Für immer schlank – der Masterplan - Martin Smollich - E-Book

Für immer schlank – der Masterplan E-Book

Martin Smollich

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Beschreibung

Regelmäßig einen Wirkstoff spritzen, schnell schlank werden und es möglichst bleiben – das verspricht die Abnehmspritze. Was viele vergessen: Laut Studien ist der Erfolg nur dann nachhaltig, wenn das Medikament mit Lebensstiländerungen verknüpft wird. Grund genug für einen Ratgeber, der die Abnehmspritze als das präsentiert, was sie ist: eine echte Chance, in Kombination mit der richtigen Ernährung und mehr Bewegung in ein dauerhaft schlankes Leben zu starten. Prof. Dr. Martin Smollich, Top-Experte im Bereich Pharmakonutrition, zeigt auf, wie Übergewichtige diese medizinische Revolution optimal für sich nutzen können. Er erklärt, wie das Medikament die Ernährungsumstellung erleichtert, aber auch, welche Nebenwirkungen möglich sind. Zudem zeigt er, welcher Speiseplan dauerhaft schlank macht und wie viel Gewicht Adipositas-Betroffene mit seinem Masterplan verlieren können. Das Plus: Über 60 alltagstaugliche Rezepte für den Weg zum dauerhaften Wunschgewicht.

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Seitenzahl: 179

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Was alle über Adipositas und Übergewicht wissen sollten

Hallo, wir sind die Neuen!

Spannendes aus der Wissenschaft

Warum die Spritzen keine Wunder bewirken – und allein nicht genügen

Was Sie über Risiken und Nebenwirkungen wissen sollten

Auf einen Blick: die 4 Säulen der erfolgreichen Adipositas-Therapie

Diese 6 Abnehm-Mythen sollten Sie kennen – und direkt vergessen

Eine Patientin erzählt

Richtig essen, mehr bewegen: Worauf Sie dabei achten sollten

Was brauche ich? So decken Sie Ihren Bedarf an Nährstoffen

Jeder Schritt zählt: Wie viel Sie sich (mindestens) bewegen sollten

Mit diesen Alltags-Hacks gelingt die Ernährungsumstellung leichter

Gesund abnehmen – mit diesen 12 Top-Lebensmitteln klappt’s

Welche Rolle die Psyche und das Gehirn beim Abnehmen spielen

Gewohnheiten ändern: Belohnen Sie sich für jedes noch so kleine Teilziel

8 Strategien, mit denen Sie neue Routinen leichter verankern

Ein Patient erzählt

Schlank-Rezepte mit Genussgarantie

Frühstück

Hauptgerichte

Kleine Gerichte

Anhang

Impressum

Die Symbole bei den Rezepten

Meal PrepLässt sich gut vorbereiten und mitnehmen

EiweißreichEnthält mind. 20 g Eiweiß pro Portion

BallaststoffreichDarin stecken mind. 10 g Ballaststoffe pro Portion

Low CarbWeniger als 30 % der Kalorien pro Portion stammen aus Kohlenhydraten

„Adipositas ist keine Charakterschwäche und keine Frage von zu wenig Selbstdisziplin, sondern eine chronische Krankheit. Und die Abnehmspritze ist die logische Lösung für ein Problem, das die Politik seit Jahrzehnten ignoriert.“

Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die neuen Abnehmspritzen sind eine medizinische Revolution: Erstmals gibt es wirksame Medikamente zur Behandlung von Adipositas und zur Prävention von Folgeerkrankungen. Doch trotz aller Belege für die positiven Effekte werden die neuen Wirkstoffe mitunter pauschal als Teufelszeug verdammt. Dagegen wende ich mich mit diesem Ratgeber. Ich liefere Ihnen die Fakten – und erkläre, ob und wie Sie die Abnehmspritze klug für sich nutzen können.

Eines ist mir dabei wichtig: Adipositas ist keine Charakterschwäche, sondern eine chronische Krankheit, daran besteht in der Medizin kein Zweifel mehr. Während jedoch niemand Patienten mit anderen chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck das Recht auf Medikamente absprechen und stattdessen mehr Selbstdisziplin fordern würde, passiert bei Adipositas genau das! Entsprechend werden Betroffene weiter massiv diskriminiert. So wird ihnen die Kostenübernahme für die Abnehmspritze mit dem Argument verwehrt, es käme dadurch zu einer Kostenexplosion im Gesundheitssystem. Den Betroffenen derart die Schuld für ihre Erkrankung zuzuschieben ist eine Schande! Denn hauptverantwortlich für die Adipositas-Epidemie ist nicht der einzelne, vermeintlich willensschwache Mensch, sondern eine Gesundheitspolitik, die Ernährungstherapie und Adipositas-Prävention systematisch vernachlässigt. Dabei wäre nichts kostensparender als Prävention. Daher ist für mich klar: Die Abnehmspritze ist kein Lifestyle-Me-dikament für angeblich disziplinlose Menschen, sondern die logische Lösung für ein gesellschaftliches Problem, das die Politik seit Jahrzehnten ignoriert.

Auf den folgenden Seiten habe ich Ihnen deshalb alle wichtigen Informationen zur Abnehmspritze zusammengestellt – wissenschaftlich fundiert, leicht verständlich, unvoreingenommen und ohne moralischen Zeigefinger. Denn wer von den Medikamenten profitieren will, sollte zuerst verstehen, wie sie wirken. Sollte Vorteile, aber auch Risiken und Nebenwirkungen kennen. Und darüber Bescheid wissen, was es neben den Medikamenten braucht, um sie als Starthilfe für eine dauerhafte Gewichtsreduktion nutzen zu können.

Denn natürlich ist die Abnehmspritze allein kein Wundermittel. Aber: Wer sie nutzt und parallel dazu mit einer professionellen Ernährungstherapie sowie nachhaltigen Lebensstiländerungen beginnt, ebnet so den Weg zu einem langfristig gesunden Körpergewicht. Dabei ist es extrem wichtig, während der Behandlung die Ernährung anzupassen, um Nebenwirkungen zu reduzieren und eine Unterversorgung mit Nährstoffen zu verhindern. Wie Ihnen all das gelingt und wie Sie neue gesunde Gewohnheiten aufbauen, erfahren Sie in diesem Ratgeber ebenfalls.

Zudem bietet Ihnen dieses Buch ganz besondere Rezepte: nicht nur köstlich, leicht und alltagstauglich, sondern extra so zusammengestellt, dass sie eine optimale Ernährung während der Therapie mit der Abnehmspritze gewährleisten. Damit Sie perfekt vorbereitet in eine neue Lebensphase starten können.

Herzlichst Ihr

Was alle über Adipositas und Übergewicht wissen sollten

„Die müssten sich einfach mal zusammenreißen!“ So denken viele über Fettleibige. Dabei ist die Wahrheit deutlich komplexer. Welche Ursachen Adipositas hat, welche negativen Folgen drohen und warum die Lösung des Problems nicht in guten Ratschlägen liegt, sondern in einer professionellen Behandlung – auch mit Medikamenten.

Willensschwach, disziplinlos, verfressen, faul – kurz: selbst schuld an der Misere. Übergewichtige, vor allem Fettleibige, gehören zu jenen Menschen, über die andere besonders schnell ein Urteil fällen. Dabei würde ein Blick auf den Alltag der Betroffenen genügen, um zu erkennen: Adipöse leiden nicht grundsätzlich an einem Mangel an Selbstkontrolle! Wie ihre normalgewichtigen Mitmenschen gehen sie zuverlässig zur Arbeit, auch wenn der Chef mal wieder nervt. Fahren ihre Kinder in die Schule und zum Sport, gehen zwischendurch einkaufen, erledigen die Hausarbeit und pflegen ältere Angehörige, auch wenn sie noch so erschöpft sind. Der einzige Unterschied: Anders als Normalgewichtige leiden fettleibige Menschen an einer chronischen Krankheit, deren Hauptsymptom ausgeprägtes Übergewicht ist. Dass Adipositas keine Frage von zu wenig Willenskraft ist, daran besteht seitens der Forschung nicht mehr der Hauch eines Zweifels.

Stigma statt Diagnose

Wer einmal fettleibig ist, den begleitet die Adipositas oft ein Leben lang. Damit gleicht die Krankheit anderen chronischen Beschwerdebildern, wie etwa Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Rheuma. Doch obwohl die Symptome adipöser Menschen deutlich sicht- und spürbar sind, erhält nur ungefähr die Hälfte aller Betroffenen offiziell die Diagnose „Adipositas“ und damit Informationen und Zugang zu den evidenzbasierten Behandlungsoptionen. Noch schlimmer: Durch die weiterhin allgegenwärtige Vorverurteilung scheuen viele den Gang in die hausärztliche Praxis. Denn aller Forschung zum Trotz können sich selbst einige Mediziner die hochgezo-gene Augenbraue nicht verkneifen und erteilen mehr oder weniger gut gemeinte Empfehlungen wie etwa: „Essen Sie einfach mal ein bisschen gesünder, dann wird das schon!“ Entsprechend wissen nur wenige Adipositas-Betroffene wirklich, was in ihrem Körper passiert, welche Ursachen und Folgen die Krankheit hat und wie eine adäquate Behandlung aussieht.

Ursache 1: die Veranlagung

Wie die allermeisten Erkrankungen hat Adipositas mehrere Ursachen. Zum einen sind da die Gene: Schätzungen zufolge bestimmt unsere Veranlagung zu 40 bis 70 Prozent, welchen Body-Mass-Index (BMI) wir haben. Der BMI bildet die Kennzahl dafür, wie ausgeprägt Übergewicht (oder Untergewicht) bei einer Person ist (siehe Kasten rechts). Diesen großen Einfluss der Gene konnten unter anderem Studien mit eineiigen Zwillingen zeigen: Selbst wenn diese als Kinder in unterschiedlichen Familien aufwuchsen, ähnelte sich ihr BMI im Erwachsenenalter stark. Inzwischen kennt die Forschung gleich mehrere Gen-Varianten, die das Gewicht beeinflussen – und damit auch das Risiko, fettleibig zu werden. Der evolutionäre Sinn hinter dieser genetischen Ausstattung: Für unsere Vorfahren gehörten teils längere Zeiten des Nahrungsmangels über Jahrtausende hinweg ganz selbstverständlich zum Alltag. Wer da wegen spezifischer Gen-Ausprägungen Fett besser speichern und Nahrung besonders effizient verwerten konnte, besaß einen Überlebensvorteil.

Doch nicht nur die Gene selbst beeinflussen das Gewicht, sondern auch die Zahl sogenannter Methylgruppen, die ihnen anhaften. Diese chemischen Einheiten bestimmen, inwieweit ein Gen an- oder ausgeschaltet, wie groß also dessen Wirkung ist. Eine Studie eines Forschungsteams der Berliner Charité zeigte: Hafteten am Gen POMC (Proopiomelanocortin), das für das Sättigungsgefühl mitverantwortlich ist, besonders viele Methylgruppen, stieg das Risiko für Fettleibigkeit bei Frauen um etwa 44 Prozent. Wie stark methyliert so ein Gen ist, entscheidet sich bereits im Mutterleib.

Was genau ist Übergewicht, was ist Adipositas?

Wie für jede andere Krankheit gibt es auch für krankhaftes Übergewicht, Adipositas, eine genaue Definition. Das am häufigsten dafür verwendete Maß ist der Body-Mass-Index (BMI). Dieser errechnet sich nach folgender Formel: Körpergewicht geteilt durch Körpergröße in Zentimetern zum Quadrat. Als normalgewichtig gelten laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) Menschen mit einem BMI zwischen 18,5 und 24,9. Liegt der BMI zwischen 25 und 29,9, sprechen Mediziner von Übergewicht. Ab einem BMI von 30 besteht eine Adipositas. Ein BMI bis 34,9 kennzeichnet eine Adipositas Grad I, bis 39,9 liegt Adipositas Grad 2 vor und ab 40 Adipositas Grad 3 („Adipositas permagna“). Bei Menschen, die älter als 70 sind, beginnt Übergewicht erst bei einem BMI von 29. Wichtig: Für sehr durchtrainierte, muskulöse Menschen ist der BMI nicht aussagekräftig, da Muskeln schwerer sind als Fett. Eine weitere Kennzahl ist das Taille-Hüft-Verhältnis: Dabei wird der Taillenumfang durch den Hüftumfang geteilt. Bei Frauen sollte der Wert 0,85 nicht überschreiten, bei Männern liegt der Grenzwert bei 0,99. Auch der Bauchumfang ist wichtig: Um ihn zu ermitteln, wird das Maßband um die dickste Stelle der Körpermitte gelegt. Ein Wert von mehr als 80 Zentimetern (bei Frauen) und 94 Zentimertern (bei Männern) gilt als Risikofaktor für Krankheiten wie Diabetes und Schlaganfall.

Ursache 2: das Lebensumfeld

Wer durch eine Innenstadt läuft, egal wo in Deutschland, spaziert durch eine Art Schlaraffenland. Bäcker, Imbisse, Supermärkte: Nahrung ist stets nur wenige Meter entfernt. Aufgrund der stärker industrialisierten Produktion von Lebensmitteln füllen heute sehr viel mehr hochkalorische Produkte die Regale als früher. Hinzu kommt: Während die Menschen bis vor wenigen Jahrzehnten im Alltag körperlich oft schwer arbeiten mussten, verbringen wir heute an Werktagen durchschnittlich 9,2 Stunden sitzend. Ein adipositasförderndes Doppel: Menschen brauchen immer weniger Energie, führen sich gleichzeitig aber immer mehr Kalorien zu. Dadurch ist die Energiebilanz der meisten deutlich im Plus und sie nehmen mehr Kalorien auf, als ihr Körper verbrennt. Damit steigt Tag für Tag das Risiko, Gewicht zuzulegen und in die Adipositas zu rutschen. Wer das verhindern möchte, der muss sich entweder dazu zwingen, regelmäßig und in großem Umfang Sport zu treiben. Oder aber deutlich weniger beziehungsweise kalo-rienärmere Lebensmittel zu essen. Ein Teufelskreis: Denn sowohl mehr Bewegung als auch ein gesundes Essverhalten wird mit jedem Kilo auf den Rippen schwieriger. Auch das hat Gründe ...

Ursache 3: die Hormone

Übergewicht verändert den Hormonstoffwechsel auf eine Art, die eine weitere Gewichtszunahme fördert. Unter anderem entwickeln viele Adipositas-Betroffene eine Resistenz gegen das Sättigungshormon Leptin. Da es im Fettgewebe produziert wird, steigt dessen Konzentration bei Übergewicht stark an. In der Folge reagiert das Gehirn nicht mehr angemessen auf den Botenstoff und funkt weniger Sättigungssignale. Einen ähnlichen Effekt hat die Insulinresistenz, die viele Übergewichtige ebenfalls entwickeln. Insulin hemmt im Gehirn eigentlich das Neuropeptid Y, das Menschen zum Essen anregt und den Energie-verbrauch drosselt. Schwimmt aber zu viel Insulin im Blut, bleibt diese bremsende Wirkung aus. Beides erklärt unter anderem, warum sich stark Über-gewichtige selbst nach großen Portionen oft noch hungrig fühlen. Und schließlich: Bei Adipositas schüttet der Körper häufig weniger Wachstumshormone aus, dazu sind Schilddrüsenhormone fehlreguliert – beides macht Abnehmen schwer.

Ursache 4: Diäten als Bumerang

Laut einer Marktanalyse waren im Jahr 2023 knapp 20 Millionen Deutsche ab 14 Jahren an Diäten und Diätprodukten interessiert. Und einer Studie zufolge haben vier von fünf Adipositas-Betroffene bereits eine oder mehrere Diäten gemacht. Doch lediglich elf Prozent konnten das neue Gewicht ein Jahr oder länger halten. Mindestens ein Drittel, so zeigen es Langzeitstudien, nimmt nicht nur wieder zu, sondern wiegt am Ende sogar mehr als vor der Diät.

Auch dieser gefürchtete Jo-Jo-Effekt ist nicht Folge mangelnder Selbstdisziplin. Er beruht vielmehr unter anderem auf stoffwechselspezifischen Anpassun-gen, mit denen der Körper auf einen Gewichtsverlust reagiert. So steigt die Konzentration an hungeraus-lösenden Botenstoffen, während sich die Konzentration an Sättigungshormonen reduziert. In der Folge packen sich Menschen – wie Studien zeigen – vergleichsweise große Portionen auf den Teller. Da nach einer Abnahme zudem die metabolische Rate und damit der Energieverbrauch des Körpers sinkt, nehmen die meisten am Ende deutlich mehr Energie zu sich, als nötig wäre. Diese „Kollateralmast“ erklärt den Jo-Jo-Effekt. Und besonders fatal für Betroffene: Der hormonbedingt gesteigerte Appetit nach einem Gewichtsverlust bleibt einer Studie zufolge auch dann bestehen, wenn das verringerte Gewicht eine Zeitlang gehalten werden kann.

Weitere begünstigende Faktoren

Auch akuter und chronischer Stress fördert Übergewicht und Adipositas. Er versetzt den Körper in eine Art Alarmbereitschaft: Dann hat, grob gesprochen, der präfrontale Kortex im Gehirn weniger zu melden – jene Region also, die es uns erlaubt, Gefühle, Impulse und Begierden zu regulieren. Stattdessen übernimmt das mesolimbische System das Ruder – der Sitz des Belohnungssystems. Hier sind automatisierte Überlebensmechanismen beheimatet. Diese können beispielsweise Sättigungsmechanismen außer Kraft setzen. Außerdem lösen sie positive Empfindungen aus, wenn wir Hochkalorisches zu uns nehmen, insbesondere dann, wenn die Nahrung etwa zur Hälfte aus Kohlenhydraten und zu einem Drittel aus Fett besteht, wie bei Schokolade und Chips. Dies erklärt den sogenannten hedonistischen Hunger, also die Tatsache, dass wir mitunter essen, um uns zu trösten oder zu beruhigen – etwa, wenn die To-do-Liste mal wieder einem Tetris-Spiel gleicht oder wir Stress im Privatleben haben. Essen wird zur Emotionsregulation eingesetzt.

Ebenso hat schlechter oder zu wenig Schlaf ungünstige Auswirkungen auf den Hunger-Sättigungs-Regelkreis und damit das Gewicht. Der Körper schüttet dann mehr vom Hunger-Ghrelin aus, gleichzeitig sinkt die Konzentration des Satt-Hormons, wodurch die Nahrungsaufnahme steigt. Wer kennt das nicht: Schlafmangel aufgrund von Stress, Sorgen, Schichtdienst oder kleinen Kindern lässt den Süßhunger in die Höhe schießen. Einen ähnlichen Effekt hat auch die Smartphone-Nutzung vor dem Zubettgehen, weil dadurch die Schlafdauer abnimmt und die Schlafqualität leidet. Und schließlich können auch viele Medi-kamente Übergewicht fördern. Dazu gehören etwa Betablocker gegen Bluthochdruck sowie einige Antidepressiva und Neuroleptika.

Und wie jetzt weiter?

All das zeigt: Adipositas ist eine chronische Erkrankung mit vielen Ursachen. Deshalb reichen auch ein paar Stunden Ernährungsberatung nicht aus. Sie beleuchten zwar das Essverhalten, können aber das adipositasauslösende Lebensumfeld nicht verändern. Und so kommt es, dass die Medizin aktuell oftmals allein die Folgen von Adipositas behandelt, etwa den hohen Blutzucker oder den Bluthochdruck. Das sollte sich ändern. Die neuen Medikamente wie Wegovy bilden dabei eine innovative, zusätzliche Therapieoption. Wie diese Medikamente konkret wirken und was sie bringen, zeigt das nächste Kapitel.

Welche Krankheiten durch Übergewicht und Adipositas begünstigt werden

Schon ein paar Kilos zu viel erhöhen das Risiko für Folgeerkrankungen – je ausgeprägter das Übergewicht, desto höher das Risiko. Ein Grund: Überschüssiges Fett beeinflusst Stoffwechselprozesse und die Arbeit fast aller Organe so negativ, dass insbesondere Adipositas beinahe alle Zivilisationskrankheiten begünstigt. Insgesamt ist die Erkrankung mit mehr als 200 gesundheitlichen Komplikationen verknüpft. Häufig tritt die Krankheit im gefährlichen Quartett mit Bluthochdruck sowie erhöhten Blutzucker- und Blutfettwerten auf. Zu den häufigsten Folgeerkrankungen gehören Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall, Vorhofflimmern, Koronare Herzkrankheit und Arteriosklerose, außerdem Knie- und Hüftarthrose, Unfruchtbarkeit und Krebs. Allein in Deutschland wären jährlich etwa 30 000 Krebsfälle vermeidbar, würden Übergewichtige einen normalen BMI erreichen. Mit alldem kostet Adipositas nicht nur Menschenleben, sie kommt auch die Gesellschaft sehr teuer zu stehen: Laut Schätzungen der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) wird Adipositas zwischen 2020 und 2050 etwa 70 Prozent aller Diabetes-Behandlungskosten verursachen, 23 Prozent der Behandlungskosten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 9 Prozent der Krebs-Behandlungskosten.

Hallo, wir sind die Neuen!

Die Abnehmspritzen bilden die ersten wirklich hilfreichen Medikamente gegen Adipositas und werden damit die Therapie der Krankheit enorm voranbringen. Doch wer sie klug für sich nutzen will, sollte verstehen, auf welchen Mechanismen ihre Wirkung beruht und was genau sie bringen. Die wichtigsten Fakten im Überblick.

Das wissenschaftliche Fachmagazin „Science“ kürte die Wirkstoffe der Abnehmspritzen zum „Durchbruch des Jahres 2023“. Begründung: Die neuen Medikamente würden die Behandlung von Adipositas revolutionieren und zugleich helfen, Adipositas gesellschaftlich als das anzuerkennen, was sie sei: eine chronische Erkrankung mit biologischen Ursachen.Wie nötig das ist, zeigt ein Blick ins deutsche Sozialgesetzbuch. Demnach dienen gewichtsregulierende Medikamente vor allem „der Erhöhung der Lebensqualität“. Sie sind demnach lediglich ein sogenanntes Lifestyle-Medikament – auf einer Stufe mit potenz- und haarwuchsfördernden Mitteln. Damit werden sie nach aktueller Rechtslage von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt. Und das, obwohl die Erfolgsgeschichte der neuartigen Wirkstoffe mittlerweile in Studien wissenschaftlich eindeutig belegt ist. Ursprünglich als Mittel gegen Diabetes entwickelt, haben inzwischen drei unterschiedliche Wirkstoffe die Zulassung für die Adipositas-Therapie: Liraglutid (Handelsname Saxenda, zugelassen seit 2016), Semaglutid (Wegovy, zugelassen seit Anfang 2022) und Tirzepatid (Mounjaro, zugelassen seit Ende 2023). Das Medikament Ozempic, ebenfalls ein Semaglutid, hilft zwar auch beim Abnehmen, ist aber nur zur Diabetes-Behandlung zugelassen.

So wirken die Medikamente

Alle Abnehmspritzen funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Ihre Wirkstoffe gehören zu den sogenannten Inkretinmimetika: Als solche ahmen Liraglutid und Semaglutid die Wirkung des Hormons GLP-1 nach, Tirzepatid zusätzlich die Wirkung des Hormons GIP. Beide Botenstoffe werden im Dünndarm gebildet und steuern auf verschiedene Weise den Zuckerstoffwechsel sowie den Hunger-Sättigungs-Kreislauf mit. Dabei funktionieren die Wirkstoffe als „Rezeptor-Agonisten“. Das bedeutet: Sie docken an Eiweiß-Bindungsstellen (Rezeptoren) an, die auf bestimmten Zellen vorkommen, ganz so, wie es die körpereigenen Hormone auch tun würden. Damit lösen sie die gleichen Reaktionen aus wie die vom Körper selbst gebildeten Botenstoffe. Im Fall der GLP-1- und GIP-Agonisten führt das unter anderem zu folgenden Effekten, die die Abnehmwirkung der Medikamente erklären.

Vermehrte Sättigungssignale

GLP-1 bindet an Rezeptoren bestimmter Nervenzellen im Hypothalamus: Diese Gehirnregion bildet die zentrale Schaltstelle, die Informationen aus anderen Hirnregionen verarbeitet, auf Hormone und Nährstoffe reagiert und auf diese Weise Stoffwechselprozesse steuert. GLP-1 wirkt dabei auf sogenannte POMC-Nervenzellen: Wenn wir ausreichend gegessen haben, funken diese Neurone Sättigungssignale. Entsprechend aktivieren auch die Wirkstoffe der Abnehmspritzen diese Nervenzellen und erhöhen damit unter anderem das Sättigungsgefühl. Dies hilft zu erklären, warum Menschen unter der Therapie mit Abnehmspritzen schneller satt sind und in Studien mitunter ein Drittel weniger Energie aufnehmen als Probanden der Placebogruppe. Spannend: In einer Studie zur GLP-1-Grundlagenforschung stellten Wissenschaftler fest, dass das Hormon die Nahrungsaufnahme vermutlich sogar effektiver bremsen kann als der Botenstoff Leptin, der bislang als Sättigungshormon Nummer eins gilt.

Verzögerte Magenentleerung

Die Wirkstoffe der Abnehmspritzen aktivieren zudem den Vagusnerv. Dadurch entspannt sich die Magenmuskulatur und die Magenmotilität wird gehemmt. In der Folge werden Nahrungsbestandteile weniger schnell zerkleinert, mit Verdauungssäften vermischt und weitertransportiert. Gleichzeitig kontrahiert der Schließmuskel des Magens. Der Nahrungsbrei bleibt dank dieser Effekte länger im Magen – wir fühlen uns länger satt.

Schwächere Belohnungsreaktionen

Wenn wir essen, insbesondere bei fettreichen und süßen Lebensmitteln, wird im Gehirn Dopamin ausgeschüttet, was ein Wohlgefühl auslöst. Die Wirkstoffe der Abnehmspritzen dämpfen diesen Dopamin-Kick offenbar – auch wenn Forschende noch nicht genau erklären können, wie es dazu kommt. Offensichtlich ist dagegen folgender Effekt: Unter der Behandlung verspüren adipöse Menschen weniger Lust und Heißhunger auf fettreiche Nahrung.

Erhöhte Insulinausschüttung

Alle drei Wirkstoffe binden an bestimmte Rezeptoren in der Bauchspeicheldrüse – und befördern damit die Insulinausschüttung der Betazellen. Auch dieses Hormon ist für das Sättigungsgefühl mitverantwortlich. Zudem bildet Insulin eine Art Schlüssel, welcher die Zellen für Glukosemoleküle aufschließt. Dadurch gelangt der Zucker ins Zellinnere, wo er als Energiequelle genutzt wird. Damit helfen die Abnehmspritzen, den Glukosespiegel im Blut zu regulieren, Blutzuckerspitzen zu vermeiden – und auf diese Weise Heißhunger ein Stück weit auszubremsen. Tirzepatid erhöht diesen Effekt: Denn als zusätzlicher GIP-Agonist verbessert der Wirkstoff die Empfindlichkeit der Zellen für Insulin.

Verringerte Glucagon-Ausschüttung

Glucagon ist eine Art Gegenspieler von Insulin. Denn das Hormon regt Prozesse in der Leber an, über die gespeicherte Mehrfachzucker-Moleküle zu Glukose abgebaut werden – jenem Zucker, den der Körper verwerten kann. Zudem fördert Glucagon die Speicherung von Fettsäuren in Form von Triglyceriden. Die Wirkstoffe der Abnehmspritzen bremsen nun die Bildung dieses Hormons. Das reguliert den Blutzuckerspiegel zusätzlich und reduziert damit wieder indirekt Heißhungerattacken, was Abnehmwilligen hilft.

Was die Abnehmspritzen bringen

Ehe die Medikamente Saxenda, Wegovy und Mounjaro zur Gewichtsreduktion zugelassen wurden, mussten die Hersteller ihre Wirksamkeit in Studien belegen. Diese legen offen, mit welchen Effekten Adipositas-Betroffene unter einer Therapie rechnen können. Wichtig: Die Studienteilnehmenden erhielten die Medikamente stets kombiniert mit Lebensstil-Interventionen – also einer verringerten Kalorienaufnahme, mehr Bewegung und teilweise verhaltenstherapeutischer Behandlung. Um den Abnehmerfolg bewerten zu können, wurde die Gewichtsreduktion verglichen mit jener, die eine Kontrollgruppe erzielte. Deren Teilnehmer bekamen neben den Lebensstil-Interventionen nur ein Scheinmedikament (Placebo).

Ergebnisse für Saxenda (Wirkstoff Liraglutid): Für die Zulassung untersuchte das SCALE-Studienprogramm die Wirkung von Liraglutid an übergewichtigen und adipösen Teilnehmenden. Je nach Studie litten sie an Folgebeschwerden wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes. In drei Studien, die über 56 Wochen liefen, verloren die Teilnehmenden mit Liraglutid im Mittel 5,9 bis 8 Prozent Körpergewicht, in der Placebogruppe waren es 0,2 bis 2,6 Prozent. Bei Diabetes-Betroffenen sank der Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c) im Mittel von 7,9 um 1,3 Prozentpunkte, in der Placebogruppe um 0,4 Prozentpunkte.

Ergebnisse für Wegovy (Wirkstoff Semaglutid): Das STEP-Studienprogramm untersuchte den Effekt von Wegovy größtenteils an Adipositas-Betroffenen (BMI von mindestens 30) sowie Übergewichtigen (BMI von 27), die bereits an einer gewichtsbedingten Folgeerkrankung litten (außer Diabetes). Darüber hinaus wurden Studien mit übergewichtigen und adipösen Diabetikern durchgeführt, deren Zuckerwert unzureichend eingestellt war. Laut der am längsten laufenden Studie, STEP5, wogen Teilnehmende ohne Diabetes nach 104 Wochen im Mittel 15,2 Prozent weniger als zu Studienbeginn. In der Placebogruppe lag der Gewichtsverlust im Schnitt bei 2,6 Prozent. Die STEP2-Studie mit Diabetes-Betroffenen ergab: Nach 68 Wochen wogen Teilnehmende im Mittel 9,6 Prozent weniger – und ihr HbA1c-Wert war von 8,1 Prozentpunkten um durchschnittlich 1,6 Prozentpunkte gesunken. In der Placebogruppe verringerte sich das Körpergewicht durchschnittlich um 3,4 Prozent, der HbA1c-Wert um 0,4 Prozentpunkte.

Folgen für die Wirtschaft

Lebensmittelkonzerne tragen eine Mitverantwortung an den rasant steigenden Adipositas-Zahlen – produzieren sie doch bewusst Waren, die mit einem bestimmten Verhältnis von Zucker und Fett evolutionär bedingte Programme triggern, die uns zu menschlichen Fressmaschinen machen. Sie müssen nun Umsatzrückgänge befürchten. Schon jetzt zeigt die Auswertung von Kundendaten der US-Supermarktkette Walmart: Wer die Abnehmspritzen nutzt, kauft deutlich weniger Lebensmittel ein. Der Textilindustrie dagegen prognostizieren Analysten zusätzliche Umsätze – wenn schlankere Kunden sich neu einkleiden müssen. Und Fluggesellschaften rechnen bald mit geringeren Kerosinkosten aufgrund schlankerer Passagiere.

Ergebnisse für Mounjaro (Wirkstoff Tirzepatid): Auch wenn das Medikament für die Adipositas-Behandlung zugelassen ist, testete das SURPASS-Studienprogramm die Wirkung von Mounjaro nur an Diabetikerinnen und Diabetikern – die teilweise bereits mit (mehreren) anderen Medikamenten gegen die Zuckerkrankheit behandelt wurden. Teilnehmende der fünf SURPASS-Studien verloren im Mittel 10 bis 13 Prozent ihres Körpergewichts. Der HbA1c-Wert verbesserte sich im Mittel um 2 Prozentpunkte.

Weitere positive Wirkungen

Neben der Gewichtsreduktion und verbesserten Zuckerwerten beobachteten Forschende in den Zulassungsstudien und weiteren Folgeuntersuchungen zusätzliche positive Effekte der neuen Medikamente. Beispielsweise besserten sich bei Menschen mit Adipositas und Übergewicht zu hohe Blutdruckwerte und Fettstoffwechselstörungen – sehr wahrscheinlich als Folge der Gewichtsabnahme. Außerdem wurden positive Effekte unter anderem auf die Herz- und Nierengesundheit beobachtet. Grundsätzlich überraschend sind die vielfältigen günstigen Ergebnisse der Abnehmspritzen nicht: Denn Rezeptoren der Hormone, welche die Abnehmspritzen imitieren, finden sich neben der Bauchspeicheldrüse und dem Gehirn auch im Herz, dem Darm und in den Nieren, außerdem in den Gefäßen und den Immunzellen.

Kritik an der Forschung