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Romy van Mader

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Fritze Lorenz ist ein blond gelockter Kartoffelbauer. Er trägt zerschlissene, quietschende Gummistiefel und eine blaue Latzhose mit einer großen, bunt gestrickten Brusttasche. Überhaupt ist er ein sehr talentierter Strickkünstler und ein schlauer, aber auch ein sehr mürrischer Kerl. Auf seinem alten Bauernhof trifft man allerlei Tiere, manche hat er gefunden, manche sind ihm zugelaufen, und manche wurden bei ihm abgegeben. Die meisten dieser liebevollen Gestalten hat er mit bunten Wollsachen bedacht. Henne Sonja zum Beispiel trägt ein kuschelig gelbes Pulloverkleid, weil ihr einfach keine Federn wachsen wollen. Dem eigentlichen Chef des Bauernhofes, dem einäugigen Kater Pierre, hat er eine hübsche Piraten-Augenklappe gestrickt. Auch sei hier die Grande Dame namens Schweinenase, welche einen petrolblauen Pullover trägt, kurz erwähnt. Als mutiges Ferkel ist sie aus einer saumäßigen Schweinehaltung entlaufen und über weite Felder und Äcker zu Fritze Lorenz geflüchtet. Und da gibt es noch jede Menge anderer Persönlichkeiten. Ja, eine große Familie hat er, der Fritze Lorenz, und er wird von allen geliebt, und natürlich liebt auch er alle seine Freunde. Aber irgendwie hat er so gar keine Lebensfreude mehr. Viel zu viel Mist passierte um ihn, sodass er täglich mit einer abwinkenden Handbewegung und mit einem brummigen „Ach!“ verdrießlich über seinen Hof stiefelt. Bis eines Tages etwas schier Unmögliches geschieht.
 
Inklusive dem Kapitel ANREGENDE IMPULSE.

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Romy van Mader

Fritze Lorenz erblüht

Eine Bauernhofgeschichte

Für alle meine Freunde auf vier oder weniger Beinen.BookRix GmbH & Co. KG81371 München

FRITZE LORENZ ERBLÜHT

 

Ein lautes „Jippie! Jippie! Jay!“ hörte man weit über die vereisten Schneeflockenfelder hinweg, von einem Dorf zum nächsten und dieses das Herz erhellende Geschrei wollte einfach nicht abklingen. „Jippie! Jippie! Jay!“ hier und „Jippie! Jippie! Jay!“ da und „Jippie! Jippie! Jay!“ ertönte es abermals und abermals. Fritze Lorenz, ein mürrischer Kartoffelbauer, zog sich seine ausgelatschten, rissigen Gummistiefel über seine löchrigen, dafür sehr bunten Wollsocken und trat vor die große Hoftüre seiner Scheune. Er stemmte seine kräftigen, großen, rissigen Hände in die Hüfte und blickte über das große Feld, welches herrlich irisierend funkelte. „Um diese Zeit müsste es längst überall grün sprießen! Dreckskälte!“ Maulte er vor sich hin und winkte ab: „Ach!“ Obwohl er äußerlich drahtig, groß und schnellen Schrittes unterwegs war, glich seine innere Gefühlsgestalt einer übergewichtigen und dem Leben überdrüssigen Nilpferddame.

 

Sonja, seine Lieblingshenne, welche von ihm ein schönes, sonnengelbes Pulloverkleid gestrickt bekommen hatte, weil ihr einfach keine Federn wachsen wollten, gesellte sich gackernd neben ihn. „Ja, ja, ich weiß schon. Es ist, wie es ist! Was will man machen!“ Er sah zu ihr, sie blinzelte ihn mit einem Lächeln um den gelben Schnabel an und er nahm sie behutsam in seine Hände, hob sie hoch und steckte sie in den Latz seines übergroßen Blaumanns, seiner Lieblingsbekleidung. Es war genau genommen eine blaue Latzhose mit einer extra großen und aus bunter Wolle gestrickten Brusttasche, welche vorn auf dem Latz aufgestickt und von Fritze Lorenz fachmännisch vernäht worden war. In diese lustig bunte und kuschelig wollige Latztasche passte jede Menge hinein und es fand auch alles Mögliche darin Platz, all das, was Fritze Lorenz auf seinem Hof oder auf dem Feld so fand. Angefangen bei angeschlagenen Glasmurmeln über lustig geformte Stöckchen oder durch das Eggern aus der Tiefe der Erde wieder zum Vorschein gebrachte versteinerte Seeigel bis hin zu tierischen Findelkindern. Letztere päppelte er dann mit seinem großen Herzen und voller Hingabe wieder auf und er hatte bis jetzt jedes Findelkind retten können und ein jedes seiner tierischen Kinder wohnte seit dem auch bei ihm beziehungsweise ganz in seiner Nähe. Das war zum Beispiel die Henne Sonja, die angebissen und bis auf die letzte Feder gerupft in einer Feldfurche lag. Oder Petro, der Igel, der beim Nachbarn im Stromzaun hing und in letzter Sekunde von Fritze Lorenz aus dieser misslichen Lage befreit worden war. Petro zuckte manches Mal am Tage, beim Stehen oder Gehen, das Stachelkleid, das waren die Nachwirkungen der Stromstöße, aber Fritze Lorenz war sich sicher, dass sich das mit der Zeit wieder geben würde. Sein Igelfreund war jedenfalls guter Dinge und bedachte seinen Retter mit gesammelten und noch nicht ganz leer gelutschten Schneckenhäusern auch glänzende, rosafarbene Würmer schenkte er Fritze Lorenz. Diese Sitte hatte er sich womöglich bei den Katzen abgeschaut und so legte er seinem Lebensretter seine köstlichen Geschenke entweder auf die Matte vor die Haustüre, das war aber eher selten. Meistens zog er sein Geschenk-Getier unter großem Schnaufen durch die Katzenklappe und schleppte es bis zur Küche. Dann setzte er sich daneben und betrachtete stolz seine wertvollen Gaben und verteidigte sie fauchend gegen allzu neugierige Katzen, die es natürlich auch auf dem Hofe von Fritze Lorenz gab.

Wie alle Tiere bei Fritze Lorenz, war der eine weniger sonderbar, ein anderer dafür etwas mehr als nur sonderbar anzuschauen. Aber, das war ja auch kein Wunder, bei alldem, was sie in ihrem früheren Leben, also bevor sie zu Fritze Lorenz auf den Hof kamen, durchgemacht hatten. An vorderster Katzenfront stand der Chef, das war der rote Pirat Pierre. Der hatte nur noch ein Auge und trug eine maßgefertigte Augenbinde, die Fritze Lorenz extra für ihn gestrickt hatte. Er brauchte dafür einige Anläufe, doch nach dem dritten Strickversuch passte sie haargenau und Fritze Lorenz war sehr stolz auf sein Strick-Meisterwerk und Pirat Pierre war äußerst zufrieden mit seinem imposanten Erscheinungsbild! Durch diese auberginefarbene Augenklappe sah er noch verwegener aus als eh schon. Sein rechtes Ohr sah aus wie ein durchlöcherter Käse und sein linkes Ohr war nur noch zur Hälfte vorhanden. Eines schönen Tages war es einfach nur noch zur Hälfte da. Wieso und weshalb, war Fritze Lorenz genauso schleierhaft wie Pirat Pierre. Es fehlten ihm zwei Fangzähne, oben rechts und unten links. Hinzu kam, dass er je nach Tagesform, mal vorne und mal hinten hinkte. Aber, Pirat Pierre war ein ausgezeichneter Rattenschreck! Er sorgte in der abbruchreifen Scheune, im großen und teilweise sehr verwilderten Garten drumherum, im Bauernhaus natürlich auch, und zwar vom Keller bis zum Dach, für eine Rattenfreie Zone. Nicht, dass er die Nager fraß, weit gefehlt! Er verjagte sie einfach nur! Pirat Pierre war ein ausgesprochener Gourmet! Mäuse hingegen durften bleiben! Nicht, weil er Mäuse lieber hatte als Ratten. Er hatte eigentlich auch gegen Ratten nichts, aber er hatte Angst um seine gehorteten Leibspeisen. Er aß für sein Leben gerne französischen Ziegenweichkäse mit Brombeer-Nuss-Marmelade und trank dazu auch gerne mal ein delikates Tröpfchen. Selbst Fritze Lorenz weiß bis zum heutigen Tage nicht, wo sich das Speisekammer-Versteck von Pirat Pierre befindet und die Ratten auch nicht und so soll das auch bleiben! Denn Ratten sind wie Pirat Pierre, große Vielfraße und wahrhaftige Meisterdiebe!

Ein weiterer Grund, warum Pirat Pierre Mäuse auf dem Bauernhof duldete, war möglicherweise, dass er als kleiner Katzenmann gemeinsam mit Winzi, einer kleinen weißen Zirkusmaus, die einfach und ganz plötzlich als winzige Maus auf dem Küchentisch saß und wie wild Purzelbäume schlug, in der wollig bunten Brusttasche von Fritze Lorenz aufwuchs. Pirat Pierre und Zirkusmaus Winzi vereinte eine innige Freundschaft und beide waren ausgesprochene Feinschmecker. Des Nachts unternahmen sie wilde Abenteuer in Nachbars Gärten. Winzi konnte durch ihre akrobatischen Fähigkeiten ohne Mühe an Rohren hochklettern, gelangte durch einen Spalt in das Innere eines Hauses und öffnete Pirat Pierre von innen geschickt die Türe. Am liebsten schlichen sie sich zum Bauernnachbarn Matze und schauten sich in dessen Ziegenstall ganz genau um, ob es nicht irgendwo noch einen Tropfen Ziegenmilch für sie gäbe. Aber auch vor seinen privaten Gemächern machten sie keinen Halt. Matze hätte schwören können, dass er eines Abends die kleine Winzi auf Pirat Pierre hatte reiten sehen, an seinem Bett vorbei, wie Zirkuskünstler geschickt, glitten sie über die leeren, aneinander klirrenden und über den schiefen Boden kullernden Weinflaschen. Dank ihrer feinen Nasen gelangten sie direkt in die Speisekammer. Die Türe hatte Matze vergessen zuzuschließen. Der Melkwein, so nannte er es, wenn ein, zwei oder drei seiner Ziegen am Abend gut gelaunt auf dem kleinen Holzstand auf ihn warteten, um ihn freiwillig von ihrer Milch zu geben. Das war der Abschluss des Tages und dabei trank er gerne mal ein Glas Wein, manchmal war es auch eine Flasche und so eine Flasche Melkwein war ihm am Abend zuvor wohl zu Kopfe gestiegen und er vergaß alle Luken gegen Piraterie dichtzumachen.