Fünf Wochen im Ballon - Jules Verne - E-Book

Fünf Wochen im Ballon E-Book

Jules Verne.

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Beschreibung

Jules Verne bei Null Papier Komplett neu überarbeitet; reichhaltig illustriert und kommentiert Der erste große Roman Jules Vernes, der auch seinen Ruhm mitbegründete. Der bekannte Weltreisende Dr. Samuel Fergusson behauptet, das Problem des lenkbaren Ballons gelöst zu haben, was Aufregung in der Königlichen Geografischen Gesellschaft in London verursacht. Fergusson will die letzten Geheimnisse des Inneren Afrikas erforschen, zu denen auch die sagenumwobenen Quellen des Nils gehören. Sein treuer Diener Joe und sein Freund Dick Kennedy sollen ihn begleiten. Doch natürlich (wie man Verne kennt) verläuft die Luftreise nicht ohne Zwischenfälle. Es kommt zu Abenteuern mit Raubtieren, unfreiwilligen Zwischenlandungen, Rettungsaktionen und wilden Kannibalen. In vielen neuen Veröffentlichungen wurden aus Jugendschutzgründen die grausameren Details und Vorkommnisse kurzerhand weggelassen. Hier haben Sie die Gelegenheit, wieder die vollständige, unzensierte und überarbeitete Erstausgabe für Erwachsene zu lesen. Null Papier Verlag

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Seitenzahl: 434

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Jules Verne

Fünf Wochen im Ballon

Illustrierte und unzensierte Komplettübersetzung

Jules Verne

Fünf Wochen im Ballon

Illustrierte und unzensierte Komplettübersetzung

(Cinq semaines en ballon)Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected]: Édouard Riou, Henri de MontautÜbersetzung und Fußnoten: Jürgen Schulze 2. Auflage, ISBN 978-3-962814-80-9

null-papier.de/angebote

Inhaltsverzeichnis

Ju­les Ver­ne – Le­ben und Werk

Ers­tes Ka­pi­tel – Das Ende ei­ner sehr bei­fäl­lig auf­ge­nom­me­nen Rede. – Vor­stel­lung des Dr. Sa­mu­el Fer­gus­son. – »Ex­cel­si­or!« – Stand­bild des Dok­tors. – Ein über­zeug­ter Fa­ta­list. – Di­ner im Tra­vel­ler’s Club. – Zahl­rei­che Ge­le­gen­heits­toas­te.

Zwei­tes Ka­pi­tel – Ein Ar­ti­kel des »Dai­ly Te­le­graf«. – Ge­lehr­ter Fe­der­krieg. – Herr Pe­ter­mann un­ter­stützt sei­nen Freund, den Dok­tor Fer­gus­son. – Ant­wort des Ge­lehr­ten Ko­ner. – Ab­schluss von Wet­ten. – Dem Dok­tor wer­den ver­schie­de­ne Vor­schlä­ge ge­macht.

Drit­tes Ka­pi­tel – Der Freund des Dok­tors. – Ge­schich­te ih­rer Freund­schaft. – Dick Ken­ne­dy in Lon­don. – Ein un­er­war­te­ter, aber kei­nes­wegs be­ru­hi­gen­der Vor­schlag. – Das we­nig tröst­lich klin­gen­de Sprich­wort. – Ei­ni­ge Wor­te über die afri­ka­ni­sche Mär­ty­rer­lis­te. – Vor­tei­le ei­nes Luft­schif­fes. – Das Ge­heim­nis des Dok­tor Fer­gus­son.

Vier­tes Ka­pi­tel – Er­for­schungs­rei­sen in Afri­ka. – Barth, Richard­son, Over­weg, Wer­ne, Brun-Rol­let, Pe­ney, An­drea De­bo­no, Mia­ni, Guil­lau­me Le­jean, Bru­ce, Krapf und Reb­mann, Mai­zan, Ro­scher, Bur­ton und Spe­ke.

Fünf­tes Ka­pi­tel – Träu­me Ken­ne­dys. – Ar­ti­kel und Pro­no­mi­na in der Mehr­zahl. – Dicks Ver­däch­ti­gung. – Spa­zier­gang auf der Kar­te von Afri­ka. – Was zwi­schen den bei­den Spit­zen des Zir­kels bleibt. – Ge­gen­wär­ti­ge Ex­pe­di­tio­nen. – Spe­ke und Grant. – Krapf, von De­cken, von Heug­lin.

Sechs­tes Ka­pi­tel – Ein un­denk­li­cher Be­dien­ter. – Er be­merkt die Tra­ban­ten des Ju­pi­ter. – Dick und Joe im Streit. – Zwei­fel und Glau­be. – Das Wie­gen. – Joe. – Wel­ling­ton. – Er er­hält eine hal­be Kro­ne.

Sie­ben­tes Ka­pi­tel – Geo­me­tri­sche Ein­zel­hei­ten. – Be­rech­nung der Trag­fä­hig­keit des Bal­lons. – Das dop­pel­te Luft­schiff. – Die Hül­le. – Die Gon­del. – Der ge­heim­nis­vol­le Ap­pa­rat. – Le­bens­mit­tel. – Noch eine Zu­ga­be.

Ach­tes Ka­pi­tel – Joes Selbst­ge­fühl. – Der Be­fehls­ha­ber des Re­so­lu­te. – Ken­ne­dys Ar­se­nal. – Ein­rich­tun­gen. – Das Ab­schied­ses­sen. – Die Abrei­se am 21. Fe­bru­ar. – Wis­sen­schaft­li­che Sit­zun­gen des Dok­tors. – Du­vey­ri­er, Li­ving­sto­ne. – Ein­zel­hei­ten der Luft­rei­se. – Ken­ne­dy wird zum Schwei­gen ge­bracht.

Neun­tes Ka­pi­tel – Das Kap wird um­fah­ren. – Das Halb­ver­deck. – Kos­mo­gra­fi­scher Kur­sus des Pro­fes­sors Joe. – Von der Len­kung des Bal­lons. – Von der Er­for­schung der at­mo­sphä­ri­schen Strö­me. – Εὔρηχα.

Zehn­tes Ka­pi­tel – Frü­he­re Ver­su­che. – Die fünf Käs­ten des Dok­tors. – Das Knall­gas­ge­blä­se. – Der Hei­z­ap­pa­rat. – Hand­ha­bungs­wei­se. – Si­che­rer Er­folg!

Elf­tes Ka­pi­tel – An­kunft in San­si­bar. – Der eng­li­sche Kon­sul. – Un­güns­ti­ge Stim­mung der Ein­woh­ner. – Die In­sel Kum­be­ni. – Die Re­gen­ma­cher. – Schwel­lung des Bal­lons. – Abrei­se am 18. April. – Letz­tes Le­be­wohl. – Der Vic­to­ria.

Zwölf­tes Ka­pi­tel – Fahrt über die Meeren­ge. – Der Mri­ma. – Re­den Dicks und Vor­schlag Joes. – Kaf­fee-Re­zept. – Usa­ra­mo. – Der un­glück­li­che Mai­zan. – Der Dut­hu­mi-Berg. – Die Kar­ten des Dok­tors. – Nacht­auf­ent­halt über ei­nem No­pal.

Drei­zehn­tes Ka­pi­tel – Wet­ter­ver­än­de­rung. – Ken­ne­dys Fie­ber. – Die Me­di­zin des Dok­tors. – Rei­se auf fes­tem Bo­den. – Das Be­cken von Imend­sche. – Der Ru­be­ho-Berg. – 6000 Fuß hoch. – Eine Ta­ges­rast.

Vier­zehn­tes Ka­pi­tel – Der Gum­mi­baum­wald. – Die blaue An­ti­lo­pe. – Das Si­gnal zum Sam­meln. – Ein un­er­war­te­ter An­griff. – Ka­nye­nye. – Eine Nacht im Äther. – Wa­bun­gu­ru. – Dschi­hue-la-Mkoa. – Der Was­ser­vor­rat. – An­kunft in Ka­seh.

Fünf­zehn­tes Ka­pi­tel – Ka­seh. – Der ge­räusch­vol­le Markt. – Er­schei­nung des Vic­to­ria. – Die Wan­ganga. – Die Söh­ne des Mon­des. – Spa­zier­gang des Dok­tors. – Die Be­völ­ke­rung. – Das kö­nig­li­che Tem­be. – Die Frau­en des Sul­tans. – Eine kö­nig­li­che Trun­ken­heit. – Joe wird an­ge­be­tet. – Wie man auf dem Mon­de tanzt. – Plötz­li­cher Um­schlag. – Zwei Mon­de am Fir­ma­ment. – Un­be­stän­dig­keit der gött­li­chen Grö­ße.

Sech­zehn­tes Ka­pi­tel – An­zei­chen ei­nes Stur­mes. – Das Mond­land. – Die Zu­kunft des afri­ka­ni­schen Kon­tin­ents. – Die Ma­schi­ne des Jüngs­ten Ge­rich­tes. – An­sicht des Lan­des bei Son­nen­un­ter­gang. – Die Flo­ra und Fau­na. – Der Sturm. – Die Feu­er­zo­ne. – Der ge­stirn­te Him­mel.

Sieb­zehn­tes Ka­pi­tel – Die Mond­ber­ge. – Ein grü­ner Ozean. – Der An­ker wird aus­ge­wor­fen. – Der Ele­fant als Bug­sier­schiff. – Ein wohl un­ter­hal­te­nes Feu­er. – Tod des Dick­häu­ters. – Der Brat­ofen auf frei­em Fel­de. – Mahl­zeit im Grü­nen. – Eine Nacht auf fes­tem Bo­den.

Acht­zehn­tes Ka­pi­tel – Ka­rag­wah. – Der Uke­re­we-See. – Eine Nacht auf ei­ner In­sel. – Der Äqua­tor. – Über­fahrt über den See. – Die Was­ser­fäl­le. – An­sicht des Lan­des. – Die Nil­quel­len. – Die Ben­ga-In­sel. – Na­mens­zug An­drea De­bo­nos. – Die Flag­ge mit dem Wap­pen Eng­lands.

Neun­zehn­tes Ka­pi­tel – Der Nil. – Der Zit­ter­berg. – Erin­ne­rungs­zei­chen an das Land. – Die Er­zäh­lun­gen der Ara­ber. – Die Nyam-Nyam. – Ver­stän­di­ge Ge­dan­ken Joes. – Der *Vic­to­ria* la­viert. – Luft­schiff­fahr­ten. – Ma­da­me Blan­chard.

Zwan­zigs­tes Ka­pi­tel – Die himm­li­sche Fla­sche. – Die Fei­gen-Palm­bäu­me. – Die »mam­mouth trees.« – Der Kriegs­baum. – Das ge­flü­gel­te Ge­spann. – Kämp­fe zwei­er Völ­ker­stäm­me. – Blut­bad. – Gött­li­che Da­zwi­schen­kunft.

Ein­und­zwan­zigs­tes Ka­pi­tel – Selt­sa­mes Geräusch. – Ein nächt­li­cher An­griff. – Ken­ne­dy und Joe in dem Bau­me. – Zwei Schüs­se. – Zu Hil­fe! Zu Hil­fe! – Ant­wort in fran­zö­si­scher Spra­che. – Der Mor­gen. – Der Mis­sio­nar. – Der Ret­tungs­plan.

Zwei­und­zwan­zigs­tes Ka­pi­tel – Das Licht­bü­schel. – Der Mis­sio­nar. – Ent­füh­rung in ei­nem Licht­strahl. – Der La­za­ris­ten-Pries­ter. – We­nig Hoff­nung. – Des Dok­tors Sor­ge. – Ein Le­ben der Ent­sa­gung. – Über­schrei­ten ei­nes Vul­kans.

Drei­und­zwan­zigs­tes Ka­pi­tel – Joes Zorn. – Der Tod ei­nes Ge­rech­ten. – Die Lei­chen­wa­che. – Tro­cken­heit. – Das Be­gräb­nis. – Die Quarz­blö­cke. – Joe in Ver­zückung. – Kost­ba­rer Bal­last. – Auf­nah­me der Gold­ber­ge. – Joes Verzweif­lung be­ginnt.

Vier­und­zwan­zigs­tes Ka­pi­tel – Der Wind legt sich. – Her­an­na­hen der Wüs­te. – Was­ser­man­gel. – Die Näch­te un­ter dem Äqua­tor. – Dar­le­gung der ge­gen­wär­ti­gen Lage. – Ken­ne­dys und Joes ener­gi­sche Ant­wor­ten. – Noch eine Nacht.

Fün­f­und­zwan­zigs­tes Ka­pi­tel – Ein we­nig Phi­lo­so­phie. – Eine Wol­ke am Ho­ri­zont. – Im Ne­bel. – Der un­er­war­te­te Bal­lon. – Die Si­gna­le. – Ge­naue An­sicht des Vic­to­ria. – Die Palm­bäu­me. – Spu­ren ei­ner Ka­ra­wa­ne. – Der Brun­nen in­mit­ten der Wüs­te.

Sechs­und­zwan­zigs­tes Ka­pi­tel – 113 Grad. – Er­wä­gun­gen des Dok­tors. – Verzwei­fel­tes Su­chen. – Das Knall­gas­ge­blä­se er­lischt. – 122 Grad. – Be­trach­tung der Wüs­te. – Ein Spa­zier­gang wäh­rend der Nacht. – Öde. – Ohn­macht. – Joes Plä­ne. – Um einen Tag auf­ge­scho­ben.

Sie­ben­und­zwan­zigs­tes Ka­pi­tel – Über­große Hit­ze. – Sin­nes­ver­wir­rung. – Die letz­ten Was­ser­trop­fen. – Eine Nacht der Verzweif­lung. – Selbst­mord­ver­such. – Der Sa­mum. – Die Oa­sen. – Löwe und Lö­win.

Acht­und­zwan­zigs­tes Ka­pi­tel – Ein köst­li­cher Abend. – Joes Kü­che. – Er­ör­te­rung über ro­hes Fleisch. – Ge­schich­te von Ja­mes Bru­ce. – Das Bi­wak. – Joes Träu­me. – Das Baro­me­ter fällt. – Das Baro­me­ter steigt wie­der. – Vor­be­rei­tun­gen zum Auf­bruch. – Der Or­kan.

Neun­und­zwan­zigs­tes Ka­pi­tel – Sym­pto­me der Ve­ge­ta­ti­on. – Fan­tas­ti­scher Ge­dan­ke ei­nes fran­zö­si­schen Schrift­stel­lers. – Ein herr­li­ches Land. – Das Kö­nig­reich Ada­mo­va. – Die For­schungs­rei­sen Spe­kes und Bur­tons mit de­nen Barths ver­knüpft. – Die At­lan­ti­ka-Ber­ge. – Der Be­noué-Fluss. – Die Stadt Yola. – Der Ba­ge­le. – Der Berg Men­dif.

Drei­ßigs­tes Ka­pi­tel – Mos­feia. – Der Scheik. – Den­ham, Clap­per­ton, Oud­ney, Vo­gel. – Die Haupt­stadt von Log­goum. – Too­le. – Wind­stil­le über Ker­nak. – Der Gou­ver­neur und sein Hof. – Der An­griff. – Die Tau­ben als Brand­stif­ter.

Ein­und­drei­ßigs­tes Ka­pi­tel – Nächt­li­che Abrei­se. – Alle drei. – Ken­ne­dys In­stinkt. – Vor­sichts­maß­re­geln. – Der Lauf des Sha­ri. – Der Tschad-See. – Das Was­ser des Sees. – Das Nil­pferd. – Eine nutz­los ver­schos­se­ne Ku­gel.

Zwei­und­drei­ßigs­tes Ka­pi­tel – Die Haupt­stadt von Bor­nu. – Die In­seln der Bid­dio­mahs. – Die Läm­mer­gei­er. – Die Be­sorg­nis­se des Dok­tors. – Sei­ne Vor­sichts­maß­re­geln. – Ein An­griff hoch in der Luft. – Riss in der Hül­le des Bal­lons. – Der Fall. – Er­ha­be­ne Auf­op­fe­rung. – Die Nord­küs­te des Sees.

Drei­und­drei­ßigs­tes Ka­pi­tel – Mut­ma­ßun­gen. – Wie­der­her­stel­lung des Gleich­ge­wichts des Vic­to­ria. – Neue Be­rech­nung des Dok­tor Fer­gus­son. – Ken­ne­dys Jagd. – Voll­stän­di­ge Er­for­schung des Tschad-Sees. – Tan­ga­lia. – Rück­kehr. – Lari.

Vierund­drei­ßigs­tes Ka­pi­tel – Der Or­kan. – Ge­zwun­ge­ne Abrei­se. – Ver­lust ei­nes An­kers. – Trü­be Er­wä­gun­gen. – Ein Ent­schluss. – Die Sand­ho­se. – Die ver­schüt­te­te Ka­ra­wa­ne. – Wi­d­ri­ger und güns­ti­ger Wind. – Rück­kehr nach dem Sü­den. – Ken­ne­dy auf sei­nem Pos­ten.

Fün­fund­drei­ßigs­tes Ka­pi­tel – Die Ge­schich­te Joes. – Die In­sel der Bid­dio­mahs. – An­be­tung. – Die ver­schlun­ge­ne In­sel. – Die Ufer des Sees. – Der Schlan­gen­baum. – Fuß­rei­se. – Lei­den. – Mos­ki­tos und Amei­sen. – Hun­ger. – Vor­über­zie­hen des Vic­to­ria. – Ver­schwin­den des Vic­to­ria. – Verzweif­lung. – Der Mo­rast. – Ein letz­ter Schrei.

Sechs­und­drei­ßigs­tes Ka­pi­tel – Ein dunk­ler Punkt am Ho­ri­zont. – Eine Ara­ber­trup­pe. – Die Ver­fol­gung. – Er ist’s! – Sturz vom Pfer­de. – Der er­würg­te Ara­ber. – Eine Ku­gel Ken­ne­dys. – Ma­nö­ver. – Ent­füh­rung im Flu­ge. – Joe ge­ret­tet.

Sie­ben­und­drei­ßigs­tes Ka­pi­tel – Die Stra­ße nach Wes­ten. – Joes Er­wa­chen. – Sein Ei­gen­sinn. – Ende von Joes Ge­schich­te. – Ta­gelel. – Ken­ne­dys Be­sorg­nis­se. – Stra­ße im Nor­den. – Eine Nacht bei Ag­ha­des.

Achtund­drei­ßigs­tes Ka­pi­tel – Ra­sche Fahrt. – Vor­sich­ti­ge Ent­schlie­ßun­gen. – Ka­ra­wa­nen. – Be­stän­di­ge Re­gen­güs­se. – Gao. – Der Ni­ger. – Gol­ber­ry, Geoffroy, Gray. – Mun­go Park. – Laing. – René Cail­lié. – Clap­per­ton. – John und Richard Lan­der.

Neun­und­drei­ßigs­tes Ka­pi­tel – Das Land in der Bie­gung des Ni­ger. – Fan­tas­ti­sche An­sicht der Hom­bo­ri-Ber­ge. – Ka­b­ra. – Tim­buk­tu. – Plan des Dok­tor Barth. – Ver­fall. – Wo­hin der Him­mel will.

Vier­zigs­tes Ka­pi­tel – Be­sorg­nis­se des Dok­tor Fer­gus­son. – Be­harr­li­che Rich­tung nach Sü­den. – Eine Wol­ke von Heuschre­cken. – An­sicht von Dschen­na. – An­sicht von Sego. – Wind­ver­än­de­rung. – Joes Be­dau­ern.

Ein­und­vier­zigs­tes Ka­pi­tel – Her­an­na­hen des Se­ne­gal. – Der *Vic­to­ria* fällt im­mer mehr. – Es wird noch mehr aus­ge­wor­fen. – Der Ma­ra­but Al-Had­schi. – Die Her­ren Pas­cal, Vin­cent, Lam­bert. – Ein Ne­ben­buh­ler Ma­ho­meds. – Die schwer über­steig­ba­ren Ber­ge. – Ken­ne­dys Waf­fen. – Ein Ma­nö­ver Joes. – Sta­ti­on über ei­nem Wal­de.

Zwei­und­vier­zigs­tes Ka­pi­tel – Ed­ler Wett­streit. – Letz­tes Op­fer. – Der Aus­deh­nungs­ap­pa­rat. – Ge­schick­lich­keit Joes. – Mit­ter­nacht. – Die Wa­che des Dok­tors. – Die Wa­che Ken­ne­dys. – Er schläft ein. – Der Brand. – Das Ge­heul. – Au­ßer dem Be­reich.

Drei­und­vier­zigs­tes Ka­pi­tel – Die Ta­li­bas. – Ver­fol­gung. – Ein ver­wüs­te­tes Land. – Ge­mä­ßig­ter Wind. – Der *Vic­to­ria* fällt. Die letz­ten Vor­rä­te. – Die Sprün­ge des Vic­to­ria. – Ver­tei­di­gung mit Flin­ten­schüs­sen. – Der Wind wird hef­ti­ger. – Der Se­ne­gal. – Die Ka­ta­rak­te von Goui­na. – Die er­wärm­te Luft. – Über­fahrt über den Fluss.

Vierund­vier­zigs­tes Ka­pi­tel – Schluss. – Das Pro­to­koll. – Die fran­zö­si­schen Nie­der­las­sun­gen. – Der Pos­ten von Me­di­ne. – Der Ba­si­lic. – Saint-Louis. – Die eng­li­sche Fre­gat­te. – Rück­kehr nach Lon­don.

Ein Nach­wort

Dan­ke

Dan­ke, dass Sie die­ses E-Book aus mei­nem Ver­lag er­wor­ben ha­ben.

Ju­les Ver­ne ge­hört zu den Au­to­ren, die je­der schon ein­mal ge­le­sen hat. Eine Be­haup­tung, die man nicht über vie­le Schrift­stel­ler auf­stel­len kann. Die Ge­schich­ten von Ver­ne sind un­ter­hal­tend, lehr­reich und im­mer sehr at­mo­sphä­risch.

In un­re­gel­mä­ßi­ger Fol­ge wird mein Ver­lag die Wer­ke von Ver­ne ver­öf­fent­li­chen – die be­kann­ten wie die un­be­kann­ten. Im­mer in der über­ar­bei­te­ten Er­st­über­set­zung, um den (sprach­li­chen) Ch­ar­me der Zeit bei­zu­be­hal­ten.

Kor­ri­giert und kom­men­tiert wer­den Orts- und Per­so­nen­na­men oder of­fen­sicht­lich falsche An­ga­ben. Sie fin­den die Er­läu­te­run­gen in Fuß­no­ten.

Ich habe es mir auch nicht neh­men las­sen, die ur­sprüng­li­chen Na­men zu ver­wen­den: Aus dem Jo­hann wird so wie­der der ur­sprüng­li­che Jean, aus Lud­wig wie­der Louis und aus Ma­ri­an­ne wie­der Ma­rie. Ich den­ke, das tut den Ge­schich­ten nur gut.

Soll­ten Sie Hil­fe be­nö­ti­gen oder eine Fra­ge ha­ben, schrei­ben Sie mir.

Ihr Jür­gen Schul­ze null-pa­pier.de/kon­takt

Ju­les Ver­ne bei Null Pa­pier

Rei­se um die Erde in 80 Ta­gen

Mi­cha­el Strogoff - Der Ku­ri­er des Za­ren

Zwan­zig­tau­send Mei­len un­ter dem Meer

Eine Idee des Dok­tor Ox

Eine Über­win­te­rung im Eis

Schwarz-In­di­en – Oder: Die Stadt un­ter der Erde

Fünf Wo­chen im Bal­lon

Ro­bur der Ero­be­rer

Der Herr der Welt

Von der Erde zum Mond

und wei­te­re …

Ju­les Ver­ne – Le­ben und Werk

Bei­na­he wäre Klein-Ju­les als Schiffs­jun­ge nach In­di­en ge­fah­ren, hät­te eine Lauf­bahn als See­mann ein­ge­schla­gen und spä­ter un­ter­halt­sa­mes See­manns­garn ge­spon­nen, das ver­mut­lich nie die Drucker­pres­se er­reicht hät­te.

Ju­les Ver­ne

Ver­liebt in die aben­teu­er­li­che Li­te­ra­tur

Glück­li­cher­wei­se für uns Le­ser hin­dert man ihn dar­an: Der Elf­jäh­ri­ge wird von Bord ge­holt und ver­lebt wei­ter­hin eine be­hü­te­te Kind­heit vor bür­ger­li­chem Hin­ter­grund. Ge­bo­ren am 8. Fe­bru­ar 1828 in Nan­tes, wächst Ju­les-Ga­bri­el Ver­ne in gut si­tu­ier­ten Ver­hält­nis­sen auf. Als äl­tes­ter von fünf Spröss­lin­gen soll er die vä­ter­li­che An­walt­spra­xis über­neh­men, wes­halb er ab 1846 in Pa­ris Jura stu­diert.

Viel span­nen­der fin­det er schon zu die­ser Zeit al­ler­dings die Li­te­ra­tur. Ver­ne freun­det sich so­wohl mit Alex­and­re Du­mas als auch mit sei­nem gleich­na­mi­gen Sohn an. Ge­mein­sam mit Va­ter Du­mas ver­fasst er Opern­li­bret­ti und ers­te dra­ma­ti­sche Wer­ke. Nach dem Ab­schluss sei­nes Stu­di­ums be­schließt er, nicht nach Nan­tes zu­rück­zu­keh­ren, son­dern sich völ­lig der Dra­ma­tik zu wid­men.

Zwar schreibt er nicht ganz er­folg­los – drei sei­ner Er­zäh­lun­gen er­schei­nen in ei­ner li­te­ra­ri­schen Zeit­schrift. Doch zum Le­ben reicht es nicht, wes­halb der jun­ge Au­tor 1852 den Pos­ten ei­nes In­ten­danz-Se­kre­tärs am Théâtre ly­ri­que an­nimmt. Im­mer­hin wird die­se Ar­beit zu­ver­läs­sig ver­gü­tet und Ver­ne darf sich als Dra­ma­ti­ker be­tä­ti­gen. In sei­ner Frei­zeit ver­fasst er wei­ter­hin Er­zäh­lun­gen, wo­bei ihn aben­teu­er­li­che Rei­sen am meis­ten in­ter­es­sie­ren.

Als er 1857 eine Wit­we hei­ra­tet, die zwei Töch­ter in die Ehe mit­bringt, muss sich der Li­te­rat nach ei­ner bes­ser be­zahl­ten Ein­kom­mens­quel­le um­se­hen. Wäh­rend der nächs­ten zwei Jah­re schlägt er sich als Bör­sen­mak­ler durch, wo­bei er ge­nug Zeit fin­det, län­ge­re Schiffs­rei­sen zu un­ter­neh­men, be­vor 1861 sein Sohn Mi­chel ge­bo­ren wird.

Ver­liebt ins li­te­ra­ri­sche Aben­teu­er

Letzt­lich ist es ei­ner be­son­de­ren Be­geg­nung im Jahr 1862 ge­schul­det, dass al­les, was der Au­tor bis­her »geis­tig an­ge­sam­melt« hat, in sei­nen künf­ti­gen Ro­ma­nen kul­mi­nie­ren darf: Der Ju­gend­buch-Ver­le­ger Pier­re-Ju­les Het­zel ver­öf­fent­licht Ver­nes uto­pi­schen Rei­se­ro­man »Fünf Wo­chen im Bal­lon«. Die­ses von ihm oh­ne­hin be­vor­zug­te Su­jet wird den Schrift­stel­ler nie wie­der los­las­sen – die aben­teu­er­li­chen Rei­sen, auf wel­cher Rou­te auch im­mer sie ab­sol­viert wer­den. Het­zel ver­legt Ver­nes noch heu­te be­lieb­tes­te Schrif­ten: 1864 »Rei­se zum Mit­tel­punkt der Erde«, im fol­gen­den Jahr »Von der Erde zum Mond«, 1869 »Rei­se um den Mond« und »Zwan­zig­tau­send Mei­len un­ter dem Meer«. Mit »Rei­se um die Erde in 80 Ta­gen« er­scheint 1872 Ju­les Ver­nes er­folg­reichs­ter Ro­man über­haupt.

Die Zu­sam­men­ar­beit mit Het­zel, der gleich­zei­tig als sein Men­tor fun­giert, sorgt in den spä­ten 1860er Jah­ren da­für, dass der höchst pro­duk­ti­ve Schrift­stel­ler sei­ner Fa­mi­lie ei­ni­gen Wohl­stand bie­ten und sich selbst »ju­gend­traum­haf­te« Rei­se­wün­sche er­fül­len kann. Sein Ver­le­ger stellt ihn nam­haf­ten Wis­sen­schaft­lern vor – in Kom­bi­na­ti­on mit den er­wähn­ten Rei­sen ent­steht auf die­se Wei­se ein un­ge­heu­rer Fun­dus der In­spi­ra­ti­on: Ju­les Ver­nes Zet­tel­kas­ten ent­hält an­geb­lich 25.000 No­ti­zen!

Zwar ist er seit »Rei­se um den Mond« glei­cher­ma­ßen wohl­ha­bend und ge­ach­tet; er en­ga­giert sich seit den spä­ten 1880er Jah­ren so­gar als Stadt­rat in Amiens, wo­hin er 1871 mit sei­ner Fa­mi­lie über­ge­sie­delt war. Der »Rit­ter­schlag« aber bleibt aus: In der Aca­dé­mie françai­se möch­te man den Ju­gend­buch­au­tor nicht ha­ben, er gilt als nicht se­ri­ös ge­nug.

Den Ze­nit sei­nes Schaf­fens hat der Li­te­rat be­reits über­schrit­ten, als er 1888 blei­ben­de Ver­let­zun­gen durch den Schuss­waf­fen-An­griff ei­nes geis­tes­ge­stör­ten Ver­wand­ten da­von­trägt. Den­noch ar­bei­tet der Au­tor un­un­ter­bro­chen wei­ter. Als Ju­les Ver­ne im März 1905 stirbt, hin­ter­lässt er ein ge­wal­ti­ges Ge­samt­werk: 54 zu Leb­zei­ten er­schie­ne­ne Ro­ma­ne, wei­te­re elf Ma­nu­skrip­te be­ar­bei­tet sein Sohn Mi­chel nach dem Tod des Va­ters. Er­gänzt wird Ver­nes Œu­vre durch Er­zäh­lun­gen, Büh­nen­stücke und geo­gra­fi­sche Ver­öf­fent­li­chun­gen.

Ge­liebt und miss­ach­tet

Je­nes zwie­späl­ti­ge Ver­hält­nis, das sich be­reits in der Ab­leh­nung der Aka­de­mie­mit­glie­der äu­ßert, kenn­zeich­net die aka­de­mi­sche Re­zep­ti­on bis heu­te: Ju­les Ver­ne ist eben »nur ein Ju­gend­buch­au­tor«. We­ni­ger be­fan­ge­ne Re­zi­pi­en­ten frei­lich schrei­ben ihm eine ganz an­de­re Be­deu­tung zu, die dem Vi­sio­när und lei­den­schaft­li­chen Er­zäh­ler bes­ser ge­recht wird.

Wenn­gleich der al­tern­de Li­te­rat zum Ende sei­nes Schaf­fens durch­aus nicht mehr in gläu­bi­ger Tech­nik­be­geis­te­rung auf­geht, blei­ben uns doch ge­nau jene Wer­ke in lie­be­vol­ler Erin­ne­rung, in de­nen tech­ni­sche und mensch­li­che Groß­ta­ten die Hand­lung be­stim­men: »Rei­se um die Erde in 80 Ta­gen« oder »Zwan­zig­tau­send Mei­len un­ter dem Meer« bei­spiels­wei­se. Wer als Kind von Nemo und sei­ner Nau­ti­lus liest, wird un­wei­ger­lich ge­fan­gen von die­sem tech­ni­schen Wun­der­werk und des­sen Ka­pi­tän. Ver­nes Ro­ma­ne ge­hö­ren zu je­nen Ju­gend­bü­chern, die man als Er­wach­se­ner ger­ne noch­mals zur Hand nimmt – und man staunt er­neut, er­in­nert sich, lässt sich wie­der­um ein­fan­gen und fragt sich, warum man ei­gent­lich so sel­ten Ver­ne liest…

So wie der Au­tor sich selbst durch Rei­sen und Wis­sen­schaft in­spi­rie­ren lässt, die­nen sei­ne Wer­ke seit je­her der In­spi­ra­ti­on sei­ner Le­ser­schaft. Wie prä­sent die­ser ex­zel­len­te Un­ter­hal­ter in den Köp­fen sei­ner Le­ser bleibt, be­le­gen Be­nen­nun­gen in See- und Raum­fahrt: Das ers­te Atom-U-Boot der Ge­schich­te ist die ame­ri­ka­ni­sche USS Nau­ti­lus. Ein Raum­trans­por­ter der Eu­ro­päi­schen Raum­fahr­t­agen­tur heißt »Ju­les Ver­ne«, ein As­te­ro­id und ein Mond­kra­ter tra­gen eben­falls den Na­men des Schrift­stel­lers. Die »Ju­les Ver­ne Tro­phy« wird seit 1990 für die schnells­te Wel­t­um­se­ge­lung ver­lie­hen, was dem be­geis­ter­ten Jacht­be­sit­zer Ver­ne ge­wiss ge­fal­len hät­te.

Der kom­mer­zi­el­le Li­te­ra­tur­be­trieb so­wie die Film­wirt­schaft be­trach­ten den fran­zö­si­schen Va­ter der Science-Fic­ti­on-Li­te­ra­tur eben­falls mit Wohl­wol­len: Un­zäh­li­ge Neu­auf­la­gen der Ro­man­klas­si­ker, Hör­bü­cher und Ver­fil­mun­gen der ra­san­ten, stets mit­rei­ßen­den Hand­lun­gen spre­chen Bän­de. Mitt­ler­wei­le gel­ten die äl­tes­ten Ver­fil­mun­gen selbst als kul­tu­rel­le Mei­len­stei­ne, die kei­nes­wegs nur ein jun­ges Pub­li­kum er­freu­en.

Ju­les Ver­nes Be­deu­tung für die Li­te­ra­tur

Der Ein­fluss Ver­nes auf nach­fol­gen­de Science-Fic­ti­on-Au­to­ren ist gar nicht hoch ge­nug ein­zu­schät­zen: Aus heu­ti­ger Sicht ist er ei­ner der Vor­rei­ter der uto­pi­schen Li­te­ra­tur Eu­ro­pas, der noch vor H. G. Wells (»Krieg der Wel­ten«) und Kurd Laß­witz (»Auf zwei Pla­ne­ten«) das neue Gen­re be­grün­det. Sein­er­zeit gibt es die­sen Be­griff noch nicht, wes­halb Het­zel die Ro­ma­ne sei­nes Er­folgs­schrift­stel­lers als »Au­ßer­ge­wöhn­li­che Rei­sen« ver­mark­tet

Der Fran­zo­se sieht, an­ders als Wells und ähn­lich wie Laß­witz, im tech­ni­schen Fort­schritt das künf­ti­ge Wohl der Mensch­heit be­grün­det. Trotz­dem ist Ju­les Ver­ne vor al­lem Er­zäh­ler: Er will we­der war­nen wie Wells noch be­leh­ren wie Laß­witz, son­dern in ers­ter Li­nie un­ter­hal­ten. Im Ver­gleich zum sprö­den Rea­lis­mus ei­nes Wells wir­ken sei­ne Ro­ma­ne für mo­der­ne Le­ser aus­ufernd, viel­leicht so­gar ge­schwät­zig. Den­noch sind sie leich­ter zu­gäng­lich als das sti­lis­tisch ähn­li­che Schaf­fen des Deut­schen Laß­witz, weil sie Uto­pie und Tech­nik­be­geis­te­rung nicht zum Zweck ih­res In­halts ma­chen, son­dern le­dig­lich zu des­sen Trä­ger: Schließ­lich ist es ein­fach auf­re­gend, in ei­nem Bal­lon eine Welt­rei­se an­zu­tre­ten oder Ka­pi­tän Nemo in sein ge­hei­mes Reich zu fol­gen.

Fünf Wochen im Ballon

Erstes Kapitel – Das Ende einer sehr beifällig aufgenommenen Rede. – Vorstellung des Dr. Samuel Fergusson. – »Excelsior!« – Standbild des Doktors. – Ein überzeugter Fatalist. – Diner im Traveller’s Club. – Zahlreiche Gelegenheitstoaste.

Am 14. Ja­nu­ar 1862 hat­te sich eine große An­zahl von Zu­hö­rern zur Sit­zung der Kö­nig­lich Geo­gra­fi­schen Ge­sell­schaft in Lon­don, Wa­ter­loo­place 3, ein­ge­fun­den. Der Prä­si­dent Sir Fran­cis M… mach­te in ei­ner häu­fig von Bei­fall un­ter­bro­che­nen Rede sei­nen eh­ren­wer­ten Kol­le­gen eine wich­ti­ge Mit­tei­lung.

Die­se sel­te­ne Pro­be sei­ner Be­red­sam­keit en­de­te schließ­lich mit ei­ni­gen schnar­ren­den Phra­sen, in wel­chen der Pa­trio­tis­mus sich in vol­len Strö­men er­goss:

»Eng­land hat sich im­mer durch die Uner­schro­cken­heit sei­ner Rei­sen­den auf der Bahn geo­gra­fi­scher Ent­de­ckun­gen an der Spit­ze der Na­tio­nen be­wegt; denn, wie man be­merkt, muss von den Na­tio­nen im­mer eine der an­de­ren vor­aus sein. (Zahl­rei­che Zu­stim­mung.) Der Dok­tor Sa­mu­el Fer­gus­son, eins der glor­rei­chen Kin­der die­ses Lan­des, wird sei­nen Ur­sprung nicht ver­leug­nen. (Von al­len Sei­ten: ›Nein! Nein!‹) Die­ser Ver­such wird, wenn er glückt, die zer­streu­ten Kennt­nis­se der afri­ka­ni­schen Kar­to­lo­gie ver­voll­stän­di­gen und ver­bin­den (Stür­mi­scher Bei­fall), und, wenn er miss­glücken soll­te (›Nie­mals! Nie­mals!‹), so wird man ihn we­nigs­tens als eine der kühns­ten Un­ter­neh­mun­gen des mensch­li­chen Geis­tes an­stau­nen. (Wü­ten­des Tram­peln mit den Fü­ßen.)«

»Hur­ra! Hur­ra!« schrie die von die­sen zün­den­den Wor­ten elek­tri­sier­te Ge­sell­schaft.

»Ein Hur­ra dem un­er­schro­cke­nen Fer­gus­son!« rief eins der an­ge­reg­tes­ten Mit­glie­der des Au­di­to­ri­ums.

Be­geis­ter­te Rufe lie­ßen sich hö­ren. Der Name Fer­gus­son er­tön­te aus al­ler Mun­de, und wir ha­ben al­len Grund zu glau­ben, dass er, in­dem er durch eng­li­sche Keh­len ging, ganz au­ßer­or­dent­lich ge­wann.

Der Sit­zungs­saal wur­de da­von er­schüt­tert. Sie wa­ren zahl­reich ver­sam­melt, die ge­al­ter­ten, er­schöpf­ten, küh­nen Rei­sen­den, sie, die ihr leb­haf­tes Tem­pe­ra­ment in al­len fünf Welt­tei­len her­um­ge­führt hat­te; alle wa­ren sie mehr oder we­ni­ger, phy­sisch oder mo­ra­lisch, Schiff­brü­chen, Feu­ers­brüns­ten, den To­ma­hawks der In­dia­ner, den Keu­len der Wil­den, dem Mar­ter­pfahl und Ma­gen der Po­ly­ne­si­er ent­ron­nen! Aber nichts konn­te ihr Herz­klop­fen wäh­rend der Rede von Sir M… un­ter­drücken, und seit Men­schen­ge­den­ken war dies ge­wiss der höchs­te ora­to­ri­sche Er­folg in der Kö­nig­lich Geo­gra­fi­schen Ge­sell­schaft zu Lon­don.

Aber in Eng­land bleibt der En­thu­si­as­mus nicht bei Wor­ten ste­hen; er schlägt noch ra­scher Geld als der Präg­stock der »Roy­al mint«.1

Noch in der­sel­ben Sit­zung wur­de be­stimmt, dem Dok­tor Fer­gus­son eine an­er­ken­nen­de Gra­ti­fi­ka­ti­on zur wei­te­ren Er­mu­ti­gung zu­kom­men zu las­sen. Die­sel­be be­lief sich auf 2500 Pfund Ster­ling. Die Grö­ße der Sum­me stand im rich­ti­gen Ver­hält­nis zur Wich­tig­keit des Un­ter­neh­mens.

Eins der Mit­glie­der der Ge­sell­schaft in­ter­pel­lier­te2 den Prä­si­den­ten in Be­treff der Fra­ge, ob Dok­tor Fer­gus­son nicht of­fi­zi­ell vor­ge­stellt wer­den wür­de.

»Der Dok­tor steht der Ge­sell­schaft zur Ver­fü­gung«, ant­wor­te­te Sir Fran­cis M…

»So möge er ein­tre­ten!« rief man. »Ei­nen Mann von so au­ßer­or­dent­li­cher Kühn­heit sieht man gern mit ei­ge­nen Au­gen.«

»Vi­el­leicht hat die­ser un­glaub­li­che Vor­schlag«, sag­te ein al­ter, ge­lähm­ter Com­mo­do­re, »kei­nen an­de­ren Zweck ge­habt, als uns zu my­sti­fi­zie­ren!«

»Und wenn die­ser Dok­tor Fer­gus­son über­haupt nicht exis­tier­te!« ließ sich eine bos­haf­te Stim­me ver­neh­men.

»So müss­te man ihn er­fin­den«, sag­te ein lau­ni­ges Mit­glied der erns­ten Ge­sell­schaft.

»Lasst den Dok­tor Fer­gus­son her­ein­kom­men«, sprach Sir Fran­cis M… ein­fach, und der Dok­tor trat in­mit­ten ei­nes Bei­falls­stur­mes ein, ohne auch nur die ge­rings­te Er­re­gung bli­cken zu las­sen.

Er war ein Mann von etwa 40 Jah­ren, von ge­wöhn­li­cher Sta­tur und Kon­sti­tu­ti­on. Die er­höh­te Fär­bung sei­nes Ge­sich­tes ver­riet ein san­gui­ni­sches Tem­pe­ra­ment; er hat­te kal­te, re­gel­mä­ßi­ge Züge, und eine star­ke, ei­nem Schiffs­schna­bel ähn­lich se­hen­de Nase schi­en ihn zu Ent­de­ckungs­rei­sen prä­des­ti­niert zu ha­ben. Sei­ne sanf­ten, mehr in­tel­li­gen­ten als küh­nen Au­gen ver­lie­hen sei­ner Phy­sio­gno­mie einen großen Reiz, sei­ne Arme wa­ren von un­ge­wöhn­li­cher Län­ge, und an der Art, wie er sei­ne Füße auf den Bo­den setz­te, er­kann­te man den großen Fuß­rei­sen­den.

Die gan­ze Er­schei­nung des Dok­tors at­me­te einen ru­hi­gen Ernst, und man dach­te nicht dar­an, dass er das Werk­zeug der un­schul­digs­ten My­sti­fi­ka­ti­on3 sein könn­te.

Auch hör­ten die Hur­ras und das Bei­fall­klat­schen nicht eher auf, als bis Dr. Fer­gus­son mit ei­ner lie­bens­wür­di­gen Hand­be­we­gung Still­schwei­gen ge­bot. Er wand­te sich nach dem zu sei­ner Vor­stel­lung her­bei­ge­schaff­ten Lehn­ses­sel, er­hob, hoch auf­ge­rich­tet, mit ener­gi­schem Blick den Zei­ge­fin­ger sei­ner rech­ten Hand gen Him­mel, öff­ne­te den Mund und sprach dies ein­zi­ge Wort:

»Ex­cel­si­or!«

Der alte Com­mo­do­re, voll­stän­dig für die­sen son­der­ba­ren Mann ein­ge­nom­men, ver­lang­te die un­ge­kürz­te Auf­nah­me der Rede Fer­gus­sons in die Nach­rich­ten der Kö­nig­lich Geo­gra­fi­schen Ge­sell­schaft zu Lon­don.

Wer war denn die­ser Dok­tor? Und wel­cher Un­ter­neh­mung woll­te er sei­ne Kräf­te wid­men?

Der Va­ter des jun­gen Fer­gus­son, ein wa­cke­rer Ka­pi­tän der eng­li­schen Ma­ri­ne, hat­te sei­nen Sohn vom zar­tes­ten Al­ter an mit den Ge­fah­ren und Aben­teu­ern sei­nes Be­ru­fes ver­traut ge­macht.

Das aus­ge­zeich­ne­te Kind, wel­ches Furcht nie ge­kannt zu ha­ben scheint, ver­riet früh­zei­tig einen leb­haf­ten Geist, einen re­gen For­schungs­sinn, eine be­mer­kens­wer­te Nei­gung zu wis­sen­schaft­li­chen Ar­bei­ten und zeig­te au­ßer­dem eine wun­der­ba­re Ge­schick­lich­keit, sich in schwie­ri­gen Fäl­len aus der Af­fä­re zu zie­hen und sich im Le­ben durch­zu­schla­gen. Es ge­riet nie­mals in Ver­le­gen­heit, selbst nicht, als es sich zum ers­ten Mal der Ga­bel be­die­nen soll­te, wo­bei Kin­der im All­ge­mei­nen so we­nig Glück ha­ben.

Bald ent­zün­de­te sich sei­ne Fan­ta­sie an der Lek­tü­re von küh­nen Un­ter­neh­mun­gen und Er­for­schun­gen des Mee­res, ja, der Kna­be ver­folg­te mit lei­den­schaft­li­chem In­ter­es­se die Ent­de­ckun­gen, wel­che den ers­ten Teil des 19. Jahr­hun­derts aus­zeich­ne­ten. Er träum­te von den Er­fol­gen ei­nes Mun­go-Park, ei­nes Bru­ce, Cail­lié, Le­vail­lant und, wie ich glau­be, auch nicht we­nig von den Mü­hen und Kämp­fen Sel­kirks, des Ro­bin­son Cru­soe, des­sen Ruhm ihm nicht ge­rin­ger er­schi­en. Wie viel wohl­an­ge­wand­te Stun­den brach­te er bei ihm auf sei­ner In­sel Juan Fer­n­an­dez zu! Oft fan­den die Ge­dan­ken des ver­las­se­nen Ma­tro­sen sei­ne Bil­li­gung, bis­wei­len aber un­ter­zog er sei­ne Plä­ne ei­ner ein­ge­hen­den Er­ör­te­rung. Er hät­te vie­les an­ders ge­macht. Man­ches viel­leicht bes­ser oder min­des­tens eben­so gut, aber nie­mals hät­te er ge­wiss die­ser glück­se­li­gen In­sel den Rücken ge­wandt, auf der er glück­lich ge­we­sen war wie ein Kö­nig ohne Un­ter­ta­nen …; nie­mals, und wenn es sich dar­um ge­han­delt hät­te, ers­ter Lord der Ad­mi­ra­li­tät zu wer­den!

Diner im Traveller’s Club

Ich über­las­se euch zu er­wä­gen, ob die­se Nei­gun­gen sich in der Zeit sei­ner aben­teu­er­li­chen Ju­gend ent­wi­ckel­ten, wäh­rend wel­cher er in al­len fünf Welt­tei­len her­um­ge­sto­ßen wur­de; üb­ri­gens ver­säum­te es sein Va­ter als ge­bil­de­ter Mann nicht, die­sem leb­haf­ten Geist durch erns­te Stu­di­en auf dem Ge­bie­te der Hy­dro­gra­fie, der Phy­sik und Mecha­nik einen fes­ten Bo­den zu ge­ben und ihm zu­gleich eine ober­fläch­li­che Kennt­nis der Bo­ta­nik, Me­di­zin und Astro­no­mie bei­zu­brin­gen. Als der wür­di­ge Ka­pi­tän starb, hat­te Sa­mu­el Fer­gus­son, 22 Jah­re alt, schon eine Rei­se um die Welt ge­macht; er ließ sich bei dem Ben­ga­li­schen In­ge­nieur­korps an­wer­ben und zeich­ne­te sich bei ver­schie­de­nen Ge­le­gen­hei­ten aus; aber das Sol­da­ten­le­ben be­hag­te ihm nicht, es lag ihm we­nig dar­an zu be­feh­len, und er lieb­te nicht zu ge­hor­chen.

Er nahm sei­ne Ent­las­sung und zog ja­gend und bo­ta­ni­sie­rend4 nach dem Nor­den der in­di­schen Halb­in­sel. Die­se durch­streif­te er von Kal­kut­ta bis Su­ra­te. Ein ein­fa­cher Spa­zier­gang aus Lieb­ha­be­rei.

Von Su­ra­te se­hen wir ihn nach Aus­tra­li­en wan­dern, und im Jah­re 1845 an der Ex­pe­di­ti­on des Ka­pi­tän Stuart teil­neh­men; die­ser hat­te den Auf­trag, je­nes Kas­pi­sche Meer zu ent­de­cken, das an­geb­lich im In­nern von Neu­hol­land exis­tie­ren soll.

Sa­mu­el Fer­gus­son kehr­te 1850 nach Eng­land zu­rück, und mehr als je von dem Dä­mon der Ent­de­ckungs­lust be­ses­sen, be­glei­te­te er bis zum Jah­re 1853 den Ka­pi­tän Mac Clu­re auf der Ex­pe­di­ti­on, durch wel­che die Küs­te des Kon­tin­ents von Ame­ri­ka von der Be­ring­stra­ße bis zum Kap Fa­re­well er­forscht wer­den soll­te.

So­wohl bei den ärgs­ten Stra­pa­zen wie in je­dem Kli­ma hielt die Kon­sti­tu­ti­on Fer­gus­sons vor­treff­lich stand, und un­ter den furcht­bars­ten Ent­beh­run­gen fühl­te er sich ganz be­hag­lich. Kurz, man sah in ihm den Ty­pus ei­nes Rei­sen­den, des­sen Ma­gen nach Wunsch zu­sam­men­schnurrt oder sich aus­dehnt, des­sen Bei­ne sich nach dem im­pro­vi­sier­ten La­ger ver­län­gern oder kür­zer wer­den und der zu je­der Ta­ges­zeit ein­schla­fen und zu je­der be­lie­bi­gen Stun­de der Nacht er­wa­chen kann.

Kön­nen wir uns nach al­le­dem etwa wun­dern, wenn wir un­se­ren un­er­müd­li­chen Rei­sen­den in den Jah­ren 1855 bis 1857 da­bei wie­der­fin­den, das gan­ze west­li­che Ti­bet in Ge­sell­schaft der Ge­brü­der Schla­gint­weit5 zu durch­strei­fen, um von die­ser Rei­se im höchs­ten Gra­de in­ter­essan­te eth­no­gra­fi­sche Beo­b­ach­tun­gen heim­zu­brin­gen?

Wäh­rend die­ser ver­schie­de­nen Aus­flü­ge war Sa­mu­el Fer­gus­son der tä­tigs­te und an­zie­hends­te Kor­re­spon­dent des »Dai­ly Te­le­graf«, die­ser Pen­ny-Zei­tung, die täg­lich in ei­ner Höhe von 140.000 Exem­pla­ren ab­ge­zo­gen6 wird und kaum für meh­re­re Mil­lio­nen Le­ser aus­reicht. Auch kann­te man un­se­ren Dok­tor über­all, ob­gleich er Mit­glied kei­nes ge­lehr­ten In­sti­tuts war und we­der den Kö­nig­lich Geo­gra­fi­schen Ge­sell­schaf­ten zu Lon­don, Pa­ris, Ber­lin, Wien oder St. Pe­ters­burg an­ge­hör­te noch zu den Mit­glie­dern des Klubs der Rei­sen­den oder der »Roy­al Po­ly­tech­nic In­sti­tu­ti­on« zähl­te, in wel­cher sein Freund, der Sta­tis­ti­ker Kok­burn, den Vor­sitz führ­te.

Die­ser Ge­lehr­te gab ihm ei­nes Ta­ges, in der Hoff­nung, sich ihm an­ge­nehm zu ma­chen, fol­gen­de Auf­ga­be zu lö­sen: Wenn die Zahl der von dem Dok­tor auf sei­nen Rei­sen um die Welt zu­rück­ge­leg­ten Mei­len ge­ge­ben ist, einen wie viel wei­te­ren Weg hat – in An­be­tracht der Ver­schie­den­heit der Ra­di­en – sein Kopf ge­macht als sei­ne Füße? Und fer­ner: Wenn die Zahl der von den Fü­ßen und dem Kopf des Dok­tors ge­mach­ten Mei­len be­kannt ist, sei die Kör­per­grö­ße des­sel­ben bis auf die Li­nie ge­nau zu be­rech­nen.

Fer­gus­son in­des­sen hielt sich stets von den ge­lehr­ten Kör­per­schaf­ten fern, denn er rech­ne­te sich zu den Strei­tern, die mit Ta­ten, nicht mit Wor­ten kämpf­ten.

Un­ser Dok­tor wand­te sei­ne Zeit lie­ber zu For­schun­gen und Ent­de­ckun­gen an als zu lang­at­mi­gen Er­ör­te­run­gen.

Man er­zählt, dass ei­nes Ta­ges ein Eng­län­der in Genf ein­traf, um dort den See zu be­sich­ti­gen, und sich zu die­sem Zweck in eine der al­ten, om­ni­bus­ar­ti­gen Kut­schen setz­te, in de­nen die Plät­ze für die Pas­sa­gie­re an bei­den Sei­ten an­ge­bracht sind. Nun traf es sich aber un­glück­li­cher­wei­se, dass der Rei­sen­de dem See den Rücken zu­kehr­te, und so kam es, dass er sei­ne Run­drei­se in al­ler Ge­müts­ru­he vollen­de­te, ohne auch nur einen Schim­mer vom Gen­fer See er­blickt zu ha­ben, denn an die Mög­lich­keit, sich auch nur ein­mal um­zu­wen­den, hat­te er nicht ge­dacht; trotz­dem kehr­te er, vom Gen­fer See ent­zückt, nach Lon­don zu­rück. Was nun Dok­tor Fer­gus­son an­be­traf, so hat­te er sich auf sei­nen Rei­sen mehr als ein­mal um­ge­wandt, und zwar so gut, dass er viel von der Welt ge­se­hen hat­te.

Er folg­te hier­bei üb­ri­gens nur sei­ner Na­tur, und wir ha­ben gu­ten Grund an­zu­neh­men, dass er ein we­nig Fa­ta­list war. Er hul­dig­te je­doch ei­nem sehr or­tho­do­xen Fa­ta­lis­mus, denn er rech­ne­te auf sich selbst und auf die Vor­se­hung. Er be­haup­te­te, dass er viel mehr in sei­ne Rei­sen hin­ein­ge­schleu­dert wür­de, als dass sie ihn an­zö­gen, und dass er mit ei­ner Lo­ko­mo­ti­ve zu ver­glei­chen sei, die sich nicht selbst lenkt, son­dern de­ren Rich­tung vom Schie­nen­we­ge be­stimmt wird.

»Ich ver­fol­ge nicht mei­nen Weg«, sag­te er oft, »mein Weg ver­folgt mich.«

Nach al­le­dem wird man sich nicht über die Kalt­blü­tig­keit ver­wun­dern, mit wel­cher Dok­tor Fer­gus­son die Bei­falls­ru­fe der Kö­nig­lich Geo­gra­fi­schen Ge­sell­schaft ent­ge­gen­nahm; er war über der­glei­chen Er­bärm­lich­kei­ten er­ha­ben, da er we­der Stolz noch ir­gend­wel­che Ei­tel­keit be­saß, und fand den Vor­schlag, wel­chen er dem Prä­si­den­ten Sir Fran­cis M… ge­macht hat­te, im höchs­ten Gra­de ein­fach. Die un­ge­heu­re Wir­kung, wel­che der­sel­be her­vor­ge­bracht hat­te, war er nicht ein­mal ge­wahr ge­wor­den.

Nach­dem die Sit­zung ge­schlos­sen war, wur­de der Dok­tor im Tri­umph zum Tra­vel­ler’s Club nach Pall Mall7 ge­führt, wo ein präch­ti­ges Fest­mahl in Be­reit­schaft war. Der Um­fang der ser­vier­ten Schüs­seln stand im Ver­hält­nis zur Be­deu­tung der ge­fei­er­ten Per­sön­lich­keit, und der Stör, wel­cher bei die­sem glän­zen­den Di­ner fi­gu­rier­te,8 maß nicht drei Zoll we­ni­ger an Län­ge, als Sa­mu­el Fer­gus­son selbst.

Zahl­rei­che Toasts wur­den mit fran­zö­si­schen Wei­nen auf die großen Rei­sen­den aus­ge­bracht, wel­che sich auf Afri­kas Erde einen be­rühm­ten Na­men ge­macht hat­ten. Man trank auf ihre Ge­sund­heit oder auf ihr An­den­ken, und zwar in echt eng­li­scher Ma­nier nach al­pha­be­ti­scher Ord­nung: auf Ab­ba­die, Adams, Adam­son, An­der­son, Ar­naud, Bai­kie, Bald­win, Barth, Ba­tou­da, Beke, Bel­tra­me, du Ber­ba, Bim­ba­chi, Bo­lo­gne­si, Bol­wik, Bol­zo­ni, Bon­ne­main, Bris­son, Brow­ne, Bru­ce, Brun-Rol­let, Bur­chell, Burck­hardt, Bur­ton, Cail­laud, Cail­lié, Camp­bell, Chap­man, Clap­per­ton, Clot-Bey, Co­lo­mieu, Cour­val, Cum­ming, Cuny, De­bo­no, De­cken, Den­ham, Des­avan­chers, Dick­sen, Dick­son, Dochard, Duchail­lu, Dun­can, Du­rand, Du­roulé, Du­vey­ri­er, Er­hardt, d’Es­ca­y­rac de Lau­ture, Fer­ret, Fres­nel, Ga­li­ni­er, Gal­ton, Geoffroy, Gol­ber­ry, Hahn, Halm, Har­nier, Hec­quart, Heug­lin, Hor­ne­mann, Houghton, Im­bert, Kauf­mann, Kno­ble­cher, Kraff, Kum­mer, La­fargue, Laing, La­jail­le, Lam­bert, La­mi­ral, Lam­priè­re, John Lan­der, Richard Lan­der, Lefeb­vre, Le­jean, Le­vail­lant, Li­ving­sto­ne, Mac­car­thie, Mag­gi­ar, Mai­zan, Malzac, Mof­fat, Mol­li­en, Mon­tei­ro, Mor­ris­son, Mun­go-Park, Nei­mans, Over­wey, Pa­net, Par­tar­rieau, Pas­cal, Pear­se, Ped­die, Pe­ney, Pethe­rick, Pon­cet, Prax, Raf­fe­nel, Rath, Reb­mann, Richard­son, Ri­ley, Rit­chie, Ro­chet d’Héri­court, Ron­gäwi, Ro­scher, Rup­pel, Saugnier, Spe­ke, Steid­ner, Thi­baud, Thomp­son, Thorn­ton, Too­le, Tous­ny, Trot­ter, Tuckey, Ty­r­witt, Vau­dey, Veys­siè­re, Vin­cent, Vin­co, Vo­gel, Wahl­berg, Wa­ring­ton, Wa­shing­ton, Wer­ne, Wild und end­lich auf den Dok­tor Fer­gus­son, der die Ar­bei­ten die­ser Rei­sen­den durch sei­nen un­glaub­li­chen Ver­such mit­ein­an­der ver­ei­nen und die Rei­he der Ent­de­ckun­gen in Afri­ka ver­voll­stän­di­gen soll­te.

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Als Ge­brü­der Schla­gint­weit be­kannt wur­den drei der fünf Söh­ne (Her­mann, Adolf, Eduard, Ro­bert und Emil) des Au­gen­arz­tes Jo­seph Schla­gint­weit. Sie wa­ren un­ter­wegs als Wis­sen­schaft­ler, For­schungs­rei­sen­de und Berg­stei­ger.  <<<

ge­druckt  <<<

Pall Mall ist eine Stra­ße im Stadt­teil Ci­ty of West­mins­ter in Lon­don. Be­kannt ist Pall Mall als Hei­mat zahl­rei­cher Gent­le­men’s clubs, die dort im 19. und frü­hen 20. Jahr­hun­dert ge­baut wur­den.  <<<

(hier) ser­viert wur­de  <<<

Zweites Kapitel – Ein Artikel des »Daily Telegraf«. – Gelehrter Federkrieg. – Herr Petermann unterstützt seinen Freund, den Doktor Fergusson. – Antwort des Gelehrten Koner. – Abschluss von Wetten. – Dem Doktor werden verschiedene Vorschläge gemacht.

Am fol­gen­den Tage ver­öf­fent­lich­te der »Dai­ly Te­le­graf« in sei­ner Num­mer vom 15. Ja­nu­ar einen so lau­ten­den Ar­ti­kel: »Das Ge­heim­nis der un­ge­heu­ren afri­ka­ni­schen Ein­öden wird end­lich of­fen­bart wer­den; ein mo­der­ner Ödi­pus wird uns die Lö­sung die­ses Rät­sels brin­gen, das die Ge­lehr­ten von sechs Jahr­tau­sen­den nicht zu ent­zif­fern ver­moch­ten. Ehe­dem wur­de eine Auf­su­chung der Nil­quel­len, fon­tes Nili quae­re­re, als ein wahn­sin­ni­ges Be­gin­nen, ein nicht zu ver­wirk­li­chen­des Hirn­ge­spinst be­trach­tet.

In­dem der Dok­tor Barth die von Den­ham und Clap­per­ton vor­ge­zeich­ne­te Stra­ße bis Su­dan ver­folg­te, Dok­tor Li­ving­sto­ne sei­ne un­er­schro­cke­nen Nach­for­schun­gen von dem Kap der Gu­ten Hoff­nung bis zu dem Fluss­be­cken des Zam­be­si un­un­ter­bro­chen be­trieb, die Ka­pi­tä­ne Bur­ton und Spe­ke die großen Bin­nen­seen ent­deck­ten, ha­ben sie der mo­der­nen Zi­vi­li­sa­ti­on drei Bah­nen ge­öff­net; der Durch­schnitts­punkt, nach dem noch kein Rei­sen­der hat ge­lan­gen kön­nen, ist das ei­gent­li­che Herz Afri­kas; dar­auf­hin müs­sen sich nun­mehr alle An­stren­gun­gen rich­ten.

Jetzt aber wer­den die Ar­bei­ten die­ser un­er­schro­cke­nen Pio­nie­re der Wis­sen­schaft durch den küh­nen Ver­such des Dok­tor Sa­mu­el Fer­gus­son un­ter­ein­an­der ver­knüpft wer­den.

Die­ser ver­we­ge­ne Ent­de­cker, des­sen so herr­li­che For­schun­gen un­se­re Le­ser so oft mit In­ter­es­se ver­folgt ha­ben, hat sich vor­ge­nom­men, über ganz Afri­ka von Os­ten bis Wes­ten in ei­nem Bal­lon hin­weg­zu­fah­ren. Sind wir recht un­ter­rich­tet, so wür­de der Aus­gangs­punkt die­ser wun­der­ba­ren Rei­se die In­sel San­si­bar an der Ost­küs­te sein. Was ih­ren be­ab­sich­tig­ten End­punkt an­be­trifft, so ist die Kennt­nis des­sel­ben al­lein der Vor­se­hung vor­be­hal­ten.

Der Vor­schlag zu die­ser wis­sen­schaft­li­chen For­schungs­rei­se ist ges­tern of­fi­zi­ell der Kö­nig­lich Geo­gra­fi­schen Ge­sell­schaft ge­macht wor­den und eine Sum­me von 2500 Pfund von der­sel­ben aus­ge­wor­fen, um die Kos­ten des Un­ter­neh­mens zu de­cken.

Wir wer­den un­se­re Le­ser be­stän­dig in Kennt­nis über den Ver­lauf die­ser stau­nens­wer­ten Ent­de­ckungs­rei­se hal­ten, von der sich in den An­na­len der Geo­gra­fie kein Prä­ze­denz­fall vor­fin­det.«

Wie man sich den­ken kann, mach­te die­ser Ar­ti­kel ein un­ge­heu­res Auf­se­hen; zu­erst stieß er auf all­ge­mei­nen Un­glau­ben; der Dok­tor Fer­gus­son galt bei vie­len für ein in der Idee exis­tie­ren­des, nur fin­gier­tes We­sen von der Er­fin­dung des Herrn Bar­num,1 der, nach­dem er in den Ve­rei­nig­ten Staa­ten ge­ar­bei­tet hat­te, sich nun­mehr an­schick­te, die Bri­ti­schen In­seln zu »ma­chen«.

Eine scherz­haf­te Ant­wort er­schi­en in Genf in der Fe­bru­ar-Num­mer des Bulle­tins de la So­ciété Géo­gra­phi­que; die­sel­be ver­spot­te­te in geist­rei­cher Wei­se die Kö­nig­lich Geo­gra­fi­sche Ge­sell­schaft2 zu Lon­don, den Tra­vel­ler’s Club und den rie­si­gen Stör.

Aber Herr Pe­ter­mann brach­te die Gen­fer Zeit­schrift in sei­nen zu Go­tha3 ver­öf­fent­lich­ten »Mit­tei­lun­gen« gründ­lich zum Schwei­gen, denn er kann­te den Dok­tor Fer­gus­son per­sön­lich und leis­te­te für die Uner­schro­cken­heit sei­nes küh­nen Freun­des Ge­währ.

Bald muss­ten üb­ri­gens alle Zwei­fel ver­stum­men; die Vor­be­rei­tun­gen zu der Rei­se gin­gen in Lon­don vor sich; Lyo­ner Fa­bri­ken hat­ten be­deu­ten­de Taf­fet­be­stel­lun­gen4 für den Bau des Luft­schif­fes er­hal­ten, und end­lich stell­te die Re­gie­rung von Groß­bri­tan­ni­en das Trans­port­schiff »The Re­so­lu­te«, Ka­pi­tän Pen­net, dem Dok­tor zur Ver­fü­gung.

Als­bald lie­ßen sich von vie­len Sei­ten Äu­ße­run­gen der Er­mu­ti­gung ver­neh­men, und tau­send Glück­wün­sche wur­den laut. Die Ein­zel­hei­ten der pro­jek­tier­ten Rei­se wur­den des lan­gen und brei­ten in den »Bulle­tins de la So­ciété Géo­gra­phi­que« zu Pa­ris be­spro­chen, und ein in­ter­essan­ter Ar­ti­kel über die­sen Ge­gen­stand in den »Nou­vel­les An­na­les des voya­ges, de la géo­gra­phie, de l’hi­stoire et de l’ar­chéo­lo­gie de M. V.–A. Mal­te-Brun« ab­ge­druckt. Eine äu­ßerst sorg­fäl­ti­ge Ar­beit des Dok­tor W. Ko­ner, die in der »Zeit­schrift für all­ge­mei­ne Erd­kun­de«5 ver­öf­fent­licht wur­de, wies sieg­reich die Mög­lich­keit der Rei­se, ihre Aus­sich­ten auf Er­folg, die Na­tur der Hin­der­nis­se und die un­er­mess­li­chen Vor­tei­le der Be­för­de­rungs­wei­se auf dem Luft­we­ge nach; er ta­del­te nur den An­fangs­punkt und gab Ma­suah, ei­nem klei­nen Ha­fen­or­te Abes­si­ni­ens, den Vor­zug, von wel­chem aus Ja­mes Bru­ce im Jah­re 1768 zu der Er­for­schung der Nil­quel­len aus­ge­zo­gen war. Üb­ri­gens be­wun­der­te er rück­halt­los den ener­gi­schen Geist des Dok­tor Fer­gus­son und das mit drei­fa­chem Erz um­schlos­se­ne Herz, wel­ches den Plan zu ei­ner sol­chen Rei­se ent­wer­fen und sie zur Aus­füh­rung brin­gen konn­te.

Die »North Ame­ri­can Re­view« sah nicht ohne Miss­ver­gnü­gen einen sol­chen Ruhm Eng­land vor­be­hal­ten, nahm den Vor­schlag des Dok­tors von ei­ner scherz­haf­ten Sei­te und lud ihn ein, da er dann ein­mal auf dem Wege sei, gleich wei­ter bis nach Ame­ri­ka zu fah­ren.

Kurz, ohne die Zeit­schrif­ten der gan­zen Welt auf­zäh­len zu wol­len, kön­nen wir ver­si­chern, dass es vom »Jour­nal des missi­ons évangé­li­ques« bis auf die »Re­vue Al­géri­enne et co­lo­nia­le«, von den »An­na­les de la pro­pa­ga­ti­on de la foi« bis auf den »Church missio­na­ry in­tel­li­gencer« kei­ne wis­sen­schaft­li­che Zeit­schrift gab, wel­che die­se Tat­sa­che nicht in al­len Va­ria­tio­nen be­rich­tet hät­te.

Be­trächt­li­che Wet­ten wur­den in Lon­don wie in ganz Eng­land ein­ge­gan­gen, 1. über die wirk­li­che oder nur ver­mu­te­te Exis­tenz des Dok­tor Fer­gus­son; 2. über die Rei­se selbst, die nach der Be­haup­tung der einen nicht an­ge­tre­ten, nach der Mei­nung der an­de­ren un­ter­nom­men wer­den wür­de; 3. über die Wahr­schein­lich­keit oder Un­wahr­schein­lich­keit ei­ner Rück­kehr des Dok­tor Fer­gus­son.

Man trug be­deu­ten­de­re Sum­men in das Wett­buch ein, als wenn es sich um ein Ep­som-Ren­nen ge­han­delt hät­te.

So wa­ren die Au­gen von Gläu­bi­gen und Ungläu­bi­gen, von Un­wis­sen­den und Ge­lehr­ten auf den Dok­tor ge­rich­tet, und er wur­de der Löwe des Ta­ges, ohne eine Ah­nung da­von zu ha­ben, dass er eine Mäh­ne trü­ge. Er gab be­reit­wil­lig Aus­kunft über die Ex­pe­di­ti­on, denn er war der na­tür­lichs­te und zu­gäng­lichs­te Mensch von der Welt. Mehr als ein küh­ner Aben­teu­rer bot sich an, den Ruhm und die Ge­fah­ren sei­nes Ver­suchs zu tei­len, aber Fer­gus­son wies alle sol­che Aner­bie­tun­gen ab, ohne die Grün­de hier­zu an­zu­ge­ben.

Au­ßer­dem stell­ten sich eine Men­ge Er­fin­der von al­ler­hand Mecha­nis­men bei ihm ein, um ihr Sys­tem für die Di­rek­ti­on des Bal­lons zu emp­feh­len; er ließ sich je­doch auf nichts ein, und wenn man ihn frag­te, ob er selbst in die­ser Be­zie­hung et­was ent­deckt habe, wei­ger­te er sich hart­nä­ckig, eine be­stimm­te Er­klä­rung ab­zu­ge­ben, und be­schäf­tig­te sich eif­ri­ger als je mit den Vor­be­rei­tun­gen zu sei­ner Rei­se.

Phi­ne­as Tay­lor Bar­num (1810 – 1891) war ein US-ame­ri­ka­ni­scher Zir­ku­spio­nier und Po­li­ti­ker.  <<<

Die Lon­do­ner Roy­al Geo­gra­phi­cal So­cie­ty von 1830 ist eine Ge­lehr­ten­ge­sell­schaft, die sich der För­de­rung von For­schung und Leh­re und der Ver­brei­tung von Wis­sen zur Geo­gra­fie ver­schrie­ben hat. Sie fi­nan­zier­te u.a. die Rei­sen von Scott und Shac­k­le­ton in die Ark­tis­re­gio­nen und von Li­ving­sto­ne in Afri­ka.  <<<

Adels­füh­rer  <<<

Taf­fet=Taft, Stoff aus Sei­de oder Kunst­sei­de  <<<

Auch im Fran­zö­si­schen Ori­gi­nal ein deut­scher Ti­tel  <<<

Drittes Kapitel – Der Freund des Doktors. – Geschichte ihrer Freundschaft. – Dick Kennedy in London. – Ein unerwarteter, aber keineswegs beruhigender Vorschlag. – Das wenig tröstlich klingende Sprichwort. – Einige Worte über die afrikanische Märtyrerliste. – Vorteile eines Luftschiffes. – Das Geheimnis des Doktor Fergusson.

Dok­tor Fer­gus­son be­saß einen Freund. Der­sel­be war nicht etwa sein zwei­tes Ich, kein al­ter ego – zwi­schen zwei voll­kom­men gleich­ar­ti­gen We­sen hät­te wirk­li­che Freund­schaft nicht exis­tie­ren kön­nen – aber wenn Dick Ken­ne­dy und Sa­mu­el Fer­gus­son auch ver­schie­de­ne Ei­gen­schaf­ten und Fä­hig­kei­ten, ja so­gar ein ver­schie­de­nes Tem­pe­ra­ment be­sa­ßen, so wa­ren sie doch ein Herz und eine See­le und wur­den da­durch nicht wei­ter ge­stört – im Ge­gen­teil.

Be­sag­ter Dick Ken­ne­dy war ein Schot­te im vol­len Sin­ne des Worts; of­fen, ent­schlos­sen und be­harr­lich. Er wohn­te in der klei­nen Stadt Leith bei Edin­burg, eine rich­ti­ge Bann­mei­le von dem »al­ten Rauch­nest«1 ent­fernt. Bis­wei­len trieb er die Fi­sche­rei, aber im­mer und über­all war er dem Jä­ger­hand­werk mit Leib und See­le er­ge­ben; und das war bei ei­nem Kin­de Ka­le­do­ni­ens, das ge­wohnt ist, in den Ber­gen des Hoch­lands um­her­zu­strei­fen, nicht eben zu ver­wun­dern. Man rühm­te ihn als einen vor­züg­li­chen Schüt­zen mit dem Ka­ra­bi­ner und sag­te ihm nach, dass er die Ku­gel beim Schuss auf eine Mes­ser­klin­ge nicht nur durch­schnitt, son­dern sie auch auf die­se Wei­se in so glei­che Hälf­ten teil­te, dass beim Wie­gen kein Un­ter­schied zwi­schen ih­nen ge­fun­den wer­den konn­te.

Dick Kennedy

Die Phy­sio­gno­mie Ken­ne­dys er­in­ner­te leb­haft an die­je­ni­ge Hal­bert Glen­din­nings, wie sie Wal­ter Scott im »Klos­ter« ge­zeich­net hat; sei­ne Grö­ße über­stieg sechs eng­li­sche Fuß;2 ob­gleich gra­zi­ös und be­hän­de, war er mit ei­ner her­ku­li­schen Kör­per­kraft aus­ge­rüs­tet; ein wet­ter­ge­bräun­tes Ant­litz, leb­haf­te schwar­ze Au­gen, eine na­tür­li­che, aus­ge­präg­te Kühn­heit, kurz eine ge­wis­se Güte und So­li­di­tät in der gan­zen Per­son des Schot­ten nahm von vorn­her­ein zu sei­nen Guns­ten ein.

Die bei­den Freun­de hat­ten sich in In­di­en, als bei­de bei dem­sel­ben Re­gi­ment dienten, ken­nen­ge­lernt; wäh­rend Dick sich auf der Ti­ger- und Ele­fan­ten­jagd ver­gnüg­te, er­beu­te­te Sa­mu­el Pflan­zen und In­sek­ten. Die­ser wie je­ner konn­te sich in sei­ner Sphä­re ei­nes gu­ten Er­fol­ges rüh­men, und dem Dok­tor fiel gar man­che Pflan­ze in die Hän­de, de­ren Wert ei­nem Paar El­fen­bein­hau­ern gleich zu schät­zen war.

Die bei­den jun­gen Leu­te hat­ten nie­mals Ge­le­gen­heit ge­habt, ein­an­der das Le­ben zu ret­ten oder sich sons­ti­ge Diens­te zu er­wei­sen; da­her er­hielt sich un­ter ih­nen eine un­ge­trüb­te, gleich­mä­ßi­ge Freund­schaft. Das Ge­schick trenn­te sie zu­wei­len von­ein­an­der, aber im­mer führ­te sie ihre Sym­pa­thie wie­der zu­sam­men.

Seit­dem sie nach Eng­land zu­rück­ge­kehrt wa­ren, wur­den sie oft durch die Ex­pe­di­tio­nen des Dok­tors ge­schie­den; wenn er in­des­sen heim­kam, ver­fehl­te er nie­mals, un­ge­be­ten bei sei­nem Freun­de vor­zu­spre­chen und ihm ei­ni­ge Wo­chen zu wid­men.

Dick plau­der­te dann von der Ver­gan­gen­heit, und Sa­mu­el mach­te Zu­kunfts­plä­ne; der eine sah vor­wärts, der an­de­re schau­te zu­rück, und so kam es, dass der Geist des einen die per­so­ni­fi­zier­te Auf­re­gung, der des an­de­ren die voll­kom­mens­te Ruhe war.

Nach­dem der Dok­tor von Ti­bet zu­rück­ge­kom­men war, sprach er fast zwei Jah­re lang nicht von neu­en For­schungs­rei­sen, und Dick gab sich der Hoff­nung hin, dass sein Rei­se­trieb und sei­ne Sucht nach Aben­teu­ern nun end­lich be­frie­digt wä­ren. Er war von die­sem Ge­dan­ken ent­zückt. »Wenn man auch noch so gut mit den Men­schen um­zu­ge­hen ver­steht«, sag­te er zu sich, »muss es doch frü­her oder spä­ter ein schlech­tes Ende neh­men; man be­gibt sich nicht un­ge­straft un­ter Men­schen­fres­ser und wil­de Tie­re.« So for­der­te denn Ken­ne­dy sei­nen Freund auf, ein Ende mit sei­nen Rei­sen zu ma­chen, und stell­te ihm vor, dass er für die Wis­sen­schaft ge­nug und für die Dank­bar­keit der Men­schen be­reits viel zu viel ge­leis­tet habe.

Hier­auf er­hielt er von dem Dok­tor kei­ne Ant­wort; der­sel­be war in der nächs­ten Zeit nach­denk­lich, be­schäf­tig­te sich ins­ge­heim mit Be­rech­nun­gen, ver­brach­te die Näch­te mit mi­nu­ti­ösen Ar­bei­ten, über Zah­len brü­tend; ja, er stell­te so­gar Ex­pe­ri­men­te mit al­ler­lei son­der­ba­ren Ma­schi­ne­ri­en an, von de­nen man nicht wuss­te, was sie zu be­deu­ten hat­ten. So viel aber war klar er­sicht­lich: Es gär­te ein neu­er, großer Ge­dan­ke in dem Hirn Sa­mu­el Fer­gus­sons.

»Wor­über mag er so ge­grü­belt ha­ben?« frag­te sich Ken­ne­dy, als sein Freund ihn im Mo­nat Ja­nu­ar ver­las­sen hat­te, um nach Lon­don zu­rück­zu­keh­ren.

Da wur­de ihm die Beant­wor­tung die­ser Fra­ge ei­nes Mor­gens aus dem be­reits mit­ge­teil­ten Ar­ti­kel des »Dai­ly Te­le­graf«.

»Barm­her­zi­ger Him­mel!« rief er aus, »ist der Mensch wahn­sin­nig ge­wor­den! Afri­ka in ei­nem Bal­lon durch­rei­sen! Wei­ter fehl­te nichts! Also dar­über hat er in die­sen bei­den Jah­ren nach­ge­son­nen!«

Denkt euch an­statt al­ler die­ser Aus­ru­fungs­zei­chen kräf­ti­ge, auf das ei­ge­ne Hirn ge­führ­te Faust­schlä­ge und ihr wer­det euch einen un­ge­fäh­ren Be­griff von der kör­per­li­chen Mo­ti­on ma­chen kön­nen, in wel­cher un­ser wa­cke­rer Dick sei­ne Er­re­gung aus­tob­te.

Als sei­ne alte Ver­trau­te, Frau El­s­peth, ihm zu be­den­ken gab, dass dies al­les nur eine My­sti­fi­ka­ti­on sein kön­ne, ant­wor­te­te er:

»Un­sinn! Ich wer­de doch mei­nen Mann ken­nen? Das sieht ihm ähn­lich, ganz ähn­lich! Durch die Lüf­te rei­sen! Jetzt wird er gar ei­fer­süch­tig auf die Vö­gel! Nein, dar­aus soll nichts wer­den! Ich wer­de es zu ver­hin­dern wis­sen! Ja, wenn man ihn ge­wäh­ren lie­ße; wer könn­te ei­nem da­für gut­sa­gen, dass er sich nicht ei­nes schö­nen Ta­ges nach dem Mon­de auf­mach­te!«

Noch am Abend des­sel­ben Ta­ges setz­te sich Ken­ne­dy voll großer Un­ru­he und Er­bit­te­rung in ein Coupé der Ei­sen­bahn nach der Ge­ne­ral Rail­way Sta­ti­on und lang­te am fol­gen­den Mor­gen in Lon­don an.

Drei Vier­tel­stun­den spä­ter setz­te ihn eine Drosch­ke vor dem klei­nen Hau­se des Dok­tors, Soho Squa­re, Greek Street ab.

Er schritt über den Vor­platz und kün­dig­te sich durch fünf nach­drück­li­che Schlä­ge ge­gen die Tür an, wor­auf Fer­gus­son öff­ne­te.

»Dick?« frag­te er, ohne ir­gend­wel­ches Er­stau­nen zu ver­ra­ten.

»Dick sel­ber«, er­wi­der­te Ken­ne­dy kurz.

»Du hältst dich zur Zeit der Win­ter­jag­den in Lon­don auf? Was führt dich hier­her?«

»Eine gren­zen­lo­se Tor­heit, die ich ver­hin­dern will.«

»Eine Tor­heit?«

»Ist das, was in die­ser Zei­tung steht, wahr?« rief jetzt Ken­ne­dy, in­dem er die be­tref­fen­de Num­mer des Dai­ly Te­le­graf her­vor­hol­te und sie sei­nem Freun­de ent­ge­gen­hielt.

»Ach da­von sprichst du! Die­se Zei­tun­gen schwat­zen doch wirk­lich al­les aus! Aber set­ze dich doch, lie­ber Dick.«

»Nein, ich wer­de mich nicht set­zen. Sage mir, ob du wirk­lich und wahr­haf­tig die Ab­sicht hast, die­se Rei­se zu un­ter­neh­men?«

»Ganz ent­schie­den; mei­ne Vor­be­rei­tun­gen sind schon im Gan­ge, und ich …«

»Wo hast du dei­ne Vor­be­rei­tun­gen? In tau­send Stücke will ich sie zer­schla­gen! Her da­mit!«

Der wür­di­ge Schot­te ge­riet jetzt ernst­lich in Zorn.

»Be­ru­hi­ge dich, mein lie­ber Dick«, ver­setz­te der Dok­tor; »ich be­grei­fe dei­ne Ge­reizt­heit sehr wohl. Du zürnst mir, dass ich dir mei­ne neu­en Plä­ne noch nicht mit­ge­teilt habe.«

»Das nennt er neue Plä­ne!«

»Ich bin näm­lich sehr be­schäf­tigt ge­we­sen«, fuhr Sa­mu­el fort; »es gab in der letz­ten Zeit viel für mich zu tun. Aber trotz­dem wäre ich nicht ab­ge­reist, ohne dir zu schrei­ben …«

»Ach, was liegt mir dar­an …«

»Weil ich die Ab­sicht habe, dich mit­zu­neh­men.«

Der Schot­te mach­te einen Satz, der ei­nem Gems­bock zur Ehre ge­reicht ha­ben wür­de.

»Ach so!« sag­te er; »du gehst also dar­auf aus, uns bei­de nach Bed­lam zu brin­gen!«

»Ich habe mit vol­ler Be­stimmt­heit auf dich ge­rech­net, lie­ber Dick, und mit Aus­schluss von vie­len an­de­ren dich zu mei­nem Rei­se­ge­fähr­ten er­wählt.«

Ken­ne­dy war ganz starr vor Stau­nen.

»Wenn du mich zehn Mi­nu­ten lang an­ge­hört hast, wirst du mir da­für dank­bar sein«, fuhr der Dok­tor fort.

»Sprichst du wirk­lich im Ernst?«

»Voll­stän­dig im Ernst.«

»Und wenn ich mich nun wei­ge­re, dich zu be­glei­ten?«

»Das wirst du nicht tun.«

»Wenn ich mich nun aber doch wei­ge­re?«

»Dann rei­se ich al­lein.«

»Set­zen wir uns«, sag­te der Jä­ger, »und spre­chen wir ohne alle Lei­den­schaft. Von dem Au­gen­blick an, wo ich weiß, dass du nicht scher­zest, ist die Sa­che we­nigs­tens ei­ner Un­ter­re­dung wert.«

»Wenn du nichts da­ge­gen hast, kön­nen wir da­bei früh­stücken, lie­ber Dick.«

Die bei­den Freun­de setz­ten sich ein­an­der ge­gen­über an einen klei­nen Tisch, auf dem rechts ein statt­li­cher Berg von But­ter­bro­ten und links eine un­ge­heu­re Tee­kan­ne stand.

»Mein lie­ber Sa­mu­el, dein Plan ist ge­ra­de­zu ver­rückt; an sei­ne Durch­füh­rung ist nicht zu den­ken, er ist mit ei­nem Wort un­mög­lich!«

»Das wer­den wir erst ge­nau wis­sen, wenn wir den Ver­such ge­macht ha­ben.«

»Aber eben­die­ser Ver­such soll ja nicht ge­macht wer­den!«

»Und warum nicht, wenn’s be­liebt?«

»Den­ke doch an die Ge­fah­ren, die Hin­der­nis­se al­ler Art!«

»Hin­der­nis­se«, ver­setz­te Fer­gus­son sehr ernst, »sind er­fun­den, um be­siegt zu wer­den; und was die Ge­fah­ren be­trifft – wer kann sich schmei­cheln, ih­nen zu ent­ge­hen? Al­les im Le­ben ist Ge­fahr! Es kann das größ­te Un­glück her­bei­füh­ren, wenn man sich an ei­nem Ti­sche nie­der­lässt oder auch nur sei­nen Hut auf­setzt. Über­dies muss man sich sa­gen, dass al­les, was be­reits ge­sche­hen ist, auch wie­der­um ge­sche­hen wird, dass die Zu­kunft nur eine et­was ent­fern­te­re Ge­gen­wart ist.«

»Ich ken­ne dei­ne An­sich­ten«, schob Ken­ne­dy ein, in­dem er mit den Ach­seln zuck­te, »du bist Fa­ta­list!«

»Im­mer, aber im bes­ten Sin­ne des Wor­tes. Be­schäf­ti­gen wir uns also nicht mit dem, was das Ge­schick uns mög­li­cher­wei­se vor­be­hal­ten hat, son­dern hal­ten wir uns an das gute eng­li­sche Sprich­wort: Wer zum Hän­gen ge­bo­ren ist, wird nie den Tod des Er­trin­kens ster­ben.«

Hier­auf war nichts zu er­wi­dern, doch hin­der­te dies Ken­ne­dy nicht, eine Men­ge na­he­lie­gen­der Grün­de ge­gen die be­ab­sich­tig­te Un­ter­neh­mung auf­zu­zäh­len, de­ren nä­he­re Er­ör­te­rung uns hier zu weit füh­ren wür­de.

»Wa­rum willst du denn aber«, sag­te er nach ei­ner Stun­de leb­haf­tes­ter De­bat­te, »wenn die­se Be­rei­sung Afri­kas ab­so­lut zu dei­nem Le­bens­glück ge­hört, nicht die­sel­ben Bah­nen ein­schla­gen wie an­de­re ge­wöhn­li­che Sterb­li­che vor dir?«

»Wa­rum?« rief der Dok­tor, in Ei­fer ge­ra­tend; »weil bis jetzt alle Ver­su­che schei­ter­ten! Weil von Mun­go Parks Er­mor­dung am Ni­ger bis zum Ver­schwin­den Vo­gels in Wa­daï, von Oud­neys und Clap­per­tons Tod in Mur­mur und Sacka­tu bis auf den Fran­zo­sen Mai­zan, der in Stücke ge­hau­en wur­de, von dem Ma­jor Laing, der durch die Hand der Tua­regs sein Ende fand, bis zur Er­mor­dung Ro­schers aus Ham­burg im An­fang des Jah­res 1860 zahl­rei­che Op­fer in die afri­ka­ni­sche Mär­ty­rer­lis­te ein­ge­tra­gen wor­den sind! Weil es ganz un­mög­lich ist, ge­gen die Ele­men­te, ge­gen den Hun­ger, den Durst, das Fie­ber, ge­gen die wil­den Tie­re und die noch viel wil­de­ren Völ­ker­stäm­me an­zu­kämp­fen! Weil man das, was nicht auf eine Wei­se zu er­rei­chen ist, auf eine an­de­re Art ver­su­chen muss, und end­lich, weil man da, wo nicht ge­ra­de durch­zu­kom­men ist, ne­ben­her oder dar­über hin­weg ge­hen muss.«

»Wenn es sich nur dar­um han­del­te, dar­über hin­weg zu ge­hen!« äu­ßer­te Ken­ne­dy; »aber du willst ja hoch dar­über fort flie­gen.«

»Nun«, ar­gu­men­tier­te der Dok­tor mit der größ­ten Kalt­blü­tig­keit wei­ter, »was habe ich denn zu fürch­ten? Wie du dir wohl den­ken kannst, habe ich mei­ne Vor­sichts­maß­re­geln der­ge­stalt ge­trof­fen, dass ein Fall mei­nes Bal­lons nicht be­sorgt wer­den darf. Soll­te das Luft­schiff mich trotz al­le­dem im Stich las­sen, so wür­de ich mich auf der Erde noch im­mer in glei­chen Ver­hält­nis­sen mit an­de­ren Ent­de­ckungs­rei­sen­den be­fin­den; aber mein Bal­lon wird sich be­wäh­ren, wir kön­nen fest dar­auf rech­nen.«

»Wir dür­fen im Ge­gen­teil nicht dar­auf rech­nen.«

»Doch wohl, mein lie­ber Dick; ich be­ab­sich­ti­ge, mich nicht eher von mei­nem Luft­schiff zu tren­nen, als bis ich auf der West­küs­te Afri­kas an­ge­kom­men bin. Mit die­sem Bal­lon ist al­les mög­lich; ohne ihn aber fie­le ich wie­der den Ge­fah­ren und na­tür­li­chen Hin­der­nis­sen sol­cher Ex­pe­di­tio­nen zum Op­fer. Mit ihm ge­den­ke ich eben­so der Hit­ze, den Strö­men und Stür­men, wie dem Sa­mum und dem un­ge­sun­den Kli­ma zu trot­zen; we­der wil­de Tie­re noch Men­schen kön­nen mir et­was an­ha­ben. Ist mir zu heiß, so stei­ge ich; wird es zu kalt, so las­se ich mich her­ab. Über einen Berg flie­ge ich hin­weg, über je­den Ab­grund schwe­be ich hin; ich schie­ße über Flüs­se und Strö­me wie ein Vo­gel, und ent­lädt sich ein Ge­wit­ter, so er­he­be ich mich über das­sel­be und be­herr­sche es von oben her­ab. Ich kom­me vor­wärts, ohne zu er­mü­den, und hal­te an, ohne der Ruhe zu bdür­fen! Ich schwe­be über den Städ­ten und flie­ge mit der Schnel­lig­keit des Or­ka­nes bald hoch oben in den Lüf­ten, bald nur 100 Fuß vom Erd­bo­den ent­fernt; und un­ter mei­nen Au­gen ent­rollt sich die Kar­te von Afri­ka im großen At­las der Welt!«

Der wa­cke­re Ken­ne­dy be­gann eine ge­wis­se Be­we­gung und Rüh­rung zu ver­spü­ren, und doch schwin­del­te ihm bei dem vor sei­nen Au­gen ent­roll­ten Schau­spiel. Er be­trach­te­te Sa­mu­el mit ei­nem Ge­misch von Be­wun­de­rung und Sor­ge; fast fühl­te er sich schon schwe­bend im Wel­ten­raum.

»Nach al­le­dem, mein lie­ber Sa­mu­el«, sag­te er end­lich, »hast du das Mit­tel aus­fin­dig ge­macht, den Bal­lon zu len­ken?«

»Nein! Das ist eine Un­mög­lich­keit.«

»Aber dann wirst du rei­sen …«

»Wo­hin es der Vor­se­hung be­liebt, aber je­den­falls von Os­ten nach Wes­ten, denn ich ge­den­ke mich der Pas­sat­win­de, die eine durch­aus be­stän­di­ge Rich­tung ha­ben, zu be­die­nen.«

»Oh, frei­lich!« sag­te Ken­ne­dy über­le­gend; »die Pas­sat­win­de … ge­wiss … Man kann im Not­fall … Es wäre im­mer­hin mög­lich …«

»Es wäre mög­lich? Nein, mein wa­cke­rer Freund, es ist so­gar ge­wiss. Die eng­li­sche Re­gie­rung hat mir ein Trans­port­schiff zur Ver­fü­gung ge­stellt, und es ist ab­ge­macht, dass zu der vor­aus­sicht­li­chen Zeit mei­ner An­kunft drei oder vier Schif­fe an der West­küs­te kreu­zen sol­len. In drei Mo­na­ten spä­tes­tens wer­de ich in San­si­bar sein, um die Fül­lung des Bal­lons zu be­werk­stel­li­gen, und von dort aus wol­len wir uns in die Lüf­te schwin­gen …«

»Wir!« rief Dick.

»Hast du mir noch den lei­ses­ten Ein­wand zu ma­chen, so sprich, Freund Ken­ne­dy.«

»Nicht ei­nen Ein­wand, son­dern tau­sen­d! Aber sage mir un­ter an­de­rem: Wenn du das Land zu be­sich­ti­gen und dich nach Be­lie­ben zu er­he­ben oder her­ab­zu­las­sen ge­denkst, so kannst du das nicht, ohne von dei­nem Gas ein­zu­bü­ßen. Schon die­ser Um­stand hat bis jetzt alle lan­gen Rei­sen in Luft­bal­lons ver­hin­dert.«

»Mein lie­ber Dick, ich will dir nur dies eine Wort sa­gen: Ich wer­de auch nicht das kleins­te Atom, kein Mo­le­kül Gas ein­bü­ßen.«

»Und doch willst du nach Be­lie­ben stei­gen und fal­len kön­nen? Wie willst du das ma­chen?«

»Das ist mein Ge­heim­nis, Freund Dick. Habe nur Ver­trau­en zu mir, und lass mein Lo­sungs­wort auch das dei­ni­ge sein: ›Ex­cel­si­or!‹«

»Gut, also Ex­cel­sior«, ant­wor­te­te der Jä­ger, der kein Wort la­tei­nisch ver­stand.

Er war fest ent­schlos­sen, sich mit al­len er­denk­li­chen Mit­teln der Abrei­se des Dok­tors zu wi­der­set­zen; vor­läu­fig aber gab er sich den An­schein, als sei er der Mei­nung des­sel­ben bei­ge­tre­ten. Er be­gnüg­te sich da­mit, den Freund zu be­ob­ach­ten. Die­ser mach­te sich jetzt dar­an, die Zu­rüs­tun­gen für sei­ne Rei­se zu be­auf­sich­ti­gen.

Auld Ree­kie, Spitz­na­me Edin­burgs.  <<<

Un­ge­fähr fünf Fuß acht Zoll  <<<

Viertes Kapitel – Erforschungsreisen in Afrika. – Barth, Richardson, Overweg, Werne, Brun-Rollet, Peney, Andrea Debono, Miani, Guillaume Lejean, Bruce, Krapf und Rebmann, Maizan, Roscher, Burton und Speke.

Die Luft­li­nie, wel­cher der Dok­tor Fer­gus­son zu fol­gen ge­dach­te, war nicht aufs Ge­ra­te­wohl ge­wählt wor­den. In Be­zug auf den An­fangs­punkt sei­ner Rei­se hat­te er tief­ge­hen­de Stu­di­en ge­macht und nach reif­li­cher Über­le­gung be­schlos­sen, von der In­sel San­si­bar auf­zu­stei­gen. Die­sel­be liegt an der Ost­küs­te von Afri­ka un­ter dem 6. Grad süd­li­cher Brei­te, d.h. ge­gen 430 geo­gra­fi­sche Mei­len süd­lich vom Äqua­tor. Von hier aus war so­eben die letz­te Ex­pe­di­ti­on auf­ge­bro­chen, wel­che über die großen Seen zur Ent­de­ckung der Nil­quel­len ab­ge­sandt war.

Es dürf­te je­doch an der Zeit sein, hier die For­schungs­rei­sen, wel­che Dok­tor Fer­gus­son mit­ein­an­der zu ver­knüp­fen ge­dach­te, nä­her zu be­leuch­ten. Die bei­den haupt­säch­lichs­ten der­sel­ben wa­ren die des Dok­tor Barth im Jah­re 1849 und fer­ner die­je­ni­ge der Lieu­ten­ants Bur­ton und Spe­ke im Jah­re 1858.

Dok­tor Barth, aus Ham­burg ge­bür­tig, er­hielt für sei­nen Lands­mann Over­weg und sich die Er­laub­nis, die Ex­pe­di­ti­on des Eng­län­ders Richard­son be­glei­ten zu dür­fen, der mit ei­ner Sen­dung nach dem Su­dan be­traut war. Die­ses aus­ge­dehn­te Land liegt zwi­schen dem 15. und 10. Grad nörd­li­cher Brei­te, d.h., wenn man dort­hin ge­lan­gen will, muss man über 1500 Mei­len weit in das In­ne­re Afri­kas drin­gen.