sie ihre bescheidenen Fragen: Was machte der Squire? War er wieder zu seinen alten Gewohnheiten zurückgekehrt? Hatte seine Gesundheit gelitten?

Jede dieser Fragen stellte Molly so zart und behutsam, als ob es sich um das Berühren empfindlicher Wunden gehandelt hätte.

Ehe sie von Roger sprach, zögerte sie ein wenig, denn sie bedachte, dass Osborne den Unterschied zwischen der akademischen Laufbahn seines Bruders und seiner eigenen zu schmerzlich empfinden würde, als dass es ihm lieb sein könnte, diesen Punkt zur Sprache gebracht zu sehen. Gleich darauf aber dachte sie auch an die edelmütige brüderliche Liebe, die stets zwischen den beiden jungen Männern geherrscht, und hatte eben dieses Thema aufgeworfen, als Cynthia, dem Ruf ihrer Mutter gehorchend, in das Zimmer trat und ihre Arbeit aufnahm. Niemand. hätte ruhiger sein können. Sie sprach kaum ein Wort.

Osborne schien sofort von dem Zauber ihrer Persönlichkeit gefangen genommen zu werden. Er widmete Molly nicht mehr seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Er beantwortete ihre Fragen nur noch kurz, und allmählich hatte er sich, ohne dass Molly selbst recht wusste, wie es kam, gegen Cynthia gewendet und richtete seine Worte bloß an diese.

Molly sah den Ausdruck von Zufriedenheit in den Zügen ihrer Stiefmutter. Vielleicht war es ihr eigener Verdruss darüber, dass sie nicht über Roger Alles gehört, was sie zu wissen wünschte, was Molly einen schärferen Einblick in die Situation gab, als sie gewöhnlich besaß. Gewiss aber ist, dass sie sofort gewahrte, ihre Stiefmutter werde eine Heirat zwischen Osborne und Cynthia gar nicht ungern sehen, und betrachte die gegenwärtige Gelegenheit als einen günstigen Anfang.

Des Geheimnisses, zu dessen Kenntnis sie ohne ihr Zutun gelangt, eingedenk, beobachtete Molly das Benehmen des jungen Mannes beinahe, als ob sie es im Auftrage und im Interesse der abwesenden Gattin täte.

Vielleicht dachte Molly auch ebenso sehr an die Möglichkeit, dass Osborne Cynthia ebenfalls für sich einnehmen könnte, als an die unbekannte und geheimnisvolle Mistress Osborne Hamley. Sein Benehmen verriet großes Interesse und starke Eingenommenheit zu Gunsten der schönen jungen Dame, mit welcher er sprach. Er war in tiefe Trauer gekleidet, welche seine schlanke Gestalt und seine feinen Züge vorteilhaft hervorhob. Dennoch aber war dabei in seiner Miene sowohl als in seinen Worten, insoweit Molly die Bedeutung derselben verstand, nichts von einem Versuche zu Liebelei zu bemerken.

Auch Cynthia war außerordentlich ruhig. Männern gegenüber war sie überhaupt allemal viel ruhiger, als wenn sie mit Frauen sprach, und eben in diesem passiven Wesen beruhte zum Teil der Zauber, durch welchen sie so zu bestricken wusste.

Man sprach von Frankreich. Mistress Gibson hatte selbst zwei oder drei Jahre ihrer Jugend daselbst zugebracht, und Cynthias seit so kurzer Zeit erst erfolgte Rückkehr von Boulogne machte das Thema zu einem sehr natürlichen. Molly aber konnte nun nicht mehr an der Konversation Teil nehmen, und während ihr Herz noch in Bezug auf die Einzelheiten von Rogers Erfolg unbefriedigt war, musste sie endlich aufstehen und Osbornes Abschiedsgruß empfangen, der kaum länger und vertraulicher war als das Lebewohl, welches er Cynthia sagte.

Sobald als er fort war, begann Mistress Gibson sein Lob zu preisen.

"In der Tat," sagte sie, "ich fange wirklich an zu glauben, dass Personen von alter Herkunft Vorzüge besitzen, die Anderen nicht eigen sind. Welch ein feiner Gentleman ist dieser Mr. Osborne! Wie angenehm und höflich! Wie ganz anders als der vorlaute Mr. Preston!" fuhr sie fort, indem sie einen unruhigen Blick auf Cynthia heftete.

Diese, welche wusste, dass man eine Antwort von ihr erwartete, sagte in kaltem, gleichgültigem Ton:

"Mr. Preston gewinnt allerdings, wenn man ihn näher kennen lernt, durchaus nicht; dennoch gab es eine Zeit, Mama, wo wir ihn Beide, glaube ich, sehr liebenswürdig fanden."

"Darauf kann ich mich nicht mehr besinnen. Du hast ein besseres Gedächtnis als ich. Wir sprachen aber jetzt von diesem herrlichen Osborne Hamley. Du, Molly, hast fortwährend von seinem Bruder Roger gesprochen, und ich kann nicht begreifen, warum Du diesen jungen Mann so selten erwähnt hast."

Ich wüsste nicht, dass ich Mr. Roger so oft erwähnt hätte," antwortete Molly, ein wenig errötend. "Ich sah ihn aber allerdings weit mehr als seinen Bruder, er war mehr zu Hause."

"Na, es hat ja nichts zu sagen, Schätzchen. Wahrscheinlich gefällt er Dir am besten. In der Tat aber, als ich Osborne Hamley an der Seite meiner Cynthia sah, konnte ich nicht umhin, zu denken –– doch vielleicht ist es besser, wenn ich Dir nicht sage, was ich dachte. Beide zeichnen sich durch ihre äußere Erscheinung so vor der großen Menge aus, dass man dadurch notwendig auf gewisse Gedanken geführt wird."

"Ich verstehe vollkommen, was Du denkst, Mama," sagte Cynthia mit der größten Gelassenheit, "und ich zweifle nicht, dass Molly es auch versteht."

"Nun, es ist ja etwas so völlig Harmloses. Hörtest Du, wie er sagte, dass er, obschon er seinen Vater gerade jetzt nicht gern allein lassen wollte, doch, wenn sein Bruder von Cambridge zurückkäme, sich freier fühlen würde. Es war dies ebenso gut, als wenn er gesagt hätte: "Wenn Sie mich dann einmal zu Tische bitten wollen, so werde ich mit dem größten Vergnügen kommen." Mittlerweile werden auch die jungen Hühner wohlfeiler, und unsere Köchin versteht dieselben auf ausgezeichnete Weise zuzubereiten. Es scheint sich somit Alles recht günstig zu gestalten. Du, Molly, weißt, dass ich Dich deswegen nicht vergessen werde, und wenn Roger Hamley seinerseits wieder zu Hause bei seinem Vater sein wird, wollen wir ihn dann ebenfalls zu einem unserer kleinen, gemütlichen Diners einladen."

Molly wusste nicht sogleich, wo ihre Stiefmutter hinauswollte. Nach einigen Minuten aber ward es ihr klar, und sie errötete über und über besonders als sie bemerkte, dass Cynthia sie mit großem Vergnügen zu betrachten schien.

"Ich fürchte, Mama, Molly ist nicht so dankbar, wie sie sein sollte. Wenn ich an Deiner Stelle wäre, so würde ich mir nicht die Mühe nehmen, ihretwegen eine Tischgesellschaft zu geben. Wende Deine Güte lieber ausschließlich mir zu."

Molly wusste oft nicht, was sie von dem, was Cynthia zu ihrer Mutter sagte, denken sollte, und dies war wieder eine dieser Abgeschmacktheiten. In diesem Augenblick jedoch lag ihr mehr daran, etwas für sich selbst zu sagen, denn die Andeutung, die in Mistress Gibsons letzten Worten lag, war ihr sehr ärgerlich.

"Mr. Roger Hamley," hob sie an, ist immer sehr freundlich gegen mich gewesen. "Er war zur Zeit meines Verweilens dort viel zu Hause, während Mr. Osborne nur selten anwesend war. Dies ist der Grund, weshalb ich von dem Einen so viel mehr sprach, als von dem Andern. Hätte ich –– hätte er," fuhr sie fort, indem sie vor lauter Verlegenheit aus der Construction fiel, "geahnt, ich glaube nicht, dass ich –– oh Cynthia, lache doch nicht über mich, sondern hilf mir lieber mich deutlich machen!"

Cynthia gab aber, anstatt dies zu tun, dem Gespräch eine andere Wendung.

"Mamas Abgott macht auf mich den Eindruck der Schwäche, nur weiß ich nicht gewiss, ob der körperlichen oder der geistigen. Was meinst Du, Molly?"

"Ich weiß, er ist nicht stark, aber er besitzt viel Talent und Bildung. Dies sagt sogar unser Papa, der doch sonst junge Leute in der Regel nicht lobt. Umso seltsamer ist es, dass er auf der Universität so schlecht bestanden hat."

"Dann ist es wahrscheinlich sein Charakter, welcher schwach ist. Irgendwo ist er mit Schwäche behaftet, davon bin ich überzeugt. Dennoch ist er sehr liebenswürdig, und es muss sehr angenehm gewesen sein, in Hamley Hall zu verweilen."

"Ja, nun aber ist Alles vorüber."

"Ach, Unsinn!" rief Mistress Gibson, welche die Stiche ihres Musters gezählt, und richtete sich empor. "Ihr werdet sehen, dass die jungen Männer sehr oft zu uns zu Tische kommen. Euer Vater ist ihnen gewogen, und ich werde es mir zur Aufgabe machen, seine Freunde willkommen zu heißen. Um ihre Mutter können die jungen Männer doch nicht ewig trauern. Ich erwarte, dass wir sie sehr häufig sehen und dass die beiden Familien recht intim mit einander werden. Die guten Leute hier in Hollingford sind ohnedies fürchterlich hinter ihrer Zeit zurück und in ihrer Unterhaltung ein wenig zu schal und alltäglich."  

 

 

Zweites Kapitel.Die Halbschwestern.

 

Es schien, als ob Mistress Gibsons Vorhersagungen in Erfüllung gehen sollten, denn Osborne Hamley befand sich ziemlich oft in ihrem Besuchszimmer. Freilich kann ein Prophet zuweilen zur Erfüllung seiner Prophezeiungen selbst mit beitragen, und Mistress Gibson verhielt sich durchaus nicht untätig.

Molly wusste nicht, was sie von der Art und Weise des jungen Mannes denken sollte. Er sprach davon, dass er dann und wann von Hause abwesend gewesen, ohne dass er genau sagte, wo er sich aufgehalten. Es stimmte dies nicht mit den Ideen überein, welche Molly sich von dem Verhalten eines verheirateten Mannes gemacht, der nach ihrer Meinung ein Haus und Dienerschaft haben, Abgaben zahlen und mit seiner Frau zusammenleben musste. Die Frage, wer diese geheimnisvolle Frau sei, erschien ihr der gegenüber, wo sie sei, gewissermaßen unbedeutend. London, Cambridge, Dover, ja sogar Frankreich wurden von ihm als die Orte erwähnt, an welchen er auf seinen verschiedenen Reisen verweilt.

Diese Tatsachen stellten sich nur ganz gelegentlich heraus, fast als ob der Erzähler gar nicht wüsste, dass er sie verriete. Zuweilen ließ er Reden fallen, wie zum Beispiel folgende:

"Ach, das muss an dem Tage gewesen sein, wo ich über den Kanal fuhr. Ja, es war sehr stürmisch, denn anstatt wie gewöhnlich nur zwei Stunden zu brauchen, waren wir beinahe fünf unterwegs." Oder: "Ich traf Lord Hollingford vorige Woche in Dover, und er sagte u. s. w." "Die Kälte, die wir heute haben, ist nichts gegen die, welche vorigen Donnerstag in London herrschte; das Thermometer stand auf fünfzehn Grad."

Diese kleinen Offenbarungen wurden im raschen Fluss der KKonversation und vielleicht nur von Molly allein gehört, deren Interesse einmal geweckt und deren Neugier fortwährend über dem Geheimnis brütete, in dessen Besitz sie der Zufall gebracht, trotzdem dass sie sich fast unausgesetzt Vorwürfe darüber machte, dass sie ihre Gedanken bei etwas verweilen ließ, was noch ein Geheimnis bleiben sollte.

Dabei war es ihr auch klar, dass Osborne sich zu Hause nicht allzu glücklich fühlte. Er hatte jetzt nicht mehr jenen kleinen Anflug von Zynismus, den er offenbart, als man von ihm erwartete, er werde auf der Universität Wunder verrichten, und dies war wenigstens ein gutes Ergebnis seiner Niederlage. Wenn er sich jetzt auch eben so wenig als sonst die Mühe nahm, andere Leute und ihre Leistungen richtig zu würdigen, so war doch seine Konversation nicht mehr so reichlich wie früher mit kritischem Pfeffer gewürzt.

Mistress Gibson fand ihn jetzt zerstreuter und nicht mehr so liebenswürdig wie sonst, äußerte aber darüber nichts. Er sah kränklich aus; dies war vielleicht die Folge der wirklichen Gedrücktheit des Gemüts, welche Molly zuweilen durch all' sein angenehmes oberflächliches Geschwätz hindurchschimmern sah.

Dann und wann sprach er direkt zu ihr. Er kam dann auf die entschwundenen glücklichen Tage" oder die Zeit zurück, wo seine Mutter noch gelebt, und dann senkte sich seine Stimme, eine Wolke breitete sich über sein Gesicht, und Molly sehnte sich, ihm ihre tiefe Sympathie zu erkennen zu geben.

Seinen Vater erwähnte er nicht oft, und Molly glaubte, wenn er es tat, in seinem Benehmen lesen zu können, dass ein gewisser Grad der peinlichen Zurückhaltung, die sie bemerkt, als sie das letzte Mal in Hamley Hall gewesen, noch zwischen den Beiden fortbestehe. Beinahe Alles, was sie von den inneren Verhältnissen der Familie wusste, hatte sie von Mistress Hamley gehört, und sie wusste nicht genau, in wie weit ihr Vater damit bekannt wäre. Deshalb wollte sie ihn nicht so genau ausfragen, und Mr. Gibson war ohnehin nicht der Mann, der sich über die häuslichen Angelegenheiten seiner Patienten gern ausfragen ließ.

Zuweilen fragte sie sich, ob es kein Traum gewesen sei, jene kurze halbe Stunde in der Bibliothek zu Hamley Hall –– wo sie eine Tatsache erfahren, die für Osborne so verhängnisvoll zu sein. schien, gleichwohl aber in seiner Lebensweise sowohl wie in Bezug auf sein Reden und Tun so wenig Unterschied machte.

Während der zwölf oder vierzehn Stunden, die sie damals noch in Hamley Hall zugebracht, war weder von Osborne selbst noch von Roger eine weitere Anspielung auf diese heimliche Ehe gemacht worden, ja es war in der Tat wie ein Traum.

Wahrscheinlich würde Molly der Besitz dieses Geheimnisses noch unbehaglicher und drückender geworden sein, wenn sie bemerkt hätte, dass Osborne in seinem Benehmen gegen Cynthia ganz besonders aufmerksam gewesen wäre. Sie hatte auch offenbar viel Anziehendes für ihn, dennoch aber nicht so, dass er sich dadurch leidenschaftlich angeregt gefühlt hätte. Er bewunderte ihre Schönheit und schien sich ihrem Zauber gern hinzugeben, aber gleichwohl stand er von ihrer Seite auf und setzte sich zu Molly, sobald ihn etwas an seine Mutter erinnerte, über welche er mit ihr, und nur mit ihr allein, sprechen konnte.