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"Frauenherz" enthält die Gedichte der 1877 in Darmstadt verstorbenen Schriftstellerin und Frauenrechtlerin.
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Seitenzahl: 85
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Frauenherz– Meine Gedichte
Luise Büchner
Inhalt:
Luise Büchner – Biografie und Bibliografie
Jugendklänge
Sonette
Spätere Tage
Lieder
Erzählende und Gelegenheits-Gedichte.
Der Sclavin Teppich
Lorenzo di Medici
Die Ehekämpen
Frauenherz, L. Büchner
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849606657
www.jazzybee-verlag.de
Schriftstellerin, Schwester von Georg Büchner, geb. 12. Juni 1821 in Darmstadt, lebte in Darmstadt und starb daselbst 28. Nov. 1877. Ihr erstes Schriftchen: »Die Frauen und ihr Beruf« (Frankf. a. M. 1855; 5. Aufl., Leipz. 1883), erregte um seiner gefunden Anschauungen willen ein gewisses Aufsehen. Demnächst erschienen von ihr: »Aus dem Leben«, Novellen (Leipz. 1861); der Roman »Das Schloß zu Wimmis« (das. 1864); ein Band Gedichte: »Frauenherz« (2. Aufl., Berl. 1866); »Weihnachtsmärchen« (2. Aufl., Glogau 1882); »Klara Dettin«, erzählen des Gedicht (das. 1874) u. a. In der Frauenfrage zeigte sich Luise B. höchst tätig. Sie war Vizepräsidentin des Alice-Vereins (s.d.) und Mitbegründerin des Alicelyzeums in Darmstadt. Von ihren übrigen Schriften sind anzuführen: »Praktische Versuche zur Lösung der Frauenfrage« (Berl. 1870); »Über weibliche Berufsarten« (Darmst. 1872); »Die Frau. Hinterlassene Aufsätze, Abhandlungen und Berichte zur Frauenfrage« (Halle 1878) und »Nachgelassene belletristische und vermischte Schriften« (Frankf. a. M. 1878, 2 Bde.).
Wichtige Werke:
· Das Schloss zu Wimmis. Rom. 8. (267) Ebda. 1864.
· Deutsche Geschichte v. 1815–1870. 20 Vorträge. 8. (627) Ebda. 1875.
· Dichterstimmen aus Heimat u. Fremde. 5. Aufl. 16. (593 m. H.) Halle a. S. 1876
· Die Frau. Hinterlassene Aufsätze, Abhandlgn. u. Berichte zur Frauenfrage. Mit Portr. d. Verfass. in Stahlst. 8. (470) Ebda. 1878.
· Die Frauen u. ihr Beruf. 5. Aufl. 8. (278) Leipzig 1884
· Frauenherz. Gedichte. 2. Aufl. 8. (155) Hamm 1864
· Klara Dettin. Erzählendes Gedicht. 16. (94) Leipzig 1874
· Nachgelassene belletristische u. vermischte Schriften. 2 Bde. 8. (736) Frankfurt a. M. 1878
· Praktische Versuche zur Lösg. der Frauenfrage. 8. (80) Berlin 1870
· Über Verkaufs- u. Vermittlungsstellen f. weibl. Handarbeit. 8. (27) Leipzig 1873
· Über weibl. Berufsarten. In »Was willst du werden?« 8. (53) Darmstadt 1871
· Weihnachtsmärchen. 2. Aufl. 8. (124 m. 8 chromolith. Bildern.) Glogau 1882
Guter Rath
Still mußt du werden, pochend Herz,
Still wie der Stern am Himmelszelt,
Wie er, mußt unberührt du steh'n
Vom nicht'gen Treiben dieser Welt.
Still mußt du werden wie der Fels,
An dem sich wild die Brandung bricht;
Ob auch ein Schifflein jach zerschellt
An seinem Fuß, er fühlt es nicht.
Still mußt du werden wie der Schwan,
Der lautlos schwimmt den See dahin,
Wie einsam er die Fluth zertheilt,
Mußt du des Lebens Kreise zieh'n.
So stolz mußt steh'n du, so allein,
Dann wirst du froh und glücklich sein./
Doch ach! du seufzest leise: nein,
Nicht froh, nicht glücklich werd' ich sein!
O, ich versteh' dich, glühend Herz,
Zu heiß liebst du das Leben noch,
Trotz seinen Schmerzen, seiner Qual,
Trotz seiner Noth liebst du es doch.
So schlag' in Menschenleid und Lust,
So dulde denn und klage nicht,
Sei einsam eher nicht und kalt,
Nicht still, als bis der Tod dich bricht!
Erinnerung
Hier will ich sitzen und ruhen
An diesem lieblichen Ort,
Will schweifen lassen das Auge
In's Weite von Ort zu Ort.
Will stille sitzen und denken
An Alles was ich geliebt,
Will Alles, Alles vergessen,
Was mich verletzt und betrübt.
Und kann ich es denn verbannen,
Woran ich nicht denken will?
Wie bleibt es beim frohen Erinnern
Im Herzen so öd' und so still!
Es sind so innig verbunden
In mir die Freuden und Weh'n,
Daß nur vereint sie entschlummern,
Vereinigt nur aufersteh'n!
Ein Traum
Wenn oft ich einsam saß und allein,
Dann wiegte der lieblichste Traum mich ein,
Sein weicher Arm mich liebend umschlang,
Sein Mund die süßesten Lieder sang.
Er legt' auf's Herz sich erfrischend und mild,
Wie Thau auf dürstende Blumen quillt,
Er säuselt' um mich wie im Schilfe der Wind
Und kühlte die brennende Stirne lind.
Er war so heiter, so golden schön,
Wie die Sonne strahlt um der Berge Höh'n,
Wenn sie noch einmal aus Wolken bricht,
Eh' in Nacht versinket ihr glänzend Licht.
Umwoben von seinem Zauberband
Vergaß ich des Lebens Schmerz und Tand,
War reich von seliger Ahnung erfüllt,
Wie einst sich des Herzens Räthsel enthüllt.
Und wenn ich traurig und müde war,
Dann schloß ich zum Traume mein Augenpaar,
Und träumte Frieden mir in die Brust,
Bis nicht mehr des Schmerzes ich war bewußt,
Bis Himmelswonne die Seele durchzog –
Ach! daß der grausame Traum nur log;
Er ist dahin, das Erwachen war schwer,
Herz, mein Herz, o, träume nicht mehr!
Frühlingsgruß
Nur düstre Wolken seh' ich geh'n und kommen,
Und ewig droht der Winter fortzuwähren –
Die Seele war so trüb mir und beklommen,
Ich rief den Frühling, ach! er will nicht kommen,
Sie und des Himmels Stirne aufzuklären.
Und durch des Gartens Gänge dichtverschlungen
Ging ich – doch sieh, was hat sich dort begeben!
Schneeglöcklein sind der kalten Erd' entsprungen,
Sie haben siegend sich hervorgerungen,
Erweckt von eines Sonnenkusses Leben.
Nun stillt ihr, Frühlingsboten, mein Verlangen!
Ihr woll't in's Herz mir neues Leben senken!
Wie gläubig euer Kelch ist aufgegangen,
Weil er der Sonne einz'gen Kuß empfangen,
So soll mir Frühling euer Anblick schenken!
Frühling
Du schöner Frühling, o, wie lieb' ich dich!
Mehr als der Bräutigam die holde Braut;
Er weiß, sie wird ihm einstens angetraut,
Doch ich muß lieben dich mit Furcht und Beben,
Kaum da, fliehst du mit Windesschnelle mich
Und nimmst mir mit, das kaum erweckte Leben –
Du schöner Frühling, o, wie lieb' ich dich!
Du schöner Frühling, sei, o sei mir hold!
Spiel' um die Stirne mir mit süßem Hauch,
Und küsse mir den Thau vom müden Aug'!
Im Winter wächst die Qual bedrängter Herzen,
Des Lebens Schatten steh'n in seinem Sold;
Du kommst, ein Lächeln – es entflieh'n die Schmerzen,
Du schöner Frühling, sei, o sei mir hold!
Du schöner Frühling, meiner Seele Lust!
Mein schauernd Herz will ewig dir sich weih'n,
Es blieb dies Herz stets einsam und allein.
Nie mocht' ein Menschenauge mich beglücken
So tief in Lieb' und seligem Entzücken,
Als ich in deines Himmels Bläue seh'!
O, nimmer täuschest du! du kehrest wieder
Und neue Schönheit, neu erwachte Lieder
Verscheuchen jedes Leid und jedes Weh!
Zum Himmel wirst du immer neu mich heben,
In ew'ger Jugend werd' ich mit dir leben,
Verblich der Locke Braun auch längst in Schnee!
Du schöner Frühling, ewig lieb' ich dich!
Am Baume
Am Baum' hab' ich gestanden,
Der war so hoffnungsgrün,
Nicht lange mehr kann's dauern
Und freudig wird er blüh'n.
Ein Zweiglein nur streckt trauernd
Die Arme nach mir aus,
Es ist so kahl und dürre,
Schlägt nirgends knospend aus.
O, Zweiglein! was erwachest
Du nicht im Frühlingshauch?
Die Sonne küßt die Fluren,
Sie küsset dich ja auch!
Lockt nicht des Himmels Bläue,
Der lauen Lüfte Weh'n,
Dich, wie die Nachbarzweige
Im Blüthenschmuck zu steh'n?
Laß deine Rinde schwellen
Von frischem Lebenssaft –
Doch, Zweiglein, ach! ich sehe
Dir fehlt die inn're Kraft!
Dein Mark, ach! ist erstorben,
Vom Winterfrost verzehrt,
Dein zartes Leben haben
Die Stürme rauh zerstört.
Für dich scheint keine Sonne,
Weht keine Frühlingsluft,
Dir sind die Lenzgefilde
Nur eine Todtengruft. –
Ich gehe still von dannen,
Und denk' an dich zurück,
Und an so mancher Herzen
Dahin gewelktes Glück.
In deren zarte Blüthe
Auch drang so eisig Weh'n,
Daß unter den Lebend'gen
Sie wie Gestorb'ne steh'n!
»Die Glockenstimmen erschallen«
Die Glockenstimmen erschallen,
Mild leuchtet der Abendstern,
Und feierlich kündet ihr Hallen
Die Auferstehung des Herrn.
Ihr hellen Osterglocken,
Ich hört' euch schon manches Jahr,
Bald unter Scherz und Frohlocken,
Bald wenn ich in Thränen war.
Heut' tönt mir euer Läuten
So trüb' und so ahnungsvoll,
Nicht weiß ich, was mir bedeuten
Das ernste Hallen soll.
Wie mög't ihr mir wohl erklingen,
Wenn wieder ein Jahr hinab?
Wie Weinen, wie fröhlich Singen,
Oder auf meinem Grab?
An Marie
Ob ich dich liebe, wolltest du mich fragen –
Und was ich liebe, will ich treu dir sagen:
Das Blümchen lieb' ich, das die würz'gen Düfte
Ausstreuet in die lauen Frühlingslüfte,
Und doch sich tief verbirgt im dunklen Moos –
Kein Auge sieht der Heimath stillen Schooß.
Den See auch lieb' ich, deß krystallner Quell
Dem Blick sich öffnet bis zum Grunde hell,
Auf dessen Spiegel sich in sanftem Licht
Getreu des Himmels milder Abglanz bricht.
So lieb' ich auch der Jungfrau still Gemüth,
Das nur für Schönes, Heiliges erglüht.
Das fromme Herz, das muschelfest umschließt
Den reinen Kern, dem Reines nur entsprießt. –
Nun weißt du was ich liebe, denke nach,
Ob ich, Marie, dich wohl lieben mag.
Sanfter Trost
Einer Freundin.
Geschieden ist die Sonne,
Kein Blümlein mehr mag blüh'n,
Und nur des Epheus Blätter
Schmückt noch ein sanftes Grün.
Und freudig uns're Seele
Darauf die Hoffnung baut,
Daß es nach ödem Winter
Den Frühling wieder schaut. –
So wird der bangen Seele
Die tiefer Schmerz erfüllt,
Im Lebensgrün der Hoffnung
Ein neuer Trost enthüllt.
Ein Frühling lacht ihr wieder,
Und Blumen pflückt die Hand,
Fällt manche Wehmuthsthräne
Auch auf des Kelches Rand.
Und wie der Epheu innig
Sich Rank' an Ranke schmiegt,
So wird die Seele stiller
An Freundes Herz gewiegt.
Jugendträume
Kalt ist, wer nicht Liebe suchet,
Spricht der Menschen große Zahl,
Elend ist, wer nie empfunden
Ihre Lust und ihre Qual!
Und das Letzte was sie sagen,
O, ich glaub' es ihnen wohl,
Aber niemals kann ich fassen,
Daß man Liebe suchen soll.
Liebe muß sich auf uns senken
Wie ein schöner, gold'ner Traum,
Ahnungslos muß sie durchdringen
Unsres Herzens tiefsten Raum.
Und wenn dann wir leis' erwachen,
Steht sie da als Königin,
Und vor ihrem Strahlenblicke
Sinken machtlos wir dahin.
So muß uns die Liebe nahen,
Soll sie heil'ge Liebe sein,
Denn der Schlaf schützt reine Herzen,
Himmlisches nur läßt er ein.